Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 09, 1903, Sonntags-Blatt, Image 12

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Roman aus der Gegenwart von Katharina Zit!elmann.
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((1. FortsetzungJ
»Sie waren verlth durch das Be
nehmen des Sennor Salinas,« de
gann der, eine Zigarette aus dem Etui
nehmend. das er zuoor Harald ange
boten hatte. »Der Tobak ist gut,
nicht wahr? Darauf verstehen sich Die
Herren Türken. Ja, Sie bürer nicht
den Maßstab Ihrer Gesellschaftskreise
an Salinas legen!'« fuhr er fort· »Der
Mann- hat ein tolles Abenteurerleben
hinter fech, hat fich aus dem Nichts
empor-gearbeitet, ift ein aanzer Kerl,
glauben Sie mir, trotz feiner Roms-y
inanierern Umsonst verdient man
seine Millionen nich-t. Uno was osas
Beste an ihm ist: er weiß, wag ihm
fehlt, hat Ehrfurcht vor der Bildung.
Sehen Sie nur, welche Erziehung er
seinen Kindern giebt! Da ift ihm tei
ne Ausgabe zu groß. Sie sollen mehr,
Besseres werden als er, das ist sein
Trauun«
»Hm,« erwiderte Damit-, »die uns
persschiimte Prahlerei Dieses Yantees
ist widerwiirtig.«
»Für mich nur ein wenig lächer
lich,« fiel Braun ein« »Er renoinmirt
mit dem Erwerb feiner Millionen,
steil er nichts Besseres hat, womit er
renommiren könnte und doch fühlt,
da es solches in der Welt giebt.
rald schwieg überrascht durch
das milbe und doch freie Urtheil. »Sie
scheinen ja eine sehr bevorzugte Stel
kung in der Familie einzunehmen,«
sagte er dann.
Allerdings —- fiihle mich auch Iebr
tschi in derselben. Jchi lerne Welt
nnd Mensch-en tennen.«
»Ganz-ten ——— das iit jedenfalls ein
Gewinn. Uebrigens machen ja Frau
Zusinas und die Kinder einen sehr
Mustsigen Eindruck.«
»Sie ist eine vortreffliche Frau,'·
rief der Andere, »und Miß Mary
ahint ihr nach.«
Haralo hu) lächelnd »den Finger.
»Nun, herr Braun, wird Das nith
gefährlich?«
Tib- msnk Isi- mirb oder für Mij
Mary?« gab der ruhia zurück.
»Für Sie Beide!«
»Daß ich ein Thor wäre!« entgea
nete Braun Und was Miß Marv
anbetrifft, —- Sie lenken wohl die
Amerikanerinnen nicht?«
Am nächsten Vormittag machte Ha:
rald die übliche Rundfahrt durch
Abexandria, von der er recht enttäufch:
zurückkehrte Weder feine historiichen
Kenntnisse, noch fein Interesse reich
ten aus, ihm die große Vergangenheit
der einftigen Weltstadt lebendig zu
machen, und gegenwärtig erschien ihm
das ürmliche Rest nur für den Handel
von Bedeutung. So fuhr er denn
mit dem Nachmittagszuge und nach
Etlegung unzähliger »Bactfchich« an
die Hotelbedienfteten nach Kairo, roo
er nach beinahe oierftündiger Reife
Abends ankam und im »Hotel ou Ril«
Wohnuna nahm.
Als er am nächsten Morgen aus der
Thür seines Zimmer-g trat, befand er
sich auf einer Terrasse, von der er in
einen herrlichen Garten binabblickte
Eine schlanke Palme stieg terzengrade
hoch in die Lüfte empor, ihr grünes
Gefieder der Sonne entgegenftreckend,
während unter niedrigen Schatten
spendenden Gebüschen große seltsame
Wunderblumen, die er nie gesehen,
blühten.
Schlinggetoächfe mit üppigem blau
rothen Blüthen kletterten an den zier
lichen holzfiiulen, welche die Terrasse
trugen, hinauf und umkleideten die
Mauern des Hauptgebäuoes, das mit
dem Gartenhaufe durch einen niedri
gen Seitenfliigel verbunden war.
