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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (July 10, 1903)
»O da blühender».« Von E. Kraut-. L» bist-blühenden glitt-Inder Sommertag, stian dustcndr Rost-u uud Lin-den! Mir rit, als komm- ia vielleicht Mein Glück doch wirdcrfindcnk Tck lachcndc, goldene- Sonnenschein Will meinen Kummer vertreibt-m Bei all dieser Schönheit limde und tandem, Da sollt-: ich traurig tilgitnsnk Eis die Lindenblüttrc zur txt-de fiel, Eis vorüber drr Rose Weimar-m . "lt niicls das Glück, m; dem ists ver-kann Liclleias:, vielleicht ins-an iznrfangrnz ———---.-.---—- — Das Brauttleid. Novellctc von Emma Haushoschcrt Sie tte eine wunderbare Gestalt, diese T kla, und sie wußte sich farnos anzu iehen! Man hätte lauben ton nen, ie käme aus einem alaft, wenn man ihr flüchtig auf der Straße be egiiete. Der leichte sichere Gang, der chlante Zehe Wuchs, das feine art rosige Ge icht, die stolze Miene! der sie war teine Prinzessin und keine Millionärin —- sondern erste Vorar beiterin in dem Geschäft der Frau Willibald, der vornehmsten und theuersten Schneiderin der Stadt. Geschmack mußte sie natürlich ha ben» und über das, was modern und chic ist, mußte sie Bescheid wissen, nachdem die Eleganz all der schdnen Damen durch ihre Hände ging, ge wissermaßen ihr Wert war· Aber sie verstand sich nicht blos daraus, die Reize der andern zur Geltung zu bringen. Jn ihren Maßestunden ent wickelte sie auch das größte Talent, selbst ein Männerberz zu bezaubern Er war Leutnant und an manchem Abend in der Woche holte er sie ab; natürlich in Civil. Sie gingen dann miteinander in ein «Variete-.Theater. De Wielsitth im Mit lynekl Unumwu trafen, hatten ein warmes ohlgesal len an dem hiidschen Paar. Beson ders Thetla war es von den leuchten den Augen abzulcsem wie töstlich ihr diese freien Stunden in ihrem Ar be.tsleben waren, wie sie ihren Theil am Gliick der Welt mit allen Fibern genoß. Sie machte sich teine Illusio nen. Sie wußte, das-. ihr Ottmar sie nicht heirathen tonnte und daß die schöne Zeit einmal enden würde. Aber sie mochte daran nicht denlen, so we nig wie an das Sterben, das fu auch unvermeidlich ist. Drei Jahre lang war er immer gleich lieb und nett zu ihr. Dann, im rbst, tam er seltener um Abholen. Die wartete ein paar al vergeblich aus ihn und war dann gereizt und schnipvisch beim Wiedersehen. Aber es gab doch immer wieder eine rei zende Versöhnung Sie fühlte wohl längst, das-. das Unheil dro te. Aber sie hatte doch nicht den uth, ihn zu fragen, ob er von ihr los sein wolle? Und als dann der Brief lam, der so hart zu schreiben und so viel, viel härter noch zu empfangen ist, « der Abschiedsbrief, — da meinte sie doch sie tönne es nicht tragen. Sie müsse nun irgend etwas Verzweiseltes thun!« Doch gerade im Carneval drängte die Arbeit. Wenn sie einmal im Geschäft war, blieb ihr teine Minute Zeit, iiber ihre verarmte Existenz na zudenten und wenn sie heimtam, war sie to todtmiide, daß sie gleich nach ihrem einsamen Abendefsen einschlief. Die jungen Mädchen in der Schneider stube spürten allerdings Fräulein Thetla’s ilble Laune und sie tuschel ten miteinander: »Die Geschichte mit ihrem Leutnant ist aus! Darum tann man ihr gar nichts mehr recht ma chen!« Eines Tages tam die »Tail len-Bertha« ganz aufgeregt angeriictt. Beim Mantelausziehen verliindete sie schon die Nachricht: »Verlobt hat sich »u- csonsannts msii Han Fräulein Westheimer, der Vater ist Bantier. Schwer reich soll sie sein!