Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 22, 1903, Zweiter Theil, Image 14

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Unter egyptischer Sonne.
Osten aus der Gegenwart von thbctius ZittelM
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. (20. Fortse ng.)
Frau Salinas höre mit gespann
hr Aufmerksamkeit zu, und qls Ha
uch geendet hatte und fragte, ob sie
denn von der Neigung ihrer Tochter
In dein Hauslehrer nichts gewußt
« , oernenite sie. Zuweilen sei ihr
teilich der Gedanke gekommen, doch
« habe ihn stets von sich gewiesen.
’ ganze Familie hielte Doktor
Braun so ho und Mary hätte so
ganz im Berhältniß der Schälerin zu
ihm gestanden, daß sie als Mutter tei
nen Grund zur Besorgniß gehabt
hätte. Auch sei die Zeit der Beiden
so ausgefüllt gewesen, daß ein Ver-T
sehr zwischen ihnen kaum stattgefun-;
den dabe. Die Reise von Louisianal
nach New York, der Aufenthalt dort
und die Uebersahrt nach Alexandria
hätten indeß wohl in dem gegenseiti
gen Verbältniß eine Llenderung her:
bei-geführt Jedenfalls sei sich note
Tochter erst während dieser Monate
ihrer Liebe bewußt- geworden. Viel
leicht sei das erst geschehen, als Mr.
Salinas ihr von seinen Heirathgplä
nen gesprochen· iVe hätte sie vom
ersten Augenblick an mit solcher Hari
niicki teit abgewiesen, daß nun nach
träglich allerdings sie, die Mutter, sich
Tihrer Kurzsichtigkeit schäme.
«Wiirden Sie denn eine Verbin
dung shrer Tochter mit dem Haus
lehter iir ein Ding der Unmöglichkeit
halten?" fragte Harald. »Warum in
aller Welt sollen zwei Menschen-»die
sich lieben, wie diese, sich nicht heira
then?«
Sie schwieg einen Augenblick. Dann
ent egnete sie zurückhaltend: »Sie
wiFem Herr von Sperber, daß wir
zrauen in diesen Fragen immer lie
rdem Herzen folgen als dem Ver
stande. Jch achte Herrn Braun lehr
gch —- ja ich liebe ihn fast wie einen
· ohn. Er hat vier Jahre lang Freud’
und Leid mit Uns getheilt. und liiir
die Erziehung der Kinder sind wir
ihm außerordentlich verpflichtet Mein
Mann hat ieine'3eit, sich mit ihnen
»in beschäftigen Was sie geworden
sind, das sind sie durch Braun. Mary
t ganz recht es ift ein unersetziicher
luft fiir ihre Brüder, daß er uns
verfaßt «
So würden Sie im Prinzip nichts
gegen den Schwiegersohn einzuwen
den haben?« fragte er eifrig. »Jhnen
wär-de das Glück Jhrer Tochter höher
stehen. als äußere Bedenken?"
«Welche meinen Sie? Daß er nicht
reich ist? Mein Gott, wir haben ja
mig! Und er ist so tüchtig, daß er
scher seinen Weg machen wird.«
»Er ist nicht von Adel. Jhr Herr
Gemahl hat den Ehr reiz« —"
Sie zuckte die A sein »Das ist
eine kleine Schwäche meines Mannes.
M sie entspringt der Liebe zu sei
nen Kindern. Er möchte ihnen alles
das verschaffen, wag auf Erden Get
tung und Werth hat.«
«Glauben Sie denn, daß Jhr Herr
Gemahl in Bezug auf eine Heirath
Miß Marh’s und Doktor Braun’ö
unerbittlich ift2«
Sie neigte sorgenvoll den Kopf
»Mein Mann hat in unsicicklicher
Stande einen Schwur an die Jung
kans Ast-Inn d'- ses gis-Ist ein«-stinkt
machen könnte wenn er mich mochte
Er ist ein fast abergläubiicher Katbo
lit, wie so viele Spanier. Welch ein
Unglück, daß ich die Reife nicht mit
machtet Sie tennen Mr. Salinas
nicht genug, um zu wissen, wie bald
er vernünftigen Erwägungen zugäng
lich ist, wenn man ihn nur im Zorn
nicht reizt. Eine ungeschickte, plumpe
Hand hat ihm dir Binde von den Au
gen qerissen, und Marn hat leider viel
zu viel von ihrem Vater, ukn ihn rich
tig zu nehmen. Wäre ich dagewesen
er hätte sicherlich den Schwur nicht ge
than und mein Kind hätte sich mir an
vertraut, oder ich hätte es endlich ver
standen. Was soll nun werden?«
Frau Salinas fchluchzte auf und
driickte das Tuch gegen die Augen.
