Dummste san J. Cassiur. « 1 »Du alter Dummstepr ch weiß Kein was Du willst. Jch ab’ mir s deuten können. Noch nie V et was dabei betansgetommen. enn wir das gonie Geld hätten. das Du artige eben haft, um »Dein Glück zu ver-tu n«, wiirde ein hübsches Stimin n zusammenstimmen und iest wi Du es doch noch mal pro btrenl Glaube es mir. wir gewin nen ja doch nichts, und jeder Pfennig Geld wäre binausgeworfem Für Leute« die Geld baben und damit spielen wollen, ist die Lotterie recht gut« aber nicht für uns, denn wir ba ben tein übriges Geld. Bei dieser Gelegenheit muß ich Dich leider ein mal wieder belästigen und um etwas Geld bitten. Jch habe nämlich ver schiedene Rechnungen zu bez-1hlen,: achtzig Mart werden mir jedoch ge wägen-« »Stebe wie immer mit Vergnügen zu Diensten, hier hast Du das Geld. O, da ist ja inzwischen auch die zweite Post gekommen. Nur zwei Briefe. und beide fiir Dich. Der Eine sieht ja so aus, als ob wieder eine Rechnung drin wäre, und der andere scheint von Deinem Onkel in Amerita zu fein. Jeyt muß ich aber fort. Aber Jenny, was ist Dir denn? ; Es ist doch hoffentlich mit dem Onkel i O «. «-« nichts rassirt?« .Ach. lieber Reinhold, es ist zu schrecklich! Lieb nur felberk« Herr Betzdorf naan ren Brief und( las ihn. Der Onte1- feiner Frau ! herr Tuhing schrieb, daß er sein gan- ! ges Vermögen verloien hätte. Nur. soviel habe er aus dein Schiffbriiche noch retten tönnen, dasi ihm fiir Zeit seines Lebens eine kleine Rente bliebe. Um nochmals bor: Neuem anzufangen. sei er zu alt, und er harrte Gott, dasi er nicht verheirathet fei. Jndessen ohne Beschäftigung und ohne jegli chen Freund —— denn die Ratten hät ten schon liiiigit das sinkende Schiff verlassen —, fühle er sich zu einsam. Wenn daher Jennh, oder ihre ältere Schwester Mathilde, ihn gegen Zah lung von wöchentlich zwanzig Mark — mehr litnne er nicht geben —, bei sich aufnehmen wollten, io würde er mit Freuden nach Deutschland zurück tommen, um hier seine Tage zu be. enden. Er habe auch in diesem Sinne an ihre Schwester geschrieben uno erwarte nun von ihnen beiden die Ant wart ab. Herr und Frau Betzdorf sahen sich ein paar Augenblicke schweigend an, dann rief sie aus: »Der arme Onteit Es musi schreck lich für ihn sein« nachdem er vorher in so guten Verhältnissen wart Und wie großmüthig er sich immer uns gegenüber gezeigt hatt Ich weisi nicht, was wir ohne ihn angefangen hätten. Er muß sich wohl auf eine schlechte Spekulation eingelassen haben. Nimm Du Dich nur in Acht, Reinhold.« »Gewiß, gern, ich tverd' inich schon in Acht nehmen, Aber nun auf Tei nen Onkel zurück zu lominen, was meinst Du? Jch würde es ganz gern sehen, wenn er zu uns käme. Und wenn es ja leider wahr ist, basz ioir selbst nicht biet übrig haben, so wer den wir es doch fchon einrichten tön neii, das-. er sich bei uns recht gemiith lich fühlt, und seine zwanzig Mark die Woche wollen wir erst gar nicht nehmen, denkst Du nicht auch so?« .Du bitt ein Engel, lieber Rein hotdt Eiii großer, lieber —« »Fal« Nicht zu nicht« unter bra er sie, »bevor Du ihm antwor test, mußt Du Dich erst mit Mathilde besprechen. Sie ist die Aeltere, viel leicht will sie haben, daß er zu ihnen kommen soll.« » Beide inusiten zu lachen anfangenH doch sagten sie nicht, warum sie lach- ; ten. Sie wußte aber recht gut, wa-.’ cum, denn sie konnten Mathilde. Derr Beidors begab sich in sein! Bureain Er war ein junger Rechts anwalt, dessen Praxis noch nicht sehr bedeutend war. Uni fein Einkommen zu erhöhen, war er auch schriftstelle tisch thötia doch brachte ihm diese Thiitigteit nicht viel ein. Mathilde war mit einem Herrn Moormann, einem reichen Kaufmann, verheirathet nnd lebte rn einem Vor ort. Tie Moor-nann’s iiihrten ein großes Hans und legten aus Art-her lichseiten großen Werth, so entialtete auch Frau Moormain in ihrer Tois leite einen übertrieberen Luxus Noch am Nachmittage desselben Tages fuhr Frau Moor-traun bei ih rer Schwester vor nnd erklärte ihr, daß es ganz unmöglich sei, daß Herr Tuiing bei ihr sein heim aufschlage. Sie persönlich hätte dar ja lehr gern gewünscht, aber es- ginge beim betten Willen nicht, und dann folgte eine ganze Reihe von Gründen, die zu er finden sie den ganzen Vormittag ge braucht hatte Frau Behdori er rannte deren Berechtigung sosort an und nacht-ern isre Schwester sich ent fernt hatte, chrieb sie einen recht herzlichen Brief an ihren Onkel, in dem sie ihm mittheilte, daß sie nnd ihr satte seinem baldigen Eintresien mit größtem Bergnttgen entgegen sehen. Kurze Zeit darauf kam er auch. Zirk- Tuhing war ein gebrochener ann. dem man ei ansehen tonnte, da er sich von seinen lehweren Schick Licehliigen wohl taurn jemals wie e würde erholen können. Herr und seau sehdorf thaten allei« was in ihren Kräften stand, urrr ibn zu trit Mn und aufzuheitern, und er war da r auch in rli reader Weise dantbar, aber selten sna en seine Züge einen steundlicheren usdruck an. Troh ih res Sträubeni bestand er daraus. daß er ihnen wöchentlich seine zwanzig Mart zahlte, es wäre das so wie so wenig genug stir die viele Mühe, die er ihrem mache, fagte er. Bald tanien aber seltsame Tinge vor. Frau Behdars spielte sehr gut Klavier, sie besaß aber kein Instru ment, denn ein gutes zu tausen, er laubten ihre Mittel nicht, und ein schlechtes mochte sie nicht haben. Zu ihrer namenlosen Ueberraschung wur de eines schönen Tages ein prachtvol les großes Piano bei ihr abgegeben. Die Leute, die es- brachten, erklärten, sie sollten es an Frau Betzdorf ablie fern, vermochten aber nicht zu sagen, wer der Absender sci. Aus eine ver sönliche Anfrage bei den Fabrikanten erhielt herr Behdorf den Bescheid, daß es ihnen verboten sei, den Na nien des Käusers zu nennen, daß aber Frau Betzdorf es nur ruhig in Benutz ung nehmen möge, denn es sei ein Geschenk von einein »Vertvandien«. Noch zerbrach sie sich den Kopf da rüber, wer wohl der geheimnißvolle Gebet sein möge, als ein paar Tage später ein Möbelwagen vor ihrer Wohnung vorfuhr. Aus demselben befand sich eine prachtvolle Bläsch Garnitur, die sie vor wenigen Tagen in einem Schausenster der Haupt straße so sehr bewundert hatte. Au ßerdem waren noch sechs werthvolle Oelgeiniilde dabei. Jeder Gegenstand war sorgfältig verpackt, und an ihnen befand sich ein Etiquett mit der ge druckten Aufschrifr: »An Frau Beh dorf. Mit dem besten Wunsche eines Verwandten'«. Frau Betzdorf wußte sich vor Verwunderung nicht zu fas sen und sie drang in ihren Mann, ihr doch zu sagen, was das bedeuten solle. Er aber zuckte nur mit den Achseln und erwiderte: »Ich verftehe mich recht schlecht auf Geheimnifse. Was meinen Sie, On tel Tutzing?