Die thengekanntschaftz v Ein Reiseerlebniß in Spanien. Aus meinen mehrmonatlichen Kreuz- und Quersahrten, welche ich im Jahre 18.. aus der iberischen halbtnsel unternommen hatte, kam ich auch eines Tags. die Felsenthiiler der Sierra Morena durchstreifend, nach dem lleinen weltbetannten Almaden untd machte daselbst in einem Gast: hause, inmitten einer aus-erwähnen Gesellschaft, bestehend ans Angehöri gen verschiedener Nationen, die nähere tanntschast eines jungen Edelmtm nes, welcher wie ich, nur zu seinem Vergnügen zu reisen schien und dessen roße Unterhaltungsgabe, Ausgelas senheit und sprühender Witz Alles förmlich elektrisirte. ch war jung, unerfahren, besaß ein leidenschaftliche5, ungestümeå Na turell und verstand es noch nicht, meine ITititmensrlsen so zu durch schauen, wie ich es heute vermag. Don Rafael de la «Grillera, wie sich mein neuer Belannter nannte, war ein sehr stattlicher Mann mit schwar zen Haaren und Auaem sehr intelli genten Gesichtssziigen und von den ein nehmendsten Manirren. Und nach Verlauf einiger Stunden waren tvir schon sehr intim mit ein ander geworden, und ich dankte dem Himmel dafür, das-, es mir vergönnt worden« in einem mir so wildsremden Lande einen so liebenswürdigen Ge fährten so bald gesunden zu haben. » ch brauche wohl taum zu fragen, ot- Sis ein vom Gtiict Vegiinsiigtek sind, bemerkte Don Rasaet im Laufe der Unterhaltung, »denn ich sehe Sie hier gerade wie mich selber als Ver gnügunasreisenden und zudem in orster Gesellschaft sich desinden.« »Ich prahle nicht gerne dami:,« Ver setzte ich, mich über den Ausspruch des jungen Spaniers nicht wenig ge schmeichelt fühlend, »aber ich lebe der 11eberzeuauna, dasz wir die besten Freunde geworden sin’d, und ich möch te nur beiläufig erwähnen. dass ich der dritte Sohn eine-z Freiherrn nnd Mannes von großem Einslusse bin und wenn ich auch niemals zu der Stellung meines Vater mich emporzu schwingen im lStande sein fdiirf:e, so kann ich dennoch so frei und unabhän gig wie nur möglich leben.« »Ich dachte es mir gleich, Sen nor,« unterbrach mich Ton ijael eifrig, »daß ich mich nicht täuschen würde! Mein Vater ist ebenfalls ein Edelmann und besitzt bei Hofe :--3n weitgehensdsten Einfluß. Frtitrer oder später hoffe ich auch so weit Zu tout mpn nkm sowie wir Dies umlücki fein wiro, soerde ich mich in den Einige-no begeben und alsdann ein ruhiaes Le ben beainnen. Bis dahin jedoch will ich ganz meinem Vergnügen leder» so gut es mir eben gelingt. Jch bin set-r viel in Spanien gereist, aber niemals über seine Grenzen hinatizsaetomnxen - Doch manchmal schen habe ich den Gedanken gehabt, mich auch einmal itn Ausland unt-zusehen. Darf ich inir die Frage erlauben, wann S: nach Ihrem Vaterlande zurückzukehren ge denken?« « Einkauf-sichtlich dürfte die-s in zxdei bis drei Monaten stat:fin:eu.« ,,Sobald schon? Ver-reinen Sie Sennor, ich iveifz noch aar nicht« .die ich Sie anzureren haå)e?«" »Carl o. B· ist nceine Name. »Ein schön-, stolzer Name in der That! Gestatten Zir mir, Taiz ich Sie Don Carlos-: nenne, und d?:te, nennen Sie nzich Ton Rafael, errei sen Sie mir diese GesalligteiL Tarf ich mir mit der Hoffnung schmeicheln, rviihrend der Zeit Ihre-:- thisenthaL:e5 in diesem Lande Jhr Reisegefährte sein zu :iirsen?