Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 30, 1903, Sonntags-Blatt, Image 10
Der falsche und der wahre Erd-. ; Von M. Mczonnell Bodkin. Autorisirte U berWuna aus dem Gnaiischen von « Matgaxelhe sxacovk f· Ho· sCio · I« us- st- YOZZJHEIH vsfvvsfvsW - "" ( VIII-c sxgs -"I«-«.s-’s"g’x sxiswi ( · .-I"« ( . « (Schluß.) « szie gute Kittn verließ mich an je ner- Ubend. und bis die neue Warte rin kam, sollte Frau Caruth meine Pflege übernehmen Zur Nach:zeit betrat fee das viiftere Krankenzimmer, Zog ein Bündel unter ihrem Mantel hervor und machte sich an der Wiege zu schaffen. Ich schloß die Augen, tm reicht zu sehen, wie sie die Kleider der beiden Kinder vertauschte Wie ein iinfterer Schatten glitt sie zur Thiire hinaus. und ich hörte ein Kind Jchseiern Das schnitt mir ins Herz gleich einem Messer: mein Knabe flehte mich an, ihn zu retten; aber alle LI: benitraft war von mir gewichen, ich fühlte mich iterbensrnatt und fürchtete mich doch entietzlich vor dem Tode. »Als ich wieder zu klarem Bie.::.ßt fein erwachte, schien der helle Tga ins ·rnmer. ch ahnte nicht« daß inzwi: then ein onat vergangen war. Der Arzt sprach mit meinem Manne, def ien Blick auf mir ruhte. »,Jhre Frau ist jetzt außer Ciriak-es sagte er. ,An ihrer Erhaltung bade Ich übri ns nie grzweifeltz aber daß sder Kniee lebt, ist ein wahres Dun der.’ Man bracht-e ihn mir ans Bett; er war frisch und rosig und ich schwelgte in seinem Anblick. -«Stellen Sie sich vor. Der-a, daß ich Frau Caruih und ihren verruch en Plan gänzlich vergessen hatte und mir einbildetz es sei mein eigenes Kind Belche Thorheit, an Den untriiglichen Instinkt der Muter zu glauben! Ich tiebte den Sohn jener abscheulichen Frau mit allen Fasern meines Her ns. Als mir vie Erinnerung lang arn zurückkehrte, brachte mich Ver Ge danke faft urn den Verstand, aber an Mein-er Liebe änderte das nichts. »Man sagte mir, Frau Earuth sei spurlos verschwunden Nach zwei Jah ren kehrte sie jeouch ins Dorf zurück nnd brachte ein-en kleinen Knaan mit —- meinen und Noverichs Sohn, den wahren Erben von Dunscombe, den ich feiner Rechte beraubt hatte. «·Seitksem fühie ich mich unau5 fprechlich elend in dem Bewußtsein was ich für eine unnatürliche Mutter bin. Aber ich tonnte unt- iann ten Knaben, den ich Lieb-, nicht für mei nen Sohn hingeben, Der meinem Her zen fremd ist. »Frau Caruth war das wohl zu - frieden. Jch gab ihr von Zeit zu Zeit Gelb, und weiter verlangte sie nichts. Aber der Knabe, mein armer unglück iicher Sohn, ist auf böse Wege gera then. heute kam sie, um mir zu sa «gen. man habe ihn auf einem Dieb fisahl ertappt und festgenommen. Jch müsse dafür sorgen,--oaß fein Vater ihre auf dem Gefängniß befreite, sonst würde-Fee alles verrathen. - »O, ich bin das elendeste Wesen un ser der Sonne. Helfen Sie mir, Dorai Was fange ich nun an?« »Es-n müssen die Wahrheit geste , »Das kann ich nicht. Wie sollte ich « es wagen! Es brächte Roderich um, wenne r erfiibre, daß sein Sohn ein Dieb ist. Jch weiß wohl, wie grau fam und sündhaft es ist, daß ich mein eigenes Kind hasse und einem andern an seiner Statt meine Liebe zuwende. Doch es läßt sich nicht ändern. Wenn Sie morgen Archibald sehen, werden Sie mein-e Gefühle begreifen und mich Mitleid-ein« »Am artoern Tag kam vom Bahnhof ein Jagd-wagen am Haus vorgeseh - ren; ein munterer iraustöpfigevSchul habe hüpfte heraus, sprang wie ein ( ,Inmrntball die Stufen hinauf und - is Ulice Aylmers ausgebreiiete Arme. hebend und erröthend schloß sie ihn . an ihr herz. »Wie dir nur« Mutter, fast hätte ich mein JGliieP oerloren,« rief enl Toskade «- nnsb on ihr-m Tini-«- bin-« ---,s-- · -- ----- »Es fiel mir von rer Uhrket:e auf Den Bahnfieig nnd wäre fast aug die Schienen gerollt. Bitte, vers-Ia re es, bis man es wies er an der Kette f st niachen tann.