« »Na, da ioird sie heut wieder ihre Wuth an uns auslafsen!" rief die rothhaarige »Aerniel-Anna.« »Aber ich laß es mir nicht mehr gefallen! Ich sag’ ihr’s einfach ins Gesicht: Jch lann doch nichts dafür, daß Jhr Schaß jetzt die Bankiergtochter heirathet!« Doch als Thella dann ankam, spä ter als sonst, sichtlich mit vermeinten Augen, da beugten sie sich doch alle, verlegen und stumm, auf die »Schooß brettchen« herab, nahten, und jede, die an die Vorarbeiterin eine Frage zu richten hatte, sprach heute ausfal lend sanft und bescheiden, ivie einge schiichtert von diesem blassen Gesicht mit den rothgeriinderten Lidern. The kla schien der vollendeten Thatiache gegenüber ibre Ruhe und Kraft wie der zu finden. »Nun ist’s einmal zu Ende und alles Jammern nith nichts mehr,« saate sie sich init dem prakti schen Verstand und der Tapferkeit des Mädchens aus-Dein Volke. Die »Taillen : Bertha" und die .Aermel-Anna« hatten sich nicht mehr über sie zu bellaaen Und im Früh jsht that sie ihnen allen herzlich leid. Frau Willibald rief nämlich eines Taaes ganz vergnügt in die Schnei derstube: »Fröulein Theklal Kommen Sie rnit deni Mafibiichl Fräulein Westheinier bekommt sechs seidene Kleider zur Aussteuer!« Nun mußte die arme Thella auch noch die Toiletten fiir die Bankiers tochter machen! « Sie biß die Lippen auseinander, als sie in das Anprvbezimmer trat und sich vor dein kleinen, plumpen aufgepusten Fräulein iind vor der dicken, aufgeraisten Mama verneigte Aber darin flosa manchmal ein Spott liicheln iiber ihr feines, bliihendes Ge Nebraska DiaatsAnzeIger Und Errolls J P Windolph, Herausgehen Grund Island, Nein-» 10 Juli 1903 (Zweitck Theil) 4 Jahrgang « No. 43. sicht, während sie mit dem Centimeter den Wuchs der Kundin abmaß, den kurzen Hals, die flache Biifte, und-mit Kennerblicten fah, daß die rechte Düfte etwas schief saß und daß an der einen Schulter Watte eingelegt werden müßte, wenn dieTaille die krumme Rückenlinie verbergen sollte. Schön war sie nicht, seine Braut! An dem Abend schaute ch Thetla mit einem chadenfrohen vhl efal len in den piegel, während sige ihr üppiges braune-L haar über ihre t prächtigen weißen Schultern, iiber ih ren stolzen Nacken herabriefeln ließ: —— Und dann las sie Ottmar’s Ab schiedsbrief wieder; dieses Mal mit einem Gefühl der Genugthuung. Jn ihrem ersten Groll hatte sie alles, was -er ihr schrieb, für nichtssagende Re densarten gehalten, fiir leeres Ge flunter. Nun schien ihr mancher Saß doch wahr, voll von bitterem Ernst. I »Ach, weißt Du. Thetla,« hieß es auf der zweiten Seite, »ich wollte wahrhaftig, ich dürfte Dir treu blei ben. Jch würde mir gar nichts Besse res wunschen und gewiß niemals an eine andere denken, als an Dich, — aber was will man machen ais armer Offizier mit so und so viel Schulden? Lan muß in den sauren Apfel bei ßen und nach irgend einem häßlichen i langweiligen Goldfisch angean Aber Iglaub’ mir, mein Lebewohl an Dich s das ist auch für inich ein Abschied von ;der4 schynem freien Jugend, vom iØlUllI Datum kann la) Vlcsc Still s« ! nerung nie vergessen. » Thetla trug den Brief nun immer T mit ich herum. Es machte ihr Spaß, das Blatt in ihrer Tasche zu fühlen· » während sie die seidenen Toiletten für Fräulein Sidonie Westheimer compo nirtr. ; Zuletzt, wenige Tage vor der » Fochzeih wurde in der Schneider ! ube das Brauttleid begonnen, aus Iwunderbarem weissen Panne, weich I wie Sammt und glänzend wie Seide· Thetlckg feine ge chickte Finger steckten iden zarten Stof in weichen Falten über die Puppe und arrangirtsrn Spi en und Bänder Nach'attem Brauch F tten die jüngeren Mädchen ihr auch fein ar Stirnhör n gebracht, die « te ch ausrifsen un die sie in die rauttaille einniihen mußten; eo hieß, daß man dann im nächsten Jahr selbst Hochzeit macht. Die Aelteren hatten das zu oft ohne Erfolg ver sucht, um noch an den Zauber zu glauben. » räulein Thetla!