W--—-»-,- ---1---«» — Wohtthun trägt Zinsen. —--»--· Aus ldein Unaarischen von Ar min Ronai. Guido Kenter war mit Siloia Gordt, der Tochter des steinteichen Sammlers una Antiouittitenbänvlerg Baltbasar Gordi, so gut wie verlobt. Die Eltern waren über die Sache un ter sich längst einig; Guido war von den Reizen Still-two aansi gehst-Am und auch Silvia batte an dem liebens würdigen, tüchtig-en und dabei über ein beträchtlich-es Bermöaen gebieten oen jung-en Mann nichts auszusetzen Dennoch wurde vie Verlobung im er wieder binausaeschobem Denn S lvia war noch sehr iuna. kaum siebzehn Jahre alt. und sie sollte doch erst er starlen an Leib und Seele, ebe sie als Frau Mler in das alte Patrizierhauö om Stadtgraben einiöar. Guido war schon etwas unaeduldia aeworden, sei nem Temperament bebaate dies allzu lange Warten nicht —- man hatte ihn ja noch nicht einmal der Familie seiner Auserwählten voraestellt. Es waren nämlich einiae Onlels da, alte, reiche Junggesellen die bei der Entscheidung über die Zukunft Silvias ein gewichti ges Wort mitzusbrechen hatten. Endlich erbielt Guido vom alten Gorot eine Einladuna. nächsten Sonn tag bei ibnen zu essen. »Meine Brü der Michael und Anton werden auch dabei sein« —- hiesz es am Schlusse der Einladuna, und Guido siihlte gleich her-aus« wie wichtia Oie Anwesen heit dieser Herren fiir sein künftig-es Leben stn werde Gt , s erschien vünltlich Mit wel chem Entzücken begrüßte er Silvia, sie er seit Monaten nicht aesehen hatte. Sie war noch schöner, aninutbiaer, be gehrenswertber acworoen. aber auch zugleich reifer. mild-streuen und Guido tonnte sich bei aller Schwärme rei siir das prächtiae Mädchen doch nicht verhehlen, daß in ibren Auaen etwao Veüsenres. Berechnendeg, Ab wäaendes zu lesen war. Das hatte sie ossenbar von ibrein Vater, der ja sein ganz-es Leben lana ein aeichiclter, talt berechnender Handelsmann gewesen wur. Das Mittagessen nahm einen heite ren Vertaus. Nichts störte oie Ge mütblichteit des familiiiren Beisam menseins. Von den iunnen Leuten und ihren Absichten wurde gar nicht gesprochen. Man betrachtete das als eine selbstverständlich-e. abgemachte Sache, von der ei- aar nicht lohnt, be sonderes Aufhebens zu machen. Die Brüder sprachen lieber von laefchästlis chen Dingen, von der Schlechtiaieit der Zeiten uno ver Schwieriateit, selbst mit einem bescheidenen Vermögen ein Arbia-es Dasein zu leben. was freilich von Leuten, die über Hunderttausende gebieten, ein sonderbares Gespräch war. Guido. der in frei-erer, nicht so staut-trocken : kaufmännischer Atmo( sub-are ausgewachsen war, fiel von ei , . --..- I-fe..«--- --’.-, «nr«-ipo Nyssisfwf die Brüder Gorbt in solcher Weise von Geld und Welt sprechen zu hören. Tier alt-: «Balthasar, iein iuiiinftiger Schwiegervater ein verinöcherter Mit lianär, ließ es sich besonders- angeiegen sein, auseinander zu setzen, ivie ichgver es hält, sich ein ruhige-H, forgenfreieg Alter zu sichern. »Und dennoch« meinte er im Laufe des Gesprächeg,« tvie von einer iveichen Regung übermannnt, »toie wenig Freud-e bietet dennoch dieses Leben, wenn man nur fiir sich arbeitet, nur an sich denkt, nur eigene Zweck-e verfolgt unr- nicht zugleich ein offenegrluge und reges Mitgeiiihl hat fiir das soziale Elend, das uns untaib:.« .Du hast recht, Baithasar,« stimmte ihm Michael hei. an einsem Glaie Süß tvein nippend, »inan soll auch im Wohlstand seiner minder gliicklichen Brüder gedenken. Gott iei Dant, ich habe mir es angewöhnt, von dem We nigen, das ich eriibriae. auch der noth leidenden Menschheit etwa-s zukommen zu lassen. Jch hin ja, tvie Jhr wißt, Vorstand des Vereins gegen Haus rmd Straßenhettel und habe auch ein halbes Bett im St. Johannes-hospital aettiftet.« »Die andere Hälfte ist von mir,« er gänzte Anton: »nichts macht mir ia größere Freude. als Gutes thun, Wohlthaten erweisen.« »Und, meine Lieben.« nahm wieder Balthasar, Silioias Vater. das Wort, »welche innere Befriedigung bietet uns doch das Bewunfeim Gutes gethan, Noth gelindert, Gram und Kummer verscheucht zu hat-en· Ja, ich behaupte sogar auf das Bestimmteste, daß jede Wohlthat in unmittelbarer Folge die Vergzltung mit sich bringt. Wer wchlthut, hat einen Wechsel auf das Glück gezogen . . . . Jch spreche aus Erfahrung . . . Vor einiger Zeit — eis mag an die vier Jahre her sein — hahe ich etwas erlebt, das mir deutlich zung daß Wohlthun immer seine Zinsen trägt.« »Ach, Bank nrilchte sich ietzt Sil oia mit ihrer aloaenhellen Stimme in’s Gespräch »Du meinst gewiß die Geschichte von der armen Frau aus der Kugelgasse, nicht wahr?« »Ganz recht, mein Töchterchen.« »Du machst uns neugierig,« wandte sich Anton an Bruder Balthasar, »was ist es denn mit Deiner armen Frau?« , Eine arme Frau in der Kugel gasse?" fragte Michael. »Ja der That interessant. Bitte. Balthasar. erzähle doch! Es thut wirklich wohi, bei her ppllhesehten Tafel auch der Armen ge eiemd,«u denken. Es schmeckt gewis ser-alten heilen« Sonntags Htht Beilage des »Hei-ragten staates- Äneeiget und Leerold ( J P. Windolph, Herausgehen Mond Jgianly Nebr» den Bl. November 1902 Jahrgang 253 No. 12. ’I Damit führte er ein mächtiges Stück Iriisfelpastete zum Munde, die er be haglich schmatzena verzehrte. »Es ist ja eigentlich lauin der Rede werth,« hub der alte Gordt zu erzäh len an, »aber die kleine Geschichte zeigt doch, daß wir oft ganz unbewußt Werkzeuge der Vorsehung sind . . . . Wie gesagt, vor etwa vier Jahren war es, da gehe ich eines Tages ganz zu fällig aurch die Kugelaassr. Jch hatte eigentlich sdort nichts zu schaffen, aber als Sammler pflege ich manch mal ohne bestimmten Zweck durch die Stadt zu bummeln. Man weiß ja nie, ob das Schicksal oder der Zufall Eis nein nicht etwas Lohnendes quer über den Weg leat wie mir das ja schon so häufig zugestoßen ist . . . . Jch gehe also langsam schlendernsd durch die Kugelaaffe, da erblicke ich auf einmal unter dirr Thoreinsahrt eines der gro ßen Miethshäuser eine aanz in Schwarz gekleidete Frau, noch gar nicht al:, mit intelliaenten Ziiaem aber so elend, tibaehiirmL aramerfiillt . . . Ihre Iluaen waren eingefallen, ihr Ge sich oerzca sich schmerzlich, sie lonnte sich scheinbar kaum aufrecht halten. Ein Blick aus dieses Bild menschlichen Jammere- aeniigte mir. Ich lisef rasch über die Straße zu der Frau und stützte sie, sonst wäre sie gewiß nieder gesunken« »Wie aut Du bist,« lispelte Silvia beioeai. »Da-Z sieht Dir ähnlich, Balthasar«« rief Michael, »Du warst immer edelae: sinnt -— ich darf aber wohl sagen, das lieat schon so in unserer Familie. Also Du eiltest dem armen Weib zu Hilfe . . . »Ja, ihre Schwäche aina aber bald vorüber, ich hatte sie ja auch an inei nem Flaschchen mit Hoffinanngtropfen riechen lassen· »Da Vervol« Aus mein-e sanften Fraan nach rein Grund ihres Kummers lonnte sie ian erst aar nicht antworten, sie war zu schwach und auch zu schüch lern. Endlich fafite sie sich aber ein Herz, sie merkte es ia schließlich doch, wie aut ich ev rnit ihr meinte, und da vertraute sie mir ihren ganzen Jam mer an. Sie sei Wittwe, habe zwei lleinse Kinder und befände sich in ver zweifelte-.- Laae. Ohne Geld, ohne Ein hnsnken ohne Gönner . . . Alles Ent dehrljche bade sie bereite verkauft, nun sei sie aber am Aeusiersten anaelanat. Zei: erei Teraen habe sie kein Brod iikelzr im Hause, den Anblick der hun geritten Minder könne sie nicht länaer eriraaen Da sei sie hinaugaeaanaen, unt, wenn nicht andere-« zu betteln. Da stände sie nun schon seit einer Stunde, sie hätte es aber nicht über sich aexvin nen können, Jemanden anzusprechen Nun war sie nahe daran, oor Kummer und Schwäche umzusinken, als ich ihr gerade zu Hilfe eilte. Jhr lönnt Euch keinen Begriff machen. wie sehr ntir das Elend der Frau zu Herzen ging, ziicem war ia die Sache sehr schwierig· Was sollte ich thun? Jch hatte ja keine aewöhnlicheBettlerin vor mir, der nian mit ein paar Groschen hätte aushelfen können —— und ich dachte schon mit Schmerz daran, daß ich die Arme wohl ihrem herben Schicksal werde überlas sen niüssen, da kommt mir zum Glück die Idee, sie zu sraaen. wag denn ihr Mann eigentlich aetvesen. »Ein Künst ler,« antwortete sie schluchzend, »die er blind aeworden ist, auch hat er leiden schaftlich aesatnmelt und mit Bildern gehandelt.« Nun beaann mich die Frau natürlich noch mehr zu interessi ren und sie erzählte mir aus meine Er kundigungem dasi sie natürlich schon Alles, was von ihrem Manne zurückge blieben war, verkauft habe. Immerhin dachte ich mir, konnte etwas übersehen worden sein« was sür mich von Werth ist und itach lanaem Ueberreden wil ligte sie ein, mich nach ihrer Wohnung zu siihren. . .Erlasit es mir, von die ser Stätte des Jammers zu erzählen. ists war wirklich nichts mehr übrig ge blieben, als das nackte Elend . . . Jch wollte schon forteilen aus dieser unbe haalichen Umaebuna, da bemerkte die Frau, in einer Schublade sei noch ein Stück bemalter Leinwand, wohl aber nicht viel werth, denn ihr Mann habe nur den Rahmen, der d’rum war, vor lanaer Zeit verkaust. Ich lasse mir mitleidia das »Stil«-l Leinwand« zei .«.en, und denkt Euch nur« was ich aus sen erst-In Blick entdecke! Ein Rims dael, ein echter prächtiaer Ruysdaell »Nicht möglich, ein Runsdael!« rief Michael, die Hände zusammenschm aend. »Ist es auch wahr, ein Ritttsdael?!« sliilterte Anton in andachtsvoller Ver wundern-tm »Wie ich Euch saae, ein Ruvssdaeh ein besonders gut erhaltenes prachtvol les Werk . . . Nun war ia die Sache sür mich sehr klar. Der armen Frau mußte um jeden Preis geholfen wer den. Was konnte ihr die alte Leinwand reitan Sie brauchte Brod —- Brod und » leisch.« · . rdszartig, salthasat.« ties Mi r chael, »Brot) und Fleisch, wahrl;«s1ftig großarti-,3’« ,,Alfo sage ich ihr, ich bin bereit, das Ding zu taufen, wieviel sie denn dafür haben wolle. Die Frau wußte aber nicht zu fordern und bat mich, ihr zu neben, was ich für gut fände. Jch habe ihr fünfzig Mart gegeben. Fünf blanke Goldstücke Die Augen hättet Jhr sehen sollen. Sie konnte vor Glück erst gar nicht sprechen. diann floß sie iiber vor Dantesbezeugungen, und es hätte wenig gefehlt, sie wäre mir um den Hals gefallen ..... Jch bin schleimig sortaeaanaen, um mich allen weiteren Gesiililsausbriichen zu entziehen; ich bin lein Freund von solchen Sentimen talitäten.... schließlich habe ich ja hoch nnr meine Pflicht und Schuh-ig teit als Menschenfreund aethan.