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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Nov. 28, 1902)
is Dezwzseoekhsts Novellette von Paul sit-stein. »Na, alter herr, was meinen Sie? Ist's nun nicht an der Zeit, dass Sie auch an sich einmäl denken, daß«Sie sich erholen nach dem langen Leiden, daä Sie jetzt so gequält, und sich die letzten Jahre noch freier und . . . und lustiger gestalten?!« »Ja. is. here Weit-recht . · . Ich versteh Sie nur nicht . . .'· Der alte Buchhalter Liwdstedt sah ganz zusah ren zu seinem jun-gen Prinzipale aut. «Sehen Sie, wir haben's Ihnen an Ihrem Jubiliium nicht saan wollen. Es sollte nicht aussehen wie ein Ge -schenl. Sie haben ej ja redlich um uns oerdientt« Er schöpfte einen Augenblick kurz Alb-em, dann sagte er schnell und un vermittelt: »Wir wollen Sie aus Rei sen schicken. nach dem Süden, wo Sie sich kräftigen lönnnen und wieder aus leben sollen, und wenn Sie dann zu riicktommen . . . no sa, dann sollen Sie nur noch als Ehrenaast an die sem Tische sitzen, als unser Freund und unser Berather. Das Gehalt na türlich, das holen Sie sich nach wie oorsso lange Sie leben, das versteht sich von selbst!« Lindstedt fuhr sich wie träumend iiber die jetzt leider recht schwachen Au gen. Er lonnte es gar nicht fassen, daß er nun aus einmal nicht mehr wie sonst in den letzten vierzig Jah ren tagtäglich zu seinem augestamni ten Platze tommen sollte· Aber freilich, die lange Krankheit im letzten Sommer hatte ihm viel ges nommen. Er war nicht mehr der Alte, die Thattrast nicht mehr wie früher, der Kopf nicht mehr so tlar und die Augen so matt, so schwach. Nur mit Mühe hatte er sich zu seinem Jubiläum zurechtpsleaen können; die Folgen blieben auch dann nicht aus sp- rei Wochen lag er wieder wie vor her, und darum verstand er den Wil len seines Chef-Es nur allzu aut! Er nahm ja auch das Gefühl mit sich, das-, es noch Menschen gab, Die seiner in Liebe und Treue gedachten. So manchen Abend hatte er in Furcht davor verbracht, so manchen Abend in stiller Trauer, dasz er den Anschluß an das Leben derpaszt, nun, wo auch er dem Herbste entaraenainsa, wo es Oliober sür ihn war und weißer Reis ihm Stirne und Echläsen deckte. Doch in jener Zeit, da hatten sie sich glän zend bewährt Von den Cheis herab bis zum siinasten »Stift« war das ganze, große Personal des Geschästg an sein Krankenlager aeeilt, um ihn zu trösten und zu pflegen, und er hatte es empfunden . . . wie eine Wohl« that, die man ihm unverdient er wies ..... Nun stand er also aus dem seuchten, vom Wind durchzogenen Bahnsteia. Drei Leute hatten ihn begleitet: sein Nachfolger an dem Pulte, das bisher siir ihn alle Alelt bedeutet der ltlnafte Lehrling und der alte Haugdiener, der, wie er selbst, in dem arauen Lo tal alt und gelb geworden war. »Hier, Herr Lindstedt, hier . . · .« das ist der beste Platz, in der Ecke. Sein Nachfolger suchte für ihn ang. »O, lassen Zie doch; das Handge päck brinae ich schon unter. Und nicht wahr, Sie wickeln sich schön ein« daf nicht die alte Krankheit wieder . . .« Herr Lindstedt niekte dem treuen Faktotum nur lächelnd zu, und ne riihrt gab ihm der Lehrlina immer wieder seine etwas tintiae Hand. »Und wenn Sie wiederkommen nicht, dann schreiben Eises Jch hole Sie dann ab und . . . besorae dann wieder alles.