Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 12, 1903, Zweiter Theil, Image 10

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Die Sünden der Väter.
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Noman von Franc Bestreit.
(12. FortsehungJ
4. K a pi te l
Um drei U tiingelte vie Partei an
der Rottidott ür; Olga öffnete ihr und
ging ihr voran in den kleinen Satan.
- Das Weib blieb mit getreuzten Armen
und drohender-i Blick stehen.
Olga fühlte, daß sie der Muth ver
ließ. Wie konnte es ihr auch gelingen,
kaltbliitig zu erscheinen vor der schreck
lichen Bedeutung des Schweigeng, das
bie Partei bewahrte.
»Mein Mann fagie mir, daß Sie
meiner Hilfe bedürfen," begann sie und
feste sich
»Ist Herr Dunban va"«’« fragte die
Parier, einen Blick nach ver Thür des
Rebenzimmers werfeno.
Olga berneinte und erklärte auf fer
neres Behagen daß sie ganz allein zu
Haufe sei
»Warum haben cie mir auf meinen
Brief nicht geantwortet?« fragte dies
Parier.
»Jet, hatte nichts-« zi: erwidern Wenn
Sie sich in denselben Aus-drücken wie
heute an meinen Mann, an mich ge ;
ioanbi hätten so würde ich Ihnen aes j
aritivortet habenf
«Mit Jhnen brauche ich keine Um l
schweife zu machen: wir verstehen uns
ja auchso. Herr Dunban glaubt, daß
sich Ihre Dienerin gewesen fei, unt-ich
habe keine Ursache ihn aufzuklären
Sie aber wissen es ja besser. Wenn Sie
sich einbilden, daß ich komme, Jbre
Hilfe zu erfleben, fo belieben Sie sich
selbst zu täuschen. Nicht uiii ein Al
Iiiofen komme ich, sondern Gerechtigkeit
fordere ich. Sie können es, wenn es
Ihnen beliebt, die Gerechtigkeit unter
Dieben nennen.'«
»Sie haben kein Recht, irgend etwas
von mir zu fordern. Was Ihnen ge
hörte, habe ick anen zurückgeschickt.«(
THIITM Sie Ist-b fslfise fonisi Eis i
wollen« aber suchen Sie nicht, auch mich
zu täuschen, Frau Dunban,« sagte die
Parlet in schroffern Tone. »Wenn Sie l
glauben. quitt zu sein, weil Sie mir4
einige Kleidungsstiicke und den Simili- s
Schmuck zurückgeschickt haben, so be-!
finden Sie sich in einem seltsamens
Irrthnm Sie müssen mich für den
Diamanten entschädigen, den Ihr1
Großvater mit sich genommen bat.« ?
»Mit meinem Großvater habe ichs
nichts gemein,« wandte Olga ein. T
»Weil es Ihnen gedafzt hat, sich von
ihm zu trennen. Aber Sie hatten mit
ihm doch etwas gemein. als meinMann
und ich Sie aus dem Armen-Mal ret
teien· Und Sie wußten, daß wir ge
meinschaftlich arbeiteten, daf-, wir die
Dienersckaft und Sie die Herrschaft
nur spielten-« «
»Ich wußte nichts davon,« protestirre
Olga, ohne den Kopf zu erheben.
»Sie sind doch kein Kind,« fuhr die
Parter fort. »Sie besitzen mehr Ver
stand, als die Mehrzahl der Frauen
und haben Jhre Rolle vortrefflich ge
spielt. Wenn Sie nicht wußten, das-,
unsere Absicht der Diebstahl Par, wo
für denn sonst dachten Sie, daß wir
arbeiteten?"
»Ich dachte, daß Sie uns tzalfem
unsere Stellung zu bedaupten,« stieß
Olga hervor, »weil Sie erwarteten,
daß wir später in der Lage sein wärs
keth Sie für Ihre Dienste zu bezah
en.« «
»Das ist schon etwas. Sie geben zu.
daß Sie damit einverstanden gewesen
wären«
»Ja, das gebe ich ;u,« murmelte
Olga.
»Seht wohl. Sie besitzen jeYt, wag
Sie damals erstreben-« Dank uns has s
benSie Herrn Dunban geheirathet und J
nehmen eine Stellung in der Gesell-;
schaft ein. Bezahlen Sie uns dafür.« l
cha sah auf. Zum ersten Malel
Iegte sie sich über diese Verpflichtung;
Rechenschaft ab. s
»Wir sollten nichts von Ihnen zu
fordern haben! Das wäre noch schö- -
ner!« fuhr die Parter mit wachsener
Entrüitung fort. ,,Uns verdanken Sie
Alles, Alles!"
