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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 3, 1903)
Unser Feldzngssritze. Eis Kriegserinneruntz — Humoreste M Hans von Zobelitz. sie et eigentlich mitgelomtnen war, ist nie ganz aufgeklärt worden. Jeden aäi toar er va, als wir am st. Juli Mannheim ausgelaven wurden.Als ein gestrenge-Z Examen angenellt wur de, wollte teiner der Füsiliere etwas von ihm wissen. Die eine Korporat schast meinte, er sein in Gießen plötz lich ausgetaucht, vie andere behauptete. daß er schon in Nordhausen beim Suppenempsang mit dabei gewesen « Wahrscheinlich hatte er sich bei der bsahrt von Berlin nnier einer Wa gen-baut verkrochen oder sich in Unen der Pserdewagen eingeschlichen. Er selbst verweigerte jede Auskunft. übte die Kunst passiven Widerstand-J durch hartnäckigstes Schweigen Vielleicht vierzehn Jahre mochte er alt sein und war der richtige Dreiliise hoch. Anständig angezogen, einfach aber sauber. Das Gesicht offen, vie Augen hell, mit einem etwas ver chinitzten Ausdruck; Haare wie eine tirste, blonb und dicht. Jch sehe ihn noch ganz deutlich vor Uns Offizieren heu. Der Feldwebel hatte ihn anr rin. wohl nicht gerade nni allzu sanf tetn Druck, denn wo unser Bickler hin faßte, wuchs gemeinhin kein Gras-. »Wie heißt bu?" Iris-, Herr Hauktmann.« Das kam in ganz militärschseni Tonsall her aus. Die echten Berliner Jungens san-non denselben schon von klein aus. .Ba.ti:rdnanie?« Kein-e Antwort »Willst Du wohl ler Mund aus wchiem Junge!« Kein-: Ani«.vo-rt. Und dabei blieb ek. MS ob er sich einen feierlich-en Schwu: Feieistet hätte, die Lippen nicht mehr auseinander zu bringen« Zu lasnsxn Debatten war übriaens keine Zeit. Die Kompagnie stand schon in der Settioersslolsotmsr. »Mit-Weben Sie den Jungen dein nächsten Polizisten Felol Hel. Die hohe Polizei wird ihn schon zurückw deren,« entschijv Eber Hauptmann » Also geschah eB. Ader k- ais vie · arn nächsten Morgen an trat, war Friße wieder zur Stelle. Est tvai abseits zwar star-) er, aber doch greisbar nahe hinter der ersten Kot-vo onlschaft. Barhäuptig —- bie Mütze mußte er wohl bei der Flucht vor vem Sen-W eingebüsst haben —— die "ustchen in die Taschen seiner Jovor. s Gesicht ein bissel spöttisch, ein bis sel tatst-L Als ob er sasxn wollte: na — da seht ihr-T Mich mer«-et ihr doch nicht los. . . Der Hauptmann schimvste. Der Mkmzsbet was noch sdedentunasvoller rvar, schitnpste auch. Fritz wurde höchst energisch bedeutet, daß rnan ihn nicht gebrauchen könne, und es fiel-In allerlei Anioeutunsgen von einem Etrobbansen, ein-ern Stück wngkebrannter Asche un)’ ein«-m gern-Ren Körpertheil in ver Verlängerung des Rückens. Aber es» goß in Strömen vom Himmel herun- i ter. Jeder hatte mit sich zu thun,i fühlte sich wenig ausgelegt zu aroszeni ; Ausnmnsrersetzunaen unt Dann tamj ? mich schont HEuer Batailionsadjiitnnn ’ T »die dritte Kompagnie an:ke:en.« Fritze »trat mit an-«. Wohin er sich während soes Mars-txt otrlriintejte, wissen die Götxeic Wo er nachher im Bitt-il war, vielleicht auch sie nicht. Allg ob der Region eine schützende Tat-nn lappe über den Unzen kleinen Kerl Dir-Sen- häitte, so war’s. Doch am » des B. Auaust stand er wieder hinter der ersten Korporalschaft, im Gesicht »die Melduna: Bitte — hier bin tich-! unsd soie beiden Fäuste in den Jap jontaschm.-—Diesimal tanzte ihn nur der Feuer-edel an. Der Hauptmann " schwieg. Er hatte selbst solchen Jun -k, Son, etslva im aleichen Alter, zu Hause, und über alle anderen Erwägungen hinweg mochte ihn ein leises Mitleid män: piscbenaß war derBerIgelk Nicht einmal ’ne Mütze hatte er. Es triesste ordentlich aus dein dicht-en Blondhaar. .Serneant Blonrann-!