« Dem alten Lindstedt wurde es weh und weich um das welke Herz. Die Sprache war ihm versagt, er fand die rechten Worte nicht mehr. Und schließlich, als das letzte Zei chen vor der Abfahrt ertönte, da stürzte er hinein in sein Abtheil und barg seinen grauen Kopf tief, tief in der Ecke. Die drei aber auf dem Bahnsteia wintten ihrem alten-Freunde mit vollem und bewegten Herzen lanae Abschkdsgrüße nach, dann gingen sie schweigend Bereits in das Geschäft. Auch in r Brust des alten Lind stedt hallte der Abschied nach. Wie gerne hiitte er auch seine beiden sun aen Chefs in der letzten Stunde noch um sich gehabt! Er hatte sie ja schon gekannt, wie sie noch in kurzen bös chen in die Schule lripdelten und mühselig ihr Einmaleins, das kleine und das rohe, lernten. Nun hatten sie schon 7 rau und Kind und leiteten selbst das Geschäft, dem er so viele OJsahre seine Kraft und Arbeit geweiht. Er hörte sie fast noch, wie sie da mals immer heimlich zu ihm lamen: »Ach, Onkel Lindstedt. ein paar Fe dern, ja! Und einen Bleistift, ja . . . einen schwarzen und einen blauen. Und mir noch einen rothen, bitte, bitte! Und nicht Papa sagen, nein?!« Dann hatte er ihnen Briesmarken gesammelt und eines Tages, als sie gerade in mäßiger Stunde kamen, ih nen auf ihre beste mit schön ver schnörkelten Buchstaben ihre Namen geschrieben. Dann wurde aus dem Onkel der »Den« Lindftedt, als er sie nach Be endigung der Schulzeit in die Ge heimnisse des umfangreichen Geschästs einweihte, später, als sie nach dem · Tode ihres Vaters die Leitung selber iibernahrnen, einfach »Lindstedt«, und so langsam und allmählig, fast unbe merkbar der »alte herr«. Er»hatte«ei in seinem Pflichteifer fast uberhdrt. Sie waren ihm beide so ans Herz ge wachsen, daß es ihm oft vorkam. als vertritte ev an ihnen Vaterstelle. und yl I ! Sonntklhszlätf Beilage der- »«!«Ikbraslka Staats-Insciger und Herold«. J P. Wittdolvy, Herausgehen Grund Islauly Nebr» den Ex. November 1902 Jahrgang 253 No. 1:3. ihnen war er einfach unentbehrlich — Bis —- nun ja, er war alt und schwach. Aber trotz alledem, lein bö ser Gedanke stieg in ihm auf, nur ein leiser Schmerz, den warme Dankbar teit freudig und hell überfluthete. Sie hatte ihm ja auch«das Schönste noch gebracht, was es siir sein alten Derz überhaupt gab; dass Wiedersehen fei ner Heimathl Jhsr galt ietzt seine erste Fahrt, nach vierzig Jahren seine erste freudige Erholung! Aber während der Zug immer nord wärts haftete und er fast scheu aus den Fenstern blickte, da mußte er ganz unwilliiirlch sein Leben mit der Natur vergleichen. Wie im Fluge sah er die kahlen, leergeroordenen Bäume, die nüchternen, unbewachsenen Felder, und wie der Nebel über all dem tag, so sröstelnd kalt und unerquicklich Hin und wieder tanzten dann Son nenstrawken über die kahle Gegend, und bei ihrem Blinken war es ihm aus einmal, als ob das alles viel hei terer und lebensfreudiger würde und als ob ganz leise und behende die Er innerung erscheine: das Andenken an warme, sonnige und frohe Zeiten-. Spät Abends langte er in seiner Heiinath on. Kaum erkannte er sie wieder, und er war fast erstaunt, daß sie eigentlich so ganz, ganz anders aussah, als er sie in seinen Träumen sich gedacht Der Omnibus brachte ihn nach dem Gasthof. Und er freute sich auf den kommenden Morgen, wo er doch sicher dass alles wiederertennen mußte. Aber der Morgen kam —- und