NOT-J -.' - f OWTIWWOJOII1OHEOTML - MS scrygøchs MPECWDEMMMCU suxsp · · o Yer Falk YassikieQ Roman von Paul Oscac Höcker. swszpuPuW «pMW-WM.MW«- J Mo · Ofwois sc ill. Fortsetzung.) Jn ticser Stille lag das Dörfchen da. Die Einheimischen schienen ge rade beim Essen zu sein« denn er be egnete Niemanden Er wußte, daß Frau Brate beim Ortöschulzen wohn te. Desen Häuschen befand sich un weit des niedergebrannten Schulge bäudeL Auch aus der Baustelle —d:r schon im August in Angrifs genomme nr Neubau war bereits unter Dach ge bracht — war Alles still; die paar Arbeiter schienen gleichfalls Mittags pause zu halten. Es war Eckhardt ganz erwünscht, das- er oon Riemandexn gesehen ward. So trat er, nach turzekn raschem Klopfen an der Thiir der Lehrers wittwe, bei dieser ein, ohne daß ihr seine Anwesenheit in Reßlingen don irgend Jemandem verrathen sein konnte. Er tras die alte Frau bei der Lec tiire eines Briefes. Sie nahm hastig die Brillie ab und stand aus, ziemlich verwirrt durch das Kommen des jun gen Mannes, den sie bisher stets nur sliichtig »esehen hatte, wenn er in der Eckhardt’schen-Gutsequipage durch das Dorf durchgesahren war. Jn Ton und Haltuna gab sich der Staatsanwaltstelloertreter zunächst möglichst ungezwungen. »Ich habe Ihren Herrn Sohn ös terö in Karlsruhe im Spener’schen Hause aetrossen, Frau Brate. Da mich derZufall durch Neßlingen führt, wollt’ ich doch gleich einmal ansragen, ob Sie neuerdinas Nachrichten von ihm haben. Er ist augenblicklich auf Reisen, hört’ ich?« »Ach, Herr Referendar,« sagte die gutmüthige Alte kopfschüttelnd, »ich bin ia selbst ganz confus von all Dem was sie mir v- verspeisen — nämlich mein Sohn und jetzt wieder Fräulein .. ..« Schiichtern brach sie ab. »Hm, ich weiß nicht. ob ich verrathen darf-— rd Sie wissen ..... « Eckhardt hatte auf ihre Einladung am Nähtisch Platz aenommen, der am Fenster stand. Prüfend schmeifte fein Blick über die mitBleistist vollgeschrie denen Briesbogen. .O, Sie können ganz offen gean mich sein. Jhr Herr Sohn hat mich in’5 Vertrauen gezogen. Er ist ver lvht mit Fräulein Spener. Sie se hen. ich bin orientirt.« Es schien der Alten eine aroße Er leichterung, daß sie endlich Jemanden End, mit dem sie sich aussprechen nnte. - »Wie ich mich gefreut habe, als mein Sohn, der Johannes, mir das schrieb ·- ach, das kann ich ja gar nicht schil Dern. Fräulein Martha ist ja so ein engelsgutes Wesen. Das Glück — nein, das Glück, daß sie meinen Jun en maai Aber die Sache mit ein Russen, dem Herrn Wassilieio, verstehe ich nicht so recht. Warum sollte der don der Verlobung noch nichts erfahren? Und wes-halb wollten sie nach Hyeres? Der Professor Schwartzkovsf ziehe dorthin? Und den Kranken wollten sie auch dorthin brin en? Ich werde aus der ganzen Ge chichte nicht klua.« Eckhard verharrte in größter Spannung, trug aber nach wie vor seine ungezwungenste Haltung zur Schau. »Ich glaube, ich kann Sie iiher Mancherlei in der Hinsicht ausklären. Jch tras hren Herrn Sohn noch vor gestern A nd, gerade als er Fräulein pener und deren Bruder zur Bahn begleitet hatte. Bloß das ist mir un bekannt, ob er seiner Braut nach — hin, nach hherei — gefolgt ist . . . .« »Nun, das scheint doch nicht der Fall,« siel Frau Brote ein, »und es liegt ·a auch gar nicht mehr in Fräu lein arthaö Absicht, dahin zu sah ren. Vor kaum einer Stunde erhielt ich diesen Brief hier. Fräulein Mar tha hat ihn gestern Abend in Gens aufaeaeberh Sie ist aanz unglücklich darüber, daß sie die Adresse von mei neru Sohn nicht besitzt. Nach Karls ruhe telegraphiren wollte sie nicht, Wassiliero’s wegen, wie sie schreibt, der ihren Aufenthaltsort nicht ersah ren soll. Sie hat Anast, daß der Russe ihnen nachgereift käm-. Nein, ich verstehe nicht, rote das Alles zu sammenhiingt.