Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 05, 1903, Zweiter Theil, Image 9

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    —
U e nnd Sonne-stimmten
U- Qelt von Dust sagt-isten —
Dptm Freuden qold'nen immer
out die Pfingstzett ausgesoffen
sen rat-den« in den Decken ;
lt ee nnd mich-elect wieder,
Und ans lustigen Icritecken
Klingen süße Liebe-lieben
Und die weiten Wälder keins-list
Wie verteilet-en nickt die :)t-iit.«1,
Und die Weithin-litten instinan
Auf dass Rosen nnd ltleilltitcr
Mu, Wittculchf
-——--.-s.-- -
Blilthenzanber.
Eine PfingftMovellette von« Otto
Elster.
Die goldenen Sonnenstrahlen wo
ben einen schimmernden Schleier um
den im Gkiin des Frühlings prangen
den Parl. Die weißen Stämme der
Birken glänzten in dem hellen Son
nenlicht wie Silber, und wie zattgtu:
ne Schleier wehten die hängenden
Zweige hin und her, sich scharf abhe
bend gegen das dunkle Griin der ho
hen Tannen und Fichten. Auf Den
weiten Rasenplätzen hüpften die Am
seln und Drosseln umher, eifrig nach
Nahrung suchend, und in den hohen
Buchten schmetterte der Fint fein le
ckes Liedlein fröhlich hinaus- in die
milde Frühlingsluft, Die erfiillt war
von tausend Diiiten und Wohlgerii
chen.
Pfingsten war c: ein heller, thi
niger, fröhlimer Pfingsthth Vom
Dorfe heriiher klang die Tanztnusit,
nack- der sieh die Dorfjnkiend jauchzend
im Wilzer drehte. Dann und wann
ein verlorenet Glockenton ein Hundes
qehell - - ein verhallendeH Jnuchien - -
sanft tiefe Stille in dem feierlinken
Pall, Durch vcltkll tut-»Ich unim uns-«
weißgraue Gemäuer des alten Verren
haufes schimmerte
Wie hatte Nara dieses alte, kurm
ldse alte Gemäuer gehaßt, das il)r
jahrelang wie ein Gefängniß ihrer
Jugend erfchientm in dem sie ihr Le
ben an der Seite des unaeliebten, al-«
ternden Gatten vertrauert hatte, der
jeden ihrer Schritte mit eiferfiickttigem
Egoismuz iiberwachte. Alls der Tod
endlich diese Fessel, die der Zwang der
Verhältnisse ihr auferleat, mit mittei
diaer sanfterhand aetöft, als man den
lebenstniiden Mann in der Gruft sei
ner Ahnen beigesetzt —- dort hinten in
detn dichten Theil des Barke-J -—-.— da
war sie htnausaeslogen in die schöne,
weite Welt -—— ein aus dem Käfig bei
sreites Vöglein, und hatte sich oer
Sonne, der freien Lust, der großen
herrlichen Weit erfreut. Sie dantte
ihrem Gatten, daft er ihre Unabhän
gigteit sicher gestellt, daß er ihr diese-»
ichöne Landgut ats Wittwenfitz über
wiesen und sie empfand es nicht als
eine Beschränkung lhrer Freiheit, daß
der Neichtltum ilrr nur bleiben solle, so
lange sie sich nicht wieder verheirathe
te. lZie. die sechsundzwanzigjiihriae
junge Frau dachte jct nicht im minde
sten daran, sich wieder zu verheins
then, wiederum die Fesset aus sich zu
nehmen« welche seit ittrent artntehnten
Jahre ihr Leben verdüstert hatte.
Und wenn in dem glöntenden Trei
ben der Großstad:, in dein reichen L —
ben der Modebiider, am Strande non
Nordernen oder auf den Worten des
blauen Mittetrneereg hin uttd wieder
das stille Antli? eines Mannes Vor
ihren Augen au tauchte, der sie einst
aeliebt. ebe sie dem reichen. alten Man
ne die Hand reichen mußte, und dein
auch ihr eben zum Leben erwachte-J
Herz heiß entqeaenaeschlagen hatte, so
verscheuchte sie mit Gewalt dieses
Bild —- sie wollte nicht mehr an ihn
denlen, dem sie um Geld und Gut die
Treue hatte brechen rniissen, und der
jetzt als- einsthr Mann auf seinen-.
kleinen Gute in dcr Nachbarschaft leb
te —- still und bescheiden. in barter
Arbeit ringend unt des Lebens Noth-«
durst
Drei Jahre fast waren seit den
Tode ihres Gatten verflossen. Da er
faßte sie in dem staubigem von arellein
Sommerlicht durchiiutheten Berlin
die Sehnsucht nach den tiihlen dam
merigen Räumen des alten Herren
hauses und nach dem im Sonnenkiold
schimmernden Part von Altenbruch
Und nun weilte sie seit acht Taaen
in dein alten herrenhaus von Alten
bruch, Alles war wie früher, die Zim
mer, der Part. der Wirthschastahos
mit seinem devoten Jnspettor und
den die elegante Dame anstarrenden
Knechten und Mägden.