« Herr Tuhing wußte aber auch wei ter nichts zu sagen« als über das un verhoffte Gliick seine Freude auszu drücken, und nach wie vor zahlte er wöchentlich seine Hwanzig Mart. 2. s Vier-sehn Tage später erreichte die Spannung im Betzdorsschen Hause ihren Höhepunkt Eine mit zwei Braunen bespannte elegante Eguipage hielt vor der Thür und ein Diener überbrachte einen an Frau Behdorf »adressirten Brief. Jn dem Briese stand: Frau Behdorf möge Pferde iund Wagen als ihr Eigenthum bei trachten-, und als Bestreitung für die Unterhaltungstoften aus das erste sJahr erlaube sich ein »Verwandter« ssiinftausend Mark in Bantnoten bei ; zu schließen. » Vor freudigem Schreck war sie koie igeliihmt, und noch war sie nicht zu Bewußtsein ihrer selbst gekommen, als zu ganz ungewohnter Stunde ihr Gatte aus seinem Bureau erschien: auch er befand sich in größter Aufre aung, und als er seiner Gattin an sichtig wurde, driickte er ihr ein Tele gramm in die hand: »Sieh mal, Schuh, was i in mei nem Biireau vorgefunden e.« Und sie las: »Sie haben bei der Handelgbant ein Guthaben von zwei hunderttausend Mart-. »Ach,« rief sie aus, »ist denn das möglich?" »Selbstverftiindlich bin ich sofort auf der Bank gewesen, um mich zu er tundigen. Die Geschichte ist in Ord nung, die Herren durften mir aber nicht sagen, wer das Geld eingezahlt hat, Jch bin daher rasch zu Dir ge laufen, um Dir von unserem Glücke Mittheiluna zu machen." Sie erzählte ihm dann von dem Wagen und den Pferden, und sie hat ten so Vieles zu besprechen, daß ihnen der Tag im Fluge verging. Herr Tußing saß mit sreudig erregtern Ge sicht da und schien an ihrem Glück in nigen Antheil zu nehmen. Bevor er sich aus sein Zimmer zurückzog, legte er, wie an jedem Sonnabend, zwan zig Mark aus den Tisch siir Wohnung und Verpslegung. Das erste Mal benutzte Frau Behi dorf ihre Eauipage, um ihre Schwe ster zu besuchen. Aus das Genaueste erzählte sie ihr all’»die märchenhasten Wunder, die sich bei ihr im Lause der leßten Wochen zugetragen hätten. Mit immer wachsendem Interesse hörte ihre Schwester zu und in ihrem Gesicht ging eine aussallende Veränderung vor. Sie hatte eine Idee. Sie be hielt sie aber siir sich; auch dann noch, als sie ihrer Freude in überschwenglis chen Worten Ausdruck gab und ihre »iiebe, tleine, glückliche Jenny« zum Abschiede recht herzlich küßte-. Ungeduldig wartete sie,dan:i aus die Nachhausetunst ihres Gatten, dem sie alles er ählte. Jhre Neuigkeiten brachten diesen ganz außer Fassung. »Ein ganz gemeiner, schmutziger Streich ist das,« rief er aus. »Du hach recht, Mathilde· Er ist ebenso wenig ruinirt wie ich es bin. Wir haben da eine schöne Dummheit ge macht· Aber morgen sriih mußt Du ihn gleich besuchen. Jch würde Dich ia sehr gern begleiten, halte es aber siir richtiger, wenn ich nicht mitkom me; Du tannst dann alle Schuld mir zuschreiben. Sage, was Du willst und thue, was Du willst. Sieh’ aber um immelswillen, daß er zu uns iibe edelt.« Tags daraus klagte cerr Beidors - über Kgsschmerzen und ging nicht in sein ureau. - r Es war laum els, als Frau Moor rnanir sich anmelden ließ, und Ben dors hatte Mühe, sein Lachen zu un terdrücken. herr Tuhing las gerade die Zeitung und er legte sie sisort weg, um seine Nichte zu begrüßen; sie schüttelte ihm herzlich die Hand und wandte sich erst dann den Anderen zu. Ihren Sessel rückte sie dicht an den ihres Onlels heran und ganz ausschließlich unterhielt sie sich init ihm. herr Betzdorf bat sie daher, sie möge ihn und seine Frau aus ein paar Minuten eiitschuldigen, und gab seiner Frau einen Wint, ihm aus dein Zimmer zu folgen. Kaum draußen angelangt, be nahm er sich aus eine höchst mertiviir dige Art. Er wars sich aus einen Fauteuil, hielt sich das Taschentuch var den Mund und wälzte sich vor Lachen. »Aber Reinhold!