Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 03, 1903, Zweiter Theil, Image 10

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    ’ s , s .) i«s! »si- . - s-;s iscp s ze« « - , ,.- » . - H»
« ) g »O ,s,s »· «« 0·.»s·ss«« zixssz s 4«1·0,y,4 «s»s· zo- ssfs 0,0»s»-0,0·s«s, s«s»k»ss«k s
so ists
Okc·««o,«-«
- J ( «- ( - . .
s
A.
s
·
.)
. . «;.· T
KIND-«
q s s«0»1 i
JI
(15. FortsehungJ
»Bitt- das aber Alles sein. Nein.
.Bahrscheinlich werden sie sich an den
Major Caldecott wenden, indem sie
ihm verreden, dasz Sie und Jhr Vater
gewisse Thatsachen aus dem Leben Ih
rer Frau nicht kennen. Da der Major
reicht sehr intelligent ist, dürfte er ihnen
wahrscheinlich eine Kleinigkeit geben,
' um Jhnen Unannehmlichteiten zu er
sparen. Damit werden aber die Par
kers nicht zufrieden sein« Wem könn
-ten sie dann ihre Jnformationen ver
laufen?«
»Die letzte Zuflucht,« fuhr der Alte
nach einer Kunstpaufe fort, ,,wäre dann
diePressr. Es giebt manche Blätter,
die auf den Standal fpetuliren.«
»Einige Qppositiongblätter, beson
ders der »Jnterviewer«, sind Jhrem
Vater feindlich gesinnt, und sie wür
den sich sehr freuen, wenn sie ihm
durch die Senfationsnachticht iiber ein
Familiengeheimniß schaden könnten.
- Natürlich würden sie sich hüten· ihm
die Handhabe zu einer Klage zu bie
ten; aber sie könnten ihm deutlich zu
verstehen geben, daß sie Alles wissen.
Es wäre ihnen leicht, durch das Zeug
niß eines gewissen Phillips und zweier
Trödler zu beweisen, daß wir auf
Kosten der Parter eingelleidet worden
sind, unter der Bedingung, daß Alles
bezahlt würde, wenn Olga eine gute
Partie machte; daß ich gleich nach dem
erfol ten Diebstahl nach Hamburg ab
gereit bin, ohne die geliehenens Klei
der abgegeben zu haben; daß ich leinen
Pfennig befaß, als ich England ver
ließ, aber in hamburg trohdem sehr
lornsortabel lebte. Sie würden ferner
beweisen. daß die Parlers bedeutende
Summen von Olga erhielten, und
daß r Herr Vater die Nachforschun
gen « r den Einbruch eingestellt hat,
nachdem Sie Olga geheirathet hatten,
troidem ihm ein intelligenter Deid
ttv erklärte, daß er im Stande wäre,
In tmispn hof- Zsss DI- ntbofvf ht
ixinbkuchs ski. Jede Einzeiheik dieses
Befchuldigung önnte im »Jnter:
viewer« veröffentlicht werden« und in
Anbetracht der Stellung, die Jbr
Vater und Jhre Frau in der Gesell-:
fchaft einnehmen, würde sie nicht un
bemerkt bleiben. Unser Schweigen —
ich spreche als Mitglied der Familie,
deren Interessen auf dem Spiel ftehen
Junfer Schweigen würde als eine
Bestätigung aufgefaßt werden«
Sassulitfch machte nochmals eine
Pause, um den Effekt feiner Worte zu
prüfen; dann fuhr er fort:
»Nichts von alledem wird aber ge
schehen, wenn Sie meine Hilfe in An
spruch nehmen. Ich habe Jhnen die
Gefahr gezeigt, in der wir uns befin
den, und sie darf nicht unterfchätzt
werden« Ein öffentlicher Standai
Dürr- der Ruin und die Ungnade
Ihr-es fesbr ehrenwerthen Bater5, für
den ich die größte Hochachtung heqe.
Sein vorzeitiger Rücktritt von den
Staatsgefchöften wäre ein nationales
Unglück. Jhre Carriere wäre für im
Eer verdorben und die ganze Familie
in den gefellfchaftlichen Bann gethan
Doch giebt es ein Mittel, um das Un
«l zu verhüten, und die Ehre der
milie zu retten.«
Er schwieg wieder einen Augenblick,
mn feine Ausführungen aus Leslev
wirken zu lassen.
»Mein Sohn, der Diamant muß
dein Majar Caldecott wieder zuqeftellt
werden. Dann tann der »Jnter
W« nichts mehr unternehmen,«
Roß Sassulitfch feine Auseinander
»Die Diamant wieder zugeftellt?«
W Abg-W nicht eine XVI-Ed
an vie M achten dachte, oatz scann
litsch sein etbtechen wieder gut mai
chen wolle.
