Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 16, 1903, Sonntags-Blatt, Image 13

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    W
Ein Piratenstitck.
Sie-e Episede ans dem Biirgertrieg.
In San Franzisco iiebt heute noch
ein alter aMnn, der einst eine wichtige
Rolle in einer interessanten Epiiode
wahrer-I des Bürgertrieges gespielt
Zeiss Das ist Bundesinarschall Rand.
ner Thattrast und Umsicht ver
dantte die Regierung der Nordftaaten
die Rettung von vier Millionen Dol
lars in Gold, und zwar gerade zu ei
ner Zeit, als dieses Gold von zehn
sachem Werthe fiir die Sache Der Union
Mk.
Es war nämlich im Frühjahr 1863,
gerade nachdem der Ciongreß sich wie
der versammelt hatte, als eine junge
Dame von großer Schönheit in Wash
ington viel von sich reden rna e. Zu
Pier Zeit wimmelte es in der underl
uptstadt von Abentseurern jeder Art,
sdie aus diesen oder jenen Gründen an
dertFortdauer oder dem Ausgange des
dlu gen Krieged Jnterueve hatten.
Indessen Miß Elliott«—— o nannte
ch die junge Dame —- tani mit T
wichtigen Empfehlungsdriefen und be
ach durch ihr gan s Wesen derma
n, daß sie sich sort die höchsten
reise der Gesellschaft eröffnete Ihre
Schönheit war nicht alle-sei außeror
dentlich, sondern ihre bezaubernde Lie
benswiirdigleit und ihre beinahe lind
liche Unschuld und Anmuth rührte Al
ler Herzen. Binnen Kurzem war es
Miß Ell-tat gelungen, im Hause des
Schaßamtg - Seiretärs Chase, dessen
Machtstellung nur der des Präsidenten
Linaoln nachstand, ein gern- gesehener
Gast zu werden und mit der ganzen
Familie sich aus so intitnen Fuß zu
stellen, als ob man sie seit Kindesbeim
nen getannt habe. Aus ihr-ein ganzen
Auftreten ging überdies hervor, daß sie
iiber reichliche Geldrnittel versiiae und
keine Nebenadsichten auf die Börse On
ksl Sanfs hege. Jrn vertraulichen Fa
milienririel ließ natiirlich Herr Chase
dessen Vorsicht in amtlichen Dinaen
sonst spriichwörtlich war, alles Miß
trauen fallen, und häufig gab er Mis-,
Ellbtt auf deren scheinbar nasiv neu
ierigen Fra über interessante
Punkte im M anismns der.Reaie
runa bereitwillige und richtige Ans- s
tunft. Daß Miß Elliott eine der ge- «
fäbrlichsten Spioninnen der Conföke- !
virtsen war, das wußte Damals tein !
Mensch in Washington, und Herrn!
C se wäre diessnicht im Traume ein- I
allen, denn das teizende Mädchen
war, wie gesagt, don einer dem An- «
scheine nach rührend-en Offenheit und
Unerfabrenheit in allen öffenrtichen !
Dingen.
Es fiet auch Niemand auf, Daß Miß
Elliott bei den meisten Gesellschaften
und Ballen die sie mitmachte, einen
Herrn Neville traf, einen jungen, bild
httbschen Englänret, der ebenfalls seit
einiger Zeit in Washington sich auf
hielt. Denn Derr Neville war auch mit
den glänzen-Osten Empfehlung-en aus
den exetusidften Kreisen LondonII an
gelangt, um man behauptete, ab mit;
Recht oder Unrecht, da er der jüniigere
Sohn eines beteinten ritifchen Lords -
fei. Ueberdies gerirte sich aer funne
Mann als ein enrbnsisaftischer Partei
aiinger des Nordens, und diese feine
Gesinnung ctisotlamirtse er häufig ganz
taut bei öffenttichkn Gelegenheiten
Daß das schöne junge Fräulein sich»
tebhaft für herrn Redille interessirte
am offenbar ein Einverständnifk zwi
schen den Beiden bestand, daran fand
Niemand etwas Sandertyare5.
