Die beiden Zorne-nann. Erzählung na·ch.«;h«atsachen. Von Friedrich Thieme. 1. Der Schnellzug Berlin-Wien hielt aus desi großen Centralvahnhose zu . Ver ciationsvorsteher Ebert wollte eben den Befehl zur Absahrt des Zuges erst-eilen, uns der Zugsiihret lehre schon die Pseise an die Lippen, als ploylich eine Dame aus den Stu tionooorsteher zutrat und ihm ein zwar altes und vielgebrauchtes, dein Anscheine nach aber wohlgesiilltes Portemonnaie entgegenhielt. »Ich hab-e soeben dieses Portemon naie gefunden,« sagte sie. »Bitte neb men Sie es in Verwahrung« »Ist-den Sie es hier aus dem Bahn steig oder im Zuge gesund-ens« fragte der Beamte. . »Aus dem Bahnsteig.« »Warten Sie einen Augenblick,« sprach er zu der Dame, doch diese war bereits iin Gewühl der nach dein Aus gange des Bahnhoses drängenden Menschen verschwunden. »Achtung! Portemonnaie gesun den!'« erscholl es alsbald längs des Zuges. «Schwarz, mit Messingw gel, ans Leder —- aus einer Messing platte oberhalb des Schlosses ist der Name Paul Hornemann eingraoirt.« Wie ein Lausseuer gingen die Worte von Mund zu Mund. »Hier-l« schrie es aus dem Hausen der noch aus dem Bahnsteig befindli chen Passagiere heraus, gleichzeitig entstand eine lebhaste Bewegung nn ter der Menge. eineGestalt drängte sich hindurch, im nächsten Augenblick teuchte ein herr aus den Stationsvor siehet zu, dessen rothes Antlitz die Zeichen einer unverlennbaren Erre gung zur Schau trug. »Mein Portemonnaie —- wo ist es?« »Sie haben es verloren?« »Ja, ich — ich ——« »Schon gnt —- tvarten Sirt« So fort erging der von den Passagieren bereits sehn-lichst erwartete Befehl, den Zug abzulassem der sich auch alsbald in Bewegung setzte. Der Stationsvorsteher forderte den Fremden aus, mit ihm in sein Vu renu zu kommen. Hier verbarg er das Porteinonnaie hinter seinem Rücken und fragte turz: »Ihr Name, wenn ich bitten darst« »Paul Horneinann.« »Aus«-?" »Aus Berlin« »Was sind Sie?« »Kaussnann.« »Sie haben den Verlust nicht sofort bemerkt.« »Nein. Erst als der Fund ausge smfan mind- itnd ickr meinen Namen hörte, wurde ich aufmerksam« Männen Sie mir genau das Aus fehen des Portemonnaies beschrei ben?« Der Fremde gab ohne Zögern die verlangte Schilderung-. ,,Wieviel enthält die Geldtafche?« »Vierhundertundacht,zig Mark in Gold.« »Ist was fiir Stücken?« »Jn Zwanzigmarlftücken.« ,,Sonft nichts ?« »Sonft gar nichts." »Nein Silber, Nickel oder Kupfer-P Paul Hornemann schüttelte sden Kopf. »Gut nichts, ich habe mein letztes Kleingeld ausgegeben, als ich in Berlin meine Fahrtarte löste-« Der Stationsvorstelyr öffnete das Portemonnaie, um den Inhalt zu zäh len. Tie Angaben des Fremden ent sprachen genau dem Befund. Der Stationsvorfteher legte die Geldiafche neben ihn hin. Jn diesem Augenblick klopfte es an die Thür, und auf das ·Herein« des» Stationsvorftehers betrat ein Herr, dessen Benehmen gleichfalls alle An zeichen großer Angft und Beftürzung verrieth, das Bureau. habe vorhin mein Portemon naie auf dem Bahnfteig verloren — eben erfuhr ich, daß es gefunden und Ihnen übergeben worden fei. — Ach, da liegt es ja,« unterbrach sich der Herr erfreut, als er den Gegenstand auf dem Pulte erblickte. i Gr streckte ohne weiteres die Hand! danach aus, doch fchon hatte der Sta-! tionsvorfteher die Geldtafche erfaßt! und hielt fie feft in seiner RechterH »Wie foll ich das verfteben?