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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (July 17, 1903)
k, .,. . Couo ,.cc.«ccococ» - W"s O o - s s s · - I · s « « s o UNMU K o - 0 Us« am Uf- »F .UH »O . - s 000 «."- IOO P» «« Ue Y U O csdm »w- »Hu S »sp» wo «.» «». op» Las der Jagd nach Sechzigscunsem V o n Thorwald Bogstud. »Es-T I -.-.«.s.9.4;4.3.8.3s.5.·s"s. Erzählung eines Privatdetettivt fxivfsssosoiossssss AOOOOOOOOOO - sQufsfonJ -.-.-O-· s. s s.o«-O.-s«-.·..« (5. Fortsetzung) »Rosen Sie so freundlich sein und ihn bitten, mit mir im Gasthof ,«3ur Kraftquelle« zusammenzutressen, Nach - mittags 4 Uhr.« f»Ganz gerne, er soll zur Stelle ein.« »Wie hoch beläust sich die Gebiihr?« 6 Mart!« Hell bezahlte und verließ die Höhle des freundlich-n aqlteuaI Theaterpapas. Schlag 4 Uihr trat ein Herr, augen sechinlich ein Schauspieler, in die »Kraftq-uelle«, einen weniger besuchten Gasthof am Jungfernstieg Heil erhob sich und ging ihm entgegen, er war augenscheinlich seines Mannes sicher. Die Herren machten Bekanntschaft mit einander und waren bald in ein inter essantes Gespräch über Bühnen und die Verhältnisse derselben in Deutsch land vertieiL »Sie haben für den Augenblick keine Anftellung2« fragte Hell endlich. »Nein, leider nicht. Mein letzter Direktor ist in Zahlungsschwierigtei teili»åtnd die Gesellschaft wurde auf ge o ." »Ich habe Sie herbeschieden, da ich Sie anstellen will, um eine Rolle zu spielen, nicht auf der Bühne, sondern im Privatleben.« Der Male sab den Sprecher sehr verwundert an. » .'Sagen Sie mir, sprechen Sie fran zvsisch?« «Wie meine Muttersprache. Jch bin in Straßburg geboren.« »Das trifft sich ja gut-Wollen Sie nun so freundlich sein und mich, mein Benehmen, meine Bewegungen und Geberden stubiren, so gut Sie iiinnen.« · Der Schauspieler sah so Mbliifst aus, als hätte er mit einem Wahn finnigen zu thun. i »Ihr-e Rolle wird übrigens sehr leicht fein: Sie haben nur auf meine Rech nung einer reisenden Blondine, Fil. W, die im Orpheum auftritt, den Los zu machen.« »Aber ich begreife nicht — ,.Das werden Sie bald.« hell machte ihn theilweise mit der Angelegenheit vertraut, erzähkie ihm den Grund, warum er haben wolle, daß Miß Florinsa auch fernerhin den Rassen in Hamburg wähnen sollte, was sich leicht erreichen ließ. wenn sein Stellvertreter ihrer Kollegin den Hof machte. Der Schauspieber ging auf den Vor fchlag ein und fand :bald, daß es ekne der angenehmsten Rollen war, oie er jele übernommen hatte. »Aber Perriicke und Bart — .Ukn die Perrüche bekümmern wir uns nicht, sie belästigt meist nur. Ihr dunkles Haar werde ich in einer hakt-en Stunde färben, so daß es dem mini gen gleicht. »Mit was, wenn ich fragen daer« »Mit Wasserstosfhyperoxnd, — aber sür chemische Experimente interesskren Sie sich wohl kaum. Den Bart be handelt der Friseurs des . . . .-’The«a hers. Es ist ein ungewöhnlich geschick fee Mann in seinem Fach. Mein jetzi ger Anzug paßt Ihnen wahrschei nlich und damit ist der Russe fertig. Sie erhalten Z Mark Diäten pro Tag fiir Ihre Person und ein honour von 200 Mark für 8 Tage. Einverstanden?« «E;nvek1tanven1" Nachdem Hell ihm noch einige Jn struitionen ertheilt hatte, verließen Beide das Lokal und gingen nach Heils Wohnung, ivo der alte Unteioffizäer sich noch mehr verwunderte als früher, als et nach einiger Zeit den Rassen leibhaftig zur Thiir hinausgehen sah, während sein ursprünglicher Miethet ihm mit seinem früheren Aussehen fteundlich entgegenlächelte. »Sie sind ein verteufeitee Hexen weist-et here Norweger. Da werde ein awoeeee klug aus Ihren KiinstenL« »Wer-gen muß ich reisen, Heer Schulde, aber wir fehen ans wohl spä ter wieder!