»Das wäre das Einzige, was wir
ihm könnten. Das habe ich Olga
einmal geschrieben. Sie glaubte
meinen Rath nicht befolgen zu
miissen, sondern ließ sich in Unter
handlungen mit den Partei-s ein. «
»We- ift der Diamant?« fragte Les
les
-«Dai iann ich Ihnen nicht sagen,
Ihr ich werde es ermöglichen, daß
set Major binnnen vier Tagen im Be
des Diamanien sei. Es würde
, geschickte Unterhandlungen erfor
; ich will jedoch mein Möglichstes
i n. Natürlich iann ich nichts aus
tdm wean man mir nicbi hilft. Sie
IM mir helfen.«
»Was hätte ich zu thun?«
.Einfach das Geld austreiben, das
fkt Mai-us des Diamanten nöthig
. Die Familie ist lererseits reich;
ei böte also eine gerechte Theilung
der Arbeit. Ich trage durch ntelligenz,
Sie durch das seid zum lingen des
S
M bei. Dreihundetttausensd
Inst Eise Meinigieit siit einen
J. Wiss-Rief
»Diese- sehe« rief Lesley mit
GI- geringschäd diYn Lächeln ans-,
»Die ich sehe Mäuschen Sie, daß ich
’ das seid ausolge genJhe
duIda Sie fide geben
wicij aldeeott den
· TM EBZVTKMZSK
nicht sitr einen Dummtppt, sondern
siir einen Gentleman. Da ich Jhnen
mein Vertrauen beweisen will, ver
spreche ich Ihnen, den Diamanten dem
Major gegen Jhren Schuldsebein zu
zustellen. Der Betrag soll erst fällig
werden, nachdem Sie und der Majvr
den Manten als den verlorenen
wiederertannt haben werdens·
Lesley erhol- sich nnd ohne sich Zeit
zum Ueberlegen zu gönnen, ergriff er
eine Feder, die auf dem Schreibtiich
lag und schrieb den von Sassulitsch
verlangten Schuldschein.
1 0. K a p i t e l.
Herr Dunban saß bei Tische, als
der Diener, der den letzten Gang, mit
dem der Minister seine mäßigen Di
ners beendete, den Pudding, herein
brachte. auch gleichzeitig meldete. daß
Herr Lesley Dunban im Bibliothec
zimmer wartete.
Herr Dunban füllte sich sein Glas
und überlegte —- er that nichts, ohne
zu überlegen, dann sagteer dem Die
net:
»Bitten Sie Herrn Leslen, daß er
sich her bemühe.« Er bediente sich vom
Pudding und aß mit seiner gewöhn
lichen methodischen Langsamteit.
Als sein Sohn eintrat, warf er
ihm einen durchdringenden Blick zu.
Leäley hatte den ganzen Tag über
nichts gegessen und sein Gesicht zeigt
ebenso die Spuren des Fastens wie
seiner geistigen Err ung. Seine
Schläfe-r waren schwei bedeckt, seine
hände feucht und kalt, seine Augen
umrändert und sein Aussehen schru.
»Nimm Dir ein Glas vom Buffet
und schenke Dir ein Glas Sherrn ein,'«
sagte der Vater, nachdem er Lefleh
die band gedrückt hatte.
»Ich habe Dir etwas Wichtige-«
mitzutheilen,« begann Leslen. «
»Das kann ich mir denken. Trinte
doch ein Glas S’herrh. Jn- einigen Mi
» Iatenbin ich4 mit der Mahlzeit sertig;
a n neye ich zu Deiner Versagung
Lesley trant und versuchte, einige
Biscuits zu essen; er mußte jedoch den
Versuch aufgeben. Er erstickte bei
nahe vor Errettung
»Warst Du gestern, wie ich Tit
rieth, im »Universutn«?« begann Herr
Dunsbam nachdem er Messer und
Gabel mit Bedacht weggelegt hatte.
Lesley hatte die Ellbogen auf den
Tisch gestüyt und mit den Händer(
seine Augen bedeckt und niette be
jahend, ohne seine Stellung . verän
dern.