« fragte er verwundert. »Haben Sie auch ein Portemonnaie verloren?« ’ »Jawohl, herr Stationsvorfteber, das Port-emonnaie, das Sie in der Band habe-M »Sie irren,« nnfchte sich hier der andere Fremde, der noch röther gewor den war, als bisher, ein, »ei- ift das nreinige.« »Das Ihrige?« rief der neue An kömmling entrüstet. »Sie haben von? dem Funde gehört, und wollen versu chen, sich ihn anzueignen.« ,,Haltl« unterbrach der Stationss vorfteher energifch den Sprecher-. »Es ,ift meine Sache, den Fall zu unterfa chen. Sie erheben« nun ebenfalls Au spriiche auf den Fund —- lvie heißen Sie?« « Maul Hornemann,« erwiderte der neue Ankömmling ohne Zögern. Ebert fchiittelte ärgerlich den Kopf. »Paul hornemanns Wirklich?« »Es ift eine Unverfchömlheit.« fiel Vier der erste Fremde ein. »Er hat den ausgerusenen Namen gebiirt und -- -« »Damit Sie mich machen,« bedeutete ihn der Beamte kurz. »Das weitere Verhör wird ja alles ergeben. — Wo her sind Sie-« wandte er sich von neuern an den zweiten Fremden. »Aus Berlin.« »Und Sie sind?« Rausmannk Mannen Sie mir sagen, tvie viel das Portemonnaie entyattt« »Viert)undertundachtzig Mart in Zwanztgniartstiiclen.« »Zum nichts?« »Nein!« »Jn diesem Portemonnaie sind aber noch mehrere Silber- und Nickelstiicke enthalten,« fuhr Ebert mit scharfer Betonung des Wortes fort. Der zweite Fremde sat) den Sta tionsvorsteher erstaunt an. »Was — Silber und Nictelstiicle? Unmöglich. Ich weiß bestimmt, daß das Poete monnaie nichts enthielt, als die Gold stücke. Als ich in Berlin meine Fahr tarte löste, gab ich meine letzten ein zelnen Stücke hin. Nicht einmal ein Trinkgeld fiir den Dienstmann, der meinen Handtofser trug, war mir ge blieben.« »Dann ist dieses Portemonnaie eben nicht das Jhre.« »Doch, Herr Stationsvorsteher — ich werde doch mein Portemonnaie kennenl« Ebert starrte bald den einen, bald den anderen Fremden an. Sein Versuch, den zweiten Ankömmling durch die Erdichtung der Silber- und Niekelstiicte unsicher zu machen, war mißlungen. Endlich ertlärte er, ein so sonderbarer Fall sei ihm noch nicht vorgekommen. »Ein« von Jhnen muß nothwendi gerweise ein Betrüger sein,« fügte er hinzu. »Welcher, lann ich nicht ent scheiden, solange sich keiner von Jhnen näher aus-gewiesen hat. « Nun wohl,« fragte er den ersten Herrn,« ,,trngen Sie irgend eine Legitimation bei sich?« »Bedai:re, nein." »Aber vielleicht können Sie sich legi timiren?« Die Frage galt Horne rnann 2. »Leider ebenfalls nicht,« entgegnete dieser. »Wenn ich freilich Mitte ver muthen können —« ,,Veriviinschte Geschichte,« rief der Stationsoorsteher ärgerlich. »Gesetzi den Fall Sie sind der rechtmäßige Besitzer,« redete er Hornemann 1. an, »in-se ertlären Sie sich denn, daß diefer Herr so genau weiß, was die Geld börse enthält?« »ian eins-»ich, Herr Stationsvor-« steh-er Wir sind zusammen in einem Abtheil gefahren; wir saßen einan der gegenüber, wir haben uns zusam men unterhalten. Ich habe dem Herrn meine ganze Geschichte mitgetheilt; ängstlich im Besitz so ielen Geldes und« vielleicht auch stolz und eitel. nahm ich wiederholt mein Portemons naie heraus, er hat es genau gesehen, er hörte, daß ich lein Kleinaeld mehr hatte, er vernahm von mir, wieviel ih an Gold besaß.