Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 30, 1903, Sonntags-Blatt, Image 9

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    WITH Buppwcht
Erzählung von Jsabella Kaiser.
Baron Rupptvchr fckitetv das Tele
Fgmm Dann fuhr e: mit ver Hand
t die Stirne.
«.hm! . . .. ja. . « das ist ja präch
tig! Der gute Junge!« Aber die
Nachricht traf ihn doch unerwartet.
Er trat an’z Fenstrr. Durch die ent
bkättetten Gdbüfche dies Bartes drang
helles Lachen, mit dem heraufkünderg
den Bellien eines geneckten Hund-es ver
mischt.
»Wie vergnügt sie ist kmo wie sehr
sviev sie-sich freue-W
Er tief: Xanrer1!«
Eine rosig-e Wokke Die-bebe iibek den
Rasen undevftiitm:se Die Iet:asse.
»Nun, Onlej .·v.::— gis-As sum
Hu! wie etnft!«
»Ernst! Nein, nur g1iickiiich. Da
geh bek, Xanderl, un: Paß mal-Auf.
Ich have soeben ein Telegramm et
halten«
»Zum Kuckuck! Vcn Dem ma,1’s
Vth sein? Tande Betty!« tief sie
rxckisch und lachen-se Koboire sprühtsn
aus ihr-en Augen.
Ersschjitzelte ten Kopf.
«Falsch gerathen, Mässel, Der Wcsf
Hang Essig ..... Sein Schiff is: ixx
Genua eingelaufen. In wenige-: Ta
gen ist er der unfrigs«.
»Ah!« rief sie, ,,tt to:p.:17:!« Ein-e
Purpurwclle überflops ihr Gefixipx ian
i: Rote-Ide- ftatåtn jäh in ihr-en Akt
gen.
Er blickte sie eins-J er itautxi an.
Er baue erwartet, daß sie ihn stür
misch umarmen und in die Hände
klatsch-en würde, .v: e sie- s sanft that
kenn er ibr eine große Freude offen- l
arg-e.
Sie schien den lecken Uebermuth ab- «
gestreift zu haben und zerrte bewirkt
an ilirem Kleide
»O«n«lel. . .. wird er mich auch gleich
: ich sfvttlckileppent «
»Wer denn?« fragte der Baron gleich
derbliiift.
.,Nun... Wolfgang. Jsch meine, es
wird fvfcrt geschehen «
Aber natiirsiich.. Du einfäl: iqu
Ding So ungeduldig! Diese Zec
wökfe halten es nie lange aus auf
festem Land. Und nach fünfjähriger
Brautzieit würde es mir iibrsl lau-stehen«
Aufschub zu predigen. Gelt. . .. Vö
·elck,jen?«
Er lachte gez.vun3en a:: f urh vdll e
mit Der Hand iiber ilir gesenkt es
Köpfchen fahren
Aber sre zueite nerdiisk zuriick und
fah ihn feindlich an.
»Aber fo was.... ich .vill ja gar
nicht reifen. Jch mag nich-Z« sag:e sie
mit rem milden Twy eines- verzoge
nen Kindes.
»So bedenie doch-, XanderL eine
Hochzeitgsresikse um die Wel:. .. das ist
nicht banasL
»Ja»... werden Sie uns beglei
ten?" fragte sie lauernd und blickte ihn
schmeichelnd an.
r lächelte.
»Nein.».. ich alaube nicht .....
Soichc Reif-en macht man gewöhnlich
zu Ztvrienf
»Aber ich werde feelrani Das reifs,
ich gestß Jch hasse die 1rcßen T ist
len, die des Nachts- immer Uaah..
Uaab —- —- ftöbnen. Und ich .verde
dann immer denken: Was- madx zvobl
Onstei Wilbdlm.... er bat Niemand
tun sich. den The-e rich:ig zu bereiten
. Nieman·d, um seine Zchachpartie
und Tennis zu spielen . . .. und aus
zureitem . . .«
Tbränen erfiictten ihre Stimme.
»Aber, mein gutes Hasel-erl, am
Vorabend ein-er Hcchzeir denkt man
noch nicht an den alten Freund. Das
bischen Glück muß immer durch etwas
Egoismus behauptet werden. «
»Alt. Sie —- !«« Ihre ganze Ent
rüstung brach ssich Bahn in diesen
Worten ——— Weil Ihr Haar schneeveiß
ist. Es gibt doch zweierlei S nee.
Der große Kirschbaum im Dbstgarten
der weiß es· . am Weibnaschts- und
am Oftermorgen ist er aanz weiß.
