Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 16, 1903, Sonntags-Blatt, Image 11
W . Haksan STle Siizze von I. Wilde. aOder nsniuttel!« —- Ein schallen det Kugel »Wie lange Du bleibst, mein Bill-ji« »Ich bin- noch zur Eis-sahn mit her an gewesen. Das Eis ift brillant,« be richtet Bubi. fein Ränzel abschnallend. «Mach nicht öfter solche Umwng die Suppe ist schon beinahe taltl Komm, sey Dich zu Tisch« Der kleine herr ißt mit einein Nie smappetit Die schöne, junge Frau mit dem ovaien, vornehmen Gesicht und dem welligen Blondhaat betrachtet mit siirtlichen Augen ihren Liebling, ihren gesunden, frisch-en Jungen. »Wie war’s denn in der Schule, Bubii« »Na —- gut! Bloß die Rechenexew pel stimmten nicht ganz, da haben wir uns beide gründlich verhauen!" «Wa5 war denn daran falsch?« But-i zuckte gleichzeitig die Achseln. .Laß man, schadet ja nicht. Die an dern habend erst gar nicht gekomm Iber das französische Exer itium — Muttel —- da war ich der Beste! Du kannst Dir aber auch wirklich nicht denlen, wie samt-s uwser neuer Pro fessor ist — die ganze Quinta chwört auf ihn! Ordentlich schneidig ieht er aus, Mutti. Lanqe nicht so dösig wie die anderen alten KiviiiteX «Bubi,« klingt es vortvurfsvoll »Ach, hab Dich nicht, Muttel, es ist idach die Wahrheit,a antwortet derHerr Sohn abwehrend und laut an eintm umfangreichen happen ,,Denle Dir bloß. er soll ein patenter Schlittschuh kaut-er sein —— sagt unser Primus — der ist aeitern mit ihm zusammen auf · der Eisdahn geholländert. Eigentum s gönne ich das dem eingebildeten Jun gen gar nicht; der sitzt nämlich nur aus Betrug obenan! Er hat mir beim Ex temporale immer ins Veftsfehen und mir dann zugefliistert, was ich ge schrieben hätte, sei falsch —- wenn es wirklich richtig wesen ist.'« »Und Du haI dann das Richtige autgeftrichen und falsch verbesserts« forscht die Mama. uKeine Bange. Muttel, falle nicht noch mal drauf rein. Jsch werde ihn fchon wieder runter kriegen!« Bubi nimmt eine wichtige Miene an. »Der neue Professor zieht mich nämlich mächtig vor. Nach der Stunde muß ich ihm sogar immer die hefte ins Konfe renzzimmer bringen« und dann unter halten wir uns immer noch.« »Wovon denn?« ,,Verfchiedent« —- Bubi bindet feine Serviette ab und sieht mit den lebhaf ten, großen, blauenKinderaugen in die so ähnlichen seiner Mutter. »denn mußt Du mir aber einen Gefallen thun, Muttel.« »Nun?« »Du kommst mit mir aufs Eis — hrnY Sollst unseren Professor mal se hen —- ganz von ferne natürlich. Vor llun n machen wir nicht, das finde ich zu unmi. Jch will so gern, Mut ti," sagt Bubi treuherzig und legt sei nen Kon an die Mutter, »daß Du auch die Menschen kennen lernft, die ich lieb habe-« «So,« fva tdie junge Frau mit ver stelltem Erns, «da muß ich wohl bei: nahe eiferfiichtig werden«-» «Unsi-n,« lächelt ihr Sohn gönner haft und ftreichelt ihre Hand. »Das ist Poch-man so »obenhin. Aber nicht r rtn»«-si7 EHU Wlllyh Du tut-uns- inn, »Heut« vavs ja!« »Ich befike ja ieine Schlittschuh, Buhi, und habe das Fahren auf der glatten Fläche längst verlernt. Außer dem hin, ich dazu viel zu alt." »Liebe doch nicht so etwas-. Jch fin de Dich sehr hübsch und jung. Sollst mal sehen, was da überhaupt fiir alte Schachteln sind.« «Deine Freunde werden Dich aus lachen!