Vie Weide. Eine giiiischesefchichxe von Knifdodekn f Tut-L ich habe heute Nacht ganz u that itiiutnt.« « in unbek. Die vielen Reise eindriicke, vie Uebertniidung . . .«« » »Nein. heinrich.I Eg war eiwas’ endete-. Es war iein Trank-i, wie« sieionsi sind. Es nur ein Erlebniß." «Tausend! Und was hat denn mein » Reigen erlebt?« » « sagte Dir schon, etwas Furcht dates-Aber wirst Du nicht spotten?« »He-M ich schon je über knein Weib chen gespotietZ Gar keine Spur. — Komm, fes Dich her und erzähle." »Als-) höre. Jcki have im Traum ein-en Teich gesehen. Einen großen Teich. mit stillem. ruhigem, fast schin fendem Wasser. Schmutze Schwöne mit rothen Schniibeln schwammen auf seiner Fläche herum. Jn der Mitte des Teiches lag eine JnseL Nicht gross« Vier-, fünfmal so groß wie dieses Zimmer. Wir gingen um den Teich herum und die Schivöne folgten uns, Kreise ziehend auf nun Geiviisser. Dri Lachs ,,Nein. Mir-wird nur schon grase iig, weil Dir-mit so vie!"Eti111miing, erzöhiesi.« »Wenn Du spottefi, erziiiie ich nicht ipeiien Wj gingen im Schatten möch rrger, zu einem grasen part gern-ren der Bäume. Es lag etwas drückendes in der Luft, und auf mir lag es wie; eine diistere, trliblastende «-.sltynung. — Aber Du bist unausstelslich, Du lachst ja schon wieder.« « »Ich-? keine Spur. Ich freue mich nur über das entniaende Bila.« Sie zuckte unaedulvig mit sen Ach- : sein. »Du willst also nicht weiter hören?« — »Aber ich höres«1,5kit:d. JedrsWarL Der Teich, die Sckwänz die Bäume die Maaenbesclynxrren.« »Wieio Maer1deicks.vrrden?« »Na, dasiitdoch tiar Du hast ge« stern Abend zu viel gegessen. Jraend was schme- B«:.-da::1iches. Richtig, Hammer-Sahn Wie l.«.nn man am Abend Hammer Saiat essen. wenn man ihn nicht verträgt· lleberlaß rai: rnir. Jch träume niemals daraus. — Jch vertrage ihn« Sie ließ ganz entmutlsigt die Arme sinken. »Du willst meinenTrIuin also wirt lich nicht hören?« »Aber im Gegend-it Es ist ja hochinteressant.« o »Ich weiss gar nicht mehr, woDu wars « »Es ist auch besser, Du hältst Dich dabei nicht aus. Ec- ioaren die Schmer zen. Der Druck, Du weißt schon, der Druck aus die Seele.« »Ein Boot nahm uns aus, und .oir fuhren zurJnset thiiderÆ «Aha.« »Jn der Mitte der Insel stand eine mächtige Trauern-eise. So arosz. daß die Zweige die ganze Jnfel fast über deck:en. Einige Zweige hingen sogar in’s Wasser hinab. Wir festen uns unt-er cen Baum. Plötzlich erschallt aus oetn Stamme des Baumes eine Stimme: »Um Gottes-willen reitet mich! Rettei meinen Leib und meine ; Seele!« —- O Heinrich! Wenn Du Dir» vorstellen könntest, wie entsetzt, wie zu: Tode erschrocken ich war· Die Stimme, i die entsetzliche Stimme hatte wie aus! mir selber getlunaem was auch ertliir lich war, da ich...'« »Da Du das Als-drücken hattest,. mein Kind. Nein, nein, ich spotte nicht, denn ich sehe, wie Dich Dein Traum auch jeht noch erregt. Armes, kleines Weibchen mußt so dummes Zeug träumen, um sich ausregen zu lassen.« »Es war ja auch entsetzlich. Jch wollte laut ausschreien vor Anast. Aber als ich aussulsr im Bette, da hörte ich Dein ruhiges Athmen neben mir, und da, da wußte ich erst, daß es einTsurn war. Jedenfalls aber werde ich der tsch- twfti Mi- im Amts- npdsnbn « ,, osfentlich stnd die anderen so, daß Du die darüber vergißt. Laß nur mich dafür sorgen,« scherzte ich und trat an das Fenster, während mein Frauchen sich ibr Haar zurechtmachtr. Ich zoL die Nouleux hoch und öff nete dieccheibern Ein herrlicher Ro senoust drang zu uns-herein »O wie schön.