« »Das sind Liiaen?« unterbrach Hornemann 2. hier seinen Doppelgän aer wiithend. ,,Liigen?« schrie der andere. «Sind Sie nicht mit mir gefahren?« »»Allerdings —« ; »Haben Sie mirnicht gegenüberge . sessen, sich mit mir unterhalten?« « »Jarvonl —« »So-the ich Jhnsen nicht meine ganze Geschichte erzählt?« »Sie nicht mir -—- ich sthnent« »»Waö? Sie haben nicht gesagt, ich wäre zu beneiden, als ich, während wir beide allein im Wagen waren, mein Geld zählte?« »Das haben Sie gesagt, Herr! Sie legen sich meinen Namen bei, um mid, zu berauben, Sie Schtvindler!« tobte Hornemann 2. »Das thun Sie, Herr,« schäumt Hornemann l. »Sie heißen gar nicht Hornemanm Sie haben sich mir vor hin als ein Herr Höfcl aus Posen oorafstellt.« »Sie sind Höfel,« schrie Horne mann 2. . Der Beamte trat zwischen die Wü then«den. »Meine Herren,« erklärte er ernst, »ich sehe wohl, hier werden wir den Streit nicht ausmachen Jch habe teine Zeit, mit länger mit der Ange legenheit zu «hefat·sen.« Er ging an die noch offene Thiir und rief hinaus »Bose, rufen Sie mir den am Bahn hof stationikten Schutz-nann! — So -- - der Polizist wird Sie vor den Po lizeiinspettor führen, dcr mag das weitere in die Hand nehmen« Der eben eintreffende Schuhmann war in wenigen Augenblicken von al lem unterrichtet. Hornemann 1. folgte ihm unter Ausdrücken zornigen Protestes, hor usemann 2. klagte wrdgeßlich, daß er nun nicht mehr rechtzeitig nach Wien kommen werde. So schritten beide neben dein Polizeibeamten her. 2 lPolizieiinspeltor Merteng hörte mit Er taunen den Vortrag seines Unter beamten und betrachtete aufmertsam die vorgeführten Fremden. »Hm, agte er, »dem Räthsel wol len Fritz-»L- n ariseff dile Später toSmcrhnem —- rt ,« a er m us mann, »führen See mir den rrn gerne-name 2. hinan-, aber a n Sie ihn gut. Ich will erst stu mal deren hornemann l. in's Ver hiir nehmen« Sobald er sich mit le terem allein befand, bedeutete er dem remden, sich u seyen und benann: »Sie nennen ich Paul Hornemann, sind Kaufmann unsd aus Berlin?« » a.« »Die alt?'« »Neunundztvanzig Juhre.« »Ist Berlin Jhr Geburts- oder Wohnort?« »Mein Geburtsort nicht, ich hielt mich nur während der letzten Jahre dort auf." »Wo sind Sie aeboren2« »Jn Magdeburg.« »Welche Stelle bekleideten Sie in Berlin?« »Ich war Buch-haltet in einem Ver sichetungsgeichäft-« »Wie heißt das?« Georg Worms in der Wilhelms straße.« »Wie kamen Sie in Besitz des von Jhnen angeblich verlorenen Geldes?« »Es waren meine Ersparnisse von zwei Jahren.« »Was beabsichtigen Sie mit dem Gelde anzufangen? Weshalb tru gen Sie es auf der Reise bei sich?« »Sie sollen alles hören, Herr Jn speltor. Ehe ich nach Berlin lam, war ich ein Jahr in Wien; dort lernte ich ein junges Mädchen kennen Wir liebten ung, und teschlossen, so bald mein Einkommen hierzu ausrei chend sein würde, uns zu heirathen·« »Wie heißt Jhre Braut-« »Nannie Grosse.« »Und wohnt in Wie:1?« »Za. Rothethurmstraße 211.« »F eiter.« »Jetzt endlich habe ich etwas gespart, und Nannie hat ihre Aussteuer ser tig, nun wollen wir unsere Verlobung öffentlich feiern und bald darauf Hoch zeit machen. Morgen Abend soll die Verlobung stattfinden, Deshalb befinde ich mich auf der Reise nach Wi«en.