Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 5, 1902)
Yer Fall Yassiliem Roman von Paul Osqu Höcker. ovajsiogsk s .- 090000000"3s7—7-f » ----- - - - - - - - - - « « - - kurzfsfsjhvxmixw -V vvv m’"s’-- v (13. FortsehungJ Er verabschiedete sich also bald, gab dem Commissarius aber Weisung, sich insgeheim mit biem Concierge in Ver bin ung zu sehen, dem man eine gute Belohnuna in Aussicht stellen konnte, und in der Bewachung der Van Mon repos nicht zu erlahmen. Andern Tages wußte Benecke zu melden, daß ber Drechslergehiilfe in der Frühe wieder droben gewesen sei, hie Aufstellung des Lesepultes besorgt und auch mit Fräulein Spener in de ren Zimmer eine kurze Unterredung gehabt habe. Ob zwischen ihnen über etwas Anderes als seine Hülfeleistung verhandelt worden sei —- daö wußte er nicht zu sagen. Auffällig aber war es, dasz Fräulein Spener beute Nach mittag dem Anstaltsleiter plößlich er klärt habe, daß sie fiir einige Tage verreisen werde. Justus bebiirse jetzt, wo Dr. Mathieu mit seiner elektrischen Kur begann, ihrer ja nicht weiter. Dzi fen könne sie hier doch nichts. Aber sie müsse Frau Brake in Neßlingen be suchen, die ihr in großer Erregung ge schrieben habe, daß sie endlich Nach richten von ihrem Sohn erwarte, daß sie vor Angst vergehe. »Das ist unmöglich, daß Frau Brake an sie geschrieben hat,« sagte der Freiherr sofort, indem est einen Brief aus der Tasche zog. »Hier theilt mir mein Oheim mit, daß die unglückliche alte Frau, als er —- meiner Bitte fol gend — sie aufsuchte, um sie schonend von dem Verdacht in Kenntniß zu sehen, der ihren Sohn belastet, die furchtbare Nachricht leider ohne Vor bereitung aus oer Zeitung erfahren hat, und baß sie, schwer trank vom Schreck, in’s Bett hat geschleppt wer den müssen. Meine Cousine Lidoi ist dort gewesen. Es sei ein Jammer. Die Unglückliche habe einen Schlagan fall erlitten.« Benecke interessirte von dieser trau rigen Erzählung nur die Thatsacbe, daß die alte Frau Brale einen Brief an Fräulein Spener demnach nicht abgeschiclt haben könne. »Mithin wird auch ihr Reiseziel ein anderes sein alsNeßlingen!" meinte er. »Die Billa bleibt ja beobachtet,« k--1-- L-- DI--Lk---- M-c-- OT sUZsG Ukb Istsltsbss »ULULIL QIL AHLL Nachricht, sobalb Fräulein Spener Monrepos verläßt.« In aller Frühe des folgenden Taan erschien der Commissar bereits in Ect hardt’s Hvtel mit der Meldung, daß der erwartete Fall eingetreten sei. Sie hatte zuerst die Richtuna zum Bahn hof Cornaoin eingeschlagen unterwegs sich aber anders besonnen und Die Tramrvay nach Annemasse benutzt. Die telephonische Nachricht des Beam: ten, der sie unauffällig weiter beobach tete, besagte, daß sie sich aus der fran zösischen Grenzstation im Süden des Genfer Sees ein Billet nach St. Mau rice im Rhonethal genommen hatte. 9. C a p i t e l. Als Mariba Spener wenige Stun den später in diese Station einfuhr und sich hier eine neue Fahrtarte nach Brieg löste, ahnte sie nicht, daß in dem von Gens über Lausanne und Mont reux am Nordufer des Sees entlang gekommen-en Zug, den sie nun nach kurzem Aufenthalt bestieg, bereits der Staatsanwaltstellvertreter saß, der Thür an Thür mit ihr die Fahrt zu rücklegtr. Weder Eckhtrdt noch der Criminal beamte zeigten sich zunächst an der Endstation der Rhonethalbahn. Martba athmete erleichtert aus, als sie den Bahnhof verließ und Nieman den entdeckte, der ihr folgte. hr Ziel war der Simplvn-Tunnel. . ie Ausiunft, die ihr der ehemalige Schlafkamerad und Arbeitsgenosse des Iliichtlings gegeben hatte, war nur