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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 26, 1902)
O schaffe siit das Lyrntkind anni! Dsrch nnfeer Tage lautes Leben Dringt han« ein Innndervarec Klang Affi denn alo wollten Engel innociun ähn- Erdc nieder mir Gefang. er Kinder-seiten freudig Ahnen Erwacht rns wie ein holder Traum Und unfre Seele will eo cnahnem »O schaffe fiir das Chriitlnid Muth » i Et, deckt ein dnftig weißer Schleier f Ins Flocken zart die Erde zu So bringt ausl- znr Weihnachtdfeier Dein nnrnhvolch Herz zur Rufs — Ein Duft von hellem Liebt nnd Tannen Wehr bald ins no. ver Fefttaefsbanml illft Du nicht rdenforgen bannen -O schaffe für das Chrifttind Naninl« Iar leife nnr find feine Tritte Zu ftiller Nacht. irn weichen Schnee, n überhörit die zarte Bitte-: »Ich klopfe. vor der Thiir ich steif i« Du haft so viel, fo viel zu ichaffeiy Du forgft um Flitteraold nnd Schauen, Statt Schätze, willst Du Staub errnffen: «O schaffe für das Christiind Ramnl« Zirfi Du inr Toben, Drängen, Eilen n Glockenton des Festes nicht? sann Deine Seele nicht verweilen Fu stillen, klaren Weihnachtölichti ad Deiner Kinder Sang Dir flink-et Du lanbit es nicht, Du hörft es lanm Lin ruhe-L ach, das Fest entfelnvindet — -O fchaffe fiir das Ehriftlind Ranml« Geheimnisvoll im Weibnachtswehen Umwirbt es Deine Seele auch, Lan Kinderglanben neu erstehen Deineö Herrsan Liebesbanch. r Seele Pforten ihm erfeljliefzrz Es ift a Seligkeit, kein Trnnml f Daß eihnailnsfeqen sich ernieße —- J »O fchaffe fiir das Chrifttind innan ’ — Jhr Abenteuer. Der Meihnachts-Aben-o einer großen Sängerin. Von Paul o’Arene. Folgende Epifode im Leben der be rühmten Sängerin Maloame Veflris ereigneie sich am WeihnachtB-Aden«d des Jahres 1874, als per Stern ihres Ruhmes immer noch im hellsten Glanz strahlte, trotz ihrer fünfzig Jahre. Sie tte kurze Zeit vorher den bekannten harles Maihews, Den Jüngern, ge heirathei un'o weilte in feiner Gesell ft in Paris. Der Hauptzweck ihres rifer Anfesthaltess galt oem En gagenieni einer Ballettrnppe fiir ein neues Schauspiel, welches unter ihrer vereinigten Leituan in einem Der gro ßen Lande-net Theater in Vorberei tung war. Der Zufall wollte es, daß oieAns f runa ihres Vorhabean ausschließ li athews aniheimfiel, oa feineFran in Folge einer Fußverftanchung an je der Mildelheiliauna verhindert war. Sie befanso sich als unfreiwillige Ge fangene in ihrem hotel in ver Rue Samt honore, wofiir sie die tröstende Entschädigung hatte« ihre Verehrer, deren es in Paris geradefo viele gab, wie in London, empfangen zu dürfen. Eines Abends befand sie sich allein in ihrem ksleinen, aber eleganien Sa lon, welcher zu den Wohnriiurnen führte. Ihre Kammerzofe war in einem der nächsten Zimmer, von wo sie ab uns zu das Bellen ver kleinen Wachtelhiinochen, Floek und Floß, hö ren konnte, saie Madame Bestrts stets airf ihren Reisen begleiteten. Eine Morgenzeitung zur Hans nehmend, wurde ihreAusmertsaniteit schon nach einein flüchiiaenBliet über oen ersten Artikel gefesselt, denn er besprach ein Ereigniß, welches ganz Paris set-on feit einer Reihe oon Tagen in Alas regung hielt. Eine Anzahl von Ein «briichen hatte in schneller Aufeinan derfolge stat:gefnnden, obne Daf-, man deren Urheber entdecken konnte. Es ging mit ziemlicher G cviszyeit aus