« rief sie aus. »Was ist Dir denn, was —-?« »Aengstige Dir nur nicht, Schatz, ich bin durchaus nicht verrückt gewor- « den« die Geschichte war aber zu lustig Jch habe das alles so eingerichtet, da mit sich Mathilde etwas mehr siir un seren lieben, guten Onkel interessirt. Weswegen« glaubst Du wohl, ist sie heute zu uns gelommen2« »Das weiß ich nicht; mir schien es so, als wenn ihr Besuch Onkel gelie.« An nnd si- dmrm auch in ihn. zu ihnen überzusredeln. Und sie wird ihn noch öfters besuchen und weiter in ihn dringen, zu ihr zu kommen Kannst Du Dir wohl denlen wa rum?« »Der arme Ontel bat aber doch weiter nichts als seine Rente.« »Der Ansicht ist sie nicht. Sie hat zwei und zwei zusammengereimt und in ihm den »Verwandten" entdeckt, der sich als armer Mann pertleidet bat, um die Liebe seiner Nichten auf die Probe zu stellen.« »Ach, daran habe ich nie gedacht! Wir müssen sosort zu ihm und ihm siir seine kostbaren Geschenke danten. Aber bester Neinhold, was ist denn dabei Lächerliches, daß Ontet trotz alledem noch reich ist's-« »Gerade das ist es. Mathilde ataubt, er ist reich, und wir müssen sie bei dem Glauben belassen. Er ist es aber nicht« »Wer aber sonst?« »Nur ein lieber, alter Dnmmtch der den schlechten Geschmack besitzt, Dich recht gern zn haben.« »Reinholh —- DuT —-- Aber ——!« »Ja« es tst viel Geld, nicht wahr? Und es tommt noch rrtehr,. denn ich habe mein Glück beim Schopfe gefaßt, und was ich einmal gewonnen habe. auch gut angelegt. Und wo ich es ge wonnen habe? Ganz einfach, in der Lotterie. Tr- sagtest doch, Du wüß test recht gut, ich würde es nochmals versuchen, und ich habe es versucht, und zwar mit dem Erfolg, daß auf mein halbes Loos der Hauptgewinn ·gefallen ist.« —- - Op»«— Fasttag. I CAUZ dem Französifrlpcu frei nackter-zählt von Maria Hausen IIq —1——— .t Ue Fasttag war ein Spihname, und zwareiii ungemein treffenden Lang wie der Tag vor Johanni und oiirr trie eine herrenlose Katze, sah der arme Tropf mit seinem afchgrauen Teint, seinen hohlen Wangen und tiesliegeng ren Augen wie der personifizirte Hun ger aus. Er hatte sich wohl noch nie in seinem Leben so recht satt gegessen, uno der Appetit seines fünfzehnjährigen Ma gens wurde durch das bestänoige Fa sten nur noch verschiirft Unser Iasttag war Küchenjtrnge rnd Lausbursche im ,,Golosenen Fa san«. Welche Tantalusqual siir einen leeren aMgent Sein herr, Meister Shibert, ein hartherziger, geiziger Mann. maß seinen Unteraebenen aar magere, tärgliche Bissen zu, und so verließen ihn denn auch alle feine Die ner, sowohl zweibeinige wie vierfii f-«ige, gar bald, die Einen, um vortheil hastere Dienste, die Anderen, um in eine bessere Welt einzugehen. Nur Fasttag allein hielt treulich auf seinem Posten aus und konnte eH in seinem dankbaren Herzen nimmer ver gessen, das; Meister Thibett ihn einst von der Straße aufgelesen hatte, wag ihm übrigens ost und hart genug vor geworfen wurde. Nöthig wäre dies nun sreilich nicht gewesen, denn der be scheidene Kiicheniunge war edelsinnig und glaubte, weder durch die tausend Dienstleistungen, die er seinem Herrn erwies, noch durch die reichlichen Schläge, die ihm dieser verabsolgte, das tägliche spärliche Brot bezahlen zu können. Melancholischen Blickes drehte er geduldig und ergebn tagein, tagaus den Bratspieß, an welchem getriisselte Fasanen, gemästete Kapaunen oder gestopste Enten sich spreiztem Ein ander Mal wieder half er dem Koch die saftigen, tvohlschmeckenden Pastet chen bereiten, denen der »Gott-me Fa san« seinen Ruf und die vornehme Kundschaft der Hoslavaliere ber dankte. , I ' · · « 2. ’ « ' »Schnell, Lümmel, triidle nicht! irage diese Pastetchen, so slsnk und sorgfältig Du nur kannst, sum herzog ron Burgimd, er bewirthet heute sei Iten Vetter Orleanö, vielleicht erlangen wir auch dessen Landschaft. Versäume Dich nicht euntertvegt, denn der Ober trch wünscht die Pateten zwei Stun den vor dem Diner!