Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 17, 1903, Zweiter Theil, Image 9

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    — u» —v I —
Yeöraska
njzeiger Und- X
J. P. Windolph, Herausgehen Grund Island, Nebr» 17. April 19033 Mit-eint Theiu Jahrgang 23 No. III-.
I W-— —--..
Ostmk
um Rinden es die Martern
Und ruhig ttcf te- dcr Frühling-wid.
fe mit Immockcn
Ruft ei dns Mehl-mir Otttcntinin
Arm wird die Leu käm-acht erirctum
Die tausend keine Iireudeu bringt
Ei werden Wunder nun geschehen
Da jubelnd hell der Ruf criiinsitx
sterrrl
Oder-Fern die ihr euch verinstieszit
An Selbstsucht und in Meilsiiiciitmi3,
That-i ausi Pacht anf! Eis tcimt und
» fvricijrt
Alliiber obn Unterlan —
ftcrrrt
Das Osterlamm.
Moclletie von Franz Einric
Durch die Straßen der freundl: chen
Provinzialftavt Bergenau schritt am
Palmsonntaa - Nachmitt ag Lolltr die
älteste Toch.er des Regierungsraths
Wesenbekq. Wer das schlanke, schöne
Mädch.n, dem das helle, duftige Früh
lingstleid reizend stand traf Viehe
den Kopf nach ihr um. um ihr bewun
dernd nachzubiicken. Ein junger Lenk
nant that noch etwas mehr indem er
zu seiueinW Kameraden die Bemertung
machte- W:e niedl ich rin-.Of:er11:nn:
heute wieder ausschaut «
Das junge Mädchen tiatre : Te halb
loute Bewertung gehört nnd eine tiefe
Mithe überzog ihr 1 eutidfcs Gesicht
Das»Ofte11.1n!:ii'« ---— unter Diesem
Siitznamcn tannte ne ranz Bergenaik
Der Ve: ter sinkt hat. « ihr den Bei
name-et gegeben, alg sie neck- rin kleines
Kind mak. weil sie Im esnem Dirn
sonntag das Licht der Welt erblickt
hatte und weil sie so artig, gelassen
und sanftmüthia war, daß die weisen
Tanten von Bergenau eitlem solchen
Engelslino ein sriihzeiti aes Ende pro
phezeit hatten Das war nun freilich
nicht eingetroffen; ihr junges Leben
war ihr geblieben, aber steil :ch der«
Spitznatne auch. Abscheul: ch! Und
das Abscheulichste war, daß sie sich
nicht darüber zu ärgern vermochte
Sie konnte sich überhaupt nicht är
gern. Nur in den legten Tagen hatte
sie ihre Gelassenheit etwas schwanken
gefühlt, wenn der hans Honendors sie ;
gar zu unbarmherzig neckte j
Da kam er ihr gerade eentgegem der l
srischgehackene Assessor Hans Hohen
dors. Lolly erröthete e: n wenig re: chte
ihm aber dann unbefangen die Hand
und sagte: »Das ist hübsch, Herr
Hans-, daß ich Sie treffe. Tie Eltern
lassen Sie fragen, ob Sie mit uns und
den Kindern am Gründonneritaa mit.
auf den Hochherg kommen wollen
zum Eiersuchem « ·
»Aber natürlich Fraulein Lolly.
W: r werden also eine »lustige Sieben«
sein, Ihre Eltern, S.e, vier Kinder
und ich. Freuen Sie fiel-. schon aufs
Eiersuchen, Fräulein Lolln?«
Um ihre Lippen Ezuclte es, al ich ade:
erschien das freundliche, tindlicke Läs
cheln wieder aus Ihrem Gesichte unr
sse schüttelte dem Assessor herzlich nun
Abschiede die hand: Also aus Wie
der-sehen am Donnerstag «
Hans Hohendors gi ng nachdenklich
—--I. P--..k . .k. e- -,I.,
sur-W qiulslsks U-( IIIJTIIU lfkutc QUUIJ
nsiecer ansgefeben hatte! Er hatte sie
schon gekannt, als sie als Kind in rer
Wiege laa und er, der Ermatten dae
liebliche Wunder mir runden Kinder
augen anstarrte. Er hatte sie immer
lieb gehabt, aber je älter sie beide
wurden, refto mehr verdroß ibn ihre
Sanftrnuth. Er war ein beißblijtiger,
leitenlchaftlicher Bursche, der gern eins
mal iiber die Stränge schlug. Da
würde er ja zu febr abftechen von fei
ner tadellkfem immer gelassenen Fran.