einer charakteristischenöllebercinftiws niung bei allen jenen Verbrechen her vor, das-, sie nar- Wert ein und Ies felben Thiiterö waren. Seine bevor zugte urII in rer That einzige Methode bestanso darin, sich in Die Schlafriiume vornehmer nnd reicher Damen einzu ssleichen und sich, ioenn Letz:ere in: fe en Schlaf lagen, in oen Besitz ihrer Juwelen un'o anderer Werthsachen zu setzen. Wenn sein Opfer zufällig er wachte, hatte er nicht vor oer Anwen dung von Gewalt zurückgeschreekt, um sein ruchlofes Ziel zu erreichen. Der einzige Schlüssel zur Entdeck» nng des Verbrechers lag in der Kennt niß, daß er nur zwei Finger an seiner linlen Hand hatte — ein Umftan«v, ver von einerDame bemerkt worden war, welche «oie Geistesgegenivsart hatte, Be wufztlosigteit zu heucheln, während sie iru Halt-dunkel ihres Boukooirs seine versbrecherifchen Operationen geheim «beobachtete. Eine Panit herrschte in Folg soesfen bei allen fiir reich be kannten-Damen und s—artastifcheAeuße rungen fielen von aller-Seiten iiber nie Unzulänglichleit des polizeilichen Ap parates. Madame Veittik war eine rau von ausnahmsweise großer Gei kgegenivarL trotzdem tonnte sie sich eines kleinen Schauer-Z oerFurcht nicht erwehren, als sie nach Beendignnq der Lettiire Durch den Satan znr Thüre ihres Bondoirs hintre, in der Absicht, ihre Zofe zu sich zu i«:«sen und sich fiir die Nacht zurückzuziehen Bevor sie in ihr Bouooir trat, wen dete sie sich noch einmal um, um Iie Wachsllerzen eines-«- Candrlabers aus-· zulsfchem vie noch außer ver kleinen Lampe, bei welcher sie läzerlesen hatte, brannten. Der Candela r ftanv aus einer Söule unb warf einen hellen wagere ten Schein über oen Fuß boden, o baß »der Schatten Eier um Ierfkehenden ein-einen Möbel nch deut lich aus dem Getösel des Parquets ab hob, besonders der des gro en Fisches, an welchem sie bis jetzt essen hatte. Als sie einen lehten Flick iiber das Zimmer wars, wurde sie plötzlich von urcht ergriffen, denn sie bemerkte, direkt vdr ihrem FußschemeL Iden deut lich martirten Schatten eines unter dem Tisch zusamemngetauerten Man nes. Sie verblieb äußerlich vollkommen ruhig, aber ihr Entsetzen stieg aufs Höchste, als sie das Wbbild einer Hand mit nur zwei Fingern wahrnahm oder wahrzunehmen glaubte. Jhre Juwelen waren ihres Glanzes und ihrer Kostbarkeit wegen allbe kannt, und man wußte, daß sie solche stets in einer Kassette neben ihrem Bett aufbewahrte; ebenso bekannt war es in Paris, daß sie sich zeitig zur Ruhe zu begeben dfle te, währen-d ihr Gatte 'dur seine P lichten bis zur späten Na tstunde vom hotel fertige hallen wurde. Madame Vestris ·veolor keinen Au genblick die Besinnung. Ohne die Lich ter auszuliischem begann sie eine leichte Opera-Melodie zu triillern, während sie ihren Platz wieder einnahm unsd die silberne Tischglople berührte, durch welches Zeichen sie nach ihrer Gewohn heit ein oder das andere Mädchen zu sich zu rufen pflegte. Sie that dies mit einer Anna-and lung von Furcht, denn wenn möglicher Weise ihre beiden Hündchen »die Diene rin begleiteten, würden sie mit ihrem feinen Spiirsinn sofort die Anwesen heit des versteckten Räubers heraus schniiffeln, welcher dann wohl unver züglich zum Angriff schreiten dürfte. Glücklicherwelfe erschien das gerufene Mädchen ohne die Hunde, welche sich in einem der entlegeneren Zimmer be «fanden. ,,2kdele,« sagte Madame Vesiris, »denlen Sie, das-, das Geschäft des Juweliers Vernac in der Rue des Ita liens noch geöffnet ist?