»Und hast Du Dich überzeugt, daß
die mastirte Dame-—
«Meine Frau war; ja.«
»Und hast Du eine Erklärung über
dieses beleidigende Benehmen von ihr
erhalten«-P
»Sie brauchte Geld.«
»Es scheint mir aber, daß sie in
der lehten Zeit so viel Geld verdient
hat ,daß es für ihre gewöhnlichen Be
Fürsnisse hätte doch ausreichen mits
.Die Parters haben ihr bedeutende
Summen abgenommen-«
»He-i sie es eingestanden?« fragte
Herr Dank-am
»Mit mehr,« erwiderte Lesley und
ließ seine hände aus der-Tisch fallen.
Seinem Vater in die Augen sehend,
fuhr er fort: »Sie hat eingestanden,
die Mitsehuldie der Parter gewesen
zu sein und ignen bei dem Diebstahl
in Ding-ou rne geholfen zu haben."
atee nickte ohne das geringste
Zeichen der Ueberraschun oder des
Triumphes über die Bestätigung sei
nes Verdachtes.
«Folglich hat sie auch den Betrug
— eingestanden, durch den sie Deine Frau
geworden ift?" —
«Ja, auch das.«
»Und die Affaire Rosotvsta auch?«
»Ihr Geständniß rechtfertigt jeden
Verdacht, den Du gen sie und ihre
Familie erhoben dastek
»Ist nicht etwa ein Grund vorhan
den, daß sie Dich jetzt beliiat?« —
«Jch glaubte es bii heute früh, daß
sie einen Grund dazu haben könnte;
seitdem erhielt ich jedoch Beweise, die
mir weder zu weiseln. noch zu hoffen
gestatten. Sa ulitsch —Jssantofs hat
mir Alles bestätigt — Alles.«
»Bei-stehe ich Dich recht. so hatte er
dir Frechheit, nach London zurückzu
kehren?« fragte Dunban, die Augen
brauen runzelnd.
Lesleh erzählte genau die Einzel
beiten seines Gesprachs mit dem blin
den Sassulitsch und schloß:
»Ich habe ihm einen Schuldschein
auf fünfzehntausend Pfund ausge
stellt, zahlbar, sobald der Diamant
sich wieder in den händen des Majorz
Caldecott befindet. Der Alte ist wie
der nach hamburg abgereist. um den
Diamanten zu holen.«
«Janzehntausend Pfund sind eine
runde Summe,« bemerkte der Staats
setretiir finster.
»Bitte er von mir das Dreifnche
dieses Betrages gefordert, so wäre ich
bereit gewesen, es ihm zu zahlen. So
M sich der Diamant nicht in dem
I des Mai-us trieberbefindetJ
scheint es» sit, alt sei ich um Theil
mitschuldig an dein We Selbst
berisiindllch wirst Du mir beeilM
sein, die Inweiiung zu zahlen-'
«Dai wird von d- UIIM ab
hängen. Es ist wirklich mißlieb, we
einer Angelegenheit, die mich per
Fittich nichts angeht, mit Dieben in
Verkehr zu treten. Wenn ich Dir
diesen secrag zur Verfügung stelle, sa
kann es nur unter sehr strengen Begi
MASSIVEN Geschehan (
»Ich nehme jede Bedingung an,
wenn ich nur die Last los-werde.«
Der Staatssetretär uiette kühl.
»Ist Deine Frau ebenfalls nach
Hamburg gereift?' fragte er.
,,,Nein sie ist zu Haush«
»M) .Und was beabsichtigst Du,
in Bezug aus dieses unwiirdige Ge
schöpf zu ihn-IT«
»Dariiber habe ich noch nicht nach
gedacht,« antwortete Lesley.
»Es ist aber höchste Zeit, das; Du
endlich daran denkst. Meiner Ansicht
nach ist die Angelegenheit weit wich
tiger,- als die Frage, wie Du eine An
weisung bezahlen sollst, die Du einem
Dieb übergeben hast« Er hielt inne,
um Lesley Zeit zum Ueberiegen zu
lassen.
Der arme Mann fragte sich, wie sich
seine Zukunft gestalten werde. Bis
zum letzten Augenblick hatte er sich ge
sträubt, zu glauben, daß seine Frau
eine Diebin sei; und seitdem lmtte er
sich nur mit dem Gedanken beschäf
ti» wie er Olgas Schmach tilgen
lö nie. Welchen Entschluß sollte er
fassen?
Nach einem geraumen Stillschwei
nen sknriif d» Nat-r mit-her des-.
Wort.
»Du mußt Dich scheiden lassen,"
sagte er sehr entschieden. »Einen an
deren Ausweg giebt es nicht«
Lesien fuhr zusammen, als hätte er
einen Schlag erhalten. Diese Zu
muthung gab seinem erstarrten Herzen
Leben und Bewegung wieder: es
wurde lebendig. wie eine Eisenstange
durch einen heftigen Schlag magne
tisch wird.