« «Wiinfche Ihnen Glücki Fassen Sie den Attentiitet.nut«techt baldi« Am folgenden Morgen sagte ein nichtcasittey nachpässig geileidetee Ar beiter dein alt-en Untekoffizet Lebe wibl mrd rasselte mit einem Bununels Fug nach Berlin. hell hatte diese Ver lieivang gewählt, da et nicht sicher war, ob nicht Bühting rnit dem glei åes Zuge reife. EJII Oetlin angekommen, bezog et ein , kleines, einfaches Privathotel in det M des sotibaniekbahnlyafeg. In der leiten Zeit hatte sich ihm Ists häufiger eine Frage aufgedtängt »Ist-Mk reiste ex eigentlich auf dies-e Ieise dem Beebtechek nach? Ihm das , seid stehlen oder rauben tonnte et , - Sät; das würde jener wohl zu ver -. Hikisa Msseu. Was dem-if- Nach jts M besann in seinem Gehirn ein I ists aufs-tandem med nahm immer ;1- tat-se Ema an. Mufig hatte et wening ek Iff , HM is M Miit ie obachten zu können, ohne daß derselbe ! seine Anwesenheit in Berlin ahnte.’ Hell zweifelte nicht daran, oasz Mißl Florina ihn davon unterrichten wär-l de, wie sein «alter ego« sich in ibre Kollegin verliebt unv infolgedessen seine Jagd aufgegeben hatte. Sein Stellvertreter war gehörig instruirt und schien ein Mann zu sein« der sich danach zu richten verstand. Er hatte darum allen Grund, mit der jepigen Lage der Dinge zufrieden zu sein und mit dem Gefühl einer gewissen Befrie digung schlummerte er am Abend nach mehrjähriger Abwesenheit zum ersten Mal wieder in der lärmenoen Stadt an der Spree ein. 15. Ka p i te l. Am nächsten Morgen unternahm er tu der gleichen Tracht einen- Spazier gang der vor Allem dem hotel »Prin zenbof" und seiner Umgebung zu gel ten schien. Er wünschte zuerst zu wis sen, ob sein Mann bereits angekom men war. Ohne sich zu bedenken, ging er zum Portier und fragte nach einem Baumeister Soundsv. Der Portier musterte überlegen das verwabrloste Aeußere des Frageri. »Sel» Sie auf der Tafel nach, sie ist dafür ba,« lautete endlich die Ant wort. Er ließ sich nicht zwei Mal bitten und begann sogleich die Reisendenliste zu mustern, fand aber keinen Namen, der ihm einen Fingerzeig geben konnte· Er wollte wieder geben. als ein Auf wärter schnell in das Bestibiil trat und nach dem Portier rief. »Den Portier, der Schwer-e auf No. 37 wünscht eine. Droschle erster Klasse.« m »O « L-- m--LL-- st:---«.- -.-. Telephon Hellsverließ eilig das Hotel diese Jagd zu seinem Privat-Vergnü gen. was die Sache siir Sie um so qesährlicher nracht.« »Wieso?« — Bitan sah ziemlich verblüfft auf. nnd nahm Plah an einem Zeit-angs tiosk, tva er den hoteleingang über wachen konnte. Einige Minuten später fuhr ein Wagen vor das Hotel7 nicht « lange nachher kam ein Herr heraus und nahm schnell Plah in demse?den, doch . hatte hell Zeit genug, um festzustellen daß es Bitt-tin war. Er hatte noch dai gleiche Aus eben, von dem hell im l Seitentaijinet des »Tempell)cs" eine HVUsk NO VIII-Cis CIOOLSIICI Ulsl Spur hatte beobachten können. hell ging wieder in das Hotel und begann wieder die Tafel zu lesen und fragte dann den Portier, ob ein« Herr, dessen Name ihm aus der Tafel ausge sallen war, daheim sei. »Ich möchte gerne mit dem Herrn Baumeister spre chen. Jch suche Arbeit·« »So müsse-n Sie sich selber hinaus bemiihen und nachsehen. Die Aufwär ter baden keine Zeit, für Bettler Gänge zu machen.