« , - »Das dumme Pack antwortet Bu bi wegwerfend und tnippert an feinen Stiefelfchniirem »Ich fahre Dich im sZiel-litten. Feines Vergnügen, sage ich r." « i e e Die rothen Fahnen mit den weißen Sternen und dem blauen halhmiond attern im Winde. Ein lustiges chneetreiben schwirrt durch die graue Luft, und in die spiegel-glatte Fläche der Eisbahn schneiden die scharfen Schlittschuhe ihre Kreise und Bogen, schrapen die er ten Anfänger miihsam ihre haspelnsdsen Schritte zum slotien Tatte der Militärmusit. Bubi sidt mit hochrothen Backen im Inschnallraum und dreht eifrig die Schraube feines Schlittschuhs fest. Dann itrmmi er prüfrnd beide Harten auf das Eis. »Bombenfest. So, ältutteh nun hol ich Dir einen Schlit n « Neben Buhi sichern ein print feiner Zchultameradem Einer macht seine Bemerkung: »Der hat seine Alte mit gebrachi.« Bubi wirft dem Sprecher —- seinem Massenprimus —- einen vernichtenden Islick zu. Dann aber, mit unaussprech licher Geschwindigkeit, holt er Wand aus und versest ihm eine schallende « Ohrfeige. Wie der Blit ist Buhi wie der davom nur von weitem brüllt er w tlaut über die Eisdahnx »Es-hast Mein-, un rauleti Mien, Bauen-in Etuihflfchlittgir1 linan - Mut-n ihrem Sahn iibea die III. W Wie die Mutter dieses dessen, gro ßen Knaben sieht sie wahrhaftig nicht . aus« Eine holde, mädchenhaste An muth liegt aus ihren Zügen. Wind» und Kälte haben die Wangen lxeller ge- s röthet. An dem galdblanden Stirn haar hängen lokett die leichten Schnee- I slocken und die klugen, blauen Augen i blicken klar und aufmerksam. Sie be- ! obachten das lustige-Treiben rings um r. Da laufen sie alle an ihr vorüber die, jugendlichen Gestalten, Hand in Hand. Arm in Arm. Aus allen den frisch-In Gesichtern liegt der hellste Frohsinn, der sorgloseste Uebermutli7—— Da gliis hen die Wangen, glühen die Herzen Da lachen die Lippen, Dinmmern die weißen Zähne. Und die Paare, die sich halten Hand in Hand, sie glauben alle, ihnen aehöre die Welt, das ganze Leben! Es gäbe keine Trennung, tei ne Enttäuschung leinen Jrrthuin Sie kennen nur das rosige Heut. Ein hübsches, besonders interessan tes Paar schwebt langsam vor dem Schlitten der jungen Frau dahin. Er, ein großer, sloiter Kuleurstu dent mit grüner Mütze, einen srisghen Riesenschmiß und einem kaum merkli chen Anslug von Bärtchen. Sie, ein übermüthiges, siebzednjähs riges Ding, dem das goldene Kraus haar lustig um Stirn Und Schläsem flattert. Aus den breiten Biberan- t schlägen ihres knappen Eiskostüms : lugt ein dustiger Veilchenstrauß. Ge- " müihlich lausen sie —- in kurzen Bo gen, eng aneinander geschmiegi und blicken sich schweigend, unverwandt in . die Augen. Er hat ihren Muff in der linken Hand und fährt liebkdsend mit dem weichen Fell über ihr glückliches Gesicht während er den rechten Arm imm» ibid-» um ib» frbmietssamc Taille schlingt. Nachdentlich betrachtet die junge Frau dieses Paar. Warum wird ihr so seltsgm dabei zu Muthe, ja, warum treten ihr Thriinen in die Augen? Jst es der talte Nordost, der solches lhe wirtt, oder sind es Erinnerungen? Erinnerungent —- Zwar vierzehn Jahre gingen vorüber —- aber noch immer lebt ein Bild deutlich in ihrer Seele, das dem vor ier dahinschwebem den so ähnlich gewesen und ihre schön sten Jugendtriiurne umfaßte. Gerade so keck und sorglos wie die ses strahlende Kind blickte sie damals in die Welt hinaus. Und glich ihr lu stiger Kurt nicht ebenso jenem derwe genen Studio mit der grünen Mütze? Ihr Kurt, ihr Alles, ihre erste, heiße, unverqeßliche Liebe! Auch sie beide glitten mit jugendli chern Schneid über eine glatte Eis släche. Manches bewundernde Auge solqte ihnen. Ein vorwitziger Kommilitone rann te ihrem Kurt im Vorüberfahren zu: »Donnern)etter, hast Du aber ein schö nes Mädchen!