« tief Frau Wil libad am Tage vor der Hochzeit. »Sie müssen heute Nachmittag zu Westheimer’s zur letzten Anprobe. Die Damen können nicht mehr hertom men.« Die Arbeiterinnen schauten alle er schrocken und gespannt auf Thetla. Jnt ersten Moment war sie allerdings entschlossen zu der trotzigen Ertlä rung: «Dao thu’ ich nicht? Das tön nen Sie nicht von mir verlangen!« Aber eine tranthaste Neugier, ein selbstquälerifches Verlangen dieses Haus zu betreten, Ottmar vielleicht noch einmal zu begegnen, verdrängte Thellcks erste Regung deg Widerwil lens. So stieg sie denn, mit dem Lehrmädchen hinter sich. die tevvichbe-i legte Treppe zu der Weftheimer'schen Wohnung empor. Man ließ sie war ten. Endlich nach einer Stunde rief sie nach einem Dienstmädchen und lieh skaaent ob man ihre Anwesenheit vergessen have. Endlich trat die junge Dame ein, erwiderte sehr von oben herab ihren Gruß und wars in beleidigendem Tone hin: »Eine solche Last, dieses ewige Probirenl Jn Gottes Namens Kont men Stel« Durch eine Flucht von Zimmern folgten Thetla und das Lehrmiidchen mit der Schachtel der widerwillig Voranschreitenden in ein entzückendeg Roceocco-Boudoir. hier ließ sie sich gnädigst das Prachtgewand überwei sen, die Taille einholen und stellte sich Idann prüfend vor den großen, hellve leuchteten Spiegel Das tleine Per sönchen verschwand sast in dem üppi !gen Gewoae der langen Schleppe: ihr sadles Gesicht wirtte noch ariinlicher und reizloser über dem weißen Perl muttersGlanz des schimmernden Ge webeg Sie schien sich selbst nicht zu zaeiallen und Tdella mußte ihre Ent y täuschung entgelten. l Unzusrieden und ärgerlich zupste sie an der Taille herum. »Ich finde die Toilette hat gar keinen Chir! Jm Journal sah das alles so viel sloiter und graziöser aus! Der Gürtel ist zu hoch! Diese Schleise wäre viel hüb scher aus dieser Seite. Und das sind auch nicht die Spitzen, die ich ausge sucht dabe! Nein, bitte, widersprechen Sie nicht! Ich weiß das ganz genau! Und der Rock ist vorne zu lang! Tren nen Sie einmal hier die häßlichen Possen an den Aermeln sb. Und der Gürtel mus-. wen!« Sie tlingelte: Musen Sie Marna oder meieen Bräutiaatn8« Thella kniete gerade auf dem Bo » den und steckte den Rock um einen hal jben Centimeter lür er, als Ottomar ; eintrat. Langsam ob sie die Augen T zu ihm empor. War er nicht zusam » mensge uckt, als er sie erkannte? Je denfa s schaute er über sie hinweg, als wäre sie Luft, als sie sich dann zu ihrer stattlichen Höhe aufrichtete und, ? nicht ohne Absicht, einen Moment in ihrer vornehmen stolzen Schlanlheiz neben der Unscheinbaren in dem leuch tenden gleißenden Gewande stand. Sie hätte es ihm noch verziehen, daß er nicht den Muth hatte, ihrem Blick zu begegnen. Aber als er mit seiner Braut dann sranzösisch zu reden an fing und die beiden sich über ihren Kopf weg miteinander unterhielten, wie in Gegenwart einer Magd; als er es gemüthsruhig mitanhörte, wie s räulein Sidonie aus Laune an dem leid herumlritisirte, immer wieder neue Aenderungen verlangte, zertren nen ließ, was sie vorher nach langer Berathung selbst angeordnet hatte, ohne daß er in feiner erbärmlichen Feigheit ein Wort der Begiitigung da zwischen-darf, ohne daß er nur einmal sagte: »Laß es jetzt gut sein!