Einmal ifs es starrer kalter Schnee
unter bleiernen Wollen« dann wie
der zarter, dirftigen verbeißungsvsoller
Blüthenschnsee unter lacheUIem blauen
S..-..--« II-- s- L D'
IJOIsIlliIös Mk sllIV SUC- s s
Ein Hauch der Versiegenheit gii:t
iiber des Mannes Züge.
»Da bist ein großes Rina, Tand-ed
Geh Ietzt und same Iasz unsere alte
Trudv Alles zu Wolfsanas Ankunft
bereit halte. Er freut sich so sehr, aer
brave Junge. Sein Triessrainm ist ein .
förmiicher Jubelschrei.«
»So, er freut sich... er ins-XI aes
schr:ebn. . sagte sie tieici:i:ii:t)i,i.
Dann schiich sie traurig hinaiie.
Baron Rnprecht überließ sich seinen
Gesanterh Die Mein-: b atte roch ver
damrnt richtig getroffen Gewiss, er
freute sich ehrsiich aus die Rückkehr sei
nes Neffen Wolf, den er wie einen
Sohn liebte und den er qroßaezsoaen
hatt-e. Aber srei von egoistischein Un
Wgen war diese Ist-euer nicht. Er
inm, um ihm Xanaerl zu entführen
Das war der Hasen. Der Nuin Ies
Kinkes bereut-et sür ihn völlige Ver
insarnitng.
Vor sechzehn Jahren war die Kleine.
miät der ganzen Zierlichteit ihr-er siinf
Jahre, in sein Hans gewinnt-en Sie
war vie Tochter eines Waffenbmders
der im siebziaier Krieae in der Schlacht
von SaintWrivat sieh Er hatt-e sie
Weise aus Pietöt ausgenommen
Damals war er noch iuna und
OWise von einer Gefährtin aus sei
zgess einsamen Laut-Mk Er hing
unt-its- seinem Sehn-en nach...
its-W N nie. -
Sonntags Blatt
Beilage des » Nebraska Staats-Ankeiger und Beratd«.
J P. Windolph, Herausgehen Grund Jsland, Nebr» den :30. Januar 190:I. Jahrgang 3. No. 22
Und er hatte sich nicht verheirathet.
Jetzt dachte er gar nicht mehr daran.
Mit sechsundvierzig Jahren schafft
man sich stseine neue Lebensweise ..
»Die sei-senden Tage sprach Xandett
nie von Wolf Sie umgab den Onkel
mit mehr Sorgfalt, als läge ihr Iaran,
noch weh-e vermißt zu werden.
Manchmal btickte sie ihn griallenb an.
Warum, a warum hatt-e er sie da-.
man nicht ge.vaknt. Et, der kluge,
amsichtige Mann. Seit süns Jahren
.va: sie vie Braut Wolf Raps-rechts
Sie .var damals- kaum sechzehn .
So ein Kind.
Bei ihr hatte bloß die Phantasie
den BLiebeszauL er angefacht, unI im
Berian Ver jahrelang-n Lthsenheit
Wotfs erloschen die Itammen
Abends, heim Thet, sagte Baron
Rat-sprecht pslötzlich: »Es würde mich
nich: Mino-rn, wenn Wolf heute
Abena tänsek . . es iit moran Weih
n.1..«t . . «
Xancerl ha: te ihre Tasse ergrifsse n,
erschrak aber so, daß sieo oeraaß, sie
zum Wurme zn fahren vse vars ihm
-» mkk 1 ..
HUL cULCll saht-;le UbslTllskll UHU Abhl
tindida er den Kost-s abivandte, stand
sie auf, preßte ihr Taschentuch gean
HLipp n und aing hineing· Er hörte
vie sch.vere Linitsthiir gebet-»
Er stand beinanb g: auf. Sie
würce sich eriiilten, natüriich.
Die Stern-e sxiknxnerten kalt am
WinterhinirneL
Er ging in ten Pakt hinaus un:
rief ihr-en Namen-· In ter Laube, sie
dicht über ver Dorsstraße Zag, höm
er sie leise soiinmern.
,,KinI.... si-En:v, was ist Dir nur
sso sage mir, .vas Dir seht:. .
Sie stöhnte. . und Ja brad alle
sursickgehnl tene 2tn,.st der .etzien Tag-e
ibre Empiirung, ihre Ob nnncht in ter
iteben en Bitte aus: »Lassen Sie mich
nicht scr: Onkel Withrlm». Behal
ten Sie mich. bitte belsaiten
Sie tnich!«
»Aber stian Du nebst sn Wolf
gang."
Ein energische-L schneidenkes Nein!
unt-erbrach ihn. »Dann war es still.