vag und unbestimmt; Giaronto Pfeif gshatte ja selbst nicht mehr als die ung äußern können, daß der un aliickliche Brale versucht haben werde beim Tunnelbau Arbeit und Brod zu finden, wie er es ihm in jener auf regenden Trennungsstunde anempsoh len. Wenn Etwas ihr das Suchen er leichterte, so war es nur der Umstand, das wußte, unter welchem Namen der lüchtling seine Spur verdeckte. Pseis er hätte dies Geheimniß auch für eine rößere Belohnung, als der Frei fie ihm angeboten, an einen »Po izziotto« nie und nimmer verrathen. Seine Rechtsbegriffe waren sehr un ilarr. Das Interesse der blassen jun g: Blenden schmeichelte ihm. Aus en angstvoll zitterndem Ton hatte er wohl auch herausgemerlt, daß es ihr nicht darum zu thun war, ihren armen Landsmann der Justiz zu über liefen-. Is war ein rauher, ialter Winter . , tas. Die Landschast hatte etwas un Dü next der S - Magbe derer-nun Räson-hien Æknb bsiets sich ängßlich uni , , , sie Ich dein weithin .«j- »««s Its, Obst-Im It s«,(i.v-. .«3 r. - was-« W« ers-: meieu m iski ; , des sure-um stehers zur Arbeitsstätte zugelassen werden. Wohin sie denn wolle, zu wem sie geführt zu werden wünschet fragte man sie aus. Während sie noch verhandelten, lam ein junger Ingenieur, ein Deutscher, vorbei. Troydem man erst vor wenigen Mo naten mit der eigentlichen Tunnelboh rung begonnen hatte, war das Inter esse fiir das gewaltige Wert —- es galt einen Weg von zwanzia Kilometer Länge durch das Massiv des Simplon zu graben, um eine neue Bahn-verbin dung der Schweiz·mit Norditalien zu : schaffen ——— doch schon in allen Schich Tten der Bevölkerung ein sehr rege-Z. Jm Sommer hatten viele Touriften sich die Arbeit zeigen lassen, auch Da men. Daß aber setzt, mitten im Win ter, ein junges-, schönes nnd offenbar «distinguirtes Weib Einlaß begehrte, erschien ihm wunderlich. Er lüftete seinen Hut und mischte sich in’s Gespräch. »Die Besuchszeiten siir Fremde sind Dienstags und Frei taas, meine Gniidigex wenn Ihnen aber besonders daran liegt, die Ar sbeitsstätte heute zu sehen, so will ich Jhnen gern einen Erlaubnißschein be sorgen und den Führer abgeben«' sagte er galant. Dankbar nahm Martha das Aner bieten an. Und eine halbe Stunde später befand sie sich schon dicht vor rin etwas auszuholen Er vermu die Braut eines Ver anderen Jngr nieure sei, die mit ihm die Tunnela: beiten leiteten. Sie reagirte aber nicht, oh er im Verlauf seines flotten Geplauderö auch fast sämmtliche Na men der anderen Herren erwähnte. Mit ängstlich fuchendem Blick sah sie sich in den verschiedenen Werkstätten unter den Arbeitern um, deren Thä tigleit ihr freundlicher Führer ihr fach männifch erklärte So waren sie durch die Schmiede, den Bär-ern und Kantinen vorbei ging es fest zum Tunnelbureau. — Der Jngenieur stattete siemit einem dem Eingang in den ungeheuren Berg. - Unterwegs hatte der junge Berg-: ingenieur versucht, die ernste Besuches T thete zuerst, daß sie die Verwandte oder 7 die Maschinenhäuser gekommen. An oummimaniei, einem realadrexer uno einem Grubenlicht aus und tlärte sie ziiber die Art der Arbeiten auf, die inöthig waren, um mittels der Bohr I maschinen und Dynamitpatrdnen Zoll sum Zoll dem Bergriesen abzuringen, smitten durch dessen Rumpf die weilen Zweite Trace geleat werden sollte. i Martha übertarn ein Zittern, als : ihr Begleiter sie in den ounleln Gang führte. Zwei Meter breit, taurn zwei ; Meter hoch — die Wände odn nacktem «Fel5gestein, an edm das Gebirgsge: wässer herabrieselte — eine dumpfe, - feuchte, märmliche Luft, die