»Daran habeich gar nicht gedacht,«
gestand Aga
,.Und was gedenken Sie nun zu
thiåanachdecn ich Sie daran erinnert
Olaa erhob sich und fah hilfefuchend
umher.
»Was verlangen Sie?" fragte sie
unsicher.
»Unfer Antheil an dem Diamanten
list zweihunderttausend Mart werth.
Bezahlen Sie unö!«
»Wie sollte ich eine falche Summe
zahlen können?« -
»O, wir sind nicht unvernünftig;
Dir verlangen nichts Unmögliches. Ge
ien Sie uns Adseklagszahlungen Wie
sitt können Sie ans für den Anfang
sehenk
»Ich habe kein Gewi«
«M sie leise Geschichten! Wie
knien in denseitn gelesen. daß
sit site Ifre M zweitausend
satt set-W habe-IX
Die ges ich set-M Manne«
»Ist-se- Sie das M wieder Jn
" M E ice-Sen Seid, nnd neun
X
YOU Unsinn-musikalisch
-
»Was wollen Sie damit sagenk
. »Ich feste voran-, das Sie wissen,
wo er sein Geld aufbewahrt.«
»Sie meinen wohl, daß ich meinen
Mann bestehlen sollt«
Die Parter zuckte gleichgiltig mit
den Achseln. ·
»Es ist uns gleichgiltig, auf welche
Art Sie sich das Geld verschaffen. Jch
wiederhole Ihnen, wir wollen Sie nicht
drängen. Wenn es Ihnen gehört, so
haben Sie doch auch andere Mittel zu
Jhrer Vetfiiguna.«
»Was fiir Mittel meinen Sie?'·
Die Parler biß sich die Lippen, da
sie sich obne Not-h nicht lompromitti
ten wollte.
»Sie geben viel in Gesellschaft Jch
kenne die Damen. Die lassen auf den
Tischen im Speisefaal oder im Salon
immer was liegen«
Olga wandte sich heftig um« als
hätte sie einen Schlag erhalten.
,,Halten Sie mich für eine Diebin?«
rief sie entrüstet aug.
Die Partei antwortete nicht sofort:
sie schaute dumm drein. Doch wendete
sie sich plöylich zu Olga und sagte un
geduldig-.
»Es- isi mir gleichailtia, was Sie
sind oder nicht sind. Jch verlange nur
zweitausend Matt auf die eine oder die
andere Weile«
Olga überlegte Sie besaß den
Schlüssel des Schubfaches, in welchem
Leslev das Geld aufbewahrte. Sie
wußte. daß et die Anweisung des Vet
legers einlassitt hatte, und das Geld
aebörte doch ihr. Durfte sie es nicht
nehmen« um sich das Weib vom Halse
an schaffen? Sie tbat einen Schritt
i
auf den Schreibtisch zu, dann hielt sie
jedoch an unv fragte:
»Und wenn ich Jhnen das Geld gehe,
was geschieht dann?«
Die Partei schwieg.
,.Wird es dann ein Ende haben?«
Dasselbe Schweigen seitens der
Parier·
.Rehmen Sie an.« fuhr Olaa, einen
neuen Entschluß fassend, fort. »Neh
nien Sie an, daß ich Ihnen überhaupt
nichts geben will. «
Ah, sind wir so weit?« tief die Par
ler auH »Daraus bin ich auch vorbe
reitet. Wenn Sie sich weigern, zu zah
len was uns rechtmäßig zukommt wie
Jhr Großvater, so verkaufen wir dein
Mater Caldecott gewisse Nachrichten
die wir uns verschafft haben, und er
wird den alten Jsaaloss arreiiren
lassen«
Diese Drohung brachte Olga zum
Schwanken aber nach einiger Ueber
leguna sagte sie:
»Sie werden es nicht wagen!«
Die Parler schüttelte verächtlich den
Kopf.
»Wir hätten unser Geheimnis schon
vor vierzehn Tagen verkaufen und nach
Amerika absahren können«
Sie schwieg. als sie bemerkte, daß
Olaa sie ungläubig ansah, dann suhr
sie sprtr
»Wollen Sie wissen, warum wir es
nicht thaten? Weil wir sicher waren,
daß Sie uns mehr zahlen würden,
wenn wir unser Geheimnis siir uns
behieltenk
»Muß ich mich einer bloßen Droh
Zeig LuterwersenV fraate sich Olaa
Llc Ikullcl UUcc clllclc llscc LIYcoallchl
und hielt es siir nothwendig. ihr die
Lage tlar zu machen.
»Der Vater Jhres Mannes,« begann
sie, »hatte einen Deteltiv.« Namens
hetnming5, beauftragt, alle Mittel an
zuwenden, um Jbre Heirath zu hinter
treiben. Hemmings lonnte nichts aus
richten — er hätte dazu einen Einbu
cher bestecken müssen, damit dieser seine
Mitschuldigen angebe -— wir waren
also nicht beanrudigt Als Jbr Mann
Sie endlich gebeirakbet hatte, entließ
Herr Dunban den Detettiv, denn nun
war er ebenso besorgt, daß das Ver
brechen aebeim bleibe, wie er vorher
dessen Ausdectuna betrieben hatte. Da
merkte hemmt-ras, daß Herr Dunban
nicht die einziae arn Verbrechen interes
sirte Persönlichkeit sei und daß der
Maior Caldecott sich glücklich sckiitten
würde. wenn er in den Besitz deg
Tiarnanten zukükckgelangen könnte. Er
stellte daher Nachforschunaen aus eiaene
Faust an« und die Nachforschunaen be
nutzend die er bereits gesammelt hatte,
vaelana es ihm. Iehren Großvater zu
entdecken. Den Großvater wohl, aber
nicbt den Diamanteid Er batte unr
sonst gearbeitet Da er itberzeuat war,
dase vom alten Sassulitsch nichts iu.
holen sei. wandte er sich an uns. Wir«
wußten vier Taae später, dass der Alte
England verlassen hatte und wo«der
Diamant sicb befindet —- Jhr Grase-«
dater hatte ibn nicht mehr. aber wir
wissen schon, wie wir ilsn wiedererlang
gen können· Das itt unser Gebeimniß, I
und toir werden es an bemmingö der
lausen. sobald es uns beliebt.«
Das war freilich nur eine Drohuna,
nnd Olaa schien tbr keine Besentnna
Orient-reisen Die Unalänbtoleit, die
das Weil- ans Olgai Segeln lat,
braetete ei asrsier sich.
»Bei-n Sie nickt Wen. tote wir
make esse-an W . so muß tat
es Weis-Meers fuhr die parte-r
im m ums »Ju- seeurv sior
zu verlieren. »Ihr Ins-am hat Eng
land mit westg hat-Held Glase-.
Einmal in Her-but- langh —- ich
sehe nicht ein, warum i Ihnen nicht
Alles sagen sollte —- trug er den Dia
manten zu einem Kaufmann einein
uns wohlbekannten Dehler, Hr t
Ield lieh, das rnit Zinsen Dursqu lt
werden foll. fobald der Diamant ber
tauft sein wird. Der Edelstein ift aber
allen großen Juwelenhändlern belannt
und man lann ihn nicht ohne die Ge
fahr der Entdeckung los werden. Es
wurde deshalb abgemacht, daß man den
Stein zerlegen foll, wenn man in drei
Monaten teinen Käufet findet. Das
würde einen ungeheuren Verlust beden
ten, und wir sind entschlossen, ihn nicht
zerlegen zu lassen, so lange ioir ans
einen Antheil rechnen tönnen. Sobald
wir bezahlt sind, können Sie thun, was
Sie wollen« Wenn der Diamant ver
kauft fein wird, ist Jhr Großvater
außer aller Gefahr, das ist doch klar.
Er zieht aber die Gefahr dem Verlust
vor: er glaubt, er habe nicht-s zu be
fürchten. Wir wissen aber, wo er den
Diarnanten versteckt hält. Ein Wort
von uns genügt, und er ist entdeckt,
nnd ehe sich Ihr Großvater auch nur
besinnen kann, was vorgefallen ist«
wird er verhaftet. Verstehen Sie mich
« nun Z«
Olga antwortete nicht. Jbre Zweifel
an der Wahrheit der Drohung waren
nicht zerstreut, sondern eher verftiirlt
worden, und sie faßte wieder Muth.
Sie versuchte die Wahrheit auf dem
Gesicht der Parler u lesen, was diese
sehr ungeduldig machte.
»So liegt die Sache,« beeilte sich die
Parler zu erklären. »Der Diamant ist
eine halbe Million werth: wir begnü
gen uns mit einem Antbeil von zwei
hunderttausend Mark. Wenn man dem
Maine den Diamanten siir dreihun«
derttausend Mart anbietet, lauft er«
ihn zurück, um den Rest zu retten. Auch »
Hemmingö würde den Stein für zwei H
hunderttausend Mart antausen.· «Uud .
haben.«
. »Ztveihundertiausend Mari!« .
» Ratenweisef sagte die Partei in
einem weniger unverschämten Tone l
I »Wir werden nicht hart sein, wenn Sie
s in sechs Monaten die ganze Samuel
! abtragen wollen. Jst erst der Diamant (
s zerschnitten dann sind Sie in Sicher (
i heit, als wiire er nie durch Jhre hände «
gegangen.
I
Vlcscll Betrag Wollen Wik von Ihnen l
Die Anspielung aus Olgas Bethei
liaung an dem Diebstahl versehlte ihren
Eindruck nickt und die Parier bemertte
es
»Machen wir ein Ende,« sagte sie.
»Nun, entschließen Sie sich. Unser
Stillscknoeigen allein ist diese Summe
s schon werth!«
s »Zweihunsderttausend Mart!« wir
derholie Olga.
»Ja kleinen Raten. Wir können
warten. Geben Sie mir die oerspto
ebenen zweitausendMari und Sie sehen !
mich in vierzehn Tagen wieder, und
auch dann nicht, wenn Sie es vor
ziehen, uns das Geld in unsere Woh
nung zu schicken.«
Olga überlegte einen Augenblick·
Dann zog sie plötzlich das Schubsach
auf und wars die Bantnoien aus den
Tisch. Die Parier griss hastig nach
ihnen und sagte:
»Es scheint Ihnen ungeheuer; ach, es
ist nicht-, gar nichts. Geben Sie nur-I
Acht. Sie werden sich daran schon sie-s
wähnen. Ich wiederhole Ihnen, ins
kleinen Raten · . . Und wenn wir es nen s
sickeren Weg finden damit Sie sich
das Geld leichter berschassen —'· ?
«Hinaus, hinaus!« schrie Olga, sichs
nnss Abs-Ins- nnn sum Dmsrbs Innern-ev i
dend. .
Durch ein merkwürdige-J Zusam
mentreffen erhielt Olga an demselben
Nachmittage einen Brief von ils-rein
Großvater. Das Schreiben roar nach
Pangbonrne adrefsirt und ihr von dort .
nach London nachgeschickt worden. Es
war russifch geschrieben und lautete:
»Gnädige Frau! Da mein Gebrechen
mich zwingt, mich eines Selretärg zu s
bedienen muß ich mir eine ewisse Be-!
schränlung auferlegen und ezeichnum
aen anwenden, die Sie allein zu ver
stehen vermögen.«
»Der Haubtanlaß meines Briefes,
ist, Ihnen Verhaltungsrnaßreaelm diei
ich Jhnen bereits gegeben wieder »Ein
Erinnerung zu bringen. Wenn Sie
i
i
i
F den Besuch des herrn oder der 0freue
Thombfon« noch nicht erhalten haben
so machen Sie sich auf ihn aefaßt.
Beide haben sich in letzter Zeit sebr
. viel mit mir beschäftigt, und da ihre
Aufmerlfarnleiten mit der-Zeit eintiinig
wurden. habe ich ihnen den Gedanken
einaegeben, ihr Talent nach einer an
deren Richtuna hin zu veriuchen, ob sie
vielleicht bei Ihnen mehr Erfola baben
werden« als bei mir. Die Erbärmli
chen haben first auf diesen Gedanken
aeftiirrt nnd schienen mir dankbar fiir
meinen Rath. Sie werden Ihnen
zweifellos ereiiblen daß sie missen, wo
Mr der Stein der Weisen befindet. In
Wobei-it wisse-I sie iedoch nichts, nnd
es ist ihnen absolsi unmiinlicks mir
imendrvie iu schaden Laffen Sie sich
also nicht erseht-essen Ich bin in Si
cherbeii aber ne könnten Unen, ansi
diae Frau schaden. Sie dürfen nicht
außer Acht lasset-. daß die Beiden
dumm und nnxschickn und deshalb
mehr Zu fürchten nnd als wenn fie
intesiisent nnd beisaft wäret-K
Nitstt könnte mir ein aeöfseees
Vers-rissen machen, als kehrten die His
dsernisse überwinden helfen. Ei ifi mir
iedoö nennst nnd ich sann Pilz-en
snr Usthfckiläse Wie-. tote Sie
thee Feinde zu besiegen berenitchten,
denn jene mit en besiegt werden. Aber
Lotsen sie es Leuten n t merlen,
Das ihrer ert. Im ntheil,
schmeicheln Se ihren Eitelteiteth ma
chen Sie den Leuten zuweilen ein klei
nes Geldgeschent und lasen Sie ihnen
die Mnung des Triumphe-. Gleich
«tig arbeiten Sie aber auch daran.