Aus einer Bank ant Tltande der tleis
nen Teiches nahm sie Platz und be
obachtete den einsamen Schwan, Der
still und lautlos seine Kreise Haa.
Das Knirschen eines leichten, Zö
nernden Schrittes aus dem Kiestveae
ließ Nara ausblizten Vom Schlosie
bet- latet ein berr in einfach ländlicher
HNeitlleidttna « sie erkannte ihn —
oder täuschte sie ein Traum? « Eine
dunlle Bluttvelle übersluthete ihre
Wangen nnd hastig zuatc ihr Her-.
Was wollte er kriec, den sie doch selbst
aus ihren Gedanken verbannen woll
te? Er. der ihrem her-Im ihrem Ge
wissen eine stete Mahnung aebiieben
war?
Jetzt stand er var ihr und zog ehr
erbietia den But. Als Dante von Welt
hatte sie rasch ihre Bewegung· unter
driielt und lächelnd sagte sie: »Sie se
hen mich überrascht, Herr von Betten
— Sie hier in meiner Bebausungt
Was verschafft mir die Ehre Jhres
Besuche-P
uärdlrtand von Perlen erröthete
.
Nebraska
nzrigrr Und ’«rro,ld.
J. P. Windelph, Herausgeber Grund Island, Nein-» .-"). Juni IWTZ Hinritcr TliciLd Jahrgang 225. No. W.
Verzeiben Sie meine Zudringlich
keit, gnädige Frau," entgegnete er
ernft »Ich hatte niit Jhreni Jnspek
tor geichäftlich zu thun da erfuhr ich,
daß Sie zurückgekehrt seien und es er
fchien mir als eine Unhöflichteit, wie
der fortzureiten ohne die Herrin die
fes Haufe-·- begrüßt zu haben. «
»Das war ein netter Gedanke von
Ihnen, Herr von Berten es ift
hier fo einsam. daß man jeden Besuch
willkommen heißt.«
,.Zelbst den meinigen . . .
»Das wollte ich nicht fagenZ« ver
setzte sie rasch, indem das verratheri
. sche Blut ihr wieder in die Stirn stieg.
, »Wollen Sie sich meinem Spazier- i
l
l
l
)
!
i
«
gang anschließen oder ziehen Sie es
vor, auf der Veranda eine Taffe Kas- »
fee zu trinken?« fragte sie dann. i
!
«
»Ganz trie Sie befehlen.
»Nun dann kommen Sie! —— Ich
habe diefe frische herbe Friihlingsna
tur fo lange entbehrt »daß ich fast
ganz im Pakt lebe . . . ;
Sie schritt auf dem fchattigenWege, ’
der um den Teich führte, rasch weiter,
während Ferdinand von Betten an
ihrer Seite blieb Beide befanden sich
; in einer eigenartigen Stimmung: um
So bliibeo nnd nkisnb dir prissrlrnn
« ein Meer weißer und rather Blüthen
umduftete sie, das zuweilen feine wei- «
chen Spriibwellen in Gestalt vonHum
, betten von zarten Blüthenbliittern
’ iiber sie ergoß.
E Zttweilen streifte ein flüchtiger Sei,
I tenblict ihrer Augen den schweigsamen
kBealeitetc Wie ernft und doch wie
H männlich schön er anssabl Die blauen
Hlugem wie treu und trauriql Und
l den von dem blonden Bart umschatte
Iten Mund » welch herbes Lachelns
! Auf der Stirn welche Furchen ernsten
I Denkens und ernsten Arbeitens!
; Und mit welchem scheuen, leiden
fchaftlichen Blick er ihre«fchlante, in
ein bliithenweifzes Gewand gekleidete
Gestalt umfing! Sie fühlte, er liebte
sie noch, trotzdem ein Jahrzehnt ver
gangen, daß sie ihm die Treue gebro
chen —— und ein heißes Glücksaefiibl
iiberflutbete ihr einsames, unbefrie
digtes Herz.