« »O ja, MadameX erwiderte das Mädchen, ,,es ist heute Weihnachts abend, wo alle Geschäfte erst um zwölf Uhr Nachts geschlossen werden, und es ist jetzt erst wenig nach zehn Uhr.« »Dann habe ich sofort einen Austrag fiir Sie,« sagte die Künstlerim »Er besitzt mein tostbares Diamant-Col lier und das mit Saphiren und Bril lanten besetzte Diasdem in Reparatur, ’ dieer mir heute Wbend zurückzusenden ; versprach. Jch werde nicht schlafen jaehen, ehe ich sie nicht neben meinem ’Bette weis-» Er möge sie mir durch seinen seiner Leute wieder zustellen, ’ gleichviel ob redarirt oder nicht. Brin gen Sie mir das Schreibzeug aus mei nem Boudoir.« Adele that wie ihr geheißen, worau’ m)-hs--»v- C"-Iekiz mit sechs Ann« nn ihr Liedchen summerro, folgende Zei len niederschrieb: »Monsieur! —- Der zweisingrige Schurke liegt versteckt unter demselben Tisch, an welchem ich seht schreibe. ohne irgend welchen Ver-Dacht, baß ich von seiner Anwesenheit etwas weiß. Reguiriren Sie sofort Polizeimacht und verlieren Sie keinen Augenblick zu eilen zu Madame Msiris.« »Hier!« sprach aie heroische Sänge rin,·deiiBries ihrer Dienerin überrei chen':i, »oie5 wiri mir meine theuren lJuwelen sicher ohne Verng zurück schassen und zu gleicher Zeit Dem un piinttlichen « iciisieur Vernac eine tieine Lettion gen-en. Nehmen Sie et was Kleingel«:, renuyen Sie oen ersten besten Fiater unr- seieii Sie so schnell als möglich wieoer zu Hause.« Adele war eben iin Begriff, das Zimmer zu veriassem als ihre Herrin bei oem Gedanken, allein mit dein ver wegenen Patron zu bleiben, von plötz licherffurcht wieder ergriffen, sie zu rückrie. »Bebor-Sie gehen« sagte sie mir angenommener Sorglosigieit, ,,ho lenSie mir Marie zur Gesellschaft; ich möchte sehen, ob sie schon einige Fortschritte in Der Siickerei gemacht, oie icli sie in Loiiaon lehrte.« »Ich beoaiire, YJiiaoame,« entgegnete Tierle, »Marie nahm sich Iie Freiheit, heute schon etwas zeitiger zu Bett zu geben« »Dieses träge ileine Ding!« rief vie Dame l«acheno, .,aberes schadet nicht« ich werde mich .-iihreno Jhrer Abwe senheit .rllein amiisirem indem ich meine Partliie »aus wem neuen Stiiet noch einmal "Iurchprobe.« An le entsernie sich uitb Madame Vesiri blieb allein ——— allein mit dem gefürchteten Banaiten, ver durch eine einzige zufällige uniluge Bewegung ihres Fußes unter dein Tisch aber selbst ourch ein verrätherisches Zittern iherr Stimme zu seinem teuflischen tin-I mörderischen Vorhaben aus Der Unthiitigteit geweckt werden konnte, welcher bloße Gedanle das Blut in ihren Adern gerinnen machte. Aber sie hzttees sich einmal in den Kopf k·set3t, eine Rolle zu spielen, die sie noch nie zuvor gespielt hatte-, uno meistersbast führte sie dieselbe auch bis iiim Schluß durch. Sie reeitirte die Strophen ihrer Parthie immer und immer wie«oer; sie sang, sie trillerte und fubilirte in einer Weise, welche etn Audiioriiim vonTiiusenben zu ent zückierVewiin’Ieriing hingerissen haben würde, und alles Dieses siir jenen ein zelnen, todtbriiigeiiden, im Versteck iaiiernden Zuhörer, dessen unterdrück teu Athem sie manchmal in ven Pau sen ihres Gesange-Z zu vernehmen wähnte, uni- ben sie nur