« Der Portier schlug tra cbend die Thür zu. Hell zögerte keinen Augenblick, sondern stieg sogleich einz paar Treppen hinaus. Er suchte durch ! die weitläufig-m no::idokc, bis ex No. I 37 sand. Gerade, als er die Hands aus den Drücker legen wollte. öffnete; sich die Tbiir und ein fauberes Zim mermitdchen eilte, die Thär hinter sich zuschlagend, mit dem kleinen Kafiees service den Korridor entlang. hell hatte gerade noch Zeit gefunden, blitz schnell zurückzniretem sodaß ihn das Mädchen. da sie der anderm Seite des Korrivors entlang lief, nicht sah. Ohne sich weiter zu besinnen, ver schwand er in Bührings Zimmer. Des sen Koffer stand in einer Ecke uns am stummen Diener hing der Rock, den er in Wandrup getragen hatte. Hell« nahm in aller Eile eine Untersuchung res Zimmers, des Koffers, der unver schlossen war, und der am stummen Diener häan Kleider vor. aber ohne Resultat. Enviich stieß er einen leichten überraschen Ausruf ans. Jm Kamin fand er ein halbverbranntez Telegramm und ein Stück graues Pa pier mit einer nomgsisrben Brief marke. hell steckte seinen Fund zu sich, verließ unauffällig das Zimmer und erreichte unbehelli t die Straße, wo raius er nach danke in seine Wohnung ei te. Das Telegramm war nicht stärker vorn Jener beschädigt, als daß er noch lesen konnte: »Der Rasse noch immer hier. Sicher Jerthnnn Jrr Fri. Kes ser Mmrrt!« Es war also gekommen, wie er er wartet hatte. Miß Florina unterrich tete ihren Liebhaber til-er die Lage der Dinse in hamlburg. Der gesundene graue Briefumschlag war dagegen we niger von Interesse. Was das uer von der geschriebenen- Adresse iibrig ge lassen hatte, überzeugte ihn jedoch. da von, das sie von der gleichen Person heteiihtte, die den geheimniß ßvollen Brief abgesandt hatte den Bitte M« is KIND-M sufåw pfiffig Wetse anzueignen wußte - W I hatte ihm also verkang IF Be persCIffh die er M« M Anfang an zu erhalten bestrebt genie fen war, und hell traf nun Vor-betei tungen zu einem Schritt, durch den et seinem Ziel näher zu kommen hoffte. ; Allein nun zeigte sich eine neue l Schwierigkeit 16. K a p i l e l. »Ein entschlossenet, resoluter Mann, in Berlin gut bekannt wird zur Aus-s silbeng eines delikaten und eiligen Auftrags gesucht. Gute Bezahlung« Fkih Schulde, »Gurtenfriy«, wie er i:- seinem zweifelhaften Bekannten k:e: s hi,eß hatte sein Frühstück beendet und faltete nun den- ,,Lo!al anzeiget« F,:.isammen »Dieses Geschäft riecht nach etwas, « fngte et lächelnd zu sich selber. »Es ist am besten, wenn Du Dich meldeft, Fritzchem Du hast lange genug auf der faulen Haut gelegen.« O s O »Die gebiochenen Kettenf« eine ob sture Kellnerinnenlnei pe in der El sissersttaße, war wie gewöhnlich am Abend bis auf den lett-en Platz befest. Die »ungatische« Damenlapelle hatte ihre läkmenden Nummer auf den ge quälten Instrumenten abgespielt wäh rend sie in den Pausen in corpote Je dem den Hof machte, der dafür geneigt ! war ihnen einen Krug Bier zu spen- - men. s Guttenfritz saß allein an einem » kach, jeden neuen- Gast, der eintrat, genau musternd. Ja der linken Band . hielt et eine zusammengefaltele Num mer des »Loialanzeig-et«, vie et selbst Nnn nicht losließ, wenn et sein Glas an den Mund führte. Endlich tout ein dunklen elegantee Herr ein und mustette scharf die An wesenden, ohne daß et sich setzte. Da entdeckte et lGutkenftit und