Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 09, 1903, Sonntags-Blatt, Image 12
Use - . : — O — B V — -:::·«.. ts— O tH S : o-. O ..»1,6»l ö) Roman aus der Gegenwart von Katharina Zit!elmann. W Mc Wfstx Wwwswpwæi ((1. FortsetzungJ »Sie waren verlth durch das Be nehmen des Sennor Salinas,« de gann der, eine Zigarette aus dem Etui nehmend. das er zuoor Harald ange boten hatte. »Der Tobak ist gut, nicht wahr? Darauf verstehen sich Die Herren Türken. Ja, Sie bürer nicht den Maßstab Ihrer Gesellschaftskreise an Salinas legen!'« fuhr er fort· »Der Mann- hat ein tolles Abenteurerleben hinter fech, hat fich aus dem Nichts empor-gearbeitet, ift ein aanzer Kerl, glauben Sie mir, trotz feiner Roms-y inanierern Umsonst verdient man seine Millionen nich-t. Uno was osas Beste an ihm ist: er weiß, wag ihm fehlt, hat Ehrfurcht vor der Bildung. Sehen Sie nur, welche Erziehung er seinen Kindern giebt! Da ift ihm tei ne Ausgabe zu groß. Sie sollen mehr, Besseres werden als er, das ist sein Trauun« »Hm,« erwiderte Damit-, »die uns persschiimte Prahlerei Dieses Yantees ist widerwiirtig.« »Für mich nur ein wenig lächer lich,« fiel Braun ein« »Er renoinmirt mit dem Erwerb feiner Millionen, steil er nichts Besseres hat, womit er renommiren könnte und doch fühlt, da es solches in der Welt giebt. rald schwieg überrascht durch das milbe und doch freie Urtheil. »Sie scheinen ja eine sehr bevorzugte Stel kung in der Familie einzunehmen,« sagte er dann. Allerdings —- fiihle mich auch Iebr tschi in derselben. Jchi lerne Welt nnd Mensch-en tennen.« »Ganz-ten ——— das iit jedenfalls ein Gewinn. Uebrigens machen ja Frau Zusinas und die Kinder einen sehr Mustsigen Eindruck.« »Sie ist eine vortreffliche Frau,'· rief der Andere, »und Miß Mary ahint ihr nach.« Haralo hu) lächelnd »den Finger. »Nun, herr Braun, wird Das nith gefährlich?« Tib- msnk Isi- mirb oder für Mij Mary?« gab der ruhia zurück. »Für Sie Beide!« »Daß ich ein Thor wäre!« entgea nete Braun Und was Miß Marv anbetrifft, —- Sie lenken wohl die Amerikanerinnen nicht?« Am nächsten Vormittag machte Ha: rald die übliche Rundfahrt durch Abexandria, von der er recht enttäufch: zurückkehrte Weder feine historiichen Kenntnisse, noch fein Interesse reich ten aus, ihm die große Vergangenheit der einftigen Weltstadt lebendig zu machen, und gegenwärtig erschien ihm das ürmliche Rest nur für den Handel von Bedeutung. So fuhr er denn mit dem Nachmittagszuge und nach Etlegung unzähliger »Bactfchich« an die Hotelbedienfteten nach Kairo, roo er nach beinahe oierftündiger Reife Abends ankam und im »Hotel ou Ril« Wohnuna nahm. Als er am nächsten Morgen aus der Thür seines Zimmer-g trat, befand er sich auf einer Terrasse, von der er in einen herrlichen Garten binabblickte Eine schlanke Palme stieg terzengrade hoch in die Lüfte empor, ihr grünes Gefieder der Sonne entgegenftreckend, während unter niedrigen Schatten spendenden Gebüschen große seltsame Wunderblumen, die er nie gesehen, blühten. Schlinggetoächfe mit üppigem blau rothen Blüthen kletterten an den zier lichen holzfiiulen, welche die Terrasse trugen, hinauf und umkleideten die Mauern des Hauptgebäuoes, das mit dem Gartenhaufe durch einen niedri gen Seitenfliigel verbunden war. Droben vom Dache aber hob sich ein Aussichtsthurm hoch in den tiefblauen Himmel hinein. haran war es, als träume er noch. Der frisch-sie Früh lings-sorgen schien die Erde mit allem Zauber, der ihm zu Gebote stand, zu schmücken — und doch war’s Mitte