Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 02, 1903, Sonntags-Blatt, Image 16

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    - .
Syloefterbetrachtungen
M Nitsch Esa. ist in weiheoollesp
Stimmung und interessikt sich für
die mooalische Besserung sei
net Mitmenschen.
Miste- Editekk
Ich an ja gar nie, Jch knieen blos.
Ists met so denkt, Mister Epim:
Idee sollt es merklich nit denke, wie die
Mk Urgeist Jeg is schun wieder e
M vun dem agebrochene Jahrhun
Iekt dahin!
CI gebt Men
sche. Mist-et Evi
ket. wo grad so
in de Tag enei
sei-, mitaus sich
was zu denke un
wo blos ihr G
dante an, mit
Respekt sie sags
Ircse und Sause
batvtve un kei
smbischen sok
was höheres un
iesi poetische Ge
danke un kei re
lioscheß Fielings
an bei gar nir un
san-seist aach nir.
Jetz, Mist-er Edi
see ohne Mich
lobe ze wolle, — «
da sein Jsch doch annekschL For Jn
stenz zum Beispiel der Fahnswechseh
New Years, Snloester oder so was, des
regt Mich Immer Fu ernst-e Gedanke
un aute Betrachtunqu .1n.
Desweg: hen Jch ehe beim Tscballi
in des shinnierstubche zernckgetoge, wo
wie als, wann e-:— e Bißl: um hohes
Limsit geht, Unser steinoticheg Gämchc
mache. Da sey Jch ietzt ganz alleenig
bei eme Buttelche oum extra gute Mo
sel In es ü«.o.vertimmt Mich in Mei
ner Einsamkeit so e anoachtss un wei
hevolle Stimmung un Ich fühl es out
lich bei jedem Gläsch: Mose1, wo Jch
trink, daß J e besserer Mensch weto
un des-Man oamit Annere oekoo pro
sitie un sich e Erfimpel ota nemme kön
Ie, laß Ich Mit oie Müh nit gereue,
but hier, nun der horch Mei fromme
Gedanke gewißetmasze geheiligte Stät
te aus. Mei schöne Gedanke niedetze
schreibe un zu ane ze schicke.
Wann Js- so in Mich geh un so im
Allgemeine nachdenk, in welch-et Bezie
hunq Ich vielleicht e Tsohäns hätt,«Mich
noch i-: bzssekn Da kann Ich nit helf-t
se nsottiss-e, wie Die meist-e annere Leit
en siinooolLI Pfad wandle· Die Seit
sollt-e in sich gehn un sicu schäme. Des
is Alle-, trug Ich sag.
An ern-.- Tag wie dem heutige, da
sollt der Mensch sich selber prüfe un
sollt sich Vornemme, alle Fehler un
Sünde un böse Päschens unLeioeschas
se abzielen-e espeschelli. waan er schun
asängt älter ze wern. Wie for Jn
chz der Dörre Quetsche Hannes. Wie
der in sein Alter immer noch so e Le
be führ’n kann, des begreif Jch nit.
Un was es so schiimmer macht: Er
bot e Frau un Fämilil Könne Sie
des verstehn oun so eme Mann, Mis:«:r
Evideri Ich kann nit. Jcb wollt, dxr
Were Quetsche Dann-es that es mach-r,
see Ich. un in sich gelm un sich prüfe.
IDS for Jnstsenz eins vun Die
Meisschkiche Lstter, wo Jch zeerst ber
ausgveise will: Der Geiz. Wann Ich
Mich da vruss prüf, ob Jch bermit be
stet bin. oa timni Ich zu dem Risolt,
baß ver Tschalli manchmal merklich e
Bißle stintchi is. Jch aeb ja nir drum,
answer wann e Mann so vie-l spendet,
»Die Ich da expeckt mer doch, daß der
Mann men dem Platz. wo mer sei Geld
Glase thut. wach des richtige Ding
Dann is da» ver Neid. Des is aach
e schreckliche Untugeno. Da is sor
Jus-us ver PelzkavPe-Billv. Der Kerl
lpt so e niedriae Gesinnung, daß er’3
øst nit verberae kann. oasz er neidisch
ii, weil er nit so viel hot, wie Ich.
