Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 12, 1903, Zweiter Theil, Image 12

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    III-Ieise des Ieinhold Ort-nenn.
——
Mit liqlingi —- «0err Sie
MQ Irs —- wer Born Wen
Miit ri- spwchms— Jo
IIUL Messen sie sesilltgsi am Ap
psrcti —- sttte, Fräulein Giersberg,
Bin if jemand der sichs mit Ihnen un
derstkttn WLeK
Die schlanke junge Korresponden
tit gleitet von ihrem hohen Schreib
strchl herab nnd führt mit anmuthiges
Bewegt-n pas hättet-r deszernsprp
Herz an Las Ohr.
·Hier Martha Giersbeig! « Ab,
guten Tag lieber Onkel! — Danke,
AusgezeichneU Natürlich, mit dein
größten Vergnügen! — ach Rehgari
ten? Und cnit dem Zweinhr-Zuge? —
Schöni Werd-e pünktlich antreten! —
Einen herzlich-en Gruß an vie Tsnte
Und an die lieben Kleinen !«—Schluß.«
Minglinglingi
«Entfchuldigi:n Sie das Privatsa
spriich. Herr Siewers,« wendet sich
rann das junge Mädchen »in ihren
Chef, »es war mein Onkel, ver mich
zu einem Ausfluge mit seinekFamilie
einluden mollte.«
»Aber ich bitte, mein wendet-Fräu
lein.. das bedarf doch nicht erst einer .
Entschuldigung,« antivortet der Akt-i
geredete freundlich. !
Der Buchhallrr Halb-ich am zwei-»
ten Pult seufzt still vor sich hin. Er
kreiß, daß er von seinem gefirenqen ;
Prinzipal in ähnlicher Lage eine min- J
sket gütige Antwort erhalten badenj
triürch denn die Benntznng sie- Fern- «
sprechers zu Priontnnterholtungent
Les Person-als ist Znt Haufe Sirt-vers
ö: Brovlotd durchaus verpön:. leer
er scheint trotzdem nicht neidifch zu«
s·:in auf seine beoorzugte Kollegin.
Tet Blick, den er verstohlen zu ihrem
Maine hinsiibersende:. läßt auf alles
(
l
(
l
andere eher schließen als auf Empfin- l
drin-gen- feindseliger Natur. Bei ihrer .
Vorgängerin hätte er dergleichen frei
l;ch weder wagen oiirfen noch wollen.
Sie hatte ilzun gegenüber gesessen, und
er war vom Morgen bis zum Abend
verurtheilt gewesen, ibr langegGesicht
mit der spitzen Nase und den kleinen,
Eies-haften Aug-en anzusehen so oft er
zufällig einmal vsn seinen Büchern
aufblickte. Bei »dem Eintritt Der
neuen Korrespondenrin aber haben
die Herren Siewers F- Brrsoiorb ohne
erkennbare äußere Veranlassung eine
Xendetung dahin aetrossen, bafi sie
ihren ständigen Platz an ver anderen
Seite des mächtigen Doppelt-altes er
halten hat, vor dem fie selbst in briis
derlicher Eintracht Seite an Seite ar
beiten. Vielleicht haben sie gefürchtet
daß Fräulein Martbas allerliebstes
Gksichtchen uno ibre munteren brau
nen Augen den jungen Buchbalter zu
sehr zerstreuen könnten. Und er ist
natürlich nicht enaaairL um sich zehn
Stunden täglich angenehmen Zer
streuungen hinzugeben
Für die Herren Prknzivale ist eine
solche Gefahr selbstverständlich nicht
Verband-In Wenn sie auch bis zur·
Stunde beide noch unbeweibt find,
haben sie doch das Alter, in Dem
angeblich selbst vie Unverniinitigsten
kerniinsftig werben, bereits um ein
beträchtliches überschritten Und au
ßerdem sorgt jeder von ihnen gewis
ser-haft dafür. baß ver andere seine
Mus- qis Chef niemals pkkgißx·1
Läßt herr Siewers sich in eineml
schwachen Augenblick verleiten-, mit
seinem anmuthigen Gegenüber eln
Mpröch anzulniipfen das nicht
streng geschäftlichen Inhalts ift, so
kam-a et sicher sein, Haß fein Theilba
ber ihn alsbald mit irgend einer wich
tigen Angelegenheit in Ausspruch
nimmt. Und herr Probiert-, ver um
sänf oder sechs Jahre älter ist als sein
Cur-wager muß sich bei gleicher
Seldftmgrssenheit natiirlich dasselbe
Verfahren gefallen lassen.