aus Oaer breite von ihren zitternoen Gliedern entfernt wußte. Endlich nach Verlauf einer Stunde obgleich sie ihr eine Ewigkeit ·biintte, . hüpfte ihr Herz vor Freude hoch aus, fals sie ein Gerassel von Rädern oor dem hotel hörte. Einige Augenblicke später betrati Adele das Zimmer, jedoch mit einem so zaghaften Blick, daß ihre Herrin Anfangs befürchtete, ibr Auftrags wäre unausgerichtet, aber Avele hatte iselbjt etwas von einer Schauspielerinj an sich; ihrem Benehmen merk: e mani es nicht an, daß ihr Diejenigen folg ten, welche die Gewißheit der Rettung i unsd Erlösung brachten. Fast augen- » blicklich postirten sich drei Polizisten s in dem Salon, denen sich nicht allein Monsieur Vernac, der Juwelier, son- « dern auch Mr. Mathews der Gatte der Madame Bestris, anschloß, der vor einem Theater zufällig getroffen worden war Sobald die helden- » müthige Frau ihres Mannes ansichtig ; ward, flog sie mit einem krampshaften Aufschrei in feine Arme, dabei so voll- - ständig ihr verstauchtes Fußgelenk ver- : aessen«d, daß sie dies noch lange nach- ; her nicht fassen konnte. Gleichzeitig kehrten die Polizisten den Tisch um’ und packten lden darunter verborgenen Verbrecher. »Er setzte sich verzweifelt zur Wehre, denn er war ein kräftiger Raufbold und bis zu den Zähnen be- i waffnet, aber nach kurzem Kampfe wurde er überwiiltigt und hinter Schloß untd Riegel gebracht Der Verbrecher entpuppte sich als ein gewisser Dufresne, ein Galeeren sträfling aus Toulon, der schon im Süden Frankreichs einen gesürchteten Namen hatte, bevor er aus dem Ge fängniß ausgebrochen, worauser seine alte Laufbahn mit einer Reihe schwe rer Verbrechen fortsetzte. Er war ein zii"her, abgehärteter und origineller Schurke und soll bei seiner Verurthei lung mit vieler Nonchalance geäußert haben: »Ich muß schon die Kriegslist verzeihen, die mich ins Verderben stürzt. Parsbleul Während einer vollen Stunde war ich der einzige Zu hörer der größten Sängerin und Schauspielerin Europa s, welche sich die erdenblichste Mühe gegeben hat, mich zu unterhalten.« NO Die Entführung Wahre weihnachtliche Erzählung von R d sa S e i tz. Wir wohnen im Walde —an den Palisa«den, die so schön die User des Fudson krönen, in einer kleinen An re'v«:lung, oder wie es die Leute der Umgegend nennen, in ver ,,Kiinstler kolonie vom Berg«. Ein wunderbar schönes Fleckchen Erde im Sommer und Herbst, male risch an klaren Wintertagen, wenn Schnee den Waldbdden degt und die Elgzapsen an Baum uno Strauch wie Diamanten glißem Oeoe und trau rig dagegen, wenn Die Bäume lahl in 'oie lalte Lust ragen und die Land schaft ihres Winterschmucks entbehrt. Da ziehen denn unsere Maler mit wenigen Ausnahmen in ihre Still-ins in New Yort tin-d in ver ,,Colonie« wird es nicht nur seht ruhig, sonsoern mitunter auch sehr eins-am; dann bringe ich manchmal recht gern einen Nachmittag bei einer lieben, alten Dame, die ihr Heim eine halbe Meile weiter oben im Wald hat, Hirn-Eine Frau voll Deutscher Gemüthlichleit unsd Treuherzigteit uno einer gewin nenoen Art zu erzählen, die mich stets anzog. So saß ich auch neulich wieder bei ihr in ihrem traulichen Stäbchen uns balo lam dasGespräch auf die nahenoe Weihnachtgzeit. »Meine liebe, kleine Fre1:n’oin,«· sagte sie, «:a fällt mir eben ein, was mir vor mehreren Jah ren hier passirte, als