Und in einer richtigen, guten Ehe
müßte man sich doch alle 14 Tage ein
mal zanlen, fonft würde das Leben ja
gar zu langweilig werde-n Jetzt war
er iiber ein Jahr nicht in Beraenau
gen-elen; er hatte in der Provinzial
hauptftadt beim Oberlandesgericht ge
arbeitet und sich dann in Berlin zum
Assossorexamen vorbereitet. Aber in
diesem Jahre hatte sich Lolln nicht im
Miit-besten geändert ; sie rvar fo gelas
· fen und gütig. wie nur je. Er örgerte
sich fo felfr darüber, daß er es sich nicht
versagen konnte, sie nach Möglichteit
zu necken und zu reizen. Bis jeyt hatte
er freilich teinen Erfolg damit gehabt:
aber am Gründonnerftag wollte er sie
mal ariindlich aufstehen. Mit diesem
Mit-lieben Vorfahe tam Hans vor dem
haufe feines Vaters, des Sanitätss
each Holyendori. an.
Arn Montag, Dienstag und Mitt
woch regnete es ,was nur immer vom
Dimmel herunter wollte· Aber am
Donnerstag Morgen lachte Sie Sonne
fp hell über die freundliche Gebirg-e
ftadt. das man die eigentlich lebt-n auf
gegebene Partie nach dem hochberg
unternehmen konnte. So träger-ten die
sieben vergnügten Menschen-auf der
bequemen Landstraße die sich in vielen
Windungen zum Gipfel des Hochher-;
ges zog, dahin. Ei gab zwar kürzere .
Wege nach der höhe, aber der bequeme
- Herr Reaierunaeratlf war nicht fehr
stir ftetle Fußpfade eingenommen. Er,
feine noch TMMEI hikblche Gattin und
M zweite Tochter Mitbe wanderten
einträchtlich nebeneinander,« während
dass DohendorL Sollt-, der zwölfteili
ktse Ilbrecht und die zehnjährige Fri
tcsg der Jete marschieren. Hier ging
es weniger friedlich zu, oder vielmehr
hier sollte es nach Hanfen’s Wunsch
weniger friedlich zugehen. Er neckte
unausgefetzt das»arme ,,Opferlamm«
und wurde dabeivon dem vielverfpre
chenden Untertertianer Albrecht wacker
unterstützt. Manchmal, wenn er so
eine tleine Bosheit herausgebracht hat
tr und zufrieden und selbstbewußt fei
nen blonden Schnurrbari strich- schien
es ihm, als ob Lolly’s Mienen für ei
nen Augenblick den Ausdruck des Un:
muthH annähmen. Aber bald erschien
immer wieder das wohlbekannte
freundliche Lächeln und die Hoffnung
. auf einen kleinen Zank war wieder da
lein. Aber noch gab Hans nicht alle
Hoffnung auf: den Hauptlrumpf
nsollte er erst auf rein Berge ausspie
leu. Ach, wenn Loll doch einmal
gründlich böse würd-ei Wie süß miifzte
rann das Verfölsnen sein.
Man war auf dem Berge angekom
men, hatte die sorglich mitgenomme
nen dicken Tücher ausgebreitet, denn
ker Erdboden war von dem Regen der
letzten Tage noch sehr feucht, und sich
rann gelagert. Zuerst wurde das
Frühstück eingenommen und friedlich
und geniütblich langten Ali und Jung
in ten wohlgefüllten Eßiorb hinein.
Lolln’s schönes Gesicht strahlte vor
Güte und Liebenswürdigleit und der
Assessor blickte bewundernd in di:
liefen, blauen Augen hinein. Er be
reute fast seinen Plan, sie zu ärgern.