« »Mein theurer Ton Raiael,« ries ich aug, »eS tviirde mich herzlich freuen!" Wie rasch Ivar unser Bund besiegelt ;vovden! Jm Laufe einer Woche hat ten rvir Pferde und Diener aemiethet und ein Führer, den wir ebenfalls an genommen hatten, sollte uns durch das Gebirge geleiten. Wohl-veislich hatten wir uns mit Pistolen un: Dolchen versehen, denn wir hatten diel von Briganten gehört, welche in jenen Gegenden hausen sollten nnd nahmen uns deshalb vor, aus unsere Sicher heit möglichst bedach tzu sein. »Wir werden da viel Gesindel vor finden,« bemerkte Don Rasael unt wenn sich dasselbe in der Uebermacht befinden sollte, werden wir uns unse rer Haut tüchtig zu wehren haben.« Da der Sprecher selbst Spanier war, und was die Verhältnisse seiner Landes betraf, besser Bescheid wisset mußte als ich, so wagte ich teinen Ein wand zu erheben. War es mir dock klar, daß er schließlich ebensoviel aqu Spiel zu seien atte, wie ich, und das er sein Leben acht muthrvillig in oit Schanze schlagen würde. Am Nachmittag des dritten Tage-' unserer Reise durch das Gebirge, alt wir gerade einen lau n und düstern hohlweg passirt baten, ertsnte ein« kräftige, scharse, klingen-de Stimm( iider uns: »Zum Strecket Eure Massen unt erge t Euch, oder Jhr seid des To « dest« Jch sah empor und gewahrte au einem Felsen, geda über meinen haupt, einen duntge leideten Maus mit einer mehrsarbigen Scharpe jibei der Brust und einen teaelsormrgen mit dern acsehmiictten Hut aus den Kop araziils an den Siammleinet Baumes gelehnt, die eine Band au Sonntsrgs XVI Beilage des »New-now staats-Äic;cic;ier und Herold«. J P. Windolpli, Herausgehen Grund Island, Nebr» den H. Trkciubcr lWZ Jahrgang 253 No. Hi. einen Karabiner gestürzt und uns mit gespannten Blicken betrachtend. »Mein sollen wir uns denn erge ben?« fragte Don Rafael, etwas spöt tisch lächelnd. »Dein Gebieter dieser Berge — Sennor Carrasc91« sollte die schroffe Beantwortung sein. «All’ ihr Heiligen!« rief mein Be gleiter, stehen bleiben-d, aus« während unsere Diener nnd der Führer bei Nennung oieses Namens »aus Furcht zu zittern schienen. »Was ist Denn eigentlich los?« fragte ich. »Aive Maria!« schrie Don Nafael, »wir sind gefangen! Carrasco ist oer berühmteste Bank-it in ganz Spainen Jeglicher Widerstand, fürchte ich, wird : vergebens sein. Was fangen wir an, Carlos?« »Wir wean ganz gewaltig käm Pfen, wenn man uns sangreifen sollte,« sagte ich demn, da ich keine grosze Lust emps.1no, in Die Hano von Mir-dage : rern zu fallen. ; »iS-ehen Sie Doch Iiese Elenden an,« sagte Don RafaeL auf unser Gefolge oeutend, das ganz fassnngglog oas stand, »der Name Carrageo jagt sie in Schrecken, sie werer keinen Wien stand leisten. Und wag sollen wir Beide oenn gegen fünfzig ooer hundert Mann unternehmen?« »Ist die Bande so start?« forschte ich bestürzt, »ich sehe ja doch nur einen Mai:n!" Als Antwort auf meine Frage stieß der Wegelagerer einen scharfen, schril len Pfiff aus. Uno in oein nächsten Moment schon waren wir von zwan zig ooer oreißig wildvreinschsauenoen Kerlen umringt. »Sie seiten jetzt,« sagte Don Ra fael ’oumpf, »daß jede Hoffnung schwindet!« »Wollen sie uns todtschlagen?