«' Meister Thibert stellte den kostbaren Starb dem Jungen eigenhändig aus den Kopf und folgte ihm mit den Blicken. War es doch das erste Mal, dasz er ihin solche w: «icht ge Mission ver traute, doch blieb ihm nichts anderes übrig, da die beiden anderen Burschen Tags zuvor das Haus verlassen hat ten. Der arme Knabe mußte gar sehr Acht geben, denn es war um die Fa schingszeit, und alle Augenblicke betam er Piisse von den Maslem die sich jah lend und lachend in den Straßen drängten. Bald tanzte und heute eine Bande Sarazenen um einen Riesen, bald schivangen Jndianerstiimme die Fackeln, ganz uneingedeni der entsetz lichen und noch so neuen Katastrophe des Ballbrandes, welche drei jungen Coelleuten das Leben und dem un glücklichen König den letzten Vernunft schimnier gekostet. Dann lamen Zau berer, mit spitzen, hohen Mützen und sternbesiiten Talaren, Jäger, Fischer, Gauner-, Narren aller Art. Auch we niger harmlose Gestalten zogen heran, die bsesoafsneten Parteigänger derBuri gunder und Orleans, die sich jedoch l-, tücklicherrveise mit leeren Drohungen irgniigten, da ihre Herren Friede ge « ·.« s ..— '-. Ithussru uuu uus »i- ocuuiuctuug »k Herzogs von Berry hin vor den Augen dir-H Volkes gemeinsam lommunizirt und dann an derselben Tafel gespeist halten« Ganz Paris schwamm in Wonne, glaubte man doch endlich das Ende aller Ztvistigleiten gekommen. Mühsam bahnte sich Fasttag seinen Weg durch die bunte Menge, und als er an der Brücke, die zu dem Palast des Herzogs siihrte, ankam, setzte er, um einen Moment auszuruhen, seinen Korb aus einen Stein. Sei es nun, daß der betäubende sLörm ihn verwirrte, war es Hunger, Ermüdung, rker wirkte all dieses zusammen, kurz e-.«- ergriss ihn plötzlich eine Art Erstar :i-ng, sei-ne Glieder versagten den Tienst, nnd er siel ohnmächtig zu Bo ren. I I k ,,Seht, seht, da hat Einer dem Bac chus zu start gehuldigt!« rief eine la chende Stimme, und der Besitzer dieser Stimme versetzte dem armen Jungen einen FußtritL »Der Schlummer til-ermannte ilm bei der Mahlzeit«, meinte ein Anderer, den verlassenen Korb erblickend. »Wersen wir ihn in’s Wasser, da xrird er wohl erwachen!« scherzte ein Tritten »Bitte, gnädiger Herr,« nahm re spettooll jetzt Einer das Wort, »bitte, der Knabe schläft nicht, er ist ohnrnäch tigi« »Ohnmächtig! Nun, Karl, so lasse ihn zur Ader, wenn Du eine Lanzette bei Dir hast, das ist ja ohnehin Dein Geschäfti« Ein schallend-es Gelächter begrüßte diesen Witz. Etwa ein Dutzend rother, gelber, schwarzer, grüner Teufel um stnnd den armen Knaben, doch Der. welcher Karl angeredet worden war, kniete nebn ihn nieder. »Je! Das ist ja unser kleiner Fast-« t;-g!·« - ,,«5asttag? Na, das nenne ich einen passenden Namen!« »Ja, wahrhaftig, Euer Gnaden, denn siir ihn ist das ganze Jahr Fast lag; und wenn wir ihn hier vor uns aus der Erde ausgestreckt sehen, so ist dieses sicher ein Zeichen von Noth und Entlrästung.« »Zum Kuckuck! Er hat doch die sein sten Bissen da in dem Korbe, um sich» zu sättigen!« ries ein rother Teufel, ten Deckel des Pastetenlorbes lüsteno. »O, er ist unfähig, zu naschen!