trat, ohne sich zu bedenken, an dessen Tisch und fette sich. Ein Gespräch war bald angeknüpft und nach einig-en Minuten erhoben sich Beide und verließen das Lokal. Its hell fühlte einige Beunruhigung hinsichtlich der Folgen des Schrittes, den er gewagt hatte. Er siihlte sich davon überzeugt, daß sein Mann, falls er bemerkte, daß man ihn auch hier beobachtete. dem Versalger aus den Händen schliipsen würde. Er war indessen bis zu einem ge wissen Grad ruhig. Tögltche Meldun gen oon seinem Stellvertreter in sam burg sagten ihm, daß Miß Florina sich noch immer hinters Licht siibren lreß. Er gedachte jedoch Bühkings Le ben unsd Treiben genau zu beobachten. Er mußte sein Vorgehen ganz nach den Handlungen desselben einrichten. Er miethete zu diesem Zweck eine geichlossene Droschie und folgte so sei nem Mann oon einem Gasthof und einem Tingrltangel zum andern. Aber schon am zweit-en Tag entdeckte er et ttas, das seine größte Verwunderung und Neugierde erregte. Er sah näm lich, daß er nicht der einzige Versolger war. Bühring wurde oon einein An deren ebenso genau beobachtet, wie oon ihm selber. Diese Person, augenschein lich ein Detettio, schlich fortwährend bald zu Fuß, bald in einer Droschte in seiner Nähe umher, eisrig bemüht, sich von Niemand entdecken zu lassen. Endlich wurde diese Jagd ihm so aufsallend, daß er oie Belanntschast seines unerwarteten Genossen zu ma chen beschloß, um die Ursache von dem Eint-ringen desselben in sein Gebiet zu vernehmen. Und diese Bekanntschaft war bald gemacht. Bühring ging in einen besseren Gasthof, jedensalli um zu Mittag zu speisen und gleich nachher tauchte oer Fremde aus und ließ sich in einer Kneipe nebenan nieder. hell ging ihm nach und stellte sich zur großen Ueber raschung des andern als derjenige vor, Ver er in Wirklichkeit war. Der Andere gab sich seinerseits als Viktor SeniineL Geheimpolizist bei ver Moabiter Polizeiabtheilung zu er kennen. Er habe, erzählte er, oen Auf trag erhalten, einen Wechselsälscher aus Schlesrvig ausfindig zu machen· und daß er denselben in der Person Bührings zu sind-en glaubte. Hell til-erzeugte ihn bald von seinem Jrrs rburn fiir welche Auskunft ihm der Andere bestens dankte, unv das Ge spräch wurde bolv sehr lebhaft. hell hatte kein Geheimniß gegenüber seinem Kollegen, der ihrn seinerseits manchen praktischen Rath unsd Wink gab. Die gegenseitige Vertraulichteit mit dem neuen Freunde bewog hell, von seinen bis irn tiessten herzensschrein verschlossenen persönlichen Angelegen heit zu sprechen, bot sich ihm doch ein, wenn auch schwacher dosfnungsschims mer, ein Lebenszeichen von ver langi entbehrten Olga Elnrbah seiner Frau, » zu ersah-m Da mit-mich Ppiizeiokw i ten mit iboen oft unberechenbaan weitverzroeigten Verbindungen. bei den wusenvsochen Situationen, in ivelche sie ihr Beruf bringt und bei der bei Polizisten ausgeprägten Kombina- - trvnsföhigteit, rnitunter geradezu ans Wunderbare streifenve Ausschussel til-er Personen zu geben in der Lage find. obgleich dieselben sich rnit ver: größten Vorsicht geflissentlich der Oes fentlichteit zu ent ieherr und sich in; der Dunkelheit zu lten wissen, so ers ; iwsM er seinem neuen Freunde se-J « den Ren-en seiner rast Init; zder sage, ob dieselbe ils-n v« icht zu- s jsists jemals bezeigt-et set. Er mochte W tetn hebt daraus. das ilsin sehr viel cn dieser Person liege und er siir de Fen Auffindung alles zu opsern bereit ei. Nach einer Stunde vertraulichen Gespräches trennten sich die neuen Freunde rnit dem gegenseitigen Ber sprechen, am nächsten Mittag zusam men bei DresselissznL zu wollen. »Sei-en Sie, Herr Bühring — ja, Sie entschuldigen wohl, daß ich Sie bei Ihrem rechten Namen nenne — es irae der einzige Weg, um den Mann in die Falle zu locken.