Baron Rupprecht litt siir den Heini
"tehren:sen, dessen Zuversicht getäuscht
war. Dan. sprach er mit behenden
strenger Stimme- ,,Dn weißt nicht,
was Du sagst, Kind. So spielt man
nicht mit den Gefühien ein-es Mannes.
Weißt Du nicht, was ein gegebenes
Wert bedenkt? Wenn Du sso Handeln
mür5:st, wärest Du nicht mehr mein
Liebes Kino und nicht ;viirqu, ein-e
Rupvrecht zu :ver:en«!«
»Wi! heimi«
Dieser Sfcht i durch-Z :!ter:e die Nach:
nn) hallte lange nach
Nie hatte sie ihn so qenanni
Tit-Z Weib Tvar in ihr ern-acht
Sie schviegen Beide
Tannl bste er trarnsssbaft ihre sit
chenoen Hände und mars fievon sich.
Er dachte nur an Wolf!
Seine-O I« timme klang hart, er sprach
roie zu eirer F rennen·
»Sie sino auf Jrr.ve.ien -— Sie
täusche n sich. "
»Ich liebe Sie so sehr. . .« sagte sie
demüthig». »und Sie...'«
Nein!« sagte er rauh uns stieß sie
zurück «Wols liebt Sie. Vergessen
Sie es nicht, Xanderi. Uns nun tvei
nen Sie nicht mehr, ich bore Schritt e
ans der Straße, das muß man mit
sich selber ser:· ig machen» gehen Sie
zu Tanbe Marie. . . es ist hier bitter
satt» Und seien tSie tapfer.«
Gebeugt stand sie aus, besiegt durch
seine Härte. Eine heiße Scham stieg
in ihr aus. ihre große Zärtlichleit
k ukt ------ t--.- c4fL-- ks-.«k-I.l. -I
ums-tun cui chzimisp.c-· »Hu-Wqu
zu fis-Zehen, menn Wolf. ..
Baron Rupprescht sah sie im Dunlel
persch.oin’den. lfin Kälteschauer lief-,
ihn zittern dann streckte er die Hände
tasslend vor sich hin wie ein Blinden ..
und rief holnisiäckxelna den Sternen zu:
»Ich hab-: gelogen . . gelogen. . .«
Zu Dieser StunIe löste sich die Ge
ftait eine-Z spä:en Wanderers von der
Parlniauer dicht bei der Laube unr
tehrie den Wea nach dem Dorfe zurück.
Ein müder Mann
Vor Kurzem mar er denselben Weg
hinaufgestiegen und das her-i jubelte
iltsm im Leibe. . .. jetzt lastet: drinnen
beoriicltes Sein-eigen nnd herbe Ent
:äuschi:ng.... Am Horizont iah er
das Meer, dessen Stimme ihn ries.
Das Meer, Das zu erhabenen Thaten
spornt, uns sie Wellen schluchzlem
ilaah· . .. Uaah ..... Die aroßen Wel
len, vor denen Xanderl sich fürchtete.
Nun. man ionnee auch aus festem
Land Schiffbruch leiden. ..
Am übernächsien Tag erhielt Baron
Nupvrechl folaendem an Bord ver
,,Auftralia« geschriebenen Brief:
QMein lieber Onsieli Vsargefiern
Abend war ich aus rem Heimweg. Als
ich an der Parlmauee vorüber-using,
war ich univilliiiriich Zeuge Ihrer «
Unterresuna und — —- heule Abend
um siinf Uhr liebten wir die Anker:
ieb reife wieder ab. »Der Gedanke an
mich soll Sie nicht betruben, lieber
OnIeL Jch besaß nsoch kein Glück, ich
.vollte es mir hocken- Sie Beide aber
besitzen es schon lange, ohne es zu ah
nen, und ich will nicht rauben, was
mir nicht mehr gehört.
Und dann bin ich vor Allem See
mann, nnd Das Meer ist iso weit, um
sich mi: halber Liebe zu b.gniigen. Die
See Toll meine Braut sein.
Leben Sie wohi, theurer Onkel, fa
qsen Sie XandekL daß ich sie frei gebe.
Lieb-en Sie das Rind, dessen Schön
heit Ihre zweie-e Jugend sein wird.
Ihr Nciie
· Wolf Ruppre ,t, Sch«iffsiapi:iin.
