- P- -----.-—-. ----—»...· —-.--... Ve- Wank- Roman. Erzählung von C n- m a M e r t. Aus einer A«nböbe, in einer der schönsten Gegenden der bayerischen Verge, steht zwischen Obstbiiumen, von weiten Feldern umgrenzt, ein einzel Its großes Bauerngut der Buchlinger o. Jhm zu Füßen breitet sich der See als eine weite, schimmernde Fläche, hinter der sich die mächtige Kette der Berge aufbaul Der Besiher des Hofes-, der alte Dirnbichler, war ein Mann in den Sechzigerm Er hatte etwas Vorneh mes,der baumlange Mensch mit deni hageren Kaps und den stahlharten Muskeln. Ungewöhnlich schlank und hachgewachsen, wie er selbst, waren auch seine Kinder-, die alle ihm nachge rietbem Der unstreitig bübscheste aber war der älteste Sohn, der Wasil, der ein mal den Hof belbmmen sollte. Wahre Glnthaugen saßen ihm unter der freien, glatten Stirn, iiber die sich dich les Kraushaar lockte. Arbeitslast und Kraft besasz er im llrderfluß, aber Worte machte er nist viele. Schweigsam saß er am Biertiich, wenn er an einem Sonntag mit den Brüdern in das am anderen Seeuier liegendeDorf Riedbausen biniibersubr Jn dem Lärm und Qualm der Riedbausener Wirthsstube begann feine »Velanntschaft«. Die Nest war ein saubere5, junan Dina, das aern lachte und schwatzte Die Reiseliae gefiel dem Schwein samen. Sie tanzten kräufia miteinan der, und wenn es irgend anging, dann driiclte der Wastl sich neben sie aus die Bank und schob ihr manchmal mit an lanler Vlufriterlsamleit den Bierlrna bin. »Da, trinl!« Mit der Unterha! iuna mengte er sich werter nicht an. Eine arme Fischerstochter war sie und wohnte am Seeuser in einem win zigen alten Holzhiiuschem vor dem ein verwittertes, steinernes Heiligenbild stand. Einmal hatte der Wastl doch seine flammen Lippen geöffnet, als er der Nesi feine Zuneigung gestand Und bald daraus wurde auch schon im Dorfe gemunlelt. Man fand die Sache ungehörigt der Bauernsolm der einmal den Hof erble. und die arme Fischerstochter die paßten nicht in samtnenf das war gegen alles Hektorn men! So ein Glück gönnte man den Fischergiral nicht. So hieß nämlich Reff-Z Vater. « Als der a.le Bauer non der Fischer Resi reden hörte, der sein Rastl sctiiTn that, richtete er sich in seiner stattlichen Größe ans und lachte. »Die lMschichten treib« ich ihm au; Da seit sie nix, da giebt- nix!« Mit sinsteren Gesichtern standen sie-· dann Vater und Sohn im Stall ae genüden »Noch einmal, wenn ich’s halt siech, das; Du mir da ’niiber sahr'n willst in das lumpige Riedhausen, nachher kann ’S sein, daß ich mir mein’ Art hol’ und die ganze Pletten auseinanderhau’, elwor Du vom Land abstoßm kannst Du hast nir z’suchen da drüb’n, Du deirath’st eine Banerntochter. De: brauchst ein baar’s Geld.« Der Wastl erwiderte lein Wort. Mürrisch wars er dem Ochsen sein Her hin nnd ging mit gesenttem Kopfe aus dem Stalle. Die Furcht, die ihnen der Alte einzubläuen verstanden hatte, als sie Kinder gewesen waren, saß den; großen Menschen noch fest irn Blut-. Und fein Bauernverstand sagte ihn-. auch, daß der Vater recht habe. Am nächsten Sonntag, als er zum See hinunteraeben wollt-. trat ihm de Vater Horn-roth in den Weg. »Wo willst hin? Jch mein', ich hab' deutlich genug g«redt. Wann ich war nit leio’, nachher arschieht’s auch nit, Himmel — »Ich wills der Resi selber saaen, daß es aus is, Vater!