M, und daheim lag die Welt in begraben. Er ftieg die Holz treppe in den Garten hinab, setzte sich in einen der bequemen Armftiihle und erhob sich gleich wieder um die nach M Garten offenen eleganten Gesell s« schafw und Leseriiume zu betrachten, die den Seitenfliigel des Hauer ein tahmen. hier war er wirklich im Ori ent! Niedrige Dioani, grelle, bunt be Hätte Lords-ge und Decken echt tür M Tepptche auf Boden und Wän , zierliche holzarbeiten und Ge ftes empfingen ihn und ent » fein fin Luxus und Pracht WHAT-es seutiith Und als er ms dem er seftiihftiickt, in die " - Este dein Hotel hinan-strich Held-aber mit ihren Thie , , und Führer und « It Mai-en gerieth er its M Wssnz die ihn ge newon der Hauptgeschäftsstraße Kairos. Er wollte sich selbst nach dem Plane zu iechtsinden Doch fiirs Erste lam er nicht weit, denn das unendlich bewegte Volksleben, das mit dem oorschreiten den Morgen von Minute zu Minute wachsende Gewühl, die wundervolle Stasfage von Moscheen, Minaretten. sgeschnitzten Crtern und Ballonen fes selten ihnsosehr und boten seinen Augen eine solche Fülle immer wech selnder herrlicher Bilder, daß er sich nicht davon trennen konnte. Die langen Züge von beladenen, würdeooll zwi schen Wagen, Eseln und Menschen da hinschreitenden Kameelen, die bunten, prächtig gelteideten, den quipagen voraneilenden Sass, die Ver aufer mit ihren mannigfaltigen Waaren, die Wassertriiger, die aus ihren Ziegen schläuchen slache Becher süllten und den Vorübereilenden darreichtem die nach der Straße offenen Laden und Wert siiitten, in denen man die fremdartig sten bunten Gestalten sitzen, liegen, lauern und arbeiten sah, die Weiber mit den Kindern aus der Schulter, die in ihrer Vermummung Fledermausen ähnlich waren, nnd die wie Schatten in dem lichten Gemiilde wirkten — das war ja Alles so neu, so Unendlich mo lerisch interessant und schön, daß Zeit razu gehörte, es zu betrachten. Endlich war Harald aber doch in die Nur neuve aelangt und trat nun, dem Menschen sirom folgend, in die enge Bazargasse ein, als er vor sich, wenige Schritte entfernt, die schöne Engländerin er blickte, aus dem Rücken eines Esels sich durch das Gewühl winkend. Er folgte ihr, so schnell stä- :ie Menschenmassen erlaubten, und kam gerade recht, ihr aus dem Sattel zu helfen. Da er be merkte, daß sie suchend nach einem Prellstein umschaute, hielt er die Hand hin, damit sie oen Fuß daraus setze. Eie nahm ohne Wen-us seine Unter istitzung an: er fühlte einen Augenblick den zierlichen Stiesei in seiner Linien: gleich Darauf aber drückte er mit der Rechten die Hand der jungen Dame, die diese ihm mi: erfreutem Lächeln entgegenstreckte »Das war aber l«e benswürdig, mein Herr. Wollen Sie so gütig sein, auch meiner Freundin zu helfen?« rief sie. Nun erst bemerkte er die zweite Da me, die soeöen herangeritten kam. Er überzeugte sich mit Vergnügen, daß auch sie ziemlich jung und hübsch sei, eine anmuthige kleine Person, gut ge wachsen und gekleidet, der er sogleich ansah, daß sie das Reiien oerstiinde und sich zum Husaren eignen würde. Indessen sprang sie gieichtsiißig ab, kaum die Hand berührend, die er ihr lot, und ries: »Dante He rr von Sper er!« »Aber, woher wissen Sie —« stam melte er überrascht. »O, rie Wkit ist rund!« antwortete sie lach- no. »Daß Sie mich nicht er kennen, zeigt nur, wie — beschäftigt-. Sie damals waren.