Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 12, 1903, Zweiter Theil, Image 9

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    · »Hu-sak- H sc;. Hv
JZN Mling
Nun M Weh und Sehnsucht ver
ges-her
W ist s und qetieimiiigreich.
M in ndartu bleibe ieti stehen
Bot des kleinste-h teirnendeu Zwerg
W blühende Wunder drängen
RII Im Sein-nen- nusp dem Geist
Ril- Uiitdcnwinchn mir Lercheniänzien
Feier-i das Leben sein Wiegenfeir
liedeimiltiqt, iu staune-idem Stint-eigen
Wandle Ich dankbar diikiii utui und
Tmiu
Sckvllkkisd Muß ich Hc Zkinlc IMMEN
Tie soviel Solin nicht trugen Min.
W— -..
Soll und Haben
Novellette Von Leo Rosen.
Der rosessor sass an seinem
Schreibti ch und rechnete. Dag- gehörte
sonst nicht zu seinem Messer-. Jn der
Universität lehren, Wunden heilen,
Rath und Trost spenden schien ibm
ein schöneres Amt.
Sonntag war's-. Noch vor der
Sprechstunde, die er auch an diesem
Tage abhielt; daz Zimmer verhangen
und somit ieinenAusblick aus ten ttej
nen Vorgarten gewährend
Leise war die Frau zu iinn hemn
getreten und hatte einen Arm um den
Hals gelegt.
,,Guten Morgen, Rudolf-,« smue sie
und sehnte sich an ibn »sd)(u dsi der
Ardeit?"
»ch5 einem Oiiiccl isssiiLt Lätkk zli
tommi mein Erim «.·-D-:! riciinehr
einem guten kindlineiiier du sieh
. ganz .1etiöriqe Posten and’g »He
worden«
»Mus:t iuir nacii s Mart geben«
Männchen, die Schubert will geben . ..
die ganze Nacht hat sie gearbeitet
lssrsi den Tisch decken helfen dann
seroiren, nachher auswnschen und
nun die Zimmer reinaeinncht Wurst
Du denn gar nicht heute sriib iiler
reicht, daß Alles wieder in Ordnung
Die letzten Gäste sind uni hat b 4 Uhr
gegangen, und nun ist der Kassee uin
Si Uhr wieer bereit. Du im eiqe
nen Schlafrock und in Deinen eigenen
Morgenschuhen uni diese steit wie ce
wöhnlich an Deinem Schreibtisch.
Kein Blatt, kein Buch lieqt an unrech
ter Stelle. lein Ciaarrendust ist melir
in den Räumen zu spüren, nichts mebr
vom Tanzmrgniiqen zu bemerken
na, lobst Du mich qar nicht, Rudolfs
. . . Und in der Speisetammer liegt
fast ein ganzer Karpfen. ein halber
Aalbsriictem Champianons, die Du
so liebst . . . wir haben heute wirklich
noch das schönste Sonntags Reiter
essen . . . Man besorgt immer zu viel-«
»Bei den Ciaarten sind sie ordent
lieb fervesen · . . die mit den Leibbin
den ind ganz sort."
»Na, brnmrn' nur nicht« Männchen,
diesmal bat’g dort) aelohn«.«
»Gelohni? Wieso?«
Es znate verrätherisch nn: den
Mund der noch lliibschen Franz in
ihren braunen Auaen leuchtete ein selt
sainer Glanz.
»Weil . .. nun, iveil sich unsere An:
nie doch sehr amiisirt hat«
»Als ob das so selten vorkommt
Aber, Gott sei Dant, das-. die Feste
vorbei sind. Hier bast Du die 8
Mark; na, was wird nun noch kam
men? Kann ich die Rechnung schlie
ßen; sieh nur, sie ist ansljindia lana
geworden«
»Gesch, Männchen, alri,ts."
Sie tlinaelte.
,Hier, Auguste, die H Mart siir Die
Schubert; geben Sie ihr auch den ei
nen Kalbsknochen und die itbriaen
Seinmeln. So, Männchen — nnd
nun zeige mir mal Deine Liste.«
Sie iiderslog die Zahlen.
,,Fische ... Ikz Braten .. . :2·3,
Eis . . . Id, Klavierspieler . . . l«.
Blumen . . . 1:"« Wein . . . ja,
Nudols, Du kannst doch nicht den ann- ·
zen Wein rechnen. lFs ist so wenig
aetrunten . . . sast immer nur Bier
und Limonade; aber zurckschiclen
möchte ich dein Weinhändler nichts . ..
man kann nie wissen . . · es loinmt
vielleicht bald wieder eine Gelegen
beit."