o ·- i
Nachdem er sich eine Zeit lang in
Washintqmn aufgehalten, wa: :-er
junge Engländer plötzlich verschwun
den. Es hiesi, er sei nach dein fernen
Westen gegangen um dort- einsqe Mo- i
note der Büsiel- mi) Antilopenjagdi
obzuliegem disnn wallte er wieder tum- ;
men. Dies schien ganz unversiinglich i
bei einem iagdlustigen Mitglied oerk
brikischen Aristotratie, nnd da vie
Angabe auch rson Elle-iß Eliiiott bestätigt "
.v·.trde, so glaubte man sie allgemein. l
Tn Wahrheit den-zielt sich indes-, Die
Sache ein-as anders. Der sung-: Eng
länder war ihmiächlich ein gekniiner
Ernissär eine britsischen Sund:tutå,
Das zu Gunsten der Consörderirien or
ganisiri worden war und as sich im
Voraus von der Regierung zu Rich
mond hatte Koperbriefe qui-stellen las
sen, ukn der Seeschifssalirt der Nord
staaten so viel wie mögli chzu schaben.
Misz Elliott war mit im ComniotL
und der Zeitpunkt war jetzt herange
nah, wo das Syniniat einen großen
Schlag gegen die Union ausführen
wollte. Zu diesem Zwecke aber hatte
sich Miß Elliott genaue Kenntnisse der
Umstände von dem Schamintssetretär
Deren Chase, verschafft Sie bat«e aus
diese Weise Folgendes in Erfahrung
gebracht:
In regelmäßigen Zwischenräumsen
wurden von der Bundesmiiniize inSan
Franeiscio durch Dampser der »Paci
sie Mail - Gesellschast« an das Bun
depschqhamt in Washington große Be
träge in mitnztern Gold geschickt,
womit der tedit der tlnion nsoch mit
tnappet Noth über Wasser gehalten
wurde. Solche Sendunasen erfolgten
stets aus schriftliche Aussorberunq Des
Schahaints hin und wurden in den
jede-mutigen Schreiben genau der Be
trag und der Name des Dcmpsers an
ben ,durch welches das Gold zu be
eirdern war. Aus den Dann-fern per
.Paeisic Mail - Gesellschaft-' war eine
besondere Einrichtung zu diesem Be
troffen, die nur Wenigen be
im im. sc betend nch »Im-ich sk
Ies Zahtzeuges, dicht hinter
, wider, ein mächtigetStahls
Ieissdmnt der mit bel- vertietdet
W
und fo in den Körper des Schiffsma
me hingesest war, daß Niemand auf
den richtigen Gedanken zu kommen ar
neigt war. Dieser Geldschæant stand
auf ein-er Drehscheibe, so daß er leicht
herauszuheben war, fodald man Das
Geheimniß des Mechanismus kannte.
Verschwfsen war er aus eine Ar« die
snur den obersten Münzbearntcn inSan
Francisoo und der Regierung inWafh
ington bekannt war. Jn Panama wur
der ter Geldschrank iedesrnal unter
Beihilfe does amerikanischn Konsuls
vorn Schiffe gelogen und auf einem be
sonders dafiir construirrenWagen quer
über die Landenge vcn Panarna ge
schafft, worauf er auf einen neuen
Dampfer geladen und nach einein Ha
fen in den nördlichen Statuen der
Unisvsn geschafft ward.
Auf dieje Auskunft hin hatten Das
britische eyndiiat und dessen Werk
zeug-e, Miß Clliotl und Herr N-eville,
ihren ganzen Plan gebaut. Derselbe
ging, kurz erwähnt, dahin, durch zwei
Kaperschiffe, rsie im richtig-rn- Moment
die Flagge der Conjödersation zeigen
würden, den nächsten Dampfer der
»Pacific Mail«, der eine größere Gold
jendung fiir die Regierung in Wash
ington an Bord haben würde, wegzu
nehmen. Alle Vorbereitung-km die zur
Ausführung dieses Complottes erfor
derlich waren, traf mittlerweile der
junge Nelville, der sourchaus nich-l Bü
fel irn Westen, sondern ein viel größe
res und edleres Wild jagen wollte, an
der Pacific - Küfte.s Er hatte schon
vorher in Callao, Cljiln einen schnel
len Schooner ausriisten lassen, auf den
Waffen, Geschiitz und sanftisge Bedürf
niffe für eine starle Kapemmwnschst
die aus England angelangt mat, in
unauffälliger Weise getragen waren.