« — da begann’"s in ihr zu kochen vor Zorn Jhre Finger zitterten, während sie die Nabeln in den Stoff steckte. Fieber heiße rothe Flecken glühten auf ihren Wangen. Sie war am Rande ihrer Geduld und Selbstbeherrschung und überließ es dem Stubenmädchen das ’ Kleid aufzuhalen und in die Schachtel u.--J-. Unti- n — «.. rn.-s« , ! «- psuuuu »He fu«-untr- Octucuksultg s verließ sie das Zimmer. »Ein tin-angenehmes- Frauenzim mer,« hörte sie das Fräulein Wefthei mer noch sagen. Nun sprach sie deutsch, um sicher verstanden zu werden. Es war schon ganz ftill in der Schneiderftube, als Thetla noch im mer nähte und nähte, ohne aufzuhä cten. Jshre Schläien schmerzten zum Zerspringen und während sie arbei tete, hörte sie immerfort das wilde, zornige Klopfen ihres Herzens. Sie war svernünfti gewesen· Sie hatte es gnaz in der Erdnung gefun den, daß die Andere ihm angehören würde vor aller Welt, daß die Andere mit ihm fortreiste nach Jtalien, daß ihr alles Glück zu Theil würde, von dem sie niemals hatte träumen dür s sen; denn die Andere war reich und ; sie tvar arm. Aber nun fühlte sie nur » mehr die trasse Ungerechtigteit, daß ’ die Uebermiithige sie auch noch quälen und schlecht behandeln durfte. weil sie reich war; daß sie dcrsihen mußte, bis tief in die Nacht hinein, um alle die hundert mühsamen Stiche wieder zu machen, nur wegen der boshaften Laune des erzogenem verwöhnten Glückstindes. Von Viertelstunde zu Viertelstunde wuchs in ihr die Em pörung. Sie hatte nur mehr den tol ; len, glühenden, überwättiaenden Wunsch, sich zu rächen, ihr weh zu :hun, ihrem Hochmuth einen empfind s tichen Schlag zu versehen. » Als sie dann endlich das Braut ! tteid in die Schachtel legte-, die das ’Lehrmädchen heute noch zu Wefthei « mer-I tragen mußte, da schob fie in s die seidene Rocktasche ein tteineg Blatt Papier — Ottmar«s Athfchiedsbrief Man sah Thetla am nächsten Mor gen an, daß sie nicht geschlafen hatte-. Sie wahr sehr blaß und hatte duntle Ringe um die Augen. - o oft es tliLi ist-O- III--I C- LJIO:- -..k ————— Y»---, fu«-In su- spsssg ousulsslllcsh ,Jlt ver Nacht war sie mitten in ihrem süßen Racherausch von ver wilden Angst erfaßt worden: Wenn vie Hei rath im letztn Moment zurückgingek Dann hätte sie Ottmar’s Existenz rui nirt, und Westheimer’s würden tom knen und sie bei Frau Willibald an tlaaen und es mußte furchtbare See nen geben und sie verlor ihre Stelle und war dem Haß ver beieidigten Fa milie preisgegeben Sie lonnte nicht bereuen. was sie gethan. Aber todtesbang war es ihr zu Muthe. Doch der Vormittag ver ging, ohne Das-, sie in den Solon gern fen wurde und als sie Mittags nach Hause ging, fuhren die elegantenxhoch ieitsswaqen an ihr vorüber. Nun mußte sie die Trauung sehen; sie tnnnte gar nicht anders-. Das war ein Funtcln von Juwelen. ein Rauschen ! von Seide und Sammt, ein Aufwano orientalischer Pracht in der schlichten protestantisrlxen Kirche! Und doch « machte die Festversammluna einen freudloscn Eindruck. Der Bräutigam trat mit einem düsteren Kops an den Altar. Die Braut hatte ihre selbstbe wußte. iirserniiithiges Miene verloren und beugte sich unter