.Mich scheiden lassen!« wiederholte
Lekleh mechanisch. .
»Du empfindest doch gewiß teine
Liebe mehr für dieses Weih.«
Lesleh schüttelte den Kopf. Gleich
nachdem Sassulits seine Zweifel zer
streut hatte. ernp and er, daß seine
Liebe zu Olga verdorrt war. Da hatte
er gedacht, daß Alles zu Ende sei.
»Es ist nicht nothwendig denke ich.
Dir die Unumgänglichleit dieses Ent
schlusses zu beweisen,« fuhr der Vater
unerhittlich fort.
»Wer-aus sollte ich meine Schei
dungstlage begründen?« sragteLesley.
dessen Herz sich zusammenlrampfte
bei der Erinnerung an Olaas Liebe
und an ihre leidenschaftliche Ergeben
heit, während sie von ihren geheimen
Verlegenheiten gequält wurde.
»Das geht unsere Rechtsanwälte
an. Zur Rechtfertigung von Dir selber
genügt es wohl, daß die Ehe durch
einen Betrug zu Stande kam. Das
allein macht sie null und wichtig«
Leöleh antwortete nicht; er war nackt
nicht überzeugt.
Excellenz Dunban aber nahm die
Beweisführung wieder auf.
»Wenn Deine Augen den wahren
Sachverhalt erkannt hätten,'wenn Du
das Geschöpf so beurtheilt hättest, wie
Du es jett beurtheilst, hättest Du es
dann geheirathet ?'
»Nein, ganz,gewisz nicht,« ertriderte
Lesleh.
»Das wußte sie, und sie täuschte
Dich vorsäslieh um ihr Ziel zu er
reichen.«
»Es kann nicht sein. linrnöglich!«
proteftirte Lele »Du beurtheilsi
sie falsch. Du vergißt« das-, sie das
Geld ausgeschlagen hat, welches Du
ihr anbotest."
»O nein! Dieses geschickten Thea
tercoups erinnere ich mich ganz genau.
Die tomödienhafte Sees-e war sehr ge
schickt inscenirt und sollte ihre Käui
lichteit masiiren Jch hatte ihr die
Hälfte meines Vermögens geboten.
Wozu hätte sie die Hälfte annehmen
sollen. da sie doch die Aussicht hatte.
nach eini en Jahren in den Besitz des
ganzen ermogens zu gelangen? Sie
wußte doch, daß ich es meinem Sohne
hinteriafsen würde. Und alaubft Du.
daß der Großvater und die Enkelin
nicht genau die Vortheile erwogen
haben, die aus einer Verbindung mit
Dir ziehen wär-erri«
»Nun sie mich bei dieser Gelegen
heit betrogen, hat sie mich dann nicht
auch bei anderen Gelegenheiten betro!
en?« fragte sich Besteh, während
ein Vater die Beweisführung fort
feste.
,,Jhre Erfolge in der Gesellfchaft
beweisen ihren Ehrgeiz. und nur als
Deine Frau vermochte sie sich eine
Stellung zu schaffen. Außerdem rech
nete sie auf mein Vermöaem da war
ei schon der Mühe werth, einen gro
ßen Coup zu wagen, und das hat sie
sehr geschickt gemacht. Da sie der bei
den Tauben auf dem Dache sicher
war, zlonnte sie den Sperling ruhig
fliegeiflaffen Da sie nun Alles ver
loren hat, verdient sie nicht mehr
Mitleid als der Bauernfiinaer, der
selber verliert, währen-d er sein Opfer
zu rupsen sucht.
Lesleh war noch immer nicht über
ugt. Richt, daß Olga ihm ihr Ver
verschtoiegen hatte, erschien
ihm unmöglich sondern saß sie eine
beständige, niemals sich verteugnende
Liebe eheuchelt haben sollte. Der
Staats etretär war u schlau, feine
Theorie weit iiher te Grenzen der
Vernunft zu verfolgen; deßhaib lenlte
er scheinbar ein:
»Ich gest su, daß Du in dem Her
I.
W
zen Deiner Frau etnEefithl der Zu
nrtgtrns ern-est hast; ich muk aber he
stre ten, das sie Dich damals liebte,
als sie mit ihremcrosvater das Korn
plott egen Dich fchmiedete. um Dich
zum arren u halten. T ihrer
jetzigen Oefii e, so refpettahel e auch
fein mögen, drängt sich die Noth-ven
digteit der Ehefchetdung nicht minder
gebietertsch auf. Nach ihren Enthül
ungen hast Du doch gewiß nicht mehr
die Absicht. diese rau als Deine Frau s
»in der Gefellschat vorzustellenf
»Ich gebe zu, daß dies unmöglich!
ist,« bestätigte Lesleh. !