mein Haus noch meileiuveit im Umkreis dar- einzige war. Es war am Tage nach Weihnachten DerWina blies rauh unt häßlich Die Waksstraske en:lang, als ich amFenster stehen«-«- dieHeimlehr nieinek Mannes erwartete, Der sich Den Alter«-, rtxvag oerspätet zu haben schien. = Ensallch sah ich im Dämmerlicht etwas ben Pfad entlang tommen; aber lauschten vie Sinne oder makes wirt lich so? Ein kleines Mädchen oon un gefähr 6Jsahren kam Ia sie seitgeiro rene Straße entlang. Was mochte Die Kleine hier im Walde thun unri tvie eilig sie’s hat:e! Ein otinnerSltaml hüllte nur spärlich ihre kleine Gestalt ein, sie nur ungenügend gegen Das rauhe Wetter schützend. Eln Kind, unr allein zur Dämmerungsstun'oe! Ringsum «ountler Wald und nir gends ein Haus, bas ich nur asls ihr Ziel hätt-? denken können. Mir wurde es ganz unheimlich-! Jch eilte hinaus-! Wie der Winle nur heulte unb vie Bäume ächz:en unsb trachten! »Annie," rief ich, so sanft ich konnte, es tvsar »der nächste Name, Ver mir eben ein-siel——aber ich schien gerade Das Richtige getroffen zu haben. Erschreckt blieb sie stehen, als sie mich auf sich zukommen sah, ließ sich schnell zur Erbe gleiten uno fing 'bitterlich zu weinen an Unter Schluchzen und Thriinen sagte sie mir, in deutscher Sprache, basz sie Annie heiße. , Mit Den jüszesten Schmeichelworten brachte ich ne end-lich in mein Stüh che«n, wo ich meinen kleinen Gast näher betrachtete. » Sie war ein außer-gewöhnlich hüb ;fches Kind mit buntlen Locken uno ihtauen Augen, oie mich flehend an sahen. »Wiirme, Ruhe und ein stärken-Des Abensessen,« dachte ich, »sinI jetzt Das Nothwenvigste, das Weitere wirb sich sin«oen.« Nachdem sie sich ihres Shawlg und Häubchens entledigt, wollte ich ihr auch Das- Paclet abnehmen, um es mit ;dem Uebrigen beiseite zu legen. ! Wie stiirmisch sie aber ihr geheim lnißvolles Etwas an sich preßte, wäh rend Thriine um Thräne ihr in ben ! Schooß fiel. » Aber war es denn wirklich so» ge s heimnißvollLZ Was bedeutete benn die blonbe Lockenrnasse, Die am oberen Rande des Blinbels so verrätherisch hervorbrach-? Recht lieb bat ich nun meinen klei ’nen Gast, mir Doch ihre Puppe zu f zeigen. Mit einein Blick, so ängstlich unb scheu, fah sie mich erst lange san, eno lich schien ich Gnade Vor ihr gefunaen zu haben, Denn mit zitternben Fingern löste sie bie Umlhiillnng ab. Eine ivunderhiibsche Puppe mit Igroßem braunen Augen tam Da her l l l l l l l vor, reich uno eleganr gekleidet, mit Unierzeug von seinsier «Spihe, so schön, oaß sie selbst mich alle Frau sasi bezaubertr. Kein Wunder, baß ein Kinnerherz hingerissen ob solcher Puppenprachl, kein Wunder auch, oaß Annie sie so liebreich und schützend umfangen hielt. Nachdem sich oer kleine Fremdling durch-Essen und Trinken reichlich ge stärkt, halte ich ihr Vertrauen soweit gewonnen, Daß sie mir Den Namen ihres Lieblings- anvertraute. »Dolores« hieß sie un·o mein Manu, oer inzwischen nnchHause gekommen rosar, beeiliesich. sie zu oersichern, Das-; dies oer schönsteNanie sei, ben er je gehöri, was ihn gewiß in klein Ans nie’s Gunst wuchsen ließ. Wie aber ein ärmlich gekleidetes Mädchen zu einer so hochseinen Dollh gelangt, war uns ein ebenso großes Räthsesl, als- Iag, mag Kind und-Puppe nach oern Walde brachte. Wir mochten die Kleine fragen, mir wir wollten, es war meiier nichik