Pfui! Ists Jch beneid kein Mensch, ob
woch Mister Gotter, lieqt da e Gerech
tigseit drein, daß ganz ungebildete
Kerl, wo tei Eidie harvroe, wie maGeld
Isse mble Weis spende kann, daß die
seit hart-we, wie Ich? Der Gedanke
sacht Mich manchmal ganz wiithia un
CI Nitsch die ganze Kerk die Aesioks
In Vanderbelts un diene-nie Kerl
Este Iun Anartischte in die Lust ge
Upfe wem. Also mit dem Adel-stande
Vklly, da will Jch heint noch, wann Ich
en iress, emol ernstlich rede, er sollt
sei neidische Gefühle bekämpfe. Jch
sitt. sei helft
Dann is da die hosfmih oderSiolz,
tot-i mer seat stockopp oder eiaebildet
sei. Miste-: Editet, des is e Laster, wo
Ueber le viel Leit d'r.r sossernn. Es
sacht - «ch immer lache, wann so Leit
It lauter Stolz un dumme hofsattb
It e Art Größewahnsinn kriege un sich
MU, sie wär’n Mseinesaleiche oder
mä besser wie Ich· Ei is wett
u dumm! E verwundne Laster
0 die Eitelkeit Da is sor Jnsteni
set Weihe Beste Scheu-MS wo sich
W eittldt et Weint M an Pro
M-M, bei sich fetchtetlith
Held se W. Wer Meer, des
W sei-e drei
ti uss wol se gleicher Zeit
Stett
I
’ So gebt es noch viele Laster un Uns
tugende un sündhafte Gewohntxite un
ibei der Betrachtung dervo fällt Mir
; bei jeder e Irent ei, der wo in Rigard
Iderzu es nöthig hätt, sich zu bessern.
Zch hen blos fes nit Zeit, nosch mehr in
s itäls ze gehn, weil Jch grad ne Vot
ton gepuscht hen for de Tschalli timme
ee lothe un ihm e Lettfchcr ze hrlte we
lge Geiz un ihm e Tichäns ze gewwe,
Tze pruoe, daß er de ernste Wille hot,
I oes Loer ze bekämpfe, bei daß er noch
;e Fleisch oun dem feine Mosel uffseht
! Ohne Jshne ze nah zu trete, Mifter
z Editer, Sie sollte aach e Bißle in sich
nich-n Remme Sie sich e Beispiel an
x Mir!
: Mit dietrm Wunsche un Happh New
Year sowie siim to you
Mit Rinards Yours
John Nitsch Eöq.
i Jst des starren rette-der Thiere.
) Ei ist ein allgemeiner Glaube, daß
der Mensch, welcher von reißenden
Thieren Derfleischt und getödtet wird,
die entietzlichiien Schmerzen erleide.
Daß diese Anahrne ern-: irrige iit, hat
der englische Arzt Crorother Hirn in
seinem Werte «Ji Natur Cruei«t«
nachgewiesen Seine Untersuchungen
gründen sich auf Mittheilungen tol
gier Personen, die von wilden Thie
ren angefallen wurden, aher troh
schwerer Verwundungezi sich wieder
erholten.
Schon Lidinstone, welcher von ei
nem Löwen angefallen wurde, wobei
ihm die Beftie einen Arm zerfleischte,
erzählt, daß er während dieses Auf
tritt-es weder Schrecken noch Schmer
zen empfunden habe. Auch alle übri
gen Ueberfallenen und Befragten he
tunden, daß ihre Eindrücke beim
Ueberfall don nur sehr kurzer Dauer
gewesen sein, Schmerz hätten sie nicht
den geringsten empfunden. Ein eng
lischer Leutnantz der in vie Gewalt er
nrs Löwen gekommen war« herichtete:
»Was meine Empfindungen während
des Angriffs des Löwen betrifft, so
muß ich sagen, daß ich keinerlei
Schmerz oerspiirtr. Aber ich bemerkte
sehr deutlich, daß er mich biß; ich
hatte vollständig das Bewußtsein, ganz
abgesehen davon, dafz ich es auch fah,
daß das Thier dabei war, rnich zu bei
ßen, aber der Schnnrz · hslieb aus.«
Dieser Leutnat behielt während des
vannzen Urtherfalls seine Kalthliitigteit
und Urtheilstrafh er zog zwei Patro
nen aus der Tasche und warf sie einem
Koffern zu, damit dieser sein Gewehr
Lesen-s- I«--C- III-II Its-II. Ost-M All-III
blick verspürte er eine Umnachtung
des Geist-es Diese letztere Erschei
nuna wurde dem Autor auch noch oon
vielen anderen überfallenen Personen
bestätigt.
