Äsbrfas ka s J P Wmoolph' Herausgeber Grund Island. Nrbt., l·'). kuiai tin-J Mlcseiter TlikiH Jahrgang 253. No. :;7. —- m--»--.«« E- tver einmal. Es tönt in meinen Llireti Eitt leitlattt miidee tttting . . Ein altes, kleine-J Liedchen Ins meint Mitten-. fang Ein König-sititdcttniirilten Voll Zeluicii ttitd voll Linn Tit-J Lied iioii einer ritt-im Tic im Erliliilteii ti:«ii1it. Istt i.li · det· Mutter Weit-it Ein ittre tiltttjic Lsitiid Ei tiiillrit let-:- das Ltidtiki »et- irlt nie i.itn tie«tiii. nd . . . N--.-— - · Ritr fünfzehn Minuten Novellette von M Si o s s a l. ,,t!oswig! Eine Minute Atisents halt!« Die Wagentbiir wird ausgerissen, und ein Herr tritt hastig in’s Coupee. ,,Giiten Abends« Dann stellt er feinen kleinen Hand tnfser in·g Netz und läßt sich in der ttärtxitesi Eile nieder. fast gleichzeitig slctinint die Lampe aii Der Mann fährt in die Höhe und steht sich sor icl: nzi tim. Es ivar ihm eben gewesen als od Jemand ausgeschrien hätte oIek wenigstens ausschreieti wollte Wollte Welch ein Unsinn! Wenn Jemand nas nttr will, so leinn tnan das doch niitn hören-. Natürlich ivar ers ttiir eine Einbilditng von ihm, denn das- ältlictse Ehepaar ihni gegenüber sitzt in seine Pelze gehüllt io nltleiinieitisch itnd stiimpsfinnig da, als ob es tiiit offenen Augen schliefe· Von den Beiden hat sich Keiner auch niir bewegt. Aber es ist ja noch Jemand in: Beispie. dort eint jenseitigeit Fenster oder vielmehr es find deren zwei eine Dame iiitd ein kleines Mädchen Tsäe tirstcre schnitt angestrengt hinaus its-In kann von ihr niir die gerade sllllllclllllllc llllll clllcll Dllllclkll Dl1t171 lnoten sehen. und den kaum, dem seine obere Hälfte bedeckt eine gelbliche Pelziniihe und die untere versintt in dem bochitelsenden Kragen des Man teld. Nur ganz leicht schimmern ein paar töthlich braune Haaksträhnen zwischen den hellen flaumigen Pelz lkätdzen hindurch. Der Herr betrachtet sie aber gan-, anhaltend, und wieder hat et dadei das Gefühl, als ob hier in diesem eng-: Ra nie etwas vorainge etwas- extt letzlickt Aufregendes, das — — Was aber soll das sein? Ach, er met is. eis- nicht er ist ja halb toll. Zaknig über sich selbst, iiber seit-e undegreifliche Nervositiit, reißt er mit Gewalt den Blick von dein braunen Haarlnoten los und wendet ihn den Kinde zu —. und nun weis-, er rni eineni Mal, was das iiir ein Spuk its, der biet umgeht. Die Frau braucht ·aac nicht den Kopf unt udrehen, er weiß doch, das-, das seine rau ist und das Kind fein Kind ist-»Mit Kind dort in dein weißen Mäntelchen, rnit dern lchtva rtenveedrämten Mützchen« das eben di ,- Rosen anshebt, die seiner Mutter ans dee Hand gefallen irrer-. Als er's zu letzt sein«-war es noch ganz klein, kanns ein Jahr alt, nnd ein rundes rathe-: Miindchen hatte es, mit ein paar spitzen Mauseziihnchen drin und solch kleinen dicken weichen Höndchem mi« denen es ihrn immer in’s Gesicht zu datichen pflegte. Wenn er anf dein heißen Wüstensand Afrilt1’5 nnter sei nein Zelt schlief« und ein leichter Lust eng seine Stirn streifte dann träumte er immer, daß et die weichen Händ eben seines Kindes im Gesicht fühlte Jetzt schautes ganz ganz anders ans-. ils d-m«l-'I s-.- M «-f«-- -- - »... .-......... ».....»., ..- ... ». . schon fünf Jahre alt aber er weiß ganz aenau, daß er ficli nicht irrt, daß Ue fein Kind ist. Lb es wdlil ndcn das rotlie Mal ai der Stirn haben mag, das er selbe ehedein hatte und fein Vater vor ihm und alle Anderen seiner Vorfahren auch, soweit die Familienchronit zu tin-reicht Gerade wie ein idiniiaes Btutstropfen fah es aus auf der ivei ßen Haut. Wenn er sich davon über zeugen will, muß er die blonden Löct chen bei Seite schieben darum wird er ei nie sehen. Er hätte sich ja feinen Antheil ai-. dem Kinde sichern tönnen - der Nechtsantvalt fragte ihn noch ausdriirt tich. ob er nicht wünschte, daß es att iiibrlich eine bestimmte Zeit bei ian zi-, bringen sollte, aber-r verneinte be itimint. Was nützt ihm solch ein Zu iamnieniein, bei dem seine Tochter inn entfremdet, scheu und feindlich aeaen iibe"riteht? Zumal fest, da sie eine-: Ziiefvater bekommen. im Hinblick auf dessen Vortrefflichteit man ec« allein schon sicher nicht versäumt hat, ihr-s den eigenen Vater in den tchiviirzeiteii - eben zu schildern! Bei einem seine tannten hatte er einmal to etwas erlebt. und das mar io traurig Nein nein. besser da mit einem scharfen Schnitt ein Ende machen. Er war ni fur die Tomyris-risse unn iftkz asictx heute nicht. Und doch - Ja, wenn die Frau anders war-! Aber sie· sie kennt ja keine Rücksicht Sie tennt überhaupt nichts, als ihren eigenen eigensinnigem unvernünftian Willen Sie ist der vertörperte Einen sinn! Wie ein unaezogenei Kind! Ein Kind war sie ja allerdings noch, als er sie heirathete, aber « ei gibt doch ausf- i gut erzoaene Kinder. Der- Gott, spar dat er Mt durch die Frau gelitten-! - Und er ivar immer so gut, so rück sichs-voll und nachsickssig sgeaen ste. tm sth immer? Ja, ja, ia — ins-mer« Hater kann es aar nicht Matteå M geben. Immer. immer. ins-its Unserem bemälzt ee sich nrit einer wilden zorniaen Wuth, sich alle di vielen Gelegenheiten its-Z Gedächtnisz zn rusen, bei denen sie ihn bis aufs Blut gequält hat ioegen nichts, buch stäblich wegen nichts, und bei denen er iniiner so giit niid nachsichtig und so riictsichtsooll gegen sie war. Als das-. aber Alles noch nicht genügt, um ihn mit dein Haß zu sättigen, der allein ihti iiber diese Stunde hintrsgbrinigen laiin, da will er an das Letzte denken, das sie trennte, aber er oerniaa es nicht zu finden, sein Hirn ist wie ausge braniit. Die Scenen, die an sei-nei Seele vorüberziehen, sind einander so gleich ssioas loinnit’s daraus an, oh das eine Mal er, das andere Mal sie etwas übel nahm? Der einzige Unter schied ist der, das-, man sich zuerst un absichtlich und später geflissentlich ver letzte. Und sie war immer so empfind lich —— so ganz ungerechtfertigt em vsindliet. Wer legt denn aus die Wagschale, was inan hinredet, weni iiian gereizt ist! Man weiß ja selb7t ganz ani, daß das Alles sinnlosecs Zeug ist. Und dazwischen iiiiisz er immer wie der an die lleiiie rothe Narbe aus der Schläfe seines Kindes denken und ob es die wohl noch haben mag. Da ziiiii ersten Mal iisiilirend de-r Fahrt wendet die Frau deiiKops uin lanasani, widerwillig, alLs ob eine un sichtlnire Macht in ihr umdrehte. Jbr Gestein ist erschreckend bleich und sörin lich wie versteinert. Einen kurzen Mo iuent hattet ihr veralaster Blick aiis dein Manti, dessen brennende Augen noch isniiier das Kind iiiiisanaen, dann »in-ji esJ iini ihren Mund, nnd plötzlich bieai sie sich mit einer hastigen unaeschiclteu Bewegung zu der Kleinen und sliisterf ihr etwa-.