« rief meine Fran. »Und die Aussicht? Jst sie schön?« »Ja . . a .. sehr . .. schiin,« sagte ich. »Wie komisch Du das sagst « Und ich glaube allerdings, daß ich es sehr tomisch gesagt haben mus-» denn in dem Augenblick fragte ich mich sel ber, ob ich wache oder träume Jch sah nämlich rechts und lintiz hohe majestii stische Bäume in einem Parte sich bin ziehen. Weithin bis zu einem Teich, und . . .« »Groszer Gott,« schrie meine Frau, die hinter mich etreten mar, um auch dieAussrcht zu eben, »das ist . .. das ist ja mein Ieicht Die Insel . . .nie Trauer-weidet Siehst Dei sie, Hein rich?... Das ist mein Tranan« Und sie tlammerte sich ganz entsetzt an mich an. »Es ist allerdings seltsam. Aber aufzuregen ist dabei nichts Unsere Wir-the haben Dir jedenfalls, bevor wir gemietbet, in irgend einem Briese die Aussicht beschrieben.«, »Nein, henri. Ich tann es be Rtoilrem Jch habe ja auch noch alle iese zu haus. Dann wirst Du es ja essen Und die Insel Du siehst ts doch . . « -« - »Ich . . . eigentlich sehe ich sie nicht, aber ...« Ader ich log. denn ich sah sie. It hab sie sich ad von dem dunst len sser del Seid-ex die kleine, von der riesi en Beide wie von einem grü nenden kchirme überdachte, lauschige JnstL Und meine Frau an mich ziehend und ihr, die noch immer wie aus eine Vision da hinausstarrte, einen Kuß gebend, sagte ich lächelnd: .Und wenn Madame ihre Toilette etwas beschleunigen will. dann können wir ja sehen, wie weit die Wkrtlichieit ihrem Traume entspricht Zehn Minuten später waren rvik fertig und suchten hinaus· Suchten. Denn wenn man spät Abends in ein wildsremdes Haus lommt, findet man zsich nicht gleich zurecht. Im Vesiibiil trafsen wir mit unserem »Wirtl«.e«, dem Vergel- des Schlosses-« zusammen. ’ »« h.« sagte er, »so friih schon ans? kAber hinaus laß ich Sie nicht. Nein, H um keinen Preis-. Erst wird getrüb stiicit. Denn so gesund die Gegend Auch ist. vor 9 Uhr rathe ich’s keinem Fremden hinauszugehen Er holt sich zu leicht das Fieber.« »So? Na, das ist ja sehr neit· Und Abends?« i »Da ist auch leine Gefahr. Vor Sonnenuntergang thun Ihnen die Sumpssieber nicht« »Allerliebste Gegend,« rief ich ent zückt. »Aber davon haben Sie mir doch gar nicht geschrieben?'« »Wo« denn? Das versieht sich bei uns doch vonselbst." »Sc? Na dann allerdings-. Also wenn uns das Frühstück servirt wer den kann . . . ." »Ich werde Sie bitter-, mit mir nnd mein-r Frau das unsere zu theilen« -C. »Es-Mc Ilcwrtvluerruig, uuu . . . »Aber ein Widerspruch wird nirlst geduldet, nicht wahr, Jeacrettei« und er wandte sich an seine entziickenre kleine Frau, die eben eintrat und uns l:erzlich begrüßte. »Wenn es sich um das Friihstiict handelt, gewiß nicht. Der Friihstiidcii Tisch ist gedeckt. Kommen Sie, liebe Frau." lind da rneine Frau 1nitgina, blieb rnir natürlich nichts Anderes » übrig, als ihrem Beispiele zu folgen. J Und ich berinte es nicht. Nich: nur weil das Frühstück wirllich brillant mar, nein, anch unsere Wirthe waren charmant. Sie vermietheten nur, u:n Gesellschaft zn haben. »Man ist so allein hier, und wir hoffen. Sie schlie ßen sich recht an uns an. Natürlich « sagten wir zir. »Und wissen Sie auch, warum wir so zeitig hinab wollten«-« » fragte ich. ,.Netn!« ; Und nun erzählte ich ihm den ? Traum meiner Frau. ; »Das ift seltsam·« sagte er. »Mehr ials se!tsam, weil dieser Traum zu ei ner Sage paßt, die seit Jahren hier umgebt.« s .,Oh!