« fragte ich schauaerno. s »Nein, etwas so«Schlimrne.s3 fiirchte ich nicht. einer wir iverzen so iansae Gefangene sein, bis wir unser Löse« geld entrichtet haben werden« »sich sente, daß sie nicht lanae Fe: derleseng machen werden, wenn ich nicht im Stande Isein sollte, das Geld zu einrichten.« »sie- mird Ihnen wohl nichts übrig bleiben!« »Wieio?« »Sie werssen Ihnen can-, einfach Alles nehmen« was Sie bei sich haben und Sie werden sich betreffs des« Gel des nach Ihren Freunden uinsehen müssen!« »Aber ich habe keinen Freund in Spanien außer Ihnen-« »Sie werden deren in Deutschland wwn.« »Und soll ich so lanae ein Gefange ner dieser Bande von Diehen und Mördern sein, dig ich an nteine Freurze schreiaen kann und ihre Blut wort mir zugekommen sein wirI,« frate ich aus’5 Tiefste erschreckt. »Ich weis-, nicht, Don (5arlog, meinte mein Freund, »ich wollreJhnen nur einen guten Rath neben, denn solche Dinge sind schon allen Frent den passir:.« »Aber man wird nicht i«issen, daf; geh rer Sohn eines reichen Manne-Es in.« »Bielleich: nicht, doch das- ist sicher, das-, diese raffinirten Schurken all üherall ihre Spione haben und gerade unsere Diener und Führer können möglicherweise mit Jenen im Einver ständniß handeln.« »Wenn ich das wüßte, würde ich ihnen alle Knochen im Leibe zusam menschlaaen und ihrer Verrätherei ein Ende damit machen!« sagte ich. »Es dürfte rathsamer sein, den Dinaen mit philosophischer Ruhe ent gegenzusehen, Ton Carlos-. Es sieht Alles schlimmer aus, wie es ist. Wenn mein eigenes Lösegeld nicht zu hoch taxirt wird, werde ich wohl im Stan de sein, Ihnen unter die Arme zu greifen.« Die Briaanten, welche uns um zingelten, hielten uns ihre Karabiner vor das Gesicht, bereit, uns niederzu schieszen, falls wir Widerstand leisten sollten. »Ergebt Euchs« schrie der haupt mann der Bande, welcher auf dem Felsenvorfprunge über «uns stehen blieb. Unser Führer und die Diener war fen nun ihre Pistolen und Dolche vor uns auf den Boden hin zum Zeichen« daß sie sich völlig ergaben. Don Ra foel schien zu zaudern, jedoch nur ei nen Augenblick, dann warf er auck seine Waffen hin. Was sollte mii Anderes übrig bleiben, als dasselbe zr thuns Nachdem unsere Waffen von der Briganten in Besih genommen wor den, nahmen uns diese unsere Pferd· weg. Dann ging ei im Marsche durck »den Hohlweg und hierauf schlug mar einen in die Döhe führenden Pfad ein E Letzterer war etwa zwei Meilen lang « und dann erreichten wir eine ungeheu s r-« Höhle, woselbst die Bande zu resi di ren schien. Unsere Pferde aber brachte man nicht hierher, man sagte uns-. daß dies nur eine Abtheilung der mehr als tausend Mann betragenden Bande sei. Nachdem wir bis aus unsere Klei der ausgepliindert worden, wurden unsere Diener und der Führer in Freiheit gesetzt unter der Bedingung, bei Todesftrafe sich nie wieder blicken zu lassen und uns Uebrigen ward ein Lösegeld in der Höhe Von hundert tausend Frarsien fiir Jeden zudiltirt. »Ach, mein Freund, « sagte Don Rasael, »sich vermag Ihnen nicht zu helfen! Jch habe nur soviel bei mir, um mich selber damit in Freiheit setzen zu können-l« »Und wie soll ich es anfangen, nach Deutschland zu schreiben und eine sol che Summe mir senden zu laen?« sragte ich angstvoll. »Ich werde dies siir Sie besorgen, ;m-:in Freund. Sie können mir diese - Summe bei meinem Bankier in Kadix anweisen lassen, woraus ich die ganze Angelegenheit regeln werde.