Droben vom Dache aber hob sich ein
Aussichtsthurm hoch in den tiefblauen
Himmel hinein. haran war es, als
träume er noch. Der frisch-sie Früh
lings-sorgen schien die Erde mit allem
Zauber, der ihm zu Gebote stand, zu
schmücken — und doch war’s Mitte
M, und daheim lag die Welt in
begraben. Er ftieg die Holz
treppe in den Garten hinab, setzte sich
in einen der bequemen Armftiihle und
erhob sich gleich wieder um die nach
M Garten offenen eleganten Gesell
s« schafw und Leseriiume zu betrachten,
die den Seitenfliigel des Hauer ein
tahmen. hier war er wirklich im Ori
ent! Niedrige Dioani, grelle, bunt be
Hätte Lords-ge und Decken echt tür
M Tepptche auf Boden und Wän
, zierliche holzarbeiten und Ge
ftes empfingen ihn und ent
» fein fin Luxus und Pracht
WHAT-es seutiith Und als er
ms dem er seftiihftiickt, in die
" - Este dein Hotel hinan-strich
Held-aber mit ihren Thie
, , und Führer und
« It Mai-en gerieth er
its M Wssnz die ihn ge
newon
der Hauptgeschäftsstraße Kairos. Er
wollte sich selbst nach dem Plane zu
iechtsinden Doch fiirs Erste lam er
nicht weit, denn das unendlich bewegte
Volksleben, das mit dem oorschreiten
den Morgen von Minute zu Minute
wachsende Gewühl, die wundervolle
Stasfage von Moscheen, Minaretten.
sgeschnitzten Crtern und Ballonen fes
selten ihnsosehr und boten seinen
Augen eine solche Fülle immer wech
selnder herrlicher Bilder, daß er sich
nicht davon trennen konnte. Die langen
Züge von beladenen, würdeooll zwi
schen Wagen, Eseln und Menschen da
hinschreitenden Kameelen, die bunten,
prächtig gelteideten, den quipagen
voraneilenden Sass, die Ver aufer mit
ihren mannigfaltigen Waaren, die
Wassertriiger, die aus ihren Ziegen
schläuchen slache Becher süllten und den
Vorübereilenden darreichtem die nach
der Straße offenen Laden und Wert
siiitten, in denen man die fremdartig
sten bunten Gestalten sitzen, liegen,
lauern und arbeiten sah, die Weiber
mit den Kindern aus der Schulter, die
in ihrer Vermummung Fledermausen
ähnlich waren, nnd die wie Schatten
in dem lichten Gemiilde wirkten — das
war ja Alles so neu, so Unendlich mo
lerisch interessant und schön, daß Zeit
razu gehörte, es zu betrachten. Endlich
war Harald aber doch in die Nur neuve
aelangt und trat nun, dem Menschen
sirom folgend, in die enge Bazargasse
ein, als er vor sich, wenige Schritte
entfernt, die schöne Engländerin er
blickte, aus dem Rücken eines Esels sich
durch das Gewühl winkend. Er folgte
ihr, so schnell stä- :ie Menschenmassen
erlaubten, und kam gerade recht, ihr
aus dem Sattel zu helfen. Da er be
merkte, daß sie suchend nach einem
Prellstein umschaute, hielt er die Hand
hin, damit sie oen Fuß daraus setze.
Eie nahm ohne Wen-us seine Unter
istitzung an: er fühlte einen Augenblick
den zierlichen Stiesei in seiner Linien:
gleich Darauf aber drückte er mit der
Rechten die Hand der jungen Dame,
die diese ihm mi: erfreutem Lächeln
entgegenstreckte »Das war aber l«e
benswürdig, mein Herr. Wollen Sie
so gütig sein, auch meiner Freundin
zu helfen?« rief sie.
Nun erst bemerkte er die zweite Da
me, die soeöen herangeritten kam. Er
überzeugte sich mit Vergnügen, daß
auch sie ziemlich jung und hübsch sei,
eine anmuthige kleine Person, gut ge
wachsen und gekleidet, der er sogleich
ansah, daß sie das Reiien oerstiinde
und sich zum Husaren eignen würde.
Indessen sprang sie gieichtsiißig ab,
kaum die Hand berührend, die er ihr
lot, und ries: »Dante He rr von Sper
er!«
»Aber, woher wissen Sie —« stam
melte er überrascht.
»O, rie Wkit ist rund!« antwortete
sie lach- no. »Daß Sie mich nicht er
kennen, zeigt nur, wie — beschäftigt-.
Sie damals waren.«
Jiire pokn:ir:e und absichtliche Ne
derreise berührte ihn unangenehm, und
doch wehte es ihn daraus an wie hei
mathiiche Luft —- Berliner Luft, füg
lxch konnte er ja Berlin auch seine Hei
inath nennen.