« stiesz der W-.istl zwischen den zusammenaepreßten Zöb nen hervor »Also, nachher geh !'« brummte der Alte, durch den ergebenen Ton ver sonnt Noch rot Sonnenuntergang war der Wastl wieder daheim; verdrossen, mit trauriaem Gesicht hockte er aus dem Bretter-hausen hinter dem Hause und tauchte. Die Geschwister, die ihn sonst oft wegen seiner Worttaraheit neckten, hatten tagelang nicht den Muth, ihn anzureden. Er fuhr nicht mehr nach Riedhau sen, nicht einmal, als bald daraus de-f Iischergirgl starb. Er wollte unt lei nenPreis der Rest wieder begegnen. Der alte Dirnbichier ließ denGrund ansskechen für ein tleines Faus, das e siir sich und seine Frau auen lasse.i wollte, zwenn sie in Austrag gingen«, und sah sich unter den reichen Bauern töchtern der Umgegend nach einer pas senden Irau siir den Wastl um. An eine-n Feiertag tam die huberbäuerin von Moostirchen mit ihrer schweren, handsesien Tochter zu Besuch aus den Buchlinaer has: der Wastl wurde in die Stube gerufen, wo man dir Gäste mit Kassee und Rieseln betvirthete Er wußte wohl, utn was es sich bei dieser Annöherung handelt-. Der Huberbiiuerin gesiel der Das — das war die hauptsache. SieluH den Basti nach Moostirchen ein: »Eine wzmnsit ist da arn nächst-en Samts tss seiin Adlerwirth.«· W Fiir einen Freier zögerte der Wastl allerdings sehr lange. bis er sich nach Moostirchen be ab. Der Alte ließ ihm Zeit. Er hatte aus zuverlässiger Quelle erfahren, daß die »verslixte Resi« demnächst hochzeit machte mit dem Leitner Sein-. Von dieser Seite drohte alfo teine Gefahr mehr. « Für die Resi gab es keinen anderen Ausweg als zu heirathen. Es war einfach eine Brodfrage fiir sie und die Mutter. Das Fische-echt, das auf ihrem Hause Tag, bedeutete ihr einziges Be sitzthum Sie selbst konnte nicht mik den Fischern hinausfahren, die fchwe ren Netze auswerfen und einziehen. Sie mußte einen Mann im Hause haben. der diese Arbeit versah. Der Leitner Sepp war ein fleißiger Mensch, er hatte Luft zur Fischerei, und die Resi hatte auf ihre schönen Träume, Bäuerin auf dem Buchlinaer Hofe zu werden, verzichtet. So klangen denn an einem Oktober iag aus der Dorftirche von Riedhausen dSie Hochzeitsgioclen hinüber iiber den ee. Ob der Waftl wußte, daß die Resi heirathete, ob es ihm tief zu Herzen ging, das konnte Niemand sagen. Mittlerweile war in Riedhause:: eine neue Erscheinung aufgetaucht, ein Stadtherr, der sich am Ufer eine Villa bauen Und einen Hafen für sein Schiff ausstechen ließ. Er war ein graubiir tiger Mann, dem eine breite Narbe über dir Stirne lies, Die sich duntei röthete, wenn er zornig wurde. Man erzählte sich, erfei ein alter Schiffs lapitän und habe bei einer Meuterei seiner Mntrosen die Narbe davonqe tragen. Jedenfalls hatte er bei den Riedhausern den Nimbug des »reichen Mannes-« und galt ihnen als Sonder ling, als halber Narr, weil er trotz seiner glänzenden Mittel so allein hauste und sich den ganzen Tag auf dem Wasser herumtrieb. Sein Name