« Damit legt-» er esne kleine silberne Medaille auf oaHE Schränlchen, neben csesrn et stand ,,Gui, ich will es an mich nehmen,« verfehle fie. »Geh jetzt nur auf dein Zimmer.« Sobald der Knabe fosii war, seh-wand alle Freude aus Frau Anl mers Zügen und sie warf Vor-a einen stehenden Blick zu, Dem Diese jedoch Inzwitb aiSein Glück? Was wollte er da Itit sagen ?« Doti- haiie die Medaille in die Ian genommen und betrachtete sie M allen Seiten. Sie war alt unid cis-nun doch konnte man noch eine »Viel-e Gestalt daran erkennen die Krone trug und rings von Pünkt singeben ever vie wie Sterne gehört auch zu der Geschichte-' «Dit Schauens nze war M M weihen Band fest U MS M Mwnxnødut - . U Mist-i Zigeunerin gegeben habe. Natürlich glaube ich are sdtchen Zauber nicht, aber ich dachte, es könne nichts scha den, wenn der nKade die Medaille an seiner Uhrtette trüge.« »He-den Sie auch das Band ausbe wahrt?« fragte Dora mit einer Erre gung, die zu der unbedeutenden That sache in gar keinem Verhältniß stand. »Jawohl,« derseyte Frau Adlsner ermundert. »Wollen Sie es seh:n?"» Und sie schloß eine Schublade ihres Schreibtisches anf, wo unter andern Erinnerungszeichen aus Archibalds frühester Kindheit ein schmaleg weißes Band lag, das mit einem festen Kno ten um des Kleinen Hals getniipst ge wesen und dich-i am Knoten abges schsnittsen war. Dora Mnrl nah-m es der Mutter hastig aus der Hand, legte es neben des Knaben »Gliick« auf den Tisch und betrachtet-e beides rnit großer Aufmerl samteit. Tann wich plötzlich die Spannung aus ihren Mienen, und sie wandte sich mit straälendem Lächeln zu Frau Animer in. »Es ist alles in Ordnung,« sagte sie. »Aber was denn, liebe Baker«-« fragte Alice erstaunt über die Zuver sicht in Ton uan Wesen der Freundin, die sie nicht zu deuten wagte. »Sie sehen doch, daß das Band nur einmal zugekniipst und nie wieder ab genommen wovden ist«-» »Das ist ganz llar, aber-« »Nu: Geduld! Ich will Ihnen sa cren. was das Amt-lett der Zigeunerin eiaentlich ist: eine geweihte Dents münze, auf deren Schutz die Katholi ten fest vertrauen. Kein Wunder-, daß Frau Caruth sich nicht ertliiren konnte —« »O Dara, Sie erschrecken mich. Re den Sie weiter!« »Sie werden mich gleich verstehen Saaten Sie mir nicht, Jhre katho lische Wärterin habe siir den Knaben gebetet, noch ehe die Kinder Vertauscht morden waren? Sie hat ihm die Me daille um den Hals gebunden, und sie ist niemals entfernt worden, heoor Sie das Band zerfchniiren haben. Können Sie jetzt die frohe Botschaft errathen?« »Es ist mein Kind, mein eigenes Kind!« Die Worte kamen in gebrochenen Lauten iiber Frau Ahlrners Lippen. »Natürlich. Jhr eigenes Kind, liebe Alire,«' versicherte Dvra mit Bestimmt heit. «Jhre Mutterliebe hat sich nicht getäuscht. Frau Caruths Plan ist leicht zu durchschauern sie hat weder die Kinder, noch deren Kleider jemals vertauscht, sonst hätte sie die Denk miirize bemerken müssen. Sie behielt ihr eigenes Kind, das- sie gewiß auch aus ihre Art lieb hatte, und wußte Ihn-en den Glauben beizubrinaen daß es das Jhrige sei. Mochte Jhr Sohn nun leben, oder sterben, so hatte sie immer die Möglichteit, aus dem Be trug Rasen zu ziehen.