der gebens irrte er durchs die Straßen. Sie waren und blieben ihm fremd und unbekannt, wie im Augenblick sei ner Ankunft. Nur den Weg zum Kirchhof, den fand er bald heraus, und ihm schien, als hätte er sich nicht verändert. Der Todtengriiber führte ihn zu doen Hügeln seiner Eltern und be trachtete ihn nun erstaunt, wie er mit seuchtem Blick die leeren Gräber an sah. Der konnte sich’ö nicht recht er ilijren Seitundentbarän Zeiten ver ssq cl llull sujslc Islll Ulllfj llpkc Ull dieser Stelle war die langen Jahre » hindurch Niemand aelommen: darum ; waren sie auch so schmuck: und zierlos. "ilnd dieser Fremde nun, der selber fast so alt schien wie er, der stand dabei und weinte heiße Thränen. Es schüttelte verivundoert den Kons. Der alte Lindstedt wandte sich um. Und aanz leise dann, als errieth er, was durch die Seele des anderen ging, sagte er: »Es waren meine Eltern.« »Sie . . . Sie sind . . . der Sohn von diesen da?! Jn deninntlitz does alten Tadtengräbers leuchtete es aus. »Aber dann . . . dann müßten Sie mich doch kennen! Jch bin doch der alte Johann, der Ihren Vater immer gefahren hatt Erkennen Sie mich denn nicht?« Der alte Lindstedt strengte sein Ge « rächtniß an. g Fast ängstlich verneinte er. »Der sJohanm den ich einst aelannt, der sah doch anders aus. Der war doch schmuck und adrett, mit aufrecht sreiem Gang! Und Sie . . .« Das alte Männchen, das da gebückt nnd schlürsend neben ihm herschlich, lachte leise aus. »Ja, ja, es geht bergab! Aufwärts, hoch und stolz, ab wärts langsam und bescheiden, sroh mit jeder Stunde, die einem noch bleibt.« Lindstedt blieb mit dem Todten gräber den ganzen Tag zusammen. Er ging von seinem Haus zum ande ren und ließ sich erklären und beleh ren. Er wollte wissen, was alles in den langen Jahren geschehen. Und einzelne Häuser und Straßen, Weae und Gärten wurden ihm da wie in einem Halblicht wieder bekannt und vertraut. Aber wo er nach den Be wohnern, den Menschen« fragte aus seiner Zeit, da hieß es immer: Todt! Gestorbent Verschollen!. .. Jhn drückte das wie ein leiser Vorwurf gege: sich. Doch der Alte neben ihm lachte dazu. »Wenn der Winter lommt,« sagte er, »dann geht« alles zur,Ruhe, die Blumen aus den Gräbern, die Bäume im Wald, auch die Menschen. lind manch ein-er, den ich schon gebettet, hat seinen lieben Gott sehr lange heis; darum gebeten; Sie aber mit Ihrem jungen Sinn, Sie stehen ja noch aus recht und srisch im Herbste Jhres Le bens. Sie können sich noch des Da seins sreuen wie viele, viele aus der Welt. Der Herbst hat seine besonderen Freuden und schön ist's sich erinnern zu können an all das, was war. . .« Das alte Männchen sah traumhast oot sich hin-: »Man fühlt das erst, wenn man wie ich, das Ende sieht..« Lindstedt stand still dabei. Es zog ihm eigen durch die Seele. Dann JOHN-; richtete er sich hoch und kräf tg au . »Recht balIn Sies« Er drückte dem Alten die ei chrumpste hand. »Wir beide, wir wo n uns noch lange des herbstes frevent« - - « . Der lächelte dazu. »Sie schon, doch ich —- du lieber Gott —- ich nicht mehr lange. Und das wünsche ich mir von ganzem Herzen mit meinen vierund achtzig Jahren! Der Winter ist schwer, nich-i nur in der Natur.« Arn Abend schon reiste der alte Lindstedt weiter. Und während er für sich allein im Wasn faß, hing er sei nen Gedanken nach. Wie vieles er schien ihm auf einmal schon und ro sig gefärbt, was vorher trübe und traurig war. Ach, eine dankbare Freude erfüllte fein Herz, daß es ihm oergönnt war. zu leben und zu weben in«"feinen Erinnerungen und den Herbst zu genießen, bis schließlich der große Weil-einig lam. Vergessen war der Kummer um den alten Platz, und neue Lust zog in sein iniides Herz. -.«——-—. - ———« Die Champigtioiis. Nooefllette von M a r ie S t a h l. »Es ist einfach schmachvoll!« sagt die Hausfrau beim Nachmittagstaffee auf der weinuniraniten Veranda, in dem sie sich gemiiihlich ein Honigbrod strich. ,,Liebes Kind, Du beurtheilst die Sache von dem Standpunkt der libe ralen ZeitunggprcsseL Es ist durch aus unrichtia, die sogenannte Fleisch noih mit der Grenzsperre in Verbin dung zu bringen,« entgegnete Amts rath Hühner über sein Zeitungsblatt hinweg, »die allgemeine wirhfchaft liche Krisis und die aefunlene Kauf traft desPublilums ist schuld, daß-—« »Daß ich teine Chanipianons auf den Tisch und zum Einmachen be lomine?« rief Frau Amte-ratl) höchlich erstaunt, denn ihre Gstdanten waren längst wieder wo anders gewesen. ,,Keine Cl)anipi«anons?« fragt-e nun der Amtsrath etwas ungeduldig über diese Gedankenspriinae. ,,Freilich — Kutscher Wilhelm hat Mamsellxiesaah auf der Yrojzen Fah renroppei standen manenhasr — Waschkörbe voll Chamvianong — aber Niemand bringt sie mir. Sonst ift Wallh immer um diese Zeit ein Mal mit Bernhard hinausgefahren, aber Bernhard ist nun nicht da und allein maa sie wohl nicht« »Aber Filementine, ich beareiie Tich nicht! Du brauchst blos Deine Bei fehle zu neben! Wilhelm soll aleich den Bonn anspannen. Wo iterlt denn Walld? Herr Fritschse wird sich ein Veraniiaen daraus machen, sie hin augzututichirem ich wollte ihn sowie io mit einem Auftraa in iene Geaend schicken: sie können einen Umweg iiber BittenJVall machen-« »Ach, ich weiß nicht H Walln kann ja Herrn Fritsche vartdut nicht leiden --—-da zanken sie sich wieder unter wes:5!« »Komm mir nicht mit solchen Kin dereien!« entaeanete der Amtsrath äraetlich. ,,3;-oei aussaewachsene Leute werd-en sich doch wohl zu benehinen wissen! Walln iit tein Kind mehr und Fritsche weiß, was sich aelsört.« lsr aina in das Haus und rief laut nach seiner Tochter. Eine halbe Stunde später fuhr der Ponywaaen vom Hof herunter-. Herr Fritsche, der«junge Wirthschaftseleve, tutfchirte den dicken Hang, einen Dop pelpony. ..;inten im kleinen«.liorb wagen saß Wally mit allen leeren Fischen, die im Hause auszutreiben gewesen waren, zwei Waschkorbem der Köchin Henkeltorb, Frau Amtsraths Flicttorb und noch einigen Exempla ren von verschiedener-Form UndGrößr. »Brinat nuir ja Alles mit, was Jhr findet!« hatte Frau Amtsrath nach gerusen. »Wenn die Körbe nicht aus reichen, schüttet sie in den Wagen und fiillt sie von Neuem. Champianons tann man nie genua haben, und ich habe Tante Marianne einig-e Gläser voll versprochen. Onkel Gustav wollte aetrortnete haben — er ist ein solcher Gourmand!