« Die würdigen Geossen. Bühring und Gurdenfritz, trafen sich am folgen den Tag in einer der unzähligen lleii nen Spelunten Berlins. »Ich taltulirte nämlich folgender maßen: Du tennst die Person nicht, nseiszt wer sie ist,auch nicht« wo sie sich aufhält. Es handelt sich also vor Al lein darum, zu entdecken, in welcher Gestalt sich unter gemeinsamer Freund rerditgt.« »Natürlich. Und es gelang2« »Sie sollen hören. Als ich Sie vor zwei Tagen erfuchte, aus den von mir genannten Straßen zu spazieren und zu fahren, geschah dies in der Absicht, :n Erfahrung zu bringen, ob Sie beob achtet war-den« »Das Resultat?« »Das Resultat ist,« —- Gurlenfriß zog ein- Notizbsuch aus der Tasche — ,,daß Ihr Verfolger Ostar hell beißt —« »Und Detettid ist, nicht wahrt« «Rein, nicht eigentlich. Er ist nur Amateur oder Dilettant und betreibt diese Jagd zu seinem Privat-Bewil gen roas die Sache für Sie um so gefährlicher macht" Wieso?« — Bühring sah ziemlich verblüfft aus. Jau- roeroe ich Zonen sagen. ern solcher Detettio wird von stärleren Jnstintten geleitet als prosessionellr. Er hat keine Schuld, das heißt, er be dient sich nicht der gewöhnlichenstnisse und Methoden, die Leute unseres Schlag-es so gut kennen und unschäd lich zu machen wissen. Kurz, er ist trllständig unberechenbar. Er mag dem Fachmann an Psissigteit nach st-hen, kann aber, wie bemerlt, oft in eine-r Weise vorgehen, die im Augen blick überrascht und ost zu glücklichen Resultaten führt« —- dad heißt, siir ihn. Zieht man dabei noch in Betracht, daß Jhr Herr Verfolger gut rnit Geld versehen zu sein scheint, so ist es mei ne Ansicht, daß Sie allen Grund ha ben, äußerst vorsichtig zu sein.« »Aber welchen Grund kann dieser Mensch haben— ?" »Das lann ich Ihnen nicht bestimmt sagen. Jch glaube indessen, daß es eine Laune ist. Aber Sie können sich doch glücklich schätzen,« —- Gurlensriß schätzte die Lippen zu einem widerlich psisigen Lächeln — »daß ich ein Mit tel gesunden zu haben Clerus-h um die sem unangenehmen Vogel die Flügel zu binden.'« »Was meinen Stei« »Das will ich Ihnen sagen: er ist nicht blos auf der Jagd nach Ihnen, sondern auch niach einer Dame, seiner Frau, wie ich vermuthe, und es hat beinahe den Anschein, als ob er ge neigt wäre, seine Seele zu vertausen, sofern er Nachricht iiber ihren Aufent halt erlangen könnte. Jch weiß zu fällig, roo sich die Frau befindet, und Sie mögen mich einen Dummlops heißen, wenn es uns nicht gelingen sollte, ihm zur Ausgabe seiner Jagd zu bewegen. Jaer weiß, vielleicht erreichen wir noch mehr als da5.« — Das Gespräch wurde in noch leise cem Tone als sriiher fortgesetzt 17. K a p i i e i. Draußen im Sitz-weiten Beriins, cn der Mstras3e, einer der hauptvers tehrsadern dieses Stadttheils, liegt zwischen den vielen unschönen fünf stöckigen Miethstasernen ein freundli ches kleines haus mit einem Gatten davor. Es ist ein Rest aus den Sech ztgerjahrem ein-e der ziemlich zahlrei cken kleinen Willen, die damals in den Vorstäan Berlins standen und die ier Unternehmungsgeist und die guten Aussichten der skbziskt Jahre — Dank den fünf Milliarden Bismarcls —- noch nicht dem Erdboden gleich zu machen vermocht hat. »«Oiga Leitner, Sprach- und Mu sikilehrerin«, stand auf der Garten s:-iarte. Hier hatde Olga hell, als sie vor zehn Jahren ihr ganzes Lebens glück mußte stranden sehen, einen Zu fluchtsort gefunden. Als der Vater verhaftet und verur theilt worden war, als ihr Mann trah der Stellung, in der et sich befand, gleichwohl ihren siehentliehen Bitten um Befreiung des Bat-ers lein Gehör lieh, da faßte sie einen gliihenden Haß gegen den Mann, der naeh ihrer Mei nung an allem schuld war. Rache, eine giftige Zhende Rache war ihr erster und einziger Gedanke und die Ursache davon, daße sie fort reiste und später ihrem nritleidsiosen Mann jenen pminiifsen Brief sandte Jn einer kleinen Stadt Jiitlands V bar sie ihren Knaben, eine steil-Sum rne Geld besaß sie- Dank einem kleinen Erbe, das ihr in ihrer Jugendzeit zu kesasen nur und das sie noch nicht an gerährt hatt-. Später sefie sie sich in Verbindung mit eirIr tut-innen Irrun W tin, die mit ein-In deutlan IM manns verherathet war und in lin ewhnte. Mit Unterstüiun derfelben erhielt sie bald mehrere Hirt in Sprachen und Musik und lebte fett in ihrem hör-schen- ckhne Sor um ihr Auskommen, eins und a in sich ih rem wackeren Kn und seiner Zu kunft opferntn Sie war ur it der vorhin erzählten Ereigni e Jahre und blendend schön gewesen. Der Kummer hatte die schM Züge nicht zu entftellew vermocht, wohl aber ihnen die stille, erlösenide Ruhe der Ergebung verliehen. Sie lebte augenscheinlich nur für ihren Sol-, und »die brave Frau Leitner« war ungewöhnlich gut angeschrieuen in der Nachbarschaft, und ihr gegenüber hatte nicht einmal der Klatsch dtr hö ierinnen einen festen Anhaltspunit ge fanden. i i i Frau Leitner hatte gerade eine Mu silstunde beendet und sfaß mit einer Handarbeit beschäftigt und wartete auf ihren Knaben. Ostar pflegte sonst immer pünktlich zu fein, nnd die Mutter begriff nicht, weshalb er dies mal so lange ausblieb. Sie wartete eine Vierteiltunde, eine halbe Stunde, aber Oklar kam nickZL Schnell kleidete sie sich um und ging hinaus auf die Straße, um nach ihm zu sehen, fand ihn aber nicht. Sie er kundigte sich bei den Nachbarn, bei den Familien, mit deren Kindern er sonst zu gehen pflegte, aiber ohne Erfolg. Sie begann unruhig zu werden« Der Knabe w:r ut bekannt in der näch ften Umgegen, und hatte nie Luft ge zeigt, auf Entdeckungöreisen in die große Stadt zu gehen. Stunde um Stunde verging. aber Ue Cum-I- skfebisn krick-O Si- its-Ihr suirie in ihrer Besorgniß an· die Wi zeämter , aber Niemand konnte ihr Aufschluß geben« Bei iiingersem Rachdentiens wurde sie ron einem namenlosen Schrecken er griffen. Wie, wenn der Vater trot aller Vorsichtsmaßregecm trotz ihrer Namenveriinderung. und trosbem sie sich hier in einem von Ausliinberen wenig besuchten Stabttheil begraben hatte, ihr doch auf bie Spur gekom men wäre und sich ohne Weiter-s in den Besih beg Kindes gesetzt hättet Sie war ziemlich fest überzeugt davon, daß ihm tein Unfall zugestoßen war, denn wäre dieses ber Fall gewesen, so ioiirbe die Polizei Nachricht davon er bakten haben. (Fortfetzung folgt.) Eine moderne Confultationsi stunde —— Von O. Weißeubom Das zweite Stockwert in dem statt lichen Hause haben wir erreicht, und das Porzellanschilb an der Wob nungsthiir belehrt uns, daß wir rich tig gegangen: »Weber-Cbarpentier« steht darauf, in großen goldenen Buch stoben. « Auf unser