»Gut soll Alles werden!« rief Ha
rald tröstend »Berzagen Sie nicht,
gnädige Frau! Wir wollen uns an
ftr hrer lieben Marn noch ein
Si zu chaffen, mit dem sichs leben
läßt.«, .
»Ich heiß « antwortete sie leise wie
in tiefer Befchiirnung »Sie wollen
meinem Kinde die Hand reichen, wo7
len das zerstörte Leben von Neuem
retten« Sie hob den Kopf und fuhr
mfteigender Ertegung fort: »Dein-ei
fen Sie nicht daß wir Ihren Edel
muth nicht annehmen können? Daß
mir der Gedanke an das Opfer, das
Sie bringen wollen unerträglich ist?
Qt sind Dir denn. daß wir eine sol
Schande auf uns häufen sollten?
wckllen aus Mitleid mein liebes
sind heirathen fiir das hre Nei
Iteng, wenn Sie ie eine olche ern
n, chen sein muß in den
des-s . HerSie fordern eine
Herz einein Anderen
gis-»g- En n in
steh-FOR III-Fast ALTE
, FAW tm stchi nnd-u
I- M mit-nat Zachsnetn
W
Mann hat eingesehen, daß es im höch
sten Grade unr i von uns sein wür
de, auf Jhren orschlag einzugehen
Er ifi bereit, Jhnen das Wort zurück
zugeben, das Sie —- in einer groß
muthigen Stimmung vielleicht —- ver
; pfiindet haben.«
» Auf Datums Antlitz kämpfte tiefe
Bewegung mit dem Sonnenschein sei
ner inneren Freudigkeit Er zog die
Hand der Frau Salinas an seine
Lippen und küßte sie.
»Er lauben Sie, daß ich meiner
Verehrung Ausdruck gebe,« sprach er
mit warmer Herrlichkeit Und dann
fuhr er fort: »Sie irren vollkommen!
Von einem Opfer meinerseits ist gar
keine Rede. Sie beschämen mich durch
Jhre allzu gute Meinung.«
»So lieben Sie Maw wirklich so
sehr, daß Sie Alles-, wag geschehen
ist, vergessen tönnten.’« Sie blickte
ihn an, als wolle sie den Grund fei
ner Seele erforschen. Und was sie
in seinen Augen las, beruhigte sie um
so weniger, als er ihr nicht antworte
te. Zu lügen vermochte er nicht.
»So ist es die Million, die Sie iiir
meiner Tochter mangelnde Neigung
entfchädigen foll?« Ein Zuq der Ver-—
achtung legte sich um ihre Lippen.
Jhm ftieq dag Noth in die Stirn.
»Ich hatte Ihnen, ver besorgte-s Mut
ter, den Argwohn zu Gute," entgeg
nete er. Uebrigens aber erkläre ich
Ihnen, daß ich von dem Vertrage, den
Ich mit Ihrem Herrn Gemahl ges
suec-onus guck, must zuruairexen man.
Jch glaube mir ein Anrecht aus Miß
Mary erworben zu haben. Jhr Gotte
hat mich gefragt, aus welche Weise er
mir seine Ertenntlichieit beweisen
könnte. Meine Forderung war: Le
aen Sie Miß Manns Schicksal be
dingung Jus in meine Hände. Er hat
meine Bitte gewährt, indem er mir
sein Ehrenwort gab: und — ich he
stede auf meinem Schein. Daß ich
mich verpflichtet habe, Miß Marn so
glücklich zu machen, wie es in meinen
Kräften steht, muß Jhnen genügen.«
Jn ihren Augen glomm ein leises
Verstehen aus. Und als sie nun sei
nern lächelnden Blick begegnete, da
ward ihr Alles klar. Dunlie Röthe
bedeckte plötzlich ihre Wangen und sie
rief: »So hat mein Mann sich von
Jhnen täuschen lasien?«
»Es scheint doch sol« entgegnete
Harnld »Ich dachte, er mache nur
gute Miene zum bösen Spiel.«
Sie schüttelte den Kopf. »Der klu
ge Mann! Jch verstehe nicht -—«
,,Vielleicht rechnet er zu sehr mit
dem Eigennutz der Menschen« erwi
derte daran-, »und hält mich nicht
siir fähig, selbstlos zu handeln. Doch
nun, theure, gnädige Frau, denken
Sie an Ihrer lieben Tochter Glück
und helfen Sie mir! Jst Braun noch
bei Ihnen-?