« Eckhardt sah schon jetzt, daß sein Besuch hier in Neßlinaen fiir die För deruna der dunkeln Anaeleaenheit sehr etgiebta zu werden versprach. Aber es hieß tlua und vorsichtia vorgehen, um die autmiithige Alte nicht noch mehr zu verwirren. . Uns sich vollends ihres Vertrauens II versicheru, herichtete er ihr möglichst s unterstle Aber die Verhältnisse im use Spener bis zur Abreise des z Y-, titstpaarw Auch iiher Bassi QI Fug-a im dene- nah-machen « . us auf den Kranken . « « M M eine so offene, ehr - Mr III bis Urasch- hei ihr werbe, um seine Studien dort beim Professor Schwartztopif fortzusetzen. Sein Münstermooell sei verkauft —- er werde oernnachst vom Gewerbemuseuin »Den Kauspreis ausaezahlt erhalten s und bitte sie, das Gelb in Verwahrung szu nehmen. All fein Glück berausche ihn derart. baß er ihr noch teinen lan gen, ausführlichen Bericht schreiben könne. Sei die Uebersiihrung des FKranten nach Hyeres aber glücklich »ersolgt, dann werde er ihr in einem Tlangen, langen-Schreiben schildern, wie Fall das aetorntnen sei· ’ »Und seitdem haben Sie keine Nach ) richt oon Ihrem Sohne mehr?« fragte jEckharbt ein wenia zögernd. » »Ich glaubte, er sei schon unter wegs — auf oer Reise mit Speners. Da tarn nun soeben der Brief von iFräulein Martha.« »Darf ich ihn lesen, Frau Brate?« . Nach kurzem Zögern willigte oie Alte ein. »P( weiß ja, daß Sie es sgut tnit den eiben meinen. Es ist so freundlich von Ihnen. daß Sie so grobes Interesse an ihnen nehmen. Vielleicht tönnen Sie mir einen Rath geben. Denn ich weiß doch selbst nicht, wie ich’s anstellen soll, um zu erfahren, wo mein Sohn gegenwärtig weiti.« Eckharbts Finger zitterten ein we nig, als sie die oon Marthe beschrie benen Briesbogen aufnahmen. Ha stig und erregt überstog er die Zei ten, bie ulso lauteten: »Meine liebe, liebe Mania·Brate!-— So bari ich Sie doch nennen, nicht wahr? Johannes hat Ihnen verru then, wie es zwischen uns geworden. Ach, vielleicht haben Sie schon ba rnals, als ich iin Sommer die unver geßlichen, herrlichen Tage in Ihrem lieben Neßlingen zubringen durfte, geahnt, was jetzt zur Gewißheit ge worden ist: baß eine tiese, ernste, hei lige Liebe unsere herzen verbindet Die nüchternen Buchstaben aus bern Papier sind ja so arrnsetig und ver mögen io wenig nur zu sogen. Da mm hoffe ikb ims- kä uns recht recht bald vergönnt sein wird —- sobald Juftus aenesen — zu Jhnen zu eilen und uns Jhren Segen zu erbitten. Jch habe weder Vater noch Mutter, und meine ganze Zärtlichteit soll Ih nen gehören. So hoffe ich, daß es Jhnen nicht sein wird, als ob Jhnen Jhr Sohn durch die Ehe geraubt wurde —- fondern daß Sie die Em pfinduna haben, eine Tochter geschentt bekommen iu haben, die Alles aufhie ten wird, um Jhnen Jhren Lebens abend recht, recht friedlich zu gestal ten. »heute aber schreibe ich selbst in aroßer Unruhe an Sie. »Wie Ihnen Johannes mitgetheilt hat, hatten wir geplant, nach hyeres überzusiedeln. Unsere Abreise glich einer Flucht, und ich kann Jhnen nicht schildern, wie ausregend die Stunden waren, die wir gestern Nachmittaa bis zum Abend verlebten. Wassiliew durfte nichts von unseren Reifedorbereitungen erfahren. heim »lich ward gepackt. Nicht einmal den guten Wirthsleuten, herrn und Frau IWinten und den Dienstmädchen ver riethen wir ein Wort