Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 16, 1903, Image 3

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    ai- Iae ice-risse v ,
Is- -. Mi. ««-»«
senkt-stammenden «k
schlief es nicht lni Herzen
M ei ais stmhenzweig vorn
Zur Ost-lang innrer Same-Heu
B ecais Frieden-hauen sofort
s deinem Munde fließen,
Wes Wingerts- lileich Mutterton-i
Wird es den Wandrer grüßen
Ei eist die Welt des Hasses voll
Es sinke etsgs die Wunden;
Ein Wort, I ans dein herze-n quoll,
Macht manch etn herz gesunden.
großmama
Isl- Iiiltte un Leistungs
Die alte Gräsin Röszlaren sakin
yam ihrem großen, sammetnen Lehntuhl
Tisch
« ÆSie hatte schon siir die Nacht Tei
fette gemacht. Ein graues, seidenes
Kopftuch war um die weißen Haare ge
Li, nnd darunter sahen die dunkler-,
ften Auqu ernst aus dem feinen
cht mit der schmalen, geirümmien
N,ase es war blaß, war weller als
konst, die alte Dame schien zu frieren;
e trug einen schwarzseidenen, maint
ten Schlafrock, und eben kam ihre alte
Itannnersran ans dem Schlafzimmer
« ein nnd legte der Gräsin noch eine
rathe Decke über die Kniee·
? »Fort Gräsin sind nicht wohl.«
« eck draus, Klintbammern,« sagte
Die Gräfin ein bischen ungeduldig.
«Warum soll ich nicht mal frieren"ck«
»Es ist sehr warm hier. Und sonst
frieren Frau Gräsin nicht«
Die Greisin schwieg eine Weile, wie
verdrossen »Du meinst es gut, Klink
hamrnern, aber Du bist langweilig mit
Deinem Geseuszr. Bring die Oran
gen."
Die Frau, sie war halb Bertraute,
Bald Dienerin und seit dreißig Jahren
Die rechte hand der Gräsin, ging mit
einem unzufriedenen Gesicht hinaus; sie
war besorgt.
Nun saß die Gräfin allein. Sie
hatte die kleinen, weißen Hände in die
weiten Aerniel des Schlafrock-Z geschos
6en. Sie sror wirtlich, aber es war
mehr ein innerlicheä Frösteln Und
nun, da sie sich unbeobactztet fühlte,
sant sie allmälig ganz in sich zusam
men.
Sie war in Gedanten noch drüben
im Saal Dort saszen sie nnd feierten
Hochzeit Sie war vor einer Stunde
von der Tafel ausgestanden, das war
die Zeit in der sie sich stets zurückzog,
sie ließ keine Ausnahme gelten nnd der
Tag und alles, was vorhergegangen
spar, die ganzen Wochen, hatten sie
anz besonders angestrengt. So hatte
se der Braut, ihrer jüngsten Enkelin,
vorhin die Stirn getüßt: »Ich geh
nun, Asta.«
»Du bist müde, Großmarna——« es
klar-F bedauernd und bittend, als wollte
die liihende junge Frau rnit dem heim
lichen Glück-lächeln aus den Lippen
,sagen: «Bleib noch-heute ist Feier
ta mein schönsterk
TuchLeb die Gräsin hatte genickt. «Ja,
müde. Wann reist Jhri«
»Um neun, Großmama.«
JLeb wohl, Kind-«
»Ich tornrne nochmal hinüber, Groß
tnamak
«Jch warte bis neun.'« Und dann
hatte sich, trotz des Kopfschiittelns d·er
Greisim die Tischgesellschast erhoben,
und Brantvoter und Bräutigam hat
änn der alten Grösin das Geleit gege
s
i
Und nun saßen sie noch druden, und
die Stimmung wurde immer feurigen
»Aber hier hörte man nichts, tein La
chen, ieine Musit. Hier war alles still.
Drüben war die Jugend, auch die Ju
gend mit grauem Haar, hier war das
wirkliche Alter, die Ruhe und das Fer
tigsein-—so dachte die Gräsin. Sie
hatte wunderliche Gedanken, während
ihre Augen immer heller und weiter
blickten.
Von den Doppelsenstern her, hinter
den dicken Fensterdeeten dufteien Ova
zinthen, die Gräsin liebte ihren starten
Geruch. Alte Oelbilder glänzten von
den Wänden, und breite Goldrahmen
, iihten dunkel in dem matten Licht,
as von der rothderschleierten Busen
slampe kam.
Nun raschelie es draußen, und die
Minthammern trat mit einem Silber
tablett wieder ein. Sie brachte auf
einem bunten Teller, kein zerlegt, ein
ar tleine, dunkelrot e Bonn-lapid
Fsen Die Gräsin nahm stets um
iese Stunde zwei Orangen zu sich;
sonst schlief sie nicht.