sich schwer aus die Brust legte. Die Schicht der Arbeiter, so erklärte ihr der Ingenieur, dauerte acht Stunden. Während die ser Zeit sahen die Unglücklichen weder -da«5 Tageslicht noch athmeten sie die H freie Gottesluft. J Und in diesem sinsteren Grabe sollte Johannes, der freieSdhn derSchtvarz waldberge, verborgen sein — mühselig sich sein tärglich täglich Brod erarbei ; tend! Und in welch seelische: Verfassung er, der begnadete Künstler, der ehedem so herzenssröhliche, offene, tapfere Mensch, der ungewohnten niederen Ac beit sich unterziehen mochte! Weiter und weiter citan in’s Bee gesinnere hinein. Der Jngenieur mußte seine Stimme don Minute zu Minute mehr anstrengen, um sich der ftändlich zu machen. Eine kleine Lo lomdtive brauste aus dein provisori schen Geleise in den Tunnel ein, um Materialien der Bohrstelle zuzufüh ren, Schutt herauszuschaffen — das Nattern der sogenannten Hunde, der schwerfälligen Kasten, die bis oben ausgefüllt waren, das heulen der Sig nalpseise, das Getöse der Sprengun gen im Erdinnern erfüllte das Ohr. Durch eine der Tradersen ward Martha, deren Füße aar bald dieNässe des Tunnelbodens fühlten, in den Nachbarstdllen geführt, der bereits unt ein paar hundert Meter weiter dor tdärtsgetrieben war. Pier sah sie die Leute endlich bei der r eit —- Maurer, Zimmerleute, Ord arbeiter, Lastenträger. Das häm merte, schabte, schauselte, kratzte, klopfte. Auf Gerüsten standen Man ner, um mit Meißel und Damm-er die Seitenwölbung auszubauen. Wieder andere tauerten aus dem Boden, mrt der Eanalleitun mit Lehmarbeiten beschäftigt Un ere lagen aus dem Gerttst lang ausgestreckt dicht unter der niede en Decke des Internet-, usn dieeobsz st ölbuagchzutzarkteistözt rt p , e t e hielt ariha engllch ne. Sie konnte nicht weiter. Unsagbarer Jammer packte sie tm Sedanten daran, daß ei ner dieser unter den Lasten suchenden bet. der anstrengenden Arbeit · het er senden Männer tin elenden, na en , , Ahnung —- the Johannes w -- s lste ihn heran-M ans der besdlosen Zahl der bleichen. adgehärrns In. diihren Gesialtenl E Der Jnaenienr sagte ihr, daß man saugkndlicklich achtzebnhutzdert Men schen bei dem Riesenwert theschästigtt »Und es sind —- auch Deutsche dar unterc« fragte Martha, die sich er schöpft an die Wand aeiehnt hatte, nicht achtend dser Gewässer, die am Granit herniederrieselren. »Wohl nur wenia«« lautete die Ant wort des von der seltsam scheuen Art seiner jungen, hiidscken Begleiterin mehr und mebr befremdeten Führers, »hauptsächlich sind es Italiener, die ihre Heimath nicht zu ernähren ver mag« · »Wie mag es nur möglich sein, einen so ungeheuerlichen Betrieb tief innen im herzen eines Alpenriesen zu beauf sichtigen —- dic Arbeit gerecht zu per theilen? Rennen Sie denn die ein zelnen Arbeiteri« Zierwundert blickte der Jngenieur an . »Wir haben eine genaue Kontrolle. Die Arbeit geschieht in drei Schichten, die Morgens um sechs, Mittags um zwei und Abends um zehn beginnen. Jeder Neuling wird einer Gruppe zu ertheilt. Beim Betreten des Tunnels liefert er seine Ertennungsmarle ab und meldet sich dann bei dem betref fenden Borarbeiter seiner Gruppe.« Martha sagte sich nun, daß sie bes ser daran gethan hätte, auf dem Bu reau gleich nach einein Arbeiter Na mens Giaeomo Pfeifser zu fragen. Denn durch Zufall ihn aus diesem Heer von Männern, denen Staub. Wasser, der Kohlendunst der Schlepp lolornctive und der herabrinnende Schweiß die Gesichter schier unkennt lich gemacht hatte, herauszufinden— die hoffnung gab sie anf. »Zurücktreten!