llang fremdartig und war schwer zu merken. Man nannte ihn nur »den Herrn Baron«. Mehr noch als seine Persönlichkeit erregte sein Fahrzqu Aufsehen, ein Segelboot, das er sich don Hamburg hatt-: schielen lassen, das ersie, das man aus dem See sah. Halb bewundernd, halb grauenersiilli blickten die Riedhansener dem schwar zen »Kutter« nach, wenn er bei dem starlen Herbftwinde pfeilschnell vom Ufer hinausslog ioie ein riefiger Was servog:t. Am Sonntag sollte eg eine seine Fahrt geben bis an das nördlisle Beruf-sc Da ein häufige-) Kreuzen nöthig mar, um dac- Ziel zu erreichen. nahm der Baron ein paar Leute mi« die ihm beim Wenden helfen inusitenz den Fischer Gschtvendtner und den Leitner Seer Der Sepp war nun gerade ein hal bes Jahr mit der Resi verheirathet, ein lustiger-, hübscher Mensch der immer bereit war, sich zu rühren und zuzu greisen, wenn es etwas zu verdienen gab. Er brachte gern seiner Frau ein paar Exiragroschen heim. Im Som mer. wenn das Kind lam, konnten sic’5 brauchen. Am Nachmittag hatten sich schwarze Wollen ausgethiirrnt und ein Gewit tersturm jagte eine Viertelstunde lang von den Bergen her iiber den See. Als es dämmerig wurde, bildeten Titl Grupprn am Ufer und schauten nich dem Fahrzeug aus. Man holte ein altes Fernrohr herbei und spähte in der Richtung, aus der die drei Leute zurücklommen mußten. s—- Rings-um nur Wellen, Wellen. »Vielteicht sind sie and Land ’gan gen,« meinte einer und gab mit den paar Worten der leisen Beunruhigung Ausdruck, die heimlich alle erfafkt hatte. Aber die Nacht ging vorüber, und sie kamen nicht zurück. DieRefi saß am Ufer nnd stand hinaus in die fonnige Schönheit, i« das schimmernde Blau. So spiegel glatt und friedlich lag nun die Fläche sie konnte nicht glauben an dass Furchtbare, Grausame; sie hoffte noch immer, daß ihr Sepp heimkehren würde. Ein Kahn nach dein anderen löste sich ordentler man fuhr hinaus, um nach den Berlorenen zu fnchen auf deai weiten See. Der Waftl,»drobeti auf dem Buch linaer Haf, fah die ungewohnt Schaar von Vooten, die alle nord wärts fteuerten Da stieg er wieder einmal zum liier herunter-, fetztefich in den Kahn und ruderte zu den Fischer-n hin. Mit un beweglichem Gesicht hörte er, was ge schehen war. Er bis-, die Zähne anf einander und arbeitete mit aller Straf-. feiner starken Arme, allen voran auf der trauriaen Suche. Er hatte den Kutter beobachtet, als er gegen Nord westen auftreuzte, kurz ehe der starte Gewittersturm gekommen war. Sie konnten« nicht weit hinausgelommen Cfein über den ,.Kapellenwintel«, wie ieBueht vor dem tleinen alten Kirch ein hieß. hier trieben auch ein paar Ruder auf dem Wasser. Das war die einzige Spur, die man fand. Eine volle Woche lang fuhren die Leute hinaus in Regen und Wind und suchten — nach den Leichen. Aber der See hütete sein Geheimnsiß. Allmälig erlahmte der Eifer. Nur der Bruder des Gschwendtners und her Waltk fuchten unermüdlich weiter. -.· - -. .