« Jiire pokn:ir:e und absichtliche Ne derreise berührte ihn unangenehm, und doch wehte es ihn daraus an wie hei mathiiche Luft —- Berliner Luft, füg lxch konnte er ja Berlin auch seine Hei inath nennen. » »Ich muß Sie wirklich bitten, mei » ne Gniidigste, mir zu erklären —' - »Meine Freundin traf Sie in einer Gesellschaft bei den KriegsministerN mischte sich die Engländerin ein. »Aber wir oersprren das Weg-Luni wol-» len Sie die Donleys zahlen? Der Ba- . ron wird uns gewiß nach hause besl ·7ei: en.'· Er versengte sich zustimmend und schaute en: zückt das schöne Menschen-I ksild an, das sich chso zutraulich als sei i er ein alter Bekannten unter seineni Schutz stellte. Jhre blauen, siernkla-» ten Augen suchten die seinen — —- —( ei wallte heiß in ihm empor. Nuri mühsam fand er die Worte wieder.? « »Sie sprechen so gut deutsch,« sagtez er, um nur etwas zu sagen, »das findet man selten bei Englanderimi nen.'« »Das macht, weil ich eine Schwester J an einen deutschen Offizier ver-» rathet habe," entgegnete sie. »Bei der war ich viel zu Besuch, und daher kenne ich auch Fräulein von Umsat-. te1.« i «haben Sie ihm doch meinen Ra i men verrathen, Daisyk Er sollte selbst darauf iommen,« rief die Andere» ,Doch nun will ich Sie erft regelrecht vorstellen: here von Spetser — Frei herr, nicht wahr? —- Mri. Summen, gebotene Elend-mer« Tochter des Lord skeudotver und der Lady Juliet Elen des-en M of hat-end « Sie sites das aber sut anwen geiernt,« bemerkte Mei. Sum gis-I seit gut-Rissen- spott. »Aber TM hab- Cis here Baron? Ist Ih seien M vol-W II der That, ihr war nicht mil. Cr merkte soeben, daß die Folgen der schweren Krankheit doch noch nicht völlig überwunden seien. Die Nach richt, daß die schöne Engländerin der heirathet sei, hatte ihn seine Nerven wieder fiihlen lassen. »Nichts von Belang«, entgegnete er. »bin noch ein wenig angegriffen nach einem bösen Typhus, bei dem ich mir das Sterben anprobirt habe. Wollen wir nicht weitergehen?' Er sprach in einem kühlen trockenen Tone, der start von dem warmen Klange abstach, den seine Stimme bis her besessen. »Von man!" sagte Mrs. Summerg mitleidig, während die kleinen grauen Augen des Fräuleins von Umfattel sich forschend auf ihn hefteten. Sie traten in die Gassen ein, wel che an den Teppichbazaren entlang führen, und durchwundertem hinter einander schreitend —- denn um zu Zweien oder Dreien nebeneinander zu gehen, waren die Gassen viel zu eng — denBazar der Schuhmacher, in dem Tausende von rothen und geiben Saffianschuhen wie sie im Orient ge bräuchlich sind, hingen, dann den Ba zar der Gewürzträmer, den ein durch dringender Geruch weithin ankündig te, und irr dem neben den in hohen Tonnen aufgeschichten Nellen, dem Zimmt, Pfeffer und unzähligen an deren Gewürzen alle Wohlgeriiche des Orientf feigehalten wurden. Von allen Seiten angerufen, von den rnit gekreuzten Beinen in den Buden sitzen den händlern, ließen sich die Damen zu Eintiiusen verleiten, und Harald stand ihnen bei, erwarb sogar felbst ein Flacon rnit Nosenöl und bereicher te sein-: Kenntnisse, indem er Ambra und andere fremdartigen Essenzen un terscheiden lernte. Als nun aber die Drei in die eigentlichen Fremdenbaza re geriethen, wo Alles, was das Herz europiiiischer Reisenden erfreuen kann, und was das Morgenland an reizen ; den Waaren hervorbringt, ausgesta velt war, da hatte die Wanderung ihr Ende erreicht, denn die Damen gerie then aus einem Entzücken in das an :ere. Vor jeden Auslagetisch ward Halt gemacht; hier gab es Stoffe und Gewebe von selrener Schönheit, dort Straußenfedern, biers Schxnuclsachen aller Art, dort oie mächtigen