Klingeln öffnet ein freundliches junges Mädchen mit wei ßer Lafschiirze und zierlichem Daub chen au dem Scheitel. »Ich bitte die Damen einzutreten; hier links —«. Eine Flügeltbiir thut sich auf, unser Fuß versinkt in einem dicken, weichen Teppiche: gebämpftes Licht fällt aus zwei großen, mit feinen, bunt-durch wirtten Stores oerhangenen Fenstern uns entgegen. Wir befinden uns in einem ziemlich großen eleganten Rau me unb bemerken, baß schon mehrere Mens- an Roms-»w- -»s Oft-h Cis-h Nachdem unser Auge sich afn das-Halb dunlel gewöhnt hat, sehen wir uns Zimmer und Gesellschaft näher an. Luxus, aber geschmaavoller Luxus, umgiebt uns. Dunkelsardige, mit Gold durchstreute Tapeten bekleiden die Wände, von denen sich einige, on scheinend gute Landschaften in gediege nen Rahmen, auch mehrere große Delster Teller, wirkungsooll abhehen: Zwischen den FenIern ein bequeme Sopha von dunklblaueni Plüsch, eben solche niedrige Sessel um den in der Mitte stehenden Tisch von Ebenholz gruppirt, aus dem viele illustrirte Heste bunt durcheinander liegen. An der ei nen Wand ein großer alter geschninter Eichenschrant, verschiedene Tischchen und Sitzgelegenheiten modernen Stils an der andern Wand und in den Ecken, vor den Fenstern Blumentische mit Blattpslanzen, neben dein einen ein Schreidtisch mit Rippet neben der Ein gangsthiir ein vernickelter Dauer randosen, dessen Mira-Scheiben einen matten Feuerschein aus den Teppich wersen und die elegante Wohnlichteit des Zimmeri erhöhen. Ein sast seietliches Schweigen herrscht im Raum; halblaut nur rich tet dikiiltere Dorne dort aus dem So pha eine Frage an ihre neben ihr sehen de Begleiterin, und wir vernehmen nur einige Worte: »Eben von Paris zurück —- sehr besehte Zeit —- drtngsende Be spvechung«. —-Vom Tisch her hört man das Rascheln und Umwenden der Beste, deren Inhalt, nach dem eisrigen Studium der beiden sich dariiber heu genden jungen Mädchen zu urtheilen, wohl sehr interessant sein muß. Born Nehenzimrner —- dessen Thin durch ei nen DsieliirnsBorhans verdeat ist — tlingen gedänepst zweistirnnren tn led hashr Unterseite-na .-«--: -.-«-.—-· Wo sind wer Jst dies das- Warte. zinuner einer beriibrnten medi inischen Autoritäti Wird nebenan ber Ge sundheit und Krankheit verdandelti Aber alle diese Damen sehen doch nicht leidend aus — im Oe nchetl: Lebens lirst und Freude «— a erdingi auch ein weni Ungeduld —- spiegeln sich in al ler tenen, —- nur jene Matrone sitt ernst und webniii g, in Trauerrleis dung da. JePt s i es wieder drau ßen, eine statt ichr Dame tritt ein und scheint nicht sehr erfreut über die An zahl der Wartenden, grüßt slli tig mit einem etwas gezwungenen Lii lrd und wirst sich in einen der Sessel, in dem sie ihre Handschuhe aus den Tisch wirst; ja, sie wird lange warten mits sen, wenn siir sie wie für die andern ae, das verhängte Nebenzimmer das errebte Ziel bildet! Fiir die am längsten Geduldige naht jetzt aber der Augenblick der Erlösung. Da drinnen scheint die Audienz been det, die Stimmen nähern sich der Tbür und noch in lebhafter Hin- und Her rede treten zwei Damen heraus. Die eine, in höchst eleganter Haustoilette, geleitet die andere bis zur Ausgangs thiir und grüßt den Damentreiö mit freundlich-verbindlichem Lächeln: »Ab! guten Tag, gnädigste Frau! Je suis a wus, Mademoiselle«. — Dann eine graziöse, man iönnte sagen herablas send einladende Handbewegung nach dem Mbenzimmer, die junge Dame vom Sopha erhebt sich und wieder schließt sich inter ir die Thiir nach dem geheimnisvollen Nebenraum. So geht es noch mit einer zweiten, dritten und vierten Klientim dann endlich kommt die Reihe an uns, auch wir werden böslich begrüßt, auch uns wird einla« dend gewinkt und auch wir befinden uns schließlich in dem großen, hellen 'Konsultations- und Probierzirnrner der —- ersten und begehrtesten Kleider iiinstlerin unserer Stadt, einer Part serin noch obendrein! »Sie wünschen, meine Damen?