·—-—- — Mit aufgeregten, rerstörten Zügen kam der Erstere eines Tages um die Mittagsstunde nach Riedhausen und stieß vie Botschaft hervor: »Den Knt ter haben wir gfunden! Mitten im See liegt eri« Wieder ruderten die Fischer hinaus mit Haten und Stricken Mit unsiigs licher Mühe und Gefahr wurde das bersunkcne schwere Fahrzeug empor gewunden. Der Kutter war leer. Der See-gib seine Opfer nicht mehr heraus. Für die Verlorenen wurden Seelen messen gelesen. Aus der ganzen Um gegend ftrömten die Leute in die Dorf tirche von Riedhausen, um den lin glücklichen die letzte Ehre zu erweisen. Bei 'cer Trauerfeier stand der Wnitl nach Jahresfrist der Rest wieder ge genüber. Sie war nun nicht mehr blühend und lachend, sie war jetzt ein armes, gebeugteö, blasses Weib, das die Noth herankommen fah für sieh und das Kind, das sie erwartete. Aber in dem herzen des verschlpsse nen scheuen Menschen mußte das Mit leid eine starke Empfindung sein. dse ihn aus seiner stummen Ergebenheit aufrüttelte. Vorläufig blieb ihm wenig Zeit zum Grübeln und Nachsmniren. Der alte Dirnbichler lränlelte; die ganze Arbeitslast lag nun auf dem WastL denn dieBriider waren beim Militär, und der jüngste leistete noch nicht viel. Als ec« immer schlechter und schieb ter ging und auch die Wallfahrt, zn der die Bäuerin sich aufgerafft hatte-, nichts nutzte, entschloß man sich doch, den Doltor zu holen. Er konnte nur noch ein Linderunggmittel verschrei ben. Im September starb der Bauer. tm ....... si-——ts. te e. ka. x' "(-UUl-,l-IIIU Icsllcl sklbtlllcjcsl Vullc U I Huberbäuerin einmal hergeschictt. Was es denn mit dem Wastl sei? Hinfoppen thät’ sie ihre Kathel nicht lassen. Von dem schweren Siechthum, von dem Tod wurden alle Heirath-Z gedanlen in den Hintergrund ge drängt Jin Oktober lam der Peter, der zweitiilteste Bruder, der seine Militär zeit abgedient hatte, wieder zurück, und eines Tages, als die ganze Familie ir— der Stube versammelt war, nahm der Wastl die Pfeife aus dem Mund nnd sagte langsam: »Peter — heirath’ Du die Luther Kathel — - ei« ist dem Vater selig sein Willen g’tvesen. Du sollst den Hof übernehmen. Ich verzicht’.« Die Mutter, die låtesltztvifter schau ten ihn verdiizt an; der Poles sprang vom Tisch auf und rief: »Was-: soll das Gered? Tit bist der Lleltest’. Ich weis-» ogfx ich fort riiiiß." »Du bleibst nnd ich geh’. Morgen lommt die l50mmission, die den Hof einscltätzL Nachher mach-In wirk- rieb tig beim Notar.« Dem Peter fehAig eine heiszeRötlc in’5 Gesicht, seine Augen funlelten in freudiger Ueberraschung Auch Die Mutter war eher angenehm erregt als erschrocken. Der Peter war immer ihr Liebling gewesen. Die iibrigen Ge schwister, die Knechte und Mägde ani dem Hof hielten den Waftl siir ver rückt tnd schüttelten mitleidig die stöva Er clser lief-, sich zu keiner weiteren Augeinandersetzung herbei. Er hatte gesprohen! Dabei blieb’5. Im darauffolgenden Frühjahr bei rathete der Wastl die Resi, die seit den: August einen strammen blonden Bube-i in der Wiege liegen hatte, und der Bauernsohn vom Buchlinger Hof zoii in das lleine Häuschen am Seeufer und ward Fischer, fuhr im Morgen grauen mit den anderen armen Ieu feln hinaus in den See zu der mith vollen Arbeit und saf; dann gedul!si. am llfer uno flielte Netze. »Wie unwahrscheinltch!