Eine Mutter. O— Novelle-Ue von Vanl Ali-etc Marthe, ein Hirsches jnnaes Mäd chen von 18 Jahren, saß aus der Ter rasse und siicktez ploynch erhob sie den Kaps. «Mania, kommen Sie denn nicht herunter? . . . Er ist so wilde-«- Wet ter.« »Doch, ich lomme,« versetzte Ma dame Herbelin mit zärtlichem Lächeln. Aber sie blieb noch einen Augenblick am Fen ter stehen« jenseits der Gar tenmauer bemerkte sie in der Ferne die hohen Kasianienbiiume des Paris von Fontainebleau, unter denen gerade die Militärmnsil spielte. Gattin des Brigadegenerals Herbe lin, des früheren Gouverneurg der Kriegsschan war Madame Herbelin seit sechs Jahren Wittwe nnd gerade zweimal so alt wie Marthe. Diesel ben regelmäßigen Züge, dieselbe aristo statische Haltung, dieselben herabsin lenden Schultern. Man hätte sie siir zwei Schwestern halten können. »Was hast du denn?« fragte sie, während sie sie umarmte: »deine Wan gen brennen, als wärest du gelaufen.« »Ich habe nichts-. Maan . . . . Viel leicht ist die Hitze heute daran schuld.« Die beiden Damen arbeiteten länge re Zeit, ohne ein Wort zu sprechen. Trotzdem unterbrach Madame Herbe lin manchmal ihre Arbeit, betrachtete ihre Tochter nnd wollte einen Ge sprächsstofs berühren, der ihr angen scheinlich am Herzen lag. Doch sie zö gerte noch. »Da spielt die Yltilitärinusil das lehte Stück!« sagte Marthe. »Heute werden wir den Capitaine nicht se hear Gerade von dem Capitaine Georges Rolland, der kurz vor seiner Ernen mmn mm lcnmmnnhnntpn stand wollte Madame Herbelin mit ihrer Tochter sprechen. Ehemaliger Adjutant des Generals, aus fehr reicher Familie, zählte er nur zwei Jahre weniger als Madame Herbelin und hatte als Kind mit ihr gespielt. Zu Lebzeiten des Gatten war er nach Afrita gegangen, nachdem er der jungen Frau distret und hoff nungslos den Hof gemacht. Als diefe Wittwe geworden war, hatte sie sich anz mit der Erziehung ihrer Tochter fchäftigt und nichts mehr von ihm gehört. Doch als er vor fünfzehn Mo naten die Garnifon von Fontainebleau bezogen. war er häufig in das weiße Haus mit den grünen Feiifterläden eingekehrt. So häufig sogar, daß Madame Herbelin ihrer Tochter heute ein deli tates Geftändnifz machen mußte. Jhre eigene, lange Zeit unterdrückte Jugend war ihr wieder vor Augen getreten. Was sollte aus ihr werden, wenn Marthe, die bald das heirathsfähige Alter erreicht hatte, sie verließ. Zu - lebenskräftig, um schon zu sterben, zu schwach. um nicht mehr zu lieben, zu stolz, um sich in einer heimlichen Lieb: fchaft zu entwiirdigen. wollte sie ihrer Tochter einen längst gehegte-r Plan mittheiten, den sie bis dahin geheim gehalten hatte. »Den Rolland.toird heute thatfiich lich nicht lommen,« fagte sie und fügte, als Marthe sie verwundert anfah, hin zu »Jch weiß es . . . ich habe ihn gebe ten, nicht zu tornmen.« Jm Grunde war sie sehr bewegt. Doch sie bemühte sich, das Betenntnifz in fcherzhaftem Tone abzulegen. »Herr Rolland hat ein Geheininifz, das ich dir mittheilen muß! . . . Du erräthst es nicht? Nun denn, et ver heirather sicht« Sie sah, wie Marthe erblaßte und dann in Thränen ausbrach Das traf sie wie ein Donnerschlag. Echte Tochter liebte den Capitaine Rol and. Madame herbelin schlosz die ganze Nacht kein Auge. Sie war eisersiich tig. Fortwiidrend hatte sie das Ge jiihh als drängen ihr stechende Nadeln nd herz. Und —- ein gräßlicher Ge danke, über den sie selbst empört war —- sie war eisersiichtig aus ihre eigene ochtert Gegen Morgen verfiel sie in einen leichten Halbschlummer. der von den scheinbaren Wirklichkeiten der bösen Träume gestört wurde. Als sie erwachte, brach das blasse Tageslicht durchs Fenster. Nun be mühte sie sich, ruhig zu bleiben und die Situation laltbliitia ins Auge zu