« »Du warst immer ein Philanthrop, lieber Bclthasar«, meinte Anton be dEichtin mit dem Kopfe schüttelnd. Guido Keiner hatte die ganze Ge schichte stumm mitanaehört. Er ver spürte nicht die aeringste Lust, ein Wort fallen zu lassen, wie er iiber die Frau und ihr Glück denke, trotzdem es an ermunternden Winken aus den stolz dreinblicienden Augen Silvias nicht fehlte. Er begann überhaupt so ein ganz sonderbares Unbehaaen zu füh len, die Leute, mit denen er am Tische saß, wurden ihm immer fremder, sie schienen ihm Alle aus einer anderen Welt-zu stammen mit ihren Anschau-! unaen und Empfindungen Auch Sil via, sein Ideal. . . Von welch’ fremder, ihn durchaus nicht ansprechender Seite lernte er sie jetzt kennen . . . . »Und was hast Du denn mit dein Runda-fiel angefanaen?" fragte Onkel Michael nach einer Pause, während welcher Mandeltorte herumaereicht morden war. »Ich habe das Geinöloe restauriren lassen « hat mich dreihundert Mart aetoftct -—·, dann fand sich allerdings balo ein Liebhaber, der mir siir das Bild dreksiiataniend Mart aezahlt hat. Bedenkt doch, ein schöner Ruheban Ich habe auch die gute Frau nicht ver gessen. Dich folgte einer momentanen weichen Regung und sandte ihr noch fiinsiEa Markt, ja wahrhaftig —- noch fünfzig Mari!" isin Gesumme der Anerkennuna ward am Tisch hörbar-:- Guido jiihlte e; eiskalt uher seinen Murren lauten. »Aber damit ist es noch nicht in Ende-'s rief Balthasar Mordt, ,,mein Geld scheint der Frau Gliick gebracht zu haben. Sie ist aufUZ Land gezogen und hat eine kleine Gartenmirthschast iibernommen, die recht aut gedeiht.« »Und wie dankbar ist sie dem lieben Papa noch heute,« zwitfcherte Silvia dazwischen. »Jedesmal, wenn sie nach der Stadt kommt mit ihren Gemijsen, spricht sie hei uns vor, bringt mir ein paar schöne Blumen uno fiir die Kiiche vrächtiae Gemiise, Spargel, Erbsen. Artischoctem und sie nimmt nie einen ilifennia Bezahluna an. Oh, sie ist eine sehr liebe, aute Frau und weiß, wag sie dem Papa verdanlt.« »Ja, ja,« meinte Onkel Michael sin nend, indem er ein Glas Seit bir- auf den Grund leerte, »Wohtthun trägt Zinsen« Noch ehe der schwarze Kaiser qereicht wurde, hatte sich Guido Reßler empfoh len. Er schätzte heftiae Kopfschmerzen vor, um sich unauffällig so friih ent fernen zu können. Jin Hause des rei chen Balthasar Gordt ließ er sich aber nicht mehr blicken dont-gröber. Jn der Stadt Telmessos in Pisidien ist kürzlich ein Grabstein aus dem er sten vor-christlichen Jahrhundert aufge funden worden« aus dem in griechischer Sprache die Worte stehen: »Hier schläft den Schlaf der Ewigteit ein Mann, dem die Musen die Gabe der Rede ga ben, Bocthas liegend in süßem Honig« Die letzt-en Worte sind ganz wörtlich zu verstehen. Es ist hier zum ersten Male auf einem antiken Grabstein aus-ac sprochcn, daß der Todte in Honig bei gesetzt war. Aus zahlreichen Nachrich ten bei antiten Schriftstellern folgt dasselbe. Hoing oder Wachs war ein Hauptmittel bei der Einbalsamirung, welche sowohl zum Zwecke der Beisetzi ung im Grabe wie auch nur fiir die feierliche lange Ausstellung der Leiche vorgenommen wurde. Jn hoing ruh ten vielfach die alten Babyloniey Sky then und Perser, auch die