Die Schatzkammer des Millio
mirs
Von Zulinssicllen
Frieorich Ren-nig» .oar rer reichfte
Mann non Giindsellkeiin Das mai-e
immerhin schon eisvas bedienten, denn
Ins Uziihence Städtchen am Rhein
zähjt fast nur zvoshlhabenIe Bürger, die
ihre eigenen Landhiiufer ihr eigen-es
Fuhrwerk ---- und ihren eignen Wein
bng hatten. Man schätzte Friedrich
Menniger als doppelten Miuionar ern,
und Jvenn man ihn in einer gut-en
Stunde beim Glase Berncastxer aus
lyol:e, Dann blsinzelte er bedeutsam mi:
Icn kleinen Augen und sagt-e:
»Lan«at nicht, Kinder, langt nicht,
: ist ncch eiivas drüber.«
Friedrich R-enni«aser, den man ais
Wohlthäter vornehmen Stils pries, als
einen, Der nicht nur- aab, wenns an die
große Gtocke kam, galt im Uebrigen für
einen S-anberslina.
Der Millionär awbnte in seinem
Landbans am Rhein und seine geräu
nvige und stattliche Van wurde als
eine Art Zelxnsrvüraiateit betrachtet.
Nicht ihres ziemlich bawcken und trittst
loz zusammen esuchten Stileg wegen
sonkern weil sie eine Fülle angeblich
seitens-neither Kunstschätze barg. Wer
Dies Gerücht in Mindele nnd lim
gegeno verbreitet hatte, wußt-e Nie
mana. Genua, es kursirte und machte
dem alt-en Renniger riesigen Spaß.
Wenn dann so ein Fremder vorspracky
und um die Erlaubniß einer Besteh
iigung bat, dann lächelte Der weis-.
«böt-sige, kleine Mann verschmitzt und
sagte:
,,.Fiunstschätze wollen Sie sehn? Nun
ja, denn nur los. Mein aller Heirttze
kann Sie führen» Aber wenn sich
Das Treppensteiaen nicht lohnt, maclten
Sie mir teinie Vorn-Dürft Ich bade
Sie nicht berbeiaelsockt. Und ich ratlxe
Ihnen: lassen Si« liieber.«
Aber Niemand ließ sich znriicks
schrecken. Heintze führte den Bcsucher
geivissenhaft durch alle Ränmse Des
sveitrschmeifiaen Hauses. In den rechten
nnd in sen hinten Ftiiaei. in die Kelltr
unI in den Tit-arm -tre-ppans und
treppab-s- und wie Oasen in der Wiiste
sparen die winzigen und mäßig-en
Kunstwerke nnd Sehenngiiralaleiten
iiker Die weiden Raume oerstreut Hie
okn nettes Bild-eben --— dor: eine tast
bare Rariiät -— Iazioischsen zahltase
Dinge, auf Die Heintze selbsst mit einem
mertntiiraia ungläubig-n Lächeln bin
.-vie5. Matt nnd entjäuschi kam nach
einer Stunde der Besuch-r wiss-ver nn-:
ten beim Hausherrn an nnd empfahl
sich. »Na hat mich gefreut,« sagt-: der
Aue läch:ln"I, »biite, erzähle-n Sieg
nur .veiter, daß ed sich nicht iolmt.«
Auch ich fiel zunächst auf solche Art
hinein. Eilig Renniaer mich aber vier
abschieoen ;vollte, blieb ich hartnäckia
stehn und sagte:
»Jch gehe noch nich:, oerehrkeiier
Herr Renniger, ich möchte noch nan
fehn.«
»Was denn?« fragt-e er Nummern
,.Jhre Schatziaminer.«
Er sah mich ganz überrnfchi an.
Dann fraqte er: »Woh» wissen 333
denn das?«
»Von Der Lieses im t.S)a-ftl;saii-:- zur
Traube is— Jhrer Pathiih glaub’ Ech.«'
»Die Piauoertafche . .. Hat sie Joch
den Mund nicht halten können?
Noch keinem hai fie’s sonst gefa,11...
Wie tiominen Sie Iazuxsp
,,«Offen herang, verehrier Herr Ren-:
nigsee, ich had’ mich da wenig schmei
chelhaft über die Millionäre geäußert.
Sie müssen mir das nicht übelnehmen
—— aber Srie wissen ja.. saure Trau
ben» Millionen! Man kennt fo was
doch nur vorn Hörenfasgen Jch niein:-e,
das Geld Vethiirte das Herz. Jn jedein
Fall, ohne Ausnahme Na, und da
sagte das bionde Mädel: »Wenn Sie
unsern Herrn Nennigets Schniztains
mer kennten. . ." Weiter sagte sie nichts
» auf EhrenmorL Keine Siibe xvar
aus ihr herauszubringen Aber Sie
können sich denken — wie neugierig sso
ein Berliner darüber tviko."