fas sen. Von Marthes Seite fühlte sie sich jetzt beruhigt. Bei einer so jungen Person konnten die Gefühle nicht allzu ties wurzeln. Jhre Tochter war ein utej, wohlerzogened Kind; die Abwe enheit und eine baldige Heirath wür n sie schon heilen. Doch Georgng hier war sie ihrer Sache nicht so sicher. Gewiß liebte sie ihn zu sehr, unr nur den geringsten Verdacht zu hegen. Auf dem Punkte, aus dein sie standen, war die Veirathbeschlossenen Sache, jeder hatte das Wort des anderen schon seit langem erhalten, sie wußte, er war nicht der Mann, Marthe in unpassen der Weise den has zu machen Doch gewisse Umstände, denen sie seinerzeit nicht die geringste Beachtung geschenkt« erschienen ihr nachträglich in bedenkli chem Lichte. Mehrere kleine. unbemerkt vorüber gegangene Fälle kamen ihr wieder in den Sinn Warum und woher diese grundlose Schwermuth die sie seit ei siger Zeit an ihm wahrzunehmen ils-VII Sie konnte sich übrigens ärscheru Jhre Beobachtungen waren —l —ll. l lll Wl-..l.lll W . -- —WI··-M--6J-— so unklar, so problematisch, ste richte ten sich auf sa unsaßbare Nuaneen, daß jedenfalls eine einfache, offenhers zige Aussprache genügte, um ie voll ständig zu zerstören. Diese Aussprache wollte sie noch heute herbeiführen. Der Capitaine, der durch ein am Morgen abgesandtes Billet herbeige rufen, kam gegen 2 Uhr, gerade, als Marthe am Klavier übte. Madame herbelin führte ihn in den Garten in eine Laube, die ein prächti ger wilder Rosenstrauch bedeckte; dort ließ sie sich neben ihm aus einer Ra j senbani nieder und sagte zu ihm in aufgeregtem Tone: »Gedrges, ich habe heute Nacht nicht geschlafen . . . Der Zufall, ein einzi ges Wort, das ich ausgesprochen, hat mich eine Entdeckung machen lassen, die mich mit Entsetzen erfüllte, die mich tödtet . . .« »Was haben Sie denn entdeckt?« fragte Georges und ergriff ihre ji«-sele ne, brennende Hand. »Marthe liebt Sie!« Madame Herbelin fühlte, wie die ; Hand, die die ihre hielt, zitterte. Der s Capitaine wandte den Kopf ab, um i ihr die Freude, die unwillkürlichc grausame Freude, die in seinem Blick » ausslammte, nicht zu zeigen. Da glaubte sie, das Herz breche ihr in der ’ Brust. Georges liebte sie nicht mehr: H » Georgech zog Marthe ihr vor! Georgeg litt unter diesem Schmerz. »Verzeihen Sie mir,« sprach er. »Wenn Sie wüßten, wag ich empfun . den, als ich sie hier zum ersten Male J sah . . . Jch alaubte, Sie als junges « Mädchen wiederzufinden, aus der Zeit, als ich noch auf den Bänken der Schule saß . . . Es ist meine erste Liebe, und z » Sie, immer nur Sie liebe ich heute in !(-..s« Ist Abgesehen davon, daß der Capitaine inicht mehr lam, schien sich in dem Ihause mit den grünen Fensterläden nichts geändert zu haben Mutter und vFoehter behielten ihren Schmerz füri ich Eines Abends ersahen sie aus der! Zeitung, daß Georges Nolland zum ! Bataillonschef im zweiten Regimentx - ernannt und nach Grenoble versetzt s worden war Einen kurzen Abschiedsbrief erhiel- · ten sie zwei Tage später; Georges war, ohne sie aufzufuchen, am Morgen nachi s der Jsi re abgereist Marthe spielte die Gleichgültige und l übte wie gewöhnlich Klavier. Dachtl «ihr ftummer Schmerz that Madamei ,Herbelin weher, als eine Sündfluths lvon Thränen Da entschloß sie sich Edenn zum Opfer; die Geliebte in ihr· " war unterdrückt; die Mutter trug den ; Sieg davon. » Sie empfand eine herbe Wollust und dieses Gefühl überraschte sie; Wie — jes war nicht schwerer, sich das Herz «aug der Brust zu reißen. Drei Mo » nate hielt sie das Fieber der Hochzeits Evorbereitungen aufrecht; Formalitä- 3 « ten, Trouffeau, Abreise nach Grenoble, s wo ihr eine alte Tante eine Etage ih res Ootels zur Verfügung stellte Sie dachte an alles-, führte