Dieses Fahrzeug hieß »Befta«, und es
war mit einer starken Mannfchaft
rechtzeitig aus Callao gedanwft und
befand sich jetzt an der Küste des süd
lichen Califvrnisen. unweit Santa Bar
bara, bereit, seinen Theil in dem Dra
ma zu übernehmen. Ein anderes schnel
les Fahrzeug, der »A. S. Chnpman".
sollte mit oer »Vesta'« cosoperiren Letz
terer allerdings befand sich im Hasen
von San Francisco, wo er erst aus
geriistet wurde und wo er auch eine
zu jeder verzweifelten That bereite
Mannfchafk anwerben sollte. Neville
besorqte dies auf möglichst unauffäl
lige Weise und hatte auch so guten Er
folg, daß er einiqe Wochen später Miß
Elliotk, die mittlerweile in Washing
ton geblieben swa., um das Datum der
Abfahrt des nächsten Dampfers mit
ier Goldladung an Bord. sowie deren
Betrag und den Namen des Dampfers
selbst in Erfahrung zu bringen« davon
in Kenntniß setzte. Sobald ihr die-J
gelungen war, schrieb sie die Auskunft
an ihren Spieszgesellen Nevillr.
·- e ·
Soweit war Alles ganz glatt abge
laufen, und die beiden »Geheimagen
ten« der Conföderirten gratulirken sich
schon dazu, daß ihr Plan so vortreff
lich gelinge. Aber im leyten Moment
erhoben sich Schwierigkeiten Und
diese waren eben aus die Wachsamkeit
des damaligen Bundes-Marschalls zu
San Francisco, Herrn Rand, zurück
zuführen. Diesem war es nämlich
aufgefallen, daß der »Chapman« wo
chenlang unihätig im Hafen von San
Francisco lag. Sein Verdacht, einmal
geweckt, verdoppelte er seine Nachfor
fchungen. Und da bemerkte er aller
hand verdächtige Dinge. Er machte
ausfindig, Taf; eine ungewöhnlich
starke Mannschast von verdächtigen
Gesellen, fast sämmtlich Südländer
von Geburt, in den Matrosenkosthäu
fern in der Nähe des Hafens lagen,
die sämmtlich fiir eine nicht näher be
zeichneke.Reise auf den »A· S. Chem
man« angeworben waren. Einer die
ser Kerle viauderte im Mausche auch
genug aus, um aus die richtige Fährie
zu geleiten. Kurz entschlossen nanm
daher Marschall Rand mit einer star
ten Mannschast mitten in der Nacht
eine genaue Untersuchung des A S.
Ci;apman« vor, wobei verschiedene
Aterdachtsiiiomente hervortraten. Sei
ner Sache je t sicher, wurde das Ka
perschiff mit schlag belegt und unter
den Kanonen des Fotts Atsarez tm
Hasen von Sau Franciseo vor Anker
gelegt, nachdem cine tteine Abtheiluna
von hülss-Marrchällen als Besahung
an Bord genommen war.
Dieser Schlag zerstörte natürlich die
Absichten der Complottirer, soweit wie
dieses Fahrzeug in Betracht kam.
Aber noch war ja das andere, die »Ve
sta«, bereit. Neville, der gegen Bürg
schast aus sreien Fuß geseht war.
schickte natürlich sofort einen Boten,
aus den er sich verlassen trnnte, an den
Besehlshaber der «Vesta", einen toll
tiihnen Seemann aus Havannah, Na
mens Craig, der sich schon früher einen
Ruf als Blockadebrechssr erworben
hatte. Durch diesen ließ er das Miß
aeschick mit dem «Chapman« mittheilen
und den Capitän Craig aussordetn,
den Pacisic Mail-Dampser »Jol)n L.
Stevhens«, der binnen drei Tagen von
San Franeiseo abdampsen würde, aus
der Höhe von Santa Cruz aufzulauern
und ihm die Goldladung von 84,,-000
00 abzunehmen. Er selbst, Neville,
werde an Bord sein mit einer Handvoll
entschlossen-er Männer und der. »Besten«
im entscheidenden Augenbtick nach
Möglichkeit in die Hand arbeiten.
Wenn nöthig, werde er den Mann am
Steuerruder und den Caditän und die
Maschinisten aus dem »John L. Ste
phens« niederschießen lassen, um so
das Schiss zum Stillstehen zu zwingen
und das Besteigen desselben und dsn
Raub zu ermöglichen.