So tem- bie Vertheilung ver Ar
Ekeiissplätze im Comptoir von Simer l
ös- Btodkorb als eine durchaus zweck- I
mäßige gelten. Und Fräulein Martha i
Gieribeeg selbst, dLe immer gleich "
fseundlich, gleich korrekt uno gleich
Ieißig ist, hat bisher auf keine Weise i
zu erkennen gegeben, daß iiie etwa ein ;
anderes Arrangement verziehen wür- !
ste —- — — — !
Acht Uhr! Die junge Buchhal Sei-in 4
ist ir- ihr Jacket geichiiipff hat basi
eins-achte Hütchen auf dem reichen
Blond-han zurecht gerückt und Die
Hsrdschuhe zugehöpr Holbach der(
mit feiner Toilseite eigentlick etwas i
schneller fertig werden könnte, w: fchi
fänf Minuten lang mit Rockäetnel an
feinem Hut-e herum« nur um gleichzei
i
tig mit ihr das Haus verlassen zu
täten-m
Braut-en Sie. daß sich das Wen-:
halten wird, Herr Holbach?«
Er sieht rnii der Miene eines Sach
MPM zum wolidrlosen Abend
Himkael empor-. «3roeifellos! Sie wer
den M alleeschönfden Sonnenschein
It s Ausstug haan
, wäre prächtig Rennen Sie
, Schatte-if
, - »Sei- Eber ei soll sehr hübsch;
åsstt few- JG hatte schon lange dve i
ein-sea- hisenizufahkenf l
W treffen wie uns dort !
AMHHZUWWPW 11 i O (
- . u net s
stät-M als-M- ich —- (
Oe keine-i meine fees-saht
Guten Abend here Holla-pl III
Qiedetlehenp
Seine Antwort lyst sie e nlqt
mehr gesät Er aber S l dem
Gefährt, in aesn sie verschwunden ist.
mit glücksteahlenden Augen Mbi
sich ein anderer Wagens misgiinftxg
dazwischen scheel-L
»Was wirst du denn morgen an
fangenlw fragt Herr Beoblorb seinen
Thellhabey währen-v er etwas schwer
fällig feinen Ueberziedee anzieht. —
»Mein wir zusammen etwas unter
nehmen?«
»Ich gehe in den« zoologische-c Gar
ten,« erwidert Siewees, ohne den an
deren anzusehen. Er weiß, daß dem
trefflichen Brvdlorb nichts in der;
Welt fo sehr verhaßt ist, als dieDBep «
gnügungs- Jnslitui.
l- »S» No pas est nichts fiik mich.
Aber laß dich nicht abhalten. Ich habe
: sowieso eine Einladung zum Sdal bei
dem alten Kommerzien-kam Fell-altb
Da kommt man Doch wenigstens nicht
ir. dies widerwärtige Menschenge
dränge.«
»Auf Wiedersehen also am Mon
tag! Und viel Vergnügen Heinrwa
lot-bl«
»Danle, lieberSEewerle III-J mün
fche ich dir gleichfalls."
Und sie gehen mit hastiaem Hände
druck aus-einander wie zwei Leute, vie
ittn schlechtes-« Gewissen haben.
Unter e: nem Mächtigen Li Ubert
lsaame im Restaurarionsparl zu Reh
garten sitzt am nächsten Nachmittag
der Rechnungskath Giersderg mit fei
ner Familie am Kasseetisch. Die Pro
phezeihung des Buchhalters ist pünkt
lkch ein getroffen, Und vom blauen
Himmel lacht vie Sonne so hell und
freundlich hernieder auf dke prangen
de Lenzcslkerrlichleit und das bnnte
Menschengesvimmel als freue sie sich
rech: von Herzen ihres wohlaelunae
ern-ji
IIIII O(1l«c2·
Plötzlich kommt ein Ausruf der
Ueberraschung ocn FeäuleinMarthaB
rosigen Lippen, den-n der große ma
gere Herr, der sich ds mit gütig-ern
Lächean dem Tische näher;. ift ihr
wohlbekannt.
