Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 06, 1903, Sonntags-Blatt, Image 12

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i Unter egyptrscljer Sonne.
Roma aus der Gegenwart von Katharina ZitteM
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(5. FortfesungJ »
Unt- ste, ohne Scheu, als speache Fe
In einem alten k rennt-e als s räche te
mit sich selbst, uht fort: . g Jn
teoefsanteite in diesem Wunderlanke
sind doch die Pyramide-n Sie sind to
ifantenbafh fo groß, wie die Natur
feb . Man begreift estar nicht, daß
enfchen waren, vie sie baute-n.
Wenn ich mir vorstelle, daß Cbufu
unfterblich ist und von oben herunter
schaut und hört uno sieht. wie die
Menschen sich über sein« Wert den
Kon zerbrechen und troß aller ihrer
Maschinen gar nicht daran denken
können. etwas gleich Gewaltiaes zu
schaffen, er mittzte noch im Himmel
hochmiithia werden« Sie lachte. »Und
aik die dummen Bemerkungen, die
biet oben gemacht werden. s hm muß
vie Welt oon heute doch bis lt lächer
lich vorkommen. Und si-. selbst kommt
sichs klug oor." «
» abauben Sie nicht an einen
Fortschritt der Menschheit?« fragte
ex lebhaft.
Sie zuckte die Schultern. »Ich weiß
«ei nicht. Ich glaub-te ganz fest daran,
— friiher. Hier bin ich zweifelhaft ge
worden. Sie waren schon recht weit,
die allen Egopter.«
- .Und das mik der Unfterblichteit,—
»Am-bete Sie wirklich-, daß Chufu —"
»Das weiß ich auch nich-UT entgeg
uete fie lachend. »Ich weis uverhaupt
gar nichts. Jn meinem ganzen Leben
bin ich mir noch nicht fo thöricht und
unwissend vorgekommen, wie biet, wo
jeder Schritt uns zu rathen giebt und
zutn Letnen auffordekt.«
»Da haben Sie recht,« stimmte er
feuf end zu.
r Gott! Jch oerplaudere mich!
Jch dllte in anderthalb Stunden wie
der unten fein! Jtch bin ja beinahe drei
viertel Stunden oben! Leben Sie
Ioth Es war —- feht —- fchön, daß
edit uns trafen !«' Sie reichte ihm die
Hand. .
Er war wie vor den Kde geschla
gen durch dies-en plötzlichen Abschied.
Die Kehle war ihm wie zugefchniirt.
Er konnte nicht sprechen vor Schreck
und Bewegung Es fiel ihm auchl gar
,»nicht ein, daß er noch eine Welt von
Fragen an sie zu richten hätte, fehr
notwendige Fragen, die in dem er
höhten Seelenzustand unwichtig schei
snten mochten, in der That aber fehr
vwwtig waren. Und so drückte er nur
«ftumtn ihre Hand und sah sie an mit
einem- Blick voll Schmerz und Schreck
und stammeltet »Auf Wiedersehen« —
« und sie entschwand
’.« Alls er si von feiner Betäubung
» erholte, begrif er, daß er ihr folgen
könne, da er »auch lange genug hier
’ Oben MvetlL So winkte er den Beden
-nen, die bereits Zeichen der Ungeduld
ben, und machte sich ebenfalls auf
- Rückwe. Ein ganzes Stück tiefer
««-fchon fcheve e die Gestalt des gelieb
·ten Mädchen-L die sich leicht und un
« begreiflich schnell die Stufen hinab
näe Er wurde isndeß bald inne,
aß se Augen ihr nicht länger fol
-gen dürften, sondern auf den Weg
·achten müßten, da jederszeefltritt ihn
auf tin-geahnt schnelle ie in die
gähnende Tiefe befördern konnte. Tie
fer Absftieg war viel unangenehstner
used gefährlicher »als der Aufftieg, und
Kniee und Arme fchmet ten ihn fo,
s daß er sich ein paar al aus-ruhen
esse-It- Mlä »- so don. Eine-nun- DI
Ässatnide und auf den sicheren Fuß
Läg gelangt war, spähte er nach dem
ädehen aus, das ihm längst ent
i
!