Sie hob den Kopf, und dann sah sie
aus die winzige, emaillirte Pendule, die
neben der Lampe stand und leise und
flink tictie. ,,Bald neun, Filintham
mern. Nun musz Asta gleich tommen.'«
»Ach, Frau Gräfin, heute-Da rech
net die Komteß nicht mit der Minute.«
Doch die Alte schüttelte unwillig den
Kopf mit dem grauen Seidentuch.
I« »Du mußt immer widersprechen Du
bist heute unauöstehlich, Klinlhaw
mern. Sei still. Uebrigens ist die
Komteß seine Komteß mehr, sondern
eine Baronin Goddop—«
Die Gräfin nahm mit unruhiger
Zank-, die sie aus dem weiten, warmen
ermel herausgezogen, zwei von den
Trothen Scheibchen und ithrie sie, wie
« danach dürstend, zum und; aber sie
stvaren tuhl, und da in ein nartereg
riistetn durch die lie r der alten
ame. »Ich mag nicht«
· Jäger Frau Gäijsinfßz st D K
« mag m . r u «
Idee als es dann eine Weile still im
blieb, seßte sie leiser hinzu:
ätegfåasw Tabiett eine Minute Weins
ist auch alles zut« Se sah euch run.
«.«Allei
JMir iit kalt. «
aW gnädigste Gräsin, werden sich
doch nicht ertiiitet haben im Wagen,
oder in der Kirche« es war heute so
zugig. Und ich bin in Sorge, Frau
Gräsin, und muß es auch sein, und
drüben-der Geheirnrath Sellenthien
unter den Gästen--«
»Was sprichst Du da? Jch bin nicht
trank. Willst Du vielleicht hinüber
gehen und die Freude stören, wegen
einer alten Frau, die zu nichts mehr
nutz ist, die alle respektiren, und die
doch teiner mehr liebt-? K e i n e r
sag ich, hörst Dut- —Na, Dich will ich
ausnehmen, Klinthammern, wenn Du
auch innerlich immer bruinmst. «
»Zei) brumme nicht, Frau Gräsin.«
och. Und mir fetlt nichts, sei
ruhig. Und nun nimm die Platte wie
der vom Ofen weg, ich glaube, es riecht
schon, und sonst gibt es Bratpontais.
Und dann setz Dich aus Deinen Stuhl
hinter die Lampe, aber sprich nicht und
sieh mich auch nicht an »Nun ist es
gleich neun «
Alles geschah« und nach einigen Se
tunden war es ganz still in dem
Raum. Tie titreisin träumte Vor sich
hin und vergaß die süßen Früchte auf
dein Teller, die alte Filinihammern lag
in einem Journal, das sie ihrer Augen
wegen weitab hielt. Zwischen den Bei
den stand die banchige, hohe Porzellan
lampe mit dem lang herabhängenden
Seidenschleier.---sAder die tilintham
mern verstand nicht, wag ihre Augen
sahen, sie las überhaupt nicht; die Zei
len zogen sich wie lange, schwarze
Reihen über das Papier, eine unter der
Aufs-In sinds-IS uns UIHCIIZA Its-san.
sit-W Is--»--, »s: zu
nen sie sich zu bewegen und durcheinan
derzusließen und zu flimmern· Die
Frau bliette nicht hin zu ihrer Herrin,
und doch sah sie das tlcine alte Gesicht
mit dem scharfen Profit im Halbschat
ten schimmern. Es war so blaß. Und
war kleiner, als sonst. Was hatte die
Gräsin? Sie war ja immer ungedul
dig und spöttelte und nörgelte gern
ironisch, wie viele Menschen, die eine
Art Stachelzaun brauchen, um das
weiche, leicht bedrängte Herz nach
aussen hin zu schützen. Aber sie war
heute viel scharfer als sonst, als wäre
etwas wund in ihr, und sie war zer
streut, immer wie geistesabiveseiw.
Seltsam. tssz war fast ängstls).
So gingen die Gedanken der Die
nerin, und sie tasteten weiter. Hatte
der Tag die Gräfin so mitgenommen?
Komiesz Asta war ihr Liebling. Würde
sie trant werden, oder war es nur Er
schöpfung-L Die Frau blickte beim
lich, unter dem Lampenschleier hin,
nach dem Lehnstuhl. Uno da sah sie,
daß die alte Grösin die Augen geschlos
sen hattr. Schlies sie? Träumte sie?