»Bitte um Verzeihung, meineherrs
schaffen. lassen Sie sich um des Him
rnels willen nicht stören-! Aber da ich
Sie zufällig erblickte, verehrtes Fräu
lein, torrnte ich doch nicht gui vor
igbergehern ohne Ihnen einen guten
Tag zu wünschen.«
Natürlich muß Fräulein Martba
vorstellen »Mein Chef, Herr Brod
torb —- mein Onkel, Rechnungswth
Giersberg —- meine Tante —«
Brodiorb verbeugr frch zierlich ge
gen Die Rechnungsriithim tölfcheit ei
nen kleinen, leidenschaftlich lauenden
Gier-Häng väzerlich gütig auf die
Wange-, und läßt sich nach einigem
Sträuben bewegen, am Tifche Platz
zu nehmen. Mark ift erit ein wenig
befangen; aber die fröhliche Stim
mung, das Boaetgezwitfcher und oer
Sonnenschein lassen keine verdrieß
liche Langeweile aufkommen Nach ei
ner kurzen Viertelstunde ift Herr
Brot-stott- volltommen heimisch in
oem tleinen Kreise. Er bittei Mar
tha um ein drittes Stück von dem
»-ausgezeichnete-n Kuchen«. den- die
Tante eigenhändig gebacken hat« und
das rechnungsriithliche Ehepaar er
klärt in ver Stille des Herzens oen
Prinzipal der Nichte für einen äußerst
liebenswürdigen Herrn
Aber mit einemmal, gerade alk- er
die stattlich Ruchenfchnitte zum Mun
de führen will, raucht Brodtorb ein
merkwürdig längliches Gesicht. Und
eine Sekunde später enifälzrt es in
farlaftifchem Tone dem Gehege feiner
Zähne: Jst der Tausenot Ich glaub
te, du feieft im zoologischen Garten!«
Der Ausruf gilt feinem Freunde
und Theilhaber Zier-ers der lächean
und mit artiger Verbeugung an aen
Tisch der Familie Giercberg getreten
II Bis Its-nur- mzk fass-I Umf.«s»0
entschuldigend, daß er doch unmöglich
habe vorübergehen können, ohne sei
nen lieben Campagnon zu begrüßen
Und Brodlorb bleibt nichts ande
res übrig, als vorzustellen: »Mein
Thsällyaber, Den Sie-vers — Herr
Nechnungsrsath Giersöerg ——-" und so
weiter.
Der irauliche Kreis ist nrn einMiii
glied reicher geworden, aber vie-Stim
mung hat eine merkliche Einbuße er
fahren. Nicht etwa, daß einer dem
anderen etwas Unsreundliches sagte.
Im Gegentheilk Die bei-den Firmen
inhaber sind von einer wahrhaft rüh
unden Fürsorge süreinander. ·
»Du solltest snichr so viel von dem
schweren Kuchen essen, lieber Brod
trobl Bei seinem chemischen Magen
leiden wirst du nachher schwer dafür
büßen müssen.«
Eir- Mutier hätte ihr naschhasiei
Wehen nicht lieber-aller warnen
können Und die sinstere Miene, mit
der herr Brpdkprb vie wohlgemeinte
Mahnung safnimrni, ist ebenso Irr-be
greiflich all dai grimmige Räuspern
des Deren Sterne-ei da nach einer
kleinen Weile der andere ihn an sei
nen alten Rhemnsiiinrns erinnert
ner ihn un- dec hintre-es wiclur kit
iei, seinen Uebers-L einzuziehen
.DI bis eben teiæ Jängling mehr,
lieber Siersierk Jn- deinen Jahren
sann man il set niqi verschwie
voe Or uan er's-seen
Qsi
o geht es eiiig sort. Und
die Stimmung wird dsrilder immer
schÆler Mem- toeiß nicht recht —
weih-ib
Mtab von dem Lindenbaum aber,
hmier einer srischgriinen Hase ser
sieett, steht ein hübscher junger Mann
mit wehmätlsiger Miene und seh-I
sii « dlickenden Augen. Seitdem
er beiden Prinzipaie an tän
j lein Marihas Tische hat sikn eben,
ist ihm der Muth entsunken, näher
zu treten. Und er muß sich wiederum
wie im Compioir damit begnügen,
die Rückseite seiner Kollegin und ihr
im Sonnenschein schimmerndes
Blonohaar zu bewundern.
Und er war doch so glücklich gewe
sen in der Hoffnung, eis- paar Stun
den in ihrer GesellsLjast verbringen
zu dürfen
Rehgarien hat eine sehr schlechte
Cisenbahnoerbindung mit der haupt
siedt. Der letzte Zug wird set-on zu
ziemlich früher Smnde abgelassen,
und da die Familie Giersberg das
Unglück gehabt hat, lange Zeit nack,
einem oerlausenen Sprößling suchen
zu müssen, steht sie sich jetzt gezwun
gen. den erbitterien Verzweiflungs
tamps mitzuläntpfen, der urn die-Plis
Ve in diesem Zuge entdrennl. Der
Rechnungsrath. mit seinem ältesten
Sohne beladen-, legt ein jüngere-Z
Knäblein oertrauensooll in die Arme
krg Herrn Brocloro Und seine Ge
mahlin hängt sich an den dicken Herrn
Eiesvers, damit er sie ri:ieriich durch
das Gedränge bugsirie.