-
Der Bote richtete dies Alles getreu
lich aus und fuhr dann auf der »Ve
sta«, als diese die Anter lichtete und
fich auf die Kreuzfahrt nach dem
Damspfer begab, selbst mit. Auch Ne
ville führte seinen Theil des Pro
gramms aus« oder versuchte dies we
nigstens. Nur hatte er wieder nicht
mit der Wachsamteit und Energie des
Bundesmarschalls Rand gerechnet.
Dieser widersetzte sich der Abfahrt des
,,.Jsohn L. Stepdens« in leiner Weise.
gab dem Dampfer aber 12 seiner besten
Hüle-Marschälle mit, die als typische
calisornische Goldfucher mit mächti
gen Revolvern im Gürtelhalfter und
breitirämpigen Filzhut-In gekleidet
und genau instruirt waren. Um keinen
Verdacht zu erregen, fuhren diese Be
amte im Zwischendeck des Dampfers
und waren mit Fahriarten nach Pa
nama versehen, von wo sie nach der
Heimat, nsach Osten, zu fahren vor
gaben.
e- se se
Und es ging genau fo, wie Mar
schall Rand es dorhergefehen hatte.
Nach einer Fahrt von 18 Stunden
füdwärts wurde der »Jo·t)n L. Ste
phens« von der treuzenden »Vefta« ge
stellt, die aus ihrem Drehgeschiitz, das
auf Deck postsitt war, ldurch die Segel
des Dampfers eine scharfe Ladung
schickte und zugleich die Flagge der
Conföderirten hißte. Denn »John L.
Stephens" tümmerte sich ni t darum,
sondern setzte im Gegentheil olldampf
auf und gewann das Weite. Die Ku
geln, die die ,,Besta« noch aus der im
mer rößer werdenden Entfernung
nachftsicktz richteten keinen bedeuten
den Schaden an. Zugleich aber, wäh
rend sich diese ausregende Scene abs
spielte, mußte der Anschlag don Seiten
Neville’s und seiner Bande zurückge
fchlagen werden· Und das besorgt-en
ore Leute oes Mariaraug dran-o aus k
Beste. Hinter jedem der Bande hatte
sich ein Mann postirt, während Neville
von fünf umzingelt war. Und nach
dem Reville als Signal fiir die Seini
gen einen Schuß aus seinem Revolver
abgefeuert hatte und dieselben sich an
schickten, den ihnen vortxer ertheilten
Befehlen gemäß den Anschlag auf die
Führung des Schiffes auszuführen,
entspann sich ein scharfes Handge
menge. Neville, der sich verrathen sah
und den das Mißlingen seines Planes
offenbar sehr in Zorn versetzte, wollte
sich durchaus nicht ergeben und wurde
durch eine wohlgezielte Kugel todt aus
Deck gestreckt. Noch einer seiner Cum
pane, ein tiesigerzljiississippier Namens
Blackwood fiel ebenfalls. Die Ande
ren ergaben sich auf Gnade csder Un
gnade, als sie merlten, daß fernerer
Widerstand unnütz sei. Sie wurden
später auf Unions-Gebiet abgeurtheilt
und ihr Loos war der Strang. Das
Gold Onkel Sam’s dagegen wurde
rechtzeitig und unversehrt in Washing
ton abgeliefert.
-
Das Kind.
Eine Flitterwochengeschisbte von L.
Rhein b e r g
Eigentlich hatte sie ihr Lehrerinnen
Examen machen wollen. Aber als er
urn die Siebzebnjährige warb, da wars
sie die Bücher bei Seite und gab ihm
ihr Jawort.
Er hätte ihr Vater fein können, fr
groß war der Alten-unterschied- Als
die Freundinnen sie damit neckten,
sprach sie stolz: ,,Gerade das imponirt
mir, Und imponiren muß mir mein
Mann! Die Jungen konnte ich bisher
nur so um den lleinen Finger wickeln.«
Sie reckte dabei ihren winzigen llei
nen Finger in die Lust und drehte eine
qusnssHs
»Das wird eine lustige Wirtlsidnft
bei Euch werden, von der Schulbank
dirett in oie Hansbaltiinq.«
,,A«s pah, ich stirchie mich nicht« wein
Gott ein Amt gibt, gibt er auch Ver
st-.and Mit Verstand und Grazie läßt
sich auch das schwere Amt einer Haus
srau ausiiillen Auch weis-, er ja, das-, s
ich nicht kochen, nähen, flicten, spinnen i
tann,« trällerte sie nach der Melodie
der »Ma:tha«.