alles mit einer « geistigen und körperlichen Elaftizitätl aus, wie sie es nie fiir möglich gehal- ; ten hatte. Sie erschien sogar heiter T Das hielt sie Wochen, Monate hin durch aufrecht, bis zu dem Tage an; dem Marthe Madame Nolland wurde. s Jn der Mairie, in der Kirche, wäh- l rend des Hochzeitsmahle-) und am ! Abend strahlten ihre Augen in unge wohnlichem Glanze, den man fiir «Gliick halten konnte. Endlich zog sie E I sich gegen ein Uhr Morgens, nachdem . « sie die Neuvermählten umarmt, in ihr Z Zimmer zurück und verschloß die Thiir ’ hinter sich. « Nun war es aus! Alles war vorü: » ber. Sie glaubte, sie mußte mitten. im Zimmer zusammensinken Nachdem . sie aus alles verzichtet und sich chselbst Gewalt angethan, hätte sie am liebsten vor Schmerz aufschreien mögen. Doch sie erstickte; es drückte ihr etwas die Kehle zu. Sechs Jahre später spielte die Mill tiirmusit wieder an einem schönen Herbstabende unter den Kastanienbiiw ! men des Paris von Fontainehleau, in der Gartenlaube lag Madame Herde I lin aus einer Chaiselongue ausgestreckt und lauschte aus die Tonwellen. i Wie war sie in sechs Jahren geals . tert! Sie litt seit Monaten an einer . j Herztrantheit Besonders in der Nacht · ; betain sie Erstickunggsiille i Plötzlich ertönte die Klingel an der Gartenthijr. Das Gitter wurde gröss- » net und wieder geschlossen Madame i Herbelin ivitite das Ohr. i i Sie erwartete niemand. Weder F iMarthe noch ihr Schwiegersohn, der « tjeht Oberstleutnant in Nanch war, waren von ihrem Zustand unterrich- f tet. Sie hatte sie nicht wiedergesehen, , i seit sie am Tage nach der Hochzeit aus i Grenohle abgereistt war Jetzt glaubte Madame Herbelim die das Leiden an ihren Sessel bannte, s Gesliister zu vernehmen. Wie ein Blitz . durchzuckte sie der Gedanke »Wenn sie i da wären!« —- Leider fühlte sie nur zu I gut, daß es nicht sein konnte —- und das herz schnürte sich ihr zusammen. Doch als man ihr vorsichtig sagte,l Izwei Personen wünschten sie zu spre-1 - chen, da rief sie ihre Anwesenheit ver rathend: Marthe —- Georges!'« I Marthe liebteste sie innig, und auch : Georges umarmte sie. Er schalt sie schließlich aus« daß sie »ihre Unpäß lichteit« vor ihnen geheim gehalten. . Ohne die Veränderung ihrer S rist,. ohne die zittrigen Buchstaben hrer - lehten Briefe hätten sie überhaupt nichts bemerkt . . . Als ihre Tochter sie verlassen hatte, um die Toilette zu wechseln, blieb Ma dame herbelin mit ihrem Schwieger sohn allein. Es war an derselben Stelle, wo ihr Georges mit feinem Geständnisz vor sechs Jahren das Herz zerrissen hatte. ,,Georges!« begann sie. Jedoch sofort hielt sie inne und ein tiefer Seufzer entrang sich ihrer Brust. Wozu von dem sprechen, was ja doch nicht mehr war, wozu die Vergangen heit ausgraben und in der Asche der früheren Zeit wühlen? Daher faßte sie sich sofort und sagte: »Georges, erzählen Sie mir jetzt, da wir allein sind, schnell von meinen beiden Enteln!« Jn dieser Nacht ging es Madame Herbelin leidlich; doch nach einer au genscheinlichen Besserung, die zwei Wochen andauerte, verschied die Kran te an einem regnerischen Morgen ganz unerwartet und schmerzlos. Ueber Haarfrifnrem Kaum irgend etwas Anderes ist in ; so hohem Maße bedeutsam fiir die Art f und den Ausdruck des Gesichts nnd ; initbeftimmend für die Schönheit der « Erscheinung in ihrem Gesammtein- E druck, wie die HaartrachL Nicht gering . ist die Reihe äfthetischer Gesetze, von L welcher die Wahl der Frisur, gemäß ! ihrer Bedeutung fiir die Erscheinung, i geleitet fein sollte. « Die einer individuellen Eigenart zu strebende heutige Mode kommt natür- » lich auch den modernen Haartrachteni zu gute. Es werden teine bestimmten Regeln aufgestellt, die irgend welchen ; Zwang bei der Wahl ausüben, man « frisirt sich, wie es zu Gesicht steht, die ? Viechren werden entweder tief im ; Nacken, die Puffen hoch am Kopf, der H Knoten auf halber Höhe aufgesteckt: »Glaubt ist, was gefällt.