Got: stickereien der Harernsdamen Zu bei wundern. Während die Freundinnen sich von den letzteren gar nicht trennen konnten, ging Damit-, etwas unge duldig und gelangweilt durch deren seiner Meinung nach etwas zu weit gehenden Enthusiasmus iiber diese Puhartiteh einer Bude zu, wo er eole Damasrener Klingen und türtische Waffen fand; daneben hielten braune Nubier und schwarze Abessinier, in de ren wild-en Haarschöpfen Pfeile staten, und oie Ringe in den Ohren und Na sen trugen, ihre Waaren feil: Kett-en und Behänge, Musikinstrumente und ;Fiechtw:rt. Hier staute die Menge « der Reisenden, die jetzt die Gänge fiill s:en una einen interessanten Kontrast zu den »milden Männern« bilde:en, und man konnte kaum noch weiter. Englänoer, von deren Hut ein weißes Tuch zum Schutz gegen oen Sonnen brand herabhing, biloeten die Mehr zahl; doch auch deutsche und französi sche Laute erklangen um Sperber her um, der oem Treiben, an eine Ecke ge !«.hnt, zuschaute und sich an den grellen Sonnenlichtern freute, oie in die über deckten, dämmernden Gänge fielen. Neben ihm begann der Bazar der Metallwaaren, und er sah einem Ar beiter zu, der eifrig am Werte war, oorgezeichnete Koranspriiche auf eine der großen runden Messingplaiten zu .«tzen, die auf holzgestelle gesetzt, vor den niedrigen Dir-ans die Rolle von Tisch-en zu spielen haben. Mit einem spihem scharfen Jnsirument hämmer trn und rihten dort eine ganze Reihe von junaen Männern äußerst schnell und geschickt all diese reizender Becher, Schalen und Kannen zurecht, dte auch m Teuischtand schon so große Ber hreitung gefunden haben. Endlich aber wurde Darald des Wart-ens- iiderdriissig. Welch’ einen Grund hatte er denn eigentlich, eine Stunde fiir diese Englönoerin zu verlieren, die doch-sehr totett war So trat er auf die Bude su, an der sie noch immer handelte uno erklärte, daß er fürchte, sie kämen-zum Lunch zu spät, wenn sie jetzt nicht austitschen Zehn Minuten später hatten sie sich dann wirklich, überglücklich iiber die er kiandselten Stickereien, losgerissen, und Sperber führte sie, ihnen ovranschreis tend. sicher durch das erirr der Gön ae der Rue neuoe zu und durch die Muiti und ein paar angrenzenae breite Straßen des eurer-Zischen Viertels nach Shepheard’i hoteh wo die Damen wohnten. Sie hervunderten ihn außer ordentlich wegen seiner Jähigleih sich zurecht Zu finden, und als er nun auf geräumigeren Wegen zwischen ihnen schritt, wäre er beinahe wieder dein Zauber von Messurnmerk Liebend J mittdiateit erlegen.— Doch et wappnete sich ak- ehelicher Deutscher« gegen die verschont-fide Ochs-se und unterhielt , sich intt Fräulein von Umsatteh deren Ists-sen es wohl kannte, wenn er auch ihre Meer Wein-neu vergessen - hats .Jch saß freilich nur an Jhrer lin ken Seite beim Sande-Z erzählte siel ihm. ein wenig neross lachend. »Seit-is hatten Sie die Frau von Arninh die hübsche Wittwe, die nachher den langen Soden von den Gardiedragonern hei rathete; der machten Sie aus Leibes triiften die Cour —- und übersahen —s mich-« »Ich bitte tausend Mal um Ent schuldigung, gnädigstes Fräulein," entgegnete er. »Da sieeine Wittwe war, miissen Sie mit schon verzeihen. Sie kennen ja unsere Schwäche! Schö ne Wittwen sind fiir uns ein gefähr iicher Artilel!" Was hatte er denn da gesagt, das die Heiterkeit seiner Begleiterinnen herauf-fordern konnte? Fräulein von Umsattel lachte ihm lustig ins Ge sicht, während es links neben ihm in den süßesten Vogellauten zwitfcherte, und erst als er Mrs. Summers’ Wan gen von Rosenroth überderkt sah, ging ibm ein Licht auf. Zugleich aber durch zuckte ihn eine so helle Freude, daß er in das Gelächter einstimmte, indem er ries: «Jch hatte wirklich keine Ahnung, Mrs. Summers, — ich hielt Sie siir verheirathet." «G1auben Sie, daß ich ohne mein Gemahl in die Welt herumziehen wür de, Mr. Sperber?« fragte sie treuher zig« den Sion ein wenig auf die Seite neigend und einen kleinen Seufzer ausstoßend. Auch versuchte sie offen bar, ihrem Lächeln einen schwerrniithi gen Ausdruck zu geben. Doch das ge lang ibr nicht recht; die Augen ließen es nicht zu. »Ich dachte, —- ich glaubte ——" stot terte er, und es entging ihr nicht, daß seine Stimme den harten Ton von vorher verloren hatte. »Oh, my wor, dear busband is :ead," entgegnete sie, »seit drei Jah ren schon, und ich sühl’ mich so nutz los in der Welt, so langweilig, daß ich reisen muß, um mich zu zer streuen-« Er hätte ein herzloser Barbar sein -.-..k!« illusI'-·li, Alls Utah YIOAITLU ou clllpsut · ren —— mit dem »voor dear husband«, s :ern nicht mehr im Lich: dieser Augen zu wandeln vergönnt war. Außerdem fühlte er sich sehr geneigt, zur Zer ftreuuna der reizenden Witton dass Zeinige beizutragen »Und Zie. mein gniiriaek Fräulein. haben die gleiche löblich-e Absicht?«. wandte er sich an Fräulein von Ums « sattel. »Ich bewundere Ihren Muth! Man ist es bei deutschen jungen Da men nicht gewöhnt, sie ohne männliche Begleizung auf Reisen zu fehen.« »Und Sie finden das sehr aben teuerlich und emanzipirt, sagen Sie’s nur ruhig,« fiel sie ihm ins- Wort. »Was wollen Sie? Da ich mich bis jetzt noch nicht unter das Ehejoch ge beugt habe, benutze ich meine Freiheit« um mir die Welt einmal von der mu hammedanischen Seite anzusehen. Ich habe eine Vorliebe für die herren Itirlen!« Mes. Jammers ließ ein lachendest »Aber Kuni!« vernehmen. »Der vorzügliche Tabak, den sie tauchen, kann doch nicht der Grund fein?« meinte er. »Auch den würdige ich vollkommen, doch ist es vor Allem die Vielweiberei, die ich fchötze.« Sie waren vor Shevheard’5 Hotel angelangt, und Haralo wollte eben lachend auf Fräulein von Umsattel’S Worte erwidern, als die Glocke im Flur zu läuten begann.Mr"-. Sum mers warf einen Blick auf ihre Uhr, streckte Harald die Hand hin und ries: «Goo·o bhe, Mr. Sperber. Auf Wie rierfehenl Kommen Sie doch zum five o’clock tea auf der Der-affe« Damit eilte sie die Stufen empor, und ihre Freundin folgte ihr, indem sie rief: »Die Erklärung folgt ein andermaU Es war auch für harald die höchste Zeit, zurückzukehren wenn er das Frühstück nicht versäumen wollte. Da her nahm er eine der vor dem Gast hof wartenden Droschten und fuhr in sein hotei. Jm Speisefaal fand er bereits die ganze Gesellschaft bei Ti sche. Er feste sich auf einen der leeren Plätze am untersten Ende der Tafel und ließ, ,rwartend, daß ihm der er ste Gang des Lunch fervirt werde, sein Auge über die zahlreichen Gäste in schweifen, die sich, schweigend, der r beit des Essens hingaben. Wieder. wie to oft schon auf der Reife, fiel es ihm cuf, daß doch die Menschen außeror dentlich unfchiin seien! Wie er so die Reihen entlang blickte, fand er unter allen diesen Gesichtern kaum eines, das ihn eingesprochen hätte. Und es waren doch lauter Landsleute, und zwar solche aus den wohlhabenden Kreisen, denn andere konnten einen Aufenthalt in diesem hotel laum erfchwingen. Ali seht die Kellner die Teller abnahmen, kam etwas Leben in die Gesellschaft Ein Gefurr von Stimmen erhob