Dann aber dachte er: »Ach was, Ab
wechslung muß seiu.'«
Und jetzt war der Moment gekom
men. Der Negierungsrath komm-an
tirte Hans und Aöthe zum Verstecken
der Eier im Gebüsch, mi: dem der
Gipfel des Hochbergs dicht bestanden
«var. Dann wurden Albrecht und
Frida zum Suchen losgelassen, und
die Großen plauderth derweilen, sich
mit dem Frühstücketorbe weiter befas
senr. Hans that cem Regierungs-roth
bei einer Flasche Mofel wacker Be
scheid, aber ein aufmerksamer Beobach
ter hät:e wahrnehmen mögen, daß er
nicht recht beim Gespräche war und.ge
fpannt nach dem Gebüsche lauschte,
aus dem don Zeit zu Zeit das Jauch
zen der Kinder drang, wenn fie ein
AMICI-.- Pittksk n-?stn»n«km««n
Endlich! Da lani Albrecht aus deni
Gebüsche herausgewaer geradewegs
auf Lolly zu, die ein wenig abseits saß
und non Zeit zu Zeit nachdenklich auf
den init dem Vater vlaudernden Hans
schaute. Albrecht warf das riesig
Lsterei. das er in beiden Händen trua,
Lolch in Den ·Zchossz: »Ta, Lolly, das
is: siir Dich«
Lolly hielt das Qsterei in dein sei
iien Fingern iiiid drehte es herum.
Richtig! da stand: »Der ehrliche Fin- »
der wir) neueren fdieses von inir ge-»
legt-e Qsterei an Lolln abzugebenj
Streithahn.« Lolly blickte aus Hans, i
der etxvas verlegen zur Seite sah. Er
hätte ihr ani liebsten das Ei aus der
Hand genommen, denn in diesem Au:
genblick durchsuhr ihn der Gedanke,
daß sein Scherz wohl zu weit siehe-.
Lolly öffnet das Ei; ein Bählämin
chen und eine Schreipuppe lagen das «
rin. Sie waren mit einem ivekßeni
Bande zusammenaebungen, aus dein
zu lesen ivart »Wir Beide schreien doch
is.seniastens, wenn man uns ldriielt.« (
Loll’s Wangen übergingen sich mit
einein aliihenden Roth; dann richtete
sie sich hoch auf, warf entrüstet das
Osterei zu Boden und rief mit beben
ier Stimme: »Das ist adscheulichl'«
Gleich darauf brach sie in einen Strom
oon Thiönen aus Und eilte quer durch’
den Berirvald davon, uni zu Hause im
stillen Iiiibchen sich ihrem Schmerze
hinzugeben
Ter Assessor schaute fassungslos der
Fliehencen nach. Dann schoß ihm der
Gedanke durch Den Kopf, daß der ab
tiirzende Wen, ais-f dein Lolly der
Stadt zueilte, beim Ausgang aus dem
Walde über Geröll steil zur Stadt
lsinabsiihrtse und das; der Pfad heute
nach dem Regen der letzten Tage sie-i
sonders schliipfrig und gefährlich sein(
müsse. Er erinnerte sich, daß er selbst ;
einmal als Knabe aus diesem Pfade
vor dein Förster geflohen war —-- er
hatte auf dein Berge aus Reisig ein
Feuer angemacht —, damals war er
aus-geglitten, lain aber mit demSchkerl
und ein paar Beuleii davon, aber ein
Erwachsener —--. Er murmelte ein
Paar Worte der Entschuldigung, dann
iaste er hinter der fliehean Lolly
ter.
Er mußte sie einholen, er mußte.
Bevor sie an dem Pfade angelangt
war, mußte er sie eingeholt haben.
Ach Gott, wenn sie in ihrer Aufregung
auf den glatten, gefährlichen Pfad
nicht achtete, wenn sie hinabstürztel
Wenn er nach rechts abbog. schnitt er
ein Stück vom Waldwege ab. Er
wußte, daß er dabei an eine steile
Stelle lam, wo er fich thabgleiten
lassen mußte, ehe er wieder auf den
Wegelam Jetzt war er an der Stelle
und ließ sich herab. Beine und Arme
gegen den Fels ftemmend. Der An
zug war ausgerissen, die Arme ge
schunden, aber was that das. Er war
unten und das war die Hauptsache-.
Nun weiter durch das Dickicht, unbe
liimmert, ob ihm die Zweige in’s Ge
sicht fchlugen.
Jetzt war er an der Stelle, wo der
Pfad über das Geröll hinab begann.