Sie zog dann mit ihm ins die l
Fremde.
Eine lange, wundervolle Hochzeits
reise
Dann hinein in die neue Hin-stich
teit.
»Wie freue ich mich moiaen ans das «
erste Mittagessen, was mein Kobold
mir bereitet, « sagte er verqniigt «
»Na —- na steue D.ch nicht zu
stiih,« lachte sie anungsvoll
»Bitte einen Kalbsbraten, recht sas
tig, recht groß, er ist mein Liebling-s
braten
Zur Vorsicht hatte sie ein großes
Kochbuch von Manto mitbetommen.
»Kalsbraten, nichts leichter ais das
—- sogte sie triuinphirend, klappte das
Buch zu und ging in die Küche, dem
jungen Mädchen, das ihr als Dienen
der Geist vorgestellt -,war die Instruk
tionen zu ertheilen.
»Noch nie hat mir ein Braten so gnt
geschmeckt, « sagte er strahlend.
»Siehst Du, wie leicht das Kochen
ist! Nun, bitte, sage mir Deine Lieb
lingsspeisek
»Kl·öße, recht sloctigc, scl one Kartof
settlöße. «
f»O —- die —- die habe ich schon
o t -—«
»Getocht?«
»Min, aber sehr schön gegeben. Das
«n-«achen wir auch!«
Sie seht-e sich auf seinen Schooß,
zapfte ihn am Bart und hinderte ihn
an seiner Arbeit, die, wie er behaup
tete, sehr wichtig war.
Sie schmollte und verschwand
Jhr Trällern lustiger Opernmelos
dien neben-an störte ihn tin-ausgesetzt
»Bitte, willst Du nicht ein paar
Stunden spazieren gehn, damit meine
Arbeit fertig w-ird.'«
»Allein, ohne Dich —-- nein.«
»Aber Du störst mich; bitte, nimm
ein Buch und lies, oder hier die Jour
nate.«
Nun wurde es wirklich still nebenan,
nur Rascheln von Papier ließ sich
hören.
Eifrig besend fand er sie, die Jour
nale um sie um hergestreut in genialster
Unordnung.
Er, der so ordentlich mit jedem
Stückchen Papier um-ging, rief entsehh
»Aber wie liest Du denn Journale?«
»Ach ja —- sie sind ein bischen durch
einander getom-men.«
»Ein bischen«sehr, da stimmt ja keine
Seitenzahl mehr zur-andern«
»Gott, so rede doch nicht so lange,
hilf mir sie lieber wieder in Ordnung
bringen. Weißt Du, sehr ordentlich
bin ich gerade nicht, das ging immer so
eilig in die Schule und dann das Stu
diren nachher! DasOrdnen hat Mama
immer besorgt.« —
»Jetzt bitte ich Dich, daß Du es be
sagst-·
»Gott ja, natürlich, man muß sich
doch erst gewöhnen.«
Er seufzte.
»Was war das für ein Seufzer?«
fragte sie.
»Ich werde Dich erst zur Hausfrau
erziehen müssen.«
»Du, ein Gelehrter?« lacht-e sie, »als
ob Du mehr davon verstiindest wie
ich!«
Er sah über seine Brille bin-weg zu
0
its-; quirlt-. Qu- sury Iu vergriugi aus«-,
daß er ihr nicht böse sein konnte, ob
gleich er schon manche Enttäuschung in
seiner jungen Ehe erfahren hatte.
Sie war wirklich zu jung, zu unreif
fiir die Ehe. Sie hatte- nur lose
Streiche im Kopf. Ihm setzte sie ihre
Morgenhäubchen aus, die er ihr
schenkte, weil er sie gern mit diesem
Attribut der Hausfrau sah, und schüt
telte die langen, blonden Köpfe, daß sie
ihr links und rechts um die Schultern
flogen, wenn er ihr das niedliche
Spitzenbing aussetzen wollte.
»Ich bin doch teine Großmutter,«
lachte sie. .
»Du bist ein Kinbsiops.« ’
»Aber lieb hast Du mich doch!« sagte
i sie ganz bestimmt.