« »Und wie verhält es sich nun mit Jhren vierhundertundachtzig Mark?« »Es waren ursprünczlich fünfhun dert. Jch habe sie mir während der zwei Jahre, die ich in Berlin war, von meinem Gehalte zurück.ielegt.« »Wo bewahrten Sie die Summe auf?« »Ich besaß ein Spartassenbuch.« »Wo befindet sich das?« »Ich habe es zurückgegeben, als ich die mit den Zinsen gerade fünfhun dert Mark und einige Groschen betra gsende Summe gestern erhob." » - L!«.. «()U LUILUIIII OlUIUc HIIU Olc Vikt ausgestiegen-P »Um ein Geschenk fiir mein-e Braut zu laufen; ich- hatte dad in der Auf reguna der Abreise in Berlin zu thun vergessen. Jch wollte init dem nach sten Zuge weitersahren.« »Wann haben Zie Ihr Porlemon naie zuerst vermißt?« »Ich habe es gar nicht vermißt, ich hörte plötzlich meinen Jtamen ausrufen in Verbindung mit dem Fande, er schrocten griff ich in die Tasche und fand es nicht mehr vor.« Der Jnspettor nictie befriedigt »So, gehen Sie jetzt hinüber — der andere Herr soll herüberlommen!« Paul Hornemann 2. erschien blaß und erregt wie sein Vorgänger. »Sie wollen Paul Hornemann heißen?« »Ich heiße wirklich so, Herr Jnspel tor.« »Sie geben an, Kaufmann zu sein — aus Berlin?« »So ist es.« »Sie reisen nach Wien — zu Jhrer I Verlobung — wies« . »Das stimmt alles, Herr Jnfpel: lot-« »Na, erzählen Sie mir ’mal den ganzen Hergang.« Der Polizeibeamte lege hierauf dem zweiten Bewerber um den Fund genau dieselben Fragen vor wie dem ersten, und erhielt, wenn auch in anderes Worten, genau dieselben Antworten. »Wie erklären Sie sich den Verlust der Geldtasche?« »Ich kann ihn mir gar nicht erklä ren; ich hatte die Fahrkarte darin, und als ich den Bahnstieg verließ, mußte ich sie herausnehmen. Dabei knuß mir das Portemonnaie entfallen ein.« Der Polizeiinspeltor brummte. »Eigenthiimlich —- bis auf diesen un erheblichen Nebenumftand gleicht eine Aussage der anderen w e ein Ei dem anderen.« Seinem Befehl gemäß wurde nun hornemann 1. wieder hereingeführt. »Kein Zweifel,« redete der Beamte die Männer an, »daß einer oon Ihnen einen raffinirten Betrug auszufüh ren gedenkt. Einer ist Hornemann, einer ist Höseh ich begreise nur nicht, woher der falsche Hornernann alle die Einzelheiten erfahren hat, die er auf zutischen vermag. Der wahreRormv mann muß ein rechter Narr ein, ei nem Mitreisenden in solcher Ausführ lichleit seine ganze Geschichte zu erzäh len. Erlliiren Sie sich darilber näher, meine Hemm— Also Sie « wandte er sich an hornernann 1., ,,wollen auf der Bahn mit jenem Herrn aereist sein und ihm Jhre Verhältnisse offenbart haben?« »Jawohl, here Jnspeltor. Er saß schon im Wagen, als ich in Berlin einstieg. Jch befand mich in freudi ger, erwartungsvoller :f’1u regun fühlte mich so wohl daß ich hätjiech die ganze Welt umarmen mögen; in fol cher Stimmung ist man mittheilsam. »P- muß bitten, Herr Jnspeltorf fiel r andere hier ein. »Die Sache ist ganz genau so, aber gerade umgekehrt. Jch habe dem nichtswürdigen Men schen gesagt daß ich mich in freudiger Aufregung befinde, und —« «Schweigen Sie,« herrschte der Jn Ispettor den Redner an »Erft mag kr, ,lnachher mögen Sie s.prechen Wei er « 1»Er zeigte sich von vornherein sehr ffehr freundlich, wir taufchten Feuer für die Cigarren aus, schließlich stell ten wir uns einander vor, er machte den Anfang Mein Name ist Hofel sagte er, worauf ich ihm den meinen natürlich auch nannte.