« sagt viel leicht der eine oder andere. ,» iir eines-. Bauern? Die sind nüchtern und brin gen keine Liebes-opfer! Bei ihnen spielt die Geldfrage beim Heirathen noch ei viel underbliimtereRolle als in dir Stadt« Gewiß! im Allgemeinen trifft dac zn -al-er er- schlägt auch unter dem Handvoll einmal einer aug der Art. - · —- - —— Vexlrvmk »Als-Essen der Gast ist durchqe brannt!—— Wo mag nur bek Zfchprel les hingekommen seit-IS" Hat die Fähigkeit »Und denkst Du, das; Du diese Nr gicrunqs-Vlnstell1111x1 auch versehen sannst?« « »Nu! seine Angst Wer schlau ges nua ist, sich heutzutage einen politi schen Posten zu verschaffen, der ist auch schlau genug, ihn auszufijllen.« .-.-—-..-—......-.-....-. -..--.--- ...·—..- ..—«- «-—-.-—-.-— Der Mann von der Eisenbahn-J i Berliner Stizze von H. A. Nebel. l Es ist mächtig falt. Die Fenster scheiben des eben einsahrenden Wann «-«eebahnzuges sind dick mit Eisblumen iiberzogen, und nur widerwillig ver läßt man— die warm durchheizten Koupes. Durch drei Ausgange zwängen sich die täglich in die Stadt Fabrenden an den engen Kontroleursbuden vorlR während der äußerste linke sur die aus den Perron Eilenden sreigehalten wird. Die einzelnen Schasfner ten nen schon ihre Abonnentenz es sind meist immer dieselben zu den gewissen jsüsen einahe täglich gegen sieben Uhr Morgens tam ein Mann in den mitt leren Jahren, mit einem ganz anstan digen Ueberzieher belleidet, an dem rechten Schalter vorbei, besonders wenn es recht talt war, und ließ sich mit einem freundlichen »Guten Mor gen, höll’sch ialt heute!« seine Arbei tertarte abtnipsen. Woher die Schasfner seinen Na men wußten, ist unbekannt; doch sie nannten ihn »den schönen Gustav«. Gustav geht nach dem ersten Wa gen, dem sogenannten Schutzwasgem und setzt sich in ein Abtheil, an dem angeschrieben steht: », jir Reisende mit Traglasten«. Da macht er sichs ganz gemiithlich, nimmt einen halb aufgerauchten Zigarrenstnmmlei her aus und geht vollständig in dem Gei nuß seiner Upmann auf. Es ist sel ten, daß er allein bleibt. Er unter hält die Mitreisenden durch allerlei ost recht wiyige Geschichten; jedenfalls-i weiß er immer Neuigkeiten, viele von! ihm selbst ersundene Aber das scha det weiter nichts Sie unterhalten die Anderen. Aus Dank dafür schenkt ihm der oder jener eine Zigarre, die er mit Kennermiene als ein bochfeines Kraut taxirt. Besonders gegen Damen wem er sich liebenswürdig zu machen. Um 8 Uhr trifft man ihn wieder anf dem Wannefeebahnhof, wo er mit den anderen Reifenden aussteigt«, um in halber Zugeslänge wieder umzu kehren und in sein bekanntes Abtheil einzusteisgen Dies Manöver wieder holt sich faft alle Stunde. Gegen 11 Uhr fährt gewöhnlich die hiibsche Wäscherin Marie mit ihrem großen Korb frifch gepliitieter Wäsche nach Steglitz und trifft jedesmal den schönen Gustav, der sie stets sehr freundlich begrüßt. »Na, da sind wir mal wieder beisammen!« meint sie. »Jawoll, da wären wir mal wieder beisammen, TräulcinctienX antwortet er vergniigt lachend. ,,«.Ulächtig kalt, wai?« »Jawoll, mächtig kalt,« gab er zur Antwort, sich die Hände reibend, und half dem Mädchen den starb auf die Bank heben. »Sie müssen ja mächtig ville zu duhn haben. Jch treffe Sie ja all weil auf der Bahn." ,,Jawoll; ift auch jetzt holl’fch viel zu thun,« versicherte er mit müdem Gesichtsausdruch der ebenso Etel wie Müdigkeit oder Ingrimm ausdrücken konnte; jedenfalls wirkte er überzeu gend. »Sie wohnen wohl da « dran ßen? He?« fragte Marie lehr mißbe gierig. »Ne, in Berlin, im Norden. Bei Tag habe ict nff der Bahn zu thun." »Ach «sooo! Sie find Anjestellter bei die Bahn-» »Jawohl, Bahnbediensteter,« ver sicherte er, sich in die Brust werfend. , »Und da müssen Sie woll in einer Tour hinein- und wieder herum-fah ren?« forschte die Kleine, sich weit vorbeugend und ihre Ellenbogen auf die Knie stemmend. »Ja einer Tour. Hinein —- her aug. » Jmmer bis Zehlendors.« Marie machte ein Gesicht, als ob sie Essig geschluckt hätte. »Bei muß ei nem aber ordentlich hernehmen, —— fo jin einer Tour. — --—« »Ja. Das mein’ ich woll auch. So jin einer Tour » —« seufzte er. »Man bekommt dabei een’ mächtigen « Hunger.« Marie fuhr empor und verschwand mit der Rechten in der Rocktasche. «Herjefes, ick habe ja noch meine But terstulle. Nehmen Sie man. Ja bin ja wieder gleich zu Hause. Und bis Sie nach Hause loinmet »s— -——!! Wann essen Sie denn Mittag?« »Gut nicht. Kerne Zeit!« versetzte er wichtig. Matie entsetzie sich. »Nee, so wal. Ranu, nehmen Sie man schon. Ma chen Sie teene Fisematenten Einen Menschen so zu behandeln, daß er nich mal essen duhn kanni« »Na, in Jottes Namen, um das Freileinchen nich zu beleidigen, meinte der schöne Gustav und steckte die Stulle ein, die er mit den Blicken verschlang. Er aber gab sich die Würde deg Entsageiis. Marie war sehr vergnügt. »Ist bring’ Ihnen morgen wieder eine. Natürlich . Morgen muß ich gar bis nach Lichterfeldr. Sind Sie wie der um els usf der Jahr-« Freilich Jnmer im Dienst." Marie sah ihn freundlich und neu gierig an. Sie schwiegen beide. End lich fragte sie: »Warum tragen Sie denn keine Uniform nich J« Gustav schien verlegen: doch er faßte sich: »Die Monturen mussen eschont werden. Nur atn Sonntag fahre icl in die Gala. Fein«!« Er lachte; sie lachte mit. Ein Herr stieg ein und grüßte Gu stav, der verlegen dankte. Das Ge « Unten-hört. — HMIW X Frau: »Was hast Du da fist sonderbare Pflanzen bekommen7« Botanikerx »Auf diese besondere Species hab’ ich mich schon lange gefreut! Das sind fleischfressende Pflanzen!« Frau: »Um Himmels-willen, den Luxus such noch bei diesen hohen Fleifchpreisen!« " spriich stockte. Zum Glück stieg er an der nächsten Station aus, wieder grüßend. »Wer war denn das?« sragteMatie von neuem, sehr stolz darüber, was Gustav für sei e Bekanntschaften hatte. »Der war einer von meiner Kund schaft früher; alle Tage habe ich ihn rasirt.« Marie war ganz Bewunderung oder Verwunderung ,,Herrje! Det können Sie ooch?« Gustav wurde sehr verlegen. »Na ja. Vor m Militiir war ich Rasirer. Und dann —— später — na, — da war die Stelle besetzt — und —- und —- Rasirer bin ick eigentlich noch heute —— ich bin nur zur Aushilse auf der Bahn —— und — na ja. —- Nur zur Ausdilfe, « wiederholte er. »Ach so!« Der Wäscherin erschien die Karriere dieses Mannes eine hoch romantische. l Jawoll So is et!