« schrie plötzlich eine Männerstimrne aus der vorderen Tun nelgegend. Für einen Augenblick hörte die Gruppe Arbeiter zu schaufeln unt- zu hacken auf. Ein mit Balken und Mauersteinen beladener Karrem von zwei zitterndem scheu und angstvoll die Augen aufreibenden Pferden gezogen, tam vorüber. Die Passage war so eng, daß Martha iiber den die Sohle des Tunnels durchsirömenden Kanal rasch auf eine der Böschungen sprin gen muszte, um nicht von einem Rad erfaßt zu werden. Zwischen den Bal hn di- has Man-Ziff fiiibisn fis-H I sich — da sie taumelte — fest und zwar am Arm eines Arbeiters, der an der Wand stand, eine Pause in seiner Schaufelardeit machend, aufrecht und unbeweglich. Hinter dein Waaen drein tamen ein paar Gestalten, Grubenlichter twgend, gleich allen Arbeitern und Besuchern. »Glüctauf!« klang der Beramanriss qruß aus der neuantonimenden Gruppe zu Marthas Begleiter. »Gli.ickaus!« erwiderte der Inge nieur. »Sie bringen gleichfalls Gäste?" »Einen aemeinsarnen Bekannten von unserer letzten Lfsiziersiihung in Baden. Sie entsinnen Sich gewiß des Freiherrn von Eckhardt, der in der Reserve der badischenDragoner steht?« Martha war zusammengeiahren, als der Jngenieur den Namen des Staatsanwaltstellvertreters nannte. Sie verlor den Halt aui dein schmalen, schräg sich neigenden Absah — unwill tiirlich suchte sie-auch rnit der anderen Hand, die das Grubenlicht hielt, eine Stütze. ' Während der röthliche Lichtschein ihres Oelliirnpleins aber über das Antlih des Arbeiters huschte, neben dein sie stand, und an dein sie sich fest gehalten hatte entrang sich ihren Lip Zen ein jäher Ausschrei: Kaum Armeslänge von ihr entfernt stand —- Johannee Brate! Er rührte sich nicht. Seine Züge, vergrämt, alt und düster, wirtten wie :fteinern. Ruf-, und Schweiß bedecktes Hsein Gesicht, das auch der fehlende JBart ihr entfremdete —- aber seine großen, dunkeln, tluaen, schwerinüthig blickenden Augen waren unverkennbar. Jhr Licht war ihrer Hand entsun ken. Sie taumelte —- schloß die Au gen, wie in einer Ohnmacht. Da sprana ihr schon ihr Führer hei. »Was ist Ihnen, gnädiges Fräu lein?« Als Martha die Augen wieder öff nete, starrte sie in Eckhardtz Antlitz. Der Freiherr war dicht vor sie hin getreten. »Sie sehen, daß ich Ihnen gefolgt bin. Wir wußten uni all Jhre Schritte. Fräulein Spener, was un ternahmen Sie nur um himmeli wil ten . . .« Er hatte ganz leise, aber scharf, fast drohend gesprochen. Die Anderen hat ten nicht Alles verstehen können. »O, die herrschaften tennen einan der?« fragte nun Marthas Begleiter, gleichfalls herzutretend. Sie hoben Alle die Lichter empor, urn die Szene der gegenseitigen Be grltßung zu beleuchten. Martha vermochte seinen Laut her auszubringen Sie hörte auch nicht« tvas die Anderen rand um sie sprachen. Das ging fiir sie unter 'in dein Don nern nnd «nunern nnd Knattern der gindertsiilt gen Arbeiten und dein ansehen des Blute-, das durch ihr Ohr, ihr Hirn jagte. Sie glaubte, dakedet Schreck ihre Sinne gelähmt J- . Sie me te ch nur von dein inen stechen chat zu eben: der dringendsten Gefahr,daß· Johannes nnrettdar verrteth wenn sie a nur am einzig-u site usa du teae hinwarf, an der er sand. Es waren nur wenige Gesundem dann nahmen die Irdeiter ihre Thä tigtert wieder aus I- nder die grauen voll-: Spannung. irr der si Marthe-« Hand, reeß the-r Heerherkrscheinem - als oh däse Situation, die ask ihre Nerven zittern machte, diese. viele Mi nuten Weis-; hab-. Grell beleuchtet stand Johannes Brote neben ihr — und dicht ihr ge Jeniiher der Staatsanwaltstellvertre er. »Das Fräuiein wird ohnrniichtia — die Dynamitdiimpfe der Lostmangel —- Sie haben Jhren Gast unbedingt zu weit hereingeiiihrt, herr Kollege!" äußerte sich der Neuangetommene he sorgt. »Nehmen Sie meinen Arm, Fräu lein Spener und tommen Sie mit hinaus,« sagte Eckhardt sast beseh lend, »Sie richten Sich ja zu Griinde.