» »Ich muß Sie wirklich bitten, mei
» ne Gniidigste, mir zu erklären —'
- »Meine Freundin traf Sie in einer
Gesellschaft bei den KriegsministerN
mischte sich die Engländerin ein. »Aber
wir oersprren das Weg-Luni wol-»
len Sie die Donleys zahlen? Der Ba- .
ron wird uns gewiß nach hause besl
·7ei: en.'·
Er versengte sich zustimmend und
schaute en: zückt das schöne Menschen-I
ksild an, das sich chso zutraulich als sei i
er ein alter Bekannten unter seineni
Schutz stellte. Jhre blauen, siernkla-»
ten Augen suchten die seinen — —- —(
ei wallte heiß in ihm empor. Nuri
mühsam fand er die Worte wieder.?
« »Sie sprechen so gut deutsch,« sagtez
er, um nur etwas zu sagen, »das
findet man selten bei Englanderimi
nen.'«
»Das macht, weil ich eine Schwester J
an einen deutschen Offizier ver-»
rathet habe," entgegnete sie. »Bei der
war ich viel zu Besuch, und daher
kenne ich auch Fräulein von Umsat-.
te1.«
i «haben Sie ihm doch meinen Ra
i men verrathen, Daisyk Er sollte selbst
darauf iommen,« rief die Andere»
,Doch nun will ich Sie erft regelrecht
vorstellen: here von Spetser — Frei
herr, nicht wahr? —- Mri. Summen,
gebotene Elend-mer« Tochter des Lord
skeudotver und der Lady Juliet Elen
des-en M of hat-end «
Sie sites das aber sut anwen
geiernt,« bemerkte Mei. Sum
gis-I seit gut-Rissen- spott. »Aber
TM hab- Cis here Baron? Ist Ih
seien M vol-W
II der That, ihr war nicht mil.
Cr merkte soeben, daß die Folgen der
schweren Krankheit doch noch nicht
völlig überwunden seien. Die Nach
richt, daß die schöne Engländerin der
heirathet sei, hatte ihn seine Nerven
wieder fiihlen lassen.
»Nichts von Belang«, entgegnete er.
»bin noch ein wenig angegriffen nach
einem bösen Typhus, bei dem ich mir
das Sterben anprobirt habe. Wollen
wir nicht weitergehen?'
Er sprach in einem kühlen trockenen
Tone, der start von dem warmen
Klange abstach, den seine Stimme bis
her besessen.
»Von man!" sagte Mrs. Summerg
mitleidig, während die kleinen grauen
Augen des Fräuleins von Umfattel sich
forschend auf ihn hefteten.
Sie traten in die Gassen ein, wel
che an den Teppichbazaren entlang
führen, und durchwundertem hinter
einander schreitend —- denn um zu
Zweien oder Dreien nebeneinander zu
gehen, waren die Gassen viel zu eng
— denBazar der Schuhmacher, in
dem Tausende von rothen und geiben
Saffianschuhen wie sie im Orient ge
bräuchlich sind, hingen, dann den Ba
zar der Gewürzträmer, den ein durch
dringender Geruch weithin ankündig
te, und irr dem neben den in hohen
Tonnen aufgeschichten Nellen, dem
Zimmt, Pfeffer und unzähligen an
deren Gewürzen alle Wohlgeriiche des
Orientf feigehalten wurden. Von
allen Seiten angerufen, von den rnit
gekreuzten Beinen in den Buden sitzen
den händlern, ließen sich die Damen
zu Eintiiusen verleiten, und Harald
stand ihnen bei, erwarb sogar felbst
ein Flacon rnit Nosenöl und bereicher
te sein-: Kenntnisse, indem er Ambra
und andere fremdartigen Essenzen un
terscheiden lernte. Als nun aber die
Drei in die eigentlichen Fremdenbaza
re geriethen, wo Alles, was das Herz
europiiiischer Reisenden erfreuen kann,
und was das Morgenland an reizen
; den Waaren hervorbringt, ausgesta
velt war, da hatte die Wanderung ihr
Ende erreicht, denn die Damen gerie
then aus einem Entzücken in das an
:ere. Vor jeden Auslagetisch ward
Halt gemacht; hier gab es Stoffe und
Gewebe von selrener Schönheit, dort
Straußenfedern, biers Schxnuclsachen
aller Art, dort oie mächtigen Got:
stickereien der Harernsdamen Zu bei
wundern. Während die Freundinnen
sich von den letzteren gar nicht trennen
konnten, ging Damit-, etwas unge
duldig und gelangweilt durch deren
seiner Meinung nach etwas zu weit
gehenden Enthusiasmus iiber diese
Puhartiteh einer Bude zu, wo er eole
Damasrener Klingen und türtische
Waffen fand; daneben hielten braune
Nubier und schwarze Abessinier, in de
ren wild-en Haarschöpfen Pfeile staten,
und oie Ringe in den Ohren und Na
sen trugen, ihre Waaren feil: Kett-en
und Behänge, Musikinstrumente und
;Fiechtw:rt. Hier staute die Menge
« der Reisenden, die jetzt die Gänge fiill
s:en una einen interessanten Kontrast
zu den »milden Männern« bilde:en,
und man konnte kaum noch weiter.