,,Marie . . . um Gottes Willen!
Male den Teufel nicht an dir Wand,
ich habe wieder siir lanae qennaz diese
Unru-he.vorl)er««and nachher · . . von
oen Nonen rotu icn gar man sprechen,
obwohl es gerade noch einmal so viel
s werben wird, wie Du qesagt bast. lind
nu sage mir. wozu das Alles eiaent
lich? Du behauptetest, wir müßten
i uns tevanchiren Schön! lan nun
wird-? nicht lange dauern, dann sübs
ten die Anderen sich verpflichtet, ian
Revanche zu gebet» dann kommen wir
wieder heran s— das qeht dann so sort
bis in«·5 Unendliche.«
.Nein, Vitidols, das- ist nictit der
Fall . . . nun links ein Ende-, wenia
sieni bei ung. Schtoari nnf Weis-.
will ichks Dir verkünden, mit zwei
Worten, o — Du sollst sei)en, daß ich
auch etwas von der Buchführung ver
stehe .. . hier, die eine vollqeschriebene
Seite mit all den Ausnatseiadlen . . .
das ist unser »Soll« und hier nus die
andere —- nebenan, die noch annz weiß
und rein ist —- da schreibe ich unser
,.Haben«, unseren Besizstnnd . . . siehst
Du . . . da steht’s: « in Schmieneks
- solt-W Was sagst Du nun zu meiner
Rechnung?«
Sie umschlang seinen blondensiops
mit ihren weißen, weichen Händen und
tiisjte ihn aus die Stirn . . . zitternd,
erregt.
, Er sulir aus.
- »Ein Schwiegetsahnk . . . Marie.
- Ist svs dacheiszen . . . Du träumst
wobst« ,
i
Nebxaska
DtUUtI mager Und " szrrUld
)
I J P. Witcdolpls, Herausgehen Grund Island. Nebr» l·««. Juni 19055 Mweitcr leciU Jahrgang 253 No. U.
»Nein, ich träume nicht, Du Lieber!
Dann hiitte ich doch erst schlafen müs
sen, um zu träumen, und ich habe in
der ver angenen Nacht teinAuge mehr
geschlosen. Siehst Du, Mann, iiber
Nacht ist ja das Glück zu uns in’s
Haus gekommen . . . und das habe ich
festgehalten, ganz fest, nnd allein mit
mir herumgetraaen, bis zu dieser
Stunde, in der ich Dich daraus vor
bereiten wollte . . . daß Du es mit
mir tragen . . . daß Du es auch als
litliirt ertennen sollst. Sieh, Rudolf,
ich habe mich nie getraut, mit Dir da
von zn sprechen . .. den ganzen langen
Winter hindurch kennen sie ssch ja
schon, und ich, ich habe es kommen se
hen, wie die Liebe allmählich immer
mehr Besitz von ihnen genommen hat,
irsir unsere Annie immer blasser und
blasser geworden ist. »an vielen
Tanzen«, hast Du ärgerlich gesagt
und-ihr allerlei verschrieben . . . ich
wußte ee aber besser, ich habe sie beob
achtet« alle Beide —- Doktor Giinhter
Baumann und sie. Er hat es nicht
gewagt, an uns heranzutreten, selbst
nicht, als er den Assessor gemacht; er
siirshtete sich vor Deiner Strenge, vor
Deinen Ansprüchen an den Mann der
einzigen Tochter — aber, Rudolf,
dente an unsere Jugend, und wie auch
Ioir die Seligkeit erwart:ender Liebe
genossen — er hat in Annieö Augen
sein Schicksal gelesen, da war er mu
thiaer geworden und hatte hier seinen
Besuch gemacht . . . Du wolltest ja
von all den Vorbereitungen zum Balle
nichts wissen, wozu sollte ich Dich
mit den Details quälen?«
",.D-ag ist ein Telail?«' fuhr er aus.
« »Du hastgenugnSorgen in Deinem
orwih geneorer mann, Io naum ra)
dies Alles in meine Franenbiinde, die
Du ja immer als geschickt gepriesen.