Und es gseiingt. Mit oerliälinißs
mäßig geringfügigen Verletzungen ge«
den sie als Zieer aus Ient Streite
hervor und sehen iich glücklich vereint
in dem schmalen Mittelgange eines
mit nur acht zehn Personen besetzten
Rinde-. is. Eine aber sebli ——· Marthen
die durch die rückstchtslose Menge von
den Ihrigen getrenn: worden ist und
r ernenrpuemen Pauseem oon ur- i
densgenossen ralblos auf dem Bahn
steig zuriittbleibt, als der überfülltei
Zug sich in Bewegung ietzt. i
»Halt! Halt! Jch will ausstei
en! schreit Siewers der sie erspäht
geernt. Aber er ruft es zu spät; denn
schon hat die Lolomotive ibre Arbeit
begonnen Und Brvdtorb der irgend
eine balsbrecherifche Tolltiibnbeit fei
nes Theilbabere befürchten mag, biilt
xbn trampfbaft an beiden Rocklchößen
Der Zug ist hinter der ersten-krüm- (
mung verschwunden, da hört sich diei
junge Buchhalterin zu ihrer freudigen
Ueberraschung von einer wohlbekann
ten Stimme angeredet: »Wir find
wie ich iebe, Schicksalsaeiiihrten
Fräulein Giersberg!« .
»Herr Holbach « «:.-,-ie? Ach, da
ist hübsch-. daß wir uns noch getroffen
beben. Jch larn mir schon iv verlas:
ien vor Aber war-L sollen wir nun be
ginnen? Es war der letzte THng
»Freilich.?1ber die Sache iit nicht
so schlimm. Von hier bis Wilhelm
hagen sind es nur füaniertelflunden.
Und von da giebt es noch Gelegenheit
genug, ur Stadt zurück zu kommen.
Wenn - hnen ver Weg nicht zu weit
ist. und wenn Sie sich meiner Flib
rung anvertrauen wollen —-«
»Gern——ee bleibt mir ja gar nicht-:
anders iibrig Und der Abend ist so
schön. Jch freue mich auf den un
verhofften Spaziergang«
Holbach freut sich noch mehr, auf
seinem Gesicht ist es zu lesen und in
seinen leuchtenden Augen.
So wandern sie miteinander in den
linden, duftigen Sommerabend bin
ein· Jm Gebiilch sinat eine Nachti
aall, und fernher von dein See den sie
als einen ichmalenSilberftreifen durch
die Stämme des ibn nmliiumenden
Gehölzes schimmern ieben, klingt das
melodische Gequat der Jriifche Sonst
aber ists feierlich ftill Die weiche
Luft umloft ihre Wangen Und es
wird ihnen fo woblig zu Muth, eine
fo glückliche heiterteit nimmt dont
L--.- —--.- ----- Q-I:1. L-L KL- :
ltfs ksl II Ilgk II UJII DIU MI19« VII
Versuchung find die rücksichislos
drängenden Ausiiiigler zu iegnen und
den groben Zugsiibrer, der io un- i
barmherzig das Zeichen zur eiligen
Absolut des letzten Zuges gegeben bat.
·- i
»Ah-c was sank vik eigennich ein« ’
BrodiorM So laß doch endlich meine
Rockfchöße los! Ich werde ja wohi;
aussteigen dürfen, wo es mir beliebi.« ’
Ein energischer Ruck, und der dicke
Siervers ist frei. Noch ehe der Zug
auf der Staiion Wilhelmehagen zum
Sieben qeiommen ist, hat er die Tbiir
auf erissen, und im nächsten Augen
ifi er draußen aus dem Bahn
steig. Aber er iii nicht allein, sondern
der geireue Freund. der eiiferiig hin
terdrein gefiele-en ist, sieht an feiner
Seite
»Du erlaubst wohl, daß ich dir Ge
sellschaft leiste Nachdem wir den
gnnzen Nachmitng so angenehin mit
einander ver-lebt haben. wäre es ja ge
radezu ein Unrecht, wenn ich dich am
späten Abend allein ließe.«
Sietvers hqi fiir diese riidrende
Anhänglichieit nur ein verdrießiiches
Uchselzuckem und als der Zug hinter
ihnen sieh wieder in Bewegung gesetzt
hur, wendet er sich an den Statistis
Meher mit allerlei eindringenden
fragen iiber das vermuthiiche Schier
al der in Rehgarien zurückgebliebe
nen Pers iere. Er erfährt das den
selben ni, fi anderes iibris geblieben
)
---...--«.-.- --« »p» -- — »«.-.-.-—«--...—--«.