Jn demselben Augenblick tam Lolly
herangeeilt Er sprang mit einem
mächtigen Satze vor den Zugang des
Pfades, dann, als sie ihn erestauut, er
regt, entrüstet ansah, iiberwältigte ihn
die Erregung des Augenblicks er warf
sich vor ihr nieder, faßte ihre Hände
und stammelte zufammenhanglose
Worte.
Sie verstand nichts von dem, was
er sagte, sie fühlte nur, daß dieser Mo
ment ihr gab, was ihr junges Herz seit
manchem Jahre sich ersehnt hatt-e. Alle
Qual, die er ihr zuaefiigt hatte, war
imrgessem und ein seliges Lächeln ver
) klärte. ihr holdes Gesicht, als sie sich zu
s ihm l;erabbeugte.
; »Lolly, lannft Du mir verzeigen2
Kannst Du mir gut fein?«
»Ach, Hans, Du weißt, ich muß Dir
immer gut sein, ich kann Dir gar nicht
liife sein.«
» Schon erwachte wieder der Schelm
in ihm und als sie nun Arm in Arm
wieder nach dem Berge hinausgingen
— diesmal aber auf der breiten, Um
wege machenren Landstraße, denn sie
latten es merkwürdiger Weise gar
Juicht eilig — da hob er an: »Aber
JErhatz, jetzt hast Du Dir einmal die
kiistliche Gabe erworben, böse werd-en
zu können, die mußt Du Dir nun be
wahren. Denn wenn Du als Frau
Assessor oder Frau Amtsrichter nach
tret kleinen Stadt kommst, da sind die
Frau Landrath und die Frau Major
tind die Frau Sanitötsrath und vor
allem die Frau Superinkmthin, die
führen alle eine scharfe Zunae und da
»Er-i pas Emph- IsisM ist«-» msk
wollen uns alle Paar Wochen mal zan
ten, damit Du in der Uebung bleibst.«
»Ja, Du schlimmer Hans, Du hast
mich das Bösiverden gelehrt, und das
»Osterlamm« liegt nun auf dem Hoch
berg und soll dort bleiben.«
Jn diesem Augenblick sahen sie, dass
ihnen die Anderen entgegenlamen.
Allen voran stiirmte Albrecht, das- ab
scheuliche Biihkamm in der Hand, aus
sie los und rief jauchzend: »Oster:
tamm, Osterlamrn, hier hast Du Dein
BiihlommX
Hans aber nahm ihm mit der rech
ten Hand das Bählamm ab und
schleuderte es in die Tiefe, mit der
Linien aber tnifs er Junker Albrecht
jiemlich unsanst in’s Ohr und sagte:
»Die Witze mit dem Osterlinmm haben
aufgehört, mein Bürschchen, das magst
Du Dir merken und Andere anch.«
Und nun ging das glückliche Braut
tsscar den Eltern entgegen.
-.-..---· s- --——--—
Ostc ksonne.
—
Osterbild von Marie Treuter.
Ostersonnabendi
Dunkle Wollen, welcke die Char
sreitagssonne verhüllt hatten, schweben
iiber der noch· im Winterschlase schlum
mernden Erde.
Der Himmelt weint, denn der Hei
land, der sein unschuldiges Blut siir
die sündige Welt dahin gegeben hat, er
ruht im Grabe.
Reichlich stießen sein-e .Thriinen,
langsam tropsen sie von den glatten
Zweigen der Weiden hinab in den
dunklen, unergriindlich tiefen See.
Grabestille ringsumher!
Ueber dass stille Getviisser streichen
die Schatten des Todes. Von seinem
riesigen Flügelschlage erzittern die
Wipfel der Bäume.
Auch den Mann, der mit gläsernen
Augen in das unheimliche Wasser
stiert, läßt der modrige Hauch erheben.
Er fühlt, daß das schwarze Gespenst
hinter ihm hockt, daß es seine dürre
Faust bereit hält, ihn hinab zu stoßen
in das schaurige Grab.
Den Mann ersaszt ein Grausen, er
weicht zurück. —- Wo will er denn hin?
Zuriick m die Welt des Elends und der
i
Schmach-?