Gütige Feen gibt’s doch nicht im Le
ben, die Liebesbunde schlingen und be
siegelm aber i glaube, im Herzen
jeder Mutter sch ummert so etwas von
jener Ren-nacht die schnell ertennt,
wenn ibr Kind leidet, und die dann
lanasam die Fäden in die Hand
nimmt, um sie zum Glück beil Kindes
tu schützen. Bei mir. Rudolf, wuchs
diese straft --— mit dem Verlangen,
Annies Augen wieder glänzen zu se:
ven ohne Deine Rezepte ich hatte
Gutes über Doktor Baumann gehört,
n·ur Gutes, Treffliches « Du lern
teft ibn gestern kennen: ich sah ec- Dir
an, daß er Dir gefiel, und ivar selig
darüber.«
,,Sein Vater jft mein Studienge
nosse . er brachte mir Grüße von
jibnu Aber wag ist der junge Mann
k im Leben, was bat er erreicht, wonach
j strebt er?«
» »Er strebt danach, unser Sohn zu
itoerdem Rudolf. Sieh, Du Lieber,
; das war ja das Ein-sing was das Ge
schick uni- versaqt hatte, trotzdem wir
es uns so unbeschreiblich ersehnteu
lfin glänzende-z Gram-n lpat er ge
macht, eine feste Anstellung bat er
zwar noch nicht, aber erst wollte er
H unserer ifiiuvilliaung gewiß sein.«
. »Und Annie . . das Kind un
z ser einziges, dass sollten wir heraebenk
)
l
Nein, Marie, Drin Exempel stimmt
Inichtx es bleibt uns tein ,,Hal)eu«,
wir verlieren Alles . . . «.Illles.«
Er senkte den Kopf . . . die Feder,
»die er so lange in derRechten getial
ten, entfiel ihm und machte bei ihrem
Herabrollen große Tintenflecte aus die
niedergeschriebenen Ausgabepositionen
.»Blumen aus der Morttballe", auf
das ,,Eis« und die »Kochirau«.
Frau Marie athmete tief auf. So
schwer hatte sie es sich nicht gedacht:
sollte sie einen falschen Weg eingeschla
gen haben . . . mußte sie sich Hülfe
truppen sichern? Sie horchte auf,
es war Lärm im Korridor, die Stühle
wurden abgeholt . . . die eliehenen
Glagsachen . . . Gläser, Ta en.
«J.s.lugu»fte tam derein. » »Wer Wein
glllsck Illlo sckocochcll," lllchclc sic,
»Mir-: 75 Pfennige. Bei drei sind'g
blos tleine Sprünge, Frau Professor,
aber das vierte ist in lauter Scherben,
das bedeutet Gliickk hier ist die Rech
nuna . . . 18 Mart 75 PfenninU
»Er soll morgen tornrnen,« fltisterte
sie· »Sei-Wen Sie mir schnell meine
Tochter!"
Llnttie war nicttt weit. Sie saß in
ihrem Mädchenstiibchen, freudvoll der
seligen Stunde gedenkend, in der ihr
Günther gestern seine Liebe gestanden.
drüben irn Erter von Vaters Arbeitg- -
zimmer ’ Jn ihrem jungen Mädchen- «
herzen war alles licht nnd hell und;
hoffnungsvoll, denn die Mutter, zu;
der sie in ihrem unaussprechlichen
Glück gesliichtet war, die hatte sie ge- ;
lässt und gesegnet und ihr verspro-»
ehe-r, den Vater vorzubereiten, undj
nun wußte sie die Gute bei ihrem nicht E
leichten Liebesarnte, und ihr bannte
vor dem Ersolg. Stürmisch schlug ihr!
Herz bei dem Gedanterr daß ihr Heiß- l
geliebter vor dem viel sordernden Va
ter nicht bestehen könnte, trotzdem der
Gliebie siir sie das Urbild aller Voll
kommenheit war.
»Fräuleinchen!« Augulte hatte leise
die Jbiir geöffnet »Mamachen hat
gerufen.«
sonst hatte sie Annie aus mancher Ge
sellschaft im Lause der- Winters abge
holt und, wie sie sagte, Lunte gerochen.
»Na, nur man vorwärts, ofräuleim
chen,« ermunterte sie, »der Herr Pro
fessor ist doch lein Steinllumpen.«
Nein, das war er nicht· Er driickte
sein Kind an sich, atg wollte er es nie
mehr lassen. . .
»Sage Ja, geliebter einiger Ver-i
ter « flehte Anme, »Du so it es nie
bereuen. Wir wollen Dich alle eit lie
ben und ehren, und nicht die « ochter
sollst Du verlieren, nein den Sohn
sollst Du gewinnen, und wenn Den
Deine Einwilligung giebst, dann bleibti
er hier; nur wenn Du nng die Ver
einigung versagst, dann geltt er Putz
. weit sott . . . nnd dac- i
tcr das lönnt« ich nicht ertragen. i
Stuhl niedergesnnten nnd sali mit denf
großen, grauen, weinenden Augen zu
dem Vater auf, der diese Thränen mit
einem einzigen Wort stillen kotnntr.
Warm und weich wurde es ihm in der ..