« »Ja, ein schönes Mädchen und — sein Mädchen! Mit glitt-lichem Stolz preßte Kurt sie an sich, als wollte er sie niemals lassen. Es kam anders. — Kurts Eltern kamen hinter die Geschichte. Ihr hoff nungsooller Sohn durfte stch nicht oor der Zeit dinoen oder ein langweilig werdendes Verhältniß mit sich herum schleppen-— Aus ihre energischen Vor stellungen ging Kurt nach Jena, um dort weiter zu studiren. Von hier aus erhielt sein Mädchen einen Brief: »Vergis3 Deinen Kurt, süße Hanna —— es geht nicht anders. Du wirst Dich trösten und mir .nicht zürnert».« »A-s vLclc zlllllic lltlll Uuu,· Jng Deo-z bäumte sich mächtig auf. — Aus Trotz nahm sie den Ersten, Besten, der ihr Hand und Wohlstand bot. Zie wur de eine vernünftige Frau, die oag überflüssige Pochen ihres Herzen-J energisch zur Ruhe wies und ihre Pflichten als Gattin lobensioerth er füllte Gliicklich war sie nicht — sie wurde es aber, als sie an einem sonnigen Frühlings-morgen zum ersten Male in zwei blaue Kinderaugen blickte und mit Mutterstolz einen strammen Bu ben an ihr sehnsuchtsoolles herz preß te. Und dieser Bube ist ihr Glück ge blieben, und als er vor einigen hren den Vater plötzlich verlor, hatte ie kei nen mehr, mit dem sie dieses Glück noch zu theilen brauchte. —- Ein stiller Friede war über sie gekommen. Aber warum fühlt sie sich jedesmal dessen beraubt, wenn jene Erinnerung lebhaft wird? »Veilchen —- gniidige Frau —— Veil On!« Ueber Frau Hannas Antlitz gleitet ein traumloses Lächeln. »Ach, Veil chen!ss Sie nimmt den kleinen Strauß, den ihr der blauaefrorene Junge mit der Olprentlappenmiiße entgegenstreckt, und wirft eine blanke Mark in seinen Korb. Dann aber —- sich langsam von ihren Gedanken befreiend —- wendet sie den Kopf und blickt sich um. Jshr Schlitten sitzt an einer Tannenecke fest, und ihr Kavalier ist verschwunden. halb ängstlich, halb suchend, läßt sie ihre Blicke über die Eisbahn schweifen und steckt die Blumen in ihr Pelzjiich chen. n dem bunten Gewimmel, dein ja gen n Durcheinander kann sie absolut niemand erkennen otder herausfischem Ein bißchen zornig ilber Bubis Un gozogenheit, erhebt sich Frau Hanna und trivpelt vorsichtig dein Orchester zu. —- — Plötilich sieht sie dicht vor sich einen dichten Knäuel sehr lauter, vergnügter Knirpse, deren Mittelpunkt elne große Gestalt bildet nett weichem Filzhut, goldenem Klein-net und sehr schneidis gem, dunklem Schnurrharh Er wehrt augenscheinlich den Ansturm der sun gen Garde av; diese zerstreut sich auch allmählich, aber einer der Ausdrin - lichsten will absolut seine Hand ni t zuriictnehinen Und scheint energisch uin eine Tournsee zu bitten. Die junge Frau ertennt ihrenSohn Sie faßt ihn iachend beim Kragen. » Der Quälgeist dreht sich mit einer sehr unliebenswürdigen Miene um, als er indes-, in das freundlich-e, schöne Antlitz seinrr Mutter blickt, wird ers anä'oiger. i »Ach Mama, Du warst ja festge-? leimt, das habe ich ganz vergessen. «« ch sah nämlich unsern Herrn Profe or an uns ooriiberlausen, und da mußte ich doch nach-ris: n!« Der Herr zieht seinen Hut und macht eine vornehme Verbeugung »Es freut mich, gnädige Frau, die Mutter eines meiner besten und liebsten Schü ler kennen zu lernen.« Sie sentt huldvoll den Kopf und reicht ihm herzlich die Hand. »Die Freude ist auch auf meiner Seite. »Sie wissen gar nicht, wieviel mir den gan zen Tag iiher von Ihnen vorge schwärmt »win « »Das ist natürlich sehr wenig in teressant fiir Sie! A propvs —- Pro fessor Hehdner —- mein Name.