dem Mhrthen trank wie unter einer Last. Jhr »Ja« tlansg gepreßt, wie von Thränen er stickt. Jlnke Hand glitt mit einem tranipshaften Zucken herab nach der Tasche ihres Kleides. Aber nur Eine,· bie mit lreideiveis see-n Gesicht und großen. starren An aen hinter einer Söule stand, wußte diese Bewegung zu deuten. Das ceibgericht i i Humoreste von Leo von Torn.» »Und noch. eins, meine Herren! Jch verdanke der Liebenswiirdigleit eines Kameraden, welcher früher beim Re gimentsstabe unseres neuen Herrn Brigaoelommaindeurs gewesen ist, die vertrauliche Mittheilung daß der Herr General großen Werth auf eine durch aus einfache Lebenshaltung seiner Os siziere legt und darauf sein besonderes Augenmert richtet. So trinkt der Herr « General beispielsweise ausschließlich helles Bier... Herr Leutnant von Zehlenbach, Sie räusperten sichs wün schen Sie etwas zu bemerken?« »3u Befehl, nein, Herr Massjor.« Der Herr Bataillonskommandeur vereinigte sich mit seinen Hauptleuten zu eknem strengen Blick »der Mißbillis f gung auf oen zur Unzeit mit Katarrh behafteten Jüngling und fuhr dann fort: : »Und bei der Tafel bevorzugen der iHerr General fiir seine Person eine , einfache Erbssuppe mit Speck. spmvip ; weit sich die Herren meine Mittgeilun- : J gen zunutze machen wollen, muß ich je: J I-oem einzeln überlassen Was mich be: l « trifft, so bemerke ich Ihnen bei dieser - Gelegenheit, daß auch ich eine Vorliebe ! »für helles Bier habe und daß ich Erb- l » sen uno Speck schon von jeher für ein! ebenso fchmackhaftes wie zuträgliches » Nahrungsmittel gehalten habe. Ber gessen Sie nicht, meine Herren, daß w: r den Krieg 1870 nicht zum wenig sten auch mit der Erbsivurst geschlagen haben. Ohne mich in Ihr Kiasinores sort einmischen zu wollen, Herr Ober leutnant von Kassel, möchte ich Jhnen also doch nahelegen, sich zum mindesten siir den Tag der Besichtigung die ange deuteten Grundsätze einer einzig ver nünftigen und entschieden svldatischen Ernährungsweise zunutze zu machen. Jch hosse das umsomehr, als ich posi tiv weiß. daß auch die anderen Batail lone in diesem Sinne verständigt sind. Und ich wünsche nicht —-- verstehen Oie ja wohl, meine Herren —ich wünsche; nich-t, daß wir nach irgend einer Rich j -tung hin weniger gut abschneiden als die andern . .. Ich dante Ihnen, meine « Herren« Die Bersammluna, auch Parole ge nannt, war geschlossen· Major Hagen! nahm noch einen der Häuptlinge bei Seite, um ihm aus irgend einem An laß ein paar »steun«dliche Worte« zu sagen. Es sand das jedoch seitens der Unbetheiligten — welche sonst aus der Ferne alle Abschnitte einer solchen Un terhaltung bis zu dem bekannten Griss an die Mütze gern zu verfolgen pfle gen -——- nicht die iibliche Beachtung Der bevorstehende Be uch des neuen Kommandeurs nahm al e in Anspruch. Was bedeutete es, von seinem Major einen »’reingewiirgt« zu bekommen, gegenüber der Möglichkit, von der Chimborassohölze eines Brigadiers he rab in die Wurst gehackt zu werdens -- und gar eines solchen, welcher helles Bier bevorzugte! War es doch eine ge radeso bekannte als betrübende Er scheinung, daß hohe Vorgesetzte mit einfachen Lebensgewohnheiten stets um so mehr lomplizirte dienstl: ehe Neigun gen hatten, .und»aus diesem Wege sich wenune derschassiem weiche cyarr an Nervnische Maßnahmen arenzten. Niemand also vertannte den tiefen Ernst des Augenblicke-. Nur bei den jüngeren Herren vom Schlag des Leut: nants von Zehlenbach schien