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ithwunden war· Unten hielten jetzt]
eine Menge von Wagen, nnd endlich
erkannte er sie in einem derselben ne
ben einem Herrn, der in den Fand zu
rück lehnt faß. Sie war bemüht, eine
Nei e decke über seine und ihre Kniee
zu breiten, und Haralrs sah aus der
Ferne, daß der Mann jung war. Nun
,tvandte fee den Kopf nnd blickte fu«
chend um sich. Sie ertannte ihn fo
gleich, winkte mit der Hand, grüßte
nach einmal; die Pferde zogen an, und
der Wagen rollte den Berg hinab.
s
- harald stand einen Augenblick wie
im Traum; dann ging er den Fuß
pfad hinunter, auf dem ihm jeht meh
rere Truan aufwärts steigender
Herren und Damen mit ihren zahlrei
chen Führern entgegentainen. Unten
Zo te er seine Beduinen ah, die sich
sp rt auf neue Anliinimlinge stürz
, ten; Harald aber zog es in die Ein
.gnirteit. Dann wanderte er in die
« sie hinein und warf sich, durch eine
DIE des Bodens den Blicken der hf
- dem Vorübergehenden entzo en,
»in den and nieder, um allein zu ein
Jus sch, Um Klarheit in das Chaos
.' MW Empfindungen und Gedanken
» -. I- PM.
« , indes tiefen Ruhe Meerg
Raterh da nur das ntuh
- Sphinx ihn an arrte, ais
" thun das stiusitt-sei eines her
- Mr ssw urkr
Ie uftErbara
·. Arzt sinkst weinte
l
l
sich, ob nicht nur die Exaltation einer
unbegreiflichen Stimmung ihm das
Mädchen, dessen Namen und hertunft
er nicht einmal kannte, als die Er
roählte seines Herzens hatte erscheinen
lassen. Und je mehr seineErregung
sich legte, desto understiindlicher ward
er sich selbst. Nur eins stand ihm sest:
daß er sie aufsuchen rniisse, um zu
sehen, ob eine Phantasmagorie ihn
getäuscht Bis er das sestFIstelln kann
te er sich ja dem holden ashn hinge
ben, an die Geliebte zu glauben« Und
wie er sich nun mit ihr beschäftigte,
ihre zarte Gestalt, ihr durchgeiftigtes:
Gesicht vor sein inneres Auae traten«
er sie sprechen hörte, als sei es wirt-;
lich der sanste Laut ihrer Stimme,s
der sein Ohr berührte, —- da schienenl
ihm wieder seine Zweifel unwiirdrg,(
da wollte ihn die süße Gewißheit über- i
kommen, daß Alles Wahrheit, thun-I
derbare Wahrheit sei. Und mit dieser;
Ueberzeugung zugleich regte sich in.
seiner Seele die Frage, oh er der Ge- «
lichten auch würdig sei? Es schien
wie eine Tügung Gottes, daß er sie
tennen geernt, losgelöst von allem
Erdenbeiswert, daß es das reini
Menschliche in ihr sei, das ihn gewon- s
nen. das den tiefsten besten Kern sei
nes Wesens, dessen er sich selbst so
selten bewußt ward, getroffen. Be
schämt erkannte er plötzlich, unter wel- »
chem Wust von Voruriheilem Thor
deiten, aedantenlosern Mitschleppen
des herkömmlichen er sein Jch dahin
xtragem Er hatte es im gewöhnlichen
«chlendrian des Tages, unter lauter«
Aeußerlichteiten verkümmern lassen.
wie eine arme Schattenpshn e, der]
Sonne und Wasser fehlten. l- der zus
ersticken hatte er es nicht vermochti
Es war da und lebte und mahnte ihn, ;
bald leiser, bald lauter, —- er hatte
es nur nicht beachtet. Als er sich nun(
das Viliinachen seines M besah. fand i
er allerlei zarte Triebe daran, die nur
der günstigen Bedingungen harrten,
um lustig zu grünen und emporzu
schießen Mochte die egyptische Sonne
sie ans Licht loclenl Fortan wollte er
versuchen, ein besserer Gärtner zu
sein und zu pflegen, was sich dort
so vornehmlich meldete. Aus dem Ba
ron, Corpsstudentem Caoallcrie-Re
serbeleutnsant unb preußischen Regie
rungsbeamten sollte ein Mensch wer
den« ein denkender, berstebender, süh
lender, sich bis an die Grenzen seines
Wesens fentwickelnder Mensch, der die
ses hoben Namens würdig wur, der
würdig war der Geliebten
Die Sonne, die den Zenith erreicht,
brannte fest heiß ans harald's Schei- »
tel nieder und trieb ibn endlich auf.
So schritt er dem Sphinx zu, um in
dem schmalen Schattenstreis an dessen
· usz die Mttagiistunsde zu ubrin en.
« tzt erst schentte er dem « «iesentg« r
mit dem Menschenbautst Feine Beach
tung, nnd das rätbselba te Gebilde
ergriff ihn, weil es wunderbar zu der
großen Natur paßte, die es umgab.