« Die junge Frau erblaßt. Groß und voll heftet sie das ganze Auge auf den Mann —- det jenen Namen trägt — und doch zweifelt sie an der Macht ei wes solchen Zufalls. Prüfend studirt » sie sein Antlitz —- Zug um Zug! — Ja — sie erkennt sie jetzt alle deutlich wieder —- und dennoch sind die Jahre nicht spurlos an ihnen ooriibergegan gen. —- Gereifter Ernst ist an die -O-«.ev- k» e Wut-« .-.. .;m-..----i«e VESI- Ws Isuilpjssbsssywu Uhsswypssspn s getreten· Das duntle Haar ist an den Schläsen schon leicht ergraut. ; Auch er ist nachdenklich geworden. s Er fühlt die Kritit ——er sühlt — »Kurt Heyldner« kommt es halb fra gend, halb zögernd von- Frau Hannas Lippen. Er nickte. Und wie ein Sonnen schein gleitet es plötzlich über seine strengen Mienen s— ein Sonnenschein auI längst vergangenen Tagen. — »Hanna,« tust er mit einer Jnnig leit, die nur eine überwältigende Freude uns eingehen kann. »Ja — Du bist es-! Noch fast wie damals — mit dein Veilchenstrauß —-« Sie dliclt sich zerstreut um. Ihr stillt der Junge ein. Aber dem ist die Vorstellung zu langweilig geworden, der hat einen mächtigen Schneeball ge sormt und setzt damit einein Genossen nach. »Dann-as fragte Heydner leise bit tend, »hast Du mir verziehen?« »Ich habe Dir längst verziehen in den vielen Jahren, da ich nichts mehr von Dir gehört. Nur einmal zürnte ich Dir!« Eine Falte entsteht auf seiner-Stirn. «Jch weiß.'« sagte er bitter, »Iprich nicht davon.« x »Nein, ich will ai.ch nicht. Ader die ser Zorn ist Schuld daran, daß ich der heirathet gewesen und daß Budi exi« stirt.« Der Professor lächelt und driickt Hannas Hand. Budi tommt mit dem Schlitten wieder angesaust. »Nun kanns noch mal losgehen —- Muttel, bitte.« »Ich werde die Masma fahren, Bu di —- tummele Du Dich mit den Freunden-« But-is ausgeweclte Augen werden ein bißchen starr nor Erstaunen, aber dann lacht eine brlle Feinderfreude daraus, und er streckt pfeifend die Hände in «die Taschen Vorm Orchester rentpelt er seinen Primus an. »Was sagst Du Schafg topf nun s— unser Professor fiibrt meine Alte -—— da bist Du doch niiich tig reinaesallen!« Der Wind hat nachgelassen, nnd die Luft ist milder geworden. Es scheint Tlsaitwetter werden zu wollen. Leise sällt der weiche Schnee vom Himmel hernieder, und vom Musitchor her klinaen die sanften Töne des betann ten Lieder- aus dem Reiche des Jnora iiber die Bahn: »Es «war einmai!« »Es war einnial,« flüstert hetsdner der jungen Frau in das Ohr, »aber es wird wieder sein. Die alte Zeit soll sich neu beleben. — Ich mus-, Dir geste ben, Sonna, daß ich Dich allein inis mer geliebt habe. Und die Wege zu Dir waren mir abgeschnitten, als die Reue iiber mich kam, denn ich tvuskte dast Du verbeirathki seist. Manches stille Leid habe ich darum im Gehei men durchaetämvstt --— Heute aber lasse ich Dich nicht mehr! —-— Meine Existenz ist aestchert, ich biete Dir Na men und Stellunal Willst Du den grautöpsiaen Alten noch?« Sie nickt nur stumm, denn sie kämpft mit den Thränen. Er aber beugt sich lächelnd über sie und drückt einen heißen Kuß auf ihre frischen Wangen. Hanna errötbet verlegen: »Nicht, Kurt, wir sind tindischl« »Ganz wie damalö!" Dann zieht er lustig den Veilchenstrauß »aus ihrem Jiickchen und steckt ihn in seine Rock tasche. Panz wie damals!« lacht Hanna ietzt und klopft scherzend aus seine Hand. Doch pliinlich werden ihre Züge ernst. »Wo ist der Junge?'· »Den laß nur, der findet schon nach haus, und merke Dir, jetzt habe ich das Vorrecht.« »Jetzt habe ich ihn, die treuen, blauen Auan, —- etun — meine han na —- noch einmal so lieb. Er ist ja aus- der Renbearitnder unseres Glit ckes geworden; ohne ihn hätten wir einander vielleicht niemals wiederge fehen. Das danke ich ihm — mein Wort daraus! Machst Du nun noch Einwendungen?