Eine Südsee-Geschichte von A. TheinerL »Wer steckt denn eigentlich die »Gril le«?« Mit dieser Frage detrat eines schönen Morgens oor etwa 50 Jahren der erste Lord der Admiralität de Re gistratur-Bureaus deg englischen Ma rine-Minisierit:ms in London. Die denen Selretiire und Unter Setretiire schossen herum wie ausge stiirteAmeisen, sie schlugen dienstbeflis sen in Dächern und Listen nach, keiner aber wußte bestimmten Bescheid zu ge ben. Der eine behaupte:e, die »Grille« müsse in chinesischen Gewässern treu zen, ein anderer wollte wissen, sie sei an der Guineatiifte ftationirt, ein drit ter meinte, sie gehöre zum westindlschen Geschwadern Die Ordnung im englischen Kriegs rmd Wurme-Ministerium hat von je her manches zu wünschen übrig gelas sen, und daß es da auch heutzutage noch ziemlich start hapert, dafür haben in verschiedene Vorkommnisse während des Burentrieges und die unverblüm ten Auslassungen des Admirals Lord Chorles Beresford Belege erbracht. Endlich erlaubte sich ein älterer Sudaltern - Beamter die Bemerkung, sein Sohn sei als Midshipman auf der »Grille«. Der letzte allerdings vor längerer Zeit eingelaufene Brief habe · den Poststempel eines australifchen hafens getragen. Alsbald gingen nun von London nach Sydney Mpeschen ab- in denen die Kolonial - Behörden aufgefordert wurden, über den Verbleib des Kano ncllooois zil Vckicyicfh Die Antwort ließ etliche Monate auf sich warten. Jhrer Majestät Se geschooner »Grille", Kommandant Oberleutnant Cox, sei, so hieß es, vor längerer Zeit von dem inzwischen ver storbenen Flottenstations Chef Sin cIair in dieSiidsee auf Patrouillen tienst geschickt worden. Seit Jahres frist habe man von dem Kanonenixoot nichts mehr aehört die Verkehrs mittel seien eben sehr mangelhaft » es ließe sich aber wohl annehmen, daß sel bxges Fahrzeug irgendwo zwilchen den polhnesischen Arihivelen herurnsegele. Mit diesem Bericht gaben sich die Spitzen der Admiralität zufrieden, man wußte ja jetzt, wo aie ,,(i-lrille" steckte, früher oder spä:er wiirde sie schon wieder zum Vorschein kommen. , Ein Jahr oder io sriiber, ehe man in London und Stsonen daran gedacht hatte, sich um die »Grille« zu beküm mern- lag diese in einer Bucht der zur Gruppe der Neuen Hebriden gehören den Insel Fortuna vor Anker. Aus den ersten Blick wiirde sie niemand sür das gehalten haben, wie sie war. Die Schissseiten sahen schaut-erbost schäbig aus, schmutzigbraune Eisen roststreifen liesen daran herunter, und an vielen Stellen war der weiße An strich abgebröckclt oder abgescheuerL An dem Ruvferbeschlaa des Schiffbr dens sehlte manche Pla::e, und an den kahlen Stellen hasteten Zeetana und Schallhiere in dicken Schichten. Wan ien undPardunen hatten wer weiß wie lange keine frische Iheerung erhalten, und Bambusstreisen versahen den Dienst von Webeleinen. Die zum Trocknen gelösten und ausgeschüttelteu Segel zeigten große Fliclem kurz, alles vom Bug bis zum heck, von den Mast spiden bis zum Kiel trug den Stem pel des Mangels und der Verwahrlo sung. Um die Besaßung des Kanonenbow tes war’j nicht viel besser bestellt, als am dieses selber; Kleider-, Flannel und Tuchvorräthe waren ebenso zu sammengeschmolzen wie das Ausriis Rings-Material des Schiffes. Nicht zwei Matrosen trugen gleiche Klei dung; man hätte vie Leute mit den breitrandigen, » aus Palmblättern zu allerlei phantastischen Formen gestoch tenen hüten- den buntgescheclten Kali kohemden, den aus Pslanzensasern, Muscheln und Daisischgiihnen usam ehten Mitteln eher siir iraten als sür Blaujacken der königlich engli schen Mariae halten können. Auch etliche Dudend halt-nackter Kanaben trieben sich tm Vorderschiss Ist-Im