« Das war oer Miit d’armes, txt-r Wammerirnterosi : « - «- .»»W:s»-s.W , .».-..-.- WM«.«-«» « Zur hauptmann —« erben iSe nicht irgend ’n-e Kappe sei-r den verfl— Bengel da?« » Sen-reimt Blomaincn legte sein Ant sh »in ernste Falten. Er trennte fiel-; » - ungern- soon inne-nd einem der , Obhut anvertrauten Stück-· » her schließlich —- oie Frage des . man-US war ldoch so gut wie ein MI. «Zu Befehl, Herr Haupt ,mn!« Mo bei-tm Frite ein-e richtige Mill « mitte. Und wie das so geht« die is M tvieeimArt Freie-aß siir ihn. M Spindel der aller-höchsten Dul e wurde freilich nicht offiziell «t. Bn Gegentheih Friße be bst jeder Fasse-wen Gelegenheit zu v «' usw W- Range M . « Ue werben- mlisse, wo man · - erstlich das Leder ordentlich s MUC und was solch hlkbsche Wilichrbticke mehr waren. des W schätan das ab, wie - si Eindruck machten ihm we Umsonst-ei feste Inan- an Mai Freih- liaite. get-i Wien New seit-e patrivg h« r f we m Ins . s c k hthsbsw site M M er « —, ben j« - Miit-HG tmd die Tinte ist dem Zehzugssoeaten verhaßt So Eins- iåbsk die Grenze und nach Frankreich hinsink- Und nachdem die Grenze itberschrssittenswar. die erscheinst schen Behörden fehlten. konnte Friße sich erst recht aedorkgen fühlen: wer hätte denn sent noch sein-en Abschni üsderrehmen Falkn? Und da er nun ejnmal da war, so ergab sich auch die Sorge um seine Existenz von selbst. Er wurde, sroewn aucks nicht rn- Brot und Lärm-IF so doch jedenfalls in ersteries, K h. Verpfliegung genommen und der ersten Korporalsschast atm chirt. Wunderbar- genug. das-» und we das Kerlchen die Strapazen, die end-: lasen Märsche im Sonnenvtana, die Kalten Bis-MS aushielt! Manch-n start-In Mann streckten sie Messer, der Junge war aber tin-met frisch unsv Tmamter wie- esip Fisch im W Her Da bei wurde er swabribastsig nicht gee schont —- im Gegenrheii. Er war bald etwas swie Das Futtotum sein-er Korporalschassst gewonnen, und die Her-ten Füsikierse stutzt-en ihn ein we nig auss. Aus den Märschen stahl er sich der Krisan voraus in die Dör sser, und wenn swir hindurch war-anr ten, stahl er sich in vie Kompagnie zu rück, drei, Ober 5voll-e Fecvslaschen um den Hals und alle Taschen voll Brut oder Speck oder Gier; im Biwat kannte er sstsort über der Feuersteue seiner Gebieter, und wenn tote antrie ren kaum klyr Feuerchen ansae lind-et hatten, brodezte bei Tier ersten vrpos ralschast sch- n das Wasser» Er hatte acschtktte Hör-öde der Tausewvsassa Nach acht Tagen putzt-e er ein Gewehr lbesser als manch’ alter Resewist und setzte einen« Flickm aus ein Höschm daß es der Kompagnieschnetver nicht« vollendeter machen konnte. Ein Landtwmann in der ersten Korpovalschast snahm sich des Jungen besonders an. Er stieß Müller, wurde in der Kompaanie seines Gefangn lenttes wegen Der Lieder-Müller ges nannt und war ein ruhiger, gesendet Mann, der Weib und Kind dahetm hatte. So gern er sang. war or doch sonst recht worttata. Ein wenig ver schlossen soazy ernst und zurückhal ten-d, aber ein ausgezeichneter Soldat, dessen Brust schon das 1866 ers-vorbe ne MilikänEhVenzei schmückte Am 16. August überschritt unser Regiment bl- Mpsel. Von senn hör ten »wir den ersten Kanonen-sonnen ohm zu aimen, dake lau-n vier Mei len entfernt Die Muts-ge Schlacht von Mars - la - Tour tobte. Am 17. Abends tasmen wir in euaere Quar tiere in Wwillr. Der Marsch smar überaus anstrengend gewesen« die Vervsieguna blieb zsum ersten tLale ganz aus. Der Brotbeutel mußte her-geben, was er noch in sich bang, und dann wurde eben der inbviemen ein paar Löcher enver