Renniger war merkwiirdiq ernsii ge
worden. Er schwieg und fah mich mu
sternd an, ais wolle et mich auf Herz
und Nieren prüfen. «
»Mit-, mein Den- Bekiiner,« begann
er dann. »Wir Millionäre sind ins
Igefamrnt inlihetzige, existischse Kerle,
I hie? —- Haktgefottene Sünder, he? —
:Mii’rn Rief-ei in der Brust?.«.. Wis:
Wen Sie« es- ist nichi meine Ant, je
nem Guckindiierve1:, jedem Naseweis
Das eigentliche Prunkgemasch mein-es
Hauses zu zeigen. Aber ..... aber,
Herr, Sie haben mich gereiz: —- und
dabei gefallen Sie inir —— aiso —- Sie
s-osllen’s sehen.«
Wenige Minuten darauf hockte er
mich ab.
,,Bit:e, folg-en Sie mir nur.«
»Sie wollen fich- selbist bemühen?
»Das- ist nichts für Heintzc
Bitte.« -
Es lag plötzskisch eines wie Feiersan
iei iiber Dem Wesen Ies alten Herrn.
Er sprach teiin Wori. Er ging Zang
-sain voran und ich ihm nach. Wir
schritten die breite Treppe hinan, bis
Frim erst-en Ssksock.vierk, Dort öffnet-e er
eine tieine unscheinbare Seitenthür,
und mir betrafen einen haibdunkie«n,
Lungen «Korrid-or. Am Ende ces Gan
ges blieb er steh-ein
»Wir find schon an.;elangi«, sagte
er. .. ,,Un«I nun komm-en Sie . .. aber,
Herr, um eins bi::e ich Sie: lächeln
Eis nicht, wenn mir drin sind-. Es
.vuroe trat ioeh ttyun.... See sonnen
sich dann später iisoer mich lustig ina
chen -—- zoenn ich nichts- Iaoon tnerle.«
Damit schloß er vie Thijr an's, und
.vir traten ein
Es war ein mäßig große-Z Gemach. .
»Ein Heim rer Armuth. . . Die Fensin
ohne Gardsinsen, die Thiir ohne Por
iiere, der Fußboden sohne Teppich
Ein aittnodisches, wacklkaes Sopha mit
verschlissenem asltersgrauen Bezug in
:er Mitte der Stube war Das elegan
tcstie Möbel. Vor dem Ssopha stand ein
ali-:r, ebenso knackliger Tisch. Zwei
"Stiihl-e, wie sie Heintze in seinem Zim
mer gvohl kaum benutzte, zu beiden
Seiten. Zwischen den Fenstern hing
ein tvinzig kleines-, rund-es Spiegestchen
mit zerbvochenem Glas. Ein Ding,
das man ac.v·ohnlich als Handsspskegel
benutzt. Ein alter Schrank aus ro
thenr Kienholz an der einen Wand, ba
neben eine Nähmaschine ältester Kon
struttion. An Der anderen Seite ein
schmale-, Bett, arntseiiq und morsch,
uno ihm zur Seite ein kleines Wasch:
gestell. Jn Der Ecke aber ein eiserner
Ofen. llnberutzt, ohne Rohr —- wie
zur Zierde ausgestellt Auch eine Se
l)3ns-.s:iiroiateit.
Renniger blieb stehen nno must-erke
mich. Sein-e Blicke ltastetsen aus mir,
al-; .o:llt:n sie mich durchbohren Er
b:I«oachtetse, welchen EinIruck das alles
auf mich machte. Endlich begann er:
»Seht-n Sie, Herr, Das ist mein
Pruwtaemach meine Echahtamtner.»
Können Sie ssich erklären, Das Sie se
heu?«
»Ich glaube ;mhl,« ant.vcrieke ich
tief be.vea":.
Er sprach rnit leiser, ttmslorter
Stimme weit-Ir:
»So hab’ ich angefangen .. das ist
meine erste Einrichtnna. So bin ich
in Iie Ehe getreten mit menier Resi.
Sie hatte nichts tin-I ich noch meniaer.
Nämlich Schuldene.. An jener Näh
maschinse hat sie das Geld furunser
erstes JJiittaaessen verdient aus
jenem Ofen hat sie es aelocht in
jhem Bet: haben mir geschlafen ..
Iag Swpha ioar unser Stolz, unser
Lurugstiich trsohaem es erst gründlich
gesäubert wert-sen mußte, nachdem
wiss getauft hatten... beim alien
Samuel Freudenstein in Der Pünktasse
zu ziöln.... Und ooiri Das Spiegel
chen... vie Freud-e hätten Sie sehen
sollen, als ich’"g ihr nach Hause
brachte. Nun konnte sie doch Tod
le:te machen, Iie Resi. . .. da oben »
hängt ste.«
wein-e outre Dano zeigte any Lin
großes- Bilb, dag- sich iider dein Bett
befand. . » Von illieifterhand gemalt
Wie lIIenI schaute sie mit ihren lieb-en
treuen Augen aus Dein schs.varzen Rad
men heraus, Die «kleine, hübsche Frau
. Eso blaß, so Hart . ..
llnI axgs sag Glück tam - s- J da »
aina sie Da ließ sie mich allein. ..