« »Du lennst ihn also, Karls« »Jeder Student lennt ihn, Herr! Lis- ist der Kiichenjunge, Bratenwender, Aschenpuster und Schmerzensreich des Meister Thibert, Wirths zum ,,Goldei nen Fasan«, dessen Wirthscbaft in der Nachbarschaft der Universität liegt. Der alte Filz, welcher so ausgezeich nete Küche führt, läßt diesen armen Tropf fast Hungers sterben und ver bietet ihm dabei noch aufs Strengfte, ie etwas von Anderen anzunehmen, welchem Verbot der arme Junge so genau nachkommt, daß er bei jeder klei nen Gabe, die man« ihm aus Mitleid bietet, »Ich habe keinen Hungeri« ant wortet.« »Meiste: Thibert ist ein Zalunte und Dein Fasttag ein E el! un, er soll heute satt werdens Wette ihn noch nicht; nehmt ihn, Jungens-, tragt ihn in meine Wohnung!« »Und den Korb-M »Den auch!« »Die Pasteten sind siir den Herzog von Burgund bestimmt sein Wappen ist darauf!« «Desto bessert« -n««..s X J 4. Äls Fasttag die Augen öffnete, glaubte er sich in einem Traum zu be finden. Er lehnte in einem weichen Arm stahl vor einer reich gedeckten Tafel, die sich in einem lichtfuntelnden, prächtig geschtnitckten Saale befand. , » F- : Tenxel in allen Farben waren um ihn be chästigt, banden ihm die Ser viette um« präsentirten ihm Wein, reichten ihm goldene Wasserlarassem »heilige Jungfrau! sJch bin todt!« dachte er. Und da er dem Blicke eines griinen Teufels, der ihm gegenüber saß, be geznete so bekreuzte er sich andachts vo , um die bösen Geister zu verjagen; doch der Teufel rührte sich nicht, auch mischte sich weder Schwefel- noch son stiger höllengeruch in den Dust der herrlichen Speisen, die vor ihm stan den. ,,Jß!« befahl der grüne Teu el. »Ich habe leinen Hunger!· stam melte Fasttag pflichtschuldigst, obgleich seine Miene ihn Lügen strafte. »Jß!« wiederholte sein höllischer Wirth gebieierisch. Was thun? Der arme Tropf war in größter Verlegenheit. Dem Herrn Sa tan Trotz bieten, war gefährlich, ihm gehorchen, war es nicht minder, fürch tete er doch nicht nur den Zorn Meister Thiberts, sondern auch den Verlust sei ner eigenen armen Seele Die Versuchung aber war groß. Die Speisen hauchien versiihrejsischen Duft aus-, die Weine leuchteienxgleich flüssi gem Rubin in irystallenem Polal. Der Böse blieb bei seinem Befehl. Hol’s der Fuchs! Und Fasttag nahm muthig den ersten Gang in Angriff. Die Schüsseln drängten eine die an dere, die Weine flossen· Vorschneider und Mnndschenk thaten ihre Pflicht, uno ifanraa asz und tranr wie noch me in seinem Leben; solcher Schsmauswar ihm niemals vor den Schnabel gekom men. Endlich konnte er nicht mehr. »Ah! Nun habe ich doch einmal mei nen Hunger gestillt!« »Bist Du satt?« ,,-Volltommen, Herr Teufel, oder Euer Gnaden, oder wer Jhr sonst seid! Jch werde weder Euch noch EureMahl zeit jemals vergessen!« -,,Alfo einen letzten Becher aus mein Wohl!« »Auf Euer Wohl!« Er leerte den Becher bis aus den Grund. Bald jedoch wurde sein Kopf schwer, seine Lider schlossen sich, nnd schlafend sanl er in den Sessel zurück c· t) . Fasttag erwachte, rieb sich die Augen und sah un: sich. Er war allein auf der Brüde, nnd neben ihm stand sein Korb. Die Nacht war angsebrochem die gol denen Sterne funtelten am Himmels zelt und spiegel-ten sich schimmernd im tiesblauen Wasser. »Wie fest ich geschlafen habet Und wie geträumt! Wie herrlsch geträumt! O, könnte ich doch oft so träumen, mein Magen ist voll und ivarm!