« »Nein, lieber Kurt,« sagt Hanna lachend, und der alte Schelm blitzt aus ihren Augen. »Ich bedauere Dich nur, daß Du jetzt nicht nur eine Frau, son dern auch einen Jungen heirathen mußi!« ---«—-.--———— Der SchöpflöffeL Humoresie von Marianne Kiste-L Jn dem Augenblicke, das Doktor Ruovlf Menzel sein Zimmer berläszt und auf den Gang hinaus-tritt, steht Lizzi König, die Tochter seiner Haus frau, an der Küchensch-welle. Jn der Hand hält sie einen mächtigen Schaumlöffel, den sie jetzt, bei dem verlegen-en Gruß-e dies jungen Man nes, hastig zu verbergen sucht. Da bei sieht sie mit ihren bom herdseuer gierötheten Wangen allerliebst aus. Ihr goldiges Haar schimmert in der Sonne, unid unter dem seine-n Geträn sel der Stirnlöckchen schauen die Veil Ichenaugen wie zwei fröhliche Schelme in die Welt — gegenwärtig allerdings aus die Thiir des nachbarlichen Zim mers Dort ist der Schkiissel stecken geblie ben. Doctor Menzel hat ihn abzu ziehen vergessen-. Mit einer gewissen Schadenfreusde nimm-t- Lizzi dies wahr. Sie lächelt. Zugleich aber kommt ihr der Gedanke. »daß ihr, als der Tochter der Haus« frau, nunmehr die Pflicht obliegt, das ; Zimmer zu überwachen-. Wie leicht i kann eins Unberufener, ein Dieb — — vrein dag dass sie nicht-dulden Die ganze Verantwortlichkeit ruht setzt aus ihr allein. Es ist sonst Niemand zu hause als sie. Mama sitzt bis Mittag —- es ist ein Sonntag — im Ge schäftsladem die alte Köchin ist in die Kirche qegsa ingen Freilich, Doktor Menzel verdient es garnicht, daß man sich seiner annehme .... Und dann, Lizzi kann ihn eigent lich garnicht leiden, seitdem sie merkt, daß sie mit ihren achtzehn Jahren gar nicht aus der Welt zu sein scheint siir ihn, der dosch nichts weiter ist als eine simple Miethspartei mit eigenen Mö n. Und sie hat sich doch so viel Mühe gegeben, senie Aufmerksamkeit aus sich zu lenken.... Aber es war ums-onst. Der schlanlgeivachsene Mann mit dem » schwarzen Bollbiirtchen unsd den« einst- « haften, braunen Augen hat sie nicht be achtet. Und sie weiß doch-, daß sie hübsch ist und außerdem die Tochter einer reich-en Wittwe. . . . si- n- si Lizzi hat die Suppse gesalzen, zwei mal abgeschöpst und ist dann wieder auf den Gang hinausgeeili. Sie muß die Thür irn Auge behalten, wenn sie den Doctor auch nicht leiIen mag. Endlich sällt ihr ein, daß sie den Schlüssel abziehen und in Verwah rung nehmen konnte. Schon ist si: san der Thür, aber im Begriff, dies-Ehe abzusperrcn überkonimt sie ein un siigliches Verlangen, das Zimmer zu betoetcn«.. Niemand kann sie jetzt sehen Sie will noch zögern unio überlegtn, findet aber keine Zeit mehr dazu, denn schon steht sie mit-ten in der Stube, die Hand mit Dem Schaum lössel an Das pochende Herz gedrückt, den Athein zurückhalteno». So sieht also eine Junggesellen wohnung aug, denkt sie. Altdäterische MöheL .-.z Aus-dem Schrank eine be schuf-Mc Lockllchschlllc Mll Esclnkll .. An der Wand das Portruit einer Dame mit sanften, leidenden Zitqu Schwer-: Attenstösze auf dem Schroibtisch:. Dort liegen auch einige Blätter aufgeschlagen Lizzi nähert sich entschlossen, legt ihr-en Schaumlöf fel auf das bürgerliche Gesetzbuch und liest: »Carl Meier contra Marie Meier, geb. Will — — Scheidung — —«« Aerigerlich fährt sie zurück. Also mit so häßlich-en Dinge-n beschäftigt sich der Herr Doetsor an feinem freien Sonntaae. Mit dem Elend und Jam mer zweier arm-er Menschenkiner Da tomrnt der Schelm über Lizzi: Hastig reißt sie ein Blatt Papier von einem halb beschrieben-en Bogen und tritzelt darauf: »Was Gott zusammenfiiat, das soll der Mensch nicht scheiden, saat — Lizzi!