W waiesdöe alMe suspenderung
las O
»das du etwa die Ibsicht, Fräulein
Ottesberg ents nzugelsenk sra t
Irodtorb. der trxf seiner langen -
ne tein reund von anstrengenden
Fußmiir chen ist.
Und der Theilhaber erwidert ziem
lich kurz: «Ullerdings! Schon in
unserem Geschiistsinteresse scheint es
mir geboten, dasiir zu sorgen, das der
jungen Dame in dieser gefährlichen
Einsamkeit nichts Unangenebrnes pas
rt.·'
.·Vm, das ist wahr. Aber du sollst
die Mühe, unsere geschäftlichen Jn
teressen wahrzunehmen nicht allein
haben. Zu zweien gebt sichI ja auch
viel besser. ch werde dich begleiten-«
Siewers i undankbar enu , ihm
gar nicht zu antworten. nd re tre
ten schweigend ibre Wanderung an.
Brodtorb. der es zu anderen Zeiten
liebt, wie eine Schnecke dabinzuschlei
chen, macht heute so lange Schritte,
daß der andere mit seinen kurzen
Beinchen Mühe hat« sich an seiner
Seite zu halten. Und ein wiederhol
tes ärgerliches Knurren des dicken
Sietvers, dem schon der Schweiß in
großen Tropfen aus der Stirne perlt,
scheint ihn nur zu immer größerer
Eile anzuspornen
»Hättest du mir gleich gesagt, daß
du einen solchen Dauerlaus unterneh
’ men willst.« leucht er, »so würde ich
auf das Vergnügen deiner Begleituna
lieber verzichtet haben. Am Ende bin
ich ja auch iiber die Jahre hinaus, in
denen man eines Beschützerg oder ei-—
nes - - Vormund-Z bedars.«
»O, du bist längst darüber hinaus
-— obne allen Zweifel, mein Lieber·
Aber wenn du durchaus meiner lästi
gen Gesellschaft entgehen wolltest,
hättest du eben bei deinem Vorsatz
bleiben und dich im Irot-logischen Gar
ten amiisiren sollen.«
»Man wird mich dort taumi
ichmerzlicher vermißt haben als dich;
bei dem Kommerzienratb Feibuich
Und siir deine fchwächliche Konstitu.
tion·iviire ein Slat wahrscheinlich viel
zurraguaser gewesen ato dreier an
strengende Ausslug.«
»Sorge gefälligft um deine eigene
Gesundheit, mein bester Siewersk Ich
fiihle mich glücklicherweise jung genug
noch zu ganz anderen Dingenf
,.Vielleicht sogar zum Heirathen —
wie?«
»Warum nicht? — Ich wüßte nicht,
was soVerwunderliches daran wäre.«
»Na. erlaube mal! In deinem Al
ter! Die aanze Welt würde sich ja da
rüber lustig mache-U
.,So,. meinit »du? Aber mit dir
wäre es etwas ganz anderes, nicht
wahr?«
»Das lollt’ ieh denten. Du könn
test ja dem Aussehen nach beinahe fiir
meinen Vater aelten.'«
»Seht schmeichelhaft .-— in der
That! Aber du brauchst nur den Hut
abzunehmen. um diese schöne Illusion
zu zerstören. Schade, das; du dir
nicht eine Perijcle angeschafft hast, ehe
wir Fräulein Giersberg engagirten.«
Nichts in der Welt ist iiir Siewers
so empiindlirh als eine Anspieluna
aus seine Glatze.
»Du wirst ausfallend," sagte er
scharf. »Das ist ein schlechter Dant
fiir meine gute Absicht, dich vor einer
ungeheuren Blamage zu bewahren.«
»Welche Uneigenniihigteiti Von
dieser noblen Seite lernte ich dich in
bisher gar nicht tennenk
»Man erlebt eben immer noch
Ueberraschungen. Zum Beispiel, wenn
jemand den man zwanzig Jahre tang
siir leidlich vernünftig gehalten hat
sieh plisylich als ein ausgemachter
Narr entpuvpt.«
»Sie-um«
,,Brodtorb!«
»Ach, es ist ia lächerlich! Welche
Veranlassung habe ich denn, mit dir
überhaupt davon zu reden Z«
Und seine langen Beine areisen so
mächtig aus« daß der von Zorn und
Anstrengung ganz erschöpste Siewers
ieht wirklich nicht mehr tm Stande iit,
mit ihm Schritt zu halten und immer
mehr zurückbleibt
Brodiorb ist weit voraus, tein
Zweifel, daß er der unglücklichenBuch
halterin zuerst alj rettender Engel er
est-Insc- tenh Its «--0-- Cha« --.