Englänoer, von deren Hut ein weißes
Tuch zum Schutz gegen oen Sonnen
brand herabhing, biloeten die Mehr
zahl; doch auch deutsche und französi
sche Laute erklangen um Sperber her
um, der oem Treiben, an eine Ecke ge
!«.hnt, zuschaute und sich an den grellen
Sonnenlichtern freute, oie in die über
deckten, dämmernden Gänge fielen.
Neben ihm begann der Bazar der
Metallwaaren, und er sah einem Ar
beiter zu, der eifrig am Werte war,
oorgezeichnete Koranspriiche auf eine
der großen runden Messingplaiten zu
.«tzen, die auf holzgestelle gesetzt, vor
den niedrigen Dir-ans die Rolle von
Tisch-en zu spielen haben. Mit einem
spihem scharfen Jnsirument hämmer
trn und rihten dort eine ganze Reihe
von junaen Männern äußerst schnell
und geschickt all diese reizender Becher,
Schalen und Kannen zurecht, dte auch
m Teuischtand schon so große Ber
hreitung gefunden haben.
Endlich aber wurde Darald des
Wart-ens- iiderdriissig. Welch’ einen
Grund hatte er denn eigentlich, eine
Stunde fiir diese Englönoerin zu
verlieren, die doch-sehr totett war
So trat er auf die Bude su, an der sie
noch immer handelte uno erklärte, daß
er fürchte, sie kämen-zum Lunch zu
spät, wenn sie jetzt nicht austitschen
Zehn Minuten später hatten sie sich
dann wirklich, überglücklich iiber die er
kiandselten Stickereien, losgerissen, und
Sperber führte sie, ihnen ovranschreis
tend. sicher durch das erirr der Gön
ae der Rue neuoe zu und durch die
Muiti und ein paar angrenzenae breite
Straßen des eurer-Zischen Viertels nach
Shepheard’i hoteh wo die Damen
wohnten. Sie hervunderten ihn außer
ordentlich wegen seiner Jähigleih sich
zurecht Zu finden, und als er nun auf
geräumigeren Wegen zwischen ihnen
schritt, wäre er beinahe wieder dein
Zauber von Messurnmerk Liebend
J mittdiateit erlegen.— Doch et wappnete
sich ak- ehelicher Deutscher« gegen die
verschont-fide Ochs-se und unterhielt
, sich intt Fräulein von Umsatteh deren
Ists-sen es wohl kannte, wenn er auch
ihre Meer Wein-neu vergessen
- hats
.Jch saß freilich nur an Jhrer lin
ken Seite beim Sande-Z erzählte siel
ihm. ein wenig neross lachend. »Seit-is
hatten Sie die Frau von Arninh die
hübsche Wittwe, die nachher den langen
Soden von den Gardiedragonern hei
rathete; der machten Sie aus Leibes
triiften die Cour —- und übersahen —s
mich-«
»Ich bitte tausend Mal um Ent
schuldigung, gnädigstes Fräulein,"
entgegnete er. »Da sieeine Wittwe
war, miissen Sie mit schon verzeihen.
Sie kennen ja unsere Schwäche! Schö
ne Wittwen sind fiir uns ein gefähr
iicher Artilel!"
Was hatte er denn da gesagt, das
die Heiterkeit seiner Begleiterinnen
herauf-fordern konnte? Fräulein von
Umsattel lachte ihm lustig ins Ge
sicht, während es links neben ihm in
den süßesten Vogellauten zwitfcherte,
und erst als er Mrs. Summers’ Wan
gen von Rosenroth überderkt sah, ging
ibm ein Licht auf. Zugleich aber durch
zuckte ihn eine so helle Freude, daß er
in das Gelächter einstimmte, indem er
ries: «Jch hatte wirklich keine Ahnung,
Mrs. Summers, — ich hielt Sie siir
verheirathet."