»Dann müßteit Du Dich zurück
T ziehen und wie ein Paria leben. Du
; tannst doch anständigerweise mit Dei
nen bisherigen Freunden nicht mehr
verkehren, oder gar neue Belannt
fchaften schließen, fo lange dieses Ge
schöpf ein Recht haben wird, Dich
Gotte zu nennen. Du würdest abge
sperrt leben müssen, wie ein Verbre
chen Diese Zukunft wäre noch das
geringste Uebel; ich fürchte indessen
eine weit fchlimmere. Jch fürchte, daß
Du, indem Du mit ihr zusammen
lebft, und, die guten Eigenschaften
die sie besitzen mag, anertennend,
Mitleid mit ihr fühlst, dann allmäh
lich jedes Ehrgefijhl verlierst, ihr Ver
brechen vergißt und die Verbannung
mit ihr theilft. Das Exil wiirde Euch
aber auf die Dauer unerträglich wer
den, und Du würdest Deinen Platz
in rerGefellschaft einzunehmen suchen.
Deine Frau würde man dann ver
achten und hinter Deinem Rücken
wurdeft Du ein vielfagendeg Gemuri
mel vernehmen. Dann bliebe Dir
nichts anderes übrig, als die anstan
dige Gesellschaft zu fliehen und mit
Banlerotieuren und anderem Gesin
del zu verkehren. Deßbalb halte ich
die Ehescheidung siir weit nothwendi
ger. wenn Deine Frau Dir noch Liebe
einflößt, als wenn sie Dir gleichgiltrg
wäre.«
Der Widerspruch erstarb auf Les
leds Lippen. Er war sich bewußt.
daß er im Grunde seines Herzens
bereits nach Entschuldigungen fiir
Olga suchte.
Sein Vater war mit der logischen
Beweisführung noch immer nicht fer
tig. Den Hauptofsett hatte er sich bis
zuletzt aufgefpari. So fuhr er denn
unerbitttich und ruhig fort:
»Es ist noch ein anderer Grund zu
Gunsten der Ehescheidung vorhanden.
Bei ihr und ihrem Großvater siehst
Du die Folgen der Vererbung. Denke
daran. welche Schande es fiir Dich
wäre, wenn Deine Kinder in ihren
Adern den Ansteckungsstoff der Un
ehrlichteit hätten.«
Lesley erbebte unter diesem erneu
ten harten Schlag.
»Ja, ja, wir müssen uns trennen,«
inurmelte er.
«.Eine einfache Trennuna würde
nicht genügen. Wenn Deine Frau jetzt
schon sorglos mit Deiner Ehre um
geht, so wird sie Deinen Namen ent
ehren, wenn sie ihn auch fernerhin
tragen darf. Und wenn sie sich Tut
beträgt, so wird sie Dich erst recht -
trügen. -
»Nein, nein! Das ist nicht mög
lich!" protestirte Les-len.
»Es ist mehr als möglich. es ist
wahrscheinlich. Lesley, ich tenne Deine
ärtliche Natur besser, als Du selber
re kennst. Du mußt Dich scheiden
lassen; was sollte sonst aus eDir wer
den?«
»Und was soll aus ihr«werden.
wenn ich mich scheiden lasse?« fragte
Lesleh, sich erhebend.
Der Vater zuckte schweigend die
Achseln und lehnte sich in seinen Fau
teuil zurück; er war weit anmuthig
ter iiber die Schwierigkeit, seinen
schwachen Sohn zu lenken« als durch
diejenige, auf Lesleys Frage eine tref
fende Antwort zu finden.
»Ich kann sie nicht so ohne Weiteres
verlassen. Was sollte sie ohne einen
III-Ents- nfnsp ssuon Tosen-se kosbnssos O«
»Mit einer gewissen Pension, die ich
bereit bin, ihr zu zahlen, wird ibre
Lage nicht so schlimm, als Du dentst.
Sie liebt den Beisall, die Bewegung,
die Gesellschaft«
»Und würde sie dies Alles sinden,
wenn sie io verlassen wäre?«
Mit einem erneuten Achselzucken»er
widerte der Vater:
Jedenfalls würde sie sich in ieiner
schlimmeren Lage befinden, als vor
ihrer Berheirathung.'
»Ich muß iiber den Entichlusz nach
denten, den Du mir zu fassen riithst.«
»Den-te meinetwegen darüber nach.