« machte ich, und natürlich mußte der Mann jetzt erzählen. »Das Schloß hier,« begann er, «hat vor Jahren dein Baron von Kerganoz noch gehört. Wir « das heißt ineEne Eltern -—— hatten hier in der Nähe ein ganz tleitez Gütchen. Natürlich dehn ten sich unsere Aussliige oft bis hierlxer ans. Und eines Tages tarn ich auch mit meiner lleinen Braut ber, meiner sehigen Frau. Der gesiel’5 wunderbar gut. Das Schloß stand seit achtzehn Jahren leer. Es war zu verlaufen. Aber Niemand kaufte es, weil die Sage ging« dasz es hier spule.« »Ok;!'« »Ja. Der letzte Bei-her tsatte das Schloß irn Stiche gelassen, nachdem hier ein Mitglied seiner Familie spur los verschwunden war, Und der Geist tiefer verschwundenen Person soll nun hier spuken.« »Unglaublich! Und im zwanzigsten Jahrhundert glaubt man noch solches Zeugi« »Ich und meine Braut fürchteten lan nicht. Jch tauste das Schloß.« »Und haben Sie den Geist, das Ge spenst. niemals aesehent« fragte meine Frau ganz beklommen « »Doch. Hundertemale. Das heißt das-, was die Leute Gespenst nennen. Drüben auf derJnsel ist es sehr häniia zu sehen. Eine Nebelericheinuna, die sich aus den Dünsten des Teiche-H er hebt uno in der Phantasie dec- aber gtäubiichen Volkes gleich eine überna türliche Gestalt anniinmt.«« »So wirW natürlich auch sein,« sagte ich. »Aber Iäeje verschwundene Person?« fragte ineineFtain »Wer »wa: vie? Hat man ihre Spur nicht gesunden?« »Nein. Es war ein junges Mäd chen. Sieb-zehn oder achtzehn Jahre alt. Die Nichte des Baronö Valentine von Kerganoz. Man suchte sie tagelang umsonst. Ueberall. Einige behaupte ten, sie sei entführt worden. Aber ihr Onlel, ver sie anbetete, und der Pfar rer uno die Wirthschasterin und Alle, die Iie junge Baronesz lannt·en, wiesen eine solche Erklärung mit Entrüstuna wettet Natürlich wob sich sofort ein Legendenlreis um das Verschwian des jungen Mädchens, und das »Ge spenst«, das sich zeigt, ist um so gewis ser pas ihre, als die Jnsel der Lieb lingsplaf der Verschwundenen war.« »Wie chauerlich,« sagte meine Frau. ,. nn Sie wollen, können wir jetzt hinge en, und wenn wir Glück haben. sinden wir die Baroneß todt oder le bendia.« , »Psui,« verwies die Frau ihm den Scherz. »Ich möchte nur wissen, mai Du thütest, wenn Du ihre Leiche noch fändest.« ——. »Ich würd-e sie b:gr alten lassen nnd» »O, mein Gott,« unterbrach ihn meine Frau, »die Worte, die ich ge träumt habe. . . s a r a us gehen diese Worte: Retter meinen Leib und meine Seele!« »Ach, vergessen Sie doch Ihren Traum Kommen Sie, wir gehen.« »Ja, ja, ich komme. Ader. . .'« Doch sie schwieg. Es glaubte sa doch keiner an ihre Träume III II it herrlich der Pakt von Kerganoz mit seinen mächtigen Pla:anen, seinen prachtvollen Johannisbrodbiinnten, seinen großen, tnorrigen Eichen, fein-en blühenden Miso-tm seinen Kastaniens lsäumetn feinen Ssilberpappeln nnvxen dunklen Blutbnchen, ok-: tvie rothe Schatten aussahen zwischen dein fas tigen Grün. Herrlich die prächtige von vielhundertjährigenBäumsen umfäumte Wiese, die bis zum Teich-e sich hinzog. Prachtvoll der Weg unter dem dicht n schattigen Laubdnch Wunder-bar s Zn der Tei ch selbst aus welchem — wahr hasti!g ganz wie im Traum meiner Frau — schwarze Schtväne umher schwammen ans uns zu und unt folgten Und dort itn Dickicht ein Boot. Meine Frau sagte n: ·chts. Aber ich sah, wieein Schauer sie übersieL f »Willst Du umdrehen-« fragte ich ie. '- »Nein —- ich tomnte mit.« Und sie stieg em. , »Nun,« fragte unsere Wir-thin. »Und werden Sie auch den Muth ha ben, sich unter die Weide zu setzen?« »Warum nicht?