« Jedoch fiel ihm ein, daß es spät sei, daß er lange geschlafen haben müsse. Er zitterte, die Zeit versäumt zu haben, und ohne eine Minute zu verlieren. eilte er nach dem herzogli chen Palast. « Endlich kommst Du!« empfing ihn grollend der Obertoch ,,Schnell, di e Tafel ist längst gedeckt, und die Geiste harren!« Er ordnete die Pastetchen zierlich aus einer silbernen Platte nnd trug sie, von einem Diener gemeldet, eigen händig in den Speisesaai. Fasttag wollte soeben feinen leeren Korb nehmen und davon gehen, als plötzlich der Gastgeber in die Küche ge stürzt kam, den Knaben beim Ohr nahm und schrie: »Schrift! Dieb! Was hast Du mit meiner Pastete gemacht?« »Mit welcher Pastete?« »Mit meiner, welche die herzogliche Krone trug, nnd die Du gegessen haft! Taugenichtst Tagedieb, Schust! Schurke!« · Und die Schläge hagelten nur so t L - -...-- s: -- L-- BI- -:«c.4 -.« uus UUI uklllki IIIIIU, UUI litt-, sIIUfl du oertheidigen wagte, denn ein schreck liches Licht war ihm aufgegangen — er stand vor dem Herzog Johann von Burgund selbst, und bebend fiel er dein Priwzen zu Füßen. »Hast Du die Pastete gegessen?" »Ja, Euer Gnaden, aber ich schwöre, es gefchah im Traum!« Schluchzend versuchte er feine Erleb nisse zu erzählen. Johann von Bur gund jedoch gehörte keineswegs zu den sanften, leutseligen Fürsten, sondern tnr Sorte der schwarzen Douglaffe, die erft hängen nnd dann richten; und fo unterbrach er denn auch den unglück lichen Kücheujungen rauh und hart: »Willst Du Dich vielleicht noch über mich lustig machen, Kerl? Heda! Nehmt den Lumpen und hängt ihn an den höchsten Galgen, ich will ihn träumen tehren!« ,,Gnädiger Herr, hören Sie mich, ich Esefchwöre Sie!« Fafttag rang die Händ-e und erhob bittend den Blick; da entfuhr ihm ein Schrei, sein Auge war aus den grünen Teufel gefallen, der neben dem Herzog stand. -. »Das ist er!« rief er. »Ich erkenne ihn, er befahl mir, zu essen!« Der Teufel demaslirte sich und sprach zu Herzog Johann: »Liebe: Vetter, begnadige diesen Jungen, ich bin der Schuldige!« »Dir zu Liebe herzlich gern, mein Vetter, ich bin froh, Dir einen Beweis unserer neu geschlossenen Freundschaft geben zu lännensp Der grüne Teufel war aber kein Ge ringeoer als Ludwig Un Orient-h dgl Königs lieben-wäer senden ed heiterer junger Prinz, wie die Eisein berichtet. Um nun den armen Burschen für den auggestandenen Schreck zu entssdisem bat er Meister Thibert, ihm denseiben abzutreten, was dieser denn, wenn auch höchst ungern, that; sind die Bitten ei nes Prinzen doch Befehle! Fasttag verließ seinen neuen Herrn nie mehr. Ein Jahr nach jener berühmten Ver söhnung wurde Ludwig von Orieans auf derselben Straße, neben demselben Palast verrätherisch ermordet (am 23. November 1407.) Von all seinen Dienern hielt nur sei-n jängster Knappe bei ihm Sand und Vertheidigte ihn, bis er selbst, von einem Schwert durchbohrt, mit dem Rufe »Mein guter Herrl« über dessen Leiche fiel. Dieser treue Knappe war Fasttag. Er hatte ein gutes Abendessen mit seinem Leben bezahlt. -..—..-.·-..-..—. Au sesiedetek Fleisches-. Zu den interessantesten Vögeln, die im Norden unseres Landes während .