von unserem Plan. Es traf sich, daß alle vier lauszerm hause waren, als die beiden »Wärter aus dem hofvital kamen, um Justus·zur Bahn zu bringen. So ge langten wir unbemerkt aus der Woh nung. Auch Wassiliew ließ sich nicht blicken. Jn meiner furchtbaren Angst davor, daß er im letzten Augenblick noch dazwischentreten tbne, habe ich Etwas gethan, was mich später doch recht sehr gereut. Jch wagte es auch gar nicht, Johannes einzuweihen. Als ich gegen Abend Wassiliew nämlich den Thee hinaufschickte, mischte ich et was von dem Schlafvulver in das Getränk, wovon auch Justus erhalten hatte. Jch kam mir hernach ganz grausam vor, und ich wollte lieber, es wäre nicht geschehen. Wassiliew wird es mir nie verzeihen, daß ich mit Ju stus mich so heimlich entfernt habe. Aber er würde es ja einfach nicht ge duldet haben, daß wir abreisten; oder« er wäre uns gesolat, hätten wir ihm das Ziel unserer Reise verrathen. Jn meiner Unruhe bewog ich Johannes noch in letter Minute, zurückzublei ben, um zunächst Alles im hause zu ordnen und zu erledigen — mit Win ters, mit den beiden Mädchen — und sich mit Wassiliew auseinanderzui sehen. heute wollte er uns folgen. Nun denken Sie sich aber, liebste Mama Brate, was wir mit unserem Kranken unterwegs auszustehen hat ten. Als er erwachte, und ich ihm « sagte, daß wir ihn nach hheres bräch ten, daß ich mit Johannes überein zgekommen sei, ihn dem gefährlichen Einfluß seines Freundes zu entzie hen, gab er sich einer solchen Verzweif lnna iu, daß ich noch geht zittern wenn daran surtitlden . Er fiel uns sehen-als in Ohnmacht, nnd die Bärin meinte-, es sei uns ich, UMM is so Wlststs ZU an be wettet traust-teurem Das war W etl- M M s — thannes. der dahin dahnlagernd achricht haben wollte, daß wir nicht nach Hyenes fahren, sondern in Genf bleiben müssen. Jn meiner Aufre gung vergaß ich aber, was mir vor hin erst einstel. irgend eine Adresse anzugeben. hier angelommen, fuhr ich mit dem einen Wärter in das Sa natorium des Dr. Mathieu (Villa Monrepos an der Arbe). Jch kannte ja Niemanden in dieser Stadt und mußte mich auf die Empfehlung der Leute verlassen. Zum Glück war hier Platz, und wir konnten Justus gut unterbringen. Schwer fällt mir’s aher aufs Herz, daß Johannes. wenn er hier eintrisft, nicht wissen wird, wo er mich suchen soll. Da meine ich denn, er wird sich sagen, daß ich ja doch die erste freie Stunde benutzen werde, urn Ihnen, uvnserem Miittekchen, Nachricht zu ge n. Sobald Sie also von ihm eine Zeile erhalten, liebste Mama Brate, telegra phiren Sie ihm sofort, daß ich ihn hier in Monrepos erwarte. Justus liegt wieder ganz still und erschöpft da. Dr. Mathieu hat sich iiher ihn noch nicht geäußert. Aber es ist ein Jammer, den unglücklichen jun gen Menschen so ganz niedergebrochen und hilflos zu sehen. Ob es unrecht war, ihn von Wassiliew zu trennen? Wäre doch schon Johannes da. um mir zu helfen, auch um mir zu sagen, wie Wassrliew unsere Flucht aufge nommen hat. Jch habe Johannes er mächtigt, ihm jeht zu verrathen, daß wir verloht sind. Wassiliew wird da nun doch wohl endlich einsehen. daß et lein Recht besitzt mich mit seinen Werbunaen zu verfolgen, die nachge rade anfingen, mir Furcht anzusagen »Aber um Wassiliew auch jede Mög Hlichleit abzuschneiden, uns zu folgen, haben wir Alles vermieden, um unse ren Zusluchtsort preiszugeben. Hoffentlich läßt Johannes bald bon« sich hören. Sonst würde ich doch lie ber an KüchenhosL den Medizinab rath, schreiben. Er war zufälliq Zeuge unserer Ahsahrt. Vielleicht hat Johannes