Allein mußte ich’5 tragen, das Glück,
allein. .. Gewiß, manche wollte stg mit
mir theilen, manch-e hat sich redlich
Müh-e gegeben --— aber ’i5" ain.1 nicht
. Nur mit ihr hätt’ ich«g tbeilen mö
gen» Nur mit ihr» Aber das konnt
ich ia onrch alles Geiz nicht erreichen
uns iso .Vart’ ich halt essen, bis ich
oben bin- —-- bei ihr» . Sehen Sie,
Herr, das ist pinseine Schatzlainmer ..
Hier find’ ich meine Erholung, meine
Zerstreuung. Wenn mir der Wein nicht
scnmeckL nehm ich inir mein F löischchen
:l)ier hinein. .Dann haft-It mir
feine Blume wieoer. « Dann schliin
ich ilJn mit Behagen .. Und dann lsea’
ich mich aiti’s Ssopha und schau’ hin
über zu meiner Resi. .. Und ’ne wun
dersame Ruhe lkommt iiber mich. . . ..
Und wenn ich auf menie alten Tag-.
nsoch einen nein-In, innig-en Wunsch an
meinen Gott habe. dann ists der, daß
er mich sterben lassen möge »- hier, in
mein-ern ·Heisligthum. . . .
Wir schmiegen beide Der roth
Herhstsonnenfclzein lachte durch die
Fenster, und Das ganze kahle Zimmer
fchi-snm2.· in fliissigedz GOU getaucht
Resis freundlich - ernst-es Gesichtj
schaute mit locker-Dem Gruß zu uns
hernieder, und mir war’s, als flüsterien
ihre roth-en Lippen dem Alten zu:
»N! komm schon, Fri:rrich,«t-omsm.«
W-—
Frauen der Heidenvölker.
Jm fosenthchen Leben der Heiden
völter tritt nicht selten eine Geltung
der Frauen auf, hie den modernen Be
griffen laeherlich oder unmögkich er
scheint. Die Neusceländer Bambarw
Negerinnen und oscle Jndianerfrauen
sit-er- im Kriegsrafh und ker König
Von Dalxsome Irrt-nie Die Weiberarrnee
seine beste Schutzwehr Zuzveilen ist
eine Frau Trägerin des- Kriegsfetifches
wie bei Den Loanquegerm oder sie
«-,iehk, xvie bei den Araksxrn ein-e schön
geschmüie Jungfrau, das Palladium
mit in die Schlach von Urian Helden
jijnglingien bis aufs Vleußerste ver
theidigL
Oft kaa die Kriegsentfcheiounq in
Den Hän«:en von Frauen, besi den
Asschantig miijen sie während oe
m ....... .- A..:-—-.« -,.»1- KI
»san« »sp- authcv »un» Quote-tanzt
urs- aslketische Lebensweise den Sieg
herbeifiibren Nicht allein die India
nserinnen nehmen an ten Kriegsziiaen
und dem Opfer der gefangenen Feinde
theil, auch der lydisrhesiönig Alyattes
lies; im Kriege gegen Milet die Flut-en
bliäserinnen dem Heere voran-ziehen
Wie aSul die Here von Eurer unI Iie
l)omevischen Helden die Prisesterin
Theano sso fragen die Bewohner Der
Insel Famosa noch« heute vor einein
Kriegszug eine mit Geistern in Vers
Bindung stehende Tun nach zein Aue
JUN
Aber in allen Erotheiien gilt auch
das Amt des Friedenstis:ens als ein
Vorrecht der Frau-en. Jn Surinam
steht es den Weibern zu, Die Streitig
keiten rier Männer beizuitegen bei den
Jurna treten die Frauen ,,ost sogar als
Vermittlerinnen des Friedens zwischen
feindlich-en Völkern aus. « Bei ten Art
ten war es Sine Iie Zch ich-: ung de r
Streitgteiien mit verbündet-en Vöt
tern häufig in sie Hand der Frauen
zu legen Auchf ür die schiekd Erichs-cr
liche Ti« ätigleis :er Ger naninnen Dsind,
wie fiir die Griechinnen, aknigseD :
nisse vorhanden Jn »s. :.u schl and be
stand sags- Friedengrichteram aer
Frau-en Das ganze Mirtelalter hin:
durch; man er.väh1t"e sost Fürstinnsen
over andere Frau-en, die sich durch
ihren Verstano auszeichneten, zu
Schiedsrichterinnen selbst bei zvicbiis
gen Rechstshändelm und es sind manch-e
Beispiele von einer rühmlich-en Unpar
teilichkeit solcher Schievgrichierinnkn
anssbevahsrt morden-.