Es erschien ibrn wie die Verliirpek
rung der Wüste, die sich hier« nie die
Pyramiden nach Osten die Nilebene
und sdie serne Stadt verdeckten, in
scheinbar weitbergessener Einsamkeit
breitete. Vor Allem ctber entzückte sich
sein Farbensrnn an dern Goldger des
Sandsteinö, der sich herrlich gegen den
duntelblauen Himmel abbot Ein
paar Fremde tamen eben aus Karme
len vorübergeritten, unxi ibr ührer,
der ihnen die Größe des Kolo es vers j
anschaulichen wollte, kletterte wie e1-’
ne Kasse daran empor und saß nun»
aus dessen Schulter, wie ein weißer
lleiner Vogel aus dem Aste eines
Riesenbaumes. Die weit vorgestreck
ten Vorderbeine des Sphinx, Iie halb
im Sande vergraben lagen, umschrei
tsend, sand Hat-old an ver Norvseite»
wo ein fchmaler Streif von "chat
ten sich zeigte, einen Herrn irn anve
sipem ver ein Frühstück vor stch hattei
und behaglich schmaustr. Bei vie
sem Anblich erinnerte s sich, daß er«
auch einen meiß bei sich trage, und
zugleich regte sich ver hungzt in
ihm. So ließ er sich einige Schritte
entfernt von dem Herrn nieder, unt
dessen Beispiel na zuashmen Als
er indeß das kalte kleisch und vie
Semrneln, die er sich zugesteckt, her
vorholte, warv er inne, daß ihm der
Wein fehlte, ver Hassan’s Obhut
anvertraut worun. Sollte er zu
rückgehen. ucn ihn zu holen? tDazu
verspürte er teine Luft, nnd so ergab
er sich in sein Schicksal, das Früh
stück trocken verzehren zu müssen.
Da hörte er sich vlksdlich von dem
Fremden an rufen: »Wvllen Sie
von meinem in? Jch hab’ ge
niug für uns Beive.«
Die unzeretnonielle Art der An
red und des Anerbietens verstieß arg
gegen small-'s Anschoutytgen nnd
Umgangdfottnen D die Absicht
war so freundlich nnd o til-erreichenle
für ihn, dem ei selbst gewiß nie
eingefallen wire, einem vökti Un
bekannten von seinem Ueberfln , und
wäre er such noch [- gtpß gewesen,
nieste-been das er nicht tun-hin konn
te. sie anzer —
" IJO wie selbe-blickst« antwor
e Han »ein Hex-;
Kreis-«- essexkx »- -s Ess
«
rief der Andere. «Jch sag’ Ihnen La,
ich hab· ug. Aber selber holen m k
Sie die Flasche, i tann net an -
heu. ie seh’n ja, i bab’ suec aus
gepactt und tann mi net rühren«
anifchen hatte die Prüfung, der
Harakd seinen unbekannten Wohlthä
ter unterworfen, das Ergebnis, daß
er diesen fiir sich einen komischen Kauz
und sonderbaren Heiligen nannte nnd
dessen Mangel an Leber-satt zu liber
sehen sich entschloss. Es war ein Mann
in den Fünfzigen, dessen breiten Kon
volles lockiges Haar umftand. Er trug
einen Schlapphut daraus, eine Brille
vor den Augen und einen Vollbatt
um das blühende Gesicht. auf dem der
Ausdruck heiterer Güte lag. Harald er
hob sich also, trat an den Sijenden
heran und hielt ihm den Reifelracher
hin, damit er ihn fillle
»Nun setzen Sie sich neben mich, da
mit ich öfter eingiesien tanq,« sagte
der Fremde freundlich, und Harald
konnte nicht umhin, zu bemerten, daß
es sehr lluge Augen waren, die ihn
anschauten.
Das ist natürlich ein Professor,
da te er bei sich. Seit meiner Uni
der tätsizeit sah ich teinen —- und
da hielt ich mich den Herren auch«
möglichst fern. Eine eigene Men
schensorte: gelehrte Bücherroiirmer,
Erchterlich langweilig mit wenigen
txt-nahmen, möglichst unfriiirt,
schlecht sitzende Röcke tragend, Alles
in Allem Leute, vor denen man ei
nen dumpfen Respekt hat, die man
aber gesellschaftlich nicht auf dieselbe
Stufe mit sich stellt. Run, auf Rei
.I·en lann man sich über solche Rück
ichten einmal hinwegfetzen
Er rückte näher an den Herrn her
an, trank gnädig dessen Wein zu
seinen Semmeln und schwieg sich aus,
Endlich- bemerlte et: »Sie sind
Deutscher und wohnen nicht in dem
hotel du Nil?«
» llt mir net ein! Bei August
Gor wohn’ ich, das ist ein get-rieth
licher Gasthof —- und a’ Bierftsuben
dabei, was auch seine Annehmlichlei
ten hat, für uns Bayern mindestens.«
»Für uns Norddeutsche auch,'«
meinte Harald. »Das Münchener
Bier bat Berlin erobert."