»Und Du ——- Du mich auch?«
»Ach was —- das sagt man nicht.«
Sie machte sich los von ihm und
rannte um den großen Eßtisch
Klirrllirr.
s Tischtuch, Kasseeservice, Sahne«
JMokta, alles aus dem neuen Teppich
»in greulichem Durcheinanber
« Natürlich trug er die Schuld-, wa
rum hatte er sie auch greifen wollen!
»Gut, daß es keine Tinte ist, Vag
wäre noch viel schlimmer,« lachte sie
schon wieder von unten zu ihm herauf.
»Ob« Heidelbeerentompot, die Flecle -
gingen nie wieder ai153!«
Am and-ern Morgen, es war die
höchste Zeit, zur Vorlesung zu eilen, T
das akademischeViertel mar längst vor l
über, da zerrte sie ihn am Rockschosk»
in die Küche. Die talte Sauce mußte
er erst lachen, ehe er ging, s
Er wehrte sich. s
»Ich habe teine Setunde Zeit « i
seDoch —· doch —« (
Krach —— ritsch ·— ratscht i
Sie hatte ihm den halben Nockschosi
abgerissen.
Stammes Entsetzen Beiden
»Mein einziger (Siehrort!«
,,3ieh’ den Fraek an, oder den Eom
tnersanzt:g, warum mihrteft Du Dich
auch sso?«
Nun ward er wirklich böse Mit iet
ner Vorlesuna war es- fiir heut-.- ang.
»Schiindlich, solch alberne-H Ting!«
»Albern?«
,,Jawohl. Mehr als das - — ich
ich habe gar lernen Ausdruck mehr siir
solche Ausfiihrnng!«
Er stürzte ans dein Hause.
Eine Thorhcit hatte er begangen,
eine große Thorheitl Ein Kind hatte er
statt eines Weibes zu sich genommen.
Das Grziehen fand er so schön. aber bei
ihr ioak jede Erziehungsmethode aus
qeschlossen." Wie junger, entwenden
brausender Wein war sie. Aber es
inusxte anders werden«
Arn andern Mittag prsangte sein
Lieblinggaericht aus dir Tafel
Kloß-et schöne gelbe Kartosselllöszc
Seine Blicke leuchteten
Die ersten Versuche der Ktofiberei
tnng waren ganz sehlqeschlagcn, ers
war startosfelbrei
»Sie wollten gar nicht zusammen
halten beim Rochen —« gestand sie
kleinlaut.
Heute stand sie stolz davor.
»Sieh nur, wie herrlich sie sind, so
gelb wie Butter, ich habe auch die Eier
nicht gespart, ich wollte Dir etwas recht
Gutes machen. Zehn Eier, auf jeden
Kloß ein Ei!«
Nun nahm sie einen der Klöße und
warf ihn in . Luft.
»Jetzt haltensiei Siehst Duk«
»Dort wie Steine ——— nicht genieß
barl«
»Das finde i gar nicht,« sagte sie
und würgte die chweren, heißen Klöße
hinunter.
«Dn wirst nicht-s mehr davon essen,
Der zerst eure Professor-.
M --«
s- »Es-- w H -.—- ---«-:;
Zc r st r tu t. »So ein Badez: mmet im Haus ist doch etwas Herrliches
nmn zieht sich gemijkhlich au» setzt sich in die Manne und liest seine Zeitun
. Einfach göttlich!«
solche Steine können einen Menschen
umbringenK
»Mir schmecken sie ganz gut.«
Nun nahm er die Schüssel fort.
»Ich werde morgen eine Köchin en
giagiren, damit wir ein ordentliches
Essen bekommen. «
be»Ich hatte mir solche Mühe gege
n — —«
,,J-awohl, alles verkehrt zu miachen
Du bist eben ein Kind —-—«
,,Bitte, sage nicht immer, daß ich ein
Kind bin " sprang sie empört von
ihrem ·Stsu«hl. »Ich werde achtzehn
Jahre, ich bin Deine Frau und kein
Kind —das verbitte ich mir ein fiir
alle «M-al.«
Jhr Zorn, ihr verletzter Stolz klei
dete sie reizend.
Er lächelte. Das war die Spur eines
echten Frauenstalzes. »Sie wird noch
swerden,« dachte er, und sie ging ab und
weinte.
Nach einer Weile ging er zu ihr und
tröstete ste.