ac schnallt. Die wenigen .Pifawgg«, vie im Ort zurückgeblieben .var-en, schwirren heilige Eide, sie hätten sekbst »wir de tout, nix de vin, nix de pain«· —- irriv es war wohl auch im Allgemeine-n so. Jch erinnerte mich ts;utlich, daß auch wir Offiziere unz beiknCure saeg Ort-L, oemPfarrer, mir einer Ziippe hehalfem vie unsere Burschen aus alten Brorrinoen zu sammengeht-Tut hatten, und daß xvir die mit dem hoch-würdigen Herrn ge meinsam auslöffelten. Als- mir am 18. im Dammernden Morgen aniraten, stürzte plötzlich, heulend und schreiend eine alte Bäue rin auf die erste Korporalschafi los. Der Hauptmann wollte gerade zu Pier-se steigen, derzeldiveäel schimpf ie, vie Leute Hachim Die Alte rannte wie besessen um die Fikfiliere herum, wollte alle Brovfeuiel betasien, rief abwechselnd irr ihren-. Pataiå einiges vrn einer «peiisie prnie« tin-d einiges icon ein«-m »b:igan«o«. Einem Unter ofiizien der sie fortzubrirrnen suchte, ’biß·sie in den Anm, daß er auf schm. »Kreuzdonneitvetter! Was- will das Weib eigentlich-W tief der haupt masnn, dessen Pferd scheute und einen Seiknfvmng nach dem andern mach te, was die Laune des Herr-n Kom pagnievaiers nicht gerade verbesserte » Es fwd damals noch mit den Ge zheimnsisserv der französischen Zunge i aus etwas gespanntem Fuß. Mit mir iwar's nicht viel besser bestellt. Aber ! ich konnte ihm doch oerfdeutfchem daß »die Bäuerin behauptete. ihre Ein s amviirung habe ihr das letzte sorg i sältsia sverborgme biihnchen gestohlen ! Der aeftrenge herr- hauvimann ; war sehr wittheird »daß ein »Hm-net ;dieb« in seiner Kompagnie sein sollte jBiel Zeit war nicht verfügbar, aber H die beschulviate erste Korporalfchal l mußte doch Mmell die Torteister a — ! legen, diese und die Brotheatel soll Heu revkviri wer-den« Da trat plölrlieb der kleine Knin der Fris, M, die rechte Hirn-d au1 seinen Brot-deutet gedrückt, dicht an vers Hauptmann heran, nahm da Gasen Fusan-m und meidet-u »Ja hab« das ZUW. Aber ick hal-i ber Ollen ’n Idhnjrvfcheusiiicl des-or hmselqt«..« M km er reicht M da ritt attade der Maior vorüber, der haupt W n usw erst als ie - pag-is scheu im Marsch, immerf- ei Ist-er Ue Rates-de di : »Na, wart . W Eroßer Eotii Mo die Sonne her-i absant und es Abend wurde, roasr un ser Hausen-arm wwwan zwei Of »ii1iere, 12 Unterosfiziserse, 115 Fiksii ilierve war-en non unserer einen Korn ’pagnie aofallen, Verwandten denn-ist« Zoischerrs dem dämmernd-en Most-i aen in der Dorsstrsaße von Harva svilbe nnd dem »Aber-d vor der-r zers tchossenen rauchend-en Raineer wir St Preioat laa die grosse blutig-e Schlacht, die Frankreichs beste Ars nru in die Mauern von Metz bannte: Der herrisiche, aber mit schwersten Opfern errungen Sieg von St. Pri oatsGrasdelottr. Trauer-in todrnikde, hungernd, dürstend und doch die Brust von sw ’hem Stolz Wirt-weilt knarrt-en koir Ueberlebenfden zwischen den Ge hiiften des erfiiirmten DorseT Jn allen Häuser-n die oer Brand ber schrmt, attf den Höfen todte tin-d Ver Imuridete Feinde --— und imsmer neue Verwundete aus unseren eigenen Rei hen wurden herangebracht von der Blutbahn her, die unsere Siegesbahn gewesen war. Wer dachte da noch an das Hühn chen der Bäuerin! Und an die Strafe, die der Hautpmann dem Jungen Judit tirt hatte! Aber von dem Fritz wurde doch an jenem Abend viel gesprochen. Er war mitgetrottet, neben seiner Korporalschast her, während des gan zenBormarsches, mit höngendem Kopf, um die Lippen wieder den trohigen Zug. So hatte ich ihn selbst noch ge sehen und ich hatte ihm sogar einmal aus die Schulter gestopft: »Na. Fritze; Kopf hoch, Junge! Am Ende wird’s nicht so heiß gegessen, wies gekocht ist. Und an ’n paar Jagdhieben wirst du nicht sterben -——« Da hatte er ausgesehen: « . . . wenn se mir doch lieber todtfchießen wollten —« Immer mit der Hand aus seinen Brodbeutei, denn in der Eile des Ab marsches hatte Niemand daran gedacht, ihm das hiihnchen abzunehmen Jch sah-Z wohl, aber ich sah fort. Denn für sich allein hatte der Junge die große Missethat sicher nicht ausgeführt ».. · wenn se mir doch lieber todt schießen wollten . . .« War Fritz auch gefallen? Lag er dort draußen auf dem blutgediingten Wege den hang hinaus? Ich hatte ihn aus den Augen verlo ren. Aber der und jener hatte ihn noch bis zuletzt gesehen. Immer bei seiner Korporalschaft, mitten in der Schuhen linie. Gerade die erfte Settion hatte furchtbar elitten; von der ganzen Kor poralscha waren nur noch drei Mann übrig; auch der Lieder-Müller fehlte. Aber einer von den dreien erzählte, daß der Frist sich wie ein tleiuer Held be nommen habe. Den Berwundeten und Todten habe er die Patronen abge nommen und sie den anderen nachgetra gen, immer sei er unter den vordersten gewesen. Bis . . . ja. das wußte tei l litt kccyl genau unzugeMIL Wer rpuur Hin der letzten heißesten Stunde noch aus den Jungen achten können! Jch lag neben dem Feldwebel auf der Erde, den Kopf ans dem Tornister. den Mantel iibergebeckt, sröstelnd trotz derSommernacht. Die Augen hatte ich sest geschlossen, aber vor ihnen zogen wie in einein Kaleidostop die Bilder des Tages vorüber. An Schlaf war trotz aller Müdigkeit nicht zu denken· Die Spannung der Nerven war noch zu groß. Und dann dies ununterbro chene Stöhnen und Aechzen aus dem nächsten Gehöst, ein Schmerzengschrei dann und wann . . . Dort thaten die Aerzte ihre blutige Arbeit . .. , Plötzlich hörte ich dicht neben mir Tritte und dann eine junge Stirn-net »Herr Leutnant . .. dort im Dickicht liegt noch der LiederiMiiller. Mint Schuß in der Brust. Jck hab’n ver bunden, so gut et jing. Das Blut steht "auch. Aber er muß jeholttwer’n· Jleich. Sonst ie’ alle mit ihm..." Ein un terdrückte-S Schluchzen... und dann noch einmal: » . . . aber jleich, Herr Leitnank . . . sonst is er weg-» un ohne mir find’n teener . . ." Jch war ausgesprungen. —- »Braver Junge!« —- und schüttelte ein paar Leute aus dem Hakbschlas. tFine Tragbahre war nicht auszutreiben, aber ein Stück Leiter und einige Decken. So zogen sie los, in die dunkle Nacht hinein. Der Fritze mit ihnen. Aber vorher kam er noch mal zu mir nnd faßte mich am Aermel. Ganz kurz sagte er mir, mit hastigem Athem: »Ja dank auch schön.« Dann war er fort. Jch habe ihn im Feldzuge nicht mehr wiedergesehen Die sorkgeschiekten Fiisiliere meldeten mir nach etwa einer Stunde, daß sie den Lieder-Müller gesunden und nach - dem Verbandsplas gebracht hätten. Er seischwer verwundet. Der Fritze hätte bei ihm bleiben wollen. Das war um dieselbe Zeit, als mir mein Bursche ein Kochgeschirr mit Sudpe brachte. Mitten in- der Nacht. Aber der Feldsoldat kann immer »sut terri«, wenn er was hat. Und ei dris tete aus dem Blechnapf r zu herrlich, und aki ich mit dein L l tief hinein fahr, faßte der ein Stück, das sich beim Schein des Feuers aki ein hiihnerbein » Frau-stellte Unleusbar. Ich be das ; ochgeschiee ohne Gewissen-di e geleert bis auf den Stund. Vielleicht war ich , der etneiie unter all den hunderttau . send, see in set Rachk nach St. Privat « Werd-nimm betanr — außer inei IeI kutschte-, der neben seit heimlich Meiste und knabberte-. Nur wer ein W- »u— -- . mal zwei Ase lang von harten Brod rinden gelebt hat. kann ermessen, wie das that. Ich Mitte im stillen bergen Frist-e