Die Dienerin hielt den Athem an, und
ie länger sie hinblickte, desto enger und
banger umstrickte sie die Vorstellung,
daß die Greisin todt sei. Aber da hob
die Gräfin die Liber
«Klinthammern, was machst Du
ftir ein Gesicht?——Wie siehst Du mich
ans-Du kannst heute nicht hören!«
»Ach, rau Gräsin—«
»Sei till!« Die Greisin hatte sich
in ihrem Sessel aufgerichtet, sie
lauschte, und in demselben Moment
chlug die winzige Penbule aus dem
isch mit seinem Silberstimmchen
neun. Ein triumphirendes Leuchten
ing über die Augen der Gräsin, ein
ller Glücksschimmer, und sie sahen
eine Setunbe lang zu der Dienerin hin,
draußen raschelte und fegte ein seidener
Gaum iibor die Tiple imh klnnn ein
leichter Fuß.——»Jch lenne doch meine
Asta!« sagte die Gräsin leise. Und
da ging auch schon nach einem flüch
tigen Klopfen die Thiir aus, und die
junge Frau in dunklem Reisedreß, das
iitchen mit dem hochgeschobenen
chleier aus dem Kopf, hohe, helle
Schweden an händen und Armen trat
ras in den Satan. «Großmama--!«
» ein Arm-Komm zu mir,
Kind.« Da war nun Asta, und sie
nahm die Band der Enkelin mit beiden
händem und Asta setzte sich aus den
breiten Sesselarm und schmiegte sich
an die alte Frau.
»Groszmama—«
»Und nun willst Du sori, Asta.«
Die junge Frau senkte die Lider, um
den leuchtenden Blick zu verbergen.
Die Filinlhammern aber, die ausge
standen war, ging lautlos hinaus
»Jch werde Dir schreiben, Groß
mama. Und viel an Dich denken.
Viel.« ·
»Du Gute-« Die Alte lächelte und
legte die Hand der Enkelin an ihre
Wange, sie fühlte die köstliche Wärme
durch das seine Wildleder. »Ich danle
Tir, daß Du noch gekommen bist. Du
warst mein Liebling. Und nun gehst
Tu. Behalt mich lieb, Asta. Und
vergiß mich auch sp ä t e r nicht-—
Aber Du wirst nicht. Denn die Kind
heit ist ja das Schönste. Und die
Hochzeit das Allerschönste Und dieser
Augenblick setzt, Asta, wird immer wie:
der in Dir auftauchen: Deine alte
Strohmann-» die Dich lieb hat und ihr
letztes bischen Leben siir Dein Gliicl
eben möchte, und Du selbst in zittern
ger Seligkeit. Es ist der letzte Augen
blick vor dem ersehnten neuen Leben,
Pier scheidet sich die Zeit. Behalt mich
Fuss «
Asta liisile die l.itreisin.
»Und werde gliictlich.——Sieh Asta,
ich habe in diesen Tagen wenig zu Dir
gesprochen, leine Mahnungen und
ni ts Liebes-, das in die Ferne deuten
so te. Und Du hast-— vielleicht draus
gewartet. Ich bin alt und habe zu
M
viel Zieh-en drum sagte ich auch eben
vie apheit in m Scheust-. Aber
das brauchst Du nicht zu glauben, used
Du thust es auch nicht, es t Dir un
möglich. Sieh Asta, drum chwieg ich.
Aber nun, nun, mein Liebling, fällt
doch alles von mir ab, wie Staub und«
Spinnweb, das die Zeit über die Seele«
ebreitet, und ich glaube mit Dir und
gosse mit Dir und bin jung mit Dir.
Ach, es ist wie ein schönes Wunder,
und wenn wir neunzig Jahre alt und
drüber sind und sehen ein blühendes"
Wesen in der hellen Thür zur Ehe,
dann leuchten unsere Augen aus, wir
möchten sie grüßen wie eine Schwester,
so alt wir sinds; und so jung sie ist, und z
ein Schauer ihres Glücks geht auch;
durch unsere Seelen. So sind wir
Frauen. Werd glücklich, Asta.«
»Ja, ich will-«
»Du willst. Ja, Kind. Hab den
W i l l e n zum Glück, alles andere
sieht nicht bei uns. Aber den Willen
; mußt Du haben: ein ganzes Herz hin-:
jzugebem damit Du ein ganzes Herz
;eintauschst· Und deshalb hör, Asta,
; ich hab es erfahren, nicht zu viel
I Strenge, in keinem, sie trennt nur und
shilst nichts-nein, hör nicht darauf,
Jaus nicht-H, jedes Leben ist neu. Jhr
i habt die rechte Liebe und werdet den,
s rechten Weg finden. Gott segne Dieb«
J Und nun geh, geh, mein Liebling. Geh
s tn’s Gliict---—-« ;
Und die Greisin hob die Hände, und
Asta wogte sich zu ihnen niederbeugemE
aber die Alte litt es nicht, sie tiiszte
die junge Frau ans die blühenden,i
zuckenden Lippen und sah ihr noch ein-l
s mal in die Augen, in denen Thränens
standen, Thränen des Schmerzes und
der Seligkeit. »Geh, meine Asta·« i
Die Thiir schloß sich. Noch immer’
war das Rauschen der Kleider in der«
Lust. Aber die Enkelin war sorts
Längst· Die kleine Uhr tickte. Ini-'
merzu. Ohne Ende. und nun route
unten ein Wagen, dann leiser, und
dann war alles still.