«G1auben Sie, daß ich ohne mein
Gemahl in die Welt herumziehen wür
de, Mr. Sperber?« fragte sie treuher
zig« den Sion ein wenig auf die Seite
neigend und einen kleinen Seufzer
ausstoßend. Auch versuchte sie offen
bar, ihrem Lächeln einen schwerrniithi
gen Ausdruck zu geben. Doch das ge
lang ibr nicht recht; die Augen ließen
es nicht zu.
»Ich dachte, —- ich glaubte ——" stot
terte er, und es entging ihr nicht, daß
seine Stimme den harten Ton von
vorher verloren hatte.
»Oh, my wor, dear busband is
:ead," entgegnete sie, »seit drei Jah
ren schon, und ich sühl’ mich so nutz
los in der Welt, so langweilig, daß
ich reisen muß, um mich zu zer
streuen-«
Er hätte ein herzloser Barbar sein
-.-..k!«
illusI'-·li, Alls Utah YIOAITLU ou clllpsut ·
ren —— mit dem »voor dear husband«, s
:ern nicht mehr im Lich: dieser Augen
zu wandeln vergönnt war. Außerdem
fühlte er sich sehr geneigt, zur Zer
ftreuuna der reizenden Witton dass
Zeinige beizutragen
»Und Zie. mein gniiriaek Fräulein.
haben die gleiche löblich-e Absicht?«.
wandte er sich an Fräulein von Ums «
sattel. »Ich bewundere Ihren Muth!
Man ist es bei deutschen jungen Da
men nicht gewöhnt, sie ohne männliche
Begleizung auf Reisen zu fehen.«
»Und Sie finden das sehr aben
teuerlich und emanzipirt, sagen Sie’s
nur ruhig,« fiel sie ihm ins- Wort.
»Was wollen Sie? Da ich mich bis
jetzt noch nicht unter das Ehejoch ge
beugt habe, benutze ich meine Freiheit«
um mir die Welt einmal von der mu
hammedanischen Seite anzusehen. Ich
habe eine Vorliebe für die herren
Itirlen!«
Mes. Jammers ließ ein lachendest
»Aber Kuni!« vernehmen.
»Der vorzügliche Tabak, den sie
tauchen, kann doch nicht der Grund
fein?« meinte er.
»Auch den würdige ich vollkommen,
doch ist es vor Allem die Vielweiberei,
die ich fchötze.«
Sie waren vor Shevheard’5 Hotel
angelangt, und Haralo wollte eben
lachend auf Fräulein von Umsattel’S
Worte erwidern, als die Glocke im
Flur zu läuten begann.Mr"-. Sum
mers warf einen Blick auf ihre Uhr,
streckte Harald die Hand hin und ries:
«Goo·o bhe, Mr. Sperber. Auf Wie
rierfehenl Kommen Sie doch zum five
o’clock tea auf der Der-affe« Damit
eilte sie die Stufen empor, und ihre
Freundin folgte ihr, indem sie rief:
»Die Erklärung folgt ein andermaU
Es war auch für harald die höchste
Zeit, zurückzukehren wenn er das
Frühstück nicht versäumen wollte. Da
her nahm er eine der vor dem Gast
hof wartenden Droschten und fuhr in
sein hotei. Jm Speisefaal fand er
bereits die ganze Gesellschaft bei Ti
sche. Er feste sich auf einen der leeren
Plätze am untersten Ende der Tafel
und ließ, ,rwartend, daß ihm der er
ste Gang des Lunch fervirt werde, sein
Auge über die zahlreichen Gäste in
schweifen, die sich, schweigend, der r
beit des Essens hingaben. Wieder. wie
to oft schon auf der Reife, fiel es ihm
cuf, daß doch die Menschen außeror
dentlich unfchiin seien! Wie er so die
Reihen entlang blickte, fand er unter
allen diesen Gesichtern kaum eines, das
ihn eingesprochen hätte. Und es waren
doch lauter Landsleute, und zwar
solche aus den wohlhabenden Kreisen,
denn andere konnten einen Aufenthalt
in diesem hotel laum erfchwingen. Ali
seht die Kellner die Teller abnahmen,
kam etwas Leben in die Gesellschaft
Ein Gefurr von Stimmen erhob sich;
hier und da entspann sich eine leise ge
führte Unterhaltung zwischen Fami
liegliedern oder Reisegenasfen Eine
Gemeinsamkeit existirte nicht; die Leu
te schienen sich untereinander nicht zu
lennem Alle diese geheimräthltchen,
tommerzienriithlichen und Uentieriers
scheinungen, denen Beruf und her
tunft von der Stirne zu lesen war,
und die tm lieben Vaterlande ihn schon
wenig angezogen —- hierher schienen sie
—
»Ah-«
ihm zu passen wie die Faust aufs Zu
ge! Und wie spieszbiirgerlich die Damen
aussaheni Da sehlten wirklich nur noch
Strickstrutnpf und Kaseetassei Junge.