G von den Leuten zu besreien. hierzu
gibt ei blos ein Mittel, ein einzige-i
Sie müssen den Stein der Weisen
tausen!««
Olgn liesz denBrief in den Schooß
sollen, da ste nicht weiter lesen konnte.
.Sie müssen den Stein der Weisen
taufen,« oder mit anderen Worten, den
gestohlenen Diamanten. Diese Worte
waren siir Olga wie ein Lichtstrahl in
der Finsterniß. Jtn ersten Augenblick
vermochte sie sich kaum Rechenschaft
; darüber abzulegen. was ste so in Er
! staunen versetzt hatte. Dann tauchte
Tplötzlich vor ihr die Möglichkeit auf,
H siir die Schande ihres Lebens Verzeih
; ung zu erlangen und von dem Bewußt
» sein der Entettrung nicht tnehr gefoltert
zu werden, das ihr anilebte wie ein
! Nessushetnd Sie würde nicht nur von
den Verfolgungen der Parter befreit
sein« indem ste detn Major Caldecott
seinen Diamanten wieder verschaffte,
sondern auch die erniedrigende Schuld
gegen ihre Freunde in Pangbourne
würde ihr Gewissen nicht meist bes
drücken.
Bisher hatte sie den Verlust des Ma
jors nicht als unersetzlich betrachtet;
jetzt konnte sie ihn sogar als einen vor
übergehenden ansehen. Endlich würde
sie leine Gewissensbisse mehr haben
und könnte aliicklich fein.
War denn aber diese Lösung mög
lich? Konnte Olga sie herbeiführen?
Sollte sie nicht etwa eine falsche Hoff
nung nähren? Die gequälte junge Frau
nahm den Brief wieder auf und las
weiter:
»Der Stein der Weisen ist nicht mehr
in meinem Besitzes ich iann ihn jedoch
binnen drei Monaten zuruataufen und "
zwar fiir eine weit geringere Summe,
fiir dreihunderttaufend Mart, isi et
zu haben. Jch werde gewiß Stank-un
gen erhalten, wenn die hälfte dieses
Betrages bis zum 1.·Miirz bezahlt
wird. Fiir siebentaufend fünfhundert
Pfund und Ihren Schukdfchein iiber
den Nest verbürge ich mich fiir die Rück
erftattung des Steins der Weisen. Und
fvllte Ihnen der Betrag zu hoch erschei
nen. fo schrecken Sie nicht zuriich Den
ten Sie daran, was Sie in den letzten
Monaten-erreicht haben. Sie sind im
Gewinnen. Die Hvchfluih des Glückes
lommi Ihnen entgegen, und es wäre
Jhre eigene Schuld, wenn Sie teinen
Nutzen daraus zu ziehen wiißten.«
Olga verstand nicht, was der Alte
damit meinte Sie wußte nur« daß sie
viel Geld haben mußte. Jedenfalls
war dieser Betrag geringer, als der,
den die Parters forderten. Und sie
faßte wieder Vertrauen
5. K a p i i e l.
nga saß am Kainim als Lesleh
heimkehrte. Nach einer herzlichen Be
grüßung fragte er:
»War Frau Parter hier?«'
»Ja, Schatz, aber« -—— sie hielt inne.
«Aber?« fragte Leslen
Olga legte nachliifsig ihre Hand auf
Les-leis- Arm und dachte nach, was sie
ihm sagen follte. Es war ihr schreck
lich. den Mann, den sie lieben und ach
ten gelernt, belügen und immer wieder
belügen zu rniifgen .
»Sie bat, da ich ihr helfe,« sagte
sie. »Wenn sie einen bestimmten Be
trag hätten, wären sie nicht gezwungen,
sich zu trennen.«
»Sie möchten wohl ein Geschäft oder
sengt was Aehnliches eröffnen, nicht
wa r?«
»Ja, Schatz, und dann —- dann habe
ich ihr das honorar fiir den Artikel
gegeben.«
»Du hast doch gewifz angenommen,
daß ich teineirEimoand erheben würde,«
erwiderte Lesled, sie um die Taille fas
send und sie an sich drückend. »Das
Geld gehört Dir, und ich werde Dich
nie darum fragen, wie Du es verwen
dest.«
Einige Tage später erhielt Olga
einen Brief von den Verlegern des
»Monat«, der eine neue Anweisung auf
hundert Pfund Sterling enthielt. Den
Brief verbrannte sie und die Anwei
sung steckte sie zu sich, ohne Leiley
etwas davon zu sagen. Unter welchem
Verwande hätte sie sonst das Geld be
halten können? Sie hätte ihm doch die
neue hinaabe des Geldes an die Parler
nicht ertlären können, ohne sein Er
staunen, oder gar seinen Verdacht zu
erregen-. Und urn einem neuen Besuche
ver Parler vorzubeugen, mußte ihr
Olga das Geld zuschickem
Es war doch wenigstens etwas, daß
sie einen Monat vor sich hatte, um die
neue Rate zusammenzubringem Da
tonnte sie wenigstens ruhig aufathmen.
Die Tage verflossen jedoch, und ihre
Ersparnisse waren recht mager-. Da ent
warf sie den Plan zu einer größeren
schriftftellerischen Arbeit und während
Lesleigs Abwesenheit schrieb sie eine
Geschichte des englischen Lebens, wie
sie es in Pangbourne kennen gelernt
hatte und schickte das Manuskript ano- -
nhni einer Zeitschrift zu. Ihre Arbeit
wurde ihr indessen mit dein üblichen
gedruckten Ablehnungisortnular an die
angegebene Adresse zurückgeschickL
Nun versuchte sie zu sparen und le te
einige Schillinge bei Seite, sie ließ ach
die ndschuhe wasche-, um keine neuen
lauen zu müssen. Arn Ende mußte
sie Idee doch einsehen« daß sie auf diese
WO
Ueife die nothwendige Summe nicht
ziisanimenheingen witrdr. »
»Es war ein Wahn nn, daran zu
heulen, das ich mir e diese Summe;
verschaffen ihnnee,« sei sich Olga.
Nichtsdestoweniger des fügte die- ;
ser »Wahnfinn« ständig; er fis te ihrs
eine wilde offnun ein, das steh
les-kaufen l’nnte; a einer mußte stets
einer grausamen hoffnungslosigkeit
und Verzweiflung weichen, unb fieindig ;
mußte sie sich Zwang anthun, ym ihren
Mann nicht errathen zu lassen, was in
ihrem Der-en vor ’ng. .
Ehe die dritte ate fällig wurde, be
stellte sie bie Partet brieslich nach den
KensingtonÆärten Olga batte einen
dichten Schleier umgebunden. die Par
ker dagegen schien bemerkt sein zu
wollen.
»Ich lann Ihnen nur wenig geben«
sagte Olga zu ihrer Peinigerin.
»Das habe ich mir gedacht, da Sie
mir keine Anweisung mehr geschickt
haben· Wieviel können Sie mir geben ?«
Olga zog schüchtern ein Päetchen aus
der Tasche und reichte es der Parier,
die es gierig ergriff. Diese warf einen
sorschenden Blick rechts und links und
priiste Den Inhalt des Piickchens.
»Wie, ist das Alleg?« rief sie ent
rüstet. '
»Das ist Alles, was ich habe,« rief
Olga seufzend aug.
»Seck,zig, achtzig, fiinsundachtzig . . .
hundettzioanzig Mark.« Sie steckte das
Geld in die Tasche und fuhr fort:
»Und Sie wagen es, mir zu sagen, daß
Sie nicht mehr haben! Als ob das eine
Entschuldigung iviire!«
»Ich gebe anen Alles-, was ich mir
verschaffen tonnie.«
»O, sagen Sie das nicht! Ich las
neulich in der »Morning Post«, das-,
Sie in« der vorigen Woche drei Balle
mitgemacht haben.«
»Ich weiß, was Sie damit sagen
wollen. Aber Alles, was Sie von mir
bekommen werde ich nur aus ehrliche
Weise mir verschaffen. Keine«Macht
der Welt wird mich dazu zwingen, zu
thun, was Sie meinen.«
»Ah, wirklich? Das werden wir
sehen. Es sind die Rathschliige des
alten Jsaatoss, die Sie befolgen, aber
wir werden uns von Ihnen nicht so
anführen lassen, wie un- der Alte an
geführt hat.«
Jhre Gesichtöziige verzerrten sich und
sie dallte die Fäuste bei der Erinnerung
an den alten Sassulitsch, der mit der
siißlichiten Miene von der Welt ihr Ul
timatum wegen ihres Antheils abge
wiesen und ihnen sein ganzes Mittel
geld angeboten hatte, damit sie sich eine
Eririschung leisten tönnten.
»Wenn Sie Jhr Versprechen nicht
halten,« drohte die Elende, »dann wen
den wir uns an den alten HerrnDuns
dan: dann werden wir ja sehen, was
er fiir uns thun wird. Er hat ja ein
ebenso großes Jnterefse daran, daß die
Geschichte geheim bleibt, denn wie
könnte er noch öffentlich austreten,
wenn es betannt würde, dasz sein Sohn
eine Diebin geheirathet hat — das
heißt, daß seine Schwiegertochter eine
entsprungene Zuchthiiuslerin iit?"
Olga fühlte, wie ihr die Kräfte unter
diesem grausamen Schlag schwanden.
Das Ende dieser demüthigendenunteri
eedung war, daß sie dein Weibe auch
den Ring ausliesertr. den ihr Lesley
einst getauft hatte.
Unfähig, sich iiber ihre Lage Rechen
schaft abzulegen, erinnerte sich Olaa
der Mahnuna des Großvater-T das; ihr
dieParters in ihrer Dummheit scha
den th«nnten, und wahrscheinlich ver
stand er darunter den Verrath an
Herrn Dunbain Sie wagte es also
nicht, selvtt die leiseste Drohung ihrer
Peinigerin u mißachten.
Jhrem ann erzählte Olga, daß sie
den Ring verloren habe, und Leslen,
der stets geneigt war, eine Entschuldi
gung für ihr seltsames Wesen zu sin
den. glaubte in dem Verluste des Rin
ges eine Erklärung siir die Traurigkeit
zu haben, deren Beute seine Frau war.
Er kaufte einen anderen Ring; es ge
lang ihm jedoch nicht, Olga aufzuhei
tern. Deshalb begann er, sie genauer
zu überwachen« und er hatte das un-«
angenehme Vorgefiihl, dasz sie ihm
Sorgen ernsterer Natur verheimlichtr.
Einige Tage nach dem Erscheinen
des dritten Artikelö im »Monat« sagte
er ohne bintergedankem
»Es iit merkwürdig, daß wir vom
Verlage noch nicht das honorar siir
den zweiten Artikel erhalten haben.
Beim ersten Artikel war man pünktli
cher: nun schuldet man uns also zwei
hundert Pfund«
Olga hatte vergeblich nach einer
Ausrede gesucht.
»Braucht·t Du denn das Geld, Les
len?'« fragte sie ausweichend
»Ach nein, Kind, aber wir müssen
den Verlag auf die Unregelmäßigkeit
aufmerksam machen.«
»Nein, nein,« erwiderte sie lebhaft
..Jch möchte lieber nichts sa en. Die
Verleger kennen meine Adre e und die
Anweisungen sind gewiß nicht verloren
gegangen. ch ziehe ei vor, später
den ganzen etrag aus einmal zu er
halten-«
Leslen ging sofort aus ein anderes
Gesprächskhema liber, da er bemerkte,
daß seine Frau aus irgend einem ihm
unbekannten Grunde verlegen geworden
war-. Er dachte nicht mehr an das
Geld, wohl aber an die seltsame Ver
wirrung seiner Frau. Sie hatte sich
Lenz verändert und glich nicht mehr
e Olga in Panghournr. Und die
Veränderung fiel um o mehr aus« als
PMB-Milbe gab, e utdexhetimlis
n. re gezwungen- er et war
ihm ebenso Hinsich, als thr todeetraus
W
rlser must-euch wenn fie si.
»ni t deo tet glaubte.
ewige Unsrer-anna. ihren Mann
utäuschen und natürlich zu erscheinen
pay-ne or auf vie nee. Seel-alt
ergriff die rnie g g ten-»Nimm
heit, sich zu zerstreuen; durch die vielen
sesuche und Vergnli un wollte sie
sich betäuben, indem sie Aste, daß M
Truhel der Gefellfcha ten sie ihre trau
rigenEedanten derge en W würde.
Die endlosen tsallntichte waren the
»instbar, feldft wenn sie sur als ei
Erllörung fiir ihre Mfainleit
und Miit-i teit während is dar
folgenden Ha e gedient hätten. sc
sit IU Haufe, fgo verbrachte fie die
Zeit ain Klavier. Da konnte sie
rend des Spiels an den niich en Za
lungstermin denken, ohne da ihr Ge
sicht das Entseßen verrieth, das ihr die
Furcht einer Denunziation einfliißtr.
Eines Nachmittags saß Lesled am
Kantin, währen sie Klavier spielte.
,,Singe doch die russifche Romanze,
Dlga,« sagte er. »Ich glaube, sie heißt
»Meine Liebe«. »
Sie nahm das Notenheft zur Hand
nnd fang die ersten Stern-den Aber
beim llunvenden des Blaties fiel eine
verweltte Blume« die sie einst auf dem
Wege nach Pangbourne gepflückt hatte,
auf die Tastern und die Erinnerung an
jenen glücklichen Tag ergriff die arme
Frau fo mächtig, daß sie nicht mehr
die Kraft besaß, weiter zu singen.
»Ich kann heute nicht singen.« faate
sie heftig nnd warf das Notenheft bei
Seite. ·
»Was fehlt Dir denn?« fragte Les
ley besorgt. Er war an sie herange
treten und hatte ihre Hand ergriffen.
»Du fragst mich immer, »was- mit
ieblt.« faate sie erregt.
»Und Du antworteft mir nie. Des
halb bin ich gezwungen, Dich immer
wieder zu fragen, mein Herz. Was
feiilt Dir-«
»Nichts! Gar nichts,« erwiderte sie
topffchiiitelnd und spielte mit der einen
freien Hand weiter.
»Dort-! Irgend etwas verheimlictft
Du mir. Du sielift abgemattet, er
schöpft aus.«
»Mir uno gestern ern uin sum uhr
friih nach hause gelommen.«
»Das ist wahr. Denkst Du nicht,
daß wir zu lange aufbleiben und daß
wir zuviel in Gesellschaft gehen?«
»Ich könnte die Gesellschaften nicht
mehr entbehren«
»Aber noch vor Kurzem»entbethrtesi
Du sie und warfi darum nicht minder
glücklich. Was meinst Du zu einer
lleinen Reise?«
Sie wandte das G chi zur Seite
und wiederholte seine orie: »Eure
ileine Reise?«
«Ja. Wenn wir auf eine Woche nach
Paris gingen?«
Sie antwortete nicht.
»—Oder wäre es Dir anderwärts
lieber c«
Dasselbe Schweigen
»Ganz gleich, wohin,« fuhr er fori.
»Denle darüber nach. Wohin Du willst,
reisen wir. Wo würde ee Dir am be
sten gefallen? Jch harre Deines Wun
sches. wie ehemals in der Villa."
Olaa sah ihn mit einem glückseligen
Lächeln an. Sie umschlang ihn mit
ihren Armen und ihren Kopf an seine
Schulter lehnend, schloß sie dieAugen
und fliiflerle:
»Du lasesl mir einmal etwas iiber
Japan vor, wo die Menschen einfach
und gut sind, und Gunst und Natur
allen Bedürfnissen genügen. Ach, wenn
irgend ein Zauberer uns dahin entfüh
ren möehle und uns da in Frieden bis»
sei
i
(
l
Ji
sum unt-( unserer 4a e teoen liess-; «
«Olqa,« rtes Lesän erstaunt aug,
,,saatest Du mir nicht soeben. daß Du
ohne Biille und Festlichteiien nicht leben
löuntest? Du fällst von einem Exiretn
ins nndere.«
»Warum nicht? Alles oder nicktst
Ich kann nicht leben, ohne leidenschaft
lich zu lieben; ich tann nur ausaelatsen
lustig over todestraurig sein. Für mich
aibt es teine Mitte; ich kann nur die
Extreme wählen: das Leben oder den
Tod!"
Gortsehung solgi.)
»J« stn ansinnen-« «
Jn Frankfurt a. M. erfreut sich
ein Bür er, der infolge seines fröhli
chen Le ewandels reich mit Gläu
biger-n gese net ist, öfters des Besu
ches eines fympatbifchen herrn, der
nie oon ihm gebt, ohne daß er etwas
mitgenommen hatte oder wenigstens
ein sichtbares Zeichen seines Anspru
ches zurückzula en. Es ist, man ent
fchuldige das harte Wort, der Ge
richtjvollzieber. Dieser Tage tam der
Beamte wiederum vor die Tbür sei
nes - Kunde-, wo ihm aber ein gro
ßes laeat entqeqenlachte: »Ich bin
ausgezogen«. Der Beamte verfüqte
sich zum hausberrn, der ihm aber
versicherte. der herr sei absolut nicht
ausgezogen, er befinde sich soqar sehr
sidel und sei daheim. Der Mann des
Geseses holte einen Schlosser und ließ
die Thitr öffnen. Wie erstaunte er,
als er feinen Titenten munter und
gesund im Bett vorfand. »Aber wie
kommen Sie dazu, anzuschreiben,Sie
toten sngktvgent Wissen Sie nicht,
daß das eine ·—«· —? OAMO liebt
Freund. erlauben Sie," entgegnete
mit mildem Vorwurf der andere, »ich
bin wrrllich ausgezogen« Urcs zum
Beweise streckte er sein unbethet
Bein unter der Decke beroor. Er war
tn der That ausgezogen.
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Inder Welt totath nicht daran
an, wie olel man Mi, sondern wie
viel man vertraseu kann.