oon ihr zuerlangen nlg Thriinen. lind lich mit Aufwand all unserer Violo inaiischen siräsie bekamen mir soviel oon ihr heraus-, Daß sie bei ihrer Mama in Hoboken wohne in Irr G...sir.1f3e. Ding Wort Maine ask-er schien allen Bann gelöst zu haben, Denn nun irsar sie gar nicht mehr zu beschivichkinru uno jammern und wieinie nur nach « ihr. An das Christum-. Da blieb nichts anderes übri , als daß mein Mann sich entschloß, sie zu rückzubringen Der Sturm wuchs zu einer größe ren Gemalt an, rie Nacht war un heimtch Dunkel. Sorgfaltig hüllte ich tirinie in meinen besten und wärmsten Z!;«aivl ein, tiißxe Kind ule Puppe noch zum A.-schied und gab sie meinem Manne, der schon mit der Laterne be reit stand, auf den Arm. Er trug sie so eine Strecke von LMeilenf bis zur Pferdetbahm die damals Gu1:enberg mit Hdbolen verband. Die Kleine wußte wohl wenig odn dem langen Wege in dunller Nacht. tenn sie war nach kaum fünf Minuten eingeschla fen. Endlich waren sie an der G . .straße. Die Nummer war bald gefunden unsd nun ging’s hinauf bis zun- Top Floor eines Tenementhauses. Noch ehe der letzte Treppenahsatz et reicht war, wurde oben die Thür ge öffnet und eine junge Frau mit roth geweinten Augen trat horchentd auf den Gang. Sich über has Geländer beugend« konnte sie beim mattensSchein berH all Lampe den Mann und das schlafende Kind unterscheiden und wie ein Erlö sungsschrei rang sich’s von ihren Lip pen: ,,·Annie, mein einziger-, mein süßer Liebling!« Der Klang dieser Stimme weckt-e das Kind aus seinem tiefen Schlum mer und sehnsüchtig streckte sie sdie Aermchen nach der Mutter, die mit Jnnigteit und Ungestüm ihr Alles an sich riß« Mein Mann versicherte mir später oft, daß diese wenigen Augenblicke ihn reichlich entschädigten für den weiten, mühevollen Weg und gern folgte er der freundlichen Einladung, sich ein wenig auszuruhen und alles zu er zählen. Dann lam die Reihe an «die Mutter. Sie war seit zswei Jahren Wittwe und Annie ihr einziges Kind. Um für sich und oie Kleine einen Lebensunterhalt zu schaffen, mußte sie sich entschließen, irgendwelche Beschäf tigung zu suchen. Damit sie sich aber nicht von ihrem Kinde trennen müßte, nahm sie Wäsche in’s Haus. Frau B..., eine reiche deutsche Dame, selbst Mutter eines allerlieb sten Töchterchens, interessirte sich für bie bescheidene, junge Frau und ihr Kinn Der-Korb indem iie ihreWäscbe ablieferte, kam nie leer zurück, sondern barg stets Kuchen unid Leckerbissen für die Beiden, und schon mehrmals war ihr Kinn eingeladen, mit dem Töchter chen des Hauses und deren schönen Puppen zu spielen. Der gestrige Weihnachtstag hatte sdie Schaut noch um zrvei vermehrt, und vie blontdlockigse Ddlores hatte es ihr angethan. Es schien, als tvollte ihr dag Herzehen brechen, als sie lvieBlonde zuinAltschieo küßte, ein Privilegium, das sie sich mit keiner der anderen Puppen noch herausgenommen hatte. Die Mutter hatte aber den Morgen, als sie Die Wäsche ablieferte, ein feines Zpitzentuch zu Hause vergessen und da es Die-Dame besonders wünschte, ver sprach sie, es sogleich durch die Kleine nachguschiclen Das war das Letzte, was sie von vem Kinde sah, bis der fremde Mann sie dann Abends brachte. In tausend Llenigsten hatte sie auf IieRiicktehr der Kleinen gewartet und als sie’s nicht mehr aushalten konnte, lief sie zu Frau