Mädchen waren sasi gar nicht da —
eine jiidische Bankieretochter ausge
nommen. Ein ossenbar hochzeiisreis
sendes Paar verdroß ihn vollends.
Die Leute sahen gar nicht übel aus
aber wie plebejisch benahmen sie sich!
Sie drückten sich die Hände, warfen
sich verliebte Blicke zu und sliisterten
mit einander, ohne aus ihre Nachbarn .
zur Rechten und Linien irgend welche
Rücksicht zu nehmen.
Eben hatte harald seine wenig be
friedigende Musterung beendet, als
ein neuer Gast erschien und mit höf
Gruße sich aus den leeren Platz neben
ihm niederließ. «Es war ein herr von
sehr stattlicher Gestalt, der, obgleich er
über die erste Jugend hinaus war und
durchaus keine regelmäßigen Züge be
saß, doch siir ein-: aufsallend schöne Er
scheinung gelten onnte. Sein mili
tiirisch turz ges iitenes und in der
Mitte gescheitelxes Haar, das sich aus
der hohen Stirn widerspenstig ein we
nig träuselte, umgab einen kleinen,
aristolratisch schmalen Kons: der sehr
gepslegte, ebenfalls in der Mitte ge
theilt-e braune Bart, der in zwei lan
gen Spitzen aus seine Brust hinabging,
rahmte ein etwas bleiches Gesicht mit
weichen Zügen ein« dem indeß eine sehr
sange, sein gstschwungene Nase Cha
rakter gab. Harald war, alt- habe er
den Herrn schon irgendwo gesehen, doch
tonnte er sich durchaus nicht erinnern,
bei welcher Gelegenheit das gewesen,
da er niemals bisher mit Qesterrei
chern in Berührung gelommrn war.
Ein solcher war der Herr, das hörte
er aus« den wenian Worten, die dieser
mit dem Kellner wechselte, und der
allerbesten Gesellschaft, wahrscheinlich
der hohen Aristotratie gehörte er an,
das stand fest. Es war eine unnach
ahmliche Vornehmheit in seiner Er
scheinung und seinem Benehmen, die
harald das angenehme Gefühl gab,
unter seines Gleichen zu sein.
J
Da er der Jüngere war, hielt er es
nicht siir schicklich, den Herrn. der
schweigend sein Mahl verzehrte, anzu
reden, und erhob sich oor diesem, der
noch speiste, mit Ter übrigen Gesell
schaft von der Tafel, usn im Garten
den Kassee zu trinken. Hier saß er im
Schatten eine-« Lorbeergebiische5, das s
Fremdenbuch des Hotels studirend, als
er plötzlich seinen Tischnachharn vor
sich sah. Er sprang aus, zog einen
Stuhl heran und bot ihn dem Fremden
an.
sFortsetzung folgt.)
---—- —-.-·
Die seiest-ekle Samariterin-.
Charles Rothschild in London be
sitzt die größte Flohsarninluna Der
Welt, die aus 10,0()0 oerschiedenen
Exemplar-en bistehL Er hat jetzt sogar
eine Erredition in die artiisclIen Ge
genden gesandt, damit dort seltene
Flöhe siir ihn gesammelt :ver:en. Der
Capitiin und die Mannschast sollen
85000 erhalten« wenn sie ihm einen
Floh oom arttisctzen Fuchse sichern.
Dieser Fuchs ist sehr selten un: mird
nirmale lehznd irr-sangen und da die
Floh-: ihn sogleich verlassen, wenn er
tro: ist, haben die tiihnen Forscher
eine schwierige Ausgabe vor sech. Das-·
oon Nothschild gecharterte Schiss ist
der Walfischsänger ForgetsMeiJloi.