-·» der Winterszeit zu finden sind,gehor1 wenigstens für den näheren Beobachter, derWürger, bei uns meistens «Shrike« oder ,,Butcher Bird« genannt. Sein eigentliches Heim sind arktische Regio nen, aber vom November bis anfangs April hält er sich weiter südlich auf. Meistens ist er dann auf dem Wipfel irgend eines Baumes in freiem Felde zu sehen, scheinbar ganz unthätig, in Wirklichkeit aber mit der größten Spannung irgend ein kleines Geschöpf beobachtend, das ihm zur Mahlzeit die nen kann. Er ist hauptsächlich von grauer und schwarzer Farbe, mit eini gem Weiß an den Federspißem und hat etwa die Größe einer Rothdrossel; sein getrümmter, habichtsrnäßiger Schna bel aber verleiht ihm ein etwas un heimliche-Z Aussehen. Von Zeit zu Zeit mag er das Ge schrei eines Sperlings oder sonst eines klein-en Vogels nachahmen·, —- plößlich schießt er aus sirgend ein kleines Opfer hinab, tödtet es ganz oder halb mit seinem Schnabel, berspeist es aber sei ten sogleich, sondern spießt es gewisser lich an einem großen scharfen Dorn oder an einemLJ inhtzaun - Stachel u. s. w. ganz teischermiißig auf Daher sein Name »Butcher Bitd«. Manche nennen ihn auch »Neuniiidter«, weil die Sage geht, da s; er 9 Opfer auf spieße, resp aushiinge bis er eines ver zehrt Wahrscheinlich aber fängt er stets so viele wie er zu einer ge ebenen Zeit kriegen kann, und häng Alles auf, was er nicht sofort braucht. Diese Vorräthe mögen ihm sehr zustatten kommen, denn oftmals erlegt er tage lang nichts. Das ist aber nicht der einzige Grund fiir diese bemerkenswerthe Ge wohnheit. Man hat auch bemerkt, daß dieser Vogel in der Gefangenschaft; wenn er ein Stückchen Fleisch erhielt, nicht ruhte, bis er es an irgend einenr spihigen Gegenstande, z. B. einem Na gel oder den Zinken einer Gabel, auf hängen konntet Die Füße dieses Vo gels find nämlich verhältnißmüßig schwach und er braucht meistens irgend einen Haltepunkt für seine Nahrung,l ehe er dieselbe mit seinem Schnabel zer reißt. Außer kleinen Vögeln, werden hauptsächlich Insekten und auch kleine Säugethiere, wie Mäuse, seine Beute. Man thut ihm ganz Unrecht, «wenn man das Aufspießen mit einem beson ders grausamen Hang seines Charak ters in Verbindung bringt, da manche seiner Opfer noch nicht ganz todt sind,· wenn er sie aufhängt; er behandelt eins Stückchen rohes Rindfleisch allemal ebenso, wie gefangene Thiere. Mitw ter vergißt er im Freien auch seine aufgehängten Vorräthe völlig und man kann dieselben noch monatelang rmkkibns eiifiillin ins-nimm nnf hsm Felde ausgehaisi findens wenn nicht schon anderes Gethier sie erreicht hat. — --· - ——-— Jm Rachen des Walfisch-h Während des Jahres 1842 treuzte der Walfischsängek »Vie du Harm« unsern der Insel Na-Mawi in der Südsee, da gewahrte einer von den Harpunieren einen Wal. Sosort ließ der Kapitän vier Schaluppen bemans nen, Und das Ungeheuer wurde glück lich erreicht, ehe es niedertauchte. Dem Hart-unsern welcher die Beute zuerst gesehen, stand das Recht zu, den Wal fisch zu harpunieren, und er wars die Harpune mit solcher Kraft und Ge schicklichkeit, daß sie dem Fisch tief irn Rücken sinen blieb. Der Schmerz ver setzte das Ungethiim in eine solche Muth, daß es wild mit dem Schwanze um sich schlug und gerade die Scha luppe zertrümmerte, in welcher sein Gegner sich befand. Jm Todeskampf riß das Thier den Rachen aus und erschnappte den Harpunier am Bein. Zum Glück ging es mit dem Riesen sische aber rasch zu Ende. Aus dem Rachen desselben befreit, wurde der Mann an Bord gebracht, wo ihm deo Wundarzt das Bein über dem Kaie abnehmen mußte. Als die Amputation, welche der Harpunier mit stoischer Ruhe ertrug, vorüber war, sagte der Kapitiin zum Patienten: »Nun, Vierte, was dachtest du denn, als der Walfisch dich im Rachen hatte?« »Auf Ehre Kapiiäm « brummte den harpunien »ich dachte, daß er wenig stens 60 Faß Tbran neben will-tei«