« Den Zettel liegt sie auf die Actent Darauf sieht sie sich um. Es wäre fso triaulich hier, wenns sich nur das Walten esinser Frauenhand bemerk bar machen tviirde »Warte«, denkt sie, »Du sollst wissen, osasi eine Fee hier ihr Wes-en getrieben hat« Damit nimmt sie die Rose, welche an ihrer» Taille befestigt ist und stellt sie in ein Glas Wasser, das auf dem Tische steht. Dann staubt sie den Theetessel ab, mischt die Tassen aus und- eilt zum Spiegel. Auch diesen will sie fäubcrn, hält »aber inne, und während ein schel- ; misches Lächeln iiber ihr Gesicht- fliegt, i netzt sie den Zeiaefiuaer uno zeichnet mit demselben ihren Namen in die Staubschicht. . .. Da hört sie Schritte. Sie fährt zusammen. Jemand kommt, und sie -- sie im Zimmer eines Man nes! Eilig stiiiirmt sie hinaus, wirft die Thitr zu, sperrt sie ab und birgt den Schlüssel in der Tasche-. — — Im nächsten Augenblick steht sie a-them los sam Herd und dreht den Braten in der Pfanne um. Dann tvill sie die Suppe abschöpfen — — »Um Gott-es tvillen, der Sschövflössfel —- —— der ist auch drin geblieben,« denkt sie schau dernd. « . « Unterdessen steht Doktor Menzel rsor der Thtit seines Zimmers und be rntibt sich, dieselbe zu öffnen. Nach N oh-- ..—- »—-— -«-.....«..--s mehreren stuchtiosen Versuch-m be ginnt er in sein«-n Taschen zu tx:kmen unsd rerdkiesz Isich den Kops zu schüt teln. Dann wendet er sich der Küche .ZU» Sein Schatten fällt auf die Diele· Lizzi weiß, daß ihr Nachbar dort steht und sie anstarr« ., aber sie wagt es jetzt nicht, aufzubiicken Sie zittert mic eine Missethäterin Es bedriickt si: schwer, Iaß sie ein-er übermüthiaen Laune nachgesehen Was iviirze er von ihr denken, zoenn er sähe, was sie anqiestellt hat ..... daß sie sich ihm aufdrsängsen will . sie . . . ihm . . dem Manne, csc r sie nicht beachtet für den sie gar nicht auf der Welt ist. Nein, er darsf nicht in sein Zimmer komm-en, jetzt. Tag Wein-en stseht ihr nahe. f »Friiulein Lizzi«, hört sie sich ru sen. Sie hat in ihrem Uebrreifer drei mal die Suppse gesalzen Nun muß sie aber doch aufblicken . . . . langsam und schen. »Verzeih« Sie,,, kommt es zaghaft von MenzePs Lippen —- ,,ich bin in einer merkwürdigen Verlegenheit. Ich glaube bestim,mt ich habe vorhin den Zimmerschkiissel stecken lassen und jetzt ist er nicht da. War vielleicht in mei ner Abwesenheit Jemand — ——« »Nein, es war Niemand da « ant wortet sie hastig. »Sie haben ihn ge wiß verloren,« fügt sie hinzu. »Viel leicht kehrt er unt und sucht ihn,« denkt sie. Aber er rührt sich nicht vom Firck ,,Haben Sie keinen zweit-en Schlüs sel, Fräulein?« »Nein,« beeilt sie sich zu sagen. Eine Pause beiderseitigens Schmei Ums-. OhJ Haß-»- I» was-s fu«-III m Eins »-wspnp ----- .- - -- q Zimmer zu kommen, Herr Doktor?« fragt Lizzi sanfter. Sie fühlt Mit leid mit dem jungen Manne, der sie so treuherzig bittend anschaut. Es- ist etwas merkwürdiq Weiches in seinem Blick. »Ja, ich muß den Rsvck wechseln. Jch habe ein-e Einladunsq zum Mittag essen angenommen, und ich kann doch nicht in meinem Arbeitsvock in Damen iieiellichaft —- ——« Lizzi s Mit leid verstiegL »Rech: geschieht dir, « denkt si-.e »Du hast kei nen Rock und ich kein-en Schöpflösfel « Dalbei salzt sie die Suppe noch ein ma Jn diesem Moment kommt Friu König, ein-e noch hübsche, sehr lebhafte Dame Auch die Köchin wird ficht bar Lizzi’s Mama, welcher Mskenze s Miß geschick sofort erzählt wird, en: scheidet lachend den verwickelten Fall »Nun, dann müssen Sie eben mit uns spei sen, Herr Dtrc or,'« saiite sie und schiebt den verlegen Dsareinsch.iii enden resolut in das Zimmer. ; Drei Uhr Nxchmitt ans. Frau Kö i nia ist gleich nach dem Essen einaenickt Liizi unsd Doei or Menzel sitzen noch l am Tische und plciudern mit saedämpf tsen Stimmen. Es ist recht traulicli unsd still in dein qroszs,en lusiiien ssi m: mer. Sie müssen sich angenehme Dinge erzählt haben in dieser kurz-en Stun-:e, denn ihr-e Augen leuchien und ihre’ Wangen aliihen »Und es thut Ihnen nicht leid, bei uns geblieben zu sein, Herr Ddctor?« flüsterte sie. »O,« giebt er zurück, »Ieid? Fräu lensi Lizzi. wenn Sie iviifitienk in mei nsen tiihnstien Träumen hab’ ich’g nicht gewagt, daran zu denken, daß ich ein-: Zial mit Ihnen, Fräulein Lizzi —- — Usl — — « JsSaigen Si-e,« unterbricht sie ihn strahienden stluae g, ,,aler titir:ch!:g, hat Ihn-Z n die Suppe gesel)111:ctt?« »Wi- aut s- »He sind! Und Mama und ich, wir konnten sie nicht essen, so versalzen war sie.« »Nun fa, ein bischen versalzen, meint er freundlich »Aber das macht doch nichts. Sie haben sie ja getocht.« «Als«o, es thut Jhnen nicht Leid? Wie mich das freut!« »Und ich danke Gott, daß ich den Schlüssel — ——« Lizzi giebt es einen Stich in’s Herz. Was würde er zu Dem Schöpr löffel sag-en, der auf senisem Schreib tisch liegt? Sie muß einen Augen blick erspähen, um in sseni Zimmer zu ist, dann wird sie ihm den Schlüssel in die Rocktiasche prakticiren. ,,S-onst hätte ich wohl nie den Muth gesunden,« fährt Doktor Menzel fort, »so von Herzen nits Ihnen zu spre chen. Es ist mir schon lange wie ein herrlicher Wunsch. Immer hal)’ ich an Sie gedacht wie an etwas Uners reichharseg(.... .oie an einen Sonnen strahl, Den man nicht haschen kann wie an etwas Helles, Liebes und Freundlichesk Und weil ich den Schlüssel verloren habe, sehen Sie, Lizzi. deshalb hab’ ich Sie gefunden Sie ..... Hier dan ich sitz-e n und Sie anschauen. —- — Lizzi hört zu wie berauscht. So spricht der Mann, von dem sie ge erlaubt, er beachte sie nicht Sie hat die Augen geschlossen Unwilltiirlich neigt sie ihr Blionzstops ihm zu. Sie hat das Gefühl, als müßte sie ihn an sein-e Brust schmiegen und den leiden schaftlich-en Worten lauschen, tage lang; dabei ist es ihr, als sollte sie vson Herzensgrund weinen vor Glück Sie hat ihn Ia geliebt vom ersten Tage an, da sie ihn gesehen »Und,« schlägt es jetzt rann-end an ihr Ohr —- »und könnten Sie mich lie ben, Lizzi, ein wenia nur —- -—« ; Sie will die-Lippen bewegen, aber leben öffnet sich-die Thiir und die trei sehende Stimme der Köchin tust: « Ihm-. »Der Schlosser was da. Ich half ihn geholt. Jhr Zim ner ist offen, rr Doktor-Z Die Zeiten jung-en Leut-e springen erschreckt auf· Auch Martia fährt aus ihrem Schlummer. »Ich galu«:, ich bin ein ioeniq ein gsenickt,« sagt-e sie gähnend. Lizzi ist mit einem Mal-: bleich ge worden. »Den Schöpfliiffel wenig stens muß ich haben, ehe set ihn sieht,« denkt si: und rennt davon. Da ist sie nun wieder is seinem Zimmer, aber nicht allein — Doctor Menzsel, der ihr besorgt nachgeeilt war, steht neben ihr. Er gewahrt die Rasse im Glase und schaut das glühende Mädchen an. »Was ist das-Z« fragte er leise . »Meine Antwort auf Jhre letzte Frage, Rudolf,« antwortete sie ernst und zitetrt »Du warst aslso früher hier,« ruft ser stiirmisch, »Du hast den Schliissel?« »Ps« macht sie, während er sie in senie Arme preßt, ,,pst —— tiefstes Ge heimnsiß —« »Was soll das bedeuten?