« »S e i n Name ist Höfel!« rief Hor nemann 2. »Sie sollen fchweiaen,«« zürnte der Beamte. »Laffen Sie ihn ausreden, Wann muß er Sie auch ausreden las en.« »Wie das nun während einer Ei fenhahnfahrt zuzugehen pflegt « fuhr Hornemann 1. fort, ,,kamen wir von gleichgültigen Gegenständen allmäh lich auch auf den Zweck unserer beider feitigen Reise zu sprechen. Er erzahlte mir, daß er ebenfalls nach Wien reife, um sich dort eine Stellung zu suchen, ich berichtete hierauf über meine Ab sichten. Unterwegs werde ich ausstei »gen, sagte ichs, um ein Geschenk für meine Braut zu taufen, ich benutze dann den nächsten Zug und treffe im mer noch rechtzeitig genug in Wien ein. Meine Braut erwartet mich nicht früher« »Welche Unverschämtheit!« mur melte Hornemann 2. »Sie sind also auch —- um diesen Punkt vorweg zu nehmen — hier aus gestiegen?« » »Wie Sie fehen.« »Daß-en Sie Jhre Fahrkarte ab ftempeln lassen?« ,,Ahftempeln? Nein, Herr Jnfpel tor.« »Warum nicht? Sie mußten sich doch die Fahrunterbrcchung beschei nigen lassen?« »Ja, gewiß. Aber inzwischen pas sirte der ärgerliche Zwischenfall, und dann habe ich natürlich nicht wieder darn gedacht.« »Wo haben Sie Jhre Karte?« »Hier-« ,,Gut.« »Noch einmal also: Sie haben im terrvegs diesem Herrn Höfel Jhre ganzen Verhältnisse auseinanderge jetzt?« ,,Le«rder, Herr Jnf Pel or. « »Er« hat Jhr Portcmonnaie ge fehen?« « »Ich zählte msein Geld während »Dir-allein waren.« » » »Das war eine unriugheir." »Es-me bei einem armen Menschen, der noch nie so viel Gold besessen, ver zeihliche Prahlerei, Herr Jnspektor.« »Hm, er hat auch den eingravirten Namen gelesen?« »Ich habe ihn selbst darauf aus rnertfam gernacht.« »Woher weiß er die Wohnung Jehrer Braut?« »Er gab an in Wien bekannt zu sein und frug mich danach. Ebenso nach meinem Geschäft.« »Gut. Bitte, nehmen Sie Platz. -—— Jetzt dürfen Sie reden, Herr Hor nemann 2. Was sagen Sie zu ver Darstellung Jhres Doppelgängers?« »Daß er gelogen hat —- nichts-wür dig gelogen! Das heißt, was er ge sagt hat, ist alles wahr-, nur bin ich Hornemann, und er hat sich mir als Höfel hier ovrgestellt.« »Bis auf diesen Umstand also ist seine Erzählung richtig-« »Ganz richtig, Herr Jnspektorf »Nehmen wir einmal an, Sie wä ren der Rechte: warum ist, Jhrer Meinung nach, Höfel hier ausgestie gen?« »Ich weiß es nicht.« »Hat er vorher eine dahingehende Absicht kundgegeben?« »Keineswegs. Jch glaube auch, er ist gar nicht ausgestiegen, um bis zum nächsten Zuge zu warten, fonrern nur, um während des Aufenthaltes auf der Station sich ein wenig Bewegung zu machen. Da mag er wohl das Aus rufen des Fundes gehört haben, Und da er, weil ich mich nicht meldete, an nehmen mußte, ich hätte den Bahn hof schon verlassen, entstand der Plan in ihm, sich anstatt meiner in den Be- ’ sitz des Portemonnaies zu setzen. Mit seiner genauen Kenntniß des Inhalts und des Ausfehens, hoffte er, miisse ihm der Betrug wohl gelingen.