ihm einen Anhalt gegeben habe ich his morgen noch leinr Nach richt, so depeschire ich nach hyeres, so zwecklos mir es auch erscheinen mirs-» Denn wie ich auf meine telephonische — Anfrage bei der Bateler Bahnpoft er fahren habe, ist das Telearamm das dort auf Johannes wartete, heute Mittag bereits abgeholt worden« Morgen lehren nun auch die beiden Warten die sich als recht umsichtige, tüchtige, ehrenwerthe Hülfe-tröste auf der schrecklichen Fahrt hierher bewährt haben. nach Karlsruhe zurück. Sie Iroollen mir von dort aus berichten, »was Wafsilierv vorgenommen bat. TVon Winter’s, die sie sogleich auffu chen werden, können sie wenigstens er fahren, ob er im Hause wohnen ge blieben, oder ob er abgereift ist. Ein großes, ehrliches Mitleid mit dem Menschen werde ich ja nicht los. Und doch fühle ich eine folche Erleich terung, eine solche Befreiung, seitdem wir uns aus seiner Nähe gerettet ha ben. Nun ist’s aber genug geplandert, liebfte Mama Brate. Jch habe noch nicht ausgepaelt in meinem Stäbchen hier (das neben dem von Juftus liegt). So müde ich war nach den lehten schlechten Nächten und aufregenden Tagen, ich mußte Ihnen doch zu al lererst ein Lebenszeichen geben Und ich hoffe, daß ich bald, recht bald gute Nachricht Von Ihnen er halte. Jch umarme Sie als Jhre aufrich tig ergebene Tochter· Martia Spener.« Der Staatsanwalt - Setllvertreter schwieg eine geraume Weile, nachdem er zu Ende gelesen. Eine ungeahnte Fülle von Material bot ihm dies Schreiben. Mehr und mehr lichtete sich für ihn das Dunkel. Johannes Brale befand sich seit gestern Mittag Falfo bereits in der Schweiz. Er hatte »das für ihn nach Basel aufge ebene ITelegramm auf dem dortigen ahn khos abgegeben und sich dann zweifel llos nach Genf begeben. l »Es tkisft sich ser unglücklich lnahm Eckbardt das Gespräch endlich swieder auf, »daß Jhr Sohn nicht coe nitzstens ein paar Stunden länger am Jge rigen Tage in Karlsruhe ge sblieben ist. Ei scheint doch, daß er lmit Wassilierv eine ernsthafte Aus -einandersetzung gehabt hat« über deren f Charakter wir gern etwas Näheres er ifahren hätten. Er ist nämlich —- wie isoll tch sagen —- bm, der Lehte, der f den Rassen gesprochen hat.« Die alte Frau sah den Freiherrn forschend an. »Der Letztes Wasfis lieu-ist also abgereift? Er hat es sehr übel genommen — sich zu her zen genommen?« »Ja, mehr als das. Er —- hm — nun kurz herausgesagt, er hat es nicht überlebt.« «Varmherziger!« entfuhr ei der Lehrerirvitttvr. »Nicht überlebt? Er war leidend —- anfälligk »Das nicht, soviel ich weiß.« Frau Beute ward plöhltch leicheni blaß. »Es kann ihm doch nicht ge schadet haben — was Martha da schreibt von dein —- von dem Jhee etwa. dem Schlaftrunti« »Nein, et ist ein . . . gewaltsamer Tod gewesen. rau Vease.« Er hat fi gewde Die alte ra- nnter ans-· hart-a be s Eier , MYAWMÆ a W Neu-W Schwere des Verdachts zu verrathen, der aus ihrem Sohne lasiete. »Ja. möglich-es scheint so!« sagte er answeichend. »Man sand ihn in der Spenerschen Wohnung gleich sriid am Morgen todt aus. Das Ungliht muß geschehen sein, bald nachdem ihr Sohn ihn verlassen hat. Sie können sich also denken, wieviel uns daran liegt. möglichst schnell Jhren Sohn zu sprechen. Natürlich haben sich die Be hörden des räthselhasten Falles ange nommen . . .« »Wassiliew todt! Wassiliew todt!« sagte die alte Frau ganz satsun slos oor sich hin. ,Also hat er sich er chos sen oder . . . A r Sie glauben doch nicht« daß mein obannes so grausam zu ihm gesprochen hätte, daß er in sei ner Verzweiflung . . . Ach, Du barm herziger Vater, was wird Martha da zu sagen. Sie weiß also noch gar nichts?