I..
Die Gräsin saß ohne Regung. Und
dann trat die Klinkhammern wieder
ein.
»Nun ist sie fort,« sagte die Gräfin.
Die Alte nictte und setzte sich wiederl
aus ihren Stuhl. Es war wie vorhin,
bevor Asta eintrat.
»Warum sprichst Du nicht, Klink
hammern?« »
»Ich wollte Frau Gräfin nichij
stören« »
»Du störsi mich nicht Ein wunder
licher Tag-A
»Jet) glaube, wir warten noch ein
Weilchen mit dem Zubeitgehen, Frau
Gräfin. « l
»Wird wohl überhaupt nicht viel
werden mit dem Schlafen, Kliniham l
mern. Jch werde immer denken: jetzt
sind sie am Bahnhos, und nun fahren
sie-aber vielleicht schlafe ich doch dabei
ein. Wenn man an das Rollen der
Räder denkt, dann wird man müde-«
Die Klinthammern zupste nachdenk-:
lich mit det Hand an Lem rothen Lam
penschleier »Wie waren ei entlich die
Reden bei Tisch heute-es sollen viele
gesprochen haben.«
»Viel zu viel. Und jeder sagte das
Gleiche. Jmmer Glück und immer
Glück, das verdrießt am Ende das
Schicksal. Und nun hab ich zuletzt
selbst noch davon gesprochen-« Die
Gräfin ließ die Unterlippe hängen.
»Aber das ist doch was anderes.
Das ist doch natürlich«
»Ja, ja. Wenn’g nur hülfe.-—Ein
wunderlicher Tag. Ach, Du willst
mich ablenten, Alte, und mich zum
Schwadroniren verleiten. Aber es ge
lingi Dir nicht Du trisfft es heute
nichtmit mir mail-am Und istauch
natürlich Nun sind wir am Ende mit
dem Lebens
« ch verstehe Frau Gräfin nicht.«
» u willst blos nicht. Weißt Du,
was ich heute gespürt habe, Klintham
mew?««
Die Alte verneinte.
Und die Gräfin hob den kleinen, fet
nen Kopf. »So will ich es Dir sagen.
Es ging heute wie ein Riß durch mein
Leben. Und ich hörte W ordentlich in
der Luft-als hätte si etwas losge
löst—-« sie sah mit he em Blick in’s
Leere.
»Frau Gräfin reden fo seitsam.«
»Und nun denkst Du wohl, ich habe
stehn-Mir ist ganz gut. Jch bin
nur matt und friere im Blut. Aber
so fängt es an.«
»Was fängt so ani«
»Das Ende.«
»Frau Gräfin dürfen nicht so spre
»Ach, Alinthammerm willst Du
böse werdens Laß, laß. Jch hab ’g
heute rufen hören. Jch bin älter, als
Du, und verstehe mich besser auf so
toas.«
»Es ist die Vibspannung, kommt von
der Aufregunq.«
»Meinst Tu?—-Ach, meine gute
Alte, ich weist es besser, den ganzen
Tag hat es mim in Bann gehalten nnd
schon vorher die ganze Zeit. Ader
heute wurde ’5 offenkun«
»Es sind Grillen«
Meine Grillen, meine gute Klink
hammern. Wie hartnäckig Du bist.
Freilich, Du hast teine Kinder ge
abt——« Die Gräsin schob die kleinen
gände tiner in die Aerinel.——- ,,Siehst
u, Asta war mein letztes Kind, das
mir mitonnehiirtr. und das itb liebte.
Nun ehijien sie alle ihren Männern«
und ihren Familien. Mit meiner
Tochter drüben, mit Astas Mann-« fing
es vor Jahren, Jahrzehnten an, aber
da war ich noch frisch, da war iih noch
nöthig, da wurde ich Gros;mama»-—
Bier Enkelinnenz und eine nach der
—-—-—-— ——-——
Irr-W
Indern hab ich u mir herangezogen, ich
bin nun ’mal o, ich brauche das unb
habe sie mit betreui, bis zum hochgew
tag; eine nach der andern, Klinkhams
mern. Und nun habe ich keine mehr.
«Meine Tochter? Die hat ihren
Mann und ihre Kinder und ihre En
kel, und es werben immer mehr.—— !
»Und die andern?« 1
»Sie kommen doch immer.« 1
»Ja, sie kommen und kümmern sich !
um mich. Und auch Asta wird mich i
besuchen, sie wird ja in Berlin wohnen .»
—aber sie brauchen mich nicht mehr, ]
ind nicht mehr die Alten, immer im z
lusch, in Eile, sie sorgen ja nun selbst ·.
iir andere und leben nach vorn, nicht
nach hinten. Und nun ist ihre Mutter
dran, die ist nun ,Großmama.’ Und
ich könnte auch nicht mehr mit-«
»Ach, Frau Gräfin-——«
«Urgroßmama?« sie schüttelte den .
Kopf. »Ich bin es ja schon, ich habe «
schon kleine Urentel, sie sind reizend,
und ich habe sie lieb, aber ich bin zu
alt fiir sie, Herz und Körper sind zu
müde, ich kann nicht wieder von vorn
anfanaen, andere vermögen-J vielleicht,
ich nicht, und ich soll auch gar nicht,
man braucht mich gar nicht-»Ich ichF
kann nur noch festhalten am Alten —(.
i ö n n t e, Filintbmnmenh aber nun·
ist auch Asta fort, die Letzte hat sub
lohnt-Hin asszzemsws nos- mir. VII ;
stehst Zu Das nicht«-s« I
Tie Andere sah vor sich hin und
strich iiber die seidene Tifchdecte »Und
Ich s3ge, eg- sind doch Einbildungen
Und morgen ist alles weg.«
»So-g es nur« Ich bin über siebzig,
und Isu bist fünfzig. Mit fünfzig
täuscht man sich noch, mit siebzig nicht
mehr. Ta hört und sieht man mehr,
weil man stiller lebt-Ich habe den
Riß gehört, das letzte Leben ist von
mir gegangen. Nun ist es bald aus.
Schiitile nicht den Kovi ich weiß eg.
Klinthnmmern Das Herz, das bis
zuletzt geliebt und gesorgt hat und nun
plötzlich aufhören soll-denn was ihm
noch bleibt, ist nichts Ganzes und nichts
Halbes, ist zu wenig-dar- wird miide
und matt, als fehle ihm der Antrieb
zum Schlagen, und bleibt stehen. Tag
ist wie mit den alten Arbeitern, die
eines schönen Tags das Werkzeug weg
legen und miifzig sit-,en, und eh sie finis
Versehen, hiniibersatlasen Ich bin nnn
auch so ein alter Eineritiis. Und bald
wird sicle lzeigen, was der Tag pro
phezekt Inst- ·»».ld. Ich ji«-ist t«:. Terk
iiberc Jahr dran. lind nun nimm
das Licht, Alte. Jch will ins Bett.
Es war ein ernster Tag· Aber nun ist
mir leicht. Jch bin still. lind nun
bin ich auch müde. Ja, schlafen«s--«
Und die Gräsin nictie mit seltsat:.en
Augen. Die Illinlhammern ging ernst
in’s Schlafzimmer hinein, und als sie
fort war, holte der Hammer der klei
nen Uhr zum Schlag aus, halb, der
helle Ton klang fein durch den Raum
mit dein Hnazinthenduft, Und die alte
Gräfin nickte wieder, als antworte sie
heimlich dem Ruf der Stunde.
Ein galanter General.
Ein englischer Leutnant, der wäh
rend des Krimlrieges in Sebastopol ge
fangen faß, erhielt eines Tages von sei
ner Braut einen Brief, in welchem sie
ihm schrieb, er solle «iht doch einen
Knopf von Mentschiloffs Rock schicken,
denn sie hoffe zur-ersichtlich, er werde
den russischen Oberbefehlshaber gesan
gen nehmen. Dieser Brief war natür
lich erst in das englische Lager gekom
men, wurde aber nach Sebastopol ge
schickt und fiel auf diese Weise dein
General in die Hände-, der erst alle
Briefe öffnete, bevor er sie den Gefan
genen zustellen ließ. Als er die eigen
thiimlithe Zumuthung gelesen, überflog
ein Lächeln seine strengen Züge. So
fort nahm er eine Scheere, schnitt einen
Knon von seinem Rocke ab, legte ihn
in ein Konvert und schrieb dazu fol
gendeZeilem
»Seht geehrteö Fräulein!——3u sei
nem großen Bedauern ist Jhr Bräuti
gam noch nicht in der Lage, Jhren
Wunsch zu erfüllen und mich gefangen
zu nehmen, da er sich selbst als Gefan
gener im rufsischen Lager befindet.
Jhren Herzenswunsch aber nach einem
meiner Knöpse erfülle ich gern, und
sende den beisolgenden, den ich selbst
von meinem Rock abgeschnitten habe,
da Jhr Bräutigam vorausstchtlich wohl
kaum in die Lage kommen wird, Jhren
bescheidenen Wunsch zu erfüllen.«
Bennigsen als Jugendfreustd. Ter
verstorbene deutsche Parlameniarier
Rudolph von Bennigsen wurde eine-—
Tages auf dem Wege zum Reichstags
haug von einem zerlumpt getleideien
Jungen angehalten. Auf die Frage,
mais er wolle-, jammerte der Kleine, der
einen sclir vertoahrlosten lsrindruct
machte, er hätte sich verlaufen und
Bennigfen möchte die Freundlichteil
heil-en, ihn nach Hause zu führen. »;-3u
U.ltntteru.'« - »Mutter is todt!«——»«Wo
wohnst Tu denn?«—--«Jc! weefz nich!«
-- —»Wenn III-n mir Deine Wohnung
nicht sagst, tonn ich Dich nicht nach
Hause bringsn Wie heißt Du denn?«
Der Junge schüttelte wieder den Kopf:
»Jel weesz unt).«———»Was, Du weißt
nicht« wie Du heisth Wie sagt denn
immer Dein Vater zu Dir?«—-—»Hol
’mal for’n Sechser Schnap5, Junge!«
Nun schüttelte Bennigsen den stopf.
Er lachte nicht, sondern brachte den
Jungen sur Feststellung seiner Perso
nalien in’s nächste Polizeibureau Als
er die Adresse des Jungen in Erfahrung
gebracht-butte, sorgte er dafür, dafz er
der ,,Obhur" seines Vaters entzogen
und bei braven Leuten in Pflege und
Erziehung gegeben wurde.
-« -.« .«
U=
Pantossekhetden
Bin Z. Der-nd.
Alle Dienstag Abend saßen sie am
Stammtisch im Spatenbräu und be
euchteten von hier aus die Ereignisse
tnd Probleme der Welt und des Le
iens. Sie waren selten derselben
Meinung, sie stritten sich meistens-, aber
"chließlich gingen und kamen sie doch
lmmer in sreundlichster Gemüthlichkeit
nieder. Nämlich die Herren Rentiers
Weber und Braune und der Herr Leh
:er Köhlec.
Heute waren sie nun aus das Thema
,Ehe« gekommen.
»Ja, die Ehe ist ein Lotterieloos,«
sagte Herr Weber, der stets in abge
oroschenen Redensarten oder Citaten,
;n denen er sich auch hie und da ver
z:isf- sprach. , »
»Es laßt sich Vieles, Vieles dar
über sagen,« meinte Herr Brunne, der
sich sehr gern reden hörte und Alles mit
großer Wichtigkeit aus das Weitschwei
sigste behandelte.
» U e b e r die Ehe läßt sich so viel
sagen, und i n der Ehe hat man gar
nichts zu sagen,« ticherte Herr Lehrer
Köhter, der für toitzig galt, stetg im
höchsten Tistant sprach und seine eige
neu Laserze unendlich zu beiachen
pflegte
»Ja, ja, die bessere Hälfte ist nicht
immer die gute,« begann Herr Weber
wieder, der Aehnliches neulich am Nes
bentische gehört hatte.
»de liebe überhaupt nicht den Ver
gleich mit der Hälste,« antwortete Herr
Braune »Ich fühle mich durchaus als
ein Ganze-IX
»Die Gans, der Ganze, die Gänse,«
deklinirte der Lehrer mit seiner hohen
Stimme und schüttelte sich darüber vor
Lachen.
1)-kl·-— PL- L-I. L.J « .—l-..4—1-1
»CU"(JI OIL UUW Its-, ussclUUbscskll
die beiden Anderen ärgerlich-—
»Wenn man so die verschiedenen Ar
ten von Ehen in’5 Auge faßt,« riß nun
Herr Braune endlich die Rede an sich
und rückte sich zurecht. »Wenn man
bedenkt, warum und wie-so und woher
viele der Gehen geschlossen werden.
Wenn man die einzelnen Umstände ein
zeln betrachtet, wenn man die Charak
tere beider Parteien bis auf die Kind
heit zurückführt und auf das Eifrigste
stndiren wollte-« in diesem Sinne
sprach Vraisne lanae Zeit und lief; sit-ji
durch deine der aus«-Heu Hanf-derive
merknngen des- Letsrerg UnterbrecheIL
Er ianorirte ihn und wendete sich
hauptsächlich zu Weber. Schließlich
aber wurde es auch diesem zu langwei
lig, er wollte auch einmal wieder zu
Worte kommen, und so benutzte er eine
Pause, die Herr Braune zum Athem
holen brauchte, denn es sollte ein lan
ger Satz folgen und sagte:
»Was lange währt, wird gut, aber
Kürze ist Würze des Witzes.«
»Lassen Sie doch Jhre ewigen,
albernen Sprichwörter, die gar nicht
hierher passen, und die Sie ja doch
immer falsch anwenden,« schrie Herr
Braune gereizt und aufgebracht über
die Störung
»So, so, ich, ich meine Sprichwör
ter falsch anwenden, nnd albern, und
lauter solche Worte; das verbitie ich
mir ganz energisch, Sie, Sie Ehedozent
und Pantoffclheld,« schrie Weber zu
rück.
Der Lehrer schlug sich aus die Kniee
vor Vergnügen und ticlierte fein Lachen.
,,Pantoffelheld! Ich nnd Panioffel
held, das ist sogar sehr quil« rief Herr
Braune höhnisch »Wenn Sie nur iei
net sind!«
Der Lehrer quiekste Vor Lachen.
»Meclem Sie nur immerzu,« fnbr
ihn der liiiI aufs Aeuszerfie gereiite
Rhon- IIJ ------- n .
,,Mectern,« sagte der Lehrer, nun
auch wüthend. »So, meckern nennen
Sie es also, wenn man heiter ist. Aber
Sie wissen wohl auch nicht, was La
chen ist, Sie dürfen jedenfalls zu Hause
weder meckern noch mucken, Sie-Pan
toffelheldz Herr Weber hat ganz recht.«
,,Ja,« sagte Herr Weber höhnisch,
»wenn man zum Beispiel sagen muß,
daß man b a d e n geht, wenn man
zum Stammtisch kommen will.«
»Was, was heißt denn das?« sagte
Herr Braune verlegen und stotternd,
und auch der Lehrer horchte auf.
»Als ich nämlich vorhin,« wandte
sich nun Weber zum Lehrer, »Herrn
Braunes Aeltesten traf und ihn fragte,
ob Vater noch zu Hause wäre, da sagte
er: ,Nee, alle Dienstag Abend geht
Vater baden!’ «
Der Lehrer pruschte vor Lachen.
,,Darum will er auch durchaus nicht
aus der alten Wohnung ziehen, damit
er augwärts--l1aden tann.«
»Ach, das ist irgend eine Verwechs
lung Von dem dummen Jungen. Aber
lassen wir diese aleichgiltige Sache
ruhen, meine Herren,« sagte Herr«
Braune doch etwas lleinlaut.——
Nach und nach berul)iaten sich die
erhitzten itjeniiiihen bis schließlich die
Unterhaltung wieder im ruhigen Gange
war
Aber als man vom Eheproblem
langsam zur Flindererziehung über
gehen wollte, wurde das Gespräch un
terbrochen. Der Obertellner hatte
nämlich den Auftrag, den Herren mit
zutheilen, wenn es dreiviertel zehn Uhr
mar. Sie hatten alle Drei keine Haus
fckllilssel tnld Crit-m einmal im WITH-« hoc
Gespriichg die Zeit vergessen was ihnen
Damals areske Unannehrnlichteiten ein
gebracht hatte. Seitdem hatte also der
Oberlellner die lstflichh sie lan die Zeit
zu erinnern. Wie ernst derselbe diese
Aufgabe ausfaßte, beweist, daß er, als
er eines Tages beurlaubt war, seinem
c- ,
Vertreter einschiirste: »Und, Karl, m
dreiviertel Zehn vergiß ja nicht, die
herren. vorn zweiten Stammtiseh lints
zu wecken.«
So störte der Kellner auch heute die
Debatte mit den gewohnten Worten:
»Erlauben’s die Herren, ’s ist Zeit.
? ist Dreiviertel.«
Hastig standen die Drei auf, zahltett
und rüsteten sich zum Gehen.
Herr Weber hatte ein Gtas mehr ge
trunken als sonst und war recht ani
Mitt.
Der Lehrer nahm sein Bücherpacket
unter den Arm
»Sagen Sie, Herr Höhlen warum
schleppen Sie sich eigentlich immer mit
einem Pack Bücher?« sagte Herr
Bronne, als er in seinen Ueberzieher
fuhr, den der Kellner hielt. »Sie kom
men doch direkt von zu Hause.«
»Ach—das—das ist so Gewohnheit,«
erwiderte der Lehrer und vergaß dies
mal, zu lachen, denn er spähte vorsich
tig zu den Beiden hinüber, die sich
aber, bietmiide, arglos, mit dieser
Antwort zufrieden gaben.
Hätten sie die F r a u Lehrer ge
fragt, würden sie zu ihrer Verwunde
rung erfahren haben, daß der Herr
Lehrer Dienstags Abends mehrere
Privatstunden gibt, zu denen er diese
Bücher braucht. !