« Die Dorfstraße hinunter trabte Hang ganz munter. Der Wagen ras felte und stuckerte, so daß alle Körbe durcheinander fielen, und Wally, die sie festhalten wollte, wurde in den Waschlorb geschleudert, weil es gerade einen fürchterlichen Stoß gab. Sie lachte so, daß sie gar nicht wieder aus dem Waschkorh herauskonnte und Herr Fritsche lachte und schlug mit der Peitsche auf Hans, so daß dieser anfing zu galoppiren, was er schon lange nicht mehr gethan hatte. Draußen in den Sandwegen ging es dafür gemächlich und wie in einer Wiege. Jm Ponywagen war es eine Weile ganz still. Wally riihrte sich nicht zwischen ihren Korben, sondern träumte mit großen Augen in die weite Ferne hin aus, während der tunae Mann zuwei len unruhig auf seinem Siß herum kutschte, mit der Peitsche in der Luft tnipste und den Strohhut bald auf das rechte, bald auf das linte Ohr schob. »Ein schönerHerbsttag heute!« sagte er endlich, sich halb umwendend. »Ein selten schöner Oktob:rtag!« bestätigte Walld. Nachdem dies festgestellt war, schwiegen wieder Beide. Jetzt denkt sie an ihn! dachte Otto Fritsche wüthend und schlug mit der Peitsche nach einer Dixtelstaude am Wege, so daß er sie töp te. Er ist schlechter Laune, daß Anni jetzt nicht an meiner Stelle ist! dachte Wally und fuhr fort, in den Himmel zu starren. Seit dem Erntesesi vor drei Wo chen gingen sie sich feindlich ans dem Wege. Wie hatten sie sich auf den Tag gefreut! Wally hatte zu ihrem weißen Kleid einen Kranz von Im mergriin und lleinen weißen Ast-ern getragen. »Wie eine Braut!« hatte die alte Bergern gesagt und das Wort war ihr wie ein seliger Schreck in die Glieder gefahren. Die Alte hatte mit den Augen gezwinlert und geniclt und bedeutunggvoll gelächelt —das machte sie plötzlich fo verlegen und bang, so daß sie Otto Fritsche aus dem Wege ging und am liebsten vor ihm davon aselaufen wäre. Und weil gerade der Rudolf oon Doberstein da war, ihr alter Jugendtamerad, der eben aus dem Manöver gekommen war, mußte der aus der Verlegenheit helfen und sie llammerte sich an ihn an, denn sie hatte das«Gefiihl, alH zeigten schon alle Leute mit Fingern auf sie und Otto Fritschr. Das hatte nun Otto ganz falsch verstanden! Sonst war er ihr gut ge nug-aber —- natiirlich, nun der Herr Lieutenant von Doberstein da war, fah sie ihn nicht einmal mehr an! Und weil gerade die kleine lustige Anni Koch. die Aelteite vom großen Domänenpächter Koch aus Altenzerbe, da war, machte er dieser auf Tod und Leben den Vot· Ycur aus Horn und Grimm undEiferfucht. Aber er machte es so natürlich, daß Wallh ihrerseits vor Eifersucht in heftigen Zorn ge rieth und nun auch that, als ob sie fiir Niemand auf der Welt Interesse hätte, als für Rudolf von Doberstein. Es wr ein klägliches Erntefsest ge worden! Und weiche Qualen sianden sie beim Tanze ang, wenn sie mit allen An deren, nur nicht miteinander tanzten, wenn sie sich talt und gleichgültig an: sahen iind innerlich kochten vor Auf rseauna und Griniint Seitdem hatten sie sich gegenseitig mit kalten Blicken und bösen spitzen Worten so iveh aethan als möglich, während der Liebesgram an ihnen zehne. Otto Fritsche war der Sohn eine-: GrofonDiistriellem der bei dein als tiichiiaen Landidirth berühintenAmtgs rath Hühner Alles, ioag zum Fach ge hörte, lernen sollte, iim den stattlichen Griziidbesih den sein Vater erworben, selbst beivirthschasten zu können. Wallh hatte als Tochter des Pächterg einer großen, fetten Domiine, der sich nicht zu den nothleidenden Agrariern zählte, durchaus teinen Mangel an Bemerbern, trotzdem sie erst oor Kur zem einer hauptstädtischenDrillanstalt fiir höhere Töchter entronnen war. Sie hatte dabei zum Glück keinen be niertbaren Schaden an Leib und Seele genommen, sondern