Der Arzt Neoe im Krankenhause
oon Seinagar in Kaschmir hate je
des Jahr fünf bis sechs Perionen zu
behandeln, die von Bären zerfleischt
waren. .Er hat alle diese Patienten
nach ihren Eindrücken während des
- Ereignisses gefragt und ausnahmslos
die Auskunft erhalten, daß fie in jenen
. tritifghen Augenblicken keinen Schmerz
» verspürten Er sagt: »Es scheint,
»daß der eGist sehr ruhig i , beinahe
;in einem Grade, daß rie pfer ihre
T Lage analysiren, sie fragen fich, was
das Thier nu thun wird. Der
Schmerz fehlt bisweilen so vollstän
dig, daß einer der Verwunveten
glaubte, der Bär hätte ihm nur die
Kleider zerrissen, während er in Wirk
lichkeit ihn auch arg zerfleischt hatte.·'
Eine bemerkenswerthc Thatsache ist,
daß bei solchen Verletzungen durch rei
ßende Thiere die Tastern-Windung oft
fortdauert, wenn das Gefühl für den
Schmerz schon geschwunden ift. Ein
herr Jenes erzählt: »Der Bär lag
auf mir und biß mir zwei- oder drei
mal ins Bein. Jch fühlte, wie das
Fleisch zerrissen wurde, aber ich ern
pfand keinen Schmerz.' Jn anderen
Fällen wußten die Vermundeten über
haupt nicht, was ihnen zugestoßen
war. Ein Treiber wurde bei einer
Tigerjagd von einem Tiger erfaßt und
unter dein Arm furchtbar verwundet.
Es waren ihm mehrere Rippen gebro
chen, und seine Lungen seh-ver oerleth
und doch eng-fand er nicht den gering
sten Scher, und sein Geist blieh
vollständig klar, nur klagte er über ein
Kältegefiihl
Hirft hat in seinem Buche die Aus
saaen von 62 durch veißende Thiere
verletzten Personen mitgetheilt, und
darunter befinden sieh nur zwei, die
Schmerzen empfunden haben.
Auge-time Grase-stät
Der kleine Fritz hatte in der Schule
die Bildung der weiblichen heut-trost
ter« geübt: Schüler ——ESchii1e-rin,
Wiener — Wiens-steh Löwe — Löwin,
hast — Hasin u. f. to. Am selben
Rock-mittlere spielte er auf der Wiese
·ter dein Hause, ooo seine Mutter die
"sehe zum Trocknen aufgehäugt
hatte. Ganz befliirzt kommt er plöt
«lieh tn’s hanc gelaufen-r «Wutter«
Mutter-! Der Deckt-! «
.Ila, was denn? bat er die Mscht
wesent« .
»Ic, Mut-r, eine hosiu von Ari«
P ZME
ro i inse end :
»Den-AN, Lontie mkuirhäassigl
ein cui gar-sei Laus-m est-· ich
.stfsmt.... seh risse es natttrliq
M bei der Yo dem-irrt«
Ist-lin- ,Æ i sag recht. haft
sehn est-K dir I teh Morgens
tutan Aft« sen-herab sur Use
Jugend.
Eine Neujnhrsgeschichte von O.
Elsien
Er hatte gar nicht darauf gerichtet,
tdaß Mitternacht herangekommen war,
fo hatte er sich in seine Arbeit am
Schreibtisch vertiest —- ein wissen
fchaftliches Wert, an dem er nun schon
seit drei Jahren arbeitete Tag für
Tag hatte er gesessen und in alten
Handschristen und Folianten ftudtrt
und gelesen und geschrieben. Er hatte
das Leben fast darüber vergessen, das
Leben und seine Freunde und feine
Jugend.
Einen Augenblick hatte er in seiner
Arbeit innegehalten, um wchzufinnen,
da weckt-e ihn fröhliches Gelächter und
Gläserllingen. das aus der Wohnung
neben der feinen bervorllang aus fei
nem Grübeln, und er erinnerte sich
plößlich daß es die lehte Nacht des
Jahres war, welche er einsam, etn
griisbelnber, alternder Mann, in fei
nem Arbeits-immer Fuhr-achte
Er seufzte tief aus, erhob sich und
tvat an das Fenster. das-er öffnete.
Eine sternenklare Winternacht ruhte
über den verfchneiten Dächern und
Gassen. Alle Fenster der höufer wa
ren erleuchtet, aus vielen geöffneten
Fenstern drang Gelächter und Gläser
tlingen in die ruhige. klare lalte Win
ternacht. Drüben erhob fich der Kirch
tburm, niabnend, wie ein Riesensinger
zu den Sternen bes Himmels empor
weisend
Wie ein Geisterhauch bebte es durch
die Luft. —- Jeyt feste das Ubrcvert
des Thurmes lnarrend ein, und in
dumpfen, metallisch-n Klängen ber
liindeten sie das Ende der legten
Stunden des alten Jahres.
Ein Schauer geheimnisvoller Ab
nung durchriefelte den einfamenMann.
Er wandte sich ab, urn tote-der an die
Arbeit zu geben. Doch fein Auge blieb
gebannt an einer Erscheinung haften,
welche mitten in feinem Zimmer stand.
Eine jugendlicheFrauengeftalt schien
es zu sein —- in ein weißes, schlep
pen-des Gewand gekleidet. Ueber die
runden, jugendlichen Schultern flossen
golbblonde Locken nieder, die tue-isten
Hände waren wie zum Gebet gefaltet
und hingen schlaff nieder, um die rosi
genxLippen schwebte ein melancholisches
Lächeln. und traurig anllagerw blick
ten ihsn die großen, blauen Kinder
augen an.
»Wer bist Du?« kam es iiber feine
t-- .-«L -- 0 :-«-«
Uh.ll1«3ll SlFf"-Iss
»Kennst Du mich nicht« sprach die
Erscheinuna mit taniter, fast flogen
der Stimme. »Ich bin Beine Jugend.«
»Meine Jugend?«
»Erinnerst Du Dich meiner nicht
mehri Weißt Du nicht mehr, wie wir
als fröhliche Kinder gemeinsam durch
Flur und Wald eilten— mit bunten
Blumen und Rieseln spielten und dem
Schmetterling nachjagten? Weißt Du
nicht mehr, wie wir Hand in Hand auf
dem Gipfel der Berge oder dem ver
fallenden Thurme einer Burgruine
standen und mir großen, hoffnungs
bangem sehnsüchtigen Auaen hinaus
schauten in die weite, tveite Welt?
eißt Du nicht mehr, wie ich Dir im
tme laa und Du in süßem Web der
ersten Liebessehnsucht meine Lippen
küßtest? Weißt Du nicht mehr, wie wir
gemeinsam Arm in Arm durch das
Leben wanderten — sroli und barm
los des Lebens Freude gewinnt-?
Weißt Du nicht mehr, rnie wir im
sauftischen Drang Der Welt Geh-tim
niß, Leben und Streben erariinden
wollten«-? —- Weißt Du das alles nicht
mehr, baß Du mich nicht wiederer
kennst?«
Er sank in den Sessel zurück untb
bedeckte die schmerzenden Aug-n mit
der hand.
»Du hast mich vergessen,« fuhr die
Erscheinung traurigeforh »weil Du
Dich einmal im Le n getäuscht fühl
test. Das Mädchen, welches Du lieb
test, ei wandte sich von Dir und gab
sich einem anderen Manne zu eigen —
ten-o darüber veraaßestDu auch mich,
Deine treuesieGefiibrtim Deine treuesie
Geliebte. Du vergaßest mich und das
Leben. Nur noch in der Einsamkeit
Deines Arbeitszimmers lebtest Du.«
«Jch mahnte Dich im Stillen, die
Jugerd nicht zu vergessen, doch Du
wolltef mich nicht hören, und jetzt, in
der Stunde ischen dem alten und
dem neuen J r, wo die Zeit eine kurze
Weile still zu stehen scheint, tvo neue
Loose aus der dunklen, geheimnisvol
len Tiefe der Ewigkeit geboren wer-den
—jeit komme ich, um von Dir Ab
schied zu nehmen . . .«
»Nein —- nein —«, stöhnte er
schmerzlich auf.
»Du wirft nun ganz allein sein,'·
klang es wie ein Geisterhauch »wenn
Deine Zuge-O Dich verlassen hat.
Nichts wirt- Dich mehr stören in
Deiner Einsamkeit —- in Deiner Ae
beit —-. kein Wunsch —- Ieiu Seh-en
—- Iein hoffen —- kein Mitleid —
teine segeifterung —- Du bist allein
—- allein —allern —-« »
Er streckte die hört-de aus. Aber
sie var versckpvundem
Ei schien dunkel um ihn zu werden«
sont tm herab scheel-ten i t Ue
ernsten nae eines charals in iesen.