« Jch dankte meinem Freunde hierfür und schrieb am andern Tage meinem Vater, daß ich in den Bergen gefangen genommen work-en sei und unverzüg lich an meinen Freund und Gefährten Ton Rafael de la Grill-ern in Kadix ein Lösegeld in der Höhe von hundert tausend Franken gesendet werden müsse, widrigenfalls sich erschossen würde. Auf rührende Weise nahm mein ; Freund Abschied von mir. Erst nach äztrei Monaten sollte ich ihn wiederse hien. Er kam und sagte mir, das-, das Geld dem Oberhaupt-: der Banditen eingehändigt worden und ich nun in IFreiheit gesetzt würde. Jch umarmte l ihn und weinte vor Freude. «Armer Junge-t« seufzte er, »wir mögen Sie gelitten haben! Sind Sie schlecht behandelt worden?« ,,Nein,« antwortete ich. »Ueber die Behandlung tann ich nicht rlagein - auzgenommen die Einschräntiina. Jch liebe nur nach Freiheit geschmachtet!« »Und diese, dem Himmel sei’g ge -dantt, haben Sie nun wieder er langt!« rief Ton Rafael aug. « Er erzählte mir, nachdem er selber i siei geworden war, wie er meine An : aeleaenheit so rasch wie möglich zu er-« sledigen gesucht habe, und daß er so aliicllich sei, mir einen Paß lzustellen . zu können, welcher mir in Zukunft vor jeder Belastiauna von Carragcos mächtiger Bande schützen würde. Auch händiate er mir Geld ein, um die I Riictreise nach meiner Heimath bestrei ten zu können· Ich frua ihn, ob er den Chef der » Bande gesehen habe-, wie Derselbe aug Esche, und das-, ich den Wunsch l)eate, seien acsiirchteten Mann selbst sehen Dzi. können »Tieser Wunsch wird Ihnen in Er fiilluna art;en,« versetzte Don TltafaeL »denn der Chef hat die Absicht, sich selber von einein so illustren Gaste n.orgen zu verabschieden.« Am andern -« Tag-e wurde ich mit meinem Freunde von einer kleinen Eslorte begleitet, isber die Berge zurückgesiihri. An einer Stelle, wo wir ein Dorf in Sieht bekamen, befahl Don Rafael stehen zu bleiben, ergriff geriihrt mei ne Hand und sagte zu mir: »Mein lieber Junge, sieh muß Sie hier verlas sen, und wir werden uns wohl nie trieder zu sehen betommen!« »Sie!'« schrie ich, aus das Höchste erstaunt. »Ja! Sie sehen, ich habe Besseres zu thun, als mit einem heraeliausenen Laffen das Lanld zu durchbumineln!« Großer Gott! So sollte mein Freund Don Rafael sprechen. Täu fchen mich meine Sinne? Jch war sprachlos vor Erstaunen. »Ich sehe, daß Sie erstaunt sind,« fuhr Jener fort, »aber ich werde Sie noch mehr in Erstaunen setzen. Mach’ daß Du forttommst, Fremdling, und wenn Du von Deinen Reisen auf un serer Halbinsel erzählst, vergtiß nicht zu erwähnen, daß Du mit der Be kanntschaft eines Brigantenhäuptlings brehrt wurdest.« »Du hast den Wunsch ausgespro chen, Sennok Carrasco kennen zu ler nen, hast Dein Lösegeld bezahlt und also ganz vernünftig gehandelt. Nun denn wisse, daß ich Carrasco bin. Be greifst Du nun? Lebewohl!« Er wtintte mit der Hand, drehte uns den Rücken, verschwand nnd ließ mich tvie niedergeschmettert und an Allem verzweifelnd auf sder Straße stehen. Niemals bin ich wieder mit einem Fremden vertraut geworden. i l i I Wsie ich nach dein Dorfe gekommen, erinnere ich mich nicht mehr. Mehr als dreißig Jahre liegen be reits hinter jenem Reiseabenteuer. Jch habe seitdem die meisten Länder un seres Kontinents gesehen und wie dergesehen. «Fern im Süd das schöne Spanien« aber habe ich nicht mehr betreten. -.