»Ich hoffte immer, Sie einmal in
Berlin tu sehen,« sagte sie mit befan
gener Stimme um nur dieses Schwei
aen zu brechen, das sich wie ein Zau
bertraum um sie zu legen drohte.
Ein Lächeln buschte iiber fein Ges
sicht.
»Ja solchen Artsflitnern mein-Gna
diae, hatte ich teine Zeit, tein Geld
und teine Luft,« entqegnete er rubi«.t.
»Sie wissen sa, daft ich mein Gutsehr
verschuldet übernahm. ich mußte meh
rere Geschwister auszahlen, da galt es
dann harte Arbeit, um durchtulow
men. Aber Gott sei dant — meine
Arbeit bat sich gewan Jch darf jetzt
getrost in die Zukunft blicken, das alte
Gut wird meiner Familie erhalten
t sum-» «
Ihrer Familie? s« Si haben Sie i
i geheirathet?« sraate sie rasch.
l Er schüttelte vag- Haupt.
»So meinte ich e-:« nicht, gnädigr
Fee-um« Der Familie im weiteren
Sinne meinte ich. -«- Sie wissen, dasii
ich niemals heirathen werde,« setzte er !
leise hinzu.
i Sie sentte das Haupt; ihr Her-«
)pochte zum Zerspringen. Vor ihrens
Auan flimmerte es, wie ein schim
lrnerndes Meer von Sonnenstrahlen
)
s
i
und Frühlingsblüthen«. ah! Dieser
Blüthenzauber des Frühlings versent-—
te ihr Herz in immer schönere, tieferel
Träume « sie schritt dahin wie in ei
nem Märchen von Dust und BliithenL
Und plöylich stockte ihr Fuß und sie
sah mit thriinenschwerem. angstvoll
iraaenden Blick zu ihm empor.
»Nimm Sie niemals vergessen,
was ich Ihnen angethan,;’ferdinand?«
sragte sie mit halbgebrochenerStimsne.
Da iudte es über sein Gesicht wie.
schmerzliche Ueberraschung. l
»Wesl)alv die alte Wunde ausrei
ßen, Nora,« entgranete er. »Daß ich
niemals den Traum meiner Jugend
vergessen würde, wußten Sie schon
längst . .. ich sagte ei- «;dhnen an jenem
Frühlinasabend vor zehn ahren, als
Sie Abschied von mir na men, als
Sie mir sagten, daß Sie den reichen
Mann dem armen ehrenverschuldeteni
Gutsbesitzer vor-zogen — als Sie mirj
die Treue brachen. . . i
»Ver·zeihen Sie mir . . .«
»Ich habe Ihnen liinqst verziehen»
Notat« i
»Und mich vergessen?« i
»Ich sah Sie reich und glücklich21
Weshalb sollte ich wiederum Jhres
sonnigen Wege treuzem um vielleicht
einen diisteren Schatten daraus zu
weisen? Auch heute wiirde ich nicht
hierher gekommen sein, wenn ich gesii
wußt hätte, daß Sie zuriictxs,esehrti
waren.'« «
»Wissen Sie es so bestimmt. daß
ich aliicltich war —- daß ich guckt-ich(
(
i
i
l
bin?«
»We3baib sollten Sie nicht glücktich .
sein, Ha Sie Alles besitzen, wonachl
Ihr Herz verlangte?«
Ein schmerzliches Lächeln umzuckte
ihre Lippen.
,.Vllleo," fliisterte sie, »nur dag- Eine
nicht, wag das Glück des Weibes
vollendet und ohne das es für uns
tein Glück giebt —— ein Heim . . .«
»So sprechen Sie, die Vesitzerin
von Schloß Ajtenbruch der herrlich
sten Besitzung unserer Landschaft?!«
»Sie wollen mich nicht verstehen!——
Und doch --— ich habe es verdient, daß
Sie mich quälen. —- Ja, es ach eine
Zeit, wo auch ich an das Gliicl des
Reichthumg glaubte, aber ich halte ein
gesehen, daß es ein wichtiqu ein fal
sches-«- Glück ist. Ach, wie habe ich mich
nach Arbeit, nach Sorge s— nach Lie
be gesehntl s-- Mich eielte die Welt
mit ihrem glänzenden Treiben-an und
mich schaudert jetzt, wenn ich daran
dente, wieder.in die Welt zurücklehren
zu miifscnl«
»So bleiben Sie hier. Ein großer
Wirkungskreis eröffnet sich Jhnen.«
»Nein --— nie —— ich tann hier nicht
bleiben! Die- ist nicht meine Hei
inath! Dies ist nicht mein Haus —
mein Heim! Ich bin hier nur die Her
rin, solange ich mich dein Willen eines
Verstorbenen fiige, der mich noch über
das Grab hinan-.- in feinem Kerker
fpsisinltpn miipbtk «
Sie brach in Thriinen ans- und
schlug die Hände vor das Gesicht. Er
fchreckt, überrascht, bis in die Tiefe
des Herzens ergriffen, stand Findi
nand da. Wäre es möalich. daß sie
itm noch liebte? Das-; sein Bild auch
nicht in ihrem Herzen augaelöschi
war? Dass sie ibm das Opfer ihres
Neichthunis bringen konnte? Doch
nein, das war die anaenblictliche
Laune einer verwöhnten Frau. Wenn
die harte Wirklichkeit an sie bekan
triite, würde sie davor zuriictschreckem
»Sie haben qewiihlt, Nora,« sprach
er sanft. »Sie dürfen sich nicht be
klagen. Aber mit innigem Danke
werde ich dieser Stunde nedenien, da
Sie mir einen Einblick in Ihr Herz
aeftatteten Die Schatten, die jetzt
JbreSeele zu trüben scheinen, sie wer
den wieder verschwinden. und aufs
Neue werden Sie das Gliict und die
Freude des Reichthuth aeniefien Sie
können Jbren armen Mitmenschen so
manche Wohttbat erweisen. so man
’ches Leid lindern, so manche Tbräne
trocknen... Das ist ein Glück, Nara
auf das wir andern nur zu oft ver
zichten müssen. —— lltid nun lassen Sie
uns Abschied nel)men... haben Sie
nochmals Dant... ich werde diese
Stunde nie vergessen... leben Sie
wobl...«
Er streckte ibr die Hand entgegen
die sie hastig mit beiden Händen er
griff.
,.««’5erdinand. . . .« rana ee sich
ichlnchzend von ibren Lippen und mit
flehend-ern mitleidbeischenden. thrä
nenschwimmenden Auaen blickte sie en
ihm- empor. Und ein Rausch des Glü
ckes iiberfluteheie sein Herz... in
Uns-in fee-»unte- lnsinsn Tät-»- qulHn1.
ten die Frültlinasbliithen, die der
leichte Wind herabaeichiittelL ihre An
aen leuchtete-r toie aliickbringende
Sterne und ihre Lippen blüthen wie
Rosenlnospem .
Heft es denn tndali ch, Norm« fran
te er stockend »iannst Du mich now
lieben. . . . iannit Du mir alles
opfern. « '
»O sprich nisttst von Opfer-» nur
nach dem Einen Verlange ich « nach
einem Herzen voll nnd Liebe . . .
Und er zoa sie auffanchiend an sein
Heri, an dem sie in gliicllichem Wei
nen ihr Haupt bar-a. Der Frühlings
toind itrente die Blüthen über sie -—
der Blütheniauber des ilifinastfestes
hatte sein Wundertvert vollbracht
——sp—-. - C--—
Der Pfings«tatrsflug.
Humor-rote von Max Hirfchfeld
Der Holzhändler Eugen Trapv saß
mit feiner jungen Frau beim Nachmit
tagktaffer. Durch das aröffnete Fen
ter drang derDus: von Lindenbliithen
und ans der Ferne waren Klänge einer
Musik Kapelle hörbar
»Es iit doch wirllich ein aanz anderela
Leben hier am Ork, " sagte Eugen die
Raifetasfc zurückschiebend und sich be
haglich in den Sessel lehnend, »seitdem
mir Lehmann g Konzertaarten hier
habet-» Es- ift ein so angenehmer Auf
en; halt und man weiß doch jetzt, wo
man die Eominerabende mit feiner Fa
milie zahringt «
»Freilich, und man trifft mit allen
Bekannten zusammen —«
»Ganz rich ig mein Kind gerade
deinetwcgen ist es mir besonders anae
nehm da weiß iclz doch iveniastens tvo
du mit dem Kinde bleibst, wenn ich
meinen eluszflua mit der »Fidelia«
mache.«
»Wir-litten Ausflug?"
»Nun atn ersten Pfittgstieiertaa.«
Die junge Frau blickte ihn besiiirzt
an. Sie giaub:e, nicht recht verstanden
zu haben.
»Du scherzest, EngenA sagt e sie
schließlich, »du tannft wirklich den Ee
danken fassen, zu Pfingsten mit diesen,
;.Radaubriidern einenAusslug zu unter
. nehmen, während ich hier allein zurück
bleibe?«
,,Allein! Du sagtest doch eben flbsh
l daß man bei Lehmann alle Bekannten
treffe. Du wirst mich doch auf den einen
Tag entbehren können, Marie?«
»Jawohl, ich werde dich entbehren
lönnen,« erwiderte seine Gattin in ge
reiztem Tone, »aber was ich nicht en:
bebten kann, das ist der gute Ruf uni
serek Ehe. Glaubst du denn, dieKlatsch
» cniiuler unseres Neste-s iviirden einen
Augenbtick stille stehen, wenn du mich
» am ersten Pfingstfeiertaae hier allein
ließest?«
»Es sind aber doch noch andere Eite
cnänner in unserem Klub ——«
»Nur sehr :veni,7e! Die Meinen treten
ja aus« wenn fie heirathen. Du mußtest
natiirlich eine Ausnahme machen. Und
fiir dieEhemänner, die an dem Aus
flug theilnehmen. wiirde ich mich sehr
bebauten. Schließlich wollen wir doch
noch abwarten. ob überhaupt welche
außer dir :heitnehmen.«
So ging es:- nicht weiter, das sak
tingen ein. Er mai-ne schon schwerer-e
iiiexchutzz ins Fezv fuhren. An dem
Llugfiua theilzunelnnen, war er feit ent
i schlossen, denn am letzten Vereins-abend
hatte man höhnische Bemerkunan da
riidser gemacht, daß er zu sehr unter
dem Pantoffel stel.e, und Euaen befand
sich noch nicht in dem Alter, in welchem
inan iiber derarzige Anzapfunaen lacht.
Da bat: e er denn schließlich den Freun
den geqeniiber aeäußekt, zu Pfingsten
loerde er einmal peziaen wer Herr im
Hause sei
»Nun, vielleicht trird auch ausJ der
Sache nichte,« lenkte er einstweilen ein,
,,eE tommt ja auch auf das Wetter an·
Unser Lauöirosch lxoctt schon seit drei
Tagen verdrießlich auf der Leiter.«
»Und wenn das Wetter schön ist?«
tret-arr: e Marie.
»Ja. dann — ich kann nichts o: r
fotechen —— wenn man seinen Vereins
deitraa bezahlt will man doch auch
seinen Nutzen daoon haben«
i- Und um weiteren Angeinandetietzuw
saen zu en:gehen, zog er sich in rae
Kontor zurück.
Am nächsten Tasze fand Euaen heim
Nachnrittagslaffee Frau Bester die
Schwieaermutter, vor. Einen Augen
blict dachte er daran, seinen neuen Feld
zug zu verschieben akeres waren nur
noch fünf Tage bis Pfingsten, und —
dem Muchigen gehört die Wein
qu Becker legte gerade die Zeitung
aus der Hand, aus welcher sie ihrer
I Tochter etwas vorgelefen ha: te
. »Nun steht etwas Jnteressantes im
E Blat: Z« fragte Eugen
I »Nichts besondere-IF antwortete seine
F Ga tin lühL »Maina lag eben einen
i Bericht iiber einen Mon vor. Eine
tBauerSfrau nat ihren Schwiegersotir
der ihr nicht zu Willen war mit eine us
Is Beil erschlaaen. «
I »Bos« machte Eitgen dessen ORqu
; sich zusehends vertan-Und
»Und wac- brinast du Neues?« freute
»die Schwiegermutter in aeniiithlichem
’ Tone
. »Alterdinas:s endaci Neue-Hi« erwiderte
H der junge Ehemann gedrückt, ,,meir:
Falter Jugendfreund und Vereine-An
t tnerad Franz Schivendner schreibt mir.
Z daß er zum Pfingstauesslua unserer
z Vereins kommen und mich zu sprerten
s hoffe. Es ist ganz irr-erhalten« seinem
? Wunsche nicht zu entsprechen denn der
s alte Zchmendner ist einer unserer besten
Hseschästxtunden und er reiirde es mir
: sehr iibel nehmen —- —«
! »Kann er dich denn nich: tresuchen?'·
»Nein. er tritt gerade eine längere
Reise an und kommt gar nicht durch
unsere S:ad:, sondern nur dorthin, wo
hin sich der PfingstsAusslug richtet.«
,,Wo ist daes Schreiben?« forschte die
Schwiegermutter mi: der Miene eineg
Großinquisitors5.