« detriiftigte eri mit Duldermiene. i »Also, det paßt Ihnen auch nicht so recht, dat ewige Fahren?« »J, wo wird mir denn det passen, immer rein und rang —- rein und rang --—« . »Na freilich!« Sie dachte nach. Plötzlich wurde ihr Antlitz heller. »Höreu Sie mal Da bei uns, ne benan, wo unser Geschäft ist, da ist ein Barbierladen lind der wagv der Herr ist, der sucht einen Gehilfen Soll icl mal mit ihm reden«.'s Oh, er aibt wat ufs meine Meinung- Tet tann id immer thun.« Etwas wie ein Hoffnungsschimmer leuchtete in den Augen des hiidschen Menschen auf. Gliihend, bangend und schüchtern taui 5 von seinen Lippen »Oh, Freileinchen wennSie das- thun wollten! Dei ware ja fein!« Er bit nete in Gedanken den Paletot. Sie bemerkte, daß er keinen-Hemd tragen hatte, sondern nur ein rothes Halstuch umgebunden hatte, desten Zipfel herabhingen. »Ja, aber wer den Sie auch gleich logtönneu von die Stelle bei der Eisenbahn?« fragte sie besorgt. »Freilich,« erwiderte er rasch, um sofort wieder ernster fortzufabrem »Ja globe schon. Denn ick bin seyr gut angeschrieben da oben.« »So. Na ja. Wenn del so steht ——! Na, ich wills versuchen.« Sie waren angelangt. Er war Ma rie beim Aussteigen behilflich, und sie fragte ihn, ob er sie nicht »ein Ende len« begleiten wolle. Doch er behaup tete, das ginge nicht; er müsse sich hier nur melden, uni gleich wieder retour zu fahren. Marie war entsetzt. ,,Jotte, nee, lvat forne Stelle. Na, adje5!« Er sab ihr nach, so lange er sie se hen konnte, iiberquerte den Perron und stieg sofort wieder in das letzte Koupe des eben einfahrenden Zuges nach Berlin, wo er mit gierigen Bis-· sen die geschenkte Stulle verzehrte. Sein Blick verlor sich ins Weite; auf seinen Zügen lag Bitterkeit und Weh. Zwei Tage daraus begegnete er Marie wieder um 11 Uhr, im selben Kompe; sreudestrahlend theilte sie ihm mit, daß derBarbierherr gesagt hätte, er solle sich ihm mal vorstellen. Gustav-Z Herz schlug ihm in der Kehle, und er vermochte nichts zu Pia gen. Er drückte ihr nur die Hand, das; sie beinahe aufschrie. Dann versanten sie beide in Schweian. Jhr wars, als seuchteten sich seine Ali-gen Er suchte nach Worten. fand sie aber nicht recht. Endlich brach er die Stille und be gann schüchtern und tleinlani: »Ach, Fräulein Marie, ich muß Ihnen was sagen. Ich habe Ihnen angelcsgcm Ich bin gar nich bei der Bahn. Jch vin jetzt füns Monate stellenlos. Herrgott wat bin ic! herumgelofen und hab ict gesucht! Nischi. Betteln wollte ich nicht gehen, Wohnung hab ich teene nich, meine Sachen find versetzt ——— »i Na, da bin ick aus den Gedanken ge kommen, mir eineArbeitstarte aus der Bahn zu nehmen. Und da fuhr’ ict nu alle Tage von früh füns Uhr bis Nachts um eins heraus und hinein; einmal steig ich in Groß Görschew straße aus, ein andermal in Lichter: selde. Zehlendors oder Wannsee, auch bis Potsdam saht ick oft, geh aber nie den Bahnsteig herunter, um nicht zu viel vom Schasfner abgetnipst zu be toinmen, sondern ich bleibe immer oben und fahre zurück. Gott, es ist ja nicht recht, aber bis jetzt ist mir noch nischt dabei passirt. Da bin ich doch den ganzen Tag in einem warmen