Brust; er sah von einer zur andern -—
einst l)eimgesiil)rt, alg er noch ein gaan
unbekannter, junger Arzt aewesen, der
er nun bald die silberne Mnrthe in«s
Haar flechten wollte wie doppelt
schön diese-;- Fest werden könnte. —
Gleichsam wie eine Bision erblickte er
seine glückstrahlende Annie, sein heiß-:
neliedtes Kind, das Hauvt mit dem
grünen Kranz geschmückt.
»Na, wo hatit Jlsr ihn denn?«
platzte er heraus »Viel Zeit ist nicht
mehr, die Sprechstunde leginnt und
meine Kranken dürfen nicht warten.'«
sc:.. (n-4:--.k :k4 t-t.-.. k- « --I.4
-t
l-.
Das schlanke Mädchen war am1·
dort am Fenster seine Frau, die ers
Auguste wußte Bescheid. Nicht ums ,
L
E
ssUssI JUUIILIII III susUlI Okl, lkswss
Frau Marie. »der wird am Ende ganz
ungeduldig geworden sein; aber et
wird Dich nicht aushalten, den lurirst
Du schnell.«
Leichtsiiszig, wie von innerer Freude
getragen, eilte sie zur Thiir des Ne
bengemachs und öffnete sie weit. »Drit
tor Giinther Baumann,« ries sie laut.
,..Kommen Sie nur, der Herr Profes
sor will sich von Jtmen lonsnltiren
lassen.« -
»Aha! . . . also überrumveltk O,5
Frauen, Frauen,« lachte der Papa-l
aber er machte es seinem Patienterrj
leicht.
,,Herztranl?« sragte er ihn und sah
ihm in die Augen« ties, lang, durch «
dringend. I
Dser junge Mann lsielt den for ,
schenden Blick aus-. I
»Mit Gottes und Ihrer Hilfe abert
nicht unbeilbar, Herr Professor,« saa t
te er dann, »versuchen Sie es nur.
mich in Behandlung zu nehmen, mein
ganzes Leben soll der heiligen Aus
aabe getridmet sein, Ihre Achtung und
Jhre Vaterliebe in gewinnen-«
Frau Marie zog die Vorn-singe von
» den tsrtersenstern zurück, dann öffnete
sie die Thiir« die zum Balton führte
Wuiidervalle, warme eanlust wehte
herein; helle Sonnenstrahlen vergol
deten gleichsam das Zimmer und
strahlten aus glückliche tlltenschzn und
aus die vielen Bächen die an den
Wänden standen, und aus alle die Pa
piere, die aus dem Schreibtisch lagen.
Ganz besonderen Glanz aber ließ die
Sonne auf das mit Zahlen beschrie
bene Blättchen fallen, das aus der
Riietseite die Buchung: ,,t"i«in Schwie
gersohn« trua, und nun mußte der
mütterliche Buchhalter, dasi der alte
Zahlunister da oben im Himmel das
»Sol! und Haben« gepriist und sur
richtig befunden hatte. .
q-- —
Mehr Licht.
Von Ade-Paul Becktnann.
· Vor einigen Monaten ging die Nach
richt durch die Blätter, daß in Harten
sact, New Jersey, Mister A. C. Ferne-,
Der lfkfitmer d» Netrnlknmlnmns im
Alter don RJahreu gestorben sei
llns Jüngeren, die wir uns die vetro
leuinlampenlose, die sinstere Zeit tauni
noch vorstellen können, ja, die wir die .
Erdölbeleuchtuua sast schon sür eine«
überlebte Sache zu halten und die Pe
troleumlampen zum alten Gerumpel
Zu werfen uns anschicken, wie einst
unsere Väter es mit der Riiböllarnpe
thaten, uns will es wie eine alte Saite
vorkommen, daß noch vor Kurzem der
Mann unter uns gelebt haben soll,
dessen erfinderischer Yanteetops den
Apparat ersonnen hat, der das Petro
leum seiner leuchtenden Bestimmung
zweckentsprechend zuführen sollte. Denn
in anderer Art zu Brenn- und selbst
zu Beleuchtung-Zwecken ist das Erdöl
schon isn arauen Alterthuni verwandt
worden. Griechen und Römer, Bahn
lonier und Perser. Aegypter und Ju
den kannten und benutzten es in ver
schiedensier Weise. Von den Erdöl
quellen aus der Insel Zatynthos, die
einen Theil von Griechenland versorg
ten, spricht schon der »Vater der Ge
schichte", beredet Das heilige Feuer,
das die Priester der alten Perser in
Gruben verborgen hielten. war bren
nendes Erdsc. Nephtar nannten sie
diese ihre geheiligten ,,Vergebungg-l
oder Versöhnung-Zotte«. Aus der fer
nen YJiorgsendämmernng der Geschichte
kommt uns bereit-'T- Kunde von den
Raphtaauellen am Js, einem Neben
fliiszchen des Euphrat, die heute noch
fließen. Das daraus gewonnene Erdöl
lieferte den Asphaltmörtel zum Bau·
der längst wieder in den Staub ge
sunlenen Städte Babylon nnd Ninive.