Noch sonderbarer ist -—;·-,e dass eine
Anzahl Völker Das Priesteramt unI
rsen äritlichen Beruf den Frauen an
vertrauen. Wo teine männlichen
Priester sind, sind auch keine Aerzte
vorhanden, aenn der Wild-e erivartset
uon Opfern und Beschwörunan grö
ßeres Heil atg von Arzneien. Es gisbt
aber auch Völker-, die männliche Prie
ster haben un) in Krankheitssällsen
Heilung bei den Frau-en suchen —- na
mentlich die alten Weiber bekleideten
bei vielen amevilanischen und asritani:
schen Stämmen das Am: der Heil
irauen. Nsoch bei ten heutigen Acher
tessen treffen wir sie; die alten Römer
end Griechen lanntsen sie zvise die Ger
nanen; die Ritteraeoichte und nie nor
Iischen Sagen bekunden, daß unsere
Vorfahren der Heittunst der Frauen
nehr vertrauten als uer ihrer Priester.
Daß die Stellung der Frau bei den
)rimitiven Völkern nicht immer eine sio
sie-se ist, .vie wir im Allgemeinen an
siehmen, zeigen man- ;-e Sitten im
Brauxi unz) Elseledem :·3e alleroings
Den bei cioilisirten Völkern gel:en:e
"ct)nnrstraelg entgegen laufen.
Ein solcher Brauch ist die Morgen
1c.«t)e. Bei Den thermanen mai sie iit)
licl), noch die sächsischen Kaiser be
"chen'tt«en ihre Braut init Städten oder
Biegenschastem Die Sei-den des Ba
mis Verlangen keine Mitgift, sondern
Iser Bräutigam muß den Eltern Der
Braut Geschenke geben. Jm äqyptis
"chen Theben gab der Monn dein Mäd
jsen eine Einrichtung uno eine Jahr
ielo. Reich heute muß der Eine-Nenn
sein-er Brau ein vollständig hergerich
:eteS Heim zur Versiignnq stellen.
Uehnlichc Sitten finden wir in Smisen
bei den Bewohnern Tibets, in Austra
lien, bei den Tartaren, wie bei ten
Französisch-en Bakten
Auch der ,,Brantlans«,· der nsoch bei
zielen wilden Völkern aefunden wird,
und den auch die alten German-en bat
ten, bedeutet durchaus keine Erniedri
riung«. sondern eine Asbtsindnna der El
tern siir den Verlust ihres Kind-es nnd
deren Nachkommenschaft, die siortan
iur Familie des Mannes gehören.
an man-eben Bölterstämmen wie bei
den Somali. den Marotanerinnen in
Oenim-Suar, in Polynesiem ja selbst
in den deutschen Vierlanden »l die
Werbung um denGatten dem « avchen
zu. Bei einigen Völkern Afukas be
sitzen die Prinzessinnen das Vorrecht·
der Gattenwahst l
Bei nicht wenigen Völkern gilt die
Frau als der Ernährer der Familie,
sso in fast ganz Afrika. Aber auch in
Amerika zeigt sich die Vorstellung, daß
Die Frau verpflichtet sei, Mann und
Kinder zu ernähren bei den Karaibem
aen A«leuten, den Negern vson Haiti
und den Pahueichen. Ansch- die Frauen
Der chinesischen MiauXTzu bestellen die
»Jenaer in den Bergen, und bei den
SichesmmarJBeauinen versorgen die
Frauen den Mann mit Nahrung und
Feuerung.
Auch vie Beschäftigung-en der Ge
schlechter lehren sich vielfach Um. Meist
besorgt dsie Frau den Haus- und Feld
bau, sie erschein: aber auch alLs Rude
per, Taucher, vTHE-schier und Gerber. Bei
vielen wild-en Stämmen ist Dagegen
)as Meltea und Rachen. das Nähen
nnd Weben Obliegenheit der Männer.
Der Abessinier ist Schneider und
Waschsrau, der Hindu der beste »ar
oulIigsste Kind-ermatten Die Tapfer
keit Irr DahmneiKriegerinnen war
Jaqeklsn unüber:rse«sslich.
Die Polyganiie mirIs von den
Frauen der betreffend-en Völker nicht
ask-J Herabsetzung empfunden. Jede
Frau hat i«,r-e strena abgiezirkellen
Rechte, Iie erste Frau herrscht über die
stbensaruen, Iie ihr unterkhan sein
müssen. B. Jaelel.