« »Sie schreiben mir da Jhre eigenen Gedanken zu, Herr Höfel,« verthei digte Hornemann 1. sich entrüstet. Jnspettor Mertens stand einige Augenblicke mit gesenktem Kopfe da. Forschend ruhten seine scharfen grauen Augen auf den beiden Män nern. Plötzlich sagte er: »Sie müs sen sich eine Durchsuchung gefallen lassen, meine Herren. Nur auf diese Weise läßt sich vielleicht das seltstine Räthsel aufklären. Möglich, daß doch einer von Jhnen Papier-.- oder Schrif ten bei sich trägt, die auf seine wirk liche Herkunft schließen lassen " Bereitwillig ließen die jun-gen Leute sich untersuchen. Beide lonnten es in der That ohne Wagniß thun, denn Papiere führten sie nicht, der eine trug nur ein-e ganz neue Brieftasche mit einem Kalender bei sich-, der andere ein zum größten Theil beschriebenes Notiszch das aber nichts enthielt, als Berechnung-en und gleichgültige Notizen. Nirgends war ein Name oder eine Thcktsache verzeichnet, die Anhaltspunkte siir di: Aufklärung des Falles ergeben hätte. Und was das Sonderbarste war: ein 5Zotte monnaie fand man bei keinem von Beiden vor. »Das ist der allermerkwiirdigfte Umstand,« rief der Jnspettor kopf schüttelnd. »Ein Poetemonnaie wird nur gestohlen, und das zweite ist auch nicht da; denn dase einer oon hnen ohne Poetemonnaie sollte au die Reise gegangen sein« tann i mir nicht denken. Jedenfalls bteibt da )nue noch ein Ausweg: Sie müssen mir Adressen geben, an die stoir trie !geaphiren. Sie müssen telegraphisch hie Persönlichkeiten feststellen lassen, I onst muß ich, so leid es mir thut, Sie Hbis auf weiteres Beide in Haft neh .men. Also sagen Sie mir, an wen soll ich telegraphiren?« »An wen Sie wollen —- an meinen Chef, an meine bisheriae Wirthin, sie werden Jhnen Alles besiätigen,« rief Hornemann 2. ,,Sind Sie auch damit einverstan den?« »Ich bitte darum,« stimmte der An dere zu. Sosort setzte Mertens fich nieder und warf mit gewandier Feder dre Depeschen hin. »Bis die Antwort eintrifft, können zwei Stunden vergeh-en. Sie mii en bis dahin hier bleiben. Für Jhr it taaesien soll Sorge getragen werden. Jch selbst gehe nach Hause, werde aber, um dem wirklichen Herrn Hornemann gefälliq zu sein, mich nach Ablauf die ser Zeit wieder einsinden.« Damit entfernte sich der ebenso ge wissenhafte als humane Beamte, die beiden Hornemänner de: Beswachung eines Polizisten überlassend Z. Pünttlich um drei Uhr kehrte Mer teng zurück »Teliearamme eingeg.n-.gen?« war feine erste Frage. ,,Soeben, Herr Jnipeitor.« Der dienstthuende Beamte überreichte ihm die sehnlichst erwarteten Dolumente. Gespannt öffnete der Jnspektor die Verschlusse. »Nichts, so gut wie nichts,« sprach er zu den Fremden hinüber. »Weder der Prinzipal noch die Wirthin wis sen von dem Gelde. Nun, das ist be greiflich. Der Eigenthümer hat aus seinem klein-en Reichthuni ein Geheim nifz gemacht. Und die Personal-Be schreibung trifft auf Sie so gut wie auf Sie zu. Jedes bestimmte Unter scheidungszeichen mangelt.« Jnspettor Mertens schritt nach denklich im Zimmer auf und ab.. »Was thun, meine Herren? So verworren, wie der Fall liegt, ist er nicht ohne Weitere-Z zu erledigen. Nunmehr bleibt nichts Anderes übrig, als den Instanzenweg zu gehen, das heißt, die nöthigen Austiinste von der Berliner Polizei einzuholen und entweder die Photographie des richti gen Hornemann oder eine Person kommen zu lassen, die ihn persönlich tennt.