Die alten Aeanpter scheinenisrdöl beim
Einbalsamiren verwendet zu haben.
Und in Amerika ist das brennbare
Steinöl auch schon langeoor Ankunft
der ersten Enropäer den Jndianern bes
lanrtt gewesen. Vereinzelt hat der Ge- l
brauch desErles als Leuchtsiosf wohl
überhaupt nicht aufgehört. Noch im
achtzehnten Jahrhundert wurden ita
lientsche Städte, z. B. Genua, mit dem
tfrdöl von Amiano (bei Parmas be
leuchtet. Aber dass acsakah noch in derv
selben Weise wie mit dem sonst iibli
chcn RüböL nnd die Straßen und
..Diiuser von Genua find deshalb da
mals nicht besser erleuchtet gewesen,
weil man wirtliches Erle brannte.
Da tam das Jahr 1859 mit seinem
Oelfieber, das- nicht geringer war als
das ralifornische und australischeGold
sieber der Jahre 1848 nnd 1851. Am
ig. August seneis Jahres waren die
mächtigen titetroleumauelien bei Titus
ville in Pennsylvanien erbohrt wor
den, und nun hatte die Stunde geschla
gen, da das massenhaft gewonnene
lfrdöl wirtliili praktisch augaenutzt
werden konnte. Dazu erfand jener
Ameritaner Ferrig die Lampe. Und
das ist noch teine fünfzig Jahre her!;
Generationen nnd ganze Nationen
haben gelebt und lind dahingetchwuns
den, Jahrtausende lang. bei Hien
svahn, Talglicht und Oellämpchen.
Wir können es heute wohl taum noch
begreifen, das-, es eine Zeit gegeben hat,
in der die Abende am Familientische
nicht durch der Lampe hellen Schein
verschönt wurden. Die Oellämpchen
der Alten« der Griechen und Römer,
wundervolle Kunstwerke oft in rein
äfthetischem Sinne, waren in beleuch
tungstechnischer Hinsicht das Diirftigste
Primitivste, wag man sieh vor-«
« ellen lann. Das flache, dasenartiae
Käunchen aus Thon oder Bronze mit
einer Oeffnung in der Mitte zum
Einfiilten deLs Fels-, einer oder mehre
ren Tiillen zurAufnahme des Vorher-,
der ein einfacher Flachsfaden war oder
gar nur ein Ende Scitilfrohrmarl
dag- war die Lamve, deren mehr als
lärglirher Schein die Abendbelenrlttuna
der häuslichen Räume bildete. Und die
Niiböllampe unserer eigenen Altdorsl
dern, noch bis zur Mitte des sechzehn
ten Jahrlniuderts hin, ist im Grunde
nicht-J besseres gewesen. Erst der be
rühmte italieniscke Mathematiker und
Arzt Hieronmno Cardano lonitruirte
utn das Jahr 13510 eine Lampe, die
technisch als- eine solche bezeichnet iver
den konnte. lir machte sichs-: klar, das-,
die Flamme nur dann gleichmäßig hell
brennen und der Docht nicht lohlen
wiirde, wenn das Niveau desJ Oele
während dec- Brenneng sich möglickst
unverändert in einer bestimmten lim
fernuna vorn Dacht hielte. Deshalb
brachte er ein besonderes Oelrefervoir
in einer gewissen Höhe an, ans dem
das Oel gleilhiitiißia in den tiefer ge
legenen Docht hinabfließen und in die
sem vermöge des Druckes ununterbro
chen bis zur Flamme hinaufsteigen
konnte.
Vor dieser Erfindung hatte nur die
Technik der lierzenbeleuchtung einigen
Fortschritt zu verzeichnen gehabt.
Merkwürdigerweise waren die ersten
Christenverfolgungen der Anlaß zum
Aufsckroung der Sterzensabrilation ge
wesen. Da die Betennek der neuen
Heilslehre vor der Verfolgung der beid
nischen Gewalthaber ihre Versamm
lungen heimlich in Höhlen und Kata
knmltett nnd tnr Nachts-it nhmlmlten
gezwunan waren, so mußten sie noth
aedrunqen iiber eine etwas zuverlös
sigere szlrt der Beleuchtung ihrer sin
steren Andachtesorte nnchgriibeln Man
sinq an, regelrecht infformen getroffene
mit tunstvdll aedrehtein Docht aus
Werg verschene Lichter zu bereiten.
Aus diese Zeit ist es wohl zurück-zu
führen, daß noch heute die Kerzenbe
leuchtuna eine so groß-e Rolle in den
christlichen stirchen spielt, denn sie war
die rituelle Beleuchtungssorm getoor
den.
Welch ein Luxus da oft getrieben
wurde, geht aus einem Bericht hervor,
wonach beispielsweise zu Luther’s Zeit,
in der Schloßirche zu Wittenberg in
einem Jahre :l.-«),750 Pfund Wackster
zen verbrannt worden sind. Dieser
Luxus wurde damals und später an
weltlichen Hosen nachgeahmt: bei einem
einzigen Hosseste in Dresden wurden
tm achtzehnten Jahrhundert 14,000
Wachslerzen gebrannt. Ob schon da
mals etwas von dem Lichthunger un
serer Tage erwacht war? Dennoch aber
vergingen mehr als zwei Jahrhun
derte, ehe sowohl in der Lampen-, wie
in der Kerzenindustrie Neuerungen
a«uftraten, die wesentliche Verbesserun
gen bedeuteten. Für die Lampenbe
leuchtung tlvaren es die Erfindungen
des tSchtVeizers Argand, der 1789 den
hohlen Runddocht, den ,,Rundbrenner«
tonstruirte, und des Franzosen Quin
guet, ver ungefähr um dieselbe Zeit
das ,,Zugglas«, wie es damals allge
mein hieß, unsere heutigen Cylinder,
einführte. Die Fortschritte der Wis
senschaft brachten auch für die Kerzen
beleuchtung neue Anregungen: 1818
wurde die Stsearinterze, 1839 die Pa
raffinterze zuerst hergestellt. Für beide
Industrien endlich, die Lampen: und
die Kerzen-Industrie bedeutete die Er
findung der- geflochtenen und gewebten
Ltaitniwollendoclztes, die Cambaceres
1834 machte-, ein-en ganz-, enormen Forti
schritt, der dann auch, ebenso wie
Rundvrenner undCl)linder, der späte
ren Petroleunilampe zu statten gekennz
nien ist, mehr noch alLs der alten Rüb
öllampe: der voröse Bautnwolldomt
saugt das leichtfliissige Petroleum un
aufhörlich und unaufhaltsam in die
Höhe bis zur Verbrennungsfläctie Nun
braucht es keiner tomplizirten Druck
oder Hebetvnstruttionen mehr, um daQJ
dickfliissige Riiböl in den Docht zu
pressen und ans unverändert gleicher
Niveauhöhe zu belassen. Die Petru
leumlatnpe, wie sie von jenen Ameri
lanern, ihren Erfinder-n, zuerst ange
geben worden, ist ein Wunder an Ein
fachheit, gegenüber jenen Rübötlampen,
von der Cardano’schen Flaschenlainpe
an bis zu all deixanderen verwickelten
Konstruktionen die anfangs des 19.
Jahrhunderts anstarrten
· .- «
UM chsclllc Zell allck, als ch Uck
lampentechnik sich aufs Höchste entfal
tete, und die Petroleumlampe noch im
Schooße der Zukunft schlummerte, war
bereits die Erfindung gemacht worden«
die eine ganz neue Beleuchtungsepoche
heraufbeschwören und schließlich auch
die damals noch gar nicht existirende
Vetroleumlampe ,,überwinden«sol1te.
Bereits 1792 hatte der Engländer
Murdoch in Redruth seine technische
Werkstatt mit Leuchtgas erhellt, 1801
der Ameritaner Henfren in Battimore
einen großen Saal, 1807 der Deutsche
Winzer sogar schon eine ganze Straße
in London und 1811 der Chemiepro
fessor Lampadius in Freibera tn Sach
sen die erste Stadtbeleuchtung mit Gas
eingerichtet. 1814 folgte London,181.
Paris, 1225 Hannoven 1826 Berlin,
1828 Dresden und Frankfurt a. M»
JKIM Wien und erst 15338 Leipzig.
Und taum hatte das Gasslicht ein
halbes Jahrhundert lang weiteren
Kreisen aeleuchtet, da ward es schon
wieder von etwas ganz Neuem liber
bolt. lfnde der siebziger Jahre war die
elettrische titliiblampe Edison’s" da.