Sie bejahte. »Etst übermorgen
verläßt er uns. Sein NachIlger
kommt morgen und er will ihn noch
einführen. Mein Mann will nicht
einmal erlauben, daß er noch von
Marh Abschied nimmt·"
»So lange er Jhr Hauslehrer ist,
mus-, er sich sugen,« meinte Harald
»Ist er erst fort, so steht er Jhnen als
freier Mann gegenüber, und Miß
Mark-I Schicksal liegt in meinen
Händen«
Frau Salinas schüttelte unruhig
den Kons. »So lange sie in unserem
Hause lebt, muß sie den Anordnungen
meines Mannes folgen, das ist nicht
zu ändern, Herr Baron."
»Es-tollen Sie denn, daß Jhre Toch
ter nach dem Selbstrnordversuch
schließlich noch mit dem jungen Man
ne davonliiust?·« fragte er energisch.
»So lange sie glaubte, daß Braun sie
nicht liebe, konnte sie- ihre Sache und
sich selbst verloren geben: seitdem sie
weiß, daß ihre Neigung erwidert
wird, giebt es gar nichts aus der Welt,
das sie von ihm loszureiszen vermöch
te. Und Schwur gegen Schwur,
Frau Salinasl Hat Jhr Gatte ge
ichworem daß er sie Braun nicht ge
ben wird, — ich schwöre, daß sie den
Geliebten heirathen soll. Wenn es
nicht mit Jhnen zu machen ist, ge
schieht es ohne Sie. Das sage ich
hnen. Ich habe mit Gefahr meines
edens Jhre Tochter aus dem Wasser
geholt und will die Früchte meiner
Anstrengungen ernten, indem ich ihr
tu ihrem Glücke verhelse Wollenkxv Vie
äem Gatten verrathen, was ich im
ilde führe, so kann ich Sie nicht
daran hindern. Aber ich versichere
Sie, daß ich mit hülse seines e ren
woetlichen Versprechens und der
suln Deutschlands und Ameriiai die
Liebenden vereinigen werde, und soll
ten uniiberwindliche Schwierigkeiten
entstehen, —- nun, so spielen wir Ent
sährung Machen Sie sich ans Alles
aesaßtl Uebrigens aber, Sie gütiae
Mutter haben doch ein Herz siir Ihr
Kind: nnd so degreiseich nicht, daß
Sie nicht tnit tat-send Freuden mir
Rx hqu Falk-w n.d Die Thr«
U ss U c
nen rennen these-et die Ba
»Schon Sie was Sk siir richtig
ten-—- —-—ich —- ichda darf n icht gegen inei
sez Nenn-O Bissen handeln-«
M-»..- »Ah-«
.Iber Sie ksnnen ihn versunken-m
sich dein zu widerseiem was ich vir
lrabe, können ihm klar machen. das
er selbst froh sein muß. wenn sein
Schwur ohne sein Zntdun umgangen
wird. Sie haben ja aus Jhren Ge
mahl so vielen Einfluß. Versprechen
Sie mir, ihn zu Gunsten meine-J Vor
haan anzmvenden!«
»Ich werde es versuchen."
»Und nun möchte ich Misz Mach
seh-ein«
»Eine Frage noch: Kennt Braun
Ihre Pläne?« «
»Nein, er ahnt nichts davon, darf
auch nichts ahnen, so lange er in Ih
rem Hause ist. Er kann Jhnen mit
offenein Blick ins Auge sehen· Jch be
wundere Ihren zukünftigen Schwie
gersobn von Herzens«
»Gott gebe, daß Alles gut werde,«
sprach Frau Salinns mit tiefem
Seufzer
Noch am selben Abend suchte Ha
rald Doktor Fischer auf. den er zwar
nicht in seinem HoteL aber in per
Bierstube von Gorst traf, wo er sich
»den Genüssen euroväiicher Kultur-«
mit erfreulicher Ausdauer bingab. Er
versprach Harald, der mit seinem Na
men für? Erste aus dem Spiel blei
ben wollte, bereitwillig seine Mitwir
kung und erbot sich. ans dem deutschen
und amerikanische-i Konsnlat lsrluns
hinunan einzuziehen in welcher Wei
se die Trauung vorrunelsmen sei, und
welche Papiere erforderlich wären.
Erst wenn er mit bestimmtenn Bor
fchliiaen vor Doktor Braun hintreten
konnte, wollte Harald diesen in seine
mirs-«
spukt-tell cllclllkllscl l
Kaiun xoar die Angelegenheit be
sprechen als der Professor erschien
äußerst erfreut, die Reifeaesährien zu
treffen·
»Ich habe mich heute ganz verwaist
gefühltf meinte er. »Mir fehlte alle
Lust, etwas vorzunehmen, ich sehnte
mich nach lieber Gesellschaft Es ist1
die alte Geschichte. Die Einfamteit
ist stets so lange das Beste als man
teine wirtlich Einem zusagenden
Menschen dat Hokus, ich engagire
Sie zu morgen früh: wir fahren zu
samtnen ins Gizehmuseumf
Harald war um so medr zufrieden.
als er bei dem Direktor des Musen-us
Auskunft iider den Aufenthalt des
Doktors Hubert Schmidt zu erhalten
hoffte.
Auf seine Rock-fragen in der Tint- «
tion erfuhr er denn auch, daß der jun l
ae Gelehrte vor seiner Reise nach-I
Oberegypten in Helwan gewohnt ha
be; wo er sich ietzt befinde, wisse man
nicht.
helwani Daß Harnid daran nicht
eher gedacht hatte! Nach heute wollte
er hinaus.
Doch er mußte sich noch einen Tafel
gedulden, ehe er fein Vorhaben an-« l
führen konnte, denn erft in ipsaterz
Nachmittagöfiunde takn er mir sei
nern Begleiter todtmiide nach Lairo
uriick. War doch der Professor in
seiner underwiistlichen Frische nach zu
einem Spaziergang durch ten pracht
vollen Part, der fi an das Museum
anichließt aufgelet gewesen und so
war es zu im Fahrt nach Heltpan
zu spat i
Es war am nächsten Tage gleich
nach dem Lunch, als Harald sich dort
hin auf den Weg machte. Eine beson
dere Bahn führt von Kaira zu dem
vielbesuchten Bade, das sich fünf Kilo
meter vom Nil entfernt mitten in der
Wüsie angesiedelt hat. Doch war der
Tag für den Aug-fing nngliictlich ge
wählt. Ein heißer, trockener Wind
wehte von Süden her, den Sand in
dichten Walten aufwiriselnd Jtn bien
denden Sonnenglan nåplagen die gera
den. einforrnigen ptraßen mit den
« weinen Höniern vor iden. wie in
Schlaf versunken. Die landesübli
chen, tunftvoll aeichnitzten Holzatiter.
welche die Erler der Häuser bilden,
blickten ihm statt der Fenster-entk1eaen.
Kein Baum, tein Strauch« tein
Mensch, tein Thier auf den Gassen.
Alles Leben schien ertödiet zu sein von
weißem Licht und weißem Sand.
Trag aller Ertundigunaen ermittel
te harald schließlich nur. daß aller
dings ein kranker DotiorSchmidt hier
gewohnt habe, aber nach Ober-Eurip
ten abgereist sei. Den Arzt, der ihm
vielleicht hätte Auskunft geben können,
traf er nicht zu Hause. So mußte er
sich entschließen. unverrichteter Sache
nach Kaira zurückzukehren Wenn er
sich auch nicht in freudiger Stimmung
befand, entmuthigt war er keines
weas und nahm sich vor, halt-mög
lichst nach Helwan zuriietzuiehrem urn
seine Nachforschunaen fortzusetzen
Jtn hotel du Nil meldete man dem
heimlehrendem daß ein Herr-. der im
Laufe des Nachmittags schon mehr
fach dagewesen sei und nach itnn ge
fragt habe, im Satan auf ihn warte.
Harald fand dort den jungen Braun,
der, den Kopf in die Hand, den Arm
auf den Tisch gefiiißi, in Gedanken
ver-sanken dafasi und erfi, als Harald
ihn begrüßte. dessen Anwesenheit in
ne ward. »Wer-eilest Sie, daß ich
Ihre Zeit in Anspruch nehme, Herr
Baron,« entschuldigte er sich auf
sprinaend. »Sie kehren eben zurück
und ei ist bald Essenszeit —- abee Sie
müssen mir eine kurze llnterre
gewähren — meine Angelegenheit dul
det keinen Aufschud.«
Harald versicherte freundlich, daß
er fiir ihn itnneer Zeit habe. und da
eben die Geseilschaft iich im Satan
zu versammeln begann, lud er ihn ein,
ils anf fein Zimmer zu bei-leiten. tva
tie ungestdset seien. seien Schein Mr
these-. die er entzündet hatte,nöthsigte
er dann den Cast. aus dein Dis-In
las zu nehmen. und bot i eine
igarre an. Jst plaudert sich sser
dabei.·' meinte er lieben-würdig.
Doch Braun lehnte ab; er befand
sich offenbar in einem Zustande, der
ihm jede Berzögerung der Unten-e
dung zu einer Qual machte. So setzte
sich harald denn ihm gegenüber und
fragte nach seinen Wünschen
»Ich habe heute Vormittag die Fa
milie Salinas verlassen,« begann er
in rauhem Tone. Als Harald diese
Mittheilung schweigend binnahrn,
fuhr er abgebrochen als zwänge er
die Worte gegen deren Willen über
seine Lippen, satt: ,.Mr. Salinas
verweigerte mir die Erlaubniß, von
Marn Abschied zu nehmen. Jch habe
sie seit jener Nacht kaum gesehen
und gar nicht gesprochen hr Vater
sagte mir, daß sie eingewi igt habe,
Jbre Frau zu werden« Er rich
tete den Blick fest aus Harald, als
versuche er, aus dessen Antlitz zu lesen,
ob das Wahrheit sei.
Harald zögerte eine Weile, ehe er
zurückaabt »Glauben Sie das-«
»Ich weiß nicht, was ich glau
ben soll,'« erwiderte Jüraen zurück
baltend. »Ist ee wirklich der Fall, «
hat sie dem Drangen ihrer- Vaters
nachgeqeben -—— aus Schwäche, aus
Dankbarkeit was weiß ich, so
; verspreche ich Ihnen feierlich. daß ichs
nicht ein Wort weiter verlieren, son
dern mich zurückziehen werde. Sie
werden mir ruaeven dasr ich nichts .
qethan habe, ihre freie Wahl zu beein
flussen. Aber Gewißheit muß ich ba
ben. Sie —— werden mir die Wahr
heit sa. en.«
«Lie er Freund,« erwiderte Haraid,
»Miß Marh verdiente mehr Vertrauen
von Jbrer Seite. Sie geht siir ihre
Liebe in den Tod —- und dann zwei
feln Sie noch! Jch begreise Sie nicht-"
»Es ift nicht wahr! Er bat gelo
aen!« Wie ein unterdrückter Schrei
klangen die Worte von Braun’s Lip
pen. Er sprang auf und reichte Ha
ron die Hand. .Leben Sie wohl und
haben Sie Dant.«
Doch dieser hielt ihn fest. »Blei
ben Sie und lassen Sie uns offen
mit einander sprechen. Ich habe noch
allerlei zu fragen. Was beabsichtigen
Sie zu thun?"
Braun hatte das Gesicht abge
wandt und antwortete nicht. Hat-old
merkte, daß er mit übergroßer Be
wegung kämpfte und diese nicht tier
rathen wollte. Jndeß die Freude
nach all’ der furchtbaren Angst und
Qual der letzten Tage that das, was
diese nicht vermocht hatten: sie nahm
ihm die Gewalt über sich selbst. End
lich zeigte er, daiz er ftorten, leiden
schattlichen Gefühls ooll war. Sein
ganzer Körper bebte, Thrijnen dran
gen ihm aus-— den Angen, nnd wie von
Schwäche ergriffen iant er auf den
Divon nieder und ließ deni Schluch
ten freien Lauf, bis seine Brust sich
hob und fenite.
»Gott sei Dani!« sagte Harald, als
sein Gast sich ein wenig beruhigt hatte,
»nun sehe ich doch, daß Sie sie lieb
bat-ein«
»Mehr als mein Leben!' stieß
Braun hervor.
»Hätten Sie ihr nur eher ein Zei
chen davon gegeben, dann hätte sie den
verzweifelte-r Entschluß nicht gefaßt.«
»Wie konnte ich das ooraussehen.«
entgegnete Jiirgen erregt. »Ich wollte
fort aus Solina5’ Hang, mir eine
Stellung erringen, etwas werden.
Liebt sie mich wirklich, fo wird sie auf
mich warten, wird mir vertrauen,
dachte ich. ·Beinr Abschied wollte ich
ihr sagen, daß ich ihre Sand zu erbit
ten tomrnen würde, sobald ich ihr eine
Existenz zu bieten hätte.'
so «
»ullll Dlllycc Ullkliichli Bic lic
obne ihr den geringsten Beweis Ihrer
Neigung zu geben, demTriingen ihres
Vaters-. sich zu verheirathen? Sie
spielten ein gewagtes Spiel! Wenn
ich wirklich als Bewerber aufgetreten
wäre —«
«Mußte ich nicht Marn freie Wahl
lassen?« fiel Jüraen Harald insWort.