« « Jm Allgemeinen erscheint die mo dern-. Haarfrisur, obwohl viel gewellt « und genial aufgebauscht, von stilvoller Einfachheit, es ist nicht mehr ein Ge misch von Phantasie und Regellosigteit Z mit Zuhilfenahme von falschen Locken, ? Zöpfen und dergleichen wie in den sieb- j ziger Jahren des vorigen Jahrhun- « dert5. Meist wird der in der Profil linie wagerecht abstehende Haartnoten oder Chignon mit wohliiberlegter Rücksichtnahme auf die flache Form des Hub-, die den Aufbau nicht nie- « derdriicken darf, auf die Mitte des’ Hinterkopfes verlegt, so daß man oft" den Eindruck aewinnt, daß der nach dieser Art frisirte Kopf eigentlich des J Hutes bedarf, um zu voller Geltung zu . gelangen. Ohne Hut fehlt runden oder flachen Gesichtern ·-n lau-is, wenn das Haar vorn nicht sehr üppig als Wellenscheitel oder Stirngelock geord: - net ist, die Bekrönung und, was das - Haar zur höchsten Zierde des Frauen topfes macht, die locker wirkende Um rahmung; die .Profillinie, die den Reichthum des Haares in Gestalt deiJ ’ Knoten-es voll zur Geltung bringt, ent schädigt hierfür nicht immer» Charakteristische Merkmale des Kopfes und der Gesichtgziige müssen fiir die Wahl der Haarfrifur entschei dend sein« Schon im Alterthum lieszs man je nach Natur von Kopf und Ge sicht bestimmte Grundsätze in Bequ auf die Haartracht walten. Der Dich ter Ovid, der im üppigen Rom ein Buch »Ueber weibliche Schönheitsmit tel« verfafzt hat, giebt schon beherzi - genstverthe Winte, die diesen Grund I satz vertreten. ; Es würde also fiir den kurzen, run- L den Knnf eine nat-b oben sterbend-i mi- k schieden aus dem Vorderkops ruhende Frisur, die ihn verlängert erscheinen k läßt, kleidsam sein. Die Erhöhung der Haarmasse, die zum kunstvollen « Knoten geschlungen und durch Schild Pattnadeln gestützt wird, muß natür lich bedeutend genug sein, um auch in der Prosillinie wirksam zu erscheinen; gedrehte Windungen oder Haarslech ten, die slach ausgesteckt sich nur der Kopfsorm anschmiegen, sich aber nicht als erhöhte Frisur abheben, würden der mangelnden Schlankheit nicht ab helsen. Bei diinnerem Haar empfiehlt sich das Toupieren oder eine Haarein s lage, die den Ausbau der Haare mehr Z zur Geltung bringen und den Eindruck ; eines seinen Ovals erzielen. —— Das mehr oder weniger strasse Heraustäm « men des Haares über der Stirn ist sast I immer, auch bei jugendlichen Gesich ’ tern, unschön und eigentlich nur soge nannten Charakterköpsen oder vorneh men, stark ausgeprägten Zügen reise: ren Alters gestattet. Bei unbelebten Gesichtern tvirkt die lahle Stirn in der Monotonie der Linien langweilig; es giebt dem Gesicht außerdem einen « strengen Ausdruck, der der Frauens- « schönheit kaum günstig sein dürste. I Jn dem Fall, wo eine sehr niedrige Stirn das Herausstreichen des Haare-J gewissermaßen bedingt, mildern die graziösen, seitkichen Stirnlöckchen die allzu scharse Prosillinir. Bon pilans tem Reiz ist die »Wiener Locke«, die ; sich ties auf die Mitte der Stirn legt. · Bei zurücktretender Stirn und vor: " springendem Kinn, also allzu schräger « Linie des Prosils, helsen die nach eng- » lischer Art toupirten kurzen Vorder haare oder ein starkes Vorschieben der Haarwellen über der Stirn und ein mehr breites, slaches Arrangement des » Haares auf dem Hinterkops (ettva lose gesteckte Pussen oder ein diademartig gelegter Zops) dem Schönheitsmangel ab. —- Den Ausdruck anmuthiger Ein fachheit giebt die der Antike nachge- - abmte Tracht des abktebenden aeiechis . — .