«' »Wenn Sie aber dann die Stimme rernöhmen »Es wäre ents-:hltch.« Indessen lanreken :vtr. Es war mehr ein großer Rosensleck als eine Ansel. Ja der Mitte desselben die Weide. Riesig groß, wie ich noch nie eine geselse . Der mächtige Stamm sich erst in Zweimannshöhe in siinf dicke, knotiae Aeste thi:il-end, von denen hundert Verzweigungen ausgingen, ties niederhängend«rnit ihrem grauariinen Blattweri. Einige sogar tief bis ins Wasser. »So, das ist unsere Weide. Sieht sie so aus, als. ob sie ein dunkles Geheim niß verbarge?" « . »Es ist in den heißen Tagen ein geradezu vrachtvolles Manchem Zur Zeit der Lerganoz«, erklärte unser Wirth, »standen hier Banke und Stüh le und Tische, die ich aber sortschaffen ließ," weil sie mir die Poesie dieses Platzes hier stören. Eine hängematte, das eher, Mehr aber auch nicht« Jch war indesz um den Baum her unrgegangen und schlug mit dem Stock an seinem S:amin. « »Teufel, er ist aber hohl-« »Auf der Seite dort ja, was aber. wie Sie sehen, unseren Baum nicht daran hindert, noch immer, seit drei-, vierhundert Jahren, zu grünen. Ja sa, wenn man bedenkt, ein Baum, der zwölf, fünfzehn Generationen von Menschen an sich hat voriibergehen se hen! Was könnte der uns alles erzäh len. Was mag der alles gesehen und lauschat haben. Wie viel Glück, :vi-: viel Verzweiflung; wie viel Hoffnun gen und Enttäuschungen!« »Wer weiß, vielleicht weiß er auch, wohin die schön-: Valentine vers schwand. Aber was ist Ihman Der Ausruf aalt meiner Frau, die schre ckensbleich dastand und wie geistesabs ivesend nach dem Baum starrte. »Dort..·. dort,« und sie wies mit der Hand dort hinauf. »Dort, wo dies ser Ast sich da abzweEgL Seht Ihr dort nichtst« »Wi) denn? Diese tvekßliche Stelle? Ein Riß, wie er in jedem Baum die ses Alters hundertmal vorlvmmt.« »Nein. . . nein. .. kein Riß . . . . ein .. . ein« uns Ilc smrtlmzxe vor sujiuus rendek Angst beinahe aus. »Ein F7n ger ist’g wie wTe von eiuexu Zielett.« »Aber Weibchen, Dein dummer Traum hat Dich völlig verwirrt.« »Nein. . .. ich seh’s ganz genau sieh doch hin. . . . Du mußt es doch auch sehen! Dort ist eine Hand eine menschliche Dana. . . . Ich sehe, wie Die Fingerspitzen sich umgetrallt halten« Sieh doch! so sieb’3 doch!« Und — — wahrhaftig . . . tvar’s Siin gestion oder war want-? Jetzt sah ich’s auch. Jetzt sahen wir's alle. « Einen vertnöcherten Finger, der sich sleischlos hervortralltr. · Unser Wirth war schnell entschlos sen. — ,,Bleiben Sie nur ruhig da, meine LDamen. Jch verspreche Ihnen, daß ; Sie nichts zu sehen bekommen werden« Hvas Sie erschrecken tann.·.. Aber khelsen Sie mir....« Und von mir i nnterstiiyt, gelang es ihm, ten einen Hist der Weide so zu erfassen, daß er Isich hinausschwingen konnte. Vorsich i tig kutschte er aus dem Aste- dem Stamme zu weiter, die kleinen Aeste ! bei Seite schiebend. Jetzt konnte er sich auch ausrichten. Und nun schritt-er vorsichtig weiter-. »Teusel, der Stamm ist so hohl, daß ich beinahe hinein esaust wäre.« »Ich bitte Di um Gotteswillerh gieb Acht.« »Mir-keine Angst.« Langsam ließ er sich aus dem Ast nieder-, bog die Zweige zurück und sah in die Höhlung des Stammes hinein. Pl shlich richtete er sicks aus, packte den Ast und schwang sich hinab. Todtenljlei ch stand er da. ,,Nun?!« »Nichts-» Ich habe nur sie ge sehen. Balentine von Kerganoz, oder vielmehr das was von der Ungliictlk cis-: n übrig bleibt: ein Stelett. Ja, Zhre Frau hat die Wahrheit geträumt. (s ist so. Das war die Tod-te, die nach der Rettuna ihres Leibes und ih rer Seele schri-.