mindestens die Fressen. ber er tam nicht wieder. Nur daß Lieder-Müller nach heimwärts »eva tuirt« war, ersuhr ich, und lange nach her. daß er vom Ersatzbataillon als l »Ganzinvalide« entlassen worden wäre. « c d O Das war Anno 1870. ; Ein Viertelsahrhundert später, 1895, s seierte mein FeldzugssRegitnent die 25jährige Wiederkehr seines Ehren-« tages. Jch selbst hatte längst den Rock des Königs ausgezogen, aber an diesem Tage durste ich nicht schlen. Da ta men sie ja alle, die noch lebten von den JMitliimpsern der großen Zeit. Gene ?räle, die damals Leutnants gewesen waren, Stabsossiziere, die als Junter mit hinauszogem Landwehrleute und Reseroisten, graue Knasterbärtr. Rechts und linls drückte man sich herzlich die Hände. Jeder Unterschied von Rang und Würde, von Arm und Reich schien aufgehoben. Schön war’s, herrlich, herzerhebend! Und als die alten Krie ger dann im Parademarsch vor den zersehten Fahnen des Regiments vor beimarschirten, da flogen die Beine heraus, daß sich die da drüben, die jungen vom Regiment« ein· Exempel daran hätten nehmen können. Und manchem von uns verlten die Augen . . Aus dem Paradeplatz roar viel Voll, denn der ganze Stadttheil wollte Zeuge sein. Wie ich so an den Reihen entlang schlenderte, sah ich solch alten Anasta bart, mit dem ich eben noch zusammen den ehrwürdigen Fahnen die schuldige Reverenz erwiesen, aus die Menge zu gehen, und wie wir uns beide ins Auge fassen. bleiben toir stehen. Wer wir waren. wußten wir beide im Augenblick nicht genau. Aber doch so ungefähr . . und eine Minute daraus mass geklärt. Der Lieder-Müller war est Noch im mer ein stattlicher Mann troh seiner Sechzig und trotz der schlohweiszen Haare. Jm schwarzen Rock, sein, wür dig. Ein wohlhabender handwerks meister oder ein tleiner Fabritbesrtzer aus der Provinz, dacht’ ich. »Ich will meine Tochter suchen und meinen Schtoiegersohn,« erlliirte er. »Die miissen hier herumstehen. Wir sind nämlich heute sriih zusammen von Zehdenit herüber gekommen. Der Iris wollt’ doch auch dabei sein« ».·. der Frihe...« Es war im Augenblick nur solch eine undeutliche Erinnerung in mir. Ein Bierteliahrhundert ist eine lange Zeit und löscht selbst in einem guten Ge dächtnis manche Einzelheiten aus. Oder —- richtiger —- begriibt sie gleich sam unter der Fülle neuer Eindrücke, bis dann plöhlich ein paar Spatenstiche sie wieder sreilegen. ' »Unser Fritze . . . Herr Hauptmann! Unser Feldzugösritze von der König lich Ersten!« belehrte mich der Lieder Müller. Da stand er auch schon ielbit vor mir - — unser »Feldzugsfritze«. Er war nun auch tein Jüngling mehr, aber uns alten Krackern gegen über doch noch ein rüstiger Mann »in den besten Jahren«. Ende der Dreißig wohl. Hübsch und frisch, mit vollem blonden Haar, das noch immer geichos ren war wie eine Bürfte, einem schmu: cien Schnurrbart im rosigen Gesicht und den hellen Augen von ehedein. Und am Arm hatte er ein bildhiib fches, resolutes, rundliche-Z Frauchen Die mochte Anno 1870, als der Fritze draußen feine Feldzugsstudien machte, wohl noch in der Wiege gelegen haben, to jung sah sie aug. Blond wie er, aber mit zwei allerliebsten Grübchen in den Wangen und lustigen zärtlichen Blauaugem Ein trästiges Händefchiitteln gab«s, wie immer unterstriegslameraden Und dann, als ich Feine ansprechen wollte, mit einem Mal meinerseits eine tleine Verlegenheit· Wie hieß er denn eigent lich mit dem Vaternamen?- Den hatten wir ja nie erfahren. Nun tonnt' ich ihn aber doch nicht mehr »Frihe« nen nen! «herr. . .« Er lachte. »Es ist schrecklich, aber ich tann’s nicht ändern. Schultze heiß’ ich nämlich . . . wie mein Schwiegervater Müller. Müller und Schultze sind mal wieder richtig zusammengeiommen, tvie im Kladderadatsch Was, Mieze? Sie passen auch gut zu einander . . ." Erzählen sollte er. Doch im Augen blick war teineZeit dazu. Denn drit ben riefen schon wieder die horniiten die alten Krieger zusammen, die ihrem lieben Regiment eine Ehrengabe gestis tet hatten, welche jest seierlich über eeicht werden sollte. Am Abend aber geil-'s ein großes, frohes Verbriiderungjfest, und ich hatte dafiir gesorgt, daß auch Herr Frige Schulte, unser Feldzugsfrihe, dazu eingeladen wurde. Da saßen wir zusammen, und da er zählten sie. Der Schwiegervater und der Schwiegersohm immer umschichtig. Zriße hatte also wirklich denSchwers verwundeten bis über die Grenze, nach Alldeutschland hinein begleitet, von La zareth zu Lazareth, von Station zu Statisti, als der treueste, beste Psleger. Dann, in Magdeburm aber war das Verhängnis it r i n gelommen in Ge stalt eines übereifr gen hospiialinspels tot-. Gewiß tte der's seg:z gut ge meint. Solch naelchen ge et in dte Schule oder in die Lehre, mochte er ge dacht haben. Fort mit ihm nach der heimisch-stirbt Und eines Morgens war aus set-e Reguisition pwtch die ; sei nicht böse, Schwiegervater, daß ich L heilip Humandad erschienen, hatte den e be »Ur-se r« bein- Schlasittchen gepackt und nach Berlin spedirt. «Mein Vater war schon seit Jahren todt. Jch hatte nur eine Stiefmutter Es giebt auch gute Stiesmiitter, . aber meine war eine von den ganz besseres erziihlte Frißr. »Darum war vich ja auch ausgetnissen, der Patriotrsmus und die Kriegsbegeisterung allein hat ten es doch wohl nicht gethan. «Na, uber den« Empfang daheim will ich nichts sagen« Wie einer, der bei St. Privat mitgethan, wurde ich gerade nicht aus genommen. Aber dann nahm sich mein wackerer Vormund, der Schlossermet ster war, meiner an. Jch tam nach auswärts in die Lehre —- und es wurde von Monat zuMonat besser. Denn eins hatte ich da draußen in Frankreich doch gelernt: Order parirenl Sehen Sie . . . ich hätte ganz zufrieden sein können. Aber daß ich nicht wußte, was aus dem Lieder-Müllers geworden war — Lieder--Miiller sage —- das schmerzte mich. Als das Regiment zurückkam, wollte ich nach Berlin. Hauptsachlich um mich bei der ersten Kompagnie nach ihm zu erlundigrn. Na, da blies mich aber mein Treuenbrießener Lehrherr nicht schlecht an. Schreiben wollt’ ich auch. Aber an wen denn? Ich wußt« ja nichts. als daß der Lieder-Müller aus der Provinz Brandenburg stammt. Wie tann man auch Müller heißen, Schwiegervater!« Der Alte lachte. »Na —- und-nun erst Schulßet Ausgerechnet, Iriße Schulßet Aus Berlin! Als ich entlas sen war, hab’ ich beim Ersaßbataillon gefragt und aus der Polizei. Ausgelacht haben sie mich. Wie lann man nur Schulße heißen, ritze!« »Müller und chulßeL Ja wohl . .. das sind eigentlich gar leine Namen, das sind nur noch Begriffe. So sind wir beide uns denn unaussindbar ge wesen« und als ich größer und ver ständiger war und wohl hätte aus den Gedanken kommen tönnen, beim Regi ment anzusragem da war die Erinne rung so halbwegs eingeduselt. Es war nur noch etwas wie ein angenehmes Dantbarteitsgesiihl in mir gegen den guten alten Lieder-Müller, der da wdraußen in Frankreich dem dummen Friße manchen wohlverdienten Rasen topf erspart hatte, der ihm die Blasen an den wund gelaufenen Füßen auf stach und die letzten Brodrinden mit ihm theilte . . .