mit Was II- dssrcMn nobIs-Con Weiße und Vrcmne verkehrten so frei und ungebunden miteinander, wieMit glieder einer großen Verbrikoerung. Auf dem Achterdeck lchaukelten in Binsenhängematten unter Dem ausge spannte Sonnenoach Mr. Cor, der Kommandant, und Mr. Strome-, sein Lieutenant. — Zwei junge Jn sulanerinnen saßen auf demNansoe des Kajütenoberlichtes und schäterten mit Voller, dem Midfhipman, dessen Va ter vie hohen Herren in London auf die Spur der »Grille« geführt hatte. Langsam rollte die breite Dünung des von keinem Windhauche geträusel huOseant von Norden her dem Lande zu und brach sich, geoämpft rauschend, und wie spielend milchweißen Gischt aufsprtiends an den Korallenriffew Ja tiefem Azur wölbte sich der wol kenreine hinrnielwom iiber dem blauen Wasserspiegel der Bucht nnd tiber den schön profilirten hitgelm deren üppige Uegetation auf sanften hängen her unterttieg zu dem leuchtenden, mit bunten Muscheln llberfäeten Sand Mifen des Strande-; irgendwo in dunklen Waldestiefen plätscherten unsichtbgre Kastckdenz die Luft war Ilchwiinqert mit würzigeni Duft. Pa radiesische Zustände schienen zu here-i schen auf diesem lieblichen, vom Tit-i mult der großen Welt sernab gelege ne Eiland-e. ( Von der der «Grille« am nächsten, nur wenige hundert Meter entfernten liferftelle war ein kleines, mit zwei« braunen Ruderern bemanntes, von ei nem rothbärtigen Manne in eure-pai fcher Kleidung gesteuertes Boot abge ftoßen, und zehn Minuten später stand der Rothbart aus dem Hinterdect des Kanonenbootes bei dessen Offizieren. Josua V. Tipp, ein seit Jahren als Speiulani und Händler in der Südsee bald auf dieser, baid ans jener Insel gruppe sich aufhaltender Yantee war damals rer einzige auf Fortuna leben de Weiße. Dort hatte er von den Ein gebotenen Land erworben und am Rande des ihm gehörenden Kotospab men - Haines ein leichtes Wohnhaus mit angebautem Waaren- und Lager Schupven ausrichten lassen. »Bist-en Sie, Kapitiin.« rede vie sen der Yanlee an- »ich kaliuliere, ’B ist da was im Werke. Die Kanaien gefallen mar ganz und gar nicht mehr, werden von Tag zu Tag zudringlicher und tragen jetzt immer Messer und Beile im Gürtel. Geben Sie ihnen Pulver zu riechen; seuern Sie etliche scharfe Schüsse aus den Kanonen in den Wald, schmeißen Sie mit Vollm geln einen Hausen Palmen um; die Pier-is müssen eiingseschiichtert werden, müssen sehen, was ihrer wartet, die Halunlen, wenn sie zu frech werden sollten. — Schauen Sie nur, wie sie’S treiben!'« Der Kommandant drehte langsam den Kopf zur Seite, bis er unter’m Zeltdach durch das Vorderschisf üöep P-c--.- k---l« txt-Ist Ovuntv Ein halbes Hundert Insulaner, Männer und Weiber, hatten die Mannschaft der ,,Grille« umringt, schwatzen: lachend, gestilulierend: ein paar braune Gestalten saßen rittlings auf den Geschützrohrem ein Dutzend andere kletterten wi-: Affen in der Ta lelaae umher. Es war anscheinend ein Bild naiven, urwiichsigen Froh sinns, harmloser Ausaelassenheit. Der Händler aber fchiittelte miß trauisch den Fion dazu. Er hatte mit ; der ,,Grille« gute Geschäfte gemacht und er vfste noch mehr von ihr zu profitEr-n, seine Haut aber wollte er dabei nicht riztiren Wie konnten diese Enzrländer auch gar so vertrau ensselig sein. Er, Josua Tipd, wußte es besser, er kann-e die Siidsee Inseln und die Kanatem er hatte schon manche Ueberraschung erlebt, hatte mehr als eine schlimme Erfahruna mit der Rasse verzeichnen darum wollte er warnen. »Ach was!