« Endlich rührte sich Martha. Schau dernd wich sie von dem Freiherrn zu rück. »Lassen Sie mich —- riihren Sie mich nicht an —ich dulde es nicht!« Sie hatte es in solch wilder Ver zweiflung ausgestoßen, daß vie beiden Ingenieure einander verdutzt ansahen Auch ein paar Arbeiter wandten die Mit-Or zurück — einer, ein großer. dunkeliiugiaer Mensch, stand hochaus gerichte da, die Gruppe gleichfalls ernst und starr musternd. «Avanti, avanti!« mahnte der Be amte die Tunnelhohrer zur Arbeit, um die Aufmertsamteit der Leute von der ihm peinlichen Szene abzulentem Wiederum ward das Hämmerm Schanseln, Pochen und Schatten aus genommen. Martha hatte sich aus ihrer trotzigen Versuntenheit losgeris sen. An Eckhardt vorbei schickte sie sich an. zum Taaeslicht zurückzueilen, so schnell ihre Füße sie trugen. Jhr Führer hatte das von ihr ver lorene Grubenlicht wieder aufgenom men und folgte ihr. Die anderen schlossen sich an. Nach kaum zehn Minuten Weges mußte Martha wieder innehalten. Die Angst, daß Eckhardt in dem Ar heiter den unaliicilichen Flüchtling er kennen tönnte, löhmte sie. Aberrnals drang der Freiherr in sie, als er sie erreicht hatte. »Sie wissen, daß Braie hier weilt, Fräulein Sprun, und Sie wollen uns nicht gestehen? .. . . Er ist hier in Ar beit — Sie kommen her, um ihn zu warnen? Der Mailander hat Ihnen verrathen . . . ?« s,-..t I» .!— k- -..’.’I--h«ss iiiuuksu uruw in un tu qui-up ..... Weinen aus, dasz die Anderen, denen Der Zusammenhang der ungewöhnli chen Szene erst allmählich ausging, ihn ernstlich ersuchten, sie erst wieder ihre Fassung finden zu lassen. So ging ter Zug also dem Tages licht wieder entgegen. Martba mußte öfters rasten. Als sce am Ausgang ins Nhonethal anlangte, ließ sie sich aus der Bant am Tunnelbureau nie dersinten und barg das Antlitz in den eisialten Händen. Eckhardt gesellte sich zu ihr, nach dem er den beiden ihm von irgend einem Manöoerselde her bekannt-n Herren, die gleich ihm der Reserve des Landheeres angehörten, einen Wink gegeben hatte, ihn mit der jungen Fremden allein zu lassen. Jn ernst mahnendem Tone stellte er ihr nun vor, daß ihr Mitleid mit dem Schwarzwälder sie dazu verführt habe, gegen das Rechtsbewußtsein zu ste vein. Es sei ihre Pflicht, endlich das weichliche Erbarmen aus ihrem Her gen zu reißen. Johannes Brate habe aufgehört, es zu verdienen, da er sein Verbrechen in feiger Weise begangen habe. Noch immer konnte Martha die Cr innerung an die furchtbare Situation nicht osltverdem sie batte Seite an Seite mit dem Flüchtling seinem Ver solger gegenübergestanren! »Was verlangen Sie von mirs« brach es sich endlich Bahn aus ihrer Brust. »Sie soltern mich — Sie sind grausamer als Sie’s atmen . . « »Fräulein Spener, ich sagte es Ih nen ja neulich schon: ich verstehe Ih ren Schmerz zu würdigen. Aber als Beamter habe ich doch die Pflicht, mit allen mir zu Gebote stehenden Mitteln die Verfolgung vorzunehmen.« »Ich hinderte Sie doch nicht — lassen Sie mich doch nur!« »Jatvohl, Fräulein Sinnen Sie hindern mich an der Ausübung mei ner Pslichi. Sie durchireuzen unsere Pläne — Sie suchen uns die Verfol gung unmöglich zu machen. Sie kom men hierher-, um state zu warnen.« Martha stöhnte nur gequält aus« »Aber indem Sie hierherreisten, haben Sie uns verrathen, daß Sie ihn hier wissen —- oder wenigstens hier vermuthen.« »Das ist —- nicht . . .« »Leugnen Sie nicht, Fräulein Spe ner. Es ist Jhrer wahrhaftig nicht würdig, insgeheim gemeinsame Sache mit einem Verbrecher . . .« »Das Wort nicht mehrt« schrie Martha in wilder Verzweiflung aus «Ruhe, um Dirnenels to lleni« be schwor der Freiherr die Ausgeregte. Die beiden Ingenieure unterhielten sich in einiger Entfernung von dem Paare rnit Eckhardts Begleiter, dein Vigilanten des Krtrninaltomrnissas Eint-; der ihnen iiber den Fall berichtet a . «Wissen Sie, Fräulein Sirenen daß das Gesei die Macht hat« Sie zu zwin gst, Alles auszusaaen, was Sie iiber Ver-bleib des Brate wissens« Voll Gram blickte sie ihn an. »Leben wir noch ins Mittelalters Wollen Sie dieser seelischen Falter etwa auch noch -·. die Marterter euae der Folterlalns mern solgen la rni« »Die moderne Gesetz sung net sit anderen itoren, räulein pe Ien CI g tsrenge sinnt-engen Ihrr den Zeugnißzwan. Sie, wenn Dir Sie nun dereediaen l« Martha sprang auf. »Sie wollen mich —- in eine so grausame —- furcht bar grausame Zwangslage . . .« Den Freiherrn quälte ihre Ber ztoäislung mehr als er zu erkennen ga . Es ist das leiste, öuszerste Mittel. Aber ich werde es gegen Sie nicht an wenden, Fräulein Spener, wenn Sie uns ungehindert unser Wert thun las sen. Wir werden des Flüchtlings hab hast werden —- daraus verlassen Sie sich, auch ohne daß Sie uns Jhr Ge heimnis preisgeben Aber ich verlange von Ihnen, daß Sie sosorå nach Gent zurückkehren.« «Diister starrte Martha zu Boden. Sie ver-no te laurn mehr geordnet zu denken, so alterte sie die Angst. Jo hannes hatte sie esehen —- hatte sie ewisz ebenso each wiedererlannt wie Eine Ver-folgen Ob er endlich die "lucht aufgab, sich stellte, und ob es wahr, wirklich wahr sein sollte, was die furchtbare Anllage behauptete? Sie stellte sich vor, daß Eckhardt und seine Subjelte die Controlle be setzen und jeden durchlommenden Ar beiter mustern würden — übersahcn sie ihn bei dieser Schicht, so erlannten sie ihn das zweite, das dritte Mal« . Oder vielleicht siel ihnen in den Lilien, die sie sich sicher zeigen lassen würden, der Name des Mailanders auf-. . . »Ich lann nicht mehr!« stöhnte sie ganz erschöpft. »Wollen Sie meiner Bitte also nach tammen?'« sragte Eckhardt. Sie sah sich unschliissig um. Der Abend war längst hereingehrochen. Die Grubenlichterszder Gruppe verbreiteten nur einen lleinen trüben Lichtschein aus der weiten Schneefliiche. die der Verkehr der Arbeiter-, der Wagen, der Nuß der Lotonrotive und der Schorn steine schmutzig- grau gefärbt hatte Jetzt blihten mit einem Male die elet trischen Bogeniampen aus, das Thal weithin unter helles blendendeg Liszt sehend. »,.Was — soll ich also?« sagte sie musr. »Jch verlange von Jhnen nicht, daß Sie unser Wert, das Ihnen so grau k,»" --c-I.»-i »von-di ih-- ji«-U- Ti .-.« ...«..,... W,.... ..... sp sollen es auch nim: dereitetn ---« tin-: iinfer faureS Amt nicht noch mehr er fchwereii." Er sah nach der Uhr. »Im einer halben Stunde geht ein Zug nach Genf zurück. Sie werden gleich nach Mitternacht in St. Maurice eintreffen und dort Anschluß finden. Kommen Sie mit —- ich bringe Sie zur Bahn. Was wollen Sie hier? Sie auiilen sich selbst nur um so mehr.« »Ach, diese Qual —- Sie wissen ja nicht, ivie furchtbar sie ist, —- nein, nein, Sie wissen es nicht!