sich; hier und da entspann sich eine leise ge führte Unterhaltung zwischen Fami liegliedern oder Reisegenasfen Eine Gemeinsamkeit existirte nicht; die Leu te schienen sich untereinander nicht zu lennem Alle diese geheimräthltchen, tommerzienriithlichen und Uentieriers scheinungen, denen Beruf und her tunft von der Stirne zu lesen war, und die tm lieben Vaterlande ihn schon wenig angezogen —- hierher schienen sie — »Ah-« ihm zu passen wie die Faust aufs Zu ge! Und wie spieszbiirgerlich die Damen aussaheni Da sehlten wirklich nur noch Strickstrutnpf und Kaseetassei Junge. Mädchen waren sasi gar nicht da — eine jiidische Bankieretochter ausge nommen. Ein ossenbar hochzeiisreis sendes Paar verdroß ihn vollends. Die Leute sahen gar nicht übel aus aber wie plebejisch benahmen sie sich! Sie drückten sich die Hände, warfen sich verliebte Blicke zu und sliisterten mit einander, ohne aus ihre Nachbarn . zur Rechten und Linien irgend welche Rücksicht zu nehmen. Eben hatte harald seine wenig be friedigende Musterung beendet, als ein neuer Gast erschien und mit höf Gruße sich aus den leeren Platz neben ihm niederließ. «Es war ein herr von sehr stattlicher Gestalt, der, obgleich er über die erste Jugend hinaus war und durchaus keine regelmäßigen Züge be saß, doch siir ein-: aufsallend schöne Er scheinung gelten onnte. Sein mili tiirisch turz ges iitenes und in der Mitte gescheitelxes Haar, das sich aus der hohen Stirn widerspenstig ein we nig träuselte, umgab einen kleinen, aristolratisch schmalen Kons: der sehr gepslegte, ebenfalls in der Mitte ge theilt-e braune Bart, der in zwei lan gen Spitzen aus seine Brust hinabging, rahmte ein etwas bleiches Gesicht mit weichen Zügen ein« dem indeß eine sehr sange, sein gstschwungene Nase Cha rakter gab. Harald war, alt- habe er den Herrn schon irgendwo gesehen, doch tonnte er sich durchaus nicht erinnern, bei welcher Gelegenheit das gewesen, da er niemals bisher mit Qesterrei chern in Berührung gelommrn war. Ein solcher war der Herr, das hörte er aus« den wenian Worten, die dieser mit dem Kellner wechselte, und der allerbesten Gesellschaft, wahrscheinlich der hohen Aristotratie gehörte er an, das stand fest. Es war eine unnach ahmliche Vornehmheit in seiner Er scheinung und seinem Benehmen, die harald das angenehme Gefühl gab, unter seines Gleichen zu sein. J Da er der Jüngere war, hielt er es nicht siir schicklich, den Herrn. der schweigend sein Mahl verzehrte, anzu reden, und erhob sich oor diesem, der noch speiste, mit Ter übrigen Gesell schaft von der Tafel, usn im Garten den Kassee zu trinken. Hier saß er im Schatten eine-« Lorbeergebiische5, das s Fremdenbuch des Hotels studirend, als er plötzlich seinen Tischnachharn vor sich sah. Er sprang aus, zog einen Stuhl heran und bot ihn dem Fremden an. sFortsetzung folgt.) ---—- —-.-· Die seiest-ekle Samariterin-. Charles Rothschild in London be sitzt die größte Flohsarninluna Der Welt, die aus 10,0()0 oerschiedenen Exemplar-en bistehL Er hat jetzt sogar eine Erredition in die artiisclIen Ge genden gesandt, damit dort seltene Flöhe siir ihn gesammelt :ver:en. Der Capitiin und die Mannschast sollen 85000 erhalten« wenn sie ihm einen Floh oom arttisctzen Fuchse sichern. Dieser Fuchs ist sehr selten un: mird nirmale lehznd irr-sangen und da die Floh-: ihn sogleich verlassen, wenn er tro: ist, haben die tiihnen Forscher eine schwierige Ausgabe vor sech. Das-· oon Nothschild gecharterte Schiss ist der Walfischsänger