« gähnte der Komm-an :-ant, indem er sich stvieder bequem zu recht legte in seiner Hängemat!e: »die braunen Burschen wissen, daß wir beißen können, wenn wir wollen. Es ist das Spiel der Mäuse mit dem Löwen« lassen wir sie machen. —Jm Vertrauen gesagt, Mister Tipp,« fuhr er fort, »ich lasse den Vierzigpfiinder nicht gern sprechen; beim letzten- Schei benschießen drüben in Mallitoba hat« nach jedem Schuß einen Regen von oermosdertem Holz und verschimmeltem Zeug gegeben. Unsere Tatelage dürfte schwerem Wetter kaum noch gewachsen sein, der Pulvervorrath im Magazin ist verwünfcht gering, und was den Proviant anbelangt, da wissen Sie ja am Besten, wiss um den bestellt ist. Wird ’ne nette Summe aeben, wenn’s zum Bezahlen kommt für Jhre Liefe runigen —- Unsere Zeit ist um, hätten schon vor einem Jahre abgelöft wer den sollen, aber es scheint, man hat uns rein vergessen. fiamose Ordnung bei der Admiralität! Ich glaube, wir bleiben hier zwischen den Inseln ste chen, bis wir selber zu Kanaten gewor den findt« Der Händler blinzelte verschmipt »Mir sachte, Kapitän!« wandte er ern. »Gut so schlimm sieht die Sache nicht aus. Jch erwarte« einen kleinen Se get-Scherme: von Yap in- den Karo linen, der wir-d, re ne ich, heute oder more-en biet einlau en. Flaschenbiet Wein, Konseroem feines Weizen-nein guten Tabak, Cigarren, auch allerlei Ausrüstungszeug fiir Schiff und Mannfchaft habe ich bestellt, und ser ner auch ein paar Fäßchen Schießpub mr.« »Als-) noch mehr Rechnungen und Schulden!« seufzte der Kommandant. ,,Jhre Anweisung, Kapitäm mit John Bull als Zahlen ist mir gut ge nug,« schmunzelte Tigln »Aber aufge paßt, halten Sie Die ugsen weit offen und vor Allem sehen Sie dem haupt linge, dem Tifalu, aus die Fin er, denn dem ist nie zu trauen, und Pein Voll folgt ihm blindlings. Da steht er bei der Mittelluie und beobachtet uns, der alte Fuchs. —- Well, good bye, Kapitäm ich will wieder anfs Land. Sonderlich heimlich düntt’s mich jetzt da drüben gerade nicht, aber ich bin aus Alles gefaßt und halte meine Schießeisen parat.« Er klopfte auf die Hüften, an deren Gurt in Lederfutteralen zwei große Ko1t’sche Revolver hingen, dann wandte er sich, stieg in sein Boot und fuhr ab. Eine gute Weile verharrte der Kom mansdant schweigend und in Gedanken versunken, dann wandte er sich an den Leutnant: «Glauben Sie, daß etwas ander Sache ist, Stevens ? Jch mei nerseits lte den Tipp für einen Schwarz eder.« Statt aller Antwort schickte der Leutnant den Midshipmsan nach vorne mit dem Auftrage, den Oberboot-I mannsmaat zu holen, und dieser, ein alter Seebär Namens Wiggins, mel dete sich alsbald falutirend bei seinen Vor«esehten. » fahr von den Kanatem Sirt-E entgegnete er aus des Kommandantsen Frage. »Die sind just soie ein Rudel junger Katzen, spielen wollen sie, Dumcnheiten treiben. sonst nichts. Lä gen wir bei einer der Salomoan seln, dann tönsnt’g freilich anders sein, aber hier in Fortuna! Sind nun schon nahezu zwei Monate im Verkehr mit den braunen Schlingeln und noch nie hat sich einer boshast oder tückisch gezeigt. Harmlose Bande dast« « Der Kommandant lachte, der Leut nant lachte, auch der Mdeshipmsan würde gelacht haben, hätte er nicht den Mund voll Banansensrucht gehabt, die ihm von den jungen Jnsulsanserinnen geschile und zwischen die Zähne ge schoben wurden. Als aber der Oberbootsmannstnaat eben abtreten wollte, fielen Schüsse am Lande. Jm Thürdahnten eines Hau ses stand der Yanbee, die rme ausge ftrextt und mtt beiden Revolvern in einen dichten Knäuel vonEingeborewen hineinseuern«d, deren Spoere ihn um schwirrten und durchbohrten. Er sank in die Kniee, das Wen verstumm te, eine braune Menschenwogie wälzte sich in’s Haus und in den Waaren Schuppen. Auf dem weißen Sande draußen laaen flins Leichen. Der Oberbootmannsmaat hatte nach vorne eilen wollen, aber auf hal bem Wege war er von Tifalu seit warts angefallen und ihm mit einem wuchtigen Axthiebe der Schädel ge spalten stvorden Gleichzeitig fielen die Mattosen im Vorderschiff unter den Keulenschlägen unsd Messerstichsen der Wanatem ehe die Uebervaschten an Widerstand auch nur hatt-en denken können. Keiner vlieb am Leben. Mit teuflischen-. Geheul stürmten dann die Unholde nach dem Hinterbeck, wo das vorher schon heimlich bis auf wenige Haltleinen qelsockerte Sonneng dach durch ein paar rasche Schnitte aänzlich frei gemacht worden war und im Stürzen die kaum zur klaren Er lenntnisz der Katastropbe gekomme nen drei Ossiziere unter sich begraben hatte. Mit Beilen und Messern wur den die unter der schweben Decke sich bewegenden Körper so lange bearbei tet, bis teiner mehr sich regte uno die weiße Leinwand große Purpurslecke zeigte. Das Verhängnisz war lyereingebro chen urplötzlich, mit entsetzlicher Ges walt, so wie es in jener Jnselwelt manchmal auch heute noch hereinbricht über Diejenigen, die sich einlullen las sen zu Sorglosigteit durch das an: : scheinend harmlose, tindische Wesen "dieser von Tücke, Hinterlist und Grau "samkeit beseelten Wilden. It- Ii· .L· Raum eineStunde nach Dem scheuszi lichen Gemedel kam im Westen ein kleiner Schoner in Sicht, ver aus den . Einaana der Bucht lossteuerte. Bei diesem Anblick sing es in Tisc lus Kopfe zu arbeiten an, er schmie dete neue Pläne. Das Sonnendach wurde wieder ausaespannt die Anzei chen des Wirrwarr-s wurden beseitigt, und etliche der getnordeten Weißen auf dem Verdeck in natürlich erschei nende Stellungen gebracht. Die einen beobachteten das anseaelnde Fahrzeug, eine Leiche saß aus der Reeling mit einer Angelleine in der Hand, gegen - den Hintermast gelehnt stand, wie le bend, der todte Rommandant, welcher das Fernrohr unter dem ttlrme hielt. »Für den oberslächlichrm von keinem : Mißtrauen beeinflußten Blick war die Täuschung eine vollständige Am Lande wurden zum Willkommen die großen Trommeln geschlagen, unso an der Flaggenstange des Yanteebauses das Sternenbanner gehiszt Als der Schoner langsam in Den Hasen glitt und Segel und Anker fal len ließ, umringten the die Boote der Eingeborenen· Singend, lachend und Blumen wer-send kletterten sie in Schwärmen an Bord. Spielen-d glückte die Ueberrumpe-« lung des in der Niibe des Kanonen bootes sich gaanickzerjiihleniven Yasu Fahrzeuqu m sum Minuten war ev in der Gewalt oer Fortunaner. Etliche ver Upolutanaten, aus denen die Mannschaft bestand, waren- beiin er sten Zeichen von Feindseligteiten in's Wasser arsprunsgen und dort qetiiotet worden, der Rest und die beiden Wer ßen, der Schiffsfijhrer und fein Steuermann, fielen aus dem Verdeck. Das war jetzt eine Befcheeruna, ein lieberflusz von Rei t«hum: zwei Soff se, gefüllt mit tvu erbaren Schätzen! Die ganze Insel-Bevölkerung gerieth in ein Fsieuer freudiger Aufregung. Nur den alten Tifalu plagten Be denken. Er erinnerte sich aus seiner frühesten Jugendzeit dass oas Volk einmal einen weißen Mann, so einen Händler, wie der Rothbart einer ge wesen, erschlagen, ver-speist und die Sache bald vergessen hatte. Da aber war eines schön-en Tages ein groß-es, ein sehr gro sSchisf gekommen, hatte Feuer und auch ausgespieen und kleine Teufel. Die hatten, als sie durch die Luft flogen-so lange geheult, bis sie mit lautem nall zerplatzten und hätten und Pflanzungen der Jn sulaner zerstört-en. Freilich nur we nige alte, schwache Leute waren von den heulendenTeufelchen getödtet wor den; alles, was laufen konnte, hatte sich tief in tote Bersgmälder gefliichtet, alber schlimm wa« doch, beim Zurück dommen sdie Dörfer in Asche, die Ka noes in Splitern und die Fruchtetnte vernichtet zu finden. »Der Zorn der Götter!« hatten die Priester erklärt, aber Tifaiu war damals schon ein Ztoeifler gewesen. Nachdem die »-Grille" im Hafen von Fortuna angeLegL und Tifalu die gro ße Kanone gesehen und sprechen ge bört hatte, du zweifelte er noch mehr. Er reimte sich dirs und das zufam men, wochenlanger reger Vertehr mit der Schiffsbesatzung brachte ihm er ioeitertes Verständniß für viel-es, er kannte ietzt Ursache und Wirlung und er zog feine Rutzantpendung daraus. Aber konnte das andere groszeSchiff nicht jeden Augenblick wiederkommen? So machte der alte Häuptlina den Fszstfreusden ein Ende und schickte sich an, die beiden Schiffe, die stummen Zeugen dessen, was geschehen war,«aus dem Wege zu schaffen. Den Yapfcho ner ließ man auf den Strand laufen. Dort wurde alles Brauchbare aus dem Raume aeholt, sicher geborgen, und schließlich das Fahrzeua in Brand ge steckt. Jubelnsd umtanzten die Fortu naner die große Fackel, aber da explo dirten plötzlich die nicht beachteten Pulversäßchen und richteten Unheil an. —— Ein halbes Dutzend Leute wur den oon »den herumfliegenden Wona stücken zerschmettert, andere mehr oder weniger schwer verletzt. Wieder hieß es »der Zorn der Götter!« Tisalu aber wußte es besser. Mit der »Grille« ioollte er kein-e ähnliche Erfahrung machen, die follte nach einer gut ver steckten kleinen Bucht auf der entgegen aesetzten Seite der Jnsel gebracht und dort allmählich abgebrochen wer-den. Wenn nur der Anker gehoben gewe sen wäret Der Yapschoner hatte ein Tau ge habt, das war leicht durchschnitten worden, aber die schwere, dicke Kette der «Grille", was anfangen mit der? Zuerst versuchte es Tifalu mit Zie hen aber die non-into Kraft der For tunaner, oder wenigstens so vieler da oon, alo Platz zum Ansfassen fanden, brachte den- Anker nicht zum Weichen. Die Matrosen der ,,Grille,« das hatte Tifalu beobachtet, waren anders zu Werke gegangen, als das Kanonen boot einmal zu einer zweitägigen Sie geliibung klar gemacht hatte; sie wa ren um das vor »dem Vordermaft stie hende tun-de Ding mit dem flachen, glänzenden Kopfe so kange zum Klange einer schrillen Pfeife herum gelaufen, bis der große eiserne Haken herausgekommen war. War es die Musik gewesen oder das- im Kreise Marfchiren oder beides zusammen? Der Häuptling wollte es probieren. Er lief-, die Speichen in oie Löcher der Ankerwinde schieben, er selber hockte oben darauf mit der aus« einem Schen keltnochen des giemordeten Konimansx danten geschnitzten Flöte, und begleitet von den diesem Instrumente entlockten schauerlichen Tönen, rannten die Kan nibalen in der Rund-e herum. ,,Klick, ktsack —- klick, klack!« schlugen dies-Per bolzen an, der Anker aber rührte sich nicht; die Notlnsoendigkeit, »die Kette um die Winde zu legen, war Tifalu und den Seinen nicht klar geworden. Wollte die Kette nicht hereinkom: men, ant, dann sollte sie auslaufen Die Stopper wurden gelöst, leider aber ivar das Ende der großen eiser nsen Schlange fest oernietet imSchisz boden. Immerhin trieb oie »Grille« jetzt mit der Ebbe bis nahe an den Strand. So dicht besetzt war ihr Ober- und Zwischendech Bugspriet, Kliiverbaum und Wanten mit brau nen Zuschauern, das-, das- Ganze mehr einem Volk riesiger Bienen zur Schwärmzeit, als einem Schiff ähn lich sah. So lag die schwimmend-e Masse, oon guten hundert Faden ansgelaufener Kette gehalten, da. als es oom Lande her zu blasen anfing, in vereinzelten Stößen zuerst, bald aber andauernd, stärker und stärker. Heulend brach der Wind aus den engen Thalern hervor, bis die Palmenstämme sich tief neig ten und ihre Federkronsen schüttelten Der Sturm faßte die Segel der »Grille« und , sagte Brassen- und Schootenblöcke den erschreckt-en Jus-n lanern um die Köpfe, irgend ein schwaches Glied der Kette sprang, das Fahrzeug schwenkte herum und legte ich so tief auf die Seeseite daß die Reeling das Wasser berührte, dann aber füllten sich seine Segel oon hin ten, und wie ein wild gewordener Renner schoß es zwischen den Klippen durch ins offene Meer hinaus. Ulllk lllllyclsllllqc Psllll WcUc ch Fortunaner, die in der Tatelae klet verten und sprangen aufs eroeck, bin-ab aus die, die von unten heraus lamen, Raum für alle aber gab’—:- dsa nicht. Ein wüthendscr Kampf um Sein oder Nichtsein entbrannte. Jetzt glaubte auch Tisalu an den Zorn der Götter. I- II III Zwölf Monate später lam ein aro szeo englisches Kriegsschiff in jene Ge genden: sein Kapitän hatte Ordn, die ,.Grille« zu suchen, das alte Kanonen boot nach dem nächsten Hasen zur Ad tatelung zu bringen und oessen Mann schast abzulohnsen Etliche Wochen lreuzte die Feregatte zwischen sdsen Ins selgruppen ruin, aber von dem ver mißten Fahrzeug war nirgends etwas zu sehen-, was da unsd dort darüber verlautete, klang so unbestimmt und märchenhast, daß dieSuche endlich als aussichtslos aufgegeben wurde. II II It Jahre und Jahre waren vergangen, da anlerte eine unter novwegischer Flagge segelnde Brig-g beie iner kleinen niedrigen, fast genau unterm Aequator liegenden vereinsamten und sür unbe wohnt geltenden Insel, fünfhundert Seemeilen von der nächstens Nachbar schast, dem Mitchellarchipel, entfernt. Ein Boot wurde ans Land geschickt, und die Matrosen schwörmten herum, eine frische Quelle zum ziillen der Wassersiisser zu suchen. i dieser Streiserei stießen sie im dichten Wald, aber nahe am Ufer-, auf eine Mulde im se aen Bis-den« in der, wie in einem n iirlichen Trockendock, ein naheer ganz auseinandergefallenes, halb ver modertes und unter wucherndem Pflanzenwuchs halb begrabenes Wrack lag. Auf den morschen Plan-ten wa ren Menschenschädel und Menschenge beine versireut zwischen Spec-dem Ken ilen und anderen bei den Südseehiw sulsanern aebräuchlichen Waffen. Ei ner der Seeleute fand beim Stnmps des Vordermastes die Schiffsglocke, ian der, nachdem sie wereinigt worden, die Inschrift ,,Grille« zxum Vorschein am Während die Schweden noch über den sonderbaren Fund ihre Ber muthunaen austanschtem kroch aus dem Dickicht auf all-en vieren unid splitternackt ein alter, elende-r Mann mit schneeweißem Haar. Das war Ti falu, der einstige Häuptlina von For tuna. Er wurde im Boote an Bord der Brigg gebracht und dort lebte er aerasde noch lange genug, um einem Kanakenheizer, dem er sich verständlich machen konnte, die hier veröffentlichte Geschichte zu erzählen. Drei Tage und drei Nächte war die »Grille« damals-, als der Sturm sie entführte, auf dem wild bewegten Meere herumgeworfsen worden, bis sie endlich mit nur noch etwa dreißig Ueberlebenden von einer gewaltigen Wogeldorthin geschleudert wurde, wo ihre Reste jetzt ruhten. Die geretteten Fortunaner hatten, nach ein paar mißalückten Versuchen, auf einem zu sammengestoppelten Floß von der Jn sel fortzukommen, angefangen, sich zu hafsmhfvne eitle-bl- tsmnr nur- Fifaln nsoch übrig geblieben der so gut oder so schlecht es ging, mit Früchten und Wurzeln, mit Schalthieren und Fi schen sein Leben gesristset hatte. si- slc II ,,Verschollen!« steht in einem alten Schiffsregister des englischen Marine ministeriums neben dem Namen ,,Grille«. Bierschollseni weiter nichts. Das alte Kanonenboot und die aus ihm Ermordeten sind längst vergessen. »«-4————— — Wte Robert gerettet ward. Eine wahre Geschichte ,,Hochgcehrter Herr! Das bejammerngwertbe Schicksal dies edlen und doch so unglücklichen Robert Felsen hat mich schon viele schlaflose Nächte und unsgezählte bit-. tere Thränen gekostet. So lange schon schmachtet er in harter Gesang n schast, von keinem Strahl der Sonne beschienen und jetzt hat gar sein Wär ter, der ruchlose Bösewicht Dietrich, den Auftrag erhalten, ihn zu vergif tenl Sie allein können ihn retten! Haben Sie Mitleid mit dem Unglück lichen! Ren-en, retten Sie ihn, ehe es zu spät ist! Tausendfach ioird Sie dafiir segnen Jiklre ergebenst gefertigte ktlnna Mancr.« Er wars den Brief zur Seite· »Wer ist Anna May-er's Jrgend ein über-« spannter Backsisch, der sich- ins Robert verliebt hat« Natürlich, ein junger Mann von geheimnißvoller Hertunst, mit langen blonden Haaren und blau-en Augen. ritterlichs, großherzig kurz, ein Ideal der hertönimlichsten Sorte . . . Lächerlich! Soll ich mich dadurch in meinen reislich erwogen-en Plänen stören lassen? Sein Tod ist beschlossen. Morgen, länastens über morgen ist es geschehen. Selbst wenn ich-wollte -s— ah bah, Alter, werde nicht ichwach!« Finster zog er die Brauen zusam men, Robert’s Schicksal schien besie gelt. Er sehte sich an den Tisch und begann emsig zu schreiben. Da offne-te sich die Thür und ein rundliche-«- Weibchen mit einem Ein-— taufkorb trat ein. »Was giebt’5 ?« fragte er mit dumpser Stimme und sie antwortete: »Leberwiirste mit Kraut. « Das anmuthige Bild einer im Fett schwimmenden, knusperigen Wurst umgaukelte alsbald süß duftend seine Sinne Mildere Gefühle keimten in seiner Brust und mit ein-km heroischen Entschluß zerriß er das vor ihm lie »gensde Schriftstsiick. Robert war ge s rettetl ! Was die Bitten einer empfindssamen Jungfrau nicht vermocht, die Leber tvurst mit Kraut hatte es zustande gses bracht. Robert war gerettet, Robert t— der Held des Romanz, den Herr iAdam Knopfelmacher, genannt Eine irich von Mondenfee, in Fortssetzungen ifiir Das städtische Taalslatt vertrags l mäßig zu »liefern« hatte. ! —»—-—-.-—.-————— Die-Verwendung dessptponographen für die Sprachforscher Die kaiserliche Akademie der Wis: senschaften zu Wien hatte vor zwei Jsahren eine Kommission mit ver Auf gabe betraut, die Möglichkeit der An lage eines Phonogramm--Archivs zu untersuchen, und dann die Mittel ge ·lvährt, die Methoden zur Erprobung der praktischen Durchführbarkeit zu prüfen. Diese Kommission hat sich für die Konstruktion eines Phonogm phen ausgesprochen, der zwecks ver galoanoplastischen Bervielfältignng die Ausnahmen auf ein-er Platte ge stattet. Diese besteht aus einer Masse, die Edison zur Herstellung seiner Pho nograph-Cylinder verwendet, und azif sie wird die Schrift nach dem Edison’ schen Prinzip eingegraben, d. h. die Wellen stehen senkrecht auf der Plat tenfläche. Von dem auf galoanopla stischem Wege erhaltenen MHHYL i lArchioplaitensi abgegossem die 1edif v lich zum Reproduziren dienen unsd oft abgehiirtet werden könne-, als U die Dauerhastigleit des Materials gb stattet. Zur Erpkobung des Archiv Vbonsgtuphen ous Reisen bei Aqu nuhme fremder Sprachen wurden drei Eremplare hergestellt und Forschungs reisenden in's Ausland mitgegeben. Diese haben jetzt über ihre Erfahrun gen berichtet. Dr. d. Resetar, der Kroatien und Slawonien bereiste, sagt, daß auf Grund seiner Erfahrun gen der Phonograph durchaus geeig net erscheine, die menschlichen Spra chen und Dialekte siir alle Zeiten zu fixiren, was keine noch so feine und genaue Aufschreibung imstande sei zu leisten, da der Leser dabei immer nur den Klang heraushöre, den er selbst den todten Zeichen gibt, während der Vhonograph noch- nach Hunderten non Jahren die Aussprache einer bekann ten Gegend und Zeit in der treuesten Weise wiedergeben wird. Prof. Kvetschmer, der die Insel Lesbos be suchte, um dort neugriechische Mund arten und Volkslieder zu studirsen, be tont die großen Schwierigkeiten die er hatte, Individuen zu finden, die in der erforderlichen Weise, nämlich mit ei ner gewissen Stimmstärte und deut licher Artituliation, in den Minne araphen sprach-en Das dankbarste Feld fiir letztere böten die Boltgliedey von denen Kretschmer einige aufge nommen hat. Er hält es fiir eine loh nende Aufgabe, die Melodien der schönsten griechischen Volks-lieder, die sast noch gar nicht bekannt sind, auf diese Weise aus-zunehmen und zu sam meln. Prof. d. Wettstein und Dr. d. Ferner, die einen Agunrat nach Bis-Ist - DOIÅ ·»-«« i g uscu uiiuluqinuh »in-en »v« Dis-»Va phongraphische Ausnahmen der Spra che der Guaran - Jndianer erhalten. Diese drei Expeditionen lieferten dem nach Phonotyspen, die einen unbezweisi selbaren Werth besisitzen, unsd anderer« seits wurden Sprachen und Dialekte in Wien ausgenommen, auch alt- und neujapanische Sprachproben festgelegt. Kein Ganzen ist damit die Br·auchbar seit des Apparates erwiesen, doch be darf er noch bedeutender Verbesserun gen und var Allen-, bei Benutzung auf Reisen, einer Verminderung seines Gewichts. Für eigentlich lingtuistische Studien, wenn es sich um die Bildung und besonders uns die Unterscheidung von einander sehr nahe stehenden Kon sonanten handelt, erfordert Dagegen der Phonograph noch bedeutende Ver vollkommnungen. R-—— Sechs preis-te Crziehunqsreqelw Ein Handwertsmann der viele und lauter gut gerathene Kinder hatte, wurde gefragt, rvsie er es angefangen habe, sd viele Kinder so wohl zu er ziehen. Er antwortete: »Erstl'ich habe ich meinen Kindern nie exrvaö befohlen, cvas ich nicht selbst that, und zum anderen habe ich besonderen Fleist daraus verwendet, mein erstes Kier recht zu erziehen. 2) Halte aus Gehor sam. eDnte nicht, du wollcst den Kin dern erst dann Gehorsam abfvrdsern, wenn sie es verstehen· Gehorchen muß den Kindern szur Gewohnheit werden. Z) Erweise deinen Kindern Liebe, doch so, daß immer Ehrerbietung in den Kindern bleibe. 4) Duldse keinen Wi derspruch. 5) Jn Gegenwart von Kindern müssen die Eltern immer ei ner Meinung sein. Es darf das ge ziichtigte Kind sich nie hinter ·«den Va ter oder die Mutter verstecken, um Schutz und Zuflucht gegen die Zucht zu finden. G) Erziehe dein Kind zur Arbeit und sorge für seine Gesundheit. -- --—-.——— Szene in einer Apotheke Ein Arzt erzählt der »Täglichen Rundschau« folgendes heitere Vor kommnifz in einer Berliner Apotheke-. Handelnde Personen: Der Apotheter und ein etwa achtjähriger Junge. Apotheter: »Na, wag willst Du denn l)aben?« Junge: ,,Jck will det abhdlen.« A.: »Was denn?« J.: »Wat ick vorhin jebracht 7habe.« A.: »Ja, was ist denn das? Ein Rezept?« J.: »Jawoll!« A.: »Für wen soll es denn sein?«' J.: »Im uns.« A.: »Ja, mein Gott, wie heißt Jshr denn?« J.: »Na, det steht doch druss!« oIrr-In » Bettler: ,,j)Jtiidanrez halen Sie nicht Its-H em viscyen pziieucy sur mraics Madame: »Nein, ich habe nichts!« Bettler: »Ob« ein Butterbrold?« Madame: »Auch nicht!« Bettler: »Dann ein paar Kartof fean« Madame: »Auch nichi.« Bettler: »Aber einen Korb badenSie doch wohl da?« Madame: »Was wollen Sie denn rnii einem Korb?« Bettler: »Ich will mal in die Nach barschaft gehen und ein bischen Essen fiir Sie zufainmenbetteln.« Aoftspielige Diagnofr. Mann: »Was hat wohl bei meiner Frau die fliegende Hitze zu bedeutenW Sanitätseath: »Ein Automobill« Metkwütdlg. « Hereintekgektnmener Lebemannt »I:iiher, wo ch nach Benin stunk war ich überall angesehen, und jehe· wo ich nach Schnaps -dufie, weicht mit Alles ausl«