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Aus dem Leben eines almoan
scheu Ofslzierck
Heinrich Brugsch--Pascha hat einen
1400 Jahre vor unserer Zeiirechnung
geschriebenen Brief eine-, ägyptischen
Gelehrten oeriiffentlicht worin über
dag- Osfizierslederr Folaensdes gesagf
locro: »Ort- btytkstgeteytte Amen-em
onhi sagt zu dem Schristgelehrten Pen
beha: Dieser Brief wird an Dich ge
langen. Wohlant Richte Deine Auf
merksamkeit aus die literarische Arbeit!
Angenehm ist es, ein Schriftgelehrter
zu sein. Was soll deshalb Deine Rede
bedeuten, es sei angenehmer, ein Sol
dat als ein Sichriftgelehrter zu sein!
Jch will Dir den Zustand eines Offi
zierg schildern, eines vielaeplagtem Als
Knabe «viro er herb-eigeholt, um in die
Zoldatenschule gesperrt zu werden.
Einen betäubendenSchlag versetzt man
seinem Leibe, einen fürchterlichen Hieb
seinen Schlafen, sein Haupt klafft auf
von einer blutenden Wunde, man legt
ihn nieder und preßt ihn wie ein
Büchserblatt. Er fühlt sich zermalmt
von den Schlägen. — Kommt Las;
Dir seinen Marsch nach dem Lande
Phönizien schiidernl Sein Weg führt
iiber die Höhenziige hinweg. Sein
Brod und sein Wasser ruht aus seinen
Schultern gleich seiner Eselslast Sie
machen seinen Nacken steif wie den
eine-:- Esel-J. Die Wirbel seines Rück
gratgl trümmen sich. Er löscht mit stin
tendem Wasser seinen Durst. Kommt
er an Den Feind, so ist er ein gesan
asener Vogel, dem die Kraft an allen
Gliedern fehlt. Kehrt er heim, nach
Aegnpten, so gleicht er einein wurm
stichigen Holze. Jhn, den Kranken,
legt man aus eine Tragbahre, er ivird
aus dem Esel transportirt, während
seine Kleider heimlich gestohlen werden
nnd sein Diener die Flucht -ergreist.«
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Ueka belohnt.
Eine-:- Abendss nahm der berühmte
Berliner Bildhauer Drake lächelnd an
dem Stammiische neben seinen Freun
den und ziünstleriollegen Platz und
sagt-: »Nun endlich weiß ich, was ich
bin: rather eit:1nal!«
Er erzählte darauf, tvie er Mittags
an dein von sihrn geschaffenen Denkmal
deg Königs Friedrich Wilhelm des
Dritten eine Gesellschaft, bestehend aus
einem älteren Ehepaar, zwei hübschen
Töchterchen und einem Sohne, ange
troffen und mit angehört habe, wie
der Sohn den anderen das Relirf am
Denkmal erklärt habe. Ein etwas
starker Fehler in der Erklärung habe
ihn, en neugierig Zuhörenden, be
stimmt, einzugreifen unv auf das
Jrrigse in der Auffassung aufmerksam
zu machen. Er sei dann in der Erklä
rung fortgefahren, habe das ganze
Denkmal ebenso wie sseineEntstebungSi
geschichte genau geschildert und habe
am Ende von allen einen herzlichen
Dant bekommen.
Gleichzeitig hab-e aber der Vater zu
ihm aesagi: »Nun, Sie kennen das
Denkmal ja sehr genan. Sie haben
es wohl schon sehr oft gesehen?« Auf
seine Antwort, daß er es sehr oft habe
sehen miisfen, da er es selbst angefer
tigt habe, hätten ihn alle ziemlich un
gläubig angesehen, nnd s-—— so schloß
der Bildhauer seine Erzählung —- »da
wandte sich ver Vater zur Mutter,
und ich hab-e ganz deutlich gehört, wie
er zu ihr sagte: »So ein Sch«tvindler!«'
s--— Tag war der Lohn siir meine Gut
her«zigtei-i!«
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Unerlmibt.
Fijassentebrer der Primat »Ich habe
in 'et3ie-.- Zeit Verschiedene von Ihnen
»in der stchen Wirthfchast gesehen.
Sie wissen ganz »gut« vaß der Wirths
haukldefuch Gymnafiasten durchaus
verboten ist. Aus alle Fälle aber bitte
isch mir aus, daß Sie dann wenigstens
zu meinem Schwiegervater, oein Bä
ren;-virth, geben«
Die schwachen Stunden des Kopfes
find die schönsten Momente des der
zenö.