: , Oihm klingen noch die entsetzlichen
i Worte m den Ohren, mit denen ihn der
iunbarmherzige Gutsherr vom Hofe
sjag g.te
; »Dieb! Brandsti ftert« hattet er :hn
aenannt — und er war doch unschul
US — , s «...
Er, der arme Tagelöhner, hatte, um
sein lrankes Weib vorn Tode zu erret
ten, in feiner Herzens-nagst in« der
Nacht ein Pferd aus des Gutsherrn
Stalle gerissen und war damit in die
entfernte Stadt geritten, um die heil
bringende Arznei zu holen.
« Inzwischen war das Feuer auf den-s
Gute ausgebrochen, das Fehlen Des
Pferde-s wurde bemerkt und der Ver
dacht des Dsisebftahls und der Brand
ftistnng hatte sichs aus den Taazelöhncr
gewendet, zumal, da derselbe nicht aus
Liser Brandstsiitte erschienen war.
Obgleich er noch in Dersele Nacht
zurückkehrte, schenkte man den Be
thenserungen feiner Unschuld Deinen
Glauben.
Nur den Bitten der Giitsherrin hat
:e er es zu verdanlerh daß man ihn
niht sofort ins Gsetvsahrsam fperr:e.
Halb wahnsinnig vor Scham und
Verzweiflung war er sortgeeilt, it- den
kiisteren Charfreitags-norgen hinan-Z
Wo er alle die Stunden seitdem zu
gebracht hatt-e, er wußtexs nicht. ;
Vielleicht hatte er immer am Zer«
gestanden und auf den Tod gen«.1r::t, .
der ihn von all feinem Jammer erlösen :
sollt-e.
Und nun, wo er hinter ihxn stand,
Jrfaßte ihn ein Grauen vor dem un
hsirnlichen Gesellen.
Ja, wenn er gewußt häik:r. ob sein
sterbenskrantei Weib, umdrssen Leben
zu erhalten er Schmach undcsnjehrnng
hatte erleiden miisfen, ihn vorange
gangen war in die unecfdrschliche
Ewigkeit.
Hiilslos htite er die Arm-: nnd sein
ust benige Tage altes Kind der Will
tür hartherziger Menschen prclskegzs
irrt-« — !
Nein, er durfte nicht sterben, nicht
eher sterben, als bis er wußte, mais
ans feinen Lieben geworden war. Hat- J
tr ihn der Eharfreitag nicht daran ac
:nahnt, wie der Heiland nnfchnldig
Mart-r Und Hohn ekle-Lea muß-»I. its-Te
man ihn mit Mördern und lledclthäi
gdrn an das Kreuz hängse -—— .-..7 as
--»
·all die Schmach ein Ostern fsiatwv sz—
War denn nicht Christus auch sriir
iln qrstorbenik »s—
l »Es-den blickte der Mann zurück.
T Lisette der Tod nor-J immer ans
:»n.
Nein, er war verschwunden
Mit unerhörbaremFliigelschjaa war?
er hinübergeglitten aus ::e andere
Seite des Sees-.
» Hinter den blondbacligen Zinabr n in
kdem leicht en, schwankenden Boote la:
fer sich niedergetanert. Mit starre-n
fEnisetze n steh: der Mann, ;vke sich pas
fVoot tiefer, immer tiefer auf die Scize
; legt. .
! Der Knabe wei se nichts- oon dein
schwarzen Gesellen, dir m.: nnlejnrlb
cher Sch vere aus dem Rande des
sjsahrzenaes hockt
Sorglos schneidet er die Ruthen mit
Iden weißen Blüthenkiihchen von Den
Weiden zum Osterstrauß fiir seine El
:ern. —
Da plötzlich entgleitet der vom Re
gen glittschrige Zweig den schwachen
Händen des Knaben nnd schnell: em
por, das Boot geräth in’s Schwanken,
es schlägt um —- und die schwarzen
Fittiae des Todes breiten sich verhül
lend über sein Opfer. Ein Schrei er
tönt! Die Frau, welche mit fliegenden
Gewändern den Partweg herunter
stiirtnt, hat ihn ausgestoßen.
Sie will es retten, ihr einziaeMEnd,
aber ohnmiichtig sinkt sie am Ufer nie
cer.
»Bim bam, bim baml« ertönen vom
Dorfe her die Glocken, die das Oster
sest einläuten :
»Der Tod ist verschlungen in den
Sieg!«
Heli steigt die Lstersrnne am Fir
innment empor.
Christ ist erstanden!
Glockenllänge und dankersiillte
Menschen jnbiliren um die Wette:
’ .,Hallelujah! Jauchzt, Jhr Chöre,
»Singt Jesu Christo Preis und Ehre!
Wie qrosz, wie herrlich ist sein Tag!
)Er, der Held, zerriß die Banden
Des Todes und ist auferstanden,
Er, der siir uns im Grabe lag. —- —
Höher und höher steigt die Oster
sonne.
Jsbre siegreichen Strahlen dringen
durch die verhüllten Fenster hinein in
Las Herrenhaus und tanzen aus den
blonden Locken des Knaben, der ein
Bündel mit Blüthentätzchen beseelt-er
Weidenruthen in den Händen hält —
·Sie bilden einen Glorienschein um
das Haupt des jungen bleichen Arbei
terö, der hoch aufgerichtet inmitten sei
ner ärmlichen Behausung vor dein tief
gedemiithigten Gutsherrn steht.
Gseschmiiht, verfolgt oon diesen-» in
Verzweiflung nnd Tod get-Sehen hat
er ihn-i, rnit Einsetzung seines eigenen
Lebens sein einziges Kind aus den
Krallen des Todes gerettet.
Aber mußte nicht auch Christus sol
ches leiden, ehe er zur Herrlichkeit ein
Tgehen durfte?
Ohne Charfreitag leine Ostern!
Der Mann will leinen Dant, auch
leine Genugthuung fiir die erlittene
Schmach. -
Sein-e freudig glänzenden Augen
gleiten durch die geöffnete Kammer
thiir zu dem Lager seines gsenesenden
Weibes-, auf die Wiege seines Kindes.
Und ein heißes Dankgebet schickt er
hjnauf zu dem Weltenheiland, der auch
Den der Thitr seines Grabes den Stein
fortgewälzt hat, damit er vereint mit
seinen Lieben einstimmen darf, in das
groß-e Hallelujah der Ost-erbotsck;a·ft:
«Christus ist erstanden!«
Proben-m est!
Herr Stadtrath Kracher-l —- neben
bei Reniier —- tehrt etwas anaeheitert
des Nachts um zwei Uhr aus ter
Kneipe heim und singt sich eian
Immer lauter tönt seine nicht ganz
salonfähige Fettstimme durch dieStille
der Nacht, bis der Nachtwächter plötz
lich vor ihm steht und in ermahnendem
Tone spricht: ·
«Hma, hma —- bmu — hine i— ma
rnuhmachha — inhe ———l;ma —— hma —
hurnemah —!«
»Was sagen Sie, alter Freund?« —
»Hma —— hma —- hmu — hrne ——— ma
muh machha —— rnhe —- hma —- hma
— humem machha —- mhe hma »
hma —— hmum ah!« Kurz und gut,
nach einer Viertelstunde hatte der Herr
Stadtrath herausgebracht, daß der
Mann teinen Zahn im Munde habe
und absolut nicht zu versichert sei.
Da erwacht in Herrn Kracherl das
Pflichtgefühl der verantivortungesool
lcn Aintöperson
,,Mann!« saat er, »so aeht dass
nicht —-— wenn irgend etwas bei ter
Nach tpasfirte --— Feuer ausdräche —
oder sonst schnelle Hilfe nöthig wäre-—
Sie versteht tein Mensch —--— gleich
Inn-f- «ok-n CZ- sum Chycsqussk »
ssssp »- - « Jjuqss us) u
lassen sich chan meine Kosten ein voll
standiges Gebiß anfertigen; die Rech
nuna lassen Sie an mich schicken-«
Jm hohen Rath der Stadtväter
ward der Antrag wean des Nachk
tvächters Gebiß eingebracht und auch
laut eingegangener Rechnung von Ma
gistratg wegen bezahlt.
Kurze Zeit darauf trifft der Stadt
rath des Nachts wieder den Nachtwäch
ter. »Na, tvie geht’s denn jetzt mit der
Sprache?« redet er ihn an.
»Hina — hnia — chachemeh--—ssmabi
muh « mehmihicheme!« lautet die
prompte Antwort.
»Aber Tausend nnd Toria ---— das
ist ja nicht tun ein Haar besser gewor
den!« braust der Stadtrath auf, »sei
gen Sie ’mal das Gebiß her!"
»Hm-.- -— hinamoh —-— echermameh-—
hmn —— hniechmich ——— chechermah —
inehr mehrmahmehr« u. s. to. entschul
digt sich der Nachttoachter, was in der
Uebersetzuna lauten sollte:
»Herr Stadtrath, das hale ich ja
nicht hier — der Doktor hat mir doch
anbefohlen, es bei Nacht in ein Glas
Wasser zu legen!«
—-—-.-.---»
Etwas von der türsifchen Frau.
Eine Frau, die als Erzieherin im
Orient lebt nnd eingehend daS Leben
der Türlinnen beobachtete macht der
,,Neuen Badischen Landes Zeitung«
solaende interessante Mittheilungen
darüber, die gewiß dazu dienen wer
den, dafz wir unseren verachteten Mit
schtvestern ,,dahinten tief in der Tiir
tei' etwas mehr Interesse entgegen-—
bringen. »Die junge Generation strebt
mit aller Macht nach europiiischen
Verhältnissen s— also in erster Reihe
nach Monogamie. Gliicklicherweise
wird dieselbe schon aus ökonomischen
Rücksichten triumphiren, denn den
Luxus-, mehrerer Haushaktunaen zu
versorgen, kann sich nur der wohlha
bende Mann gestatten, und der Reich
thum nimmt in der Türkei sehr rapide
ab. Jn den weniger beaiiterten Klas
sen ist bereits vielfach die Sitte, sich
mit einer Frau zu begnügen Seit
fünfzehn Jahren sind die Haremszik
stände sehr verändert! die Geister sind
ausaeriitielt worden. Durch den Ein
fluß vielerSchulen, die auf europäiiche
Art eingerichtet sind, und durch ento
bäische Erzieherinnen sind die jungen
Orientalinnen zum Bewußtsein er
wacht, daß es auch noch ein Geistes
und Gemiithsleoen giebt und daß mo
ralische Verantwortlichkeit, Freiheits
drang, Selbstachtuna u s. w. Fakto
ren im Leben der Frau sind. Jnfolae
dieser europäifchen Erziehung mus; sich
das aanze spätere Leben auch anders
aestalten. Sie träumen von Mond-«
aamie, von Liebe und Ehe nach freier
Wahl und verlanan danach, in dem
Manne nicht mehr —- wie ihre Mütter
W
—- ein nothwendiges Uebel, den Vett-v
sorger, den sie nun doch einmal haben
müssen, zu sehen, der aber weiter tei
nerlei Bedeutung in ihrem Leben hat
sondern sie wollen ihm mehr sein, alt
die Mutter seiner Kinder, und in ihm
ten Freund und Berather erwarten.
Jn nicht zu langer Zeit wird die Ehe
von der europäischen nicht mehr ver
schieden sein. sen Konstantinopel sind
jetzt schon Kur e eröffnet, wo junge
Frauen sich in Literatur-, Zeichnen und
Malen ausbilden können. Gebildete
und charakterseste Lehrerinnen finden
dort ein fruchtbares Arbeits, und es
ist eine dankbare Aufgabe für sie, die
jungen tückischen Mitschwesteku in
ihren Emanzipationsbestrebungen mit
Rath und That zu unterstützen.
—--—--·--.-—-——
Etwas vom Osterhafem
Die Säugethiere haben rothes war
mes Blut und bringen lebende Jun
gen zur Welt. Dieser Fundamenta1
satz ist uns allen aus der Schule noch
in der Erinnerung, aber ern zweiter
Satz lautet: »Meine Regel ohne Aus
nahme«, und unser stterhase gehört
zu diesen Ausnahmen Von diesem
Hasen steht es unzweifelhaft fest, dasz
er Eier legt.
Der Osterhase ist eines der wenigen
Thiere, deren Lebensweise dem rapi
den Fortschritte der Naturwissen
fchast zum Trotze bis heute noch nicht
genügend erforscht werden konnte.