-..... Wenn Sie mir folgen, fahren wir die Damen erst ritt-ek. Dann —- nein — am besten Est’s wir ti)eilen’s den Biehören erst mit.« — lind so geschnh’s. Der Richter, der Arzt und der Pfar rer, alle drei kamen. Eine Stunde lang brauchte man, ehe man die Reste der Todten aus der Baumhiihlung brachte. Die Todte war zweifellos Valentine von Kerganoz. Wer sollte es auch sonst sein? Und der alte Pfar rer erinnerte sich noch, daß das Mäd chen ost in die dichtesten Zweige der Weiden zu klettern pflegte, um dort, tvie sie sagte, »der Erde entrückt« zu träumen und zu lesen. Unter dem Gseioichte der Last mochte der morsche Stamm eingebrochen, und so zum Sarge des Mädchens geworden sein. Das war die Lösung des Röthsels. . Meine Frau aber hielt es nicht län ger aus aus dem Schlosse. Sie konnte die Weide nicht sehen, die schreckliche Weide —---—-—-—- — Ginft——und Tent. s r S- » Erzählung von J. R. C-apelle. »Ein Brief aus Wien, lieber Va :er!« — sprach ein schlank gedauter Mann bei seinem Eintr tt in Its- Ar deitsziinmer des Herrn von Wetzen stein, s— »ich zvollte gerade auf die Jagd gehen, als der Briefträger ihn vriachtei« ,,Au"9.Wien2« meint-s der alte Herr erstaunt, »Du machst mich neugierig, laß sehen, —- ich kenne ja Niemand mehr in der Hauptstadt-« Bei diesen Worten erbrach er den Brief und vertiefte sich in das Stu dium der vier, von feiner Damenhand eng beschrieben-en Seiten. Plötzlich erröthete er, saltete das Schreiben hastig wieder zu samtnen und legte es schweigend in ein Schuhfach feines Zchreibtisches. Der junge Mann war in discreter Entfernung vom Tische, an dem sein Vater saß, stehen geblieben: ,,Bealei test Du mich heute nicht zur Jago?« siagte er näher tretend. »Nein, Georg. ich danke « »Nun dann, —- auf Wiedersehen heute Mittag!" sagte dieser fröhlich und wandte sich zum Gehen. « Sodald sich Herr von Wetzenftein allein sah, holte er den Brief wieder aus dszm Zchubfache hervor und be trachtete lange sinnend das Convert, ehe er den zusammenarialtcten Bogen daraus entnahm. Endlich entschloß er sich dazu und durchlas ihn noch malz. Er lautete solaenrermaszem »Sie werden überrascht fein, Here von Wetzen-stein, von mir, nachdem ich so lange Jahre geschwiegen, diese Zei len zu erhalten. —— Soliten Sie je ge tviinscht haben, an mir gerächt zu werden, so jubeln Sie, denn Sie sind es! —- Das Schicksal hat es übernom- . nien, mit mir zu richten! . Vor mir, aus dem Schreibtischr.j steht ein venetianischer Spiegel, -—«t Sie kennen ihn-? —— Doch, wag er mir t sagte, als wir Beide roch jung wa-: ren, schmeichelt er mit heute nicht mehr; er sagt, die schöne Else - - sso nannten Sie mich in Ihren Gedich:; ten -- — sei dahin. Denn ivie er einstl der Spiegel meiner Jugend war, so ist er jetzt noch gleich treu in meinem Dienste und er liigt auch jetzt nicht, denn er sagte mir, ich sehe alt, recht alt aus nnd dahin, — —« auch die siißen Zu tunststriiunie von Glück und Liebe-— Jch habe nichts vergessen. —- Erin nern Sie sich jener- Abendg im Hause meiner Tante, der Baronin U . .. Oh! Jch erinnere mich noch seijr ge nan dieses Abends! — s Seit sechs Monaten liebten Sie mich, ohne je gewagt zu haben, mir mit einem Worte davon zu sprechen. -—— Ich hatte wie eine Voraljnung, daß Sie es mir an jenem Abende gestehen würden. —- — Sie saßen hinter mir in ein-er Fen sternische. Durchs ofsene Fenster wehte sder lose Nsachtwind herein und spielte mit meinen schwarzen Locken -—-- sie waren wirklich schön — da mals ---— nicht wahr? —« Jest sind sie ergraut —-— und bald werden sie ganz » weiß sein. — i Jhr erstes Geständniß datirt von ’jenem Abend her, — ich wies Sie » nicht zurück, — im Gegentheii. » Kaum einen Monat später hielten » Sie um meine Hand an —- sie wurde Ihnen verweigert. Warum hatte ich Sie kenn ermu thith —- Weil ich wünschte, was die Meinen nicht wollten; und doch gab ich ihrem Drängen nach. Jch besitze eine Abschrift jenes Briefe5, welcher unseren Beziehungen ein Ende machte, und nicht ein Wort sieht in diesem :Schreiben, — das ich nicht nachträg lich bitterlich bereut hättet —-· Der Brief besagte, daß die Verschiedenheit » des Ranges zwischen uns allein schon genii end sei, um mir zii verbieten, an ; Sie csxernerbin auch nnr zu denken! i Und doch — beim heiligen Gotte — jich dachte nur an Sie, ich war stolz onf die Liebe die Sie mir gewidmet hatten, und dennoch ward ich Winkel miithig im entscheidenden Augenblick Fünf Jahre daran erhielt ich von Ihnen einen Brief in welchem Sie mir mittheilten, das; Sie all’ die Jahre zu vergessen gesucht, es aber nicht getonnt, und daß ich Ihr Le bensglück gebrochen, indem ich Ihnen Hoffnungen gemacht hätte, an deren Erfüllung ich nie gedacht! Wissen Sie, warum ich Ihnen da mal-F nicht antwortete? Jch durfte nicht mehr, ich war verheirathet! — Ein Mamn hatte um meine Hand geworden, der, obgleich schon über die erste Jugend hinaus und halb ruinirt war. Mein Vater, stolz auf eine Verbin dung, die mich zur Verwandten einer fürstlichen, fast königlichen Familie machte, erzswang meine Ein-willigung, trotz meiner Abneigum gegen feine Person heirathete ich den Herzog Seit meiner Heirath ift mein Leben nichts als eine ununterbrochene Reihe von Erniedrigungen, Schmach, Gram und Schmerz gewesen. Kaum ein Jahr waren wir verhei r-,athet da nahm der IHerzog fein frü heres verwerfliches Leben wieder auf und ich ward ihm mehr und mehr entfrenrdet Beim Spiel nnd Cham pagner vergaß er sogar, daß er Vater w-,ar denn wir hatten e:n Kind, eine Tochter die mein einziger Trost ward inmittsn msinov Dämon-n nnd nist ner Einsamkeit. Auf sie übertrug ich all’ meine Liebe und nur sie ließ mich das Bitterie meines Daseins ertragen. Glauben Sie mir, — Sie sind schrecklich gerächt worden. Heute bin ich wieder Wittwe und szenrr ich mich entschlossen habe, Ih nsen mein Jnneres zu offenbaren, so thue ich es nicht Jhretwegen, nicht um mich vor Jhnien zu rechtfertigen und dann zu erflehen, was Sie mir einst mit Ihr-ern ganzen Ich entgegenbrach ten, —- denn derGram hat seit Lan gem schon die Gluth der Jugend in mir ertödtet; —- ich habe einen ande ren Grund, diese Zeilen, diese Erklä rung länast vergangen-er Ereignisse an Sie zu richten, — eine Bitte! « Sollte Ihr wundes Herz selbst mei nem Andenken etwas Mitleid verwei gern, so« verbrennen Sie diesen Brief auf der Stelle. — Nur wenn er Ih nen noch eine liebe, traurige Erinne rung ins Gedächtniß ruft, aber nur dann » prüfen Sie sich genau wei ter! —— und dann lesen Sie weiter! Meine Tochter ist herangewachsen, sie ist siebzehn Jahre alt. —- Es fällt einer Mutter schwer, ein unpartei ische-L Bild ihrer eigenen Kinder zu tentioerfem deshalb theile ichs Ihnen nur mit« daß sie für sehr hübsch gilt »und das; ihr Herz noch besser als sie schön ist. Jch bin eLne alte Frau, während meine Tochter das gezvorden ist, ioas ich gewesen. Wenn sie irgendwo ein zweites- Ers iemplar Jhrer selbst wüßten, dreißig stahre