war mit denselben rosigen Wangen, hellen Augen, mit ’ dem frohen Kinderlachen heimaetehrL wie sie aeqanaen, was immerhin aufs eine gute. widerstandsfähige Rasses schließen lief-» ! Wie siiß sie wieder aussieht mit dein . alten Gartenhut, in dein ich sie zuini erstenmal aeseheni dachte OttoFritsche. i Wenn er Aniiiåioch heirathet, werde I ich Diatonissin! dachte Wallh und; tämofte mit plötzlich aufsteigendeni Thränen Uiii ihre Geiiiiithsbewegiing zu verbergen, schnitt sie ein böses Ge sicht nnd blickte finster darein. Dann machten sie wieder ein paar kühle, aleichaültiae Bemerkungen über die dies-jährige siartoffelernte, überl die Brennerei und Spiritusprseise und s über den Obstsegen des Jahres, » Nachdem die Bestelluna auf Birken- ’ wall abgemacht war, lenkten sie in die Fohlentoppel ein und stiegen dort vom Wagen. Der Pony wurde halb abge ziiuint, so daß er friedlich grasen konnte, sie nahmen einen der großen; Korbe zwischen sich und gingen tief in die Trift hinein, wo Pferde- undKuh Herden weideten. Es war so einsam hier in der unab sehbaren Ebene, fo friedboll in der stillen, goldllaren Herbstluft mit dein frischen Gras- und Kräutergeruch der Wiesen, daß Beide wie verzaubert die strahlende Schönheit des Tages em pfunden iund den Reiz des Beisam menseins. Jniiner tiefer gingen sie in den Sonnendust hinein und wagten nicht, sich anzusehen. Aber an Cham pignons dachte Keines von Beiden Einmai mußten sie über ein Stan gengeheae klettern. Wally blieb aus rhuhend oben sisten und er lehnte neben 1 r. »Sie könnten sallen,« sagte er leise und legte erschrocken den Arm um sie. Sie rührte sich nicht und sein Arm hielt sie fest. Beiden pochte das Herz zum Zerfpringen. Als er einen schüch ternen Blick in ihr Gesicht wagie, sah er, daß sie qliibroth geworden und das Köpfchen aesenlt hatte. »Wally,« sagte er ganz leise, »wünschen Sie nicht, daß Herr von Doberstein an meiner Stelle wäre?« Wauy schüttelte heftig den Kopr Da zog er sie fester an sich und sie litt es ohne Widerstreben Sie wußte plötzlich gani genau, wie grenzenlos dumm ihre Eifersucht gewesen und wie thöricht sie sich gegenseitig gequält hatten. Selig saßen sie auf dem altem-Stan aengelände beisammen, sie hatten sich so unendlich viel und Süßes zu sagen, wenn auch wenia Worte nöthig dazu waren. Erst als die Sonne sank, fielen Wally die vergessenen Champignons ein. Eilig machten sie sich auf die Suche, da sie aber immer nur sich ge genseitig sahen, fanden sie keine. Ganz zuletzt stolperten sie beinahe über einen Champianon am Wege und den nahmen sie mit. Zu Hause zog-en sie es bor, ausdem Hofe auszusteiaen und dort die leeren Körbe abzuladen. »Wo sind denn meine Champia nons?« fragte Frau Amtsrath, als Wally ihr entgeaentrat, sehr erhitzt, mit leuchtenden Augen unr einen Pilz von zweifelhaftem Aussehen in der Hand. »Es giebt gar leine,« erwiderte Wally, »das ist der einzige, den wir acfunden.« »Ihr habt Euch wahrscheinlichwie der aeianlt und darüber den Wald vor Bäumen nicht aesehen2« wehtlagte die tha »Nein, aber derlobii« jauchzte Wally und fiel der Mutter um den » Hals. Der einiiae Chamdianon den sie in ihren Dutzend Körben mitgebracht, erwies sich noch dazu als ein un echter. »Ja, fa, Verliebte mus- man aus die Pilzfuche schicken! Wir miissen froh sein, daß ioir urit dem Leben davon aetommen und nicht Alle vergiftet findt« sagte Frau Amtgrath am fol genden Taae, als Kutscher Wilhelm und Mamsell mit der erioiinschten Ausbeute an Champignong heim kehrten. —«—-.