B. Annie hatte das Spitzentuch abge liefert, sich noch fiir einige Minuten im Spiel-zumutet aufgehalten un·o war dann verschwunden s-— mit Dolore5, wie msan später annehmen «inuf3:e, da Die Puppe nirgends gesunden irseroen konnte. lstin Farnxer hatte sie wohl like nach Gatten-Eiern mitgenommen von ioo sie dann ihre Wiirxserung nnnesnngen hatie, sonst toslire sie wahrscheinlich nicht so weit gekommen Wahre-no die Muxter und ver irruncliche Fremoe sich so unterhiel ten, liebtojte die-Kleine auf dem Schooß Derselbe-n ihre oielgeliebte Puppe. Tausend Tranrjaguugen begleitete-is ihn, als e: sirlfs naej einein herzlichen »Gute!ltacht« aus Den Heimweg machte. Jch mußte in den nächsten Tagen immerfort an die Kleine deuten. Wie wehe mochte es ihr gethan haben, als die Puppe mieoer abgeliefert werden mußte! Einer- Nachniittags saf; ich strickeno hier in Irr Stude, oa klopfte es an die Thiirx auf niein »Hei-ein« erschien eine hiiirsche junge Frau im Rahmen der selben init der tleinen Durchdrennerin an der Hand. Es mar ihre Mutter. JurArnie hielt Aennchen ivie an jenem Abend ihre feine Puppe. nur nicht ängstlich versteckt, sondern frei unld offen. Sie rvar ihr Eigen gewordert F1·auB. hatte erklärt, sie würde nie Das-Herz haben, Kind unso Puppe ineiir zu trennen und auch ihr Töch terihseu war gern damit einverstanden hatte sie ldoch noch genug solchen Spi-elzeuges. Sie ivar bis von Hvbolen her-auf getraut-um« mir zu danken — und Acnnscheih um mir ihr großes Glück ii ii.;u:heileu. »Uno«, soschlosz die alte Dame ihre Erzählung »wenn meine kleine-Freun din Annie nächsten Sommer kommt, um zwei Wochen ihrer Schulferien bei rnir zu verlehen, dann sollen Sie sehen, :«-.·«ic hlilrsch und lieb sie ist. Dann werde ich auch einen ver jungen Maler oben bitten, mir ihr Bild zu malen, fiir mein Stübchen hier.« L- » « Ma Heimat-h Arn Gymnasiurn einer wendet-tschi Stadt iiiblte sich unlänth der Ordina rius- der Sekunda, dem Zuge na Dei inatiitunst folgend, bewogen, eines Schülern das Aufsatzthcma u geben Was ist uns die Heimats? esondeps iollte bei dem Aufsatz Rücksicht genom men werden aus die Einwirkung der Heimatb aus die ersten Kinderiahrr. Die Schüler hatten vierzehn Tage is der Arbeit Zeit. Nach acht Tagen er scheint in der Wohnung des Ordina rius einer der besseren Schüler der Classe und bitter unter verlegenem Dis und Her den Professor um em anderes Thema, da ihm das genannte nicht läge. »Aber wie ist denn das m lich?« fragt der Professor. »Das i doch ein Thema, dein Jeder, der nur ein bischen Herz hat, Verständnis alt gewinnen mußt« --— »Wiirden Sie mit nicht wenigstens gestatten-, das T Ins hypothetisch zu handeln? Was ·nntc uns die Heimath sein?« —- Der Pro fessor schüttelte den Kopf Und sagte: »Ich verstehe Sie nicht.« —- «Ja, get Pi·osessor,« sagte derSchiiler, »ich be schon mit meinem Vater darüber be rathen, wo eigentlich meine Heimatl ist. Wir sind aber zu keinem kreisen Entschluß gekommen. Jch bin sech zelm Jahre und wir haben seit meiner Geburt an neun verschiedenen Orten gewohnt, am längsten, drei Jahre. irr meiner Geburtsstadt Deren erinnere ich mich aber mit keinem Schimmer. Dann ging es immer von einer Stadt zur andern. Jn der einen hatte ich beinahe einVierteljahr lang denSchar lach, in der andern sagte mein Vater immer: »Wenn wir nur aus den scheußlichen Loch« erst heraus wären!