« »Nein, sie kann ja noch keine Ah nung davon haben; sie war abgereist, unbekannt wohin,und wir konnten ihr keine Nachricht geben« denn soeben erst ersnhr ich aus diesem Briese ihre Adresse. Wassiliews wegen hielten sie ihr Reiseziel gegen Jedermann geheim. Wir wußten nicht einmal, daß sie ur sprünglich dorhatte, nach hheres zu ziehen. »Und wie sie sich noch sorgt und ängstigt in ihrem Pries, was wohl Wassiliew sagen nnd thun werd-. Und nun ist er todt! Und Johannes? Weiß er denn schon davon?« Eckhardt guckte die Achsel. «,.Das ist ja eben der Grund unserer Unruhe. Jhr Sohn hat Karlsruhe gestern in aller Herrgottssriihe verlassen Wir bedürfen seiner aber dringend, seiner —- Zeugenaussage zum Mindesten.« Die alte Frau vermochte sich noch immer nicht zu fassen. »Ei, wenn mein Sohn da schon eine Ahnung da oon gehabt hätte, daß ein solches.Un gliiek vorgekommen ist, dann würde er doch nicht fortgegangen sein. Wam lieto war sein Nebenbuhler, scheint sich fa geradezu seindselig gegen ihn ge stellt zu haben — aber der Tod gleicht doch Alles aus —- und Johannes wür de doch auch schon der Soeners weaen dortgebliehen sein, unt ihnen dann zu sagen, zu berichten . . .« Sie war er reat ausgestanden, zitterte aber derart, daß sie sich wieder setzen mußte. Es war nicht allein eine Umwand lung von Humanitiit, die den Frei herrn auch jetzt noch über den wahren Verdacht der Behörden schweigen lief-, — auch die triininalistische Uederle gung lief-, eg ihm vortheilhafter er scheinen, cie Mutter des Tlräters in dessen grausige Schuld vorläufig noch nicht einzuweihen. »Die Nachricht von dem plötzlichen Tode des Nussen, von dem sich Fräu lein Spener, wie aus ihrem Briese hervorgeht, noch immer verfolgt glaubt, tvird natürlich sehr erschüt ternd auf die junge Dame wirken. Ich möchte Jhnen also empfehlen, prau Brate, daß Sie ihr von hier aus kei nerlei Nachricht zukommen lassen, be vor sie nicht in schonender Weise über die furchtbare Thais-rohe unterrichtet worden ist« Jch werde selbst nach Genf fahren. Telegravhiren Sie also nicht etwa — auch nicht« falls eine Depesche an Sie gelangen sollte mit irgend einer Anfrage. Nicht wahr, das versprechen Sie mir?« Die Aufregung vreßte der guther zigen Alten Thränen ab. »Ach, ich weiß mich ja in all’ Das gar nicht hineinzufinden. Sie sind ja so freundlich, here von Eckhardt, daß Sie sich des armen Fräulein Martha annehmen wollen. Aber wenn doch mein Sohn dort wäre, damit er Spe ners gleichfalls beistehen tann. Und wie es ihn mitnehmen wird, wenn er hört . . . Nein, die Vorstellung ist ja so gräßlich: Wassiliew sollte sich aus Kummer darüber, dasz Speners von ihm fortgingen, daß Fräulein Mar tha nichts mehr von ihm wissen wollte, das Leben genommen haben! Es wird den Johannes ja ganz außer sich bringen! Und es bleibt dann immer und ewig wie ein Schatten auf ihrem Glück . . . Ach, mein herrgottt Wo Alles sonst so glücklich und gut und schön hätte werden können, wenn es blos mit dem Kranken nur besser ge worden wäret« Es war dem Staatsanwaltstellver treter unmöglich, sich die Verzweif lungsausdrüche der armen Alten noch länger anzuhören. Die Pflicht rief ihn auch, denn er mußte unverzüglich Schritte thun, um die Fährte oes Flüchtlings iiber Basel nach Genf zu verfolgen. Nachdem er nun diesen Brief des Fräulein Spener gelesen hatte, der in feiner naiven Ursprunglichteit ihn( mehr verrieth als ein ganzes, roßes Verhör, schloß sich die Kