Yeöraska Staats-Z(1tzeiger Und Yerollr J. P. Wiudolph, Herausgeber. Grund Island. Nebr» 24. April 1903 (Zweiter Thril.) Jahrgang 23 Ro. :-34. l W ver Spuk-sanken j Das machi, es hat der Sonnenstmll So widen gelas- erm Mot- en; , Da waren mit mit einem al Entfan teile Sorgen. Und als ich dann im Sternenfchein Wette dem Frühlingsminncm W eite. leise»fetn Zauber ein, c webt nun im setzen tief innen. seh kenne mich nimmekzh erll ichaifrt zu ne , Und»doch ich insects ihn nicht missen. O index- Friihlinqi Du kecker Gesell, Du haft mich auf dem Getvisscnl —- — Uprilwetter· Novelle von B. H e r w i. Die junge Frau ging gedankenvoll über den Platz, an dessen Bäumen sich die ersten Frühlingshlättchen hervor wagten. Sie sah und hörte nichts von allem · . . nur den eigenen, keineswegs frohen Empfindungen hingegeben, schritt sie den Weg entlang mit starr blickenden Augen, mit blossen, müde-i Zügen. » Nicht wie eine Schuldige fah sie aus-, ? nein, wie eine, die ermattet ist vons langem Kampfe, die mit den äußerer J Dingen der Welt nichts zu thun hit, ; weil sie zu sehr den Stimmen lauscht. l die in ihr tönen. Zum Rechtsanwalt ging sie, den si« seit frohen, hochzeitlichen Tagen nicfst gesehen. Jhm wollte sie vertrnuenizidoll sugexx was ihr Herz hedriictte, welche Ztiirmc in ihr tobten, ihn wollte sie bitten zur Lösung deg- driickenden Bunde-. beizutragen, der vor kurzen Jahren unter io freudigen Aussichten geschlos sen innen-v mar risien mußte sie warten. Es waren viele Leute da. Stiaiae, dumpfe Lust durchzog den Raum, ähnlich jener Atmosphäre, die die Wasteriiume ihres Mannes daheiisi erfüllte. Zur Sorechstunde des Gatten versammelten sich täglich zweimal di: Patienten. Schnell hatte sich der Ruf des aei schickten Chirurgen verbreitet. Tag und Nacht mußte er aus ten Beinen fein, manches gesellschaftliche Opfer mußte gebracht werden, von Frau Lillns Seite mit »roßem Widerstreben «Berus und Häusiichtett mußt Dr trennen, lieber Robert « pflegtester sagen —- »ich bin da, Dir Stunden der Erholung zu bereiten. . die Theat-r billetg sur Premiere diirsen nicht lieaen bleiben« — oder —- ,,bei Coniuls dür sen wir nicht wieder absagen, schon zweimni haben wird aethan... und-i morgen — da kommen die Eltern Au uns. . ich sage es Dir schon beut e. damit Du Dich danach richten tanns: Rohbh.. Un» nachsichtig und schwach war » ( in der ersten Zeit der Ehe doch gewe sen« bis er einmal, an jenem ihm un vergeßlichen Tage an der Seite d» dergniizungösiichtigen Frau die Stunde versäumt hatte, die ihn zu einem armen Kranken gerufen, bis i JmVorZrnimer des beliebten Ju l i der furchtbare Schmerz über die Ver säumnis; eine Härte gegen sein junges Weil-, deren Thriinen ihn wankend ne macht, in ihm hervorgebracht, bis e: sich arn Todtenbett des von ihm Ver nachlässigten ein feierliches Geliibde Cogclcg1, follclll lllllllck suclll sclllk" ! heingstm Pflicht zu nom, ] Die Pflicht über alles-! s Sie verstand es nicht, dieses hohe-! Wort. Sie wollte nur Sonne, Freud-, s Licht nnd Vergnügen. l Jtnmer fremder waren sie sich ge worden. Jmmer seltener, unerquick licher waren die sogenannten Erho lungssiunden Jn den lesten Tagen war Robert auch zur Tischzeit nicht nach Haufe exe tommenz sie möge nicht auf ihn war ten, er lönne nicht über seine Zeit ver fügen — so lautete die kurze Erklä: rang. Sie toar auch damit einverstanden Sie beobachtete es nicht einmal, daß er überarbeitet, ja elend aussah, ihr war nur attfgefallen, daß er gegen Abend zur letzten Sprechstunde oft mit eine Dame :;eimlehrte, einer jungen, schlan ten Erscheinung, —- daß sie stunden lang in seinem Zimmer blieb, ost non liinger als die lehten Patienten. Da legte sie sich aufs Spioniren. Zu stolz, um mit den Dienstboten da rüber zu sprechen, stellte sie sich selblt ihre Beobachtungen zusammen und tam nur zu bald zu dem traurigen Resultat, daß sie eine betrogene Frau wäre. Am vergangenen Abend hatte sil, der lebte Ring der Kette geschlossen — ihr Gatte war zwar allein aus der Praxis gekommen, aber spät, ganz spä« hatte die Dame noch Einlaß bei ihn« gesunden... Eine Flasche Wein hatte er sich beordert, deutlich tlang der Ton der anstoßenden Gläser an ihr Ohr. Erst rach zwei Uhr wurde dieFremde von ihm selbst hinunter geleitet. Jn schlafloser Nacht war die erregte Frau zu dem Entschluß getommen, das Feld zu räumen. Fort von ihm der sie nicht mehr liebte. nicht mehr achtete, der ihr unter den eigenen Au gen eine Rachfolgerin gegeben. Das alles ging ihr durch den Sinn, als sie tom Fenster des Wartezimmers auf die Straße starrte. . . Immer düsterer balite sich das Ge th am himmel zusammen, strömend fesselte der Regen hernieder — alles itberflutherrd mit seinem plötzlichen Schauer.... »Das richtige Aprilwetter!" Der lehte Client, der hineingegangen war, schien eine lange Unterredung zu haben. »Sie sind auch schon ungeduldia,« sagte jetzt eine nette, einfach gekleidete Frau und trat zu der Sinnenden — ,,sek)n Lie, ich warte schon länger, aber das is meine Schuld, ich ließ unsern juten Doktor voran, so'n Arzt hat’5 eilig, sind ich war froh, ihm auch mal een Jesallen thun zukönnern . .« »Wie heißt der Doktor, von dem Sie da reden?« fragte die junge Frau ängstlich. Ä ,,Brunslow, drüben an der Ecke wohnt er, na, für den jeher wir ins Feuer, so’n Mann jiebt’·s nich noch mal; ivenn mein Alter wieder durch tommt, haben wins- nur ihm zu dan len... Na und das Fräulein Doktor dazu . . ., die kann pflegen, und die kann trösten, und sone weiche Hände, die vertritt ihn ja ooch, wenn er die jroße Reise macht...« »Eure große Reise macht der · .. der Doktor Brunzlow, wann denn, wohin denn?« Es war der jungen Frau, als würde ihr die lKehle zugeschnürt. So fern, so entrückt war sie ihrem Gatten gewor den, daf; sie von einer so einschneiden den Veränderung seines Lebens nichts gewußt hatte· So verblendet war sie gewesen, daß sie sür Liebelei, für Un treue gehalten, was er aus Beruf pflicht gethan. Die Antwort der Frau unterblieb denn die Thür zum Sprechzimmer öffnete sich. Ein Herr kam hastig her aus und eilte, ohne sich umzusehem dem Ausgang zu...· Jm Augenblick hatte Liler ihren Mann erkannt... was wollte er hier-« tonnte es die selbe Absicht sein, die sie hergeführt? Sie mußte Gewißheit haben . schnell . . . auf der Stelle. ,,Las!rn Sie mich hinein, Trauchen,« bat sie hastig. .. »Da, die kleine Ent schädigung, bitte-» taufen Sie Ih rem Kranken guten Wein, ich... ich werde bald zu Jhnen kommen. . . Jhre Adresse ersahre ich schon. . .« Gi- »so-It »Herr-ink« rief des AnivaltsStimnie. Schreibend saß er an seinem Tisch. »Herr Rechtsanwalt, nur einen Augenblick!« »O, gnädige Frau, bitte um Ent( schuldigung, ich muß mir nur schnell einige Notizen machen . . .« »Hab: ich noch die Ehre? . . «Aber..· natürlich sind Sie mir noch aus früherer Zeit . .. haben Sie sich mit Jhrein Gatten verfehlt? So eben verließ er mich. Vor einer so großen Reise giebt’s Vieles zu beben ten, aber die Berufung ist doch höchst ehrenvoll, ich wunderemich eigentlich gnädigeFrau, dasz Sie ihn nicht be gleiten, es iiiufz doch sehr interessant sein . . »Ju, glauben Sie denn, daßes seirc Wunsch wäre,·.. er tiiininert sich ja -gar nicht mehr um mich . .. ich bin sei nein Leben so überflüssig geworden und . .. deshalb,... ja deshalb . .. tam ich heute zu Jhnen . .. im alten Vertrauen. Ach, ich vin so elend.« Die junge Frau brach in Schluchieri aus . .. Liebevoll nahm der Mann des Rechts die Hand der erregten Frau. »Nun hören Sie mir einmal zu,« sagte er, »ich will sogar etwas Besen-: deres thun, ich will aus der Schule schwahen Daß ihn eine Sorge be drückt, merlte ich wohl, aber sein heu tiges Kommen zu mir hatte doch nur den einen Zweck-das tann ich ohne Jndigtretion sagen... ja, hatte nur den einen Zweck, Ihre Zukunft sicher zustellen, falls ihm auf der großen Reise ein Unglück zustoßen sollte-— ich glaube, tleiiies Frauchen —- danach brauchen Sie teinen juristischen Rath mehr von mir . .. vielleicht aber eine-i däterlichen —— schnell, so schnell wie möglich —- hiriiiber gelaufen zu Jhreiii braven Mann... an seine Brust, in seine Arme, sund machen Sie’s wie der Himmel eben draußen gethan hat... weinen Sie sich aus, lassen Sie die Thränen fließen, damit sie hinweg schweiiimen, was Thorheit und Selbst sucht aufgehäuft hat, damit die Auge-. wieder so tlar leuchten, wie jetzt die Sonne da draußen. Und wenn e: dann durchaus doch reisen muß, dann —-ja dann helfen Sie ihm wenigstens beim Paaen.'« Sie drückte dem alten Freund die hand—sie eilte fort . . . die Treppe hinunter-, iiber den grünenden Platz - . . ist das dieselbe Welt, die sie vorher gesehen, dieselbe Lenzeslust, die sie ge athmet, ist das dieselbe Sonne? Sie athmet tief, sie wischt die Thrönenspuren von den Wangen . . sie fithlt neue Oeffnung im« herzem Der Himmel hat sich wieder verfinstert . . . in wenigen Minuten fallen wie der schwere, große Tropfen · . .nun prasselks hernieder . . . sie ist vor ihrer Thür, sie läutet — Er selbst öffnet. »Lillh . . . Du! Und bei dem Wet ter ohne Schirm» .Und wie siehst Du aus, was ist geschehen?.. »Verlaß mich nicht. Robert « bittet sie und umschlingt ihn» Jetzt weiß ich ja alles, alles, wie thöricht bin ich gewesen« .es soll anders werden, nur ; oerlaß mich nicht, sonst gehe ich 311 Grunde, habe doch Erbarmen mit mir, Du weißt ja nicht, was ich gelittenU Er hält die erschütterte Frau inj seinen Armen »Ich möchte Dir so gerne glauben meine Lillh,« sagt er ernst, »aber ich; fürchte Deinen Wankelmuth, die Ver änderlichleit Deines Wesens-. Sieh dort draußen:'Aprilwetter in der Na- » tur, Regen und Sturm wechselt mir» Sonne und blanem Himmel —— einx Menschenleben muß bei solchem Wer-h sel zu Grunde gehen.' »Ich verdiene das Mißirauen —--— aber es ist doch etwas ganz anderes um unser Leben, Robert. Diegewab tige, große Natur läßt sich nicht ges bieten, sie wandelt ihren Weg, den Ge setzen folgend, aber wir, wir Menscher, wir haben die Kraft des Wollens, um zum Ziele zu gelangen. und ich s— Robert — glaube mir, ich will, ich wsll mich überwinden.« Da schloß er sie in seine Arme, fest, innig, vertrauensooll.« « »Ich bleibe bei Dir, Lilln,« sagte er, wie im Gelübde —--- »ich will D·· helsen « - h— Eine geheimnisvolle That Mkiminalersiiililnng von F. Waise-Anmut Mehrere Jahre ist es her, da redi girte ich eine Morgenzeitunq in einer unserer hervorragendsten Provinz-— fiäo:e. Bei dem Blatte war ein Mann angestellt, der ein wirklicher Spezialksi wer, wenn es galt, über einen Mord «-u herum-ern- Ule gewokmlxchkll MI rorter überragte er dadurch in ganz erheblichem Maße, daß sr geraden seltene Entdecker - Fähigkeiten besaß. Er konnte alle bekannten Mordge fchichten an feinen Fingern hex»ziihlen; und es war ihm ein wahres Vergnü gen, wenn er mit sder Entdeckung eian Verbrechens zu thun hatte. das in un ferem Bezirk verübt worden war. Jhm glückte es immer, dem Mörder cus die Spur zu kommen, auch wenn die Polizei nichts herausbetommen hatte. Später ist mir der Gedanke gekom men, worin dass Geheimniß seine-I Entdeckgliicks gelegen bat. Mir schien, daß er sich selbst an die Sieie des Mörders versetzte und dann seine Schlüsse mehr aus den Motiven der Tha» als aus den Mitt hei lungen ch, die er von der Polizei erhielt »Es ist selten,« äußerte er einmal »ti: mir, »daß es sich bei einem Verbrechen um eine neue Methode der Ausfüh rung handelt· Die meisten Verbrechen gehen unter gleichen Umständen ans die gleiche Weise vor. Nur wenn ein Mörder ganz fhstematisch zu Werte ;.ebt, wird ein Mord wirklich geheim Itkßvoll.«« Einst fragte ich ihn, warum er sich nicht bei der Kriminalpvlizei eine Stellung gesucht habe. »Ja, ich bin nun mal zum »Im-» raliften geboren unsd erzogen, ant wartete er, »und Gewohnheit ist ja das halbe Leben.« Dieser Auffassung verdanke ich e-, daß ich hier seine Geschichte erzählen kann. Eines Morgens fand man mitten im eHrzen der Stadt einen Mann todt its einer Alleee liegen, die zu einer elektrischen Beleuchtungsanftalt hin auffuhr-te Die Abendbliitter hatten iiber »die That ein paar Zeilen gebracht, » imUebrigen aber sich mit der Satt-« noch nicht weiter beschäftigen könne-J So beschloß ich denn, die Sache Ins die Hände Jones’, unseres triminali-, stischen Mitarbeiters, zu legen. Ob- » wohl er sich zu seiner gewöhnlicher.; Zeit nicht auf der Redaltion zeigte,j so zweifelte ich doch nicht daran, dafzt er sich bereits mit lder Sache befaßtY hatte, deren geheimnißvoller Chara! « ter ihn ja im allerhöchsten Maße in- l teressiren mußte. Das Opfer wart als ein Hansdlungsreisender reing-T noszirt worden, der eben in der Stadt angekommen war, und soviel man wußte, weder Verwandte noch Freunde hier hatte. Um sich zu bereichern, hatte der Mörder das Verbrechen nicht begangen; denn das ganze Geld und; c »d-ie Werthsachen des Ermordeten ma ren unberührt. Räthfelhaft war es, daß ein solches Verbrechen in einer fo belebten Gegend hatte begangen wer den können, ohne daß man vom Mör der die geringste Spur zu entdecken oder seine Motive sich zu denken im Stande war. Aber da Schloierigkeiæn dieser Art auf Jsones nur anfpornend trsirken konnten, so zweifelte ich nicht iaran, daß er sein Bestes gethan haoen tr·iirde. " Um so größer warmeine Verwun derung, als er gegen sechs Uhr in o«·: Reduktion kam und von- der ganzen Sache nichts zu wissen schien. Er sah niiide und mitgenommen aus; da er til-er ertlsärte, durchaus nicht krank zkr lein, so gab ich ihm ein turzeg Referat iber den Mord. Alg ich fertig war, ging er, ohne ein Wort zu sagen, hinauzu Den gan sen Abend sah ich ihn nicht wieder. Als es aber gegen Mitternacht ging. begann ich mich doch zu verwundert-, daß ich gar nichts von ihr-r hörte. Ich dachte indefz, daß« etwas Wichtigesl passirt sei, was ihn zurückhieli. Als til-, jedoch eine weitere Stunde gewartet hatte und er noch nicht gekommen was-, schickte ich zum Polizeibnreau. Ich erhielt die Antwort, daß knan in r fng auf den Mord noch nichts Neues entdeckt habe unsd daß Jsones nicht da gewesen fei. So konnt-e ich denn nichts Anderes thun, als nach de: Abend;ei tisng selbst einen Bericht über die That anzufertigen Gerade wie ich ldamit beschäftigt war, kam Joneg. Sein Gang war schwankend und sein Gesicht geounsen. irr schien zu viel getrunken zu hab-er. Nr aber sonst ruhig, wie immer. Ich entschied mich dafür über diese Ueber t:e:ung der Disziplin hintvegzusehen. txt er fonst stets nüchtern war und al? rd nichts geschehen sei, fragte ich, ob er sein Referat iiber den Mord fertig »l,-abe· Er antwortete, »daß er keine steile geschrieben habe. »Nun, so gehen Sie jetz: sofort ««.-.-»»- « LUH :,·k. ..· -:..:- -...-c... »........, ».«.,.· ..., «...g««.«»«. I scharfem Tone. Jones versetzte zu meinem großen Erstaunen, daß er nicht mehr wisse, was in den Abendblättern gestanden habe. Auch die Polizei hatt-e nichts eues entdeckt, erllärte er. »Aber haben Sie denn je zuvor darauf gewartet, von lder Polizei Aus lärung zu erhalten?« fragte ich end lich. Sichtlich verzweifelt setzte er sich an sein Pult· Ich bemühte mich, freund lich gegen ihn zu sein-, und schmeichelt ihm ein bischen, um seinen Muth nicht niederzuschlagen, wenn es sich um eine Sache wie diese handelte. »Sehen Sie, hier ist eine Kleinigkeit siir den Ansang,« sagte ich nnd zeigte ihm, was ich geschrieben hatte. »Nun los, unsd vervollständigen Sie dies durch eine lange Beschreibung des Schauvlatzes unso 'o-er That« »Ich habe ihn nicht gesehen.« ant wortete er. Nichts desto weniger nahm er mein Manuskript und- wie von ei ner unertlärlichen Zaubermacht Pes t:ieben, machte er sich daran, es zu l-« sen. Dann griff er zu seiner Feder, uan nahm einige Berichtigungen darin vor. Eine Weile saß er nun ganz un beweglich in tiefeGedanten versunken. Endlich begann er zu schreiben und es schien, daß er meine Anwesenheit ganz vergessen hatte. Seite aus Seite füllte sich. Ich nahm sie, eine nach sder andern, Las sse durch und schickte hinunter in die Seherei. Bald verstand ich, daß er im Begriffe war, eine große Reporter Leistung auszuführen, die größte, dir er je vollendet hatte. Er schien von ten tiefsten Gedanken des Mörder-Z inspirirt zu sein, und jede Kleinigkeit trat so deutlich hervor, daß man die Motive des Verbrechens und die ert seiner Ausführung vollkommen ver stand. Zuerst beschrieb er den Schauplatz der That mit einer Genauigkeit, oie ganz unmöglich fiir jeden gewesen wäre, der ihn nicht bis in den letzten Winkel hinein auf’s genaueste stu’o?rt hatte. Die Wahl des Ortes fiir das Verbrechen erklärte er damit, sdasz das scharfe elettrische Licht, das aus den Fenstern strömte, es siir die Vorbei passirenden unmöglich machte, zu se hen, was im Schatten vorging. Da also der Mörder von einer undurch dringlichen Dunkelheit begünstigt war« hatte er mit Leichtigkeit den tödtlichen Stoß gegen das Opfer-, das in voller Beleuchtung stand« führen können. Ueberdies hatte das Stöhnen der Maschine jeden anderen Laut betäubt. Da alle Werthgegenstände sdes Er mordeten unberührt waren, so konnte das Motiv nur Rache feins. Kurz gesagt, eine meisterhasteke Analyse eines Mörders untd seiner Motive hatte ich nie zuvor gelesen. Dann aber ging er zu etwas über, daß ich Anfangs- als eine Ausgeburt seiner Phantasie ansah. Er sprach über das Unrecht, daß den Mörder zu seiner« sündigen That getrieben haben könnte. Zu Beginn schien das Ganze nichts als eine Reihe loser Hypothesen zu sein; aber sie wuchsen nach unI nach in dem Maße an Stärke und Gewißheit, daß ich verstand, es mußte ihnen etwas Positives zu Grunde lie gen. Mit Vermuthiungenl hatte er be gonnen, bald ging er dazu über, Thatsachen zu konstatiren. Er er zählte, wie der Todte als ein treuer uno zuverlässiger Freund angesehen und im Hause eines Anderen ger-: ausgenommen war; wie er mit List und mit Verführungsliinsten aller Art sich die Liebe Oder Hausfrau raubte, bis endlich Alles entdeckt und das einst so glückliche Heim zerstört wurde. Mit der Bitterkeit der Wahr heit erzählte er, wie der Elend-e spät-r das schwache, mißleitete Weib ver lassen und herzlog sie zu Grunde hatte gehen sehen; wie der Gedanke an Rache die Seele des beleidigt-en Gatten erfüllte; wie sdieser Monat auf Monat Die Spur des Verführers verfolgt hat t: — bis zu der Stelle, wo der Mord begangen worden mar; wie er jede Spur vermischt hatte, die zur Ent deckung des Verbrechens führen konn te, und ioise er selbst, seines Geheim rksses sicher, von Dem Orte der That Fa-. gesiuchler harre. Je länger ich diese merkwürdige Geschichte durchlas, desto mehr und mehr wurde ich überzeugt, daß sie die reine unverfälschte Wahrheit erzählte. Wenn Josnee selbst das Verbrechen begangen hatte, konnte er es nicht ge nauer schildern.... Plötzlich stieg ein Gedanke in mir. aus. Konnte er überhaupt ein Ber brechen derart beschreiben, ohne esJ selbst begangen zu haben? Wir waren allein im Zimmer. Tisngstvoll blickte ich auf Jones. Er schrieb schnell, seine Hand zitterte nicht. Sein Blick war starr, und als er fertig war, fuhr er anf, als ob er aus einer tiefen Betäubung erwacht sei. Jch warf einen Blick auf die letzte Seite, die er geschrieben hatte« nnd fand dort zu meinem Schrecken meine Ahnungen bestätigt. »Aber in Himmels Namen, Jone5. ist das wahr?« stotterte ich. »Jedes Wort davon, so wahr ich lebe,« antwortete er mit fester, aber schwacher Stimme. Dann haben Sie Jhren eigenen Oastbesehl geschrieben,« versetzte ich. Sein Kon sank auf «an Pult her ab, aber er entgegnete kein Wort. . . ,,Jone"5,« sagte ich endlich und schüttelte ihn sam Arm, unt ihm meine Meinung begreiflich zu machen. »Es ist schon genug in Druck gegangen, um Sie zu einem Manne des Todes zu machen. In einigen wenigen Stun den wird die Zeitung ausgetragen und schon eine Viertelstunde spät-er kann die Polizei hier sein. Gehen Sie und benutzen Sie die Zeit, die Sie noch übrig haben, so gut als mög lich.« Es kam, wie ich oorausgesehen hatte. Eine knappe Stunde, nachdem Las Blatt gedruckt war, kam eine Kri t-:inalbeamter zu mir uno forderte von mir Aufklärung darüber, von wem ich den Artikel habe. Jch naate Jones’ amen. Sofort machte sich die Polizei daran, ihn zu suchen. Man fand ihn in seiner Wohnung; aber er hatte sich bereits einen Dolch in’L· Herz gestoßen ———-—-.---— Das Testament des Sondern-mö. Vor etwa fünf Jahren starb in ei ner Provinzstadt Baterns ein alter Mann, der Zeit seines Lebens Jung geselle und dabei ein Sonderling war. Er hatte einen Bruder und eine Schwester hinterlassen, die beide ver-: heirathet sind und je eine Tochter bes siyem die beim Tode ihres Onkels noch die Schule zu besuchen hatten. Vor seinem Tode hatte der Onkel ein Testament gemacht mit der Bestim mung, daß es erst fünf Jahre nach seinem Tode geöffnet werden dürfe Vor ein paar Monaten war dieser Termin zu Ende, und mit Spannung sah man der Eröffnung des Testa rnents entgegen. Und es brachte et tvar Unertvartete5. Der Verstorbene, der viel in Loosen spekulirt hatte, war vom Glück sehr begünstigt gewesen, W denn er hatte das anständi e Stimm chen von 250,000 Mart hnterta en. Hiervon waren 20,000 Mark ver-s ie denen wohlthätigen Zwecken bestimmt, während der Rest je ur älste fiir seine beiden Nichten inim war, je doch nur unter der Bedingung, daß jede vorher ein Tfsahr lan in einer Münchener Faini ie in Dienst trete; unter vollständgerEntsagung aus ihre bisher gewohnte Lebensweise, nur mit dem Nöthi sten versehen, sollten sie als Dien tmädchens ohne jedwede Unterstützung ihrer Eltern oder an derer Verwandten sich ihren Lebens unterhalt nur durch ihrer Hände Ar beit verdienen. Unter Vorzeigung ei nes entsprechenden Zeugnisses über die Zufriedenheit der Dienstherrschaft bezüglich ihrer Führun soll ihnen dann die reiche Ebschat ausbezahlt werden. Die Nichte schwesterlicherseits acceptirte sofort die Bedingung; sie befindet sich zur Zeit im Dienste in der Familie eines Münchener Jnstal lateurs und hat sich bereits in die neue Lebenslage gefunden. Anders dagegen der »Allgem. Zig« zufolge die Nichte brüderlicherseits. Deren Vater, ein Beamter-, sowie die Tochter selbst, die in einem Jnstitut sehr gut erzogen wurde, empörten sich über die gestellten Bedingungen und sochten die Giltigieit des Testaments an mit der Behauptung der Verstorbene sei bei dessen Abfassung nicht klaren Ver standeö gewesen. Ob sie den Prozeß, der am Gericht des Sterbeortscs des Erblasserg durchgeführt «tsird, gewin .I.« k..-, sun, Ist nur« uns ltuguuzh IUILU Ucls Prozeß verloren und die Bedingung nicht erfüllt, dann hat dieser Theil des Ebschastsbetrages die Bestim mung, Wohlthätigkeitszwecken zu dienen -—-——— Eine posvallprohe ohne Musiker-. Ein hiibscher Zwischensall ercignete sich, wie nachträglich bekannt wied, bei der zweiten Probe zum ersten dies jcihrigen Berliner Hofball, die im Weißen Saale des Schlosses statt fand. Während der Kaiser und die Kaiserin sich noch in einem Neben raume befanden, stellten sich die Prin zen und die übrigen Herrschaften be reits zum Menuett auf. Zu der fest geseyten Zeit sollte der Tanz begin nen. Alles blickte nach dem Platze der Musik hinauf, aber er blieb leer, kein Ton ließ sich vernehmen. Durchs Telephon rief man den KapellmekHtek Graf vom 2. Garde-Regiment » , die Tanzmusit stellen sollte. Nun stellte es sich heraus, daß die Kapelle irrtbiimlich erst auf den nächsten Tag befohlen war. Um den Tänzern aus der Vetegenheit zu helfen, sandte der tiapellmeisier Eilboten an alle seine Musiker. Er selbst aber nahm eiligst seine Gehn-, die ihm einst der Kaiser geschenkt hatte, und fuhr nach dem Schloß. Nun ereigiete sich etwas Aehnlicheg wie in dem »Musikstiicle« von Fahrbach, bei dem ein Musiker nach dem anderen das Podium ver läßt, während bei dem zweiten Theil der Composition einzeln die Musiter zurücktommen. Dieser zweite Theil des Stückes spielte sich nun im Wei ßen Saale ab, zum größten Vergnü igen der tanzenden und zuschauenden Herrschaften. Zunächst spielte der Kapellmeister Gras ganz allein seine Geiae und der Tanz benann. Dann kam ein Musiker nach dem anderen im Taxameter angefahren und flog nur so die Wendeltreppe hinaus. Erst fiel eine Tuba ein, dann eine Flöte, der Baß u. s. w. Beim Schluß des Menuetts war das Orchester zu zwei Dritteln besetzt, und als die Gavvtte der Kaiserin getanzt wurde, war es vollständig. ————.--.--—«— Muliziös. Dichterling: . . Ja, meine vie len, vielen Beiträge werden alle von der Reduktion behalten!« »Müssen die aber einen großen Pa piertorb l)aben!« Willkommen. Pumper: »Es freut mich sehr, das-, Sie kommen, Herr Schulz!« Schneidermeister: »Sie können mir den Anzug wohl heute bezahlen?" Pumper: »Nein, aber ich habe ge rade eine Ansichtspostkarte an einen Freund geschrieben -— den freut es natürlich, wenn Sie ihm unbekannter Weise auch einen Gruß senden!« Ver-schnappt. Frau: »Emil, es ist schauderbaft, was ich von Dir hab’ hören müssen --— Du seiest gestern Abend total be trunken gewesen!« Mann: »Ha, Verleumdungi Wer verbreitet eine solche Lüge?« Frau: »Herr Müller hats seiner Frau erzählt« Mann: »Was, Der-! Der lag ja bei mir unter’m Tisch!« Ver-lichem « Student lzu seine-n Gläubiger, ei nem Schneider, von dein er überfah ren wucde): »So, jetzt sind wir quitt!« Höchste-r Grad ver Zerstrentheit. »Der Dichter J. ist derartig zer streut, daß es ihm unmöglich ist, feine -— gesammeltei Schriften herauszu geben« Er weiß sich zu hellen. Lehrer: »Wer kann mir vier Thiere aus Afriia rennen? (Ein Schüler meldet si .) Nun, Karlchen?« Karlchem »Drei Löwen und ein Rhinoeeros!"