« »Junge, red« du nicht solchen Un sinn. Wenn wir gegen einander ab wägen wollten! Wer hatte «dir denn( das Zehngroschenstiick gegeben, als du i das Hühnchen unterm Bett von dem Pisang entdeckt hattest? Damals, als . dir der gute hauptrnann »s- Gott hab’ ’ ihn selig —- die siinsundzwanzig an drohte, hab’ ich mich todt geschiimt und s immer gedacht, ich müßte sie kriegen. s lind dann gar nachher . » elend ver-— reckt wäre ich, wenn du nicht bei mir geblieben wärst . .. »Ganz auseinander waren wir also. wir beide! Aber es muß schon seine Richtigkeit haben mit der Vorausbe- I stimmung über die Schicksale der Mens— ; schen. Sehen Sie, da krieg ich eines H Tages von meiner Marie einen lanqen l Schreibebrief. Sie war nämlich hier« in Berlin bei meiner Schwester, die Marie, utn sich in der seinen Miche« augzubilden und die bessere Schnei derei so zu erlernen. Denn ich war gut vorwärts getommen, aus meiner Schmiede war eine tleine Werkzeug sabrit geworden, und ich wollte, dasz mein Kind eine gute Ausbildung er hielte. Jch hatte so meine hochmüthi gen Gedanten mit ihr. Eine recht gute Partie sollte sie machen, die Mieze ---« Der FeldzugsssFriye lachte lustig in des Alten Erzählung hinein. »Hm sie doch auch gemacht, Vater. Was?« »Stil« bist du! Also die Mieze schrieb mir: einen jungen Schlosser hätte sie tennen gelernt· Monteur sei er bei Borsig, ein famoser Mann, gut, brav, schmuck... na, was solch ver liebte Kreatur eben schreibt. Und sie liebien sich k— sie, meine Mieze, und der Schulge. Zu allem auch noch Schultzeil Das stieß dem Faß den Boden aus. Müller und Schulhe — Schulhe und Müller! Es kochte förmlich in mir. Solch simpler Schlosser, wo. . .« «Wo du schon aus ’nen Rittergutss besitzer mindestens speiulirt hattest, Vater. Gesteh’s doch nur . . .«' »Papperlapapp! Jch also auf und nach Berlin Wütbend. Jch wollte dem Mädel den Kon zurecht sehen und es dann einpacken. Zu Hause würden ihr die Schutze-Gedanken schon vergehen, dacht’ ich. Jch komme an, ich fange an zu predigen, ich bin sanft, ich bin grob . . . . mit dem Mädel ist nichts anzu fangen. Aber auch rein nichts. Wie ein Bock steht sie: ich lasse nicht von mei nem« rihe, und wenn du mich todt schliig . Na und wie tvir so im schön sten Diskurs sind, tlingelt’c, und eine Minute darauf steht solch langer Bursche vor mir mit dreisten Augen — frechen Augen —« »Aber Schwiegervater —« « . » frechen Augen. »Ich bin Fett Schutte,« sagt er gleich, »und wenn Sie, tvie ich vermuthe, der here Vater sind, dann möcht’ ich vor allem bemer ken, auf eine Mitgift rechne ich nicht. Ich iann meine Frau selbst ernst-um« sagt er. Und tote ich ihm so in die Augen sehe und die Stimme höre, da diimrnerks mit einem Male in mir . . . »Mir-Scham . . . sei Schulne . . . nnd seag’: Osten ie nurl, mein Lieber. haben Sie mal ein Stils-schen räuberti Und sollten Sie W nicht Infondzmanzig . . .« « Mir frag’ ich Sie, Herr Haupt mann, war das nun wohl eine Art, mit seinem zukünftigen Schwiegerfohn ein ernsthaftes Gespräch anzufangen? Jn Gegenwart der Brauts« »Und da steht der Junge, s rrt erft Maul undNase auf, sagt w der, so mit ’nem Zittern in der Stimme »Lied . . . Lieder-Müller?« und dann hat er mich auch schon um den Hals gepackt und walzt mit mir in der Stube her um, triegt mit dem linten Arm die Mieze zu fassen, mirdelt die mit nnd schreit und jubelt: «Lieder-Miiller! Lieder-Müllers Miezet Müller und Schulge —- Schulge und Müller!« Jmmer im Takte von der schva blauen Donau. Und rechts einen Kuß und lints einen Schmaß —-·« »Oho, Mieze kriegte lints immer zwei, Schwiegervater!« »Und dann drückt der sreche Mensch mich auf das Sofa, stellt sich davor und sagt: »Herr Lieder-Müller — Lieder-Miiller« sagt er — »soll ich vielleicht die Geschichte erzählen, wie ein mordsmäszig hungriger Landwehrs mann einen armen Jungen verführte, einem Pisang ein leiddaftiges Huhn zu marodireni Herr Lieder-Müller, wer ist schlimmer: der Dieb oder der Verführer?