die Harmlosigteit des Geiniithes noch eini: germaszen vorzuwiegein Sie suchten das lauschigeHinterstiibchen imSchwars zen Adler aus und genehmigten eine Flasche französischen Secteg —-— einer seits zum Abgewöhnen und dann auch, um die schon aus dem Kasernenhofe heimlich ausgeworfene Doktorsrage zu erledigen, ob das dünne Braunbier ales helles Bier im Sinne der neuspartani schen Lebensweise zu betrachten sei. »Es ist ja braun« meine Herren,« bemerkte «Leutnant von Zehlenbach ge dankenvoll, ,,sogar sehr braun, das un- i terliegt leinem Zweifel. Selbst der-I Schaum- hat eine unverkennbar bräun i liche Farbe und dennoch möchte ich i behaupten, daß dieses Getränt deni einsachiten Lebensgewohnheiten ent spricht.« Bei einer lzweiten Flasche zum Ab gewöhnen tam man jedoch überein, des lieben Friedens willen auch den leise sten äußeren Schein des Sybariten i thums zu vermeiden. Braun war die Farbe des Schlemmens, gelb die der» soldatischen Anspruchslosigleit. Also I kein Braunbier, sondern Pilsener und? Ale, vasiir aber niel Pilsener und viel Ale. Leider mußte Herr von Zehlenbach auch diesem bündiaen Beschlusse gegen iiber eine Extra-Wurst sur sich verlan -aen. Er bestellte eine dritte Flasche und erklärte: »Ich weiß einen, der egal Seit trinten wird!« Immerhin war das doch eine Lösung, an die man sich halten konnte. Oberleutnant von Rai sel dagegen fand eine solche Lösung nicht. Nachdem er zwei Stunden mit der Kastnolöchin berathen, ging er tiefsin nig nach aufe. Seine Seele war zur einen Häl te vonErbssuppe erfüllt, zur andern? —tnit Sperl? Nein, denn Erbsssuppe und Speck gehörten, wie er eben vernommen, »in einen Potst«. Die andere Hälfte war vielmehr erfüllt mit einer großen, bangen, verzweifelten Frage. Und keins Mensch vermochte fie zu beantworten. Herr von Kassel war eine gewissen hafte Natur unsd sdaher etwas ängstlich. Zudem war er lange genug beim Fach um zu wissen, daß, wenn es für eine Sache unbedingt nur zwei Möglichkei ten -giebt, der Leutnsant eine dritte u erfinden hat-die dann auch falsch izft. Zu Hause wurde der Oberleutnant Rolf von Kassel immer tiefsinniger, und anstatt auf die sbesorgten Fragen feiner Wirihin, der verwittweten Frau Oberpostsekretär Schnee-ganz zu hören, besichtigte er schließlich seine Civil equipirung Beim Claquehut ging eine Feder nicht, deshalb machte er nur einseitig ,,klall«, und Ider sCylindier sah dann »aus wie tief eingetrieben. So setzte er sich ishn mit zitternder Hand a-uf’g Haupt. »Aber Herr Leutnant . . Er schüttelte betrübt den Kopf und stellte weiter fest, daß er fich wohl auch· einen neuen Gehrock würde anschaffen müssen nnd die blau-n Ebenintbnfen bedurften. einer frischen Bügelfalte. Erst als seine entschlossene Wirthin ihm die King-Bell-Kopfbedeckung ab nabm und »ihren ·Leutnant« unter Be rufung auf ihre Rechte als möblirte Hausfrau zur Rede stellte, hockte der Aermste in der offenen Schranltbiire nieder und schüttete sein Herz aus. Erbssuppe —ja! Aber ——mit oder ohne Hülfen, das war hier die Frage Mit Hüler war Die Suppe ein -acher, nahrhafter und militärifcher — ohne die Hiilsen war sie fein-er. Was bevor zugte nun der Herr General? Was hatte der Oberleutnant von Kassel kochen zu lassen, damit das Bataillon gut abfchnitt? Frauen sind immer tliiger als Män ner; manchmal aber ganz besonders. Und so segnete Oberleutnanr von Kas sel den fernliegenden Tag, an dem Frau Zichneegans das Licht der Welt erblickt hatte ———’-denn sie hatte ihm den Rath gegeben, beide Sorten kochen zu lassen. If II L Der Herr General waren im Gan zen zufrieden gewesen. Aber wie es zum Essen gehen sollte, wurde eine ge fpannte, um nicht zu sagen ängstliche Zurückhaltung bei ihm bemerkbar. Und als dann aufgetragen wurde —--— machte er ein Gesicht wie Jemand der etwas Schlechtes riecht. Auch der an wesende Regimentslommandeur ver zog sden Mund und erröthete lebhaft, alg der General sein Augenglag ein tlemmte und dem Major bemerkte: »Meine Aufmerksamkeit . .. äh . .. danke sehr, lieber Major. Esse außer ordentlich gern diese... äh. Aber fünfte Portion in fiinf Tagen, bißchen viel, was? Haben Sie nicht etwag anderes?« Der oerbliiffte BataillongiChef hatte sich noch nicht einmal umgedreht, um nie nöthigen Befehle zu geben, als Oberleutnant von Kassel auch schon die Sachlage erfaßt hatte. »Also ohne Hulsen!" raunte er dem Burschen zu — und schon in der näch sten inute dampfte ein neuer Teller vor dem General. Dieser beugte sich höchst interessirt darüber ——- um im nächsten Augenblick abermals sein Glas einzutlemmen. »Wenn ich nicht irre , ist das . .. äh . . . . wieder Erbssuppe!« Und gleich darauf erhob sich der Herr General zu einem Trintspruche, In welchem er seine Kritik vom Vor: mittag dahin eraänzte, daß die ,,vielen Mängel« der Ausbilduna des Bataili long ihre Erklärung fänden in einer gewissen Einseitigkeit, die das Offi ziercorps beherrsche und naturgemäß sich auch den Mannschaften mittheile. Diese Thatsache würde durch eine we nig geschickte »Schusterusna« nicht aug lder Welt geschafft. Er sehe militärsisch klar genug, um selbst durch eine Erbg suppe hin-durch die großen Schwächen des Bataillons zu erkennen, und über haupt . . Na kurz -- der Herr Mafor kam in die Wurst. Daher auch der Name Erbswurst Zu natürlich. Ueber einen unerwarteten Erfolg esllzu realistischen Spieles wird aus Jelissawetgrad berichtet: Dieser Tage ereignete sich bei der von der tleinrus: sischeu Truppe des Herrn Woljanski veranstalteten Ausführung des Dra mas »Talent« von Staritzii ein äu ßerst komischer Zwischenfall. Im vierten Akt soll »Theater im Theater-« gespielt werden« Hierbei muß sich ein W Theil der Schauspieler unter das- Vu sblilum in die Logen. das Parterre und die Galerie be eben und das zur Handlung nöthtge iß allen äußern, worauf die ldin in hnnracht und darauf der orhang fallen soll. Als nun die Schauspieler unter dem Pu blikum das Stück auszupseisen be gannen, suchte einer der Polizeibeam ten mit aller Energie diese für ihn völlig ,,unerwarteten Unordnungen« zu unterdrücken. Er eilte auf die Ga lerie, von woher dasPseifen und Pro » testiren gegen das Stück am lautesten s erschallte, und verhaftete daselbst einen l der mitwirkenden Schauspieler wegen des »Lärmens«. Gegen alle Erklä rungen der übrigen Schauspieler und i,des Publikums blieb er taub und ! hatte sür sie nur die eine Antwort: »Im Polizeibureau wird man schon die Sache au·fklären!« Jnfolge dieses Vorgehens des Polizeibeamten ent stand aber nun erst recht Lärm unter dem Publikum, welches gegen diese Unterbrechung des Stückes protestirte und die Fortsetzung der Vorstellung verlangte-. Der Direktor war schließ lich genöthigt, selbst zur Polizeivek swaltung hinzufahren und daselbst die ,,verdächtiae« Szene vorzulesen. Da raus wurde erst der völlig unschuldig arretirie Schauspieler wieder in Frei beit gesetzt und auch das Stück selbst lonntc weitergespielt werden, obgleich bereits ein aroßer Theil des Publi kums das Tbeater verlassen hatte; es erreichte infolge dieses Rwischsentsalles erst um J Uhr Morgens seinen Alb ich-biß -----—--·-.