-—-— »Bitte, recht-Il« Humoresle von H. du Pless-ac. Nachdem Frau Kaniosser mit gro ßer Sorgfalt die weiße Kravaite ihres » Sohnes zurechtaeschoben hatte und mit ! der Hand ordnend über den Rockkragen aiesahrcn war, fah sie ihr einzian Kind, ihren Lucien, voller Bewunde rung an Und in der That, Lucien Kam-Js ser war aar nicht so übexl Mit einein »A"ooni5« konnte er freitirh nicht ver alichen wenden, aber alle junaen Mäd chen können auch nicht einen « Donizs zum Gatten erhalten. »So, nnd nun, mein Junge-A saate die Mutter, »nun frisch vorwärts! Und laß vor allen Dinan Dein ver drießlicheg Gesicht zu Hause. tfs handelt sich um Deine Zukunft. Als Erstes bei Deiner Ankunft begrüße die Herrin des Hauses-, die aute Frau De sorm, die sich, ohne Dich zu kennen urn Dein Gliick kümmert. Sag’ ihr: ,,Gnäaiqe Frau, meine Mutter ist lei der nicht ganz wohl, und darum hat sie zu ihrem Bedauern nicht mit mir kommen tönnen.« Mer Dir diese Worte, denn sie sollen Dir als Er rennunasszeichen dienen. Frau Desorm wird Dich dann Fräulein Urands. einer Perle, einer wahren Perle, vorstellen. Blond mit blauen Augen, vielleicht ein bischen start, aber so etwas aiebt sich: den liebenciiviirdiasten Charakter-· den ins-an sich denken kann, uno 200,0()() Francs zur Mitaiftl Wenn Du Fräu llein Eitella Urand erst aefetden hast und sie gefällt Dir, so ist die Sache so gut wie abgemsacht, denn ich weis;, das-, die Eltern Estella’5 dieIe Verbindung wünschen Also Muth und vorwärts-! Bonledard St. Germain llt2, zwei Treppen. Trau Desormx die hell er leuchtet-en Fenster wer«:!: Dir schon «-,eiaen, wo Gesellschaft ist.« Lucien Fiantosser war doch ein we nig erregt, als er vor dcm bezeichneten Hause «anlanate. Eine lange Reihe don Waaen rückte langsam dor und die Haugtljiir stand weit offen. Die ganze zweite litage —-- 12 Fenster Front war strahlend erleuchtet. -,,Donnerwetter!« dachte der junge Mann fiir sich, »das sieht ja großartia aus. Die Sache scheint wirklich nicht so olyne tu sein« Vor ibm ging eine G:uppe, Herren und Damen, in Gesellschaftgtoilette die Treppe hinauf: so brauchte er gar nicht erst Zu fragen und so gte ihnen einfach, nachdem er noli dem breit-In Treupenabsatz, der aani mit Blum-en nnd ariinen Blattpslarnen geschmückt word-en war, einen priifcisden Blick zu geworfen und bei sich aedacht hatte: ,,Tt,iirtlieb, in grosjdrtigeri Stil.« Den Chaneau claque unter dein Arm, trat Lucien stautosser in die Salon5. Da er inmitten dies ersten kliaumeg eine Dame stets-n sali, die die Antoinrnenden mit einern Händedruck l:-eariis3tc, so oernnrthcte er in ibr die Herrin des Hairseg, trat auf sie zu und derbengte sich vor il,r. Sie sal; ihn einen Augenblick an und sagte: »Oh. da sind Sie sa, mein Herr, »Sie wollten ja. . . .« ,,Jawobl. anädige Frau, unterbrach Lucien die Dame nnd betonte Tedee Wort. »meine Mutter ist etwas leidend nnd bedauert sehr, mich nicht begleiten zu können« »Ach! die Aermstel Das thut mir ja sehr leid!« saate die paine des Hanseg, und es llana eigentlich als wenn sie damit meinte: »Es ist mir höchst aleichgiltig.« Daran fuhr sie mit leichtem Vor wurf fort: »Nichts siir ungut, aber ich hatte eigentlich gehofft, Sie würden etwas früher kommen. Nun will ich Si nur rasch Fräulein Urand vorstellen dieselbe wartet schon sehnsüchtig auf Sie.