»Sie hat bisher wenige Männer len
ne gelernt. Hätte fie Jhre Hand an
genommen, fo wiirde ich mir gesagt
haben, daß ihre Neigung zu mir mehr
iindliche Schwärmerei gewesen fei,
als Liebe, und wahrhafti , —- ich
hätte ihr teinen Vorwur gemacht
Jch glaubte sogar-, daß es fo kommen
würde, und wollte ihrem Glück nicht
im Wege stehen«
»Sie waren in allem Ernst eifer
fiichtiq auf michs« fragte haratd lä
chelnd. »Jn Philae freilich i—«
«Verzeihen Sie mir meine Unart
von damals!« riei Braun. »Ich war
in einer Gemüthöverfassung ——· o. Sie
glauben nicht« wie. Ich zweifelte gar ’
nicht mehr, daß Mart- Sie mir vor
ziige, und daß ich ihr das nicht ein
mal verdenien konnte, das reizte mich »
: am isten. Noch ietzt beareife ich(
Ma II Geschmack nicht —«
- »Lieb« Freund.« unterbrach ihn;
Z arald lachend, »ich weiß schon, jetzt’
s pieil Ihnen die anerzogene Beschei
; denheit wieder einen Streich! Denken
: Sie an Ihren aeliebten Nietzfche!«
! Sie· haben Recht, here Baron,«
I meinte Jürgen. »Da sehen Sie, wie
i Theorie und Praxis von einander ab
; weichen. Ich bewundere Niehfche
; vielleicht darum io sehr, weil er Alles
ERJUWM Menschen fordert, was mir
. e .« -
F »Was beabsichtigen Sie nun zu
i the-ni« fragte haralik »Sie wissen.
I daß Pir. Salinas feine Einwillignng
zu einer Bergach Maer mit Ihnen
W
»Da- dachie ich mir wohl,doch sann
-.-·....· :
’und Wege we
mich das t nicht mehr dindertn Inei
ne Anipetl eile-d zu machen. Ich
Wniæt mit ils-n gesprochen.
lonnteMkb das nicht thun, so lange ich in
seinem Dienst stand. Jth werde ich
sofort Mai-n s Hand erbittert nnd ihm,
wenn er sie mir vettveigern sollte, sa
gen, daß wir Beide niemals von ein
ander lassen und mit oder ohne seine
Erlaubniß ans Ziel gelang-en mir
den."
»Wenn Sie so unbesonnen vorge
hM- schickt er Mai-n ins Kloster. Er
hat einen Schwur gethan, daß Sie
niemals ihr Gatte werden solltet-«
»Stel)t es fo?« gab Jütgen ent
schlossen zurück. So müssen wir ge
gen seinen Willen handeln. Mittel!
nur must ich mit Marn sprechen-«
Harald berichtete nun, was er selbst s
in der Sache gethan und von dem Ele l
rentoort, das det Amerilaner ver ;
viändet, nnd versetzte seinen Gast da
durch in die größte Glückseligkeit nnd
Bewunderung Nur eines schien
Braun zu bedauern, das-, ihm sein
Glück mühelos in den Schock sollen
sollte, er weder etwas tlntn lönnex es
in errinaen, noch jemals im Stande
fein würde, seine Dantbarleit tiqu
tragen. Harald ließ sich versprechen,
daß er teinen Schritt bei Salinag
thun wolle, nnd erbot sich, eine Zu !
fammenlunft der Liebenden »du ermit-!
teln.
Als Freunde trennten sich die Bei
den Männer.
lwortsetzung solan
q
Riesen-Kraftstation.
Die elektrische Betriebslrast fiir den
Straßenbahndienst aus Mandat
tan. Bedeutendste Anlage
der Welt.
. Wenn die im Bau degrissene neue
Station siir die Lieseruna von elekt:i:
scher Betriebskrast siir den Straßen
bahndienst ans Manhattan erst vollen
det und im Betrieb sein wird, dann
wird New Yort die großartigste ukid
besteingerichtete eltlrische Betriebs
trastlieserungs-Centralstelle in Un
Ber. Staaten, wenn nicht gar in der
Welt haben. Und wenn in dieser Be
ziehung von dem Rest der Welt gespro
chen wird, dann cann, fürwahr, nur
ein Land noch in Betracht kommen-—
Deutschland, dessen Elektrizitätswerie
im Allgemeinen besser und großartiger
sind, als selbst ähnliche Anlagen in
den Ver. Staaten. Aber auch Deutsch
land hat nichts auszuroeisem wenia
teng zur Zeit noch nicht, wac- der
anipirung der neuen Kraststation
auf Manbattan gleichtosnmt: Elektri
zitätserreger von zusammen 150,0«)
Pferdekräfte-m
Einhundertnndsiinszigtansend Pser
detrsistel .
Was das bedeutet, davon lann der
Laie sich nicht leicht eine Vorstellung
machen. Dreihunderttansend Leute,
zusammengepsercht in 3000 Waggons
der Manhattan hochbahn, werden Zu
ein und derselben Zeit befördert wer
den können mittels der Betrieb-trust,
die von der neuen Krastsiation gelie
sert werden lann. Das ist die Bedeu
tung von 150,000 Pserdelräften, res
duzirt aus Einheiten von Jndividusn
und hochdahnwaggons.
Um diese enorme Last unter dem
alten Betriebssystem ,-· das aus den
Hochbahnen nun schnell durch das so
genannte «eleltrische dritte Geleise«
ersetzt wird —- besiirdern zu können,
würde man rund 600 der Lotomoliven
bediirien, die ans den Hort-bahnen De
nutzt werden. Diese Lolomotiven
sind, im Allgemeinen, von je 270
Pserdelräsien und vermögen ans einen
zweiprozentiaen Grade siins der Hoch
bahntvaggong zu schleppen, deren
Trag- und Fassungsssiapazität sich
aus je 100 Passagiere bezifsert.
Die Bedeutung von 15si,(«)Vserde
trösten läßt sich aber durch noch an
dere Einheiten illustriren. Um diese
Betriebskrast zu produziren, werd-n
die Dampstessel der neuen Flrastita
tion täglich rund 43,200,000 Psund
Wasser bedürfen. Dieses Quantum
ist gleich 5,181«:512 Gallonen oder
692,640 Kuhitsnsz und vollständig ge
nügend siir die Bedürfnisse einer
Stadt von 87«000 Einwohner-L Jn
der Stadt New York steht der Preis
des Wassers aus 81.00 der tausend
Kubitsusi; nach diesem Preise berech
net, wird das siir den Betrieb der
neuen Kraststation benöthigte Wasser
also täglich MUK verschlingen oder
8252,813.60 per Jahr. .
Um diese Wassermenge in Dampf
In verwandeln, wird knan täglich 2400
Tonnen Kohlen bedürsen, was, zu den-.
gewöhnlichen Preise von 83.00 per
Tonne berechnet, täglich also 37200
kosten würde, resp. 82,628,000 per
Jahr-I Zu den deutiaen Kohlenpreisen
erstanden, würde diese Menge schwar
zer Diamanten eine ganz andere
Summe erfordern
Um die täglich be-nöthigte Kohlen
menge herbeizuschaffen werden 79
Kohletrwaggoni denötbigt sein unt-,
zusammengediiust würden die Kohlen
einen Hausen von 120 Fuß irn Durch
messer und etwas über 45 Fuß hoch
bilden, Würde dieser tägliche Kohlen
bedarf ans einem Feuerrost von 130
Quadratsnß verbrannt werden« dann
wiirde das dem Kamin entströmende
Gas eine sich iiber ganz Monhaiian
hinziehende und Zszg Fuß dicke Rauch
wolte bilden.
Das die Tretrniihle betreibende
Pferd leistet in der Setande eine lilri
.... — is«-.—--. ..«·
denmsft m glei- 300 Ihffund
Was landläufi als Wegesesft be
zeichnet tout-, is das Essai-sicut m
500 Fuß-Pfund Man wärt-e daher
Vicht weniger als 274M Pferde ve
Vakfkm um das Kraftpkodutteoniveks
. mögen der neuen Institution zu et
« Eichen Da ein Mann zur Rate von
50 Fuß-Pfund per Secunde zu sehe-z
ten vermag, wird die Kraftsiation vie
Arbeit von rund 1,650,000 Männern
Vnkschmss Diese Menge, in Reihen
VVU is zehn Mann und in Abstänan
von ZFuß aufgestellt, würde einen «
Zug von über 100 Mensc- iaag hu
deIU 150,000 Pferdekräfte Iviitven
auch Den «Kaiset Wilhelm der Große«
mit 27,000 Tonnen Gewicht, einer ver
schwersten allei- Oceanvampfet, mit
einer durchschnittlichen Geichtvindiqs
teit von an die 82 Fuß per Minute
heben
Die neue Kraftstation, deren Funs
dacuent nun gebaut wird, wird dasi
ganze Geviett von der Fis. bis zur 59
Straße und von der 11. Avenue weit
tvärts aus eine Entfernung von Tit-cis
Fuß einnetnnen Das ganze Geviett,
gen Weiten von ver 12.Avencie be
grenzt, wurde im September 19(-’!
von der ,,Eii.tpid Tranfit Zubumuikor
stkuuion Kommuni« erstanden. Der
erste Spatenitich iiit vie neue Kraft
station wurde im April vorigen Jahre-:
aethan und bie- ·;uin nächsten Des-it
iiofft man die neue Anlage in Betrieb
zu haben. Der vorläufiu nott: frei
bleibende Grund unv Boden zwischen
Rom hknfsksvisks ««hl-ini-» ask-» und
i
------ pp u-- sp- - »Is- su
der 12 Avenue wird zioecls Andaiiten
an die, bezw- Vergrößerung der neiieit
Rraftftation zur Verfügung gehalten
werden« denn die Bahnnefellfchafl er
kennt. daß nach Ablan von wenigen
Jahren felbft die aroßartig geplante
neue Kraftftaiion nicht mehr neniicien
wird, um den fortfchreitend sich stei
aernden Anforderungen zu genügen
die an diefelbe werden gestellt werden.
Das Gebäude wird in Gunin
grauen Bartfteinen und Terracotta
aufgeführt werden nnd ZRFUQ lang
und 201 Fuß tief fein. Die Front an
der 11·.Avenne wird sechs große Be
aenfenfier haben, gefrönt von eine:
Facade und einer inafsiven Tafel inil
der Aiifichrifi: »Jnier»borouob Rapid
Tranfit G·vinvann«. Die Längsfeiten
des Baues werden je von M ähnlichen
Bogenfenfiern durchstochen sein uns-)
eine ähnliche ornanientale Faiade
haben. Das Dach, in erhobener Man
fardenform ivird von fiinf großen
Schoriifieinen aetrönf sein Die Ge
Iaininitoflen von Bau und k?inrich!iin.-;
sind auf rund XVI-, M« M» orranfckilact
worden«
Mir dsie Lieferiini eines gron n
Theiles der benoibi qfen Einriqziiiri
ifi bereits tontrahiti worden, Nruixtkr
fiir acht Dampfmaschinen von je Smii
bis 11,000 Pferdefraftem zweiund
fiinfzig Doppeldeki dreitromniel"
DampfteffeL je von einer Heizunisisz
oberfläche von 6700 Quadraifiifi.
neun Aandenfatorem neirn Kessel
fpeifevumven und neun SpeifeioassesI
beizei: ein 60 Tonnen nnd eins
Tonnen eleltrifcher Urahn acht grofe
rotrrende Elettrizitälserreiier von je
5000 Kilowatt und ein großartigez
»Switchboard«.
Die Dampfmaschinen feinesioeas
auf Grund besonders neuer Prinzipien
gebaut, sind als »si)il)-—11,000« be
kannt. weil ihr normales Krafiliefei
rungsoerinögen von 8000 Pferdekräf
ien iss fie. wenn neiviinfcht ab» mini.
nleich 11,000 Pferdekräfte zu liefer:
vermögen Die Treitronimel Les-El
werden ihre Trommeln --— Iroiniiiel
nennt man den runden Rumpf eines
Tanipftessels nebeneinander. an
statt übereinander liegen haben, wäiz
reiio die Krahnen irn Allgemeinen von
demselben Ttip sein werden« der schon
seit zwanzig Jahren in großen Werten
eingeführt ist; diese hebe- und Trag
maschinen werden als 60 bezw. 23
Tonnen-Krabnen bezeichnet, weil sie
diese Gewichte zii beben bezw. über
Geleise fortzubewegen vermögen.
Das «Switchboard« der neuen
Kraststation wird mehrere interessante
Neuerungen aufweisen und zjsainnien
rnit den kleineren »Sivitchboards« der
acht Siibstationen 8500,000 kosten
Die augensiilligste Verbesserung, welche
es ausweist, ist ein sogenanntes »Kon:
trollirbrett«, 25 bei ZFusi groß, von
welchem aus jeder Motor irn Gebäude
operiet und tontrollirt werden kann;
eine sinnreiche Vorrichtiing aus diesem
Brett wird beispielsweise zu jeder Zeit
andeuten, welche Motoren zur Zeit irr-r
Betrieb sind nnd welche still stehen
Je einer der siins großen Schorn
steine wird sichsdirett iiber eine-r der
stins Settionen erbeben, in welche die
Kraststation eingetheilt sein wir:
und die an und siir sich je eine torn
pletteKraststation bilden werden. Diese
Schornsteine werden in ihrem Inn-km
von 15 Fuß Durchmesser sein, 223
Fuß hoch iiber dein Feuerrost sich km
voritreckem nicht bis zum Boden dei
Staiion berunterreichen, sondern iibes
der Maschinerie von Stahlsäiilen ge
tragen werden. Die Schornsteine der
neuen Krasiltation werden die erstes-.
in Backsteinen ausgeführten Schorn
steine sein. die von Säulen getragen
werden
---.- »O
Jm Romanabsebtiitt des Berliner
Leitriisznzeigers vom 12. April wird er
zalittx »Doeis hatte heiße Halten und
aliibende Lippen.'·« Ein Glitt-L dasz
sie sich nicht aus dte heißen Ballen ge
setzt bat! -