« Hoffnung und Freude malten sich in Frau Aylmers Blicken. Und als setzt Archihalsd lusiiq ins Zimmer ge stiirmt kam, die Angelrnte in der einen Hand und feine Balllelle in der an dern, war er nicht weni-; erstaunt« als ihn die Mutter heftig an sich riß, so dass sein Spielzeua auf den Boden rollte, ihn mit Liebkosungen über häufte und so sest ans her-z drückte, als wolle sie ihn nie wieder aus ihren Armen lassen. »Mein Sohn,« rief sie dabei, Jesi endlich, endlich gehörst du mir ganzk Als Frau Garuih am nächsien Morgen Aliee wieder zu sehen ver hangte, wurde sie von Fräulein Dora Mhrl empfangen. Bei dem Kreuzer-er hör, das die scharfsinige junge Dame mit ihre einstellte4 verlor die Beträge s: rin bald alle Fassung und gestand ier Arglist ein. Mit Furcht und Zittern floh sie aus dem Dorfe und störte fort an Alice Aylmers Frieden niemals wieder. »Sie sind unser guter Engel, Fräu lein Mvrl,« sagte Herr Aylmer an je nem Abend, als die drei beisammen saßen, und Alice lächelte dazu glück seli , wenn auch unter Thränen. ie hatte ihrem Gatten alles ge standen, und nun sie seiner Vergebung sicher war, kehrte wieder Ruhe in ihre Seele ein. »Ja,« wiederholte Roderich Aylmer mit Nachdruck, »Sie sind unser guter Engel. Jhnen verdanken wir alles wiedergefunden Glück. Eine dunkle Wolke hing über unserm hause und Sie waren die Sonne, die sie vertrie ben hat. Nun müssen Sie uns aber auch gestatten, Ihnen unsre Dankbar keit zu beweisen und —« Da unterbrach ihn Dorn mit mun tere-n Lachen Reden Sie doch nicht in so poetischen Ausdrückrm here Anbean sagt-e sie. «Jsch bitte Sie nur, mich gelegentlich bei Ihren reunden in eint-seinen denn fest be meinen Beruf entdeckt und Dis satte sogleich wach der Dru nsedame hatte währen-d sie WWW m Dass-It asbetet Inseker t In sauberen klarer Schrift, fast se deutlich, ais wäre sise gedruckt, waren darauf die Worte zu lesen: Fräulein Dorn Myrt, z Geheimpolizistin. Vie versteckte Violinr. »Ich käme gern-e, Sylvia, aber isch kann nicht« »Du mußt, Vora!« »Das ist leicht gesagt. Ich habe einen dringenden Fall zu bearbeiten, der bis morgen sertia sein muß. Wo soll ich die Zeit hernehmen?' »Du wirft es schon einrichtet-. Die beiden Mädchen hatten arn Nachmittag in Doras freundlichem, kleinem Wohnzimmer behaglich bei einer Tasse The-e gesessen. Jetzt sprang Snlvia so hastig auf, daß ihr seidenes Kleid raschelt-: schelmischc Grübchen zeigten sich in ihren Wan gen und ihre Augen ieuchteten. Sie mußte wohl eine angenehme Ueber raschung für die Freundin auf dem Herzen haben, die sie nur noch mit Mith- zurückhielt. Dora folgte ihr mit den Blicken. »böse, Sylvi«a, ich bin zwar Ge heimpolizistin, aber dein Rathsel kann ich nicht rathen. Wenn du es etwa in deinem neunte-bischen seidenen Aerrnet verbirgst. dann nur heraus damit!——" Salvia stellte sich in freudiger Er regung vor sie hin. »Signor Nicolo Amati wird bei uns spielen. So, nun weißt vu’s.« Dora Myrl dachte an teinen Wi derstand mehr. Natürlich tomme ich,« sagte sie lii Ind. « »Ok) du Zeit haft oder nicht Z« »Unter allen Umständen!« Eine solche Gelegenheit hätte sich auch niemand entgehen lassen, ge schweige kenn ein Mädchen wie Dara Myrt, der die Lebens-tun in allen Fin aeriviten vricketh Ganz London — das beißt, dac ganze gebildete und kunsiliebende Pu blikum London-. war noch immer voll davon, daß der berühmte Mäcen und Mtsillenn:r. Lord Mellecent, bei einer Reise, die er mit seiner Tochter Syl dia durch Nordiialien machst, in einem unter Weinlaub verborgenen Dörfchen am User des Po einen wunderbaren Violinisten mir einer himmlischen Geige entdeckt hatte Der Lord war sofort überieugi ge wesen, daß die Geige ein Meisterwerk don Amor-Ein Etradivarius sein müsse, und der Geiger erwies sich als ein di retier Nachtomsme don Nicolo Amati. dessen Namen er trug· Seit Jahrhun derten hatte sich das kostbare Instru ment von Generation zu Generation in der hochbegabten Familie Amati vererbt und siir die einfachen Dorfs-e wohner Musik gemacht. Bei Hochzei ten batie es zum Tanz ausgespielt und an den Gräbern baie es seine Klage erschallen lassen. Unter allen Geigern aber, die je mit dem Bogen seine Sai ten gerührt haiten, galt der junge Ni colo siir den ausgezeichnetsteru Er « wußte seiner wunderbaren Violine Töne zu entlocken, die lieblicher waren als das Vogelgezwiischer zur Früh- ’ lingszeit und webmiiibiger als dasi Siiihnen des herbstrvindeg in den ent laubten Bäumen. Lord Mellereni gerieib außer sich« vor Enigiicken und konnte sich von dem sonnigen Dörfchen nicht losreißen, bis es ihm nach einem Monat gelang. den Geiger sammt seiner Violine nach dem nebquen London zu entsunken. Man muntelte sogar, die blauen Augen sei ner aolohaariaen Tochter anoia seien bei dieser Eroberung nicht ganz unbe theiligt gewesen. Nicolo Amatk hatte seine Kunst nicht aus theoretischem Wege erlernt. Die zauberbasten Melodien, die er zu spielen verstand, wurden ihm nt:r, wenn man so saaen darf, durch dac Gehör als Erbtheil übermittelt. Seine ganze Seele war voll Sang unt-Klang, und oie Musit entströmte den Saiten seines Instrumentes mit solcher Leich tigkeit, wie der Nachtigall ihr Lied aus der Kehle quillt. Als er nun die Mei: stertverle der großen Komponisten ten nen lernte, sah er sich in eine neue Welt versetzt, die ihm ungeahnete Ge nüsse bot. Im Frühling war er nach London gekommen, uno als man die Antünoi aung las, oaß er im Anfang des-! herbstes zum ersten Male ösfentlichi austreten werde, wurden die Gemüther von fieberhaster Erwartung erfüllt So standen die Dinge, als Lord. Mellecents Tochter ihrer Freundin Dora Myrl die aufregenoe Nachricht oertiiridigie, daß der Künstler, noch vor dem öffentlichen Konzert, bei ei mmepsanqsabend in ihrem elter lichen hartse spielen würde Beide Mädchen waren Schulgesiihn tinnen gewesen. Die um Brei ahre ältere Dort-, die sowohl in oer lasse als aus dem Spielplatz immer die Erste war, hatte sich der schüchiernen blondlockiaen Kleinen bei ihrem Ein tritt in die Schule liebevoll angenom men und ihr alle Schwierigkeiten aus dem Weae geräumt. Daraus entstand allmählich eine innige Freiens-schrein doch war und blieb Dora siir Syloia immer eine Respekt-person, und die Grafentochter schaute mit Auster i med Liebe zu der Geheimpoliziitin an. Seit einiger Zeit widmete sie aber auch zugleich dem wunderbaren Jtialiener ihre Viel na und Signor Rieolo Muster sseesin its den segen Ikctm ZIM CWE · buntem Begierde, ihn zu eben Hist-»D- ei- -:««-.. Werk-« »i: TO III III-Dis sich persilnli davon zu ilberzeugeml ob der neue baott am Kansidimmel des Beihranchs los-dir sei, den man ihm streute. »Ich ten-nie natürlich- seinen Mr aieichliches Berih,« sagte Sinken als dbe rste Aufregung der M ver sloaen war seid sie Wieder rnbiffplah genommen hatten. »Aus-er m gibt ei in ganz London aber nur noch wei Leute, die ihn gehört haben, pa und seinen alten Lehrer. Alle übrigen kommen fast um vor Neugier, gerade wie du« Dara. Und wenn du etwa glaubst, es wird frch herabsstellem baß mein Schwan nur eine Gans ist, so irkst du dich gewaltig. Wir werden an dem Abend nicht mehr als fünfzig Personen bei uns-s sehen, obgleich man mich förmlich bestürmt hat, um Ein ladung-en zu erhalten. Seit vierzehn Tagen sehe ich mich genöthigt, verklei oet umherz"ugehen· sonst wäre ich nicht mit dem Leben davongekommen.« In ihrer glückseligen Gemüthsstim muna plauderte Sylvia immer weiter. »Monsieur Gallafseau kommt auch. Nicht wahr, du kennst ihn doch? Er ist der zweikbeste Violinspieier der Welt. Bis setzt hält er sich fiir den ersten Meister, aber er wird seinen «Jrriham schon inne werden. Nein, schüttlge nur nicht so ernsthaft den Kovsz Du hast sa unsern Italieners noch nicht aehört?« »Du meinst wohl deinen Italie ner, Syloia?'· »Wenn du mir die Worte im Mun de verdrehst, Dota, nehme ich die Ein ladung fük Dich zunic. hörst satt Komm nur sa recht früh. Jetzt muß ich aber ruhen« Sie war bei dem Scherz dser Freun din lieblich erröthet und verließ rasch das Zimmer-. Unter-de n fünfzig Einladungen, die im großen Empfangssaal des Welle rentschen hauses in der Parlstraße versammelt waren, herrschte die freu diaste Spannung; ja sie konnten es kaum erwarten, bis die Diener, die mit silbernen Theebrettern getäusch los zwischen Fden Gästen umher-gingen, l k---, i one Erim-gerungen Wut-rege uqu gur ten. Aus dern leisen Gemurntel oer Stimmen hörte man immer nur einen Namen heraus oder allerlei abgerissene .Sötze wie: »Man sagt, es sei ent zückan —- Die reinste Sphären musit!«—— »Die ganze Geige soll aus einem Stück Holz geschnitzt seints — »Und er ist noch so jung und ein so schöner Mann!«—— Er hätte sich gar nicht von Loro Mellsecent überreden lassen, nach London zu tornmen. wäre Syloia nicht gewesen. Aber man sagt, sie habe alles daran gesetzt.« — »Der Lord tann aber doch unmöglich seine Einwilliguna geben« Er ist biet zu . »Mutzutaae ist nichts un Jmiiglich Das Genie dringt überall durch- und zerbricht alle Schrankenf Unterdesscn sasz Sylvia unbesan en neben Dora Myrl in. der vorder en Zuhiirerrei . gegenüber dern Podtum in dessen- iitle das Vioiinpult aus dem dunlelrothen Teppich stand. Sie sah reizend aus in dem weißen Kascky nrirlceid mit den blauen Bandschlei sen: steubige Erwartung strahlte aus ihren Blicken und ihre Wangen glüh ten wie bie Rosen. Jetzt entstand eine plößliche Stille und aller Augen richteten sich aus das Podiurn, als Lord Mellerent rnit zwei herren aus einer Seitenthiir trat. Ei nige der ersten musitalischen Größen Londons folgten ihnen. Der berühmte Franzose Gallasseau, ein großer, breitschulteriger Mann mit dunkler Gesichtssurbe, schritt lächend uMellecents Rechten; doch der junge ualiener zu seiner Linken fesselte vor zugsmxeise die Blicke der Anwesenden hätte auch bisher nichts von seinem Genie vertautet, so wiirbe seine Schön heit allein die allgemeine Aufmerk samteit erregt haben. Man glaubte, eine griechische Göttergestalt zu sehen; sein blühende-B Gesicht trug wahrhaft tlassische Züge und aus seinen schwar zen Augen sprühte feurige Begeiste runq. Im Saal war alles todtenstilL nur auf dem Podium hörte man Stim mengeslüster. Der aeschmeidige Fran zose bestand mit höflichen Worten da raus, seinem junaen Berufe-genossen den Vortritt zu lassen, und nach eini gem hin- und Herreden trat Nicolo Amati vor aus die Estradr. Eine wunderooll alte Geige, die beim Kerzenlicht ihre satte, dunkeltothe Färbung zeigte, schmiegte sich an sein Kinn Er schien sie nur zu liebte-sen so leicht war der Grisf, mit dem er sie hielt. Als er dann mit dem Bogen über die Saiten strich, lauschte das Publikum in athemloser Erregung. Solche Töne waren noch nie erklungen, seit Orpheus durch die Macht seiner Musil wilde Thiere gezähmt, Bäume und Steine bewegt und den grimmen Beherrscher der Unterwelt erweicht hatte. Die wahrhaft entzückendem he rauschenden Klänge nahmen Herzen und Sinne gesangen. Wechselwll wie das »Sei-en selbst riesen sie bald Freude und Liebe, bald Gram und Kummer wach. Gleich ein-ern Regen pfeife-thi ger Funken perlten die Roten rasch und llat hervor, und dann wimmerte, klagte »der sang die Zaubergeige wie der in der band des Meisters. Sie über vonÆZn Melodieen, als ieallen klang bewahrt, der jhr rentlorsett worden war, und ivolle chah ihrer Erinnerung schwelgen Als die Mk endlich in langen, schmelzenden Akkorden dahinstarb, stillten sich aller Augen mit Thranen nnd eine Welle schienen die Zuhörer W m Ieise den himmlischen Mön lanschesn Dann brach der set sall ,Eher nicht wild und hättet-ists sondern gewapr mit ehrfurchtsv ler Sehen wie ans tiefbewegte-r her zen loininend. Amati deedeugte sich deutend und Dorn flüstertu «Sein Spiel hat ihn Mk- getiit sieh nur den feuchten Glanz in fe msiich « Sylvia erwiderte tein Dort. sit ists regungslos de nnd ihre Aug-en Euch-! teten wie verklärt . » Jeßt erhob fich ein Gemurmel im Saal. Gallgufeaus Namen wurde gerufen nber ohne besondere Wärme Doch des Frau-Hofe wollte auf nichts eingehen; er weigerte sich zu spielen. ,,,Nein nein« sagte er und zog feine breiten Schultern in die Höhe »Ich will den Zauber nicht brechen. Der Besiegtt grith den Siegen« fügte er hinzu, in-· dem er fich lächelnd dor Amaii ver neigte, »doch möchten Sie mich gewiß nicht öffentlich an ihren Triumphioa gen leiten, mon anii. Wenn ich Jhnen allein vorfpielen und Ihrer Geige zu hören diirfte, wiirde ich es als eine Gunst betrachten. Ader das ist viel leicht zu viel verlangt." Ehe noch Lord Mellecent Einwen dungen erheben konnte, erwiderte Amati höflich und in fließendem Eng lisch, das im Munde des Italieners einen besonderen Wiohllaut gewann: »Sie find allzu bescheiden. Monsieur Gallasseau. Es wird mir eine Ehre fein, wenn Sie mich morgen um zwölf Uhr in meiner Wodnunq auffuchen wollen. Jch stehe dgann sammt meiner Violine aanz zu Ihren Dienstenf Gallasseau dankte ihm verdi ndlictx und ohne eine Spur den Neid. Die meiften Zuhörer hatten sich erhoben und entfernten sich getäufchlos ais ftiinden sie noch Unter dem Zauder dann der Musil. »Don, du dieidft!« fliifterte Stil via der Freundin Zu. ,.Amati ver dsringt den Abend bei uns und wird --«I- m«l-- k-;-7--o Ätn- misses ist-. III-s ssssqs ------- .,-7- ·»-u- .D Betannte we«.«rden .Es ist nicht mein Verdienst, Sig norina, " sagte der Italieners im Laufe des Abends zu Der-a Mhrl die taum Worte ians,d um ihr Entzücken iider seine Kunst auszusprechen. »Ich spiele nicht; meine Geige thut es. Sie ist voller Melodieen die nisr schlafen, bis mein Bogenstrich sie weckt. " »Ein wunderbares Jnstrumentt« fiel jetzt Lord Melleceni ein, der sich die Gelegenheit, fein Steckenpferd zu reiten, nicht en gehen lassen wollte. »Sie wissen doch,« fuhr er zu Dorn gewandt fort, »daß es ein Meister wert voi Stradivarius ist; dessen eige ne Handschrift biirgt uns dafür Er selbst hat die ,Violine seinem Posten, dem Sohne seines Lehrers Nicolo Amati. geschentt Zweihundert Jahre lang haben Mitglieder der Familie Amati auf der Geige gespielt und ihr Ton ist heute nach zauberhafter als an dem Tage, da sie aus des Meisters band hervorgina. Keine Bioline in der ganzen Welt läßt sich mit dieser vergleichen. Sehen Sie nur die Schnecke an, wie sauber, scharf und fein sie geschnitzt iftt Wie anmuthig ist die Biegung des Halses, wie schön ge schweist der Reionanzbodem Und erst der Firnis, dieser wunderbare Firnis, dessen Bereitung fiir die heutige Welt ein unerforichtes Geheimnis-, ist — er äküht von innen heraus wie Drachen ut« Mellecent hielt die Violine gegen das Do Ae « ssss II - «I-Oe·s hssoszÄD Its-isle- i vix-» ais-s »u, Its-ask »s--I-»s·7s .-» wie duntelrother Wein in ileetenloser Schönheit; nur an den Stellen, welche die Hand zahlloser Geiger während der langen Reihe von Jahren beriihrt hat te, schimmerte die ilnterlaae von gold aelbem Firniß durch das abgenutzte hellere Noth hindurch. Dora, die überall Bescheid wußte, verstand sich auch aus Violinen und konnte den Werth des herrlichen Jn struments gebiihrend würdigen. Die ganze Nacht hindurch klang die Musit ihr noch im Ohr und in der Seele fort; auch den Tag über mischte sie sich in alle ahre Gedanken, und störte sie bei der Bearbeitung des drin enden Falls, den sie gerade unter den gänden hatte. Da tamen rasche Schritte die Treppe heraus, und ohne anzutldpsen, stürmte Shloia ins Zimmer. Dora hatte sich mit ihrem Drehstuhl umgewandt und sah Nicolo Amatis schönes Gesicht mit trostlosem Ausdrucke hinter dem hastig erregten Mädchen auftauchen. Sobald Sylvia zu Athem getommen war, er griff sie das Wort: »Nicht wahr, Dara, du wirst sie wieder finden! Jch habe es dem Signore versprochen. Seine Violine, weißt du —- sie ist gr stohlen —- derschwunden —- aber du findest sie gewiß.« »Wenn ich tann,« war Toras ruhige Antwort. Sie preßte die Lippen zu sammen und in ihren klaren, grauen Augen blitzte es seltsam aus. »Vo: allem muß ich die näheren Umstände erfahren. Beruhige dich, Shlvia, und nimm Platz. Setzen Sie sich Signor Amati. Nun erzählen Sie mir, wie das zugegangen ist.'« Amatis Bericht über seinen Verlust wurde häufig von Shldiai theilneh menden Ausrusungen unterbrochen. Viel hatte er nicht mitzutheilen. Mon sieur Gallasseau war statt um zwölf Uhr, wie sie verabredet hatten, schon um Eis gekommen Als er mit seinem Violiniasten in· einer Droschte vorsuhr, und man ihm sagte, Signor Amaii sei aus e angen, war er enttiinxchn Zuerst beschloß er, zu warten, ga aber iese Absicht gleich wieder aus. Schon nach eint n Mi nuten Ianr er, den Biolinta en noch immer aus dein Ann, die Treppe her unter und uhr art. Man t lte ei Amati mit, ais er tun Zwölf Uhr nach Hause sein« Gleich W darauf wollte er seine Seine out dem Kasten nehmen, aber sie toee ser sehwunden. Natürlich fuhr er sofort »auch der etwa wei Meilen entfernten Wohnung des rqnzosen Juli ich . dort ontnnt,« erzählte Amati miter, »Wie man mit, Monsieur wohne im vierten Stock. Arn Eingang fand ich den Thürhiiten »Kann ich Monsieur Gallasseau sprechen?« fragte ich. « »Werkstatt hat strengen Befehl e qksbem daß man ihn aus teinen all storen soll.’ »Halt-n Sie die Güte, ihm meine Kurte zu bringen.’ »Der Mann ging mit der Karte zum FtlhtsiUIZL Und während er dort einen Augenltlnt warten mußte, lief ich un bemertt vorbei und dir steile Treppe hinaus.« ,,Vr«.1vo!« murmelte Dorn leise. »Ich öffnete die Thüre des Wohn zinimsers im vierten Stock —- doch es war leer. To hörte ich iider mir Gei gentöne — das war meine Biolinr. Rasch stieg ich weiter. —- Die Klänge wurden lauter und voller. O, er ver steht zu spielen, dieser Monsieur Gal lasseau. Ich driicltc auf die Klintex die Thüre war verschlossen. Als ich heftig klopfte, hörte die Musil sofort aus; ich vernahm Schritte im Zimmer und ein Metallgellingel, dar-auf öff nete sich die Thüre nnd Monsieur Gal lasseau stand lächelnd aus derschtvelle. »O, Signor Amati,’ sagte er, ,tvie freue ich mich. Sie zu sehen.’ Indem tatn der Thürhüter herauf, doch er schielte ihn zornig Lott. ,Jch war ebn in Ihrem Hause,' erklärte er mir dann, Jan-o Sie aber nicht. Haben Sie sich in der Stunde geirrt, over liegt die Schuld an mir? Dann muß ich Sie freilich sehr um Entschuldi gung bitten.’ »Ich stand einen Augenblick roie oerduth da über seine Frechheit. Dann Klznratir ich los: ,Jch tgmme, urn meine - .. L-(-.- Lä- - Z- —:- «-tc-’-I-s UIUIIlIL du VUCLII, UIIs VII ssllc Ilclsssqss haben.’ »Er reichte mir mit berwunderter Miene seine eigene eGiae hin, die aus dem Tisch lag. ,Wenn Sie spielen wollen —— sie steht Ihnen zu Diensten. Doch ist Jhr Instrument natürlich viel schäner.’ »Meine Geige ist mir gestohlen worden, Monsieur.’ Mortsehuna solgt.) -- --«-·-.——-—-——s Die Utsentchatt vors Ohr-. Ein aufmerksamer englischer Beob achter, der zahlreiche Ohren seiner Landslenie geprüft hat, ist zu der überraschenren Feststellung gekommen. daß das Ohr während der letztenJahr zehnte des Lebens weiter wächst und daß es bis zu dem Tode damit nicht aufhört. Wenn man sich die Mühe giebt, seine Aufmerksamkeit in einer Menge aus die Ohren zu richten, so wird man bemerken, daß die älteren Personen viel größere Ohren haben als sdie jungen; eine Frau, die im Alter oon zwanzig Jahren kleine Ohren hat, wird bei vierzig Jahren Ohren von mittlerer Größe und bei sechzig recht ansehnliche Ohren haben. Warum die Ohren das ganze Leben hindurch wachsen, während dies bei der Nase nicht der Fall ist« das ist ein Geheim nisz. Auch mehrere andere Bemer kungen bezüglich der Ohren sind sehr interessant. Die Gestalt der Ohren wird durch Vererbung übertragen Jedes Ohr pflanzt sich sozusagen mit geringen Veränderungen vom Vater aus den Sohn, von Generation zu Ge neration sort. Gelehrte, die über die Verbrecher Forschungen angestellt ha ben, behaupten, daß diese ganz beson ders gebildete Ohren haben, die ein Sachverständiger ohne Mühe heraus sinoen kann. Es giebt schließlich wahrscheinlich teinen Menschen in der Welt, der ein Paar vollkommen gleich gebildeter Ohren hätte. Bei den mei sten Menschen sind die Ohren merklich von einander verschieden, und zwar nicht nur in ihrerGestalt, sondern auch I- »so-- Eli-Zick- .h" Its-II Co Its-»s ifichi"i;ivk"kik·ii·k"kk A?i·«fik""-i·pz;i;. » .«——-.—.-.« Tod in der Literatur-. Zur guten alten Biedermeierzeil en deten Luftspiele, sowie gvoße und lleine Erzählungen und Stirzen meift mit einer Verlobung ooer Hochzeit. Unfer heutiges Schriftstellergefchiechi findet diesensehluß langweilig und abgestan den uno caprizirt sich darauf, ohne jede Poånte zu schreiben. Viele greifen jedoch statt des sieus ex macliina zum Ausbilsfsmiltsel des Todes-. Von fünfzig Slizzen uno Novelletten, die der Feuilleion-Nevaltion einer Zei tung zugingem endeien einige vierzig mit dem Tode, was sehr oft Gelegen heil zu einem ftimmungsoollen Ab schluß bildete. Sie fteköen wie die Flie gen dahin, auf hohen Bergen und in tiefen Thäletn, im Bett, am gebroche nen beizen, an ganz unmöglichen Krankheiten, an Gift, am Revoloer, am langsamen sich zu Tode Seufzen, aber sie sterben unaufhaltsam, imm fm, unerbittlich, im Keller. Auf dem Schiff, in·oer einsamen Studirftube, im»Walo, im Sumpf uno auf andekm Mai-W die noch viel unappeiillichek sind· Eine· große Todesfehnfuchi scheika demnach zu den Herzen unserer moder nen Schtlitsisllet zu schlummern. O— » Dskin hat es der gewöhnlich-Sterb Fschs Doch gut. Prinzefsinnen tönnen ihm nicht durchorennetn O i i file mai ifi eigentlich der Rnllpnnli en sinke-ein chersrostetm wenn's both belt nois darunter gehn -