« ,,Donnerwetter,« dachte Lucien für sich. »Die junge Dame scheint es jc sehr eilig zu haben, meine Bekennt schaft zu machen." Er folgte der Hausfrau und sinnt gleich darauf vor einem jungen Mäd even. »So, hier ist der Erwartete!« sagte die Dame des Hauses und wies aus Lucien, der diese Art der Vorstel lung eigentlich etwas drastisch sand. »Oh!« rief Fräulein Urand, »Si lcsssen sich aber lange erwarten!« Und zum größten Erstaunen des juni gen Mannes streckte sie ihm, wie einen guten Kameraden, die Handentgeaen Lucien war einfach ,,sutsch«. Frau lein Urand war nicht nur hübsch, son dern unglaublich liebreizend Er dacht nsur flüchtig während eines Augen blicks: »Was bat Mamr mir denn ei igentlteh gesagt? Sie hat doch keine blauen Augen! Die sind ja grün wie oas Meer; und die Haare sinld nich-i blond, sondern iastanienbrsaun und i stark ist sie ja auch nicht, sondern ! schlank wie eine Elfe. Nun, mir kann es ja gleich sein! Jedenfalls ist sie rei zend, so wie sie ist!« ,,Dars ich um die Ehre des erst-en Walzers bitten, mein gnädiges Fräu lein?« sagte Lucien. »Oh! vielen Dant,« antwortete sdas junge Mädchen, »Sie wissen doch aber ebenso gut wie ich, Daß wir Wichtig-: reg zu thun halten« Lucien riß die Augen weit aus; die Antwort war ihm deaa doch etwas überraschend gekommen, und er fand, das-, Fräulein Urand mit großem Aplomb vorging· »So, nun an die Arbeit,« sagte sie fröhlich. «Fangen »wir mit »Die schöne blaue Donau« an?« Lucieti's Verwunderung wuchs noch mehr. Zum Glück war er recht musi kalisch, nnd Da es ja nichts Unanae nehm-es hat, mit einer hübschen jun gen Dame zusammen rierhändig zu spielen, so fing er mit Fräulein Urand zusammen slottweg . »Die schöne blaue Donau« an. Nach Dem Messer tam eine Qua dritte, die Lucien auf Fräulein Urano’s Bitte allein spielte, während sie sich etwas ausruhte. Dann spielte sie ein Menusett von Mozart und bat ihn, für sie die Seiten umzudrehen. Daraus lam, wicnr vierhändia, eine Gavotte, nnd schon war Lucien 4 Stunden Gast im Hause von Frau Desorn1, ohne vom Klavier sortgelom men zu sein. Es fiel ihm garnicht ein, sich darü ber zu beklagen, war er doch auch die ganze Zeit über mit Fräulein Urand zusammen gewesen! Sobald sie auf hörten zu spielen, rückte Lucien seinen Sessel Dicht neben den von Fräulein llran’o, etwas abseits vom Rla«oiee, uno Die jungen Leute vlauderten und vlauderten, ohne dac- sich Jemand um sie tiimmerte. Lucien antiisirte sich iiber Diese höchst lomfischetunsd ihm un --.-L H- ..c. ( i Uctslullulluyc Quuuuulh Iunu sie unsre immer angenehmer und angenehmer, und als sich die Gäste zu derabschiedsen anfingen, da war er bis iiber beide Ohren in Fräulein Urand verliebt. Ohne gerade eitel oder eingebildet zu sein, konnte er sich ruth eingestehen, daß auch Fräulein Urand ihn nicht ge ravde mit leiissfallen betrachtete. Lucien stand die Mutter noch aus und ihn erwartend. Raum, daß er sich die Zeit nahm ihr guten Abend zu sagen, da rief er schon: »Sie hat tastanienbraunes Haar-! Sie hat ariinschillernce Augen! Sie heißt Margarete und nicht Est-ella! Aber so oder so, sie ist bezauberndi entzückend-! Ieb- bete sie an und ich bitte Dich, für mich um ihre Hand anzuhalten!