« »Er-»ein Esse- - »
us ie vor s est
its-both heftig atbmenb da.
lange -ee wußte ei n .
Die Mermis-re waren nett-a t —
tieie stille ringt-un s- da pochte et
schüchtern an die Zimrnerthiir und er
schreckt fuhr er empor.
Er sprang aus.
»h:rein!«
Die Mr öffnet sich- und ein junges
Mädchen trat ein. Ein dustiges, wei
ßes Kleid umhüllte die schlanke, ja
biegsarne Gestalt; godene Locken um
gaben das teizende Oral des Gesicht
chensz die Wanan erglühten, und um
die Lippen spielte ein verlegenes Lö
cheln. während die blauen Augen ihn
scheu und bittend anblietten.
Er fuhr zurück. Das Bild seiner
Jugend stand vor ihm!
«Verzeihen Sie, here Dottor," sagte
das junge Mädchen »wenn ich noch
störe. . .
»Sie hier, Fräulein Cliire?!«
»Wir hörten daß Sie noch wach
waren,« suhr das junge Mädchen
schüchtern fort, »und da wir so ver
grrith zusammen sind, so meinte Papa,
ie nicht auch noch eine Stunde
herübertommen wollten."
»Sie hab-en Gesellschaft« .«
»Ja ——aber nur einige gute Freunde
und Freundinnen Wir send so ver
gnügt gewesen —und —und —Sie
sind so allein — heute in der Neu
iahrswacht —- unser Lachen und Plau
dern hatSie gewiß in Jhter Arbeit
gestört — aber einmal sollten Sie sich
doch von Jbrer Arbeit losreißen, Herr
Doktor —- heute muß man doch stöh
lich und vergnügt sein und dankbar
gegen den lieben Gott, daß das alte
Jahr glücklich gewesen...«
Wieder sehte der Posaunenchor auf
dem Kirchthurm ein mit der Melodie
des alten Kirchenliedes:
»Bis hierher hat mich Gott gebracht
Durch seine große Güte —
Bis hierher hat er mich bewacht —
Bis hierher mich gehütet · . .«
Die Thriinen traten ihm in dieAu
gen. War es ein letzter Gruß seiner
entschwindenden Jugend — war es ein
letztes Zeichen, daß sie ihm dieses
junge Mädchen sandte?
Wie schön, wie lieblich stand siedor
ihm! Wie ost hatte er inden Jahren,
wo er bei ihren Eltern wohnte, sie
gesehen — achtlos und gleichgiltigl —
Zur lieblichen Jungsrau hatte er sie
heranwachsen sehen — ein Abbild sei
ner entschwindenden Jugend
»Friiulein Cliire,« sprach er mit selt
sam tiefer, bebender Stimme, »Sie
haben an mich gedacht —ach, ich danke
Ihnen von qanzem Herzen. So bin ich
doch ncch nicht ganz allein auf derWelt
—-— so habe ich doch noch ein Wesen,
das an mich denkt, und an das ich
denken darf.«
Cläre fentte errötbend das Auge.
»Wir haben Sie doch schon oft aufs
gefordert, an unseren kleinen Gesell
fchaften weil-zunehmen aber Sie hat
ten ja niemals Zeit ——«
Er lachte aufs-—glücklich und froh,
wie er in feinen jungen Jahren ge
lacht.
»Ach, welche Thorheitk —- KeineZeit
zu haben für das Glück und die Freude
des Lebens! —— Tenten Sie sich, Cliire,
ich glaubte, ich fei zu alt, um fröhlich
sein zu tönnen.«
»Zu alt?'« Ein fchelmifch liichelnder
Blick traf ihn, unter dem sein herz
erzitterte.
Er trat zu ihr und ergriff ihrehand
»Sie halten mich nicht für zu alt, um
glücklich fein und glücklich machen zu
können, Cliire?«
»Wie Sie nur fo sprechen können...«
Fester umschloß feine band die ih
rige, die sich gar teine Mühe gab, sich
zu befreien, sondern sich wie ein gefan
genes Vögelchen in feine Hände
fchmieate.
»Und nicht zu alt, Cliire, um Liebe
empfinden —Liebe erwecken zu tön
nen? -—«
»Den Doktor ——'«
»Sprich, Cliire ——-— von Deinem
Wort hängt mehr als das Leben für
mich ab. Glaubst Du an meine Liebe
—un-d glaubst Du mich wieder lieb
haben zu können, Cläre?«
Er hatte sie an sich gezogen, und sie
lehnte das haupt an sein herz. Dann
blickte sie mit feuchtfchimmernden
Augen zu ihm empor.
»Ich herbe Dich ic schon lange lieb,«
flüfterte sie. «
Und er jubelte auf — und sdie ent
flohene Jugend lehrte zurück und er
füllte sein her-z rnit jauchzender Selig
teii. Fest schlang er den Arm um ihre
schlanke Gestalt und hob ihr Köpfchen
empor und küßte ihre warmen, zucken
den, jugendlichen Lippen.
Widder öffnete sich die Thür·
»We- bleibfi Du, Cliire —- here
Doltor?«
Jn der Thür stand der Papa Doch
ehe er weiter sprechen konnte, flogthm
sein Töchterchen in dieArrne und be
deckte seinen Mund mit Küssen. Und
dann drängten die Gäste heran. und es
tvar ein fröhliches hallo und Gejauchze
und Gläserllirren —und inmitten des
fröhlichen Tumultes stand der gelehrte
here Doktor. Er hatte die Jugend
zurWnen und für immer in sich
Ist W
here (der einer Dante durch den
Minnen ein Vvuquet überbringen
lieh: tdte Dame nicht ansefragt,
Der J ds- souquet ge
maus- «dm sie
meint-, eh es nicht ein Herr nett einem
Fang-ten dummen Gesicht gewesen
mäherr: Etat haben Sie doch ver
wun: »Natürlich. . .. ich
doch nicht versathent«
Its Iesefches Ostsee-spart tu
Unsinn-.
Anlaß-lich des Besuchs Kaiser Wil
helms in Sandringlkam wo am der
zangensrn Sonntag der wirkliche Ge
ourtstaa König Eduardg imJarniliem
treife gefeiert wurde, erinnert »Mo
dern« societM den kaiserl-ich:n Gast
daran, daß die Mart Brandenburg ooe
nahezu 500 Jahren eigentlich durch
sdas Psan'di·;cht an die Burggrafen von
Nürnberg gekommen. Friedrich der
Sechste von hohenzollern hatte dem in
ewigen Geldnöthen fchwebeniden Idol
ser Sigismund 100,000 Gulden auf
die Mart Brandenburg geliehen, und
als der Kaiser im Jahre 1417 nicht
zurücksahlen konnte, belehnte er den
Nürnbergrer Burggrafen mit der Mark
und machte ihn zum Kurfiirfden des
Heiligen Römischen Reiches deutscher
Nation. Kaiser Sigismund tam spä
ter nach England zum Besuch Hein
richs V. und erhielt von diesem den
Hosenbandordem Dem Gebrauch ent
sprechend, ließ der Kaiser sein Wap
pen, Banner und ein kostbarer-Schwert
dazu, in der berühmten St. Georg:
Kapelle in Windsor aufhängen - "
Geist-lichten aber nahm nach dem Tode
des Kaisers das werthvolle Schwert
herunter, verkaufte es und las See
leninessen für den derblichenen Mo
narchen aus dem Erlös. Nach we el
oollen Schicksalen kam das deu che
Kaiserschweri schließlich in den Besitz
der Stadt York. wo es als Staats
fchwert vor dem Lord-Nimm bei mu
niripalrn Ceremonien getragen wird.
—-—-.-.-——- «
Der Zae tu den rufe-schen Sprich
wörterm
Der Name des Zaren spielt, wie
man aus folgenden Beispielen sieht,
in den rusfischsm Sorichwörtern eine
große Rolle. »Die Krone des Zaren
bewahrt ihn nicht vor Kopfschmers
Denk .Selbst der Zar tann die Son
ne nicht auspufterr.« »Der Zar wohnt
nicht in einer Hütte, deshalb kennt er
auch das Elend nicht« das darinnen
lebt·« »Der Arm des Zaren reichl, so
lang er auch ist,.doch nicht bis zum
Himmel.« »Ein fetter Zar wiegt in
den Armen des Todes nicht schwerer,
als ein armer Verhungerter.« »Die
Stimme des Zaren findet selbst dort
ein Echo, wo teine Benae in der Nähe
sind.« »Ein-e Thriine im Auge des
Raren kostet das Land viel Taschen
Iiicher.« »Wenn der Zar die Wind
pocken bat, behält das Land davon
dir Rarben.« »Selbft das Hahn der
Zarin kann keine Schvaneneier le
eren « oMmr der Qar iviklt sind die
Minister einäugig« und die Bauern
blin·d.«
- ——— - —- —
ciquelltas erster Geist-.