« Es tam miide und verzweifelt von ihren blas sen Lippen. »Also: Sie reisen. Und nur Eines niiifsen Sie mir versprechen, damit ich Sie von nun an undehelligt lassen kann, auch fiir den Fall, daß unsere heutigen Erhebungen vorläufig noch zu keinem Ziele führen sollten. Sie dürfen den kmailiinder, den ehemali en Arbeitsgenossen Brake’«5, weder zu ich rufen noch empfangen —- Sie dürfen kein Wort mit ihm wechseln." » Martha schüttelte erschöpft das : Hanni. Der Freiherr verabschiedete sich ; schnell von den beiden Jngrnieurcn j und dem Criminalheamten, dem ers noch ein paar Anweisungen gab, dann » geleitete er Martha auf den Weg zuni Bahnhof. . Nur mühsam schleppte sich Martha » weiter. j »Ich werde einen Wagen herbei schaffen!« sagte Oahardt endlich, aus richtig besorgt. Aber hier bei den Arbeitshäusern war kein Gefährt zu bekommen. s Erst am Eingang zur Ortschaft hörte man Schellengeklingei. Jn schar fem Trab kam ein Schlitten vom Ge birge her die Dorfstr ße herab, in der Richtung auf den B hnhos zu. Eckhardt eilte ihm entgegen, winlte und ries. Aus dem Weg da —- Sie Herr — der Zug geht fortt« schrie der in Pelze gewickelte Kutscher. hastig brachte der Freiherr die Bitte an, die« ermüdete Dame mitzunehmen, die gleichfalls zum Zuge noch zurecht kommen möchte. Es hielt schwer-. die ausgeregten Pferde zu böndigem Die Jnsassen des Schlittens rückten beiseite, als e die erschöpfte junge Dame sahen, artha ward hineingehvben — sie hatte weder Zeit, den Ahschiedsaruß Eckhardt'g zu erwidern. noch Fassung, die Fremden uin Entschuldigung tu dittem Es waren gutmüthiae, diderbeLeutr. Um ihre anfängliche fcheinbaee Unge fiilliakeit zu erklären, sagten sie dem neuen alirgast, woher sie kämen und wechal sie solche Eile hätten· »Ich bin der Förstee von BerisaL Das liegt da droben an der Stint-fon Itrafre miitsen Sie wissen. Und die ungen Leute hier find meine Kinder —- da meine Tochter und ihr Mann. Die waren auf sesueti bei und, weil sie diesmal keinen Weibnachtdurlaud bekommen. Er ist Obergiirtner im hotanifchen Garten in Genf, und wenn er mit dem Zug nicht zurückkäme. Ei, aber die Rappen sind's gelau en, was das Zeug hielt. Beim bschiednehmen hatten wir und näm lich verplaudert. Run, nachher steck ich die Meile fiir ein« swei Stunden --.---— a---» in einer Wirtbschaft ein. Vor Mii ternacht brauchen wir nicht auszubre chen· Dann sind iie noch immer urn hie-ei Uhr friih irn Stall, und ich un e t." Er lachte und sehn-aste. Ei lanr Niemand sonst zu Wort. An der Bahn darauf erneutes, wdrtreiches Abschied-nehmen Martha brachte tauin ihren matt gestarnrnelten Danl an. · Eine Darnvspseife gab plötzlich ein schrilles Zeichen. Aber das war nicht das Signal der Lotoinotive. Das klang von weither aus dem Rhonetbai. Gleichzeitig schlug eine Thurmuhr in derOrtschaft. ....Zehn Uhr.... « Jetzt begann eine neue Schicht. Das Signal lam von den Maschinenbau sern der Tunnelbauten bee. In dieser Minute fand der Wechiel der Leute aus den verschiedenen Arbeitsstätten statt. Nun verließ auch Johannes, der um zwei Uhr Mittags im Svnnenlicht in den finsteren Tunnel eingezogen war, den Winkel zwischen den Gerü I sten tief da drinnen, wo er hacken und ! schaufeln mußte wie ein Strafling — jin müdem Schritt durchmaß er den j langen Tunnel —- das Grubenlicht be Z malte seine abgehiirmten Züge — und »dann trat er in’s Freie, lam zur Con trolle . . . . Er preßte die Fäuste gegen dieKeblr. Fin Würgen und Schlucken überiam ie. Oh, nun wiirden sie ihn erkennen, in dieser Minute hatte Eckhardt’s Be gleiter ihn vielleicht schon gefesselt — ! die Gendarmerie eilte hinzu i »Abfahren!