—.--——-— Ter Finder-lahm Der Hieset ging eines Tages in Ge danken dersunten aus der Chaussee von der Stadt heim in sein Dorf; er ging nämlich immer in Gedanken. Das hinderte ihn aber nicht« plötzlich ein Goldstück zu sehen, das mitten aus dem Wege laa. Einstecken wollte er es natiirlich nicht, denn das wäre sa Funddiebstahl gewesen, und der Hiesel war ein grundehrlicher Mann; aber es zum Fundbureau zu bringen Und zu warten, bis er seinen Finder lohn bekäme, das wollte ihm auch nicht passen, denn er schob nichts gern auf die lange Bank. Da kam ihm plötzlich ein schlauer Gedanke (er hatte nämlich überhaupt nur schlaue Gedanken). »Halt«, dachte er, »Du legst einfach achtzehn Mart dafür hin, dann hast Du Deinen Fin derlohn schon abgezogen.« Gesagt, gethan. Aber wir legen’s halt nicht so mitten auf den Weg, da tönut’s leicht ein unehrlicher Finder sehen-« Damit versteckte er es, natürlich für den Verlierer, in ein Greisbiischel und ging fröhlich weiter, indem er seinen unterbrochenen Gedankengang von vorhin wieder aufnahm. Die Hieselbäuerin wunderte sich, als ihr Hiesel am andern Tage schon wieder nach der Stadt gehen wollte. »Du gehst ja sonst nur alle Monat nach der Stadt und jetzt gehst auf ein mal zsivei Tage hintereinander hint« —- ,,J hab’ G’schäften da,« sagt-e der Hiesel geheimnißooll und- wandert eiligst der Stadt zu. »Solltest doch ’mal sehen, ob der Verlierer sein Geld schon abg’holt hat,« dachte er, als er an dem bewußten Grasbiifchel ange langt war. Nein, er war wunder barerweise noch nicht da gewesen. Da hatte der Hieel wieder einen schlauen Gedanken. »F ha«b’ doch nun wieder meinen Finderlohn verdient,« dachte er und nachdem er eine Viertel stunde gerechnet hatte, liess er sechzehn Mart zwanzig Pfennig in dem Gras büschel zurück und wanderte zufrieden mit seiner großen Ehrlichkeit nach Hause zurück. Die hieselbäuerin kam gar nicht aus dein Vetwundern hetauö, denn der l Hiesel ging nun sijeden Ta nach der Stadt und holte ch jeden sag seine-s Finderlohn. Schließlich war der W so klein geworden, daß der Esset ihn als ehrlicher Mann ohne its-ens bedenlen einsteckte. »’s ist doch eins schöne Sache mit dem Finderlohn und mit der Ehrlichkeit, nur ein bissel müh sam ist’s doch!« dachte er, als er wie der den heimischen Penaten zuwan derte. Bismarck als Jäger-. H. o. Below theilt in ,,Wild, und . Hund« Erinnerungen aus- dem Jäger ’ leben Bismarcks mit, unter anderen auch folgende: »Gelegentlich einer Jagd, erznählte mir mein Vater, »war ein starker Bär von mehreren Schützen schwer angeschweißt. Die Hunde hatten ihn festgemacht, und es entstand ein Höllenlärm, der Bär hatte in aufge richteter Stellung sich mit dem Rücken gegen eine starke Eiche gedeckt. Die Hunde setzten ihm stark zu, und einige von ihnen waren von dem Bären schon schwer geschlagen. Jch und noch vier Edelleute nebst einigen Jägern standen herum, aber keiner getraute sich so recht und hatte nicht das Herz, den bis auf’s Höchste gereizten Bären mit der Feder abzufangen, und Schieszen war weg-en der Hunde schwer; auch hätte man es dem Betreffenden unter den damaligen bestehenden Einführungen und Bräuchen sehr übel genommen. einem