« Der liebenswürdige Mann ließ sich an seinem Tische nieder, nahm wie in Gedanken das gefunden-e Portemon naie und ließ den goldenen Inhalt prüfend durch die Finger gleiten· »Ganz genau vierhundertunoachtzig Mart, jawohl,« wars cr hin. »Alle-J richtig.« Langsam begann er »die Golo-Füchse in ihre Behälter zurucks— zulegen. Auf einmal hielt er mit of fenbaren Zeichen Von Erstaunen inne· l »Oho, was ist denn das?« Heftig ließ er das Zwanzigmarlftück, das feine Aufmerksamkeit erregt hatte, auf den Tisch fallen, um den Klang zu prüfen. Dann wiederholte er dies noch einmal und noch einmal. »Zum Kuckuck, das Ding ist , fallch!« »Unmöglich, Herr Jnfpettor,« rief Hornemann 2., während Hornemann l. den Beamten erschrocken anstarrte. Der Jnfpettor unterzog einige Stücke der gleichen Prüfung. »Und das hier auch — das Eft echt — das auch —- das ist wieder falsch — das ebnfalls. Alle Teufel, jetzt wird die Sache ernsthaft. Acht falsche Stücke Unter den vierundzwanzig! Das ift etwas Anderes, meine Herren! So lange ich nur einen Betrug muth maßte, hätte ich kaum wagen können, Sie in Haft zu behalten, da ich noth wendig einen Unschuldigen mit tref fen mußte. Nun aber ergiebt sich ein anderer, weit ernsterer Verdacht ——« »Welcher ·denn?« fragte blaß vor Schrecken Hornemann 1. »Der Vedacht der Falfchmiinzerei,« bedeutete ihn streng der Beamte. »Sie meinen wirklich, die Goldstücke seien falsch?« forschte Hornemann 2., blaß vor Erregung »Ich meine es nicht, ich weiß es ganz gewiß. Die Sparkasse wird mit diesem Geld-e wohl nichts-«- zu thun ge habt hoben. Gerade in Berlin laufen seit langer Zeit falsche Zwanzig martstücke um, vielleicht lommen wir heilte endlich der wahren Quelle auf die Spur. Auf Falschmiinzerei steht Zuchthausftrafe — ich derhafte Sie alle Beide im Namen des Ge setzes! Einer von Ihn-en ift vielleicht unschuldig, ich kann ihm aber nicht helfen. Bevor sich seine Unschuld her ausstellt, können Wochen vergehen. — Fritsche!« ,,«Wochen?« stöhnte Hornemann 1. «Solange sollen Wir in Haft blei ben?« schrie Hornemann 2. in Ver zweiflung. »O, meine arme Nanni!« »Fritfche, führen Sie die Leute ab,« befahl der Jnfpettor ungerührt. »Aber getrennte Zellen, verstanten?« Beide Männer schienen außer sich, Hornemann 1· stand, blaß wie der Tod, da und rang nach Athem. Hornernann 2. schlucbite wie ein Kind und betheuerte feine Schuldlosigkeii. »Vorwärts, vorwärts,« herrschte der Beamte die Verhaflr en an. »Lassen Sie das Gethue, es nützt Al les nicht5.« Da trat Hornemann 1. plöhltch vor den Jnlvettor bin. »Herr Juloektor. ich will es nur gestehen —- das Horte monnaie hätt mir nicht. Ich ht hiifel, ais hornemann.« Der Jnspettor lachte spöttisch« »Aha —- un«d Sie,« lehrte et sich ist dem schluchzenden Nätgefangenere, »Sie sind auch Höfeh wies Sie ins chen ebenfalls teinen Anspruch mehr auf den Namen Horne:nanni« »Doch, Herr Jnfpettor, ieh hin Paul Hornem-ann, aber i schwöre Ihnen, daß ich von dem sals Golde nichts gewußt habe. J habe die Summe von der Sparta e bekommen, meine Unschuld wird und muß sich heraus-stellen. Es ift mir nur um meine arme, unglückliche Braut!