Könige von Sparta und Alexander der Große. Stets war es eine theure Bestattungs weise, die nur die Fürsten und Vor nehmen sich leisten konnten. Sie spielt schon in der ältesten griechischen Sage eine Rolle. Glanlos nämlich, ein Sohn des lretischen Königs Minos, fiel als Knabe bei der Verfolgung einer Maus in ein Honigsasr und ettransk darin. Durch die Kunst eines Wahrsagerg wurde er aber dort entdeckt und mit hülfe einer Zauberwurzel wieder zum Leben erweckt. Ueues Leben. Novellette von Helene Lang Anton. Mit rasender Schnelligkeit eilte der Expreßzug von Wien nach Selzthal nnd Aussee durch die herrliche Geaend Dicht gedrängt standen die Reisenden an den Coupeesenstern und warteten. »Sieh nur, Alex, sieht« rief ein junges Mädchen in grauem Lodenge wand und mit lleinem Jägerhnt: »Sieh nur, wie schön, wie wunder schön die Berge sind!« Und es war wirklich ein überwälti gender Anblick. rechts und links die ungeheuren Betgriesen, mit dem ewi-: gen Schnee eine Kette bildend, und tief unten neben dem Bahnzuge, ganzim Gegensatz zu ihrer Großartigleit, die mitlausende, «silbertlare Quelle-, die wurmelnd Geschichten er,;ählt; man muß das gesehen haben. um das Ent zücken der Reisenden zu begreifen. »Nein, Alex,« rief wieder die Mäd chenstirnme, »wie glücklich hin ich, die Berge gesehen zu haben! Ich habe j-: gar nicht gewußt, wie wunderschön die Welt ist,« und sie drückte dem Bruder mit srendestrahlenoem Gesicht begei stert die Hände. »Jetzt, meine Herrschaften, ausge pafzt,« ngte eine sonore Männerstim me, »jetzt, wenn wir um dieEcle bie: gen, kommt das Schönste von’s Ganee.« Lllle reckten die Hälse und standen in sast athemloser Erwartung Das junge Mädchen hatte sich ganz dicht an das ofsene Fenster gestellt, es sollte ihr nichts entgehen. Es war ihre erste große Reise und Vielleicht die letzte, und da wollte sie so viel wie möalich schöne Eindrücke sammeln, alles Herrlich-e, Wunderdare in sich ausnehmen, um dann tin kleinen Hei-— mathstädtchen von der Erinnerung-, zehren zu können. »Jetzt!« erscholl die Männerstinkme wieder« und blitzschnell aog sich der junge Mädchentops mit dem Jägerhus . zum Fenster hinaus. Der schneidende Wind pfiff ihr in’LL Gesicht- Ein marlerschiitternder Schrei folgte: »Um Gottegwillew Adi, was ist Dir?« und besorgt hielt der Bruder die fast Ohnmächtige in den Armen Alle wandten sich erschreckt der Gerippe zu. smna ifk Mk Kind fix-hinw Sie hatte sich etsvas erholt iind staiiimelte: »Ich weiß nicht, es stach mich so furchtbar iii den Augen. lind wie schade, daß man nun doch nichts sieht, dass wir gerade jetzt in den häß lichen Tuniiel einfabren müssen. Wo bist Du denn, Alex, Du weißt, ich ängstige mich, wenn es dunkel ist.« Entsetzt starrte alles aiis das junge Mädchen. Veraessen war die Land schaft, die herrliche Natur. Was sprach sie da von Finsternis-, und Dunkel, da doch die Sonne so strahlend schien. ,,Wo bistDu, Alex, ich fürchte niich.« »Hier, mein Kind« Mit fast er stickter Stimme taiiien die Worte aus dem Munde des jungen Mannes, der aanz sassungslos auf seine Schwester starrte. AlleAnwesendeit standen dorGrauen und tiefstem Mitgesiihl siir das arme, unglückliche, betlagenskoerthe junge Geschöpf, das so plötzlich sein« Augen licht verloren, da, und konnten das Entsetzliche noch immer nicht begreifen. »Warum zittert Deine Hand, Alex? Jst etwas geschehen? Alles ist so still um uns. Und der Tiinnel dauert immer länger, tind eg wird immer dunkler um mich. Alex, warum sprichst Du nichts? Alex! —« und ihre Hand iastete an seinem Körper hinauf bis in sein Gesicht. ,.Aiex! Deine Wangen, Deine Augen sind naß! —- Alert — ah! und ich sehe nichts! — Alex, um Gottesivillen — ist es möglich ----- ich —bin -—- blind!« Und mit einem Aufschrei, der alle Herzen noch mehr erbeben machte, sant ste dem Bruder an die Brust. Er war wie betäubt von dem Größ lichen, Unfaszbarem das so schnell ge kommen, das so unvorbereitet aus einem fröhlichen, lachenken Mädchen eine tief Unglückiiche gemacht, sie des Höchsten, des Augenlichtes beraubt, das schwerste Schicksal über sie der hängt. Durch den engen Gang neben den Coubees drängt-e sich ein älterer Herr zu den Geschwistern, die umringt wa ren. Er wandte sich an den junaen Mann mit den Worten: »Sie müssen sofort an der nächsten Station aus steigen iind nach Wien zurückfahrem Dort ionsultiren Sie den Augenarzt, dessen Adresse ich Jhnen aufschreiben werde. Hat Jlire Schnester jemals iranke Augen aehabt?« ,,Nein.« »Schwache Augen«-« »Auch nicht.« »Dann ist Hoffnung vorhanden, ja, dann ist es gewiß, daß die Sache in einigen Wochen wieder gut wird. Es dürfte ein plötzliche Lähmung des Sehneer f« in, die bei fofnrtiger ärzt-· Per Behe dlung sich bald beheben a .« Er sagte es im zurersichtlichsten Tone und tsatte wirklich die Genug thuung zu tehen, wie sich die Hoff nung der amen Blinden und ihres Bruders belebte. Daraufhin sah er ihr noch selbst in die Augen. Als er seine tröstenden Worte wiederholte, hatte jedoch seine Stimme einen unsichere-n, belegien Klang, der den beiden so tief erregten Menschen nicht auffiel. Desto mehr hörten die Umstehenden den Zweife; heraus-. fühlt-en, wie der Tröster wenig Tröstlichses gefunden. Als-er Alles war ihne siir sein Einqreisen, siir sein Mil Dern der qualvollen Scene dankbar. In Admont verließen die Geschwi ster den Zun, begleitet von der aufrich tiasten lesilnabme der Mitreisenden All-c sahen ihnen traurig nach, als der Traurigste der alte Arzt. Er hatte nicht die grrinqste Hoffnung Jn den allerseltensien Fällen ist eine so totale, plötzliche Erblindung heilbar. Ein Augenlicht, das langsam er lischt, kann durch die Kunst des Arzte miedererobert werden, aber so— — armes, kleines Mädchen. Sie wiirde wohl kaum die Welt, die sie so wunder schön gefunden, und dieBerge, bei de ren Anblick sie so in Entzücken gerieth, jemals wiederzusehen Donnernd fuhr Ferthig weiter-. Ein Jahr später finden wir Adi im Zanatorium des Doktor Huber bei Wien. Sie war noch immer blind und leinMenscb hätte in dein bleichen, elend augsebenoen und milden Mädchen das thaxifriscbe Geichdpf aus Dein Greises-, zuae sviedererlannL Sie hatte sich in ihr trrstlosesschick sal, so gutes aina, qefiint und klagte uiemalg. Zie wollte die Herzen der Ihren, deren Liebling sie war, und Die unter dem schweren Verliiinaniit, du«-. sie getroffen, namenlog litten, nicht necb mehr bedrucken Eis lxeuchelte eine Ruhe und Heiterkeit, die sie nicht be saß, und sprach von Bessern-erben zu einer Zeit, wo sie selbst nicht die ge rinaste Hoffnung mehr begie. Ein junger Arzt hatte ein großes Santorium fiir «.)lugenlranle in de: Nähe oer Hauptstadt aufgemacht, und so sehr ser auch angeteinoer wurde, man erzählte sich Wunderturen oon ihm· Alex war zu den Ferien gekommen und sprach dariiber. lei wollte davon nichte- hören. Was war schon alles geschehen? Wie viele Autoritäten schon befragt? Alles umsonst. Vertröstun aen aus später —-— Worte ohne jeden realen Untergrund. Ein Freund des Hauses- hatte durch Zufall Gelegenheit, mit dem Besitzer bei Sanatoriums ;t!s-:.nmeniutom men, und hatte mit ihm oon Adi und deren tragischem Schicksal gesprochen. Der Fall interessirte den Arzt. Das-, oiele Aerzte die Behandlung den ode rativen Eimriss, als aussichtslos zu riinaewiesen, reizte ihn. Er musiteoie Blinde sehen. Er ließ sich die Adress. geben und schrieb an ?ldi’s Eltern, Diese auffordernd, ihm die Tochter zu bringen. Obwohl Adi widerspruch, fuhr Alex doch mit ihr hin. Der Arzt untersuchte die Augen und behielt Ada Eva-Noch sprachet sich nicht aus, aber aus dem Umstande, daß er sie behalten, schipsten sie und ihre Familie Hoffnung. — Wochen lang blieb sie im Sanaterium. Die einzigen srohen Stunden waren die Besuche des Arztes, die erst kurz, sich immer länger ausdehntew Sie war fast glücklich wenn er neben ihr saß und mit seiner weichen Hand die ihre leise streichelnd, wohl auch theil nahmsvoll ergriff. Wie liebte sie seine Stimme, diese milde, tlare Stimme, der man alles glaubte, die iiberzengte und tröstete. Wenn er mit ihr plan! derte, ihr gute Worte sagte, Tages neuigleiten erzählte-, wohl asich gar scherzte, siihlte sie ihr Elend kaum. Dann ruhte ein süßes Lächeln um den kleinen Mund, und die todten Augen bekamen sast Leben. Sehnsüchtig wartete sie aus ihn, wenn sie erwachte. Seine erste Visite galt ihr, seine letzte ihr. Heute blieb er länger als sonst: beim Abschied drückte er ihre Hand träftia, wie um ihr Muth zu machen: »Morgen um zehn llbr will ich ver-! suchen, dihre Aue-en sehend zu machen.« Sie schreckte nicht zusammen. Ueberrascht sah er sie an. Sie war ganz runia aeblieben. »Sie haben doch keine Anast?« »Nein. wenn Sie etwas thun«. »Sie haben also Vertrauen zu mir?« »Das arößte!« »Ich danke Ihnen. Aber ich will kein-e zu arosie Hoffnung in Ihnen er wecken. Diese Auan, die ietzt nicht sehen, sind unverändert, eine miß glückte Operation kiinnte Sie ent tellen. Wollen Sie mir trotzdem die perai tion gestatten?« »Ja, ich thue alles, was Sie wol! len.« Waren es die schlichten, einfachen Worte, die grenzenloses Vertrauen, vielleicht noch mehr verriethen, die den Mann vor ihr so tief berührten, daß er sich neigte und flüchtig mit dem Munde ihre Stirn streifte? Sie blieb ganz still, ohne seinen Gutenaehtgruß zu erwidern. Ein glückseliges Lächeln über das ganze Gesicht, so sah sie dem kommenden schweren Tag entgegen. Was er brachte, wie es ausfiel, es kam von ihm — von ihm —- — — Die Operation war beendet und glänzend gegliickt. Adi hatte einen Au genblick gesehen, ihn gesehen, seinen Anblick in ihre Seele aufgenommen. ehe sich die schwarze Binde auf ihre Augen senkte. Jetzt nur Ruhe, große Ruhe, dann war alles gut. Er kam oft, sie fühlte auch, weshalb er lam. Er sprach nicht darüber-, denn iede Aufregung, auch die freudigste, konnte schaden« Sie hatte große Schmerzen, aber sie leugnete sie, auch die schlaflosen Nächte gab sie nicht zu. Nichts durfte ihn beunruhigen, und sie wußte, daß er Alles mit empfand Sie fühlte sich eins mit ihm, daß sie feine Gedanken errieth, seine Anordnungen befolgte, ehe er sie aussprach. Und als die Bnde fiel und sie sah und nun doch die Aufregung, dieThrä nen lamen, da kniete ihr Reiter zu ih ren Fiistscri und hielt sie im Glücksae fiihl fest, um sie nie mehr zu lassen. Ta. lsl end fiel von ihr ah, das Elends das sie ietzt segnete, weil es ihr den Illiann ihrer Liebe und das Glück ge bracht hatte. lsin französischer Ossizter über das deutsche Metz. Der iranzösische Oberstleutnant Rousset schildert im ,,Gaulois« in be merkenswerther Weise die Eindrücke, welche Metz in seienr heutigen Verfas sung in ihm hervorgerufen hat. »Auf den ersten Blick « so schreibt der fran zösisehe Lsfiziser, welcher früher in Utetz stationirt war, »schesint die Stadt keinerlei Veränderungen erfahren zu haben; es ist das alte, schöne Metz mit dem wunderbaren Panoramsa seiner Umgebung und mit seiner prächtig-en siathedraje Um so größer ist die Um gestaltung im inneren Leben der Stadt« Obwohl sie hauptsächlich auf den Umstand zurückzuführen ist, daß dag- deutsche Element die Oberhand aewonnen that, tann Rousset doch nicht uiuhin, zu gestehen, daß der allgemeine Eindruck heute ein sehr günstiger ist Allco, was man sieht, athmei Kraß und Solidität. Die Macht der neuen Staatsverwaltung äußert sich überall; in der Haltung der Beamten, in der iliuhe der Schutzleute, in der Regelmä sziateit jedes öffentlichen Dienstes, ja selbst in dem robusten Aussehen der sljiänner. Hier sieht msan nur ruhige Leute von starlem Selbstbewußtsein welche auf die sie beschützende Regie runq vertrauen. kliousset ist geneigt, diese Bliithe der heutigen Bevölkerung Ion Metz, hauptsächlich auf die Verfas sung nnd Tiiegierungssorm Deutsch land-H zurückzuführen Wenn die Se parationsgseliiste und die Sehnsucht iarh Frankreich bei der elsässischen Be völkerung heute zurückgegangen sind, so erklärt dies Rousset gleich Bartes durch die Corruption der republitani schen Regierung jenseits der Bogesen; Die Glsiisser siihlen es, daß sie jetzt ei teln ruhiger und besser regierten Zinatsorganistnus angehören. Dies aßt die alte Protestbewegung erster ben, umsomehr, alg das »Joch« der Deutschen immer milder wird. Auch Iie ausgezeichnete Haltung der Offi ziere erscheint Rousset als eine Folge Ier gesicherten Verhältnisse, in denen iie leben. »Es giebt wohl nirgends ein schöneres Offiziers - Corps,« ge steht der sranzösische Oberstleutnant. Diese stolzen und imponirenden »Ko Iosse«, welche einfache, aber-tadellos sorvette Unisornven tragen, machen, venn sie die Straßen von Meß durch "rhreiten, den Eindruck einer triumphi renden Stätte, welche in ihrer überle ienen socialenStellung wurzelt. Wenn iie nicht die Eleganz des französischen Dsfiziers haben, so verrathen sie ande rerseits auch nicht seine nervöse Un ruhe: man sieht, daß sie nicht von Mi iistern abhängen, welche in ihrem liarteisanatismus jeden Augenblick die tüchtigsten Ossiziere suspendiren können, daß sie nicht gelegentlichem iit wechselnden Herrschern unterstehen, sondern nur Gott und ihren Vorge setzten« --- ——-.-—-—— — Uuter Dienstboten. Marie: »Ist DeineGniidige geizig?« Anna: »Na, das siehst Du ia an den Kleidern die ich trage.« Ahnen-Mem Strolrh: »Wollen Sc mir det Haar schneiden?« Barbier: »Nee, mit so’n faulen Kopp mag ich nischt zu thun haben.« Geschickt ans-gewichen Vater ldes Mädchens)« »Und wie steht es mit dem Vermögen?« Brauttoerber: »Vermöqen? Ja, das muß allerdings besprochen werden; wieosiel geben Sie denn Ihrer Tochter mit «