»Es geht doch so nicht.«
»Nein, nein, es geht so nicht weiter«
——die hellen Thriinsen liefen ihr die
Wangen hinab.
Er küßte die Thränen hinweg, aber
sie wehrte ihm.
»Ich wußte es ja im Voraus, aber
Du miejntesk: So ein mischen Wirth
schaft ist gar nichts.«
Sie seufzte nut. Nun wußt-e sie,
wie schwer alles war, »was von einer
tüchkigen Frau gefordert wird.
»Ich gehe jetzt zur Bibliotbe und
dann besorge ich die Köchin«
»Ja qeh’ —— gek,’ nur.« i
»Wenn ich wiederkomme, bitte ichs
um Sonnenschein, keine Thränen!«
Sie schluckvzise nur noch herzbrechirw
der.
»Wenn Du « kommst —- dann,
dann —"
Er küßte sie rasch und ging. Sie
mußte sich erst wen-seinen
Als er wiederkam, fand er ans sei
nemSchreibtisch einen Brief. Ein Brie!
von ihr, seiner Fron! Was ioll das?
-,,Liebster! Ich gebe zuriick zu
meinkrMuiier. Jn- Deinem Hause
richte ich doch nur Unheil on. Du
wirft mich wole nicka vermissen
wenn Die Köchin da ist« Wenn ich
kochen cis-lernt habe Und kein Kind
mehr liE ri tomme ict - vielleicht
— wieder ivenn Tii mich dann
noch haben willst. Nin- alg Eine
Andere siehst Tu mich wieder·
Tciii tiefhetriihteg Weih«
lsr erschrak Eic war fort.
Ganz bleich snnt er in den Schrei-li
tisckiiiuhl
Wie lieh er sit :int:c, irr-h nll mirs
Fehler, ins fühlte ei jetzt
Wie disc, iriie still nnd leer inni- Die
Wohnung, chne iiek
Ihr liichenxice Gesicht fehlte ihm mo
hin er blickte-. Jhr fröhliche-; lilnii
Dein ihr Ni clen nnd «Ec«,:l r icn mai ihm
Bediirfiiisi Llii c ein fr. iihirQiiell sprii
delte e: von ihren « imie!«L
»Ein Leben ohne Tiili Eil iiriIcixt
dirs« rieier laut »i:i«3. TJiin mai-fes
sich in seinen stiihl zur-Tut bedeckte icizi
Gesicht mit liciken Händen iiiid
fihlinhzlsc laut anf.
Ta schlich sic hinter dein hohe-i, zic
inaltcii Lliniihsihirm hervor iinI leiite
ihre Vlriiie piiii feinen Hals-; imd tiiszte
ihn.
Er hielt fic- fesi, er ließ sie nich-l los-.
»Du hist meins-e Eoniic m: in Glück«
ftaininelte er.
»Ich wollte wissen, oh ich Dir noth
ivendig bin. Es fällt inir aar nicht tein,
zu reisen. Kuchen und alles lerne ich
auch hier bei Dir. Nur Geduld viel
Geduld mußt Du mit mir haben, mein
lieber, liebe-r Sch.itz!«
-..-—...- pp -
Tcplaclrle Behaiwtmiq. i
s—.q«--::
,,«-L«·enten Sie fich, Herr ·Ii »Nun
ran m: gest-Im passirt isj; nimn im
Pakt alitt ich an's ein-er Bankmmsrim ;
»aus und fiel »I« Läncx such« hin.«·
Nat anstatt-rückt
»Die Milly hat fest alle acht Iaqc
einen anderen Liebhaber!«
»Ja, die treibt den reinsten Lieb
habetsportZ«
In Gedanken.
Professor (nachdem Mxiier ein SMI
gelesen, zu Müller): ,,Wei«tet!«
Müller: »Ich passe!'«
Die junge Hausfrau-.
»Du hast ja Deiner jungen Fru
ein Lexilon der Kochkunst angeschafft·
wie kocht sie denn jetzt?«
»Sie kann halt immer noch von I
bis Z nichts!«
i
Proben aus Meyctchfenw Konten-stinkt
le ion
tspallssifcyliisselx —- stiller Parteien
Restaurateute — L-,eute die häusis
einen-Schnitt mach-en Noth -—— Lehre
rin an Ver technischen Hochschule des
Lebens. Bäckerlehrling Teigstudcstz
Ein madernet Menschenfrcsser.