sqv ------------- Haup- ksugs syst
Danlbarleit tiir sich einbeimsen wird·
——— Da was ist das? Wie angr
tvurzelt ist seine lange Gestalt urplötz
lich stehen geblieben« und er legt die
Hand iiber die Augen gleich jemand
der mit aesvannter Aufmerksamleit
ein interessantes Schauspiel beobach
tet. Siewers nimmt den letzten Rest
feiner Kraft zusammen, um diesen
günstigen Zufall zu seinem Vortheil
auszunutzen llnd da der andere sich
auch während der nächsten Minuten
nicht vom Flecke rührt, halt er ihn
wirklich wieder ein«
»Was aiebt’i denn da so Besonde
res zu sehen?« will er spöttisch sea
gen. Aber er totnrnt nicht iiher die
ersten Worte hinaus, weil er die Ue
sache von Brvdlarb’s Verweilen nun
ebenfalls erspäht hat und weil ihm die
Sprache versagt in seinem grenzenlo
sen Erstaunen
Kaum stinssig Schritte vor ihnen
tritt die Landstraße hie hart an den
See heran. Und da, unmittelbar arn
stlsdetvachsenen User, steht ein ju
gendliches Menschenvaar, rosig be
leuchtet von den letzten Strahlen der
in purpurnen Gluthen untergehenden
Sonne. Der Mann hat« seinen Urrn
urn die schlanke Gestalt des Mädchens
geleat, und ihr dlondei Köpfchen ruht
an seiner Schulter-. Die Situation ist
so unzweideutig wie nur Miglie-in
W
Selbst ein sind Ohne meiden. das
die beiden da drtiden Mit-, wett
derseIene Liedesleute d. Der Zau
ber des herrlichen Ibends war gar so
mächtå und der Weg von Iedgarten
nach lbeimshagen gar zu lan i Sie
haben sich gesunden, ohne das Be sa
gen könnten, wie es geschad. n nun
da sich der Buchhaiter endlich einmal
das r entschiidigen, daß er seit ;- die
len Wochen immer nur den iicken
und die haarilechten seiner reisenden
jungen Kollegin bat sehen dürfen.
Nun beneidet er seine Prinzipale nicht
länger. Nun beneidet er überhaupt
niemand mehr, denn auf dem ganzen
weiten Erdenrund giebt es ja nach sti
ner Ueberzeugung seinen gliicklicheren
Menschen als ihn selbst. —
Die Firma Sietoers d'- Brodiorb
aber starrt lan e in dumpfemSchtvei
gen aus das lie liche Bild. Es ist ein
i
kritischer Augenblic. Nur ein einzi
ges, spöttisch schadensrobes Wort, und
sie sind aus immer geschiedene Leute
Aber der dicke Siewers ist im Grunde
ein seelenguter Kerl. Und als er sei
nen ersten Aerger binnntergeschluctt
hat, sindet er die rechte Lösung für die
aufs höchste gespannte Situation, in
; dem er seinem Freunde jovial aus die
; ectige Schulter schlägt.
»Daruin also haben wir dies Wett
! rennen veranstaltet, Alterchen! Na,
jetzt haben wir einander nichts mehr
vorzumerfen Denn wie sind, wie ich
denke. beide aleich arosze Esel gewe
sen.«
Vrodtorb ztvintert noch init den
Augen, nlis ob er böse werden wollte
dann aber besinnt er sich eines Besse
ren und reicht dem alten Freunde die
".L8aitd.
»Zugegeben. Und Sättvsmm drü
ber! Aber er ist doch ein ganz gefähr
licher Dnckmänser, dieser Holbach. Jch
hätte wahrhaftig große Lust, ihm
morgen zusiindiaen.«
»Ach, Unsinn! Einen so tüchtigen
und zuverlässigen Menschen stiegen
wir so ieicbt nicht wieder. Und wag
niitzte das denn jetzt noch? Wir wol
sen ihm lieber eine Zulaae geben« da
Mik II- Hsifnebsn sann Osten sit-ne
q-.----,-« -- -----------------
lich sind wir ihm doch Dank schuldig.
Wer weiß, ob nicht ietzt die Firma
Sietvers ekc Brodtorb der Vergangen
heit angehörte, wenn er nicht den gu
ten Gedanken gehabt hätte, ebenfalls
den letzten Zug zu verpassen«
»Ja das tann schon sein« tagte
Brodlorb. »Na dann laß uns hinge
hen ihnen Glück zu wünschen«
Der Natur nnbefregbarste Ge
« schöpr
Werden mir gefragt. welches wir
unter allen Thieren iiir das unwider
stehlichite halten, so werden wir nie
sehigeden wenn wir antworten daß,
wenn tr eaerische Kundgebungen aes
meint sind, die »Er-waren ooer Tret
beranreisen'· in centralairita weit und
drei: die unüberxvindlichsten unbefreg
durften Geschöpfe sind, rnTt denen wir
in Berührung lomrnen lönnen. «
Or. Co llard ein französischer Mis- »
sican im Barotte- -Tha! e oon Central
airita, drückt sich iioer diese Schrecken »
tes Landes folgendermaßen onst Man
sieht sie :n unzählbaren Bataillonem (
clle militärisch in Neid und Gield ge- ;
ordnet ursd den Eindruck eines sehr;
langen, breiten, schwarzen Bandes j
machend. einherziehen Woher lonnnen H
sie? Wohin gelten sie? Nichts lann siei
aushalten, noch lann irgend ein Hin
derniß ihre Rot-te ändern. Jsso ein»
ledloser Gegenstand, so schoisen sie ihn ’
einfach bei Seite und ziehen weiter:
isi’s aber etwas Lebendes, so greifen
sie es wiithered an, indem eine aus die
andere steigt und zum Anorilf schrei
tei, während das Gros der Armee ge- s
Man-mäßig um- schweing pok- s
tviirtg marschirt. Jst das Hindernißs
ein Graben oder Fluß so vereinigen
sie sich an dessen Rand zuerst zu e: ner
ccmdatten Masse. Geschieht dies um
Rathe zu pilegeni Sehr wahrschein
lich; denn bald rührt sich die Masse
nnd bewegt sich vorwärts durchkreuzt
den Graben oder Stritn und seht ihren
gedeiitinißdollen Marsch ohne Unter
brechung fort. »Ei ne Menge dieser»Foli I
Wir-r Formen sur uns Yole vel auge
weinhetit geopfert und dies-. Le innen,
weiche nicht wissen. was es bei t, ges ;
tödtet zu werden, tnarsckziren siter diej
Leichen der Opfer unentwegt« auf ihr
Ziel los. »
Gegen rieie winzigen Feinde vermag J
tein Einzelnen noch eine Mehrheit,
tein Löwe oder Tiger, noch eine-harrte -
von Elephanten etwas Anderes, nltxj
schnellmiigtichst das Weite zu suchenJ
Unter den BarotseiEingeborenen ist's »
eine gebräuchlich- Fortn der Todes-’
ttmie. daß man- den Detinquenten mit
Fett bestreicht nnd vor die Front einer
marschirenden Armee von Soldaten-!
Ameisen wirft. Die Schnelligkeit,
womit der arme Sünder inU Jensetts
tiesisidett wird, ist erstaunlich, wenn
man erwägt, daß jede Ameise nichts
anderes thun kann, ais nur ein tieines
Partitel Fleisch adreiherr uno sorts
ichkppm
Dessen ungeachtet wird das sich win
denoe usw trümmende Opfer in er
staunlich kurzer Zeit in ein Steiett von
to rein polirtent Knochen verwandelt,
daß sie den Rein eines geschulten Ana
toneen weich-rufen tönntrng
Alten Bewohnern jener Region-en
ist's besonnt, wie diese Arnwn von
Ameisen ein tropischei Dort völlig in
Beschng nehmen, dessen von Schrecken
erfaßte Einwohner vertreiben tin-d noch
«
(
t
---.·-..-.-.—»-»---- .- ..... - »-..-.-, .,.-«- —-» :
nur«-f spukt : Te . on sur-I
Stunden, es reatener ists-r Glase-n
als die ormngsltesendshs
ee je Wien Men. se
dies nicht etsc usd Erfin
du n von set-senden; die gewandte
fdenäder ist nicht its Sie-M Des
jenigen, der ex nicht mit eigenen Augen
gesehen hat, einen Instit-sen Be
griff zu geben, mit welch-M durch
dringenden Gründlichsett tiefe Ge
schöpfe ein dar-s von jedem sisfen ani
malischen- uno vegetabilischen Stoffes
entblößen. Vielleicht M sie Erz-IV
lung einer kleinen auf diesem Iebtete
rurch unseren Gewährimunn Umsch
ten persönlichen Erfahrung zur Be
glaubigung des Gesagten beitragen.