- zu. Die sieht zu ihm hinüber, ein wenig verwundert. ein wenig verlegen, draiis umspannen die Finger die Rosen, isie sie iu einein Strauß ziisammenaesaszr hat« und iiiit dem anderen Händcheii sich an der Polsterhanl aeaeniiber hat tend, toinnit sie aus ihn zu. »Lotti schenkt Ihnen ihre Rosen!« .i«)eltia hatte er das Kind an sich ne rissen und nun küßte er es ans Wan gen, Stirn und Mund und preßt eis an sich mit solchem Ungestüm, daß die Kleine sich freizumachen strebt und die Lippen weinerlich verziehn »Nicht siirchten. Lotti nicht fürs-; ten,« sagte die Frau mit beleater Stimme. »Der Herr hat wobl aucli sJ ein kleines Mädchen gehabt und es verloren -- bleib’ bei ihm, mein Herr chen, so lana’ er eei tviirischt.« lsr nriate ernst dankend das Haus-: aeaen sie, aber kann ilire Ziiar kann unterscheiden, est« liegt ilim wie ein Schleier iiber den Augen. Der lielle Schein einer Laterne siiklt in’e Eouvee - ein areller Psåss - lanasainer nnd langsamer fliegen ch siiiattenliasten Baurnaestalten am Akt-i voriiei nur wenige Minuten non-, dann heilt der Zusi. Dann muß ei aus-steigen -natiirlich! lks wäre ja unritterlich, wenn er sie noch länaer der Pein seiner Gegenwart aussetzen wollte. Und abermals drückte er dacs liind an sich und löst ilnn die Finger chen von den Rosen nnd kiifrt jede-s Fingerchen einzeln. Nach dem kleines rotben Mal zu selten aber liat er dostr vergessen. e Da tauchen schon die Lichter der Station aus dem Dunkel aus —« der Zna lsiil. ietzt muß er gleich ans steigen. « »Kötzschrnbroda!« rnsi der Schaff ner. »Fiins Minuten Ausenthalt2« Dabei reiszt er die Thiir aus, und ein eisiger Lustzua dringt herein. so dasi der mitreisende Herr, der ebenso wie seine Frau discret die Augen geschlos sen, unwilltiirlich emporsährt und die Lider öffnet. Sein Blick veaegnet dem seiner Frau, der mit nicht miß-in verstehendem Ausdruck aus ihn aeriax tet ist. Er nickt sast unmerklich unt legt seiner Frau die Hand aus den Arm. »Komm " sliistert er ihr iu. Sie ver-steht sosort nnd erbebt sich, woraus Beide leise ohne Gruß das Couoee verlassen uno hinter sicb schließen. i« ,»Jeyt tvird sie ausstehen,« denkt der Zisriickbleibendh »und dann dann muii ich aehen.« — Ader sie rührt sich nicht. Wieder ertönt die Absalon-away und der Zna setzt sich in Bewegung. Sie ist da gebliebn -- wahrhaftig s- und er - ist mit ihr allein! Verstoltlen lunt er nack- ihrem ttle sicht. Wenn der Schleier nur nicht vas seinen Augen läge, damiter den Aue druck in ihren Zügen besser zu unter scheiden oermiichtet Aber gleichviel was kommt daraus an. wie sie es aui sasrt er kann so stumm nicht von ilir geben. Und nun kiikt er das Kind noch ein mal, sest eo dann aus die Wagen-tot ster und gebt, sich stets emporreckend zu ihr hinüber .Jss möchte Dir danke-if sagte er, sich zu ihr beugend, ganz leise. Sie bewegt abwehren-d den Kon und wendet ihn dann wieder dem Fenster zu. Ein paar Mal . setzt sie zum Sprechen an und bringt endlich doch nichts weiter hervor, als »was ist do zu danken!« »Doch! Es war sehr freundlich von Dir. Jch hätte das nicht erwartet.« »Jet. -—tvir ---—«, sie wiirgt immer noch an den Worten — »wir haben ja keinen Grund, uns zu hassen —--— wir wir konnten »Mir nicht zusammen leben. Nicht wahr, das wolltest Du doch wohl sagen? Jch machte Dir das Leben zus Hölle ——« »Wie ich Dir --—«— »Lassen wir doch die Vergangenheit, Gertrud», unterbricht er sie. »Dos fentlsch hast Du jetzt besser gewählt.« Jhr Kopf fährt blitzschnell herum, nnd ihre Augen funteln ihn feindlich an. »Du weißt --« »Es war dasErfte, was man mir erzählte, als ich ansAfrita kann Dass heißt, Du weißt wohl nicht das; ich dis qcrnze Zeit über dort warf-« Sie ant wortet nicht« sondern fährt fort, ihn anzusinnen »Ich war so einsam, so fiirchterlich einsam,« klagt sie. »Auch meine Mutter war inzwischen gestor ben und ich bin doch noch so innig so sung das Leben liegt noch vo mir. Was soll ich denn nur machen? Was soll ich denn nur machen Z« schreit sie fast heraus. Ihr Ton erschüttert ihn so tief, daf, er sich erst eine Weile sammeln man ehe er erwidert. »Ich mache Dir ja keinen Vorwurf,« spricht er sanft. »Wie tiime ich daznf Jch wollte Dich nur fragen, wie Du lebst, wie es Dir geht -- - sonst nicht-, wirklich nichts, Ger trud. Bist Du glücklich? will er fragen, aber er bringt es nicht iiber dis, Lippen. Statt dessen sagt er, »ich möchte so gern wissen, wo meine Ge danlenlsnch suchen löitnen — Dich und das Kind. Wo lebst Du jetzt, Ger into-» »Noch immer on demselben Ort in demselben Haus«-— init der alten Anne.« »Mit der alten tltnnexsp wiederholt er mechanisch. Sie nickt. »Ja, aber der Cäsar der ist todt. Er starb schon bald, nachdem »Der gute alte Cäsar!« Er siihlt wie ihm die Augen naß werden, und wie entschuldigend siigt er hinzu: Wir matten uns immer ans-U wie dac- Kind die Lotti s- ntit ihm spielen würd-, wenn « »Woz« sagst Tu du«-Z« stillt sie hes mit mir? Wozu bist Du nicht ansge stiegen ans der ooriaen Etationf Wo zu « »Da tommeu wieder die Lichter. !Uiettt:a,« ruft vom entgegengesetzt-Its Fenster die helle blingende Stimme deij Kindes. »Ich steige gleich ausz. Noch einmal, habe Dank, Gertrud!« Er beugt sitt iiber ihre Hand und siihrt sie an seine Lippen. seinen Arm. »Bleib’ doch!« Eben sagtest Du, warum ich nictst vorher schon ausgestiegen wäre ----" »Was hörst Du nur d’raui, wag ich sage-? Was ich so hinrede hat ia aas teine Bedeutung! Aber so warst Du immer! Immer ---von jeher! Ansah ren hättest Du mich sollen -- halt’ de» Mund, dummes Ding, dummer-, un getogenes Kind! Aber statt dessen ihre Stimme bricht, und die Thränen stiirzen ihr aus den Angen. »Das Alles könnte ich Dir turiicl aeben, Gertrud.« »Aber ich habe ja schon gesagt, das-, ich schuld bin, was lann ich denn nocls mehr thun? Und Du bist doch älter als ict zehn Jahre älter! Um so viel tliiger hättest Du sein müssen, Du " »Um Gottes-willen, Kind,'« unter bricht er sie heiser, »was soll das Alles? Gertrud - beruhige Dich doch Ich weiss ja nicht, ob Du erwartet wirst, aber - -« erwartet werde es ist mir Alle gleichgiltig. Lotti,« schreit sie den; Kind; zu, das mit großen erschrockeners Anan die Szene verfolgt, »Lotti, die hier ist Dein Vater dies, dies, hörst Dri, Lotti? Dies ist Dritt Vater. den Du allein lieb hohen sollst -- hörst Pilz-« »Mein Gott« mein Gott!« murmels. er. »Das ist entsetzlich! Gertrttd — tomm doch zu Dir-— willst Dir Dis denn abermals DeinLeben oerderhn?« »Mein Leben ist verdorben! Jch war wahnsinnig damals — wahnsinnig spricht er schwer. Einen Augenblick starren sie sich an, wie zwei zum Tode Verurtheilte, dann sagte er: »Aber was kann ich denn thttn. Guttat-? Du hist jetzt eines andern Mannes Frau — «Jch bin ei noch nicht und werde es nie werden ——seht nicht mehr —-« «---·--.-—.--—.-----. Als er sich ansrichten will, pactt sit : »Es ist mir ganz gleichgiltig, ob ich E l l tig ein. »Wotn sprichst Du überhaupt ’ ( Der Zug hat inzwischen gehalten, und der alte Herr, der zuvor mit seiner Frau bei den Dreien im Coupee geses sen hat, streicht daran vor-über. Er wirft einen raschen Blick hinein, und da fiehret, wie der Mann und die Frat sidx umfaßt halten, wie Zwei die frei anf dieser Welt nicht mehr lassen wol len. »Mir fünfzehn leiinuteni« spricht o-· siir sich· »Noch nicht einmal ein Tro psen im Meer der Einigkeit nnd doch -- nm wie viel weniger bedarf ei-, wenn die Schicksale-Iwane sich neigen toill!« - —-.-«-— Der Einbrnch in den Cigarrew laden. Humans-le von Mar Hirschseld Erfist eine schmerzliche Thatsache, mit der wir beginnen müssen, daß der Strnmvswirtermeister Muschel nach dem Ableben seiner Gattin sich viel in den Wirthshäusern hernmtrieb, seine Freunde behaupteten, um seinen Schmerz zu betäuben, die bösen Zun gen meinten, um sich siir die Entbeh rnnqen während seiner lihe zu ent schädigen. tfg ist feststehende Thatsache. das-, Meister Muschel eines Tage-J mit ei nem fürchterlichen Vrnmmschadel aus dem Sosa seine-:- Wohniimniercs er wachte. »Na, endlich!" saate Riese, seine Wirthschafterin, welche schon zum wer toeifi wievielten Male den Kopf lzur Thiire hineinstectte, »Herr Muschel, soll ich Ihnen jetzt den stafsee drin arti.«« linverstiindlichesz Brncnmen vorn Svfa her. »Gut, dann bring« ich ihn also!« Nach einigen Minuten erschien Rie te mit dem Kaiser - Tablet, das sie ans den Tisch setzte. Bei diesek Gele aenheit war sie immer gewohnt, iiber die Neuigkeiten des Otiidtchencs in be rirhten, die sie von den Nachbarn oder beim Einholen vom stemmig gehört Milch . »Wissen Sie schon von Bitllericiis, Herr Ltitttchel.« »Was denn?« »Was-? Sie wissen nichts Bei Zi aarrenlyiindlerixi Bullerich ist diese Nacht einaebrochen.« »Wer ist eingebrochen?« »Ja, das weis; noch keiner nich, aber die Poliiei ist höllisch hinterher, Zchutzmann ztnuse läuft schon den sanken Morgen wie verriictt rum « der ,,Anzeiger" nat ja auch ein Extra blatt ans-gegeben - warten Sie mal Niete fuhr in die tiefe Tasche ihres Wortes holte Zunächst den aanzen In halt eines Niiblorbeg nnd dann ein zerlnittertez Blatt lierbor Diese-J weit von sich abholte-nd entiifferte sie miibsiun folgende-zu ,,Ertrablatt dei- ».8talbersta«dter Lin ieiger«. Jn der veraanaenen Nacht ist iu dein Zigarrengeschäst des Herrn Vul lerich am Markt eingebrochen worden. Dein Diebe siel der Kassenbestand im Betrage von 5 Mi. und m Pfennigen in die Hände. Auch hat er ein Dutzend aesiillte Zigarrenlisten mitgenommen Nachtwächter Schlumper bat von dem Einbrnch zwar nichts bemertt, will aber einen Mann, den er am Mars gen mit Zigarrentisten bepaett durch die Entendsulslgasse schleichen sali, mit Sicherheit als den Dieb bezeichnen. tfr signalisirt denselben folgenderma fzenz Wuchs: klein und etwas dict; Haar-: borstig: Vlnxugt grau; Hut »Jemine, Herr Muschel!« treischte Miete pldnlich auf. »Was ist denn los "' »Die Beschreibung stinnnt genau Alls Sie-« »Du-neues Franenzimmerk Machen vSie mal die Tbiir von draußen zuk« »Herr Muschel, ich wollte Ihnen ia nicht beleidigen, - ich weiß ja, daß Sie ein reputierlicher Mann sind nnd s« Eine nicht ntiskzuveritehende Arm bewegung des Herrn Muschel bewog Miete, das Feld zu räumen. Sobald sie die Tbiire hinter sich geschlossen hatte, schob der Meister seine turzen Beine vom Sosa herunter, um es sich bequem zu machen nnd in sitzender Stellung den Rassee zu trinken. Da bumnisl er hatte etwas schwei res vom Sofa heruntergeworfen, das neben ih: n gelegen haben mußte Er hob dieTischdecke ans nnd blickte Hin-s unter,da lag eitleZigarrentisth die, wie er sich sofort überzeugte, gefüllt war. errn Muschel trat der talte S weiß auf die Stirn. Man wird das begreifen. wenn man hört, daß unfer Held Richtraucher war. Vergebens versuchte er die sich ihm aufdröngenden Gedanken zurückzuhal ten. es war ja alles nur zu klar: in der völlig sinnlosen Betruntenheit des gestrigen Abends war er » entweder allein oder in Gesellschaft eines richti gen Spisbubem der ihn verleitet hatte ——— in den Bullerich’schen Laden einge brochen; die Beobachtung des Nacht wächter-s war richtig gewesen —- wel ches Glück, dasz er ihn nicht erkannt hattet —s— er mußte ja aus dem Wege vom Wirtjhshause nachstxeiner Woh nung die Entenpsuhlga· e Passiren, — die übrigen Zigarrenkisten hatte er wahrscheinlich unterwegs vedloren. Wieder steckte Riete denKops herein. »Herr Muschel, der Schutzmann zinuse ist da, er will s-- —--—« »Lassen sie ihn schnell hereinkom nien!« rief Muschel, wobei er sich be mühte, das Zittern seiner Stimme zu verbergen. Schutzmann Finuse iani aus einem ziemlich harmlosen Grunde. Er sollte Herrn Muschel daran mahnen, eine schadhafte Stelle des Bürgersteigs vor seinem Hause ausbessern zu lassen. »Herr Muschel,« begann der Schutz mann, »eg thut mir leid, aber der-Herr Bürgermeister hat mir ausdrücklich ausgetragen, ich soll etwas tchars vor-« gehen -- ---—« »Ich weiß, ich weis- alles, lieber Herr stnuse,« fiel Muschel mit beinahe weinerlicher Stimme ein« »aber ich vertichere Ihnen, ich hatte gar keine Ahnung « . »Meine Ahnung. Aber Herr Mu »schel, das können Sie doch ivirtlich » nicht sagen. Es muß Ihnen doch selbst »unangenehni sein, wenn Sie Nachts nack- Hause kommen »Ach ja, Herr Knuse, -- hätte ich doch auf meine selige Frau gehort, dann wiire mir so ein Unglück nie das-: firt « »Wie? Sie haben sich in dem Loch also beschädith Nun, sehen Sie, jetzt trerden Sie doch durch Schaden tlug werden, Herr Muschel. Die Strafe taiin Ihnen nicht geschenkt werden« »Ach ich bitte, baden Sie doch Mit leid.« »Na, so arg ist es nicht,« beschwich «tiate ihn der Strohmann in die i Brusttasche greifend. »Ich tauche ja gar—iticht,« rief Mu l i i ! l i E l i schel, um den wichtigsten wettoerungg grund anzuführen »Ich will Jhnen ja auch teine Zi. garre anbieten, Herr Muschel, ich will Ahnen nur ein Strafmandat iiber drei Mart überreichen, damit Sie end lich das Pflaster vor Ihrem Haufe ausbessern lassen.« »Wie- Dag war es- nur?« ries der Meister aufathrnend »hier haben Sie drei Mart und hier noch eine Mart Trinkgeld, lieber Knirse.« »Das ist mir auch noch nicht pas firt,« schmunzelte der Schutz-nann, das Geld einsteckend, »zu einem-Straf besehl noch ein Trinkgeld. Besten Dant, Herr Muschel.« »Noch ein Wort, lieber stnusek Wie steht es denn mit dem EinbrecherZ Ha oen Sie ihn schonk« »Ich habe jetzt iiherhaupt nichts mehr damit »in thun. Ter Bürger meister telegraphirte heute friih nach F. an den Poli·ieipriisidenteii, und der schickte sofort einen »Geheimen« her über der die Sache in die Hand ge nommeu hat.« , So einen ,,(-S)eheicnen« non der Vo lizei möchte ich doch auch einmal sehen. ttommt er hier vorüber?« »Das weiß ich nicht, Herr Muschel, und wenn er voriibertame. würden Sie ihn doch nicht ertennen, er ist in Oivil und macht sich nur durch die Marte tenntlich, die er gegebenensalls vor,zeigt.« Schutzmann Fenuse war gegangen. und Muschel hatte sich ganz vergnügt erhoben, um Toilette zu machen, als sein Blick wieder aus die qigarrentiste fiel. die noch immer am oden lag. Die alte Angst beschlich ihn wieder. Er starrte die Kiste mit solcher Furcht an, als könne der Deckel plotzlich aus-« springen, wie die Büchse der Pandora, um allerhand Unheil iiber ihn kom men zu lassen Wieder tlopste es an der Thüre. Ein Herr, den irgendwo gesehen zu haben er sich duntel zu erinnern glaubte, trat ein, und o Schreck! unter jedem Arm hielt er eine Zi garrentiste. »Gute» Morgen, Herr Muschel!« sagte der Fremde freundlich. ,,(Stuten Morgen, Herr »Na, wie geht es denn? Sie haben mich wohl schon erwartet. Hier sind die Zigarren Ich brauche Jhnen die Mai-le wohl nicht zu zeigen, aber wag ist Ihnen Sie werden ja ganz « , bleich?« ,O nichts-, nicht-II hendes Unwohlsein »Läßt sich denten striaen Nacht Meister Muschel fiel stöhnend aui das Sofer. Das war unbedingt der »Geheime'«. Er hatte die Zigarren ge sunden. die er, Muschel. aus der-Flucht durch die Entenpsuhlgasfe verloren hatte, er sprach ganz deutlich von sei ner Marte, und er spielte in grausa mer Weise aus den Einbeuch an. »Herr —- --I, Herr -—- » ,ich ver sichere Ihnen, geehrter Herr ich weiß von gar nichts — «Dachte ich mir doch!« fiel der an Gin vorüberae nach der ge dere mürrisch ein. »So! sauie Aus keden kenne ich schon. A k wenn Sie dabei bleiben, bringe ich Sie sofort « vot’s Gericht —« ,,Gnade! Gut-du« flehte Muschei mit emporgehobenen Händen. , »Jemersch! Haben Sie sich doch nicht so! Jch will Ihnen ja nicSt den Kon abreißen Mit lumpigen drei ßig Mart ist die Sache geinacht.« »Ach wie gerne, Herr Gehei mer « »Greiner, bitte!« »Ja, ich sagte doch, Geheimen Herr Geheimn! Dreißia Mark gebe ich Almen mit Freuden, wenn sie mir ver sprechen, mich dann ganz in Ruhe zu lassen.« »Hu mit dem Geld ---- So, danke schön! Und hier sind die Ziaarreni Ein seineres Kraut haben Sie noch nie qerauchi « »Aber -s- —ich bin ja -—— Nichttanchek — und —— »Ja, weshalb haben Sie denn ge stern drei Kisten Zigarren bei mir be tellt und wollten eine Kiste durchaus gleich mitnehinen?« »Was-?- Jch? Wo denn?« ,,Gestern Nacht im Wirthshaus zum goldenen Schas·« »Ist-, wer sind Sie denn?« ,,Stellen Sie sich nicht so, Herr FIUIIIFADH Kann-n Git- donn den OF saarrenreisenden Greiner nicht mehr? Ich habe Sie ja noch mit dem Nacht wächter zusammen nach Hause ge bracht -—« ,» »Ja, jetzt erinnere ich mich, —. ich · hatte schon zehn Seidel getrunteii, als Sie kamen —« »Freut mich, dasz Sie jetzt darauf kommen! Augenblicklich habe ich keine Zeit mehr, ich muß auf die Bahn, — aver nach vier Wochen erlauben Sie mir vielleicht, Ihnen noch drei Kisten zu senden?