angeschossenen Bösen, statt mit der Feder, mit der Kugel den Fang zu geben. Es dauerte aber nicht lange, als es hinter uns im dichten Unter holze brach, so daß wir zuerst schon glaubten, das Brechen rühre von einem zweiten Bären her, der vielleicht Tei nem in die Enge getriebenen Genossen zu Hilfe komme. Doch dem war nicht so. Statt dessen trat Bismarck her vor, überblickte kurz die »Situation« und ohne viel zu überlegen, nam er von einem ihm zunächst Stehenden des Forsipersonals dessen lange Feder in die linke Hand, in der Rechten seine eigene kurze führend, und sagt-e: »Nun, Jungens-, laßt mich ’mal ’n bischen ran.« Jn wenigen festen, ra schen Schritten trat er knapp an den Bären heran, ohne das Getriebe der Rüben zu beobachten, stieß mit der linken Hand die Feder dem Bären, der gräßlich brüllte und die beiden Vorderpranlen seinem Gegner ent gegenstreckte in den weitgeö fneten Rachen, während er mit der Rechten ihm die Feder in’5 Blatt bohrte. Mit einem dumpfen Brüllen stürzte der Bär verendet zusammen. Bismarck drehte sich darauf rasch um, ohne daß in seinem Gesichte auch nur die ge ringste Aufregung zu merken war, mit lächelnder Miene zu seinen Freunden gewendet, sagte er: »Ja, hört mal, Rinderchch in einem sol chen Falle gibt es nicht viel nachzu Punfov Prof »rent- m»«v Use-fri- itnesk kde -...--.. --. W . --.., --. von seinen Schmerzen erlöst werden Oder habt Ihr vielleicht geglaubt, mich aus die Probe zu stellen? Na, da seid Jhr doch schief geioictelt, da kennt Jhr Otto’n schlecht.« Niemand ge traute sich darauf Ein-e Antwort zu ,gehen, denn wir tannren unseren Freund Bismarck nur zu gut und wußten, das-. ioir bei seiner steten und sartastischen Schlaafertigkeit doch oen itiirzeren gezogen haben würden. Papa sagte mir, daß durch Diesen Zwischenfall Bigmarcks Ansehen in aller Augen noch mehr gestiegen war, denn es war wirklich ein sehr gewag teg Ztücl.« —- -———-.--—»— Troiaii’s Burermrufk. Das Gedicht, mit dem der greife Poet und Redakteur des »Kladdera datsch« die drei Vurengeneräle in Ber lin begrüßte, lautet: Willkommen! Helden von Transvaall Willkommen! tlingt’s .viel tausend a . Nicht konnte Lichtes uns gescheh’n, Als in die Augen Euch zu seh’n, Zu drücken Euch die starke Hand-. Willkommen seid im deutschen Land! Euch sind wir, Eurem Heldenmuth Jm Geist gefolgt gilrch Gluth und ut, Mit Euch ost haben wir aetvagt, Gehosft, gejubelt und geklagt. Dant Euch, durch die tvir miterlebt Was sreien Mannes Herz erhebt! So schlon um uns und Euch sich sest Ein Band, das nie sich lösen läßt. Längst hat, erlämpfr durch Euer Schwert, Euch unseres Volkes Herz gehört. Nun zu den Herzen nehmt die Hand, Die Jhr jetzt lamt ins deutsche Land. Bewund’rung hat nach mancher Schlacht Euch Lorbeerkranze dargebracht, Euch selbst und Eurer taps’ren Schaar: Heut einen Kranz bringt Liebe dar, Und Freude reicht Euch den Pokal, Willkommen! Helden von Transvaall - --. - .-—s — Zu« gefährlich. Arzt: «·Jhre Frau dars heute nichts sprechen; sagen Sie ihr das!« » Mann« der Patientim ,,Wissen Sie sagen Sie ihr das gesälligst selbstl« . Bescheidene Bitte. « . ,,Jch· bitt’, Herr Klavierlchrer, ge- . ben Sie dem Fräulein Lauta doch lerne so schweren Etiiden zum Ueben!« »Warum sdenn?« »«Ach»Got»t, ich wohne direkt über dem Fraulein — da geht die ganze G’schrcht an mir ’nauö!«