»Ich weiß nicht —- der Lehrling mus-»
es rein verbummelt haben, « ich suchte
es bereits überall -—«
,,Also dann Inache deinen Aussicht
Wir werden unseren Ausflug ebenfalls
dorthin rich.en.«
»O bitte, nur das nicht! Frauen
sind nun einmal von derTlxeiznahme an
unseren Augfliigen ausgeschlossen Und
wenn mein Wunsch so wenig beachtet
wird, so möchte ich — —«
Er zitterte bereits oor Ilerger.
»Schon aut,« sagte die geträntje
» Schwiegermutter. »ich sehe, gewissen
Leuten ist es Bedarf-riß, auch nach ge:
» schlossencr Ehe tveixer zu bummeln und
zu trinken. Jch degreife das nicht,——
mir ist so etwas nie eingefallen, und
als ich zwei Jatxsre oerheiratbet war,
mußte mein Mann noch gar nicht dass
es überhaupt möglich sei außer zu Ge
; schästgztoecken ohne Frau über die
) Straße zu geben«
«- k ir·
Die Einrichtuna der »Briesordner«
i ist eine vortreffliche das haben wir in
tausend Annoncen und Nellamen gele
sen, das- ersuhr auch Frau Marie
Trapp. Während ihr Gaste der ange
nehmen Gewohnheit des Nachmittags
schläschens stöhnte, glitt sie langsam
in sein Konxor und schlug die Briefe
unterSch. nach. Bald svar dieSchroendi
ner’sche Korrespondenz gefunden. Der
letzte Brief datirte etwa ein Vierteljahr
zurück. Schwendner theilte in diese-n
Schreiben seinem Freunde Trapp mit.
er bejheilige sich an einer Gesellschafts
reise um die Erde, werde weht vor
einem halben Jahre nicht zurückkehren
und verabschiede sich daher für diese
Zeit.
Es war an dem Sonnabend, der dem
PfingstsonnLag vorangeht, als- Eugen,
in das Wohnzimmer tretend, bemerkte
wie seine Frau an ihrem Schreibtiscl)«
einen halb angesangenen Brief in die
s Schublade warf und sich dann in offen
barer Verlegenheit ihm zuwandte und
ein aleichgültiges Gespräch begann
Euaen that, als habe er nichks de
merlt und ging scheinbar voll Theil
nahme auf das Gespräch ein. Sobald
aber Marie, »um nach der Köchin zu
sehen«, hinausgegangen war, eilte er
an den Schreidtisch um nackxzusehem
mais seine Gattin vor ihm zu verle
gen habe. Ter angefangene Brief lau:
tete:
»Kommet Herr cchwendneri
Als Sie gestern bei u.ir waren, und
mir mittheilten daß Sie, eben erst von
Jbrer Welireise zurückgekehrt mit mei
nem Manne weder gesprochen noch an
ihn geschrieben t;«citten, benutzten Sie
meine Entriistung über diese Täuschung
meines Mannes, um mir dass Verspre
chen abzunehmen ich solle ibn rubig mit
seinen Vereinsbriidern ziehen lassen, um
am Pfinaittage mit anen einen Aue-:
fan nach einem anderen Orte hin zu
un: ernehmen Jch muß gestehen, daß
wie mein Mann sich mir gegenüber be
nommen hat, mir es auch jetzt kaum
leid ttiut dem gegebenen Versprechen
nachzukommen jedoch ich fürchte ——«
Hier brach der Brief ab. Eugen ging
erregt auf und ab. Daß dieser Brief
berechnet sein könne, itin zu täuschen,
fiel ibm gar nicht ein. Woher solt-e
Marie denn so genau iiber die Weit
reise Schtoendner’s unterrichtet sein?
Hatte er doch felbst nie über denFsreund,
der ibm längst aus«- dem Gedächtniß ge
schwunden war. zu ihr gesprochen!
Sein Entschluß war gefaß:. Sobald
Marie ist«-J Zimmer trat, sagte er in
einem so zärtlichen Tone, als ibn ihm
die Verstellung irgend eingehen konnte:
»Mein liebes Kind, ich habe mir die
Sache jeyt überlea:, ich werde an dem
Vereinbausflug nicht theilnehmen«
Marie wich offenbar bestürzt zurück.
»Auch ich babees mir überlegt, Eu
gen, egwae von mir durchaus under-:
niinfiig, dich an deinem Vergnügen bin
dern ;u wollen« vielleich: maa Mama
mich auch ein wenig aufgereizt haben,
turz ich bitte dich. nimm an dem Auss
flua theil, ich werde mich schon bier zu
kann-« «.»i:c;-«..- «
usu- us h uruusts u
»So wirst du das?« tnirfis e Eugen
»d1::ast du ader die Rechnung ohne
den Wirth gemacht. Ich werde dick
verhindern, dich in meiner Abwesenheit
«le amusiren·«
»Ich verstehe dich nick1t.Euaen —«
»Du wirst mich sofort ver-stehen« riei
er wiitbend, stürzte an den Zchreidtiscl1.
riss, den Brief heraus und biet: ilsn itfr
oor die Augen.
,,.s)iilfe! Wasser! Jch falle in Ohn:
tnacht,« rief Marie, und als Eugen
ängstlich hinzusprang. um sie aufzu
sangen, lachte sie plötzlich mit solcher
Aueaelassenheit, daß er ganz verblüfft
zuriickx rat.
»Es war nur ein Schers fragte er
unsicher »
»Und was siir einer!« lachte sie nocb
immer und erzählte ihm dann, wie sie
sich au-· dem Briefordner über Freund
Schwendner unterrichtet und wie sie
dann beschlossen habe. iitn durch die
Brief-Szene auf den rechten Weg zu
führen
»Auf den rechten Weg« siloß sie.
»denn du hältst doch dein Versprechen
und bleibst Pfingsten zu Hause!«
»Ich dleibe,« erwiderte er, fre in die
Arme schließend
--- --s-—-- -.--- s
O«
Ein Kalenderftückleim .
Zu Anfang des 19. Jahrttrnderkii
erschien jedes Jahr ein provnetischer
Kalender, verfaßt von dem Vuchtzänd
ler Max bien Laensbera in Lüttich, der
damali- durch diesen Kalknder eine Be
riilimtbeit geworden war. J n zahre
1811 lJatteer seinen Kalender fiir dag
solgende Jahr berei:g im Oktober an
den Generaldireltor und Bücherzensor
in Paris geschickt pon dem er aber
feine Antwort erhielt Die Zeit dränate,
de r 1. Jana-am immer notie- und
Matliieu Laensberg mochte sich also
von Littticki aus nach Paris, um selbst
mit dem Zensor zu sprechen. Acht Taae
lang wurde er nicht vorgelassem und
als er endlich Zutritt bei dern mäch
f ttgen Manne erhielt, sule ihn dieser-If
den Worten an:
»Sie nnd ler einm, passierte- eee f
mir zu etsche nent«
»Mein Kalender liegt Jhnen bereits
seit drei Monaten zur Prüfung vor
und ich glaubte —« f
»Ich habe ihn gelesen und lann ihm
meine Genehmigung nicht geben«
»Dakf ich fragen warum?«
»Warum? Das will ich Jhnen sagen.
Weil Sie wagen, eine Pest in Paris zu
peophkjeiem Jn Paris! Sind Sie
von Sinnen? Jn der Hauptstadt des
Reiches, der kais-etlichen Residenz!«
»Wenn nur dieser Umstand Sie ver
anlaßt, meinem Kalender die Druck
genehkniauna zu versagen, so kann ich
im Notbsalle meine Pest auch nach
Madrid versetzen.«
Mach Madrid. wo ein Bruder des
Kaisers regiert?«
,,Vielleichi nach Mailand?«
,,Mailand ist eine kaiserliche Stadt,
die Hauptstadt des Königreichs Ita
lien! Wo denken Sie hin!«
»Nun, so mag die Pest in Rom er
scheinen!«
,,Ungliicklick)er, das wäre noch weit
schlimmen Vetgessen Sie, daß Rom
einen Köniq hat, und daß dieserKZnig
der Sohn des Kaiser-H ist?«
»Aber wo soll ich meine Pest unter
brinznen? Einen Ort muß ich fiir sie
finden, mein Kalender kann sie durch-?
ausz- nich: entbehren«
»Er mus; sie entbehren, Sie müßten
denn Ihre Pest nach Engiand schicken,
den: mir sie von Herzen gönnen«
Dabei blieb der Herr; die Pest wurde
nach England verwiesen und so erschien
der Kalender Gliictlichetiveise theilte
die Pkonrezeiunn das Schicksal der
meisten — sie ging nicht in Erfüllung.