Komm morgen wieder ber; Du trissst
mich zur Fritbstiicksstunde zu hause
Nachmittags gehen wir dann zu unse
rem Rechtsanwalt.«
Er erhob sich, da er die Unterhal
tung abzubrechen wünschte. Aber Lei
ter-. der m diistere Gedanken veriunten
war, rührte sich nicht von seinem
Platze.if
»Was Deinen Schuldschein be
trisst,« sagte der Staatssetretiir —
«·oiese Angelegenheit war mir völlig
aus dem Gedacht-riß entschwunden,
während wir die weit ernstere Frage
bebandelten—— io darfst Du aufmeine
hilfe nicht rechnen. so lange Du nicht
einwilligit, Dich scheiden zu lassen
Mein Entschluß ist in dieser Bezieh
ung unerschiitterlich. Du mußt Dich
opn ihr irr-machen, da ich nicht Deine
und meine Zutunst ruiniren lassen
will. Willst Du Dich nicht scheiden
tollen, so muß sie London verlassen.
Es wäre besser itir Euch Beide, wenn
Ihr Eure Ehe lösiet. Und Inn gebe
und erwäge. was ich Dir soeben ge
saat babe.«
Zeilen dekriff nibt die Rede feines
sein-. os- ooke »ich-miss- inei
ihm in denQ ren under hörte onss
nicht-; instint v e rtss er seinen dutE
und verließ die Wo ung des Vatert. i
i
1 l. Ka p ite l. i
Leileh betrat sein heim mit der
bisan Borahnun , das ein U tick
gis« if
hen sein mit e. Er sfand je
ein gutes Kamin euer, ein saubere
Zimmer und einen gedeckten Tisch vor.
Ein erloschener herd und wilde Un
ordnung hätten indessen besser zu
seiner Stimmung geputzt
Der Ge ensa wurde noch vergrö
ßert, als eine rau ruhig ins Zim
mer trat, eine zugedeckte Schüssel
herrinhrachte und ihn aufforderte, das
Abendbrod einzunehmen.
Nachdem Lesleh am Morgen aus
gegangen war, hatte Olga eine Zeit
lana, von den Ereignissen niederge
schlagen, unthätig dagesessen Sie
hatte jedoch allmählich ihre Geistes
gegenwart miedergetvonnen und war
entschlossen ihr Glück zu vertheidigen.
»Ich habe schweres Unrecht began
; gen,« hatte sie sich gesagt. »Wie tönnte
ich es nun wieder gut machen-« Sie
» hatte zwar keine tlare Antwort auf
diese Frage gefunden. allein sie be
griff, daß es nicht an der Zeit sei,
unthätig und schweigsam. wie ein
schmollendeg Kind zu verharren, wel
ches darauf wartet, das-, man ihm
verzeihe.
Sie war schuldig; also fiele-: auch
ihr zu, die ersten Versöhnunaiverg
suche zu machen ——— wenn eine Versöh
nung überhaupt noch mögTictt war.
Was sollte sie in Leisten-:- Abwesenheit
beginnenZ Ihr weiblicher Jnstintt
leitete sie richtig, als sie für fein leib
liches Wohl sorgte. Nach einigen
Stunden würde er nach Haufe kom
men, und fände er seinHeim trauria
und düster vor, so würde er sich um
so unaliicklichetz fühlen. Statt der
Gaöslammen zündete sie die Kerzen an
——— eine Beleuchtung, die Leslen be
sonders liebte -— dann sachte sie das
Feuer im Kamin wieder an und
räumte im Zimmer a . Nachdem sie
sich umgetleidet hatt, deckte sie den
Tisch und verwendete die übrige Zeit
zur Bereitung seines Lieblingsge
richts.
»Ich habe bereits gegessen Leslen,«
sagte sie, die Schüssel aus den Tisch
stellend. »Ich wußte nicht. wann Du
nach Hause kommen würdest.«
»Es ist auch besser to,'« antwortete
er. »Wir können nicht mehr zusam
menleben, als ob nichts vorgesallen
wäre.«
Sie nahm diese harte Abweisuna
ohne einen Vorwurs aus und setzte sich
an den Kamin, wo sie in einem Bu :
zu lesen versuchte. Ueber seine A -
sichten tonnte sie sich nicht täuschen
Wenn er ihr auch gestattete, dasz sie
mit ihm unter einem Dache verbleibe
so mußten sie doch getrennt leben.