Lokal, verdiene doch ab und zu mal was mit Koffer runtertragen. Dafür hab ick ein eigenes Billet bis Zehlens darf, das ich nich benutze. Gehks weiter, nimmt der andere ein Zu schlagbillet vor mir. Na, und die Stunden von 1——5 in der Nacht, dat sind wohl die schlimmsten, aber die vergehen auch. Gott, irgendwie muß man sich durchschlagen, un dat is im mer noch besser als betteln und steh len. Die Wahrheit dars man ja doch nicht sagen, sonst wird man ghich eililigespunni. So, jetzt wissen Sie a es.« Er sah zu Boden, verschämtzMaric verhielt sich das Weinen. Doch endlich meinte sie: »Bei macht allens nischt. Kommen Sie nur man hin, det an dere nehm ick schon auf mir· Aber die Kleider müssen Sie sich auslösen.« Gott — jetzt? Jch habe doch nischt —« erwiderte Gustav dumpf. »Det Geld tvill ich gern geben. Sie könnens mir ja dann wieder zurück geben, wenn Sieg verdient haben. Man weiß doch, mit wem man es zu thun hat.» Gustav beiain seine Stelle neben seiner Marie, mit der er von nun ab »ainq«. Sie sehen beide nett und sau ber aug, nnd beide hatten sich nach zwei Jahren soviel erspart, daß sie sich nahmen iind gemeinsam ein Geschäft eröffneten Er rasirte in der Vor deistube, sie plättete im Hinterzin1 incr. Und Beide waren sehr glücklich. — —-·O.-—« « Intuiti. Die beste Salbe siir jede Wunde ist heit’rer Sinn --zur rechten Stunde. « Crit dann! . « l »Die iiinne Frau Müller ist iehr ge z iprächigk , « I »Ja, man sagt, ihr Mann kommt erst ziiin Wort, wenn sie schlaft.« t Tesiiiirt » · Lehrer: »Was ist das, ein Geheim iiisik« Schüler: »Eiwas, was man· nicht sagen darf, vie alle Leute es wissen..'« ! ( assiu Tit-pet. s« Baron: »Na, was machen denn die Hunde?« Treiben ,, Odie sind alle recht wohl; der gnädige Herr auch!« Ju der Freude. Bauer idessen Würste auf der Nah rungsmittel - Aussiellung prämiirt wurden), gerührt: »Ach, wenn das mein Schweinle noch hätte erlebe-I könne!« , Stimmr. Onkel (an Besuch: »Eure Univer sität ist wirklich ein schönesGebäudet"« Nefse (Student): »Das will ich meinen, so wag sieht man nsicht alle Tage.« Untier-schämt · . Bettler (zn einer Dame, die ihm einen Cent geschenkt hat): »Sagen T Sie, Madame, legen Sie sich auch wirklich ieine Entbehrungen aus« wenn Sie mir das schenken?« Furchtbare Perspeetive A.: »Haben Sie arti-tm's Der Kabelring um die Erde ist geschlos sen!« B.: »O verflucht, wenn nur nicht bei der Drehung der Erde die Meri diane durchgerieben toerden!« Fiirchtcrlian Der Graf tzum Bankiert: »Sie wollen Ihrer Tochter nur 500,000 Mart mitgeben? Jch erinnere Sie daran, daß sich mehr als 500 Ahnen im Grab umdrehen, wenn ich eine Bürgerliche heirathe.« Vertchnay t. Serenissismus: » er Viktualien händler Piefke hier am Orte soll mir so ähnlich sehen.« Bürger-meisten »Man lönntc wirklich glauben, Durchlaucht wäre sein Doppelgänger!« Dontietsinnig· Fran: »Geichwind. Max! Du sollst zu einem Konsilium bei der sehn-erkranken Baronin kommen!« Junger Arzt: »Jch? Dann gehW zu Ende mit ihr!« Am ersten Dienst- Tagel. Neuer Beamter: »Seht eilig schei nen free-« hier ja nicht zu haben, auf keinem Schreibpulte sieht man Nich bliitter oder Streusand. "