« schallte es da iiber den jileinen Perron. Sie stand aber noch simmer regungslos da. «Langsam rollte der Zug thalab ; warts. ; Der Berialer Förster, der den Schlitten bis an die Barriere heran gefiibrt hatte und die Pferde mit der Rechten festhielt, zog sein Taschentuch und winkte dem Zug noch nach. Zwei flatternde weiße Punkte, die fich mehr und mehr entfernten. bildeten die Er widerung seines Grußes. Martba hatte sich in die Ecle der tleinen offenen Halle gesetzt. Sie weinte-. Hier saß sie lange im Dunleln. Nie mand bemerkte sie. Der Beriaier war aus den Schlitten wieder auf-gestiegen Langfarn entfernte sich das Gefährt in der Richtung auf die Ortichaft zu. Endlich weilte Martha, daß es eisig lalt war. Sie steckte in einem Peli facrett. aber sie irae an banden und Füßen, und auch die Haut ihres Ge sichtg spannte lich schmerzhaft am Kinn, an den Schlafen. Sie stand aus« wanderte hin und her. Auf den Weg, auf den-. sie gekom men, wollte sie nicht ,zuriic«t, um nicht von lsckhardt wieder gesehen zu wer den. Sie wußte nicht« ivo sie hin sollte. Sie war von Gens sortaesahren, ohne sich zu überlegen, dafr sie unter lim ständen gezwunaen fein würde, irgend wo aus einer Statiori, wo sie leinen Anschluß mehr zur Riielsahrt sand, iiber Nacht zu bleiben. Nicht dac- ge ringste Gepäck führte fie hei sich. Planlos, ziellog wanderte see nun nach Staters hinüber. Hier wohnte die Mehrzahl der Tun nelarbeiter. Der Ingenieur, der sie führte, hatte ihr das gesagt. Das ur sprünglich ileine Kirchdors hatte durch den Zung der fremden Arbeiter eine niegeahnte Ausdehnung gewonnen. Eine Unmenge billiger Wohnstätten war von svetulativen Unternehmern erbaut worden —- meift nur Holzhau ser, mit Kalt beworfen und grellbunt bemalt, dem Geschmack der alle Farbe liebenden Jtaliener schmeichelnd. Auch Osterien mit welschem Namen gab es. Da und dort drangen die Klänge von Guitarren, Mandoline oder Harmo nila auf die befchneite Dorsaasse oder fchwermiithiaer Volke-lieder« des Sü den-Z, von Männerstimmen gesungen. Fortsetzung folgt.) Wh Defeeeteende Pferde. Ein ungesährlicher Grenzzioischens fall ereignete sich in diesen Tagen auf lothringischem Gediet zwischen Mes und Rauch. Es gab von deutscher Seite zehn Deserteure, vie von der französischen Behörde sofort wieder ausgeliefert wurden. Glücklichetweise waren es nicht Soldaten, sondern nur zehnsokdatenpferde, die das dringende Bedürfnis; verspürt hatten. Deutsch land mit Frankreich zu vertauschen Auf bisher unaufgellärte Weise rissen sich diese edlen Hufarenrosse los, wäh rend die Truppen bei Meh manövrirs ten. Die zehn Du:chgiinger stilrmten in die Weile« immer am Ufer der Mosel entlan . An vier bis fünf Dör fern rasten vorüber-, verfolgt von ihren Wächtern, die aber bald die Ver folgung aufgeben mußten. Durch das Igartenreiche Noveaul ging es vor .wiirts, und bald lag die deutsche sZollstation hinter den Ausreiszerm So erreichten sie in gemeinsamem rasen dem Galoop das Oertchen Bayonville, wo sie auch geme:nsam zu ermüden schienen. Sie hatten nämlich 22 Kilo meter in 40 Minuten durchmessen, eine golze Leistun . Die französischen ehilrden von agnv-sur-Moselle wa ren inzwischen von der Pserdeslucht in Kenntniß gefest. Sie nahmen die abgehessten Thiere sest und übergaben sie den Dukaten Die Deserteure wer den —- ohne Gleichen in der Militiirs gefchichte —- srch vor- keinem Kriegs gericht zu verantworten haben. W Es teht noch gute Trusts. Jatvohl, aber d sind, gerade wie die guten Jndianeh alle todt.