ForgetsMeiJloi. Die Leute an seinem Bord hassen auch, den Floh reo Eishären, des Renn thiero, Estimchundee, des arttischen Schneehasen und oieler anderer selte nen Thiere zu sangen. Charles Rothschild und sein älterer Bruder Walter haben die grösste Pri oatsammlunsg der Welt von todten und lebenden Thieren. Während aber lter Rothschild das einzige Ge spann Zebrurh dae angeschirrt geht, und auch die größte Sammlung oon Schilotriiren hat, sammelt der jüngere Bruder außerordentlich kleine Thiere zu den großen Biersiißlern und Rep tilien seines Bruders. So lächerlich der Oel-ante, Flöhe zu sammeln, auch er- » scheinen ma-g, so ist er doch thatsiichlich von großem Werth sitr die Naturge schichte. Der Floh ist wahrscheinlich das weitestoerbreitete aller Insekten Jedeo Geschöpf mit warmem Blute hat seine besondere Art Flöhe. So giebt es einen Floh des Menschen, der bund-es und der Rahe, und leine die ser Arten vermischt sich ständig mit der anderen. Jedoch hatte bis seht Nie mand die erstaunliche Ausgabe unt-er nommen, eine Sammlung dieser that sächlich unendlichen Arten oon Flöhen anzulegen. Rothschild’i Sammlung steht unter der Leitung des Natursorschers Dr. Jordan, der einige Arten der Samm lung wie folgt beschreibt: »Die grösste bekannte Art ist der Maulwursssloh, der ein Fiinstel Zoll lang ist. Eine andere interessante Art ist der Floh des südanrerrtanischen Schopfhuhnö, der aus seinen Flügeln Klauen hat. Dies-er Floh sieht rote ein kleiner Hum Iner aus. Wir haben auch den Floh bei Strauß-es, Elephanten, Sperlings, Gurt-, Flsu pserdei, Zehn-, außer dem die sos rlen Ueberreste vieler prä historischer Flöhe, die aus der Erde ernnrhilpsten, ehe der Mensch lebte·« ie Flöhe sind sehr intelligent und stehen mit den Anrei en weit höher, als viele der geil ren hiere. Ihre Jnte igenz ist von Zeit zu Seit von den Mens benuht worden« die Flshe dressirt ben, um mit ihnen Vorstellungen zu geben-. Diese dressie - ...-—-· -—·-—·..-.--..·-,-..---«.-.- ..--.--»....4. -. , ten Flöhe konnten spielen. Iliiniaturk aemehre trugen. Spielzeugrenen aui dem Rücken tragen, Kutschen ziehen, wobei andere Flöhe als Kugsaier und Passagiere dienten, sechten und zahl reiche andere erstaunliche Kunststiiae aussiihrern Iest tritt nur noch ielien eine Truppe dreifirter Flöhe auf, denn im Allgeme· n sindet das Publikum wenig Geier-Man kuran. und die anf zuwendende Arbeit und Geduld ill Mkieitiich Frührr waren sollte Trup petx ishr häufig; es scheint, saß die Zeit dasiir vorüber ist. Die Muskel starle des Flohs ist im Verhältnis zu leiner Größe ehr bedeutend. Der ge kvökmlichk menschliche Floh iann vier Zkgmsl fss hoch. wie seine eigene Größe ist. springen. Vase und Insel-alt Ein Londoner Blatt erzählt folgen de schöne Geschichte vom Faßt-Winkel plsah: Ein Bulle, der am Sonnabend aus einer Wiese in Hanley in Staf sordshire graste, interessirte sich sehr silr eine Anzahl rothgelleideter Man ner. die aus dem benachbarten Feld Fußball spielten. Es war das ersie Mal, daß er das Spiel sali. und als er es durch den Zaun studirte, wollte er gern daran theilnehmen und den Ball schleudern und daraus trampeln, wie er es von den Spielern sah. Eine Zeit lang hielt ihn sexne natürliche Schüchtetnheit zurück. Aber die da hin eilenden rothen Jersehs und die gellenden Ruse der Zuschauer waren zu viel, als daß ein vollbliitiger Stier dm widerstehen konnte. Mit einem entzückten Gebrüll griff er den Zaun an, brach hindurch und zerriß die Ve tiihrungslinie der