jünaer als Sie jetzt sind, — Tsollte diese-:- Jhr Ebenbild nicht auf der Suche nach einem jungfräulichen Herren sein, dem es das feine schenken möchte? Jch habe nur zwei wahrhaft voll tonrmene Menschen gekannt hienieden, « dag« zoaren Sie und meine Schwester. Ein Mann für meine Tochter kann mir deshalb nur dann willkommen sein« wenn Sie ihn mir vorschlagen, denn seit Langem schon habe ich mei ner armen Schwester die Augen zuge driickti —— Ach —— blindtingg würde ich gut heißen, was Sie ran em pfehlen. « Mehr brauche ich Ihnen nicht zu sagen. -—— Jch hoffe nichts mehr für mich, aber ich gebe noch nicht alle Hoffnung fiir meine Aurelie auf; die ichs-inst- spat-fis die Eis nehm-n »inn ten, wäre-, das Kind jener Frau glück lich zu machen, die Jhnen soviel Gram bereitet, und das wäre eine edle Rache, eines Edelman11(s, — Ihrer werth! Die Mutter verzichtet auf ih ren Stolz, damit ihrer Tochter die Ehre zu Theil werden möchte, Ihren Namen zu tragen, vorausgesetzt, daß sie einen Sohn haben, der Jhnen gleicht!« — e si- « »Nnn,« fragte Herr von Wehen stein seinen Sohn, «,,hast Du Gliick gehabt aus der Jang« Der alte Herr war gegen seine Ge wohnheit unruhig. Georg lächelte selbst-gefällig und ge heimnißvoll: »Ich habe mir es ans dejn Wege anders überlegt,« sagte er, »und bin nicht jagen gegangen; ich habe vorge zogen, einen Spaziergang zn machen! Unid Du, Vater, was thatest Du wäh rend mein-er leltvesenheit?« Herr von Wetzenstein erhob schnell den Blick: »Ich dachte an Deine Verheira thnng!« « ,,J-n meinem Alter!« sagte Georg überrascht. »Nun, wann denn? —- Dn bist nun bald dreißig Jahre alt, oder glaubst Du etwa, man müsse ein Alter er reicht haben, um zu heirathen?« »Das gerade nicht — und —- offen gestanden, der Gedanke ist mir nicht nseu mehr, —— was meinst DU, — wenn ich meine Cousine Anna hei rathete?« »Aber die hinkt ja und ist häßlich wie die Nachtl« tief Herr von Wehen stein und machte eine Grimasse. »Oh! —- Bist Du dessen auch ganz sicher? —- Sie hat einen Fuß ein klein wenig kiirzer als den andern.« »Und wenn sie geht, wackelt wie ein Flachdoot auf hohem We « »Das habe ich noch nic?i bemerkt! — weiß nur, daß Ll -Wortwii jähe ich netto 40,000 Gulden ein drin-att« »Man sagt so?« , »Nein, ich weiß es von maßgeben der Seite. Der Notar meiner Tanie hat es mit versichert!« Einen Augenblick wurde es still im Zimmer, f—-l)ann zirtiß here von Wetzenstein langsam den Brief, den er aus Wien erhalten hatte und sah seinen Sohn mit einem unsagdar traurig-en Lächeln an, dann meinte er ernst: »Bist du auch sicher, das-, keine Hypo theken auf der Besitzung lasten?« -—-—--.—.-.-—— Das et- cisser halten kann. Von einem Zaubertoffer lesen niir in der Wiener ,,Zeit": Durch einen Lo talaugenschein wurde letzthin die Thatsache erwiesen, daß in einem Hotztofser von 1 Meter 15 Zentime ter Länge, 45 Zentimeter Breite und 50 Zentimeter öhe folgende Gegen stände Platz haben-: Ein Winterrock mit Kragen, ein« Lodenrock, ein ge wöhnlicher Winter-weh zwei Astra chan-Winterröcke, ein Ueberzieher, ein tomspteter Winteranszug, zwei Titel-an ziige und ein Damenpetztragen. Der sonderbaren Feststellung lag eine Klage des Krawattenekzeugers Na than Weiß gegen die Versicherungs gesellschast Assicurazioni Generali zu Grunde. Jn der Wohnung des Klä gers war· nämlich ein Zimmexsetizer ausgebrochen, ver weichem eins Koffer in den angeführten Maßen beschädigt, und die darin aegeblich untergebracht gewesenen, oben erlwähnten Klei «dnn·assstiiclse