---.-.«..---.--c.-- ...-.-. -«.- - » -«-..--. -- . . ..... schen Knotens oder Chignons, der unterhalb des Wirbels oder tief im Nacken ruht und die natürliche Form eines leider selten anzutreffenden, edelgebildeten Hinterkopfes voll zur Geltung bringt. Wo sich diese Schön heitöbedingung nicht erfüllt, ist es rathsam, durchheraufrücken des Haar lnotens nach der Mitte des Kopfes die » ungünstige Bildung geschickt zu ver decken. Gilt doch auch in der Toilet tentunst das Goethe’sche Wort: ,,Natur und Kunst sie scheinen sich zu flieh’n t Und haben sich, eh man es denkt, ge funden.« Eine hohe Stirn oder eine nach oben ein wenig spitz zu laufende, sehr läng liche Kopfforim sowie große, massive Gesichtsziige werden durch einen locker gespannten, welligen Scheitel am glück lichsten ausgeglichen. Man gehe hier nicht von dem falschen Grundsatz aus, daß ein Scheitel unter allen Umstän den »alt« machen müsse! Dem gebil deten Geschmack wird die Harmonie der Linien, die »sich in der Kleidsamteit lund giebt, erste-H Gesetz fein und über all ein äfthetisches Wohlbehagen her vorrufen. Für üppigem Haarwuchs sind lang niedergehende, das Ohr ein hiillende Wellenscheitel und ein niedri ger Flechtentnoten, wie sie jetzt von der Mode begünstigt werden, nachahmeng werth. Sie scheinen eigens dazu ge schaffen, ein fchmalesGesicht mit regel mäßigen Zügen und schön gezeichneten Augenbrauen wundervoll einzurahtnen und auch ein weniger gut geformteg Ohr zu verhüllen, allerdings findet man selten die Vorbedingungen ver eint. Bei der Mehrzahl der Gesichter wird es jugendlicher erscheinen, das Ohr ein wenig oder ganz frei zu las sen. —- Der glatte sogenannte Madvn nenscheitel erscheint nur da nicht ge sucht einfach, wo die Ziige den Aus orucc ruhiger Harmonie tragen; alte Damen, die nur den würdigen Aus druck ernster Matronenart betonen wollen, bevorzugen ihn noch immer. Zu der launischen Beweglichkeit eines pitanten Gesichts mit zierlichem Stumpsnäschen würde sich diese Tracht wie ein Anachronismus aus nehmen. Viel passender hierzu er scheint die Frisur, die unsere Urgroß mütter zu dem heute wieder in hoher Gunst stehenden Empireileid trugen: Ueber der Stirn zurückgelämmtes und über den Schläfen lockig ausgebausch tes Haar, dazu der halbhohe, aus Flechten und Löckchen oder Pussen zu sammengesetzte Knoten mit durchbra chenem Kamm oder gebogenen Schild pattnadeln. « Die Französin, die in Bezug auf vollen Haarwuchs von der Natur sehr begünstigt erscheint, beweist auch im Arrangement der Haare sehr viel Chie. Sie verschmäht es augenblicklich die Brennscheere zu gebrauchen und das Gesicht mit kleinen Löckchen einzurah men. Das Haar wird ringsum über voller Haareinlage, die sich bis auf die Stirn vorschieht, zurückgenommen, so daß der Kon wie mit einem Turban umgeben erscheint, und aus der Höhe des Vordertopses zu einem Knoten geschlungen sss eine Umrahmung, die die Züge außerordentlich fein und wirksam hervortreten läßt und beson ders da, wo das Haar duntenglijnzend ist, auch die Blässe des Teints günstig beeinflußt. Das Haar sehr kraus einzubrennen oder zu ireppen, ist an sich nicht nur unschön, weil es ihm allen natürlichen Glanz nimmt. es aiebt auch dem Kopf etwas gedrechselt Puppenbaftes und wirkt untiinstlerisch Die Brennscheere helfe nur da ein, wo die Natur die Wellenlinien des Gelockg versagte und die Kleidsaniteit einer Haartracht die ses works-ist« la nennt-e- fordert. Scheinbare Fülle kann man bekannt lich bei Haarmangel durch Toupiren, leichtes Einpudern und dergleichen hervorrusen und so die Haare zu einer lleidsamen Frisur gefügig machen M Friedhofsattteu stehen gegenwärtig in Schottland in hoher Nachfrage und erzielen an der