« eint leise fremdartige Aussprache klingt in der freundlichen Anrede. Ganz be scheiden bitten wir, unter »Madaines« Kundschast ausgenommen zu werden. Die Bitte wird liebenswürdig grwäbrt, unsere Namen in ein Büchelchen notirt, das an silberner Kette vom Kleider giirtel berabhöngt. Und dann ruht ein scharfer, sast anatomisch prüfendek Blick auf unserer Gestalt, ein Blick, unter dem uns das nicht gerade unan genebme Bewußtsein durchrteselt, keine beworftechenden Fehler und Häßlichkeii ten an uns zu haben, aber dennoch ie ben wir mit einer gewissen Erleichte rung, wir Madames Auge von uns sort zu den verschiedenen Schranken und Regalen wandert, wo Stoffe, Br iagariitel und Modellileider unterge bracht sind. »Um was siir ein Kleid andelt es sich?« »Ein elegantes Gesellschaftsllcid, EmpiresStil!« »M! tres bien« — —- (also lein einfaches handloftiirnl Es derlvnt der Mühe! Ein kleiner Schritt weiter in Madame! Gunst!)—-—,,und die Farbe?« »Ich dachte an ein helles Braun.« »Braun?! impossiblel Ganz unmög lich! Teint. haarsarbe, Gesichtsauss druck verbieten braun aus das einschies denstel Wo bliebe da die Aestbetit der Farben?! Diiv oder fliedersarben wird es werden und —- achl ich bitte die gnädige Frau, langsam durch-J Zimmer zu gehen —- sol treZ bien! halb nach rechts wenden, bitte! Sol Besten Dani! ich weiß Beicheidl Schnitt: Modell No. 14, sSchZeppe: Facon Duchesse. Besaht a la Fourchani baultl Das Kleid wird schick werden! Noch einen Augenblick zum Maßnehs msn Bitt-» Wir fühlen einige leise Berührun gen an Schultern« Rücken und Armen» hören Madame einige Zahlen sagen, dir oon einer jungen am Seitentisch schen den Dame aufgeschrieben werden — dann tritt die »Kiinftlerin« lächelnd zurück: »Dann derbindlichft«. Wir sind entlassen, unsere Konfuls taiion ist beendet! Zuvortommend wie die andern vor uns werden auch wir durch das Bor zimmer geleitet. Ifere Nachfolgerin thut einen Seufzer der Erleichterung und erhebt sich. Erft auf der Straße unten überlegen wir uns, daß wie uns ja zu dern geraden Gegentheii unserer Absichten und Pläne haben belehren lassen, auch den Preis gar nicht verein bart habent Na, die Gewaltige hat unj doch gehiirig imponirtt Aber ei hilft schon nichts, wir miiffen gute Miene zum bösen Spiel machen, das nach Madames Geschmack gefertigte Kleid wird uns ja demnächst einen glänzenden Beweis ihrer Künstler fchaft, ihres wohlbegkiindeten Rufes geben, es wird auch wohl tadellos pas sen — ob auch unserm Geldbeuteth «Wahrfcheinlich« oder »möglicher Weise« seht der Wetterclert immer feiner Prophezeiung voraus. Wie stolz. Das klingt, diese ausdrückliche Bemerkung, daß die Mögli leit, die Vorauifagung könnte eintre fen, nicht ausgeschlossen sei. ·- es i Der Czar hat deutlich erklärt, das er die Petition betreffs der Kirche«-ref fer Geureiels nicht entgegennehrnen wied. Monat haben seinen Ge fallen an der hehett, nur allerwe nigften der spr. ««»» - « - - -» ·-.