« Und plöylich hatte er mich wieder beim Wirte und schmahte rechts und schwatzte links. Na . .. und da gab ich ihm denn die Mieze oder, richtiger, er nahm sie sich, der Mords schwerenäther, unser Feldzugsfritze.« »Jawohl. Herr Hauptmann! Und dann zog ich mit Mieze zu meinem alten Herrn da, und nun firmiren wir «Miiller cis Schulde«, Maschinenfabril. Das Geschäft blüht, was, Schwieger papacheni Und die Familie auch. Die Mädels und die Jungens. Wie die Puppen! Und wenn der König mal wieder ruft und der Vater Schulge schon ilapprig geworden sein sollte, d e drei jungen Schulges müssen mit . . .« Er machte eine Pause, lächelte der schmitzt, legte den Zeigefinger an die Nase und fragte derschmitw »Na, Herr Hauptmann . . . das Hälmchen dunne mals . . . in der Nacht vom 18. zum 19. August wie dass denn eigentlich gefchmeckt2« Auch ich mußte lachen: »Gros3artig, Frisc. « pardom großartig, Herr Fabrikbesiher Friedrich SchulyeF Und ich streckte jedem der beiden eine Hand din: »Eingefchlagen, Kameraden! Was? Schön war’s doch da draußen, Anna 1870, als wir halfen, unser Deutschland zusammenzutitten mit Blut und Eisen! Erzählen Sie’s Ihren Jungens und JhrenEnteln immer und auch das, wie gemeinsam Erlebtes Männer zusammen tittet . . ." «Miiller se Schutt-ej« rief unser Feidzugs-Frige. Und«» seine Augen glänzten. —-——-—-.s-—-—— Der seit is teils-eilt. Noch heute ist im Volke der- Aber gslaube weit verbreitet, daß ma wichtigen und gefährlichen Berti tungen are besiimmienTagew des Jah res, des Mutter-is old-r der Woche nicht ausgeführt werden dürfen. Dieser Adergjsaude ist umli. Dr. Oefele in Neuen-ihr eines der voreiiatlichsttn est-met der Urgefchichde der Medizin-, weist in ein-or Mittheilung asn etn Wienet Fachblatt darauf ·hin, daß sich bereits in- den babylontk chku Keil schtistuttundm ähnliche otschtifttn befinden an einer Dieser uralten Uebertiefekungm ist von dem Monat - Elul die Rede, und es wean füms Tage dieses Monats ausfgezählt, an welchen »der Arzt km den Patkenten sein-e Hand nicht sbkitwm soll«. Es sind dies der 7., der 14., der 21. und der 28. Tag, ciqu noch der 19., so daß es sich nicht um eine Art von wabatthiliigmtg Vhandelt haben kann. Aus dem Wortlaut des Ver bots geht shertvotz daß nicht die ätsztss liche Thättht im Allgemeinen un tersagt wem-en sollte, soc-dem- am chirutgische Handgriffe, urtd zwar im smsentlichm Ade-Misse. Es ist dies wer-falls das ösktieste dBisispel fsüt ein« qutcksztsetzung bestttnmtet Tage, Hvasf noch in M Bwuernttalensdem ver heutige-n- Ieit erholt-en hat. Die babylonischetiGstehktm asus dem Zeit altier der Keikschkist Gärsten ihn Warnung-m aus astronomischen »Gründen erTasseni W indem an den bezeichnete-n Tosen dke Stellung ver Gestirn-e als so umünstig betrach tlet wurde, daß Schrift-sen und Ader liaß old ein-e Habtlässksge Gefährt-any Es Einschrwa bezeichnet tout n. ------s· - C-——— Ins-« st- stumm UABWWM YWWE L-? m a Msichhintec khm ein JEAN tu sdet unangewhmftm se störte, Mw—eiIMU-Oper »Stil« W Mir-i gegeben —- fort-während ziemttch kaut m hinsuth Tolleytkaw Hirt-e tchdu Sache eint Zur-He Wer-e mtt an, dann wandte et tch zzu dem Irr-Mien- um und sagte tu höflichstpm Tone: »Es thut mit wirk lich lett-, mein den, aber visMekks auf der Biihne wachen ein-m- s Sscmdah daß ich Sie absolut nicht ver-W tat-M « » MOW M einer eölauf einen- »Um Mbriligm will-—mrtstekds ganz-m Baum. Vier-Müder M »Hm W ochen iewi nwdosupö mehr, owns-i set-Mam- Mit.