Börse in Edinburg vorzügliche Preise. Der sonst so religiöse Schotte findet darin keinen Anstoß, sein Geld in der artigen Werthpapieren anzulegen, zu mal ihn dabei der Prattische Gesichts punkt leitet, daß der Nominalwerth der Aktien tauin eine Veränderung er: leidet oder erleiden wird. Vielleicht spricht aber auch der Umstand mit, das-; die Besitzer solcher Börsenpapiere, ge setzt den Fall, daß sie durch unglück liche Spelulationen um ihr Vermögen gebracht werden, um ein anständigeg Vegriibniß nichtSorge zu tragen brau chen und daß es unter allen Umständen nicht nöthig ist, der Gemeinde bezüg lich eines Arinenbegräbnisseg zur Last zu fallen. -«(fs—-— Ein Herein der ,,(6utlobren«. Ein solcher Verein ist in dem Verli ner Vororte Zehlendors gegründet worden. Eingeladen zu der konstitui renden Versammlung waren nicht nur die Entlobten. sondern auch Alte, »die es werden wollen«'. Thatsache ist, daß in dem vergnügungslustigen Vorort in letzter Zeit aussallend viele Verlobun gen wieder aufgehoben worden sind und daß diese Epidemie der Entlohnu gen etwas ernüchternd aus die männ liche und weibliche Jugend gewirkt hat. Ob der neue Verein lange lebensfähig sein wird, ist allerdings eine andere Frage. — Freiienhaer. Nicht jenes seltsan« Sumpsgetvächs meinen wir, dessen lange, straffe, grün liche Fäden höchstens dass Modell zul einem ganz aparten hypermodernen »Frauenhaar« abgeben könnten, son dern jene zartgoldenen, slammendro then, nachtschwarzen, manchmal auch fahl- oder graublonden Strähne wirk- s licher Frauentopshaare, die von allen Dichtern besungen, von den Malerns sgemalt, —- von den Besitzerinnen aber mit Vorliebe aufs ärgste —- mifzhan- i delt werden. Freilich nicht wissentlich! Denn das weiß wohl jedes weibliche Wesen, daß i dasHaar der schönsteSchmuck der Frau ! ist. Ein schöner Haarwuchs macht jede ! Frau mehr oder weniger stolz, und. wenn die Natur ihre Füll oder schöne i Farbe versagt hat, dann greift sie un- » gescheut zur Nachhilfe in jeder Art und ! brennt, beist, särbt das arme Haar, legt ihm Toupets unter und steckt ihm Pufsen, Rollen, Zöpfe, Stirn- und Nackenlöckchen an, so daß selbst der ariindlichste Kenner nicht unterscheiden kann, too die holde Wirklichkeit aufhört und der schlaue -—— Betrug beginnt. Und der entsetzte junge Elsemanm des sen holde Gattin ihre ,,goldene« oder ,,nacl)tschwarze« Haar»fiille« ableat, ist zu einer stehenden Figur Witzbliit: ter geworden. Es muß ein brillantes Geschäft sein, Haartouch5- und -Färbespezialitäten an die haararme Menschheit zu ver tausen. Ob sie helfen, ist ja eine an dere Frage, denn das Haar ist ein gar stabileg Ding, es läßt sich nicht so leicht etwas auszwingen, am wenigsten ein WachgmitteL Und über die Haar pslege sind seltsamerweise so sonder bare Ansichten verbreitet, daß ihre Ve folgung kaum geeignet ist, das Haar »n- k-(( ...-.h kLJLu -.- --(.-.s4«»- lc.-; suukp »Un- uuv sei-»Ist ou whqucshck C gibt sonst peinlich saubere Frauen, die in vollem Ernst glauben, daß öftere-s Kopswaschen den Vaarboden austrocle ne, dem Haar schade; es giebt Frauen, die regelmäßige Einreibungen mit scharfen Flüssigkeitem mit Franz branntwein undSpiritus fiir ersprieß lich halten, solche, die das Haar mit allen möglichen Geheimmitteln behan deln und dann erstaunt sind, wenn es spröde, gespalten und mißfarben oder übersett und dadurch häßlich strähnig wird. Bei der Haarpflege ist vor allem der Goethe’sche Spruch zu berücksichtigen: Eines schickt sich nicht für alle —- sehe jeder, wo er bleibe, — sehe jeder, wie cr’S treibe. —— « — Es gibt nämlich zweierlei Haar, das ganz verschiedenartig behandelt werden musi. Sehr loeiche5, settiges Haar, — dazu zählt gewöhnlich das blonde und