Seinen ersten Bühnknerfolg errang
dieser große französische Schauspieler,
wie er erzählte, in einem kleinen
Stücke: »Friedrich der Große«, in dem
er in der Rolle dieses Monarchen aus
zutreten hatte. Tag fü: Tag war er
in seinem Zimmer auf und ab mar
schirt, angethan mit der Uniform des
großen Friedrich, studirte seine Rolle«
beschäftigte sich eingehend mit Feld
zugsplänen und hatte sich schließlich
durch seine Einbildungskraft vollstän
dig in das Leben, die Um ebung und
das Personal des preußischen hofes
einglebet. Bei seinem Erscheinen auf
der Bühne hatte er zwei Wachen zu
passiren Mit raschem, prüfendem
Blicke ließ er seine Augen don der ei
nen zu der anderen wandern mit den
Gedanken: »Du wirst sicher eines Ta
ges das Kreuz bekommen und Du
mußt genauer beim Salutiren fein."
Da war das Publikum auch schon ge
wonnen unsd applaudirte, borvohl Co
quelin noch kein Wort gesprochen hatte
und damals noch unbekannt war. Das
Publikum hatte sofort erkannt, daß
der Schauspieler bemüht war, das
Traditionelle und Geschichtliche dieser
Persönlichkeit getreu wiederzugeben
und geizte mit dem eBifall nicht.
schimpsekieim
Dem Prager Tagtblatt zufolge be
absichtigt ein österreichischer Abgeord
neter ein Wörterbuch jener Frasse-us
driicke herauszugeben die seit einiger
Zeit dem österreichian Abgeordne
tenhause einen so eigenartigen Reiz
verleihen. Das moderne parlamenta
rische Wörtenbuch sei übrigens sehr
leicht zusammenzustellen; mit Zuhiilfe
nahme des Alpbabets lasse sich bei
spielsweise aus den Sitzungsberichten
des Dauses in Wien folgende Blüthen
lese ausrdöhiem Affenaesicht, Brannt
weiner, Canaille, DiebsgesindeL Ehr
abschneider, Falle-L Galgenitrick, but
schenschleuderer, Idiot, Korpf blöder,
Lausbub, elendiger, Meuchelmörder,
Rai-erer, Ochsentreiber, Pserideoieb
alizifcher, Quadratesel, Raubersbua,
skeimt-ich TrotteL Urtrottel, Viechss
Verl, Watschengesicht, Yaschreier, Zwie
belkrowoi. Eines Schimpf-works mit
dem Ansangsbuchstaben X können wir
unzk ««bt das Prasser Blatt, aus
den ri n nicht erinnern, und wie
müssen es dem herausgeber des Miit
ierbuches überlassen, eines zu finden,
falls er ii mit dem Beion »r·bei
nig« reicht nilgen will.
see-schlu- sue Oste.
Dunste-u (zum neu eintretenden
Dienstmädcheny »Ihr Rusnnme ist
also Laute-! Das paßt schlecht, denn
rnenie Tochter heth auch Launaz das
sii t blos zu Mißverständnissen da
m ssen wir Sie anders rufen! Wie
könnten wie Sie denn da nifen7«
Dienstmädchen Laudut Musen Sie
mich dann ein-such »Mir-lata
Lan-sc mei«
III-visit
»Es-sieht der Verein der Altoholgegs
ner noch?«
»Nein« der hat sich aufgelöst, nach
Iem der Kasiirer die Vereintinsse ver
Ineipi dami«
Misoerstsndniy.