« Mertens wintte dem Schuhmanm noch einen Augenblick zu warten. »Ist das auch die Wahrheit, Höfeh die Sie vorbringen?« fragte er in stren gem Tone den angeblichen Hornemann 1. »Sie haben vorhin mit solcher Be stimmtheit und Hartnäckigkeit behaup tet, Hornemann zu sein, daß ich Jhrer Versicherung nun nich-i ohne weiteres Glauben schenken kann. Sie wollen jetzi, wo Jhre Falschmünzerei entdeckt ist, nur den Kopf aus der Schlinge ziehen.« »Gewiß und wahrhaftig, ich bin HöfeL Herr Jnspetior — Karl Höfel aus Posen,« tief der Gefragie in höch ster Angst. s »Und Sie wollten sich das Parte monnaie Jhres Mit-reisenden zu eignen?« »Ach lieber Gott, Herr Jnfpeltor, ich bin gewiß tein böser Mensch. Aber ich bin seit Wochen außer Stellung. Mein letztes Geld oerwandte ich, um nach Wien zu fahren, wo ich eine Schwester habe. Unterwegs lernte ich Herrn Hornemann kennen —- er war so glücklich und schien so gutmüihig, daß ich mir vornahm, ihn um etwas Geld zu bitten. Jch brachte die Worte aber nicht über die Zunge« »Warum blieben Sie aber so hart näckig bei Ihrer falschen Angabe?« »Weil ich mich dann schämte, die Wahrheit zu gestehen, ich hoffte bis zuletzt noch durchzukomrnen.« »Es ist gut,« sagte Jnfpettor Mer tens mit plötzlich oeränoerter Stimme. Dann wandte er sich an den anderen. »Herr Hornemann, hier ist Jhr Poete monnaie.« »Wie — was?" ftotterte der ganz Gelnickte, kaum feinen Ohren trauend. »Nehmen Sie es ruhig« in Empfang, Hure sauer ersparten Lyorofruae fino alle echt,« lächelte Der Beamte »Es .rn1r nur eine List Von mir, die Wahr heit Zn entdecken Sonst hätte das mindestens ttists morgen Abend ge nauere und Zie mitten doch bei Ihrer Verlobung nnttt iet)len!« »Tont, iterzliitten Dink,« rief Pauk Hernemnnn nng überströmendem ,,;Illso reisen Sie qiiicklich, Herr Hornexuann.« Damit reichte er dem Kaufmann freundlich die Hand. — »Eie alter, Fsreitiibelten,« wandte er Fiel) »in Den zitternd Daftehnden HöseL ,«o1;ihen Vorläufia bei uns. Ohne ein .i::s.r Wochen titefiinqnifz kommen Sie nieltt tue-i. Fritsche, führen Sie den «3lrreitn11tett ad!« - -.—.· ttteliiinsclt A.: ,,.t«,)i5r’ auf mit Deinen Ge schirtten --— Ia kreist Du tein’ Hund ninrerm Lfen Hort« Lt.: »O vielleicht doch — er braucht nur ’ne Wurst ’nein.-vickeln!« --...-—- i Gebildet. Hausfrau fzu einem zu Besuch wei lenden Herrn, der ein guter Klavier spieler ist): »Bitte, Herr Werner, spielen Eie tin-I Doch mal den Trauer marsch Von Schopenhaner vor.« —-—— ( Jmmek (dscldprøt-. »Wir-m wurden Herr Kommissions rnth in Ihrem Prozesse verurtheilt?" Pnrvemh »An einer sogenannten tätelostrnfe non 5000 Mark.« « Kontprontisz. « « Oerrz »Meine Gnädige, darf ich vielleicht uni den nächsten Walz-er bit ten«.«« Dame: ,,Eigentlich ist meine Trauer noch nicht aanz zu Ende-, aber wenn Sie die Güte hätten, recht ruhig und langsam zu tanzen, dann Vecht gerne. Ansrede. Gläubiger: »Sie wollten mir dacht Ins qelieheue Geld diesen Sommer zu rückziehen uno jetzt lssden Sie es nicht ,ietltn11?« Schuldner: »Ja, hin, Wir haben Hirn Dieses Jahr gar keinen Sommer iche1bt.« —-.- —s—- « As s s Phantasie-Mc »Die Frauen müssen für mich doch Irel Jnteresse haben, wenn ich an einer nur vorüber gehe, lächelt sie mich schon :n.«