-.————s— Reiintbtere in Alaska. Während der Rennthierbestand jin Norden Europas und damit auch die Zahl der nomadissirenden Lapspländer beständig zurückgeht sind in Alassla Ul- Uclc lchccsc oucflcll ZLUII WILL-Toll einer Rennthierrasse erstanden, wie man sie in Norwegen, Schweden und Sibirien findet. Dort hat die Regie rung der Vereinigten Staaten im . s Jahre 1892 mit der Einführung von zRennthieren begonnen. Die an der . Beringsstraße und andern Küsten Alastas lebende Estimobevölkerung befand sich damals in sehr bedrängten Verhältnissen, da die Rvsbben und Walrosse, die es einst in großen Men gen gab, sehr zusammengeschmolzen sind, und das wilde Karibu, eine Art Rennthier, fast ganz ausgerottet ist. « Ferner ließen auch die mißlichen Ver lehrsverbältnifse in den langen und schneereichen Wintern und den schwie rigen Geländeverhältnissen Alaskas eine Asbhiilfe wünschenswertb erschei nen. Daher schritt die Regierung der Vereinigten Staaten zur Einführung von Renntbieren. Die ersten Thiere laufte man in Norwegen, später wur den sie aus Sibirien bezogen. Die Rennthiere vermehrten sich derart, daß es im Jahre 1898 bereits etwas iisber 2000 Stück gab, trotzdem viele zu Nahrungsszsweclen geschlachtet wurden. Jetzt sind etwa 6000 Thiere iiber die ungeheuren Steppen Alaska-s verbrei tet. und innerhalb 25 Jahren wird eine Million erreicht fein. Raum ge nug ist wenigstens vorhanden, ebenso seblt es nicht an Moos. das dieThiere auch im Winter unter der Schneedecke auszuspüren verstehen. Die Renn thiere werden zur regelmäßigen Be förderung der Post, für Personen und Güterbeförderung benutzt. Der Preis stellt sich für Schlachtthiere aus 60-—10() Dollars, für Zugthiere auf 150 Dollars das Stück. Um die Eingeborenen Alasstas in der Behand lung der Renntbiere und im Fabren mit diesen Thieren zu unterweisen, be wog die amerikanische Regierung wie derholt eine Menae norwiegifcherLapp liinder, sich in Alaska anzusiedeln, die längs des Yutonstromes den Postver lebr mittels Renntbieren aufrechter: halten. —--——Os.——-— Immer derselbe. Professur laus der Straße einen feinen Schüer begegnend): ,,Miiller, sind Sie meinem Kollegen, Denn Citrijbler nicht .sbege·ar.:t??« Schüler: »Jawol)l, Herr Professor-, » ro vorne gebt er H nkosssspkx ,,Jstguk setz-ex S: sich.« s Neue Wsriaiisleguiig. i Schauspieler (zum andserin): »Mein ncner Nivale, der Klsaulinsg, erfchleichst sich jede gute Rolle —- ·der reknste Z)iollmopier.« Auch eine Erbsündr. Lehrekiii: »Nun, JihrMiidclJem tre cixecs ist denn das große Uebel, duis die Menschen plagt und so vieles Verder beiI dringt?« Schülekin: »Die Dsiphthetitis!" Lehrerin: »Das ists gewiß ein ichlimmeg Uebel, aiber ich meine ein noch größeres-. Besinnt Euch nut, geht mehr in das Jnneke des Men schen, Denn das Uebel, welch-es ich ist-einse, sitzt, viel tiefer. Nun?« Schüler-im »Der Band-wurni!« Schwere Wahl. Junge Frau ivor einem Schaufen ster, in dem drei neue Hutmodelle aus gestellt sind): »Ach, warum l)ab’ icb nicht drei Köpfe!" i Orte-statische Rechtsanschqusns. Ali Ben: »Mächtiget Kadi, Dein Stellvertreter, der statt Deiner häufig Recht spricht, ist käuflich« Kadi: »Ein Beweis, daß er etwas ifverth ist« sonst würde ihn Keiner kau en.«