Ihr schönes, mildes nnd dabei doch
blendend weißes Lictt schien das
Schlußwort in demRufe um die beste
tiinstliche Beleuchtung werden zu fol
len, da tam es noch einmal ganz an
ders. Der Wiener Cheiniter Dr.«-2(tier
v. Welsbach setzte das Gas. dem man
schon das Unterliegen zu Gunsten des
elektrischen Strome-Z prophezeit hatte,
in feine vollen Ehren wieder ein durch
seine Erfindung des Gasalüblichtes.
Und neuerdings haben wir das ftrab
lende Ilcetolenlicht erlebt, das elektri
sctes und Gasgliihlicht zu verdunkeln
berufen schien. Und taum ist’s da, als
auch schon die Techniter des Gas- und
des elektrischen Lichtes neue Anstren
gungen machen. Wir sind gar licht
hungrige Leute geworden, , wir Men
schen aus der Zeit der Jahrhundert
wende, und das ist gesundheitlich sehr
nothwendig, denn Luft Und Lictt sind
nicht nur siir die Pslanzenwett die
lebenerbaltenden Elemente, sondern
auch sitt uns Menschen. Was wird
das Licht der Zukunft sein? Nach
allem Anschein vielleicht wieder etwas
ganz anderes. Etwas, dem vielleicht
die geheimnißvollen Röntgens und
Beratierelstrahlen ir endwie zu Grunde
liegen. Wer weiß, vobin wir aus die
Isi- mzkv unrqu Ovsssssn HUZIs qusnfsksss i
·.. -...... . ..-.. ., . . »W.
von heute siiid sicherlich nocki lanae
nietit die wahren Kinder Des Lichts
- ---. - —
Geuiei aus der Scheut-and
l
i
i
Es hat große Geister qeaelsein die
während ihrer Schuljalire von ihren
Lehrern auss- Grellste nnterschätzt
wurden. Der hundertste Geburtstag
des qroßen Chemiierg Justus Lie
bin erinnert auch an einige solche
Fälle, welche der Schriftsteller Verdi
nand Diessenbach jetzt in folgender
Weise onssrischt.
»Sei; dich, Liebigl Du bisi ein
Schasgtopf!«« Der so sprach war Herr
Johann Justus Storck, Korreltor am
Gymnasium zu Darmsiadt, ein ne
fürchteter Schulmonarch, der sich durch
seine Ausgaben der Fabeln des
Phaedrug und des Buches von Corne
lius Nepos auch eine gewisse litera
rische Unsterblichkeit tm Kreise der bes
sischen Schulfuaend erworben hat Der
mit dem Titel Schafstops« Beehrte
war Justui Lieblg In Darst
stadt. Liebig saß mit mechng Ut
gliiasge ährten untenan. con
rektor torck hatte gerade Leisten
schlechten Tag, denn ebenso n - -
digt schied er von dem noch »unter -
Liebig« sitzenden Jungen Georg·
G e r v i n u s, dem dreizehnjähri en
Sohne des Gerbers Gewinns. un
drohte sich das Unheil über dem
Haupte desjenigen, der zu allernnterst
saß, dem eigentlichen Ultimus, dein
hier-zehnjährigen J o h a n n J a to b
Ka up, gleichfalls einem Darm.tiid
ter Bürgerssohn, zu entladen. llein
der Gestrenge zog es vor, statt diesen
aus die Folter zu spannen, wieder zu
dem jungen Licbig zurückzukehren
»Was willst du werden?« — »Chemi
ter!« --— »Dummkopf, was ist denn
das?!« —- entaeanete Herr Storck mit
oerächtlichem Achselzucken. »Seht ihr,
fuhr er fort, ,,il)r drei seid unwiirdi«a,
in die Hallen der Wissenschaft einzu
-treten. Zöpfe habt ihr zwar arö er
und dicker wie alle anderen, aber er
Spiritng fehlt darin. Sport euch die
Mühe und euern Eltern das schöne
Geld! Liebig, dein Latein reicht ge
rade aus«- zum Apotheterx du, Gewi
nns, kannst weder Latein nochDeutsch,
und du, Kann lannst überhaupt qar
nichtg!«
Liehia kam, so erzählt Dieffenbach,
in der That bald zu einem Apotheier
in die Lehre, Gewinns wurde Lehr
lina in einem Manusaktnrioaarenge
Mast Kann blieb etwas länger auf
dem Uninnasium Liebia wurde der
beriihnite Bahnbrecher aus dem Gebiet
der Chemie Gewinns wurde dem
tiaufnianngstande untreu und ein be
riihncter isteschichtsprofessoL Kaup
wurde ein Naturforscher, der sich durch
seinen Versuch, den »Darwinismns
in ividerieaen«, bekannt machte.