»Ich war,« fante «dertelsbe, »von einem
ngesausflug in die Berge zurückge
kehrt, mit Trophiien in Gestalt tropie
scher Insekten beladen, von denen ei
nige vielleicht Männern der Wissen
schaft unbekannt, alle aber von einem
gewissen Anwerth waren. als ich Mön
lich durch Das Geschrei: »Die Treiben
Ameisen, oie Ireiber-leeiien!« aus
meinem Haufe gelockt wurde. Jn aller
Eile fteclte ich das Meiste meiner Jn
selteniEsammlunaen in Glastasnnen
und Zinlbehälter, um sie vor den Ein
dringlingen zu schützen, raffte so viel
Kleidungsstiiele zufammen, als ich fiir
ein paar Tage brauch-te, nnd begab
wich-feiger Weise kann ich sagen —
auf die Flucht. Unterwegs fiel mir ein,
Daß ich einige Bienen der seltenstenArt
mit Strome-dein- in einer Schachtel be
festigt hatte, dir in: oer Tasche meines
Sammetgeivanbeg steckte; da aber die
ses Gewand in einer fetten Kiste sca,
welche start znit Naphtaljn oder There
lampher parfiimirt war uno deren
Teclel zudem sehr genau paßte. so hiieit
ich meine Bienen für durchaus sicher
und ungefährdet Nächsten Morgen,
als ich zurückkehrte nach einer in mei
ner Hänge-um« auf einem Tom-trin
denbaum verledten Ist-acht, fand Ech.
naß von einem Bund Bananen, aus
einem starken Aer una ungefähr 100
Früchten bettelan, kein-e Spur mehr
zu sehen mar, außer dem baumeldrn
Sicht, ivomit das Stück an der Zim
s Inertdecke befestigt gewesen war; und
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oeren esrbaten Substanzen war auf
Tren griindlich gesegtens Gesimsem wo
raus sie gelegen hatten, nicht ein Atotn
mehr zu entdecken. Selbst die Ritzen
zwischen den Tlielen des Fußbodens
-waren ausgesegtz die tleinsten Parti
lel alles Eßbaren waren sortgeschleppt
otser verschlungen worderr und nichts
als Staub war zu sehen.
Schließlich war Dies nicht so
schlimm, denn eine gründliche Reini
gung schadet einem Hause unter den
Tropen niemals; aber dabei hatte ei
nicht sein Bewenden Als ich meine
Itjste untersuchte, fand ich, daß an ei
tser Seite durch die zolldicte Wand aus
ldartegn Holz ein zwei Zoll im Durch
messer großes Loch-gefressen, daß auch
die Schachtel in meiner Rocktasche
:.urchbobr: toar uno daß alle Statt-na
deln, an welchen meine Insekten be
festigt gewesen, so leer und rein da
stenden, wie sie decn Papier entnom
men waren. Das gab mir einen ge
naueren Begriff von der Gründlichleit
Dieser winzigen, Alles tnit Stumps
und Stiel vertilgenden Wesen-.
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tee vertavpee sitt-sein
an Argentenil verstarb vor kurzem
ein alter Mann, der in- der ganzen
Umgegend ails Zonderling belansnt
war und seit vielen Jahren oon Alt
und Jung nur »Pe» Colas« genannt
wurde. Während der leften oierJahrs
zehnte lebte der tontische Kauz in ei
nem kleinen Häuschen, zu dem ein
wznziaes Stückchen Land gehörte das
es stets selbst bearbeitet. Nie erlaubte
Colas irgend einem Menschen. über
seine Schwelle zu treten. Er selbst be
suchte niemals einRestaurant, besorgte
jedoch persönlich seine bescheidenen
Eintiiuse Æe man ihm nachrechnete,
ver-brauchte er etwa täglich acht bis
zehn Sau-. Man hielt ihn allgemein
sijr ein-en sebr armen Menschen« wel
cher einst bessere Tage gekannt und sich
nun mit dem Rest eines vielleicht groß
gewesenen Vermögens aus das äußer
ste einschränlen mußte. Auch glaubte
man, Daß er in fein-m Kopf nicht ganz
richtig war, doch da er eben ein harm
irser Sonderiing blieb, beklagte sich
niemand über ihn, ja man begegnete
ihm, wenn er sich dann und spaan bli
cken ließ, stets freundlich uno duldete
r.ie, daß Kinder ihn zur Zieischeibe Eh
res Spottes machten. Man- erzählte
sich, daß Colas eian ein hübsches jun
ges Weib genommen, aber schon trag
sechsmonotlicher Ehe Ursache harte, si
scheiden zu lassen. Diese Enttäuschung
bewog ihn dann. sich Muz von der
Weltzuriickzuziehen und vierzig Jahre
hindurch in größter Eirvfamteit seine
Tage zu verbringen Großes Staunen
erregte es nun, ais es bekannt wuroe,
daß Pere Colas dem fiiidtifchen Kran
kenhquie von Argenteuil 700,000 Fr.
vermischt hat und mehreren entfernten
Verwandten kleinere Erbtheile hinter
ließ; wie sein Testament beweist, besaß
Colas ein« Vermögen von etwa einer
Million Frank.
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