A.: »Was macht Ihre Brut-Pi«
B. Gras seinen Getan-ten aussah
rend): »so des-ei Prozent jährlich vier
tausend Mari!«
seiest-esse Kritik
»Frau Mithin waren gestern im
Thmer?!.... Run, was sagen Sie
zu Fer neuen Oper?«
· Oder .Scheußiich, aber wahnsinni
interessisnt!«
» « Zeiss-mer Grind
Kochrm «,,Nein« bei der Oerrichsfk
halt ich’s nimmer aus!.... Jeßi bin
ich bereits acht Wochen biet —- meinen
Sie, tiie kündigt mir-U«
Erkennt
»Ach, Pape-. ver Assessor ist eni rei
sender Mensch!«
»Ja, ja —- hob’ schon bemerii, wie
er mit meiner Kouponicheere zu Mei
iiren beginni!«
Die Ueberkintippe
»Du, Mann, irohoem ich Dir weder
Geio noch Zeit zum Trinken lasse.
mird Deine Nase immer röther —- mir
scheint Du denkst fett immer ansI
Wein!!« -
Jerselsrte Beli.
Er: »Aber, liebe Erw, ich ais-Mann
habe ooch gewissermaßen auch ein
Recht....«
Sie: »Schxveig’. Kommst Du wie
der mit Deinen silbernen Emancivai
iiionsgelüsten!«
Verliebte Gäste·
Nella-en »Im-Dimer Kalbsbraten mit
Saiat macht zwei Mari».. Dabei
Sie Art-L hinei«
Er izu ihr): »daß Du Brot, mein
Täudchen?«
Sie: »Ju, emsi«
Keil-den »Macht zwei Mart dreißig
uni: ein e-1.'-iiui)·:hen —- dret Mark fiinis
zig.«
Richtise sesrtheilrrns.
» ben Sie einen bestimmten Tag
fiit - r Kränzel-ern Frau Jnfpeiior?«
»Nein, »Frau Registrator, aber wir
treffen uns, iobalo eines von uns eine
Stanoaigeichichie eriährt.«
»Ach —— so oft könnte ich von zu
Haus-: nichi weg!'
Juni-fisch.
Lehrer sder mit seinen Schülern ei
nen Aussan in’s Gebirge macht, Höh
lich): ,,Knider, ich glaube, eben ist un
ser gnädigster herr Fürst Ia oben ab
,1estiirzt!.... Wenn er jetzt hier vor
beitomrnt, da schreit Ihr Alle »Wir-at
hochl« —- Verstanden?!«
Seher-Mast
»Bei welchem Sport giebt’s die un
aiigstehlichsten Mensch-ni«
»Bei den Lustschissern. Sie sehen
aus alles »von oben herab« und
streuen den Leuten gerne »Dam- in
die Augenl«
Feuchttrsblicher Verlass.
»Wie ich hörte, nahmen an dem
Bantett die sämmtlichen Spitzen der
Gesellschaft Theil. Wie war :enn der
Berlaus?«
»Fei!chtsröhlich! Alle «Spihen«
baten »Spitze«.«
Eisen-sittliche Argumentation
A.: »Zwanzin Jahre soll die Dame
erst alt sein? Aus dem Bilde siehst sie
aus« wie vierzigt«
B.: »Nun, erlauben Sie.... Das
Bild ist ja auch schon vor zehn Jahren
gemacht worden!«
Gute- Schrei-ein
Kapitiim »Meine-Herrschaften, wenn
der Sturm noch eine Stunde sp fort
wiithet, geht das Schiff mit Mann
und Maus unter-«
Dame (l-aut ausschroiend): »Um
gimnzeliwillem sind denn Mäuse an
ord «
Mit-steh
»Sie machen aber kein freundliches
Gesicht aus der Photographie, here
Meier!«
»Ach, der Photograph ist ia mein
hauptschuldner!«
Zeit-entne- san-ers
Fremder: »Wie ich hörte, droht auch
der hiesige alte Kirchthurm min
stürzen.«
Einheimischen »Ja, wir haben eben
auch einen modernen Thurm«
Eine set-e MMQ
Madame (am »Ersten«): »Im ver
gangenen Monat haben Sie sltr 50
Gerne Porzellan zerbrochen die Sie
mit bezahlen mllssen!«
bköchim Ziel-en Sie sie vom Lohn
a ."
Madame (verlesen): «Ja, den Lebst
kriegen Sie erst in einigen Sagen . . . .
ksnnen Sie mir lese diese-last die so
Gent- geben7" ’
Unterseite-.
Onlel: Mut-, Iris und crust wer
den wir Euch einmal ptti . asn
entdeckte Columdui I ja, this«
rit: «1452.« «
»san«-ill- Kiwxec i Baa- sen
: « nt m
erst 1492.«
Dasel: »An richtig. IN ent
deckte er es an der Lands-am nnd
1492 ni Wirst-sein«