Atti-ten Zu seinem größten Erstaunen war seine Antunss ier-ch das Zeichen sür ein sofortiges Nachlassen der Thiitigs leit. Nach einem Sprung zu dem Ball stürzte sich der Bulle aus den nächsten Spieler in Rath, den er na türlich im Ver-dacht hatte, das; er den Ball ergrissen hätte. Der Mann kam jedoch als Erster zum Thor. Allmähs lich drang der Bulle in den Geist die ier angenehmen Unterhaltung ein und iaate die Geaner einieln und arunvens weis. Tie Spieler beim Maliviichter hatten sich inzwischen über eine Stein inauer zurückgezogen, und auch die Zuschauer hatten das Feld verlassen Ein Mann hatte von dem Visiten einen Fußtritt bekommen, legte aber leine Beschwerde wegen des Fehlballs ein« wahrscheinlich weil auch der Un parteiische das Feld geräumt hatte. Schließlich verschwanden alle Spieler bis auf zwei, einen Mann in roth und den Stier. Sie liefen einander nach um einen Baum herum, bis der Stier den Kopf wandte, um zu sehen, ob zu fällia einer der anderen iuriickaelorni men wäre; da rannte der Mann schnell zur Mauer und kletterte auch hinüber. Es war ein fchrnerzlicher Augenblick fiir den Brillen, als er bemerlte, daß auch fein letzter Fufiballfreund ihn verlassen hatte. Gewissenhaft zerbrach er die Flaggen der Beriihrunaslinie unid ging dann traurig auf feine Wei de zurück, fo das-, das Spiel ohne ihn wieder aufgenommen werden lonnte. Er alaubt noch, er hätte ein oder zwei Spiele glänzend gewinnen können. nenn die anderen Mitspieler nicht da oongelaufen wärt-n. - - — Loh der- Tabakspfeife. Ein prüchiiges Loblied aus die Ta bakspfeife hat in der französischen Kammer der Abg. Jounart gesungen, ein Mann aus Nordost-Frianlreich. Er sagte: »Jn unserer Gegend giebt es, wie in allen nordischen Gegenden« roo der Winter lang ift,Ge-vohnh.-i:er·, auf coelche :er Gesetiaeher Rücksicht neh men musi. Der Bauer unseres Lan des« der Arbei.er unserer Städte tennt die Cigaretlie nicht, sondern raucht sei ne Pfeife, die gute, große Pfeife. Mei nen Sie, man lönne eine solche Pfeife mit Tal-at stopfen, der 12,50 Fers. das Kilo losteti Die Leute müssen grobgefchniitenen Tahal haben. Ier billig ist, denn wir liinnen nicht sie Pfeife unterdrücken und die Eingrette In deren Stelle sehen. Die Pfeife pafit für unser Klima und unseren Charak ter. Wir haben im Norden lange Tage mit Schnee und Regen und unt fehlt die schöne Sonnenglurh des situ lichen Frankreich Wir stecken die Nase nicht zum Fenster hinan-, wenn der Sturmwind heult. Wir tönnen nicht das ganze Jahr aus der Haustreppe sitzen und mit den Nachbarn olaudern. sondern lange Monate hinourch mits sen wir unsere Musicstunden ain herbe verbringen. Da oenlen wir und rauchen. Die Pseife ist niiihin für uns, denn sie ist die treu-e Begleiterin unserer Gedanlen und unserer Me lancholie. Ein lieines Röllchen Ringe-— lchnittener Tal-at ist gut für die Süd läuten Für sie ift die Cigsarette nur nie Gelegenheit zu einer hübschen Geste, ein bischen Rauch in Bewegung und Sonne. Bei uns raucht man die Pfeife langsam, schmiaend nachdenk lich, liebevoll. Uns unsere liebe Pfeife wegnehmen, das, ist, wenn sie dein Araber sein Pferd nehmen wollten —- NO —- . Eine grauenrechtlerin erklärt, es sei tein rund vorhanden dafürI das eine Frau ihren Mann nicht ernähren solle-»wenn er würdig sei. « a, aber es wäre doch unlIr jeder rde, sich von der Frau lhernklfozn zu lassen Der Kluge hol so viel zu denke-, dass er nicht zum Sprechen, der Um4 so viel zu sprechen, daß er nicht wan Denken kommt. «