« »Herr, ich habe Jhnen ja gesagt —« Sltiete stürzte Plötzlich ins Zimmer. »Herr Muschel, sie haben den Ein brecher! Schutzmannl Knuse bringt ihn antraiisportirt, sie kommen hier vorbei.« Und nun stürzten alle auf die Gasse hinaus-, um das seltene Schauspiel zu aenießen, durch dessen Anblick Muschel siir alle heute auggestandenen Qualen entschädigt wurde-. —- -—------.- Is--— Geschiilisimde von de Mut-ten Ilotte. - Von Messina kommt eine Nachricht, die besonders in Marinclreisen großes Interesse erwecken wird. Der dortige niederländische Konsul berichtet, daß er kürzlich Gelegenheit hatte, 25 Ge schiitze zu besichtigen, die in der Straße von Faro nahe bei Messina gehoben wurden. Sie stammen von der spa nischholliindischen Flotte, die unter dein Befehle de tltunterg stand und am BED. April lti7ti in der Bai von Ca tania gegen den französischen Admi ral Duauesne schwere Verluste erlitt. De Ruyter wurde dort durch eine Sta nonentugel schwer am Fuß verwundet und starb noch an demselben Tage. Die meisten Stücte sind stark beschä digt. Die Sttohrlänge schwantt zwis schen 1.4t) M. und 1.70 M. daH sta s liber von R bisz 14 Cin. Auffallend - aut haben sich neun holländische Ge ssiiiiitze gehalten, tvaS aus das schon z damals in Holland verwendete Bron,;eiiiiitei·ial zurückzuführen ist. Einige tragen die Jnichristz ,,«.tldini raliteiiszs kttesidentie Amstelrednrn«, «andere ,,«.)ldniiraliteit5 - lttesidentie , tttotterdani«. Ferner befinden sich aus den lttohren Medaillon5. worin der I niederländische Löwe auf zwei Antern l ruht: Ajteergöttinnen und kltanten ums geben das Ganze. Man erwartet m Holland, das; diese werthvollen Stiicke Vom Lande angetaust werden. —-—.·-.-., . Das kleinste Wirt-klebten Das kleinste, bisher beisaan gewor rcne Wiriseltbler ist ein Fisibchen («lJileichtt;y-:s), don dem wir erst seit dem Aufenthalt ainerilanischcr Trup pcu aus den Philippinen Nähere-z wis sen. Es findet sich in großen Massen it. einem auf Luzon gelesgenenSee und ek.eicht seine Länge don höchstens Fins zsszrbuite Die Thierchen sind, wie so viele in Den oberen Schichten der Ge nsässer lebenden Wesen-, ging-artig ;«ui·chsich:ia und saft ganz ohne Zeich nung. Sie werdens zu Tausenden von c.n Eiitaeborenen ins große-n Tiichern cis-J dient Wasser gesiebt und- bilden ge trocknet ein sItJr geschätzteg Nahrungs i.-it:el, dessen Genus-, auch die ameri l..uischen Soldaten nicht Verachten sol ur» lieber dke Lebensweise diese-J Fischen-eng ist noch nichts Näher-ex de kannt; ec« ist aber wahrscheinlich daß ei- fich nicht durch Eier sortpsl.inzt, fsnscern lebendige Junge zur Welt bringt. Auch einige andere neuerdinas betanust aeioordene Fische aus Bin« uenaeioiisseru zeigen diese aussalleude und abweichend-e Erscheinung, so der von Pallas entdeckte und später von Zagenf näher untersuchte Cornepborus eng rein Bailalsee. —-—- «—-·-.-—— «—— Mal-. lälerichriioollzielter lzur Danie, die ihm aus iriederhclte Fragen keine Antioer qiebt, unaeduldsia): »Na, tbun Sie doch den Mund aus« das Gebiß piände ich Ihnen doch nicht!" Der til-laue Schneider-. Kunde: »Ich möchte gern einen An zog haben, aber ich muß Ihnen gleich im Voraus sagen, ich kann Sie erst in vier Wochen bezahlen. Wann kann der Anzug wohl fertig sein?« Schneiden »Ja —- viee Wochen.«