« Warm geworden bin ichs nirgends und besonderer Heimatheindriicke kann icks mich nicht entsinnen.« Der Professor sieht den beimatblosen Jüngling eins Weile erstaunt an: »Ja, das its schlimm, heucheln sollen Sie natürlich nicht. Aber was ist doch gleich th Herr Vaters« ,,Königlicher Bassia spettor!« O-— — Rur gescheit sein. Ein heiterer Fall von Bauernschlau heit ereignete sich kürzlich am Billet schalter der Eisenbahnstation zu St. Wendel iRegieriingsbczirt Trier). Dort erschien eines Tages eine junge Berginannssrau aus dem Dorfe Ur weiler, die nach ihrem neuen Wir tungstreise übersiedeln wollte. Atti die Fraae des Schalteibeamten. mai sie wolle, erwiderte die junge Frau-. »Sieh hätt’ gäre e Billjet for hie us herve «Fiir wohin denn?« «Ei for hie un her.« »Ja, Sie müssen mir doch sagen, wohin Sie reisen wollten« »Gell do, wie aescheitt Wann unerz der HochzeitgreiP is, do wolle le wisse, wohie mer fährt. Gern Se met e Billjet for hie un her!« · Der Beamte glaubte ::nn, die junge Frau wolle ihn foppen. Da sagt den die Reisende: »Na dann aem Se mer e Billjet for hie un her uf Saarbricke.« Sie erhält die Ritckfahrlarte und zahtt isxisiir 2,20 M. Triumphirend nimmt sie das Billet in Empfang und sagt verschinitzi lächelnd zu den Umsicht-i den: »Eich han en jo doch geuztz Eies fisre jo nore us Neintirchse!« Eaardrücten lieat von Neuntirchen gt Etaiionen weiter entfernt, und die Kltiiijfahrilarte St. W«endsel-Neunlir-« chen lostet 1 Mart. A-— Ob-— — Dte Farbe der Seide-. Bekanntlich ist Seide Die Ausschei dnna zweier neben dein Verdauung-Z ranal der Seidenraupe lieu-enden Drü sen. Diese Driiseu, vielfach gewun dene Schwache-, laufen in oise im Kopfe aeleaene Epinnioarze aug- und mün :en in eine genieinschafiliche Oeff nuna, aus« der Das honiadicke Secket kksraugtrith das an der Lust sofort zu einem Faden erhärtet. Gewöhnlich ist die Seit-e denn Austritt aus dem zioisper der Raupe farblos-, oft aber auch strohgelb ooer grünlich. Ueber« Den Ursprung dieser Färbung haben die Gelel)r:en schon seit langem ge siritien. Einzelne glaubten, oas Thier erzeuge die Farbe selbst, andere schrieien sie Verunreinigunaen bei der Ausscheidung des Secretes zu, und wieder andere führten sie aus Das Blattariiu des Mauldeerbauines »zu riid. Letztere Ansicht scheint richtig zu sein. Leorat und Conte sütterten nämlich neuerdings Seidenraupen u:i: jJtciuldeerblätterm die mit gift sxiiern Llnilinroth oder Anilinblau aktiiinlt waren. Danach wurden nicht allein die Seidenraupen roth oder blau, sondern fonderten auch Seide von entsprechender Färbung ab. Ein spritzunaen obiger Farbstofse in des Asterfusx der Raupe hatten das gleiche Eraediiifz. Auch bät-Schweiz hat noch Analpha beten. Bei der Rekrutenpriisung im Trauten ttri tam es deshalb zu folgen der klugeinandersetzung zwischen dem Priifenden und einein Rekruten au dein Schächtenihale. —— Pr.: ,,Leset eininal.« -— R.: »Ich cha nit Mii, Herr, ich cha a,’ioif3 nii lesä.« — Pt.: »Ach, Ihr tönnt’s schon, probiereki nur.« —-—Dt.: »Ich cha bim Eicher ntt lefä, tiiend m’ nich: länger plagä,ickI willech lieber öppig gä.« Sprichks und zieht seinen Geldsäelel erhaus uns streckt dem Examiniator ein Franken stiick hin. Zum Militär wurde dek Sehiichtenthaler aber doch ausgehon