Jbraune, und trockeneg, spröde-reg, grö , herrs. Das sehr settige Haar nimmt zdies Fett aug dem Haarboden, dessen «Driisen zu settreich sind. Ein solcher s Haarboden muß recht oft und gründ lich mit lauem starkem Seifentoasscr gereinigt und nach dem Trockentverden gut mit spirituösen Mitteln, wie sie jede Frau kennt, behandelt werden. Hier sind Franzbranntwein und guter Haarspiritus sehr am Platze. Alö Seife benutzt man am besten die Mars seiller Seife. Bei abnorm settigem Haar setzt man etwas, nicht viel Soda ——zumWaschlvasser Ein solcher Haar baden muß auch sehr gut mit engzinli gem Stamm bearbeitet werden, dem Haar selbst schadet vorsichtiger-« Bren nen gar nichts. Die Schadlichteit der Occllllcllv lultu uukusuupt Ich uuksw trieben, wirklich schädlich ist es nur bei sehr trockenem, sprödem Haar und na türlich stets, wenn es leichtfertig ge handhabt wird, so daß Rauchopser und liebliche Diifte aufsteigen. Dann ist das Haar verbrannt und bricht so sort oder sehr bald an der versengten Stelle ab. Grobes spröde-s Haar darf nicht mit Seise und Spiritus behandelt werden —- Eines schiclt sich nicht fiir alle. — Da ist der Haarboden sehr fettarm, er wird mit Eiger gewaschen, das Haar selbst mit Wasser, dem etwas Borax zugesetzt wurde. — Nach dem Trocknen wird Kovshaut und Haar gut mit einer milden Haarpomade oder mit Mandelöl eingerieben, die Kopf baut indem man etwas Fett an Zeige und Mittelsinger nimmt und nun den ganzen Kopf Strich siir Strich ein reibt· Danach wird auch das Haar gefettet, doch nur wenig. Je reiner man die Kopsbaut bäli, je weniger man beim Frisiren das Haar reißt und zerrt, je sorgfältiger man es des Abends augtämmt und zu einem loscn Zops flicht, desto länger bleibt es voll und schön. Das ist das Hauptsächlichste der Oaarpflege. Wie man das Haar in der Farbe erhält, das verrätb der -- Fri seurl Nur eins! Ehe sich die eitle Frau definitiv zu einem Haarsärbe mittel entschließt, siirbe sie erst eine lleine Strähne und beobachte sie vier Wochen; es soll schon vorgekommen sein, daß gefärbtes Haar nach einigen Tagen schön grün oder lieblich violett wurde. Und das —- so originell es vielleicht sein mag s— ist doch eigentlich nicht der Zweck der Uebung! — Immer zerstreut. Frau (Zeitung lesend): »Dente dir nur: Graf Schwemsnler ist mit seinem Au tomobil in die Luft geslogenl" Profes sor: »Ich wußte gar nicht, daß man die Dinger jetzt auch fiir die Luftschisf ssabrt eingerichtet bat’.« » - . ....-.-...- -.·-.-—. -. .«.-.-.—--.··-.. Fin- dte Küche. Getlopftes Qchsenfletsd Gutes, nicht zu frisch geschlachtetes Ochsek:sleiscl), am liebsten vom Roasts beei, schneidet man in fingerdicte Sitt cke, sie werden tüchtig aus beiden Sei ten mit dem eisernen Beessteakharnmer geschlagen und wieder zusammenge schoben. Man brät die Fleisch-stärkt m breiten Topf in Butter oder Fett und macht eine Legirung von Mehl, gekocht in Fett oder Butter, die man mit Jus oder Brühe verdünnt. Einige nehmen fein geschnittene Zwiebeln daran. Man bedeckt die im Topse auf einander geleg ten Fleischstiicke damit. Dazu kommen einige schwarze Psesserlörner und ein paar Lorbeerblätter; dann drückt man den Deckel gut auf nnd läßt es in U Stunden langsam kochen. Beim Ser viren seiht man die Sance durch und verrührt sie mit einem Stück kalter Butter,,wodurch sie ein schönes-, sam rnetweiches Aussehen bekommt, und gießt sie über das in die Schüssel ge legte Fleisch. Weiße gekochte Kartof feln gibt man dazu. Fleischbriihe mit Nudeln oder Maccaroni. Um die Suppe klar zu erhalten, muß man alle Nudelarten extra in Salzwasser abkn ekien, mit kaltem Wasser abspijlen und aus ein Sieb znm Abtropfen legen, ehe man sie in die Brühe thut, damit die selben nicht trüben. Beim Abkochen der Nudeln, die man nur in kochendee Wasser werfen kann, gebrauche man die Vorsicht, dieselben ganz locker in das stark waltende Wasser fallen zu lassen, weil sie sonst leicht klümperich werden· Gehackte frische Petersilie schmeckt sehr gut in klarer Fleischsuppe mit Nudeln. Auch tunn man etwas Parmesankäse dazu extra den Speisenden herumrei chen. F i sch l) a sch e e. Ein gewaschener, gereut-guts agents wlko gcylllllcl, klit grätet und fein gehackt. Dann fügt man zwei in Milch geweichteSemnieln. Majoran, Muskatblüthe, Knoblauch, eine halbe geröstete Zwiebel, ein Stück fein gehactte Zitronenschale, vier ge kochte harte Eier und vier ungetochte Eier bei, rührt die ganze Masse gut durch und füllt sie in eine gebutterte. mit Sennnelbröseln ausgestreuteForm, in der man sie backen läßt· Fertig ge backen, wird das Gericht zerschnitten und mit Pfeffer-, Essig und Oel ser bitt. Kartoffelsalatsr la Natu lie. Kartoffeln werden mit der Schale abgetocht, geschält und heiß ge schnitten. Feingewiegte rohe Zwiebeln, Oel, etwas Wasser, Paprila und Salz werden zusammen aufgetocht und als-— dann lachend über die ebenfalls heißen Kartoffeln gegossen Dann stellt man den Salat ganz kalt und servirt ihn erst nach ein Paar Stunden. Gebratener frischer Schell fisch. Der aeschnppte und wohl gerei niate Fisch wird abgetrocknet, in Stücke zertbeilt, diese in aetlijrte Butter ge taucht, in Mehl und feingeriebener Senimel gewendet und in steigender Butter gebraten. Dazu wird eine Ka pernsauce oder auch nur die Bratbuttet gereicht. Apfelmehlspeise. Fünf Un zen Mehl, fünf Unzen Zucker, neun Eier, fünf Unzen Butter-. Das Eiweiß wird zu Schnee geschlagen Das Mehl brüht man mit 113 —-- 2 Tassen voll guter. warmer Milch, fügt die Hälfte von Butter nnd chler hinzu und rührt alleH über Feuer, bis es sich vom Topfe amon. gzn Der zeig aogeluytl, to lyur man dieEigelben und alles-Uebrige, zu letzt auch dzu Eierschnee hinzu, giebt es in ekne Form, die zu einem Drittel mit gefchälten, eingezuckerten, auch mit Rum befeuchteten Aepfeln angefüllt ist, blickt alles eine Stunde und servirt es ohne Sauce Currn Stem. Drei bis vier Pfund schieres Rindersilet wird in fin gerdicke Scheiben geschnitten. Ein Quart Kraftbriihe von Fleischextrakt, die mit Salz, rothem Pfeffer und Currypuloer abgeschmecit ist, läßt man austochen und legt die Filetscheiben hinein: sie müssen darin langsam weich dämpfen. Dann fiigt man ein Wein glas voll schweren Südweins (Malagcr cder Porttoein). einen Löffel vollReis mehl, drei Eßlöffel Voll »Ketchup« und einen Theelöffel voll «F::rrypulver hin zu. Man fervirt dag Stew mit sit-rö fteten Semiuelscheiben umlegt oder iin Neigrand. Blumentohl auf Fein fch m e ck e r a r t Ein großer, weißer Fion Blumentoltl wird in Salzwasser gar gekocht und m einzelne Rögchen ge brochen. Ferner werden zwei Tassens töpse voll Reis in leicht gesalzenem Wasser gar, aber noch törnig gekocht und zum Ablaufen auf ein Sieb ge schüttet. Unterdeffen hat man einen halben, abgetochten Hummer aus den Schalen gelöst, stößt diesen im Mötser so fein wie möglich und bereitet Hum rnerbutter daraus-. Aus zwei Unzen Butter und gut zwei Unzen Mehl stellt man eine weiße Mehlfchwitze her, die mit einem Drittel Quart fauremRohnt und einem Viertel Quart Fleischbriihe zu einer dicken, seimigen Sauce ver kocht, mit Salz, Pfeffer und Citros nensaft gewürzt wird. Zuletzt rührt man die Hummerbutter in die Sauce und mischt diese gut durcheinander. Jn einer Auflaufform werden nun las » genweife Reig, Blumentohl und Hum mer eingefchichteh mit der Sauee be I deckt, mit geriebenem Varmesantäse be i streut und einige Minuten zum Tuch i backen in den Bratofen gestellt.