—.·-«...- .
Znsei Baumeiefem
Die arijsite Tanne des Schwarzwal
de:«-, der Art »Abie5 Petinanta« ange
höria, steht westlich Von dem tviirttem
Vekaisehen Ort Schwenninaen in der
Nähe der größeren schon zu Baden ge
hörigen Ortschast Villinaen inmitten
anderer Prächtiaer Edeltannen. Sie
besitzt eine Höhe von 42 Metern Da
bei hat sie ihre Haupttrone im Jahre
18765 durch einen Sturm verloren, so
das-, sich ein Seitenwipsel zur höchsten
Spitze entwickelt hat. 130 Centimeter
uver dem Boden mitzt der-Stamm noch
6 Meter im Umfang. Das Alter die
ses Baumes, der vom Voll auf den
Ehrennamen »Hölzletönig« getauft ist,
wird aus sast vier Jahrhunderte ge
schätzt an unmittelbarer Nähe steht
i noch ein andere-: stattlicher, wenngleich
T nicht ganz so hoher Baum als »Hölzle
idnigin«, deren Alter auf 250 Jahre
angegeben wird· Zugleich mit diesen
prächtigen Nabelbäumen erwähnt die
,,Gartenslora« noch einen Verwandten
aug dem entaeaenaeietzten Winkel des
Deutschen Reichs. Jn dem jetzt dem
Kaiser gehörigen Pakt von Kabinett
in Westprenszen erhebt sich eine
Trauersichte lPicea excelsa pendula)
zu einer Höhe von 125 Metern mit ei
nem astfreien Schast von 13z Metern
Höhe, der noch in diesem Abstand vom
Erdboden einen Umfang von 1,6 Me
tern besitzt. Die ganze Krone ist von
unten aus aufs dichtem Gezweig gebil
det und weist bis zwei Drittel ihrer
Höhe die Form einer regelmäßigen
Säule von 2.-I.. bis Z Metern Durch
messer aus« während der Wipfel kegel
ariig zugespitzt ist. Diese Trauerfichte
soll nicht nur die einzige in den preu
ßischen Staatssorsten, sondern auch
die schönste in ganz Deutschland sein.
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Berliner Vorm-mer«
Jn. Der diesjährigen «Wisss:nsc!;ast
Eichen Bestang zqu Jsaliredherichte des
Lessiug Ghmrasiums ku Berlin«
dringt Oherlehrer Dr. N· Pulver
nachei die interessante statist«ische Uni
n1s11c1un1g iibier »Bei-Wer Vornamten«
Ue ei im vergangen-en Jahre begann-Ins
l:.u, zum Abschluß. Unter 291 männ
ljchen Namen kommen am häufigsten
ocr2 Wilhelm und Willi lle , Paul
15111, Friedrich unv zritz 1191, Jo
hann-es und Hang 1137, Karl 1053,
Max Mil, Wailtljer 941, Erich 918mal.
Von TWZ weiblichen Namen stehen an
Dei Spitze Altargckrethe mit 1655 («rvo
zu noch 77 Gretchen lommen), Ger
tiude tund Tritt-es mit 1414, Minrthu
inii 1267, Triebs- mEt 1244 luno 11
Frist-ersieh Anna mit 1«095, Eise mit
ORT, Maike lund Maria) mit 910,
Ghsrlotte lund Lotte) mit 89(), Hed
mig mit III-L Merkmiirdig ist, dasz
trauckxe ungewöhnliche Namen verhält
1-.«s;mu11,1k1 Du DurlommZll. JD ERNS
mu FR, Vronåglav 11, Thmdtsiins 8,
Leut-Un 11;, Wl.7«digluxva II, »Bei-J
qia U, Apoiionia J, Praer 4 mal.
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Eine Ausnahme.
»Ein dii.inigkeich für dies und bar-L«
Wie leicht das Jeder spricht!
Nur eine Ausnahm’, glaub’ ich, giWst
Die Rönige fagen’s nicht!
Unverschämt.
Hanfirer (imRefiankant): »Tafck,en
komm gefällig, Zahnbiirfte, Nagel
bürfte?«
Gast sbtunimend): ,,Bmuche ich
alle-J nicht!«
Haufiret: »Ja, das ficht man Ihnen
Auch 81n2«
Einfalt-e Höhen-.
Miether: »Sie müssen meinen Ofen
jetzt in Ordnung bringen lassen! Ent
weder der Ofen zieht oder ich sie-hei«
Wirth: »Nun, zum nächsten Ersten
sollen alle beide zichen!«