Das war gerecht und sie erwartet-.
auch nicht« ohne Weiteres wieder in
Gnaden ausgenommen zu werden; ja.
sie wünschte dies taum, da sie die
richtige Empfindung hatte. daß ibr
Vergehen nur durch Leiden gesiihnt
werden tönnte. -
Sie war entschlossen. die verdiente
Strose aus sich zu nehmen, und wäre
diese auch zu strenge; ja, sie wollte
die Hand noch segnen, die sie züchtigte.
Sie wollte mit Geduld den Tag er-·
warten, wo das herz ihres Mannes
sich ihr wieder zuwenden würde. Aber
bis dahin wollte sie sich durch teinen
salschen Stolz oder durch Frtriebene
Empsindsamteit von der usiibung
ihrer Haussrauenpslicht abhalten las
sen. selbst wenn sie dasiir nichts wei
ter als Abweisungen ernten sollte.
Sie bemerkte mit heimlicher Genug
thunng, dass er mit Appetit asi. was
sie ihm vorgesetzt hatte. Er hätte sie
sicher abgewiesen, wenn er siir sie die
selbe Verachtung hegte, wie am Mor
gen, ais der Großvater den Diebstahl
zugestand. Das war doch immerhin
schon ein Gewinn. Mit diesen Ges
danlen beschäftigt verlfelt f.e sich stili.
bis er seine Mahlzeit beendet hatte
Dann erhob sie sich und mit ruhigem
Ernst an den Tisch tretend, sagte sie:
»Was Du vorhin sagtest, babe ich
vollkommen begrissenx es giebt jedoch
noch andere Dinge« um deren Klar
stellung ich bitten muß. Soll die Welt
unser geaenseitiges Verhältniss len
nen?"
»Ohne Zweiselt Herr des Himmels
willst Du denn noch Zu liiaen fort
fahren?«
»Nicht wegen meiner srage ich, denn
ich habe seht nichts mehr zu verlieren;
aber Deinetwegen hätte ich es ere
roiinscht, daß die Welt glaube, Deine
Frau sei rein von Schuld.«
»Das würde der Mithe gar nicht
lobnen,« erwiderte er bitteren Tones
»Binnen kurzer Zeit wird die Welt
an mich nicht rnebr denlen.«
»Was willst Du damit sagen?«
sraate sie voll Unruhe. «
! Mitrts andere-. als was eine so
» tluge Person« wie Du eine bist, ohne
s Miit-e verstehen sollte. Ich werde mich
l qui der Gesellschast zurückziehen. Und
auch Du wirst die mir beseeundeten
Familien nicht mehr besuchen. Bist
Du damit einoerstandents"'
Sie wickte stumm. Dann ergriss sie
die stiese. dte noch unbeantwortet aus
dem Tts lagen und sagte
«0I einige Einladungzbriese
angelonmren.«
»Ich werde schon antworten: lasse
sie nur liegen· hast Du mich sonst
noch etwas zu sragen2«
«Witnschest Du, daß ich mein En
« aaasement irr Albert halt Mes« —
W
»Nein. Du tannit Deine Zeit ver
wenden, wie es Dir beliödt, Arkans
Fei t, das Du meinen Rassen nicht
n ißlredit dringst. Du lannst di-:
Zerstreuun en und Ver niigungen
nicht entbe ren, nnd ich fnde nichts
daran auszuietenf
,·Weder zu meinem Vergnügen noch
des Beifalls willen habe i gefangen,
Leeley, sondern nur des ldes we-»
gen,« erwiderte Olga.
»Das Geld wirst Du auch ferner
hin brauchen. Jch befihe ja keins, und
mein Vater will mir nicht are-helfen
hält Dein Großvater sein Vrtspw
chen, so halte ich auch das meinigr.
Jch werde Alles. wag ich btsist Vet
» laufen, Und nach Ablan des Wirths
lontraltes werde ich eine wenige-.
« theure Wohnung mindern Jch werde
mich nicht eher beriihigen, als bis Vaz
HLöiegeld der Schmach entrichtet sein
ivird.«
, »Ich auch. Du sollst nicht lange
diese Bürde tracien. Während einiger
Monate lxabe ich viel Geld verdient
Aber dir-:- ift eine Kleinigkeit inchr
gleich zu dem. was ich in Zukunft
verdienen werde. Jetzt tann ich un
behindert arbeiten; diser konnte ich
mich nur nicht rühren. Jch wert-e ·
Fortschritte machen: ich Derde ue
Engagementg erhalten, ich we e
schreiben nnd so groß auch die Schuld
sei, allmählich wird sie sich verringern
und endlich ganz erlöichen.«
Jn diesem Aiiqendlici, da sie wie
I derk zu hoffen degann schien ch Eine-.