»J weiß net, i war net da; aber
«lei«d thut mir’s, daß Sie uns unsere
»Um Si- vpa keins sauste-vi
uvien Angewohnymen nachmachen,
entgegnete ber. »Der Sauserei bei
uns, das is an Unglück! Die deutsche
Nation wird noch am Susf zu Grund’
aehen. So’n junger Dachs, so’n Stu
bent, seht ja seine Ehr’ drein, täglich
sein» 15 Seidel zu trinken! Wie lann
er das was Vernünstiaes lernen! —
Ach, i will mir niei Laun« nit verber
ben mit solchen Sachen.«
Mit einer Bewegung als schüttele
er ab, was ihn store, richtete er sich
aus« schenkte arald den letzten Wein
ein, steckte da Tsaschentuch, das über
seine Kniee gebreitet war, in die Ta
sche, ebenso Messer und Becher und
erhob siz unt mit der Spitze seines
grauen eiseschirrnes die Papiere, die
sein Frühstück enthalten hatten, in den«
Sand hinein zu bohren. Haralv fühl
te sich bewogen. das elbe zu thun.
»Sie haben Recht!« sagte er. »Fei
tige Papiere bei der großen Sphinx-—
pas wäre zu banal."
«Den1 Spinan verbesserte der An
dere latonisch.
«Bitte,« entgegnete Daraer »beleh
ren Sie mich. Jn Deutschland spricht
man überall von ver Sphinx.«
»Die Sphinx ist griechischen Ur
Yrun«gs,«·verseyte der Gesragteg ,.««dr.eJ
k-- —·-'-...I:1...
CZUPKL tcllucli list ULsI neunten-Has
Sphinx. Als die Griechen sich der
fremden Idee bemächti ten, psaa en
sie ihr den eigenen Charhtter aus und
überseyien sie ins Weibliche, Schöne,
Lieblichk«
»Ah, das interessirt mich sehr,"
meinte daran-, dem Herrn folgend,
dessen breite, unter-setzte Gestalt sich
vor ihm her bewegte, augenscheinlich
um einen besseren Standpun t sur die
Betrachtung des Kolosses zu ge din
nen.
Nun standen sie Beide neben einan
der und schauten in das ver "mmelte
und doch so le«benzsoll:- Nie enantlitz.
»Ja, was denten Sie sich denn
übe; die Sach’?« fragte der Herr Ha
rat .
Der blickte seinen Gefährten ver
btüsst an.
»Was Sie sich denken über den da?«
wiederholte der, aus den Sphinx wei
send.
«Waå ich mir denke? Ossen gestan
den, gar nicht-L« erwiderte Harald
la
Yrd Andere drehte sich so, daß er
dern jungen Manne aerabe ins Gesicht
schaute, und rief in unverhohlener
Ueberraschung: «Gar nicht« Sie den
ten sich gar nichts dabei? Reden Sie
im Ernst?«
»Seit-ist«
«Junger Mann! Sie reisen nach
Egypten und stehen vor dem thinx
und binden sich gar nichts dabei
; Er griss haratd an einem Knopf sei
. nes Rockei und spxch en großem Eiser
weiter- »Wiss ssen ee denn nicht, was
J das heißt, hier zu sein? Eine Gnade
; ist das, ein greises Glück nach dein
manch Einer seen Lebenlan umsonst
sich Matt Sehen Sie neis ant Wie
hab« ich mir's gewünscht, nenal hier
zu stehen das Wunderland rnit Au
gen in schauen— 58 Jahre bin ich alt
orden, eh’" ich’t erreicht hob’. Das
esse-regte nicht, die Berhiittnise er
· nicht, medi lautete auch
- — an M Er uns meinesi
Wmeschei —- es hitk ja ein Print-er
sich-Its Mit-II
HISGM m few-ye- m Miy- ie-?
und- täcklicht« missqu der Andere
rnit ro nden Ingen.
z, ' nd Anweiser
»Nein, ich hin Phi ologe und Vi
siorilm oder meine Studien hohen
von selih an ouf die Egoptologie
He rt. Sie wissen so —- das greift
lkes in einander, und ich hatte stets
eine besondere Vorliebe siir die alten
ROHR-«
»So werden Sie mir also als Sach
derständiaer etlliiren können, was Sie
sich bei dem seltsamen Ungethoim den
len," fiel Harald schnell ein, um ei
nem neuen Berhiir auszuweichem
Der Andere lniff die Augen zu
sammen, blinzelte harald an und ent
ge·nete: .D—es lönnt’ Jhnrn wohl
pa.en! J hin doch lein Bärenfiilx
rer."
,.Mit demselben Recht, mit dem
Sie mich fragen, fraq’ ich Sie,« er
widerte Harald scharf. »sich bin lein
Student mehr,’ rr rosessor!" Er
wandte sich, um einer ge zu gehen.
»Nu, nu! net gleich so hifi ,« rief
der Gelehrte, ihn am Arm fe ltend.
«Jhre Antwort vorhin hat mich ver
drossen! Denn schau’n es wenn Je
mand nach E ypten reift, da muß er
doch als gedi deter Mensch sich ein
wenig Vortenntnisse verschaffen, sonst
hat er nichts davon. Er muß die
Stein’ reden hören! Und wenn et dem
Sphinx in’S Angesicht sieht und dentt
sich nichts dckbei —- nehmen’s net übel,
Herr, so ein’ Menschen oerstelf i net.'·
Haruld hörte dies-e im freundlichen
Tone einer Entschuldigung hervorrie
brachte Straspredigt mir an und fühl
te sich beschämt. Dieser Professor
machte es ihm tlar, wie sehr es ihm
an den für eine solche Reise nöt igen
Kenntnissen gebrach. Er hatte echt,
und harald nahm sich vor. das k h
lende so schnell wie möglich na zu
holen.
»Vielleicht beut-theilen Sie mich
milder, Herr Professor — so darf ich
Sie doch wohl anreden? —, wenn ich
Jhnen sage, daß ich nach einem schwe
ren Typhus hierher geschickt worden
hin und gar nicht Zeit hatte, mich au
bis mon- Mkiniustesn Wust hö- Z
erst seit drei Tagen in Kairo T« w
»Das ist etwas Anderes," fiel der
Professor freundlich ein, »das erklärt
Alles. Sie stehen also deni Sphinx
ganz·iinbesangen gegenüber, haben
vielleicht noch nicht einmal die Be
mertungen der Reisebiicher gelesen?«
.Nein,« erwiderte Harald »Erst
selber sehen, dann lesen — ist mein
Grundsatz.«
·»Braoo! Das bestätigt mir, daß
Sie die Intelligenz besitzen, die ich
Jhrien zutrau. daß Sie lein Nach
beter und Nachtreter sind, sondern
selbst urtheilen. Was stellen Sie sich
nun unter dem Sp inx vor? s rgend
eine Jdee müssen ie doch ii er die
ihm zu Grunde liegende Jdee haben!«
Harald, der sich tu verrathen schäm
te, daß er, don seinem Erlebniß aus
der Pyramide hingenominen, dem
Sphinx noch gar teine Gedanken ge
schentt habe, such-te nach solchen und
antwortete: »Ich theile die allge
meine Ansicht, daß der Sphinx die
Vertörperuna des Ledensräihsels
sein soll.« ’
»Auch das Sinnbild der·Unsterh
lichteit sieht man ihm an."
»Und Jhre Meinung, herr Pro
sessor?«
»Daß Beides falsch ist. Der
Sphinx stellt einfach den harniachis
dar, den Todtengott, der als Wächter
oor den großen Friedhof gestellt ist,
der dies ganze Terrain bedeckt.«
«C-iiie etwas prosaische Erllärung
siir das Räthsel,« meinte harald
«Warum?« gab der Professor Zu
rück. ·harniachis bedeutet zu leich
den Sieg des Lichtes über das « un
tel und tann daher wohl als die Ver
heißung einer.Auserstehuna gedeutet
werden« Uebrigens: die Poesie liegt
doch in der Aussiihruizgk Das muß
ein arosier Künstler aeioesen sein. der
dies Gebilde ersann und der den Fel
fen auf diefe Weise benutzte und le
bendig machte!«
Als Harald sich verabschiedete,
schüttelte der Professor ihm äußerst
freundlich die hand. »Koinmen Sie
doch einmal Abends zu Gorff in die
Bierftube,« bemerkte er, »du finden
Sie mich-"
Harald, der an dem Gelehrten Ge
schmack gefunden, sagte mit Vergnü
gen zu und hielt es nun doch endlich
für schicklich, fich vorzustellen.
»Ist net nöthig,« erwiderte der
Professor. »Was ist ein Name?
Name ist Rauch und Schall —«
oåsorald lachte: »Ich möchte aber
d missen, welchen Sie führen."
»Braun heiß’ ich!« Damit lüftete
er den Hut und ging davon·
»Ab, der Vater des hauelebrers,«
dachte Herold. Und er fchaute dem
neuen Bekannten nach, der fo gar
nicht in feine Schablone paßte und
den er nicht umhin konnte, fur einen
bedeutenden und guten Menschen zu
halten.
Den nächsten Vormittag verbrachte
harald damit, inOxiimmtlichen hotels
nach dem jungen iidchen zu forfchen,
das er auf der Pyramide getroffen.
Doch fand er fie nicht. Und traurig
mußte er lich endlich gestehen, das bei
den wenigen Fingerzei q,en die etlku
eben hätte, et- le schwer sein w r
— siezn ermim Da es ihm an
aller Neige-mit ein-at vorzunehmen,
gebrach, dert ite er sich nach dem
unchi n ein such iiber die Gräber
fnnde, das der Pro essor ihm ern fod
len nnd ds- er til-m getauft
ssrß gen fiiirflllpi Itbegab er fi auf
erdTer Mr- m die beiden
erwarteten. Auch
rentmuttr hatte er er
— —J--- - —-...-—
Reis-sen und zeigte tie etwa-i verlegen
ner Lehrerin, die laAnd seinen
Eifer lebte. freilich. aus tsem Un
terricht an die er Stelle ward nicht
viel. Die englische Kapelle tonzertiv
te, Krllner eilten hin arg her-Seiden
tleider rauschten und timmen tach
en und summten. Von der tieser ar
beaenen Straße her streckten s bet
telnde hände durch das Gitter; "nd
ler boten- davor ihre Waaren aus,
Reugierige driiclten ihre Gesichter an
die Eisenstäbc; — dazu das Kommen
und Gehen des eleganten Publikums
— wsr hätte dabei aufmerksam sein
können? Zudem war Haralo voll in
nerer Unruhe und wandte nach jeder
neuen Erscheinung den Kopf, in der
von gestern uentdeclen. Mrs Sum
mers bemii e sich indess mit riißter
Liebensswiirdi teit, ihren er treuten
Schüler aus nalisch zu se eln Sie
erzählte ihm, ganz langsam sprechend,
lange Geschichten; er sollte sraasen
wenn er sie nicht verstande; aber selbst
daa oeraasz er. Fräulein von Um
sattel sand die Sache denn auch zu
langweilia und stattete an einem an
deren Tisch einen Besuch ab.
ertunoigte sich Mrs. Summers end
lich auf Deutsch. »Ich bemerke, daß
Sie mir taum hören! Und Sie la
chen gar nicht! Jit Sie nicht wohl?
aben Sie wieder ein« Nervenshockt
nn wollen wir die Lessons bis nach
meine Riicklehr verichieteni O, Mr.
Sperber, how J am sorrn, that you
rant’ go with us! ·« ch hab' mir um
sonst um ein’ Platz siir Sie beiniiht!«
»Sie sind zu gütia,« entgegnete
Harald dankbar. »Verzeihen Sie
nur« dasz ich heute gar nicht in Stim
mung bin! Lassen Sie uns noch einen
Spaziergang in der Ezbetiye machen,
R-- Mtwåiu Isc-- ils k- --mZ;---d «
»Was ist Sie mu, Mk. Speck-ein«
schwachen Hoffnung, das Fräuleinl
...- ·- ....... .,... ... » ....·...,...-.
Sie war gleich einverstanden und
erhob sieh, um Kuni. wie sie die
Zreundin nannte, zu rufen. Alle
— rei gingen darauf dem öffentlichen
Garten zu, der nur wenige Minuten
entfernt lag. Und harald, der fiir
die Natur ein sehr warmes Herz be
faß, gewann feine gute Laune in dem
» reizend-en Parl, der eine Mufterfanim
lung der irn Siiden gedeihen-den Bäu
Ime und Pflanzen enthält, zurück.
»Auch Daifh war voller Jnterefsez nur
Evas lluge Fräulein aus Ostpreußen
-dlieb tü·hl: doch trug sie immerhin
eurch ihre Bemerkunqen zur Erheite
rung der Anderen dei.
»Ja diesem Lande lvaeshsen die
Gurlen auf den Bäumen!« rief fie.
EWirtlich8 Da schnulelten iidser ihnen
Zaurlenähnliche Riefenfriichtr. « Arn
meisten aefiel ihnen aber der Gunsten
’l:-.1um, der von ten Aeften unzählige
TLuftwurzeln zur Erde ftreckte, die oft
armes-dick einen tleinen Wald von
Stummen um den Hauptstotnrn her
z um bildeten.
s iFotisctzung folgt-)
Der seine niederrinnt-euch
Ein Londoner Blatt erzählt: Ein
Bulle. der auff einer Wiese in Hanley
in Staffordihire graste, interessirte fich
sehr fiir eine Anzahl rothgelleideter
Männer, die auf dem benachbarien
Feld Fußdoll spielten. Es war das
erer Mal, daß er das Spiel fah, und
als er es durch den Zaun studirte,
wollte er gern daran theilnehmen und
den Ball schleuscern und darauf unm
peln, wie er es oon den Spielern fah.
Eine it long hielt ihn seine natür
liche chüchternheit zurück. Aber die
dahineilenden rothen Jerfehs und die
gellenden Rufe der Zuschauer waren
.. ..:-t -e-· k-t. -:.- --fl.s-I::4:--- Izu
Jst III-, Its »So Itu Its-stattlka Vett
dem widerftehen konnte. Mitkeinem
entzückten Gebrüll griff er den Zaun
an, brach hindurch und zerriß die BI
riihrungslinie der Athleten. Zu fei
nem größten Erstaunen war seine An
tunft jedoch das Zeichen für ein sofor
tiges Nachlaffen der Thätigteit. Nach
einem Sprung zu dem Ball stürzte
fich der Bulle auf den nächften Spieler
in roth, den er natürlich im Verdacht
hatte, daß er den Ball ergriffen hätte.
Der Mann tam jedoch als erfter zum
Thor. Allmählich dran-i der Bulle in
den Geift diefer angenehmen Unter
haltung ein und jagte Die Gegner ein
zeln und gruppenweia. Die Spieler
beim Malwiichter hatten sich inzwi
fchen iiber eine Steinmauer zurückge
zooen, und auch die Zuschauer hatten
das Feld verlassen. Ein Mann hatte
von dem Ballen einen Fußteitt bekom
men, legte aber keine Beschwerde we
gen des Fehlballg ein, wahrfcheinlich
weil auch der Unparteiifche das Feld
geräumt hatte. Schließlich verschwan
den alle Spieler bis auf zwei, einen
Mann in roth und den Stier. Sie
liefen einander nach um einen Baum
herum, bis der Stier den Aon wandte,
um zu sehen, ob zufällig einer der an
deren zurückgekommen wäre; da rannte
der Mann schnell zur Mauer und tlet
terte auch hinüber. Es war ein
fchmerzlicher Augenblick fiir den But
len, als or bemerkte, daß au fein letz
ter Fußballfeeunb ihn verla en hatte.
l
i
l
Gewissenhaft zerbrach er die Flaggen
der Berührungislinie und ging dann
traurig auf feine Weide zueilchfodaß
das Spiel ohne ihn wieder aufgenom
men werd-en konnte. Er glaubt noch,
er hätte ein oder zwei Spiele glänzend
gewinnen können, wenn die anderen
Mitfchieler nicht davongelaufen wä
r . . . .
M Wh
seien seinen-.
Junge Dame: »Ich bitte um zwei
geäringq einen eogenen und einen mil
nen.«
Kommis: »Ah, ein Pärchen. Gus
dlgei einlein wollen gewiß Biellielk
chen e en.«
I
Der hist-s etme Ist-Wittw.
Das Hotel Dronot, das Ver-steige
rungflsaus von Paris, hatte dieser
Tage einen großen Tag. Unter den
Hammer tnm der Schmuck oon Wandr
de Boncza, der oor eini en Monaten
ysriih gestorbenen Scheu pielerin der
. Comedie Ironcaisr. Feine Damen
. hatten sich eingefunden. Besonders die
jugendlichen Berusigenossinnen Wan
sda de Bomon die den Nachmittags
proben entwischt waren, saßen oollziih
lig da. Glitzernoen Auges folgten fte
dem Diener, der die Edelsteine nnd
Perlen herunrzeigte. Die Vetstei e
UMA dst Schmucksnchen und des Pil
bernen Tafelgeschirrs ergab vie nette
Summe von 376,140 Franken. Ein
Akvßkt Juwelenhärroler von Paris
kaufte allein für etwa 200000 Fran
ien. Das Hauptitiick rer Sammlung
war ein siebenreihiges Perlenhalsband
von 350 einzelnen Perlen. das 99,000
Franken erreichte. Dann kam eine
Brosche mit Brillanten uno einer sehr
großen Perle zu 70,000 Fr» ein Ring
mit einer einzigen großen Perle 44.
000 Fr» ein Ohrgehiinge mit zwei
großen schwarzen Perlen 36,300 Fr.
Von weiteren Preisen sind zu nennen:
Brosche Louis oes »So-zehnten 15,750
Fr» Brosche mit schwarzer Perle 16.
100 Fr» eine Busen-Agraf e mitVlät
terrveri in Brillanten und erlen 14,.:
100 Fr» ein »Seit-wer« mit 16m
Brillanten ]1,500, ein Halsschmuck
mit einer großen schwarzen Birnperle
21,70(’- Fr» eine Gürtelschnalle 3050
Fr» Schildpattlömme mit Brillnnten
unlo Perlentriinungen 1300 nnd 1400
Fr. Eine Gürtelschnolle, von Lgligue
herrührend, erreichte 2850 Fr. Unter
dem Silberzeug war der höchste Preis
12,000 Fr» die fiir ein Reifeiä chcn
geboten wurden.
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»J, Acker-unun- sst seisst mit«
Herr Acker-nann, der in einem klei-«
nen Orte Holsteins wohnende Besitzer
erneö ganz vorzüglich sprechenden drol
ligen Pape-geis, ist ein eifriger, zo
gleich aber ein mit vielem Pech irn
Spiel bebafteter Sechsundiechzigspie
ler. Sein Nachbar, oer ihn häufig zu
einem Spielchen m bestreiten nilent
gewinnt meistean die Partie, deren Ab
schluß er fast jedesmal nTLt einem
triumphirenden »Die Ackerrnanm wa:
seggst nu!" begleitet. Der Papagei.
der Zeuge der häufigen Niederlagen
seines Herrn, hat sich die Redensart
des Nachbars geniertt. Neulich ver
liert sein Besitzer wieder die Partie.
Da sagt der Pape-gei: »Je Adermann,
wat seggst nu!« Herr Ackermanm ohne
hin infolge des beständigen Pechs aus
geregt, partt den Vogel und schleudert
ihn in den Hühnerstall Er begiebt
sich nachher zur Ruhe, ohne des Papa
geis weiter zu gedenken. Jn der
Frühe läßt das Mädchen, obne des
exotischen Gastes unter den-. Hühner
voll zu gecenten, wie gewöhnlich das
Federoieh aus dem Stall heraus. Als
Herr Ackermann nachher den Hos be
tritt, traut er feinen Augen taum:
Sein Papa-get hockt auf einern Zwerg
buhn und mit einem imprrtrnenten
Blick auf feinen Herrn sagt der roth
beschrvänzte Grauroel: »Je Ackermanm
tvat seggst nu!"
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Die dunklen Derse.
Jn r Schauspielertruppe des Dich
ters nd Darsteller-! Moliere zuPariH
bisand sich auch der besonders hervor:
ragende Schauspieler Baron, der einst
im Louore den Doitijan in Corneilless
»Titu5 und Berenice« spielen sollte.
Bei rer Probe ftoelte er bei vier Versen
und erklärte, daß dieselben ihm völlig
unverständlich seien. Er bat Moliere,
sie ihm zu erklären. Dieser las sie
mehrmals durch und mußte endlich ge
stehen, sie auch nicht zu verstehen. Ba
ron begab sich nun zu Corneille und
bat den Dichter selbst um Aufschluss
über den dunllen Sinn der Worte.
Laut dellarnirend wiederholteCorneille
seine eigenen Verse, strich sich mit der
band über die Stirn unr- saatet .Mir
sind die Worte ebenso dnnlel, wie III
nen. Aber sagen Sie sie nur het. Das
Publikum bewundert das am meisten,
was es nicht versteht!«
Die Wahrheit dieses Ausfprudxeg
gilt heutzutage noch ebenso, wie zur
Zeit Corneillek·
..—-·-.I-—.———·
dein Aussehen der Kindes-.
Beim Aufheben der Kinder ist
streng daraus Zu achten, daß man ein
Kind nie an den Armen in die Höhe
hebt, da schwere Gelenkoerreiiiungen
die Folqe sein können. hebt man ein
Kind in oie höhe, so muß man ed
stets mit beiden Dank-en zu beier
eSiien des Brustlotbes unter den
Armen fassen. Jst man genöthigt,
ein Kind lönqee aus den Arm zu
ne men, so hebt man es in der ge
schilderien Weise in die Höh-e und
sagt es so mit dem geltümmten Arm,
daß der Unlekarm mit der Hand un
ter oer Achsel hindurch den Rumpf
umgreift, und der Kon des Kindes
auf dem inneren Oberamt der halten
den Person liegt. Den-i kleine Kind
soll also immer nur in halb k« nder
sLage getragen werden mit glei its
; ger Unterstii ung oeö Kopfes und des
Rückens. J es älter und krä tiger,
kann es direkt auf dem Arm send,
ohne Unterstiiyung de- Kopsei getra
gen werden. Man trage aber me ein
kkind immer nur auf einem Arm, da
das Kind durch ei eitiges holten
lei t eine falsche Sie ung der Wir
bel sure erweisen kann.