Die Leute an seinem Bord hassen auch,
den Floh reo Eishären, des Renn
thiero, Estimchundee, des arttischen
Schneehasen und oieler anderer selte
nen Thiere zu sangen.
Charles Rothschild und sein älterer
Bruder Walter haben die grösste Pri
oatsammlunsg der Welt von todten
und lebenden Thieren. Während aber
lter Rothschild das einzige Ge
spann Zebrurh dae angeschirrt geht,
und auch die größte Sammlung oon
Schilotriiren hat, sammelt der jüngere
Bruder außerordentlich kleine Thiere
zu den großen Biersiißlern und Rep
tilien seines Bruders. So lächerlich der
Oel-ante, Flöhe zu sammeln, auch er- »
scheinen ma-g, so ist er doch thatsiichlich
von großem Werth sitr die Naturge
schichte. Der Floh ist wahrscheinlich
das weitestoerbreitete aller Insekten
Jedeo Geschöpf mit warmem Blute
hat seine besondere Art Flöhe. So
giebt es einen Floh des Menschen, der
bund-es und der Rahe, und leine die
ser Arten vermischt sich ständig mit der
anderen. Jedoch hatte bis seht Nie
mand die erstaunliche Ausgabe unt-er
nommen, eine Sammlung dieser that
sächlich unendlichen Arten oon Flöhen
anzulegen.
Rothschild’i Sammlung steht unter
der Leitung des Natursorschers Dr.
Jordan, der einige Arten der Samm
lung wie folgt beschreibt: »Die grösste
bekannte Art ist der Maulwursssloh,
der ein Fiinstel Zoll lang ist. Eine
andere interessante Art ist der Floh
des südanrerrtanischen Schopfhuhnö,
der aus seinen Flügeln Klauen hat.
Dies-er Floh sieht rote ein kleiner Hum
Iner aus. Wir haben auch den Floh
bei Strauß-es, Elephanten, Sperlings,
Gurt-, Flsu pserdei, Zehn-, außer
dem die sos rlen Ueberreste vieler prä
historischer Flöhe, die aus der Erde
ernnrhilpsten, ehe der Mensch lebte·«
ie Flöhe sind sehr intelligent und
stehen mit den Anrei en weit höher, als
viele der geil ren hiere.
Ihre Jnte igenz ist von Zeit zu Seit
von den Mens benuht worden« die
Flshe dressirt ben, um mit ihnen
Vorstellungen zu geben-. Diese dressie
-
...-—-·
-—·-—·..-.--..·-,-..---«.-.- ..--.--»....4. -. ,
ten Flöhe konnten spielen. Iliiniaturk
aemehre trugen. Spielzeugrenen aui
dem Rücken tragen, Kutschen ziehen,
wobei andere Flöhe als Kugsaier und
Passagiere dienten, sechten und zahl
reiche andere erstaunliche Kunststiiae
aussiihrern Iest tritt nur noch ielien
eine Truppe dreifirter Flöhe auf, denn
im Allgeme· n sindet das Publikum
wenig Geier-Man kuran. und die anf
zuwendende Arbeit und Geduld ill
Mkieitiich Frührr waren sollte Trup
petx ishr häufig; es scheint, saß die
Zeit dasiir vorüber ist. Die Muskel
starle des Flohs ist im Verhältnis zu
leiner Größe ehr bedeutend. Der ge
kvökmlichk menschliche Floh iann vier
Zkgmsl fss hoch. wie seine eigene Größe
ist. springen.
Vase und Insel-alt
Ein Londoner Blatt erzählt folgen
de schöne Geschichte vom Faßt-Winkel
plsah: Ein Bulle, der am Sonnabend
aus einer Wiese in Hanley in Staf
sordshire graste, interessirte sich sehr
silr eine Anzahl rothgelleideter Man
ner. die aus dem benachbarten Feld
Fußball spielten. Es war das ersie
Mal, daß er das Spiel sali. und als
er es durch den Zaun studirte, wollte
er gern daran theilnehmen und den
Ball schleudern und daraus trampeln,
wie er es von den Spielern sah. Eine
Zeit lang hielt ihn sexne natürliche
Schüchtetnheit zurück. Aber die da
hin eilenden rothen Jersehs und die
gellenden Ruse der Zuschauer waren
zu viel, als daß ein vollbliitiger Stier
dm widerstehen konnte. Mit einem
entzückten Gebrüll griff er den Zaun
an, brach hindurch und zerriß die Ve
tiihrungslinie der Atti-ten
Zu seinem größten Erstaunen war
seine Antunss ier-ch das Zeichen sür
ein sofortiges Nachlassen der Thiitigs
leit. Nach einem Sprung zu dem
Ball stürzte sich der Bulle aus den
nächsten Spieler in Rath, den er na
türlich im Ver-dacht hatte, das; er den
Ball ergrissen hätte. Der Mann kam
jedoch als Erster zum Thor. Allmähs
lich drang der Bulle in den Geist die
ier angenehmen Unterhaltung ein und
iaate die Geaner einieln und arunvens
weis. Tie Spieler beim Maliviichter
hatten sich inzwischen über eine Stein
inauer zurückgezogen, und auch die
Zuschauer hatten das Feld verlassen
Ein Mann hatte von dem Visiten
einen Fußtritt bekommen, legte aber
leine Beschwerde wegen des Fehlballs
ein« wahrscheinlich weil auch der Un
parteiische das Feld geräumt hatte.