Uukj lllll Ucc WIIVIWUIU UIUU tcssc
Schande aus der Welt verschwinden
würde.
»Wir sind nicht mehr so hiisles und
arm, wie in Pangbourne.« suhr sie
fort. »Wir haben bereits etwas siir
den Ansang.«
»Für den Anfang? Was-U
.Unser Buch. Jn einigen Monaten
wird es erscheinen. denke ich."
»Unser Buch!·— Das hatte- ich ganz
vergessen,« sagte Lesley. Bei dem
Tone seiner Stimme erschauerte Olga.
Er erhob sich vom Tische und ging zu
seinem Schreibtisch. wo er das Ma
nuscript hervorholte.
»Alles. was darin steht, ist falsch,
nicht wadr2« fragte er.
»Es ist —eingebildet, ja,« stotterte
Olga.
»Vorn Anfang bis zum Ende?«
«" a.« ,
. iigen siir einen derirauensdollen
Gatten wäre ein hübscher Titel,« ries
er aus und zerriß das Manuscript.
»Was thust Du?" schrie si: aus
»Verbrennen will ich es!«
»Nein, nein, Leälen, das darfst Tu
nicht. Diese Blätter sind dunderte
von Pfund wertb!«
»Und wenn sie Millionen wertb
wären, würde ich iie doch verbrennen.
Glaubst Du denn. daß ich rnich zum
Mitschuldiqen Deines Betrnaes und
der unverschämtenLiiae Teines Groß
vaters mach-en will’.-«
Die zerrissenen Blätter wars er ins
Feuer und sehte sich. Llaa den Rucken
zuwendend aus dem Iauteuii. wo sie
vorhin gesessen. Das Buch. in wei
chem sie gelesen, lag in seiner Nähe·
Dies ergrisi er und machte verzwei
selie Versuche. darin zu lesen
Die gedemiitbigie und beschämte
Frau schwieg und sah in die Flam
men, die die einzelnen Blätter des
Manuskriptes zusammentollten und
lanasam verzehrten Fiir sie waren
diese Blätter eine Erinnerung an das
Glück. Fast jede Zeile kannte sie aus
wendig. Sie erinnerte sich des Tages,
wo sie sich Beide zum ersten Male zu
sammen an den Schreibtisch gesetzt
hatten, als Lesley plötzlich bemerkte,
daß sich der Himmel ausbeiterte und
die Feder l)inwersend, sie zu einem
Spaziergana einlud. Es war an
demselben Tage. wo er ihr gesaat
hatte, daß die Liebe das einzige Glück
J All- skhsh t-; HAE 's-I;«« Its-K fu«-?
Leben erträglich mache, und dasj- die
Veraniigunaen nur ein Mittel seien,
die Zeit todtzuschlagen
Die Blätter brannten nun. und
waren bald in ein Häuflein schwarze
Asche verwandelt« und mit ihnen er
losch die Erinnerung an die aliicklichen
Tage von Vangbournet nichts blieb
Qlaa nun übrig, als Betrübnis-r und
Verzweiflung.
Sie stand reaunasles hinter ihrem
Manne, den sie liebte. und dessen Liebe
erloschen war. JhreAuaen fisllien sich
mit Thränen und der Schmerz beugte
sie darnieder.
Da sie sich still verhielt, glaubte
Lesley, sie habe schon längst das Zim
mer verlassen. Er meinte, sie sei herz
los, frhamloö und den Gewissensbissen
unzuaiinglich. Er ahnte nicht, was
sie litt, während sie das Schluchzen
unterdrückte, das ihr die Kehle Zuzu
schniiren drohte. Von ihrer Beklem
mung und herzensangst hatte er keine
Ahnung. «
Tiefe Stille herrschte im Zimmer.
Leileb wendete mechanisch die Seiten
um, die er mit den Augen überfloq.
ohne zu verstehen, was er las. ist
fuhr vor Ueberraschung zusammen-«
als Olga. sich ermannend iiim mit
heiseree Stimme aute Nacht wünschte
Halte sie die ganze Zeit iiber da
rauf qewariet, dasz er sich umwende.
oder kam sie eben aus ihrem Zimmer.
nachdem sie angenommen, das-· sich sein
Zorn aelegt habe? Was musite er von
derEntelin eines fo vollendeten Heuch
lers wie Iwan Eliaaloss ha«ten?
gGute Nacht, Lesley,« wiederholte
Olaa deutlicher aber mit beben-der
Stimme und legte ihre Hand auf
Lesleyz Arm.
!3mstk-bns« feil-»O d
I