unbrauchbar gemacht wurden. Der Kläaer hatte mit einem Jnspettor der Versicherunsgsgesellschaft einen Vergleich dahin abgeschlossen« daß ihm die Gesellschaft 514 Kronen vergüte. Die Gesellschaft verweigerte jedoch die Bezahlung mit der Begrün dung; daß in ein-ern solchen Koffer un möglich fo viele Kleidungsftiicie Platz finsden könnten. Bei der ersten Ver handlung vor dem Bezirtsgericht faßte der Richter, nach einem Anerbieten des Kläaers, den Beweis-beschluß, der Kläger habe binnen vierzehn Tagen den Koffer in den angegebenen Ma ßen herstellen zu lassen, und sich von einem Kleiderhändler solche Klei dungsstiicke, wie zur Zeit des Bran des in dem Koffer lagen, zu beschaf fen. Diese sollten dann in Gegenwart des Richters in den Koffer gelegt wer den, Damit sich das Gericht überzeugen könne, ob sie thatsächlich darin Plah finden. Diese Probe fand nun letzthin statt; der Richter, fein -Schriftfiihrer, die Parteienoertreter und zwei Sachver ständige hatten fich dazu eingefunden Der neu hergestellte Koffer wurde vom Richter persönlich ausgemessen nnd die Maße richtig gefunden. Dann wurden die entsprechenden Weihwas stücke bereitaelegt, gleichfalls-H den ver brannten entsprechend aefunden, uns schließlich die Sachen in den Koffer gepackt. Das Ergebniß war eine glänzende Genugthuunfsy des Klägers, zu welcher der Richter ihn beglück wünschte. Nachdem nämlich alle Kleider in den Koffer gelegt worden waren, packte der Rliiger noch freiwil lia einen Herrenpelz, einen lseichteren Mentschitoff, einen schweren Meut schitoff, einen llseberzieher, einen Ul fter, einen vollständigen Anzug und eine Weste dazu und der Koffer ließ sich noch immer leicht schließen. Mit Rücksicht auf dieses glänzende Ergeb nifi der Packprobe, oerpflichtete sich die beklagte Gesellschaft, den angesproi chenen Betrag und vier Fünftel aller aufgelaufenen Kosten Jst bezahlen. ————-.-.--——— Die qrößte Orchtdeenfaimutmeq des -«---t-Lls«--- II-uOI-«-Cjt befindet sich in den Gewächshäusern von Schönbrunn bei Wien, welche über 25,000 Eremplare von Orchideen ent halten, die sich auf 1200 Arten, Spiel arten und Kreuzungen verweilen Mit außerordentlicher Mühe und mit einem Studium der biologischen Eigenthüm lichteiten der merkwürdigen Orchideeni Familie, das den botanischen Gelehr ten zur Ehre gereichen würde, hat man in Schönbrunn die Gewinnung neuer Orchideenformen durch künstliche Be fruchtung der Blüthen erreicht. «Die winzigen Orchideensamen, die tvie trocksenes Sägemebl aussehen und durch den leisesten Windhauch ausein andergewebt werden« wurden zu statt lichen Pflanzen erzogen, die im Früh jahr 1908 zur Blüthe gelangen wer den. Besonders schön versprechen die Denorobien der Schöndrunner Kultu ren mit ihren Keterlangein verschwen derisch reichen lumenrispen zu wer den« Mit Rücksicht aus die bevorste henden Festlichlieiten am Wiener Hose, die durch die zwischen dem 20. unsd 2::t« Februar stattfindende Vermählung der Erzberzogin Elifabeth Amaliia mit dem Prinzen Lie tenste;n» ihren glanz vollen Abschluß inden werden, trifft man schon jetzt in Schönbrunn die umfassendsten Vorbereitungen Ganze Bouquets von Flieder, Azaleen und Ciamecilien werden in die Treibhäuser gebracht, um bei sorgfältiger Anwen dung erhöhter Temperaturen bei Tag und Nacht, gerade siir die bestimmten Festtage parat zu sein. -—-—.-s—--— Unter Freundinnen. Sie: »Ich werde aus dem nächsten Kostümbalsals ,,Miirchen« gehen!« - Die gute Freundin: »Aha — »e! war einmal«!«