Liegchen:« »San’ mal, Mann-, if
kenn der Papa auch ein Menschenka s
ser?«
Mutte r: »Aber Lieschen wie komns
Du denn nur auf solch oi.1n:nesZeugI«
Lieschen: »Nun, der Papa sagte ge
stern, die Tante Minnn, die« hätte ei
im Mag-rni«
Hernnelqcqutit
Schtvieqermuttc: ,,E-.l«,r liebens
würdiq von Dir, lieber Schwieg rsohs.
daß Du mich zurB tm be, le cn wills,
te l-! L-«
MAX lu, lUlu cv Uuluzuuv utujx Just-a
daß Du Dir meinetwegen Miih
"m-achst.«
Schwiegerfohm »Was, Du neu-II
das Mühe? Das ist mir doch niur cis
F
Vergnügen.
Ein passender Rath.
»K-ellner, jchlief, .1 Sie Die Fenster
es zieht und ich .eidc an Rheumatigo
mus; die Thiir darf nuckf nicht IIfo
ft-ei1en,ich bekomme fonst kalt-e Füße,
und mischen ctt ja nicht die Tische ab.
es stsaubt sonst und ich habe Huitens
Den Thee will ich nicht zu start ha
ben, ich bin nervög «
»Da niöcht’ ich an jin mr Stelle doC
tieber in g Epitnl nei» n
Cin Ucheliiiftsmanm
» Dame: »Bitte um eine Yard Seide
i zu 75Cents«
Verläner »Bitte-site in dieser
Preis-laue ist keine Seide da«
Dame- . »Mehr als 75 C.en3 will ich
i
aber n cht nusgebenf
Vertiiufsen ,,-Net)ns.cn Sie doch m
der Seide zu 76, die könnte ich Jhnes
fiir 75 Cents lassen «
Damie: »Gut, dann geben Sie mit
nleich zehn Yardg «
Jn Schmerz aufgelöst
In einein iiheschei dunnxsproie ß wikd
der Gatt-« eb-: n befmqt Die Frau,
von Kummer get-citat, weint bittertks
t inb bedeckt eng Gesicht niit dem Ta
i Meninch »Sch«cinten Sie sich nicht«
- sagt net Richter »Ihr-e Frau joskqh
behandelt zu haben -—— eine zsnrte jun
Frau von fiinfundztvanzig Jahren«
zip »wir riukici niorzucy ocn Mr s
in oic Ohne nnd scttlnrlxszh »Ich bi e
tun Lierz·:iliitiia, ich bin --rst vierund
Manna und ein lxalt ’« worauf sie siO
tut: leis n: ihrern Schmerz überläßt
llnlscdncht
Fräulein: »·.lni Dies in Bild bin iä
M Jahre alt. «
Jung-er Mann: »Ja «.n·an sieht, es
ist ein altes Bild « '
-- --- s
Anli eine Meinung.
.Hi1nL-:Tiii;.tliiilikl sein Bim, der
studirt Tag nnd Null-O «
Peter: »Ja ist denn wer Bua gar f
dninsm ?«
Teylarirte Rede-niesen
»Wie vielr mean sitt- :oo!«,l nos;
vergeblich mit der Entr gis-»in des
Nordpolg abniiilzen?«
»Ja, der Nordpol nicnf ten For
scl;-ern ordentlich lvat.«-n!«
Unsant terrile. -
Philipp: »Nicht ins-irr Onl-cl« DI
bist doch ein Blisitenarz ts«
Arzt: «Wiesn denn n-1r?«
Philipp: »Als Du aestern eben die
Maan verlassen hattest da sagt-e sie·
wer sich von Dir behanocln lasse, bit
miissc einfach blind sein«
-
Der Kenner-. -
Sonnncrzimratli M ever sitzt l
stonzeri. neben Zlnn Ijtnfikvirettor I.
,,Finden Sie nicht, das-, im Saal bitt
eine schlechte Alustit ist, Herr Comm
zienrath?« sagt der Mnsildireltor.
»Ich riech’ nir,« war die Antwort ,
Gesamt-link
Diener lzur Patientith »Wind-U
Sie den alten Herrn Doktor zu ps
chen oder den jungen?« —- (Da U
Fräulein einen Augenblick mit vers-s
wort zög·:rt): »Werkstatt-et sind II
alle Beide, gnädigeö Fräutein!« .