Schließlich verschwanden alle Spieler
bis auf zwei, einen Mann in roth und
den Stier. Sie liefen einander nach
um einen Baum herum, bis der Stier
den Kopf wandte, um zu sehen, ob zu
fällia einer der anderen iuriickaelorni
men wäre; da rannte der Mann schnell
zur Mauer und kletterte auch hinüber.
Es war ein fchrnerzlicher Augenblick
fiir den Brillen, als er bemerlte, daß
auch fein letzter Fufiballfreund ihn
verlassen hatte. Gewissenhaft zerbrach
er die Flaggen der Beriihrunaslinie
unid ging dann traurig auf feine Wei
de zurück, fo das-, das Spiel ohne ihn
wieder aufgenommen werden lonnte.
Er alaubt noch, er hätte ein oder zwei
Spiele glänzend gewinnen können.
nenn die anderen Mitspieler nicht da
oongelaufen wärt-n. -
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Loh der- Tabakspfeife.
Ein prüchiiges Loblied aus die Ta
bakspfeife hat in der französischen
Kammer der Abg. Jounart gesungen,
ein Mann aus Nordost-Frianlreich. Er
sagte: »Jn unserer Gegend giebt es,
wie in allen nordischen Gegenden« roo
der Winter lang ift,Ge-vohnh.-i:er·, auf
coelche :er Gesetiaeher Rücksicht neh
men musi. Der Bauer unseres Lan
des« der Arbei.er unserer Städte tennt
die Cigaretlie nicht, sondern raucht sei
ne Pfeife, die gute, große Pfeife. Mei
nen Sie, man lönne eine solche Pfeife
mit Tal-at stopfen, der 12,50 Fers.
das Kilo losteti Die Leute müssen
grobgefchniitenen Tahal haben. Ier
billig ist, denn wir liinnen nicht sie
Pfeife unterdrücken und die Eingrette
In deren Stelle sehen. Die Pfeife pafit
für unser Klima und unseren Charak
ter. Wir haben im Norden lange
Tage mit Schnee und Regen und unt
fehlt die schöne Sonnenglurh des situ
lichen Frankreich Wir stecken die Nase
nicht zum Fenster hinan-, wenn der
Sturmwind heult. Wir tönnen nicht
das ganze Jahr aus der Haustreppe
sitzen und mit den Nachbarn olaudern.
sondern lange Monate hinourch mits
sen wir unsere Musicstunden ain
herbe verbringen. Da oenlen wir und
rauchen. Die Pseife ist niiihin für
uns, denn sie ist die treu-e Begleiterin
unserer Gedanlen und unserer Me
lancholie. Ein lieines Röllchen Ringe-—
lchnittener Tal-at ist gut für die Süd
läuten Für sie ift die Cigsarette nur
nie Gelegenheit zu einer hübschen
Geste, ein bischen Rauch in Bewegung
und Sonne. Bei uns raucht man die
Pfeife langsam, schmiaend nachdenk
lich, liebevoll. Uns unsere liebe Pfeife
wegnehmen, das, ist, wenn sie dein
Araber sein Pferd nehmen wollten
—- NO —- .
Eine grauenrechtlerin erklärt, es
sei tein rund vorhanden dafürI das
eine Frau ihren Mann nicht ernähren
solle-»wenn er würdig sei. « a, aber
es wäre doch unlIr jeder rde, sich
von der Frau lhernklfozn zu lassen
Der Kluge hol so viel zu denke-,
dass er nicht zum Sprechen, der Um4
so viel zu sprechen, daß er nicht wan
Denken kommt. «