« Frau stantosser gina aus Schick lieltteitgriictsichten erst zwei Tage spä ter zu Lksrau Desorm. Sie wurde ziemlich tiihl aufgenommen und, Von Natur ängstlich, berhaspelte sie sich in allerlei unzusammenhäugenoen und undollendeten Sätzen. »Ja, Du lieber Gott,« sagte Frau Desorm mit einem gewissen Mitleid, »ich verstehe Ihre Vserlegenheii und es thut mir dies wirklich leid. Ja, ia! Mit den jungen Leuten ist es so eine eigene Sache-. Die thun immer, ioas sie wollen! Ja wirklich, es thut mir recht leid, daß Ihr Sohn nichtgetom: men ist!« ,,.B.tie?v Nicht getommsen?« rief Frau« Kantosser. »Er ist doch den ganzen Abend bei Ihnen gewean und Voll: ständig entzückt von der in Frage kom mend-en jungen Dame nach Hause ge kommen.« »Es thut mir leid, entgegnete Frau Desorm, ,,E"shnen eine Illusion rauben zu müssen, aber ich ver-sichere Ihnen, daß Ihr Herr Sohn meinen Salon nicht betreten hat. Da Sie aber mit solcher Bestimmtheit versicheru, daf; er gekommen ist, so muß hier irgend ein Mißverständniß obivalten. Halt! Da fällt mir Etwas ein,« fuhr Frau De sorm fort, »Sie gaben ihm doch meine Adresse?« »Natürlich, Bouleoard St. Ger main 192, zswei Treppen.« ,,Linls?« »Das habe ich ihm nicht gesagt. . .'· »Na! Da haben wir die Erklä rung» rief Frau Desorm und lachte laut aus. Gleich darnach entschuldigte sie sich dieses Lachens swegen und sagte: »Meine Nachbarin, Frau Ma tember, hat mir nämlich den Streich gespielt, am selben Abend eine Tanz gesellschaft zu geben sie wohnt rechts, ich links in derselben Etag«e!.. Jetzt kommt es für Sie nur daraus an, zu erfahren, wer die jung-e Dame ist, von der Jhr Herr Sohn so entzückt ist... für meine junge Protegee ist es nun nämlich zu spät, das muß ich Ihnen aufrichtig sagen-» es waren noch mehr Bewerber auf der List-e . . . nicht alle sind rechts statt links gegan gen.... und besonders einer. der gleich den richtigen Weg fand « «Gnädige Frau,« sagte Frau Kun losser, als sie von Frau Mute-redet empfangen wurde, »ich bin die Mutter des jungen Mannes, der. ..« »Oh! Es ist mir wirklich peinlich, exaii Sie sich noch selbst herbemii müssen,« unterbrach Frau Matem r die Sprecherin. .. »mein Mann wollte aerade heute bei Ihn-en mit herankom snen, iim Jhnen das Beivußte zu über reden. . . aber ich will es gleich holen, da Sie nun einmal hier sind. . .'· »Sie haben mir etwas zu geben«-« ,,«Jiatii«clich!... Das Geld, das Ihr Sonhn ais Klavierspieler zu beanspru chen hat. Er sist übrigens ein sehr an genehmer Mensch! Besitzt eine wahr haft überraschende Fingerfertigkeit und eine große Aus-deiner im Spiel!. . Jhm und dem lieben Fräulein Urand habe ich- ses zu dank-en, daß alles so hübsch verlaufen ist.« Auf Ihrem Ball war ein Fräulein Urand?« »Margaretk,e Uransd, die Klavier lihrerin meines kleines Töchterchens, die mit Ihrem Sohn zusammen zum Tanz ausgespielt hat« . sie haben sich beide sihr Geld reichlich ver«dieni!« »Mein Gott, gnädige Frau,« sagte Frau Fiantosser, die nun alles ver stand, »mein. Sohn hat 20,000 Franks Renie von Seiten seines Vaters und wird von mir einmal ebensoviel be kcmmen Er braucht sich also nicht gerade seinen Lebensunterhalt als Klavierspieler zu verdienen. Hier liegt ciit Mißverständniß vor. Mein Sohn hat aealaubh bei Frau Desorm zu sein, wo er Fräulein Estella Urand hergestellt werden sollte-« »Und er ist statt dessen zu der Tanz festlichkeit von Frau Maiember ge kommen und hat dort ein Fräulein Maraaretlje Urand kennen gelerni!« rles Frau Maiember belustigt. »Ja, und was das Schlimmste: Er ist nun in Fräulein Margarethe Urand dollsiändig verliebi.« »Du lieber Gott! Legen Sie denn sehr Viel Gewicht auf Gele« »Wenn alles Uebrige ehrenwerih ist, nein!« »Durchaus ehrenwerth. Der Vater früherer Ossizier. . .« »Wie mein M-ann.« »Ist ohne Vermögen gestorben. Margaretlxe giebt Klavierstunden, Um ihren jiinaeren Bruder zu erziehen; sie ist eine wahre Perle in jeder Beziehung .. ich kenne sie schon lange und schätze in- sehr. Wer weiß, ob nicht gerade hier der Zufall siir beide Theile glück lscli waltet. Wissen Sie was, meine ittksr verehrt-.- Frau, kommen Sie doch tssoraen und essen Sie ,,sans facon« ein-en Teller Stippe bei mir. Marga srcthe wird mit einer Tante anwesend lsein Natürlich gilt die Einladung auch Ihrem Sohn, und können wir ja siiber die Sache weiter sprechen. Aber » siegmal bitte rechts!« ...... -«..——. Schnelle Justiz des Kaisers Trajan. vKur Zeit bis-J Kaisers Trajan hatte glitalit:a, die Frau eines Kri«eas:ri«bu nen, sein LieMLsoerhältniß mit einem lieuturio Ihr Gatte meldete die Sache seinem Konsularlegatiem Ob wohl diesem das Strafrecht iiber die Offi,iere zustand, rief er doch die Ent cliejaung des Kaisers an. Trajan stellte genaue Ermittelungsesn an, ent setzt-e den eanturio seiner Stelle und schielte il ,n in Die Verbannung. Der tlricaz iribun, der das Gebahren sei ner Frau ruhig mit angesehen hatte und nun damit zufrieden war, seinen Titeltenbulkler los- zu sein, wurde amt lich aufgefordert, Die Anklage auch ge gen seine Frau durchzuführen Er ge-« horchte zwar, aber nur mit innerem Widerstreben weil feine Liebe zu der Frau gros-; war. Für sein ttnmänn lichesj Verhalten wurde er vom Kaiser streng aeriigt, Gali tta tber zur Ve nehmung borgeladen. Der Kaiser be sand sieh aerade in Etrurien auf sei uem Landgut-e Centusmeellä hart am tttestade des Meeres, wahrscheinlich Dem heutiaen Cioita Vecchia. Er ver hörte die Galitt ta in Gegenwart seiner-« näheren Umgebung und sprach di Urtheil das; Gali tta nach dem jui schen Gesetze zu bestrafen sei. Nach einem von Augustus gegebenen Gesetze verlor eine Frau, die sich ehelich ver gangen hatte, die Hälfte ihres Hei rathggute5, dazu ein Drittel ihres Wundqu und wurde au erdem aus eine Insel verbannt Der jüngere itliniug, der diese Geschichte in seinen Brieer H, -«’-1 erzählt fügt hinzu, dass, er dont Kaiser eingeladen war, Zeuge dieser und anderer Vernehmsunes aen zu sein. Er habe dabei reichlich Würde und freundliche Gesinnung des Kaisers zu beobachten. —"-—. -«.—— Wesentliche A.: »Du sagtest doch, Herr Leh mann wäre reich?« B.: »Bitte, das hab’ ich nicht ge sagt! Jch sagte nur, er hätte mehr Geld als Verstand!« Jalsresrinqr. A.: »So, die Thekla verlobt sich so ost?« B.: »Ja, die macht’s wie die Bäu me, sie setzt jedes Jahr einen neuen Ring ant« Auch ein Grund. Gast lzum Hotelier beim Wurst schmaus): »Hören Sie mal, die Wür ste Find aber sehr theuer.« ·Hotelier: »Sie sind aber auch von einem dressirten Schwein!« Gelegenheit gehabt, die Gerechtigkeits« , -