Schreiber dieser Zeilen rechnet es sich
atsz besonderes Verdienst an, oen Fa
milenverhältnissen des Osterhasen
etwas näher auf die Spur gegangen
zu sein, und gern giebt er nachstehend
die Ergebnisse seines Forscherfleißes
zum besten. Leider muß er gestehen,
daß seine Studien noch nicht völlig
zum Abschluß gebracht werden konn
ten, denn den Schleier des Geheim
nißvollen, welchen der Osterhase für
die größte Zeit des Jahres über seine
Lebensweise auszubreiten versteht,
hat bisher tein Sterblicher gelüsten
Der Osterhase erscheint ziemlich
plötzlich vor Ostern um gleich nach
Ostern ebenso plötzlich wieder zu ver
schwinden. Er sucht die belebtesten
Straßen auf und zeigt sich hier vor
zuggweise in den Schausenstern der
Geschäfte in allen möglichen Setllun
gen, meist aber in mehr herausfor
dernden al s charakteristischen Durch
dieses Verhalten beweist er seine
Furchtlosiateit den Berufs- und
Sonntaggjägern und sonstigen Böse
toichtern gegenüber
Was die Farbe betrifft, so ist sie
bei den in Pelz gelriillten Hafen meist
hasengrau, aber auch weiße, blaue,
schwarze, gefleckte und gestreifte Ver
treter des Hasengeschlechteg kommen
Dor. Aber nicht alleOster hasen gehen
im Pelz, wag die zu Ostern schon
meist vorgeschrittene Frühlingstem
Ueraiur hinreichend erklärt.
Die Eicrproduttion des Osterhai
sen beginnt ganz ohne Rücksicht auf
die Witterung lurz vor Ostern und
endet regelmäßig am -re sten Feiertage.
In Anbetracht der Kürze der Legezeit
ist die Eierproduktion eine ganz
enorme. Jch erinnere mich noch leb
haft aus meinen ersten Kinderjahren,
das; der Osterhase früher meist nur
hübnerartige Eier legte. Inzwischen
sind drei Jahrzehnte verflossen und
die Osterdiischen scheinen in dieser
Brit viel gelernt zu haben: die mo
Ferne Fiultur und namentlich der mo
derne Lunis- sind an ihnen nicht in
spurlos vorijberaegangen. So kommt
es, dasi das Oterhäschen zur Zeit
hiiufia Eier legt, welchen ein gewisser
Kunstwerth nicht azusprechen ist.
uNr ganz vertüinmerte Exenwlare der
Rasse legen auch heute noch Eier mit
Kalkschale
, --- i «
Vollicll Ulc UTFlcUlllnc Illclllc Ope
cialforschunaen. Hoffentlich gelingt
es mit der Zeit den Bernfgzooloaem
die Lebensweise dieses turiosen Ver
treters des Hasengeschlechtes immer
mehr und mehr zu erforschen, denn je
tiefer wir in seine Lebensweise ein
drinaen, mit um so größeren Vet
stiindniß werden wir ihn bei seinem
jährlichen Neuerscheinen empfangen
können.
,,-.«.·.
Reue Datum-L
Eine eigenartige Duellart hat man,
wie ein russischeg Blatt erzählt, in der
Mandschnrei gesunden. Da dort keine
Duellpistolen vorhanden sind, ans ge
wöhnlichen zu schießen aber unpassend
wäre, haben die Osfiziere der Gomi
son Zizilar folqendeg ersonnen: Die
Duellaeaner lassen das Loos entschei
den; wer »den Tod« zieht, muß auf
der Ostchinesischen Bahn von Zizikar
nach Charbin reisen. Kehrt er unver
sehrt zurück, ohne bei einer Kata
stkophe sein Leben gelassen zu haben,
so ist er frei. Scheint ja recht ver
trauenerweckend zu sein, die Ostchine-«
sische Bahn!
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tttewissensosid43.
»Dieser Automobil-Fabritant hat
eine ihm höchst angemessene Handlung
vollsijhrt.«
»Was that er denn?«
»Er machte eine Hospital - Stif
hing-«
Leicht qebolsetn
»Doktor, ich wandle jede Nacht im
Schlaf herum. Was soll ich dagegen
thun?«
»Gar nichts; bewerben Sie sich um
einen Polizistenposten.«
Jedes Ende einer Liebe ist wie ein
Umzua: das geht nicht ab, ohne daß
etwas dabei-zerbrochen wird.