« schreit Frau König, die eben in’s Zimmer tritt und schaut dise Gruppe erstaunt an. Lizzi reißt sich los, stürzt auf den Schreibisisch zu, ergreift das Blatt, das sie beschrieben, Und reicht es der Mama »Was Gott zusammengefügt, das soll der Mensch nicht scheiden sagt Lizzi!« liest sie. ,,Lizzi ist leid-er gewohnt, Recht zu behalten,« sagt sie dann msit einem humoristischrn Seufzer. » Was- da vorgegangen war, das leuchtete auch der Köchin ein. Nur Eines konnt-e sie nicht begreifen, was « l zum Kukuk der Schöpflöffe«l, der auf dem Schreibtifche dies Doctor Menzel Lag, mit der ganzen Sache zu thun atte. Goethe über die Ieetlethigkett. Dr. Erich Ebstein frischt in der neuessten Nummer der Deutschen medi zini chen Wochenschrift die Erinne rung an eine ergötzliche Bemerkung auf, die Goethe, im Anschluß an seinen Karlgbader Aufenthalt vom Jahre 1806, über die Fettleibsigleit, eine der unter den Badeaästen am häufigsten vertretenen Krankheiten, mach-te. Der Dichter hatte zwei alte Gräfinnen ten nen gelernt. Sie hatten — so berichtet er nach den Aufzeichnungen Ludenz— einen unermeßlichen Umfang gehabt und deswegen eine beswunoerungsiwiip dige Unbeweglichleit gezeigt, sobald sie einmsal Platz genommen. Dabei hatten sie eine große Geläufigkeit der Zunge behalten und ein endlose-J Geschwäs geführt. Jhre Stimme war jungfräu lich, ging aber oft, wenn sie lebha·t ge worden, oder das Gefühl ihr-er ürde an den Tag zu legen fiir nöthig hiel ten, bald in ein artige-H Kritik-en, bald in ein girrendeg Zwitschern iiber. »Mir selbst,« sagte Goethe, ,,tvaren die wunderlichen Flugelgestalten dieser Damen am mertwiirdsigsten. Jch konnte nicht begreifen, wie es einem Menschen, Mann oder Weib, gelingen könne, eS zu einer solch-en Masse zu bringen; auch hätte ich die Dehnburteit der menschlichen Haut nicht für so arenzenlos geh-alten Sobald ich aber die Ehre erhielt, einmal mit den edlen Damen zu speisen, wurde mir alles klar. Wir andern wissen doch wahr lich auch, wag essen und trinken heißt; aber sein solches Essen — vom Trinken sage ich nichts — überstieg doch meine Vorstellungen Jede der beiden Da men nahm z. B. sechs harte Eier zum Spinat, schnitt jedes Ei in der Mitte durch und warf das balde Ei mit eben ssp « so arofzer Leichtigkeit tnnunter, wie Der Strauß ein halbes Hufeisen.« -»( — - wksp . Dic Schattenseite der Wissenschaft. Herr zu einem Bettlier): »Ich be qrseise nicht, Sie sind ja ein ganz ge sunder Mensch!« Bettler: «LeiD-;r! Das letzte-Mal hät ten’5 inir im Hospital einen Fuß am putiren sollen, da rst nix draus ge stoorden!« Eine gebildete Köchin. Junge Hausfrau: »Nun, Anna, geben Sie einmal Jbrc Kritik iiber meinen ersten selbstbereiteten Braten ab.« Köchin: »Ma"oaine, da ist es schwier. keine Satirse zu schrieiben.« Ver-fehlte Svet"ulation. Vater Hum Herr, der seine Tochter aus dein Wasser gezogen l)at): »Was-, verlyeirsatbet sind Sie-? . . ja, müssen Sie mir alsxr wenigstens die Tioilette ersetzen, die sich meine Tochter im Wasser verdorben hatt« Beweis-. »Du hast Deine Frau Ins Liebe gie l)eirathet?« »Natürlich! Höre sie nur Klavier spielen.« -e- »si .-«—.« Vereinsvorsitzienderr ,.Mitglied N hat sich auch unaebiihrend gegen seine Vereinskarneriaden benommen. Jch beantrage, daß wir ihns an die Luft setzen. (Der Antrag geht durch.) Jch beantrage ferner, date dazu ein beson deres Cornite gewählt wird!« Recht angenehm Dame (zu ihrem Kutsrhier): «,,Abet Friedrich, Sie holen sich heut’ Abend schon das vierte Pint: «der Wirth und die Nachbarschaft müssen Sie ja für einen Säufer halten!« Kutschen »O nein, gnädig-Frau — die meinen, das Bier gehört sitt die ’ Gnädiaet«