—-———- --.-—.-».
Nähe-wenn der Speisen.
Der Natwoerth der Speisen ist nicht
non allen Nahrungsmitæln genau be:
kannt, und oon dem, was die Studium
kuqu cxuucicu »Du-Nu, toll-B Illuu Ilc
neiteren Kreisen meist auch noch u we
nig. Der Nährmerth von Fleischfzuppen
wird noch vielfach iiberschätzt, übrigens
auch der von Austern. Fische enthalten
nach einer allgemein verbreiteten An
nalune besonders viel Phosphor in
ihrem Fleisch und sollen daher nament
lich fiirLeuxe, die hauptsächlich mit dem
Gehirn zu arbeiten haben, ein empfeh
lenescoeribes Nahrungsmittel sein. Die
ser Glaube hat aber eine Bestätigung
durch wissenschaftliche Untersuchungen
bisher nicht erhalten, denn es besteht
auch kein sicherer Nachweis dafür, daß
sieh in Fischen meitr Phogphor fände
als- in anderem Fleisch. Außerdem
wird Fischfleisch wegen der kurzen
Mustelfasern fiir besondere leicht ver
daulich gehalten, jedoch dürfte es darin
einem inaaeren Rindfleisch nur gleich
ftel)er:. Viel schwerer verdaulich da
aeaen ist fette-Z Hammelfleisch; kalte-Z
Hammelfett ist geradezu als unverdau
licv zu bezeichnen. Der Fettreichibum
fällt überhaupt ste:g nach dieser Rich
tung ins Gewicht. So find Dorfm
und Weißfische als magere Fische be
tdtnmiicher als der fette Lachs und Aal.
Mit Bezug auf leichte Verdaulichleit
und Nährrvertti gleichzeitig nimmt der
Hering die erste Stelle ein. Unter den
tlkflanzenstoffen sind Erbsen, Bohnen
und Linsen als Nahrungsmittel als
die wichtigsten zu betrachten. Die Lin
sen waren eines der ältesten Mittel der
menschlichen Ernährung, und die roth-e
egnptiscbe Linie lieferte wahrscheinlich
dar-. merinfrt nm hnä lssfnn feine Hei-fix
gehnrx an Jakob verkaufte.
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Warum Gemme v. Hosimeister
nicht nehm-site
Generalmajor v. Hoffmeister, . onl
mnndeur Der SI. Jnfanteriebrigade
hat vor Kurzem demOffiziertorps der
Garnison Karlsruhe einen höchst in
teressanten Vortrag über seine Erleb
nisse in China gehalten. Der General
hatte Dort bekanntlich Geleaenlteih als
tioxnmankeur des 4-Oftasiatischean
fanterieregimevtg bei Fluangtschang in
ernstes Gefecht zu kommen und über
haupt mehr zu sehen, als die meisten
anderen Titeilnehtner an der ostasiati
schen Expedition Jn lebhafter und
anregender Weise schilderte er, ohne
auf tattische Einzelheiten eiinuqehem
die empfangenen lFindriicte insbeson
Derc auch den militärisch schweren Ent
schluß. Den er am 20.Fehruar1901 zu
fassen l:atte, ali- unmittelbar vor Be
ginn des Gefechtee der Befehl des
Oherkommandocs eintraf, nicht weiter
vorzugehm Als weit detachitter,
felhstiindiael Kommandofiihrer ent
schied er sich bekanntlich dahin diesen-.
Befehl nicht zi- aehorchen, weil an Ort
nnd Stelle Verhältnisse vorlaaern die
Das Lhertomnmnbo nicht zu übersehen
Vermochte: er rat dafür die volle Aner
kennung des Feldmarsckkaltg gefunden.
-.. —---—-sp»«
lee Publikum.
Er: »Ihr Frauen wißt von Euren
Nachbarn nur immer das Schlechte zu
erzählen. Sprecht doch einmal über
ihre guten Eigenschaften«
Sie- »Ja, wer würde uns- dann
-) «
zuhören.
tslsmeuehme Beschäftigung-.
Onlelx »Nun saa’ uml, Fritz, we
mit hast Du Dich denn während der
Ferien wohl beschäftiat?«
Fritz lhleibt stumm).
Lnkelt »Was haft Du zum Bei
fviel inoraenå. nachdem Du gefriihs
stiickt hattest. aetikan?«
« Fritz: »Da trat — da that ich an
tanaen, mich auf das Mittagbrot zu
freuen.«