Als Herr Welt-er sich eitan Insihsnm
seinen Paletot anzog, siel etwas aus
seiner Tasche. Er bückte sich hastig
danach, dabei kollerte noch mehr aus
den Taschen hervor, und die erstaunten
Umstehenden sahen, daß es lauter
Kienäpsel, Tannenzapsen, waren.
»Was ist denn das-? Kienäpfel?«
sagte Herr Braune streng. »Wozu ha
ben Sie denn die Taschen voll Kien
äpfel, das ist ja sehr schlecht für das
Futter. Neulich hatten Sie schon die
Taschen voller Eicheln; was bedeutet
denn doc32«
Herr Weber lächelte verlegen und er
widerte nichts-. Sie gingen aus dem
Lokal, aber vor der Thür blieb Herr
Braune auf der Straße stehen und
sagte energisch:
»Allen Ernstes, lieber Herr Weber,
ich· bitte um Aufklärung über die
Eicheln und KienäpfeL soweit ich nicht
denken soll, daß Sie an krankhaften
Passionen leiden.«
Herr Weber-, den das Ueber-Glas
Bier ohnehin schwach und redselig ge
macht, sagte zertnirfchh ,,;a, lieber
Brunne, wissen Sie, meine liebe Frau
sieht es nicht gern, wenn ich zum
Stunnntisch gehe. »Was die Frau
will, Gott will.’ So gebe ich denn
meist einen Ausflug nach dem Grum
wald bor, weil ich da eine Stunde
Fabrzeit anrechnen kann. Da bringe
ich denn immer etwas zum Beweise
rnit. Im Sommer ist es ja bequem,
da kaufe ich ein paar Felbblurnen,
Kinder der verjüngten Sonne, Blumen
der geschtniickten Au.’ Jm Herbst und
Winter bleiben doch nur Eicheln und
Tannenzapsen. Das werden Sie doch
einsehen.«
Diese lange Erzählung hatte so viel
Zeit fortgenommen, daß die Anderen
keine mehr übrig hatten, etwas zu er
widern. Man sagte sich rasch Adieu,
wobei der Lehrer allerdings noch
schnell, als er sich von Weber verab
schiedete »O Tannenbaum, o Tannen
baum« sang.
Herr Braune gab Weber kondolirend
die Hand und überhörte des Lehrers
Bosheit-—
Als Herr Vraune die Treppe zu sei
ner Wohnung hinausging, murmelte er
kopfschüttelnd vor sich hin:
,,Kienäpfel, Kienäpfel, das muß
wirklich unbeqnem sein« «
Und er schlug den lieberzieherkraaen
hoch, datnit——er sich nicht nach dem Ba-v
den erkalte!
Eine habgierigk Künstlerim
Die berühmte französische Schau
spielerin Rachel war ebenso talentvoll
wie geizig. Eines Tages war sie bei
einem reichen Pariser Bankier zu Gast
geladen, der zu den eifrigsten Verehrer-i
ihrer Kunst zählte. Bei Tisch bemerkte
sie einen prächtigen Blumenstrauß, der
auf der Tafel prangte, und rief: »Ach,
wie reizend!«
»Madame,« sagte der Wirth mit
echt französischer Galanterie, ,,geftatten
Sie mir, den Strauß Jhnen zu vereh
ren.« Gleichzeitig nahm er die Blu
men aus der schweren massiven Silber
vase, in der dieselben gestanden hatten.
»Vielen Tant, allein ich meinte die
Base,« versetzte die RacheL
»Die gehört Jhnen ebenfalls-X lau
tete die höfliche Antwort.
Als das Mahl zu Ende mar, bat sie
den Wirth, sie tu seinem Wagen nach
Hause fahren zu lassen, da eg inzwi
schen angefanan hatte zu regnen.
Der Hausherr aing bereitwillig dar
auf ein, doch als er sie zum Waaen aei
leitete, fügte er seinem Absitiiedearnfz in
bittend-ein Tone hinzu: »Den Waan
schicken Sie mir aber wohl zuriikL nicht
waler
Grdinitirnsptittkr.
Man tnnsz inamtnnal reden, weil man durch
Schweiqu Zu met nat-n würde
Es ist besser-, tudintide als leben-Stunde zu
ein.
Eis gibt Akt-nimm, fis-ten einzing Lektiire die
Spenekatte Isl.
Jede-c rat-r Kerl l-t·i«·t in seinsm Leben dnnn
its-« links-It :’c.i!1m:"tm Man-it.
Die Maine bit-cic- dssxs Tkzrnclit ist Fäulniss-—
dass mer-It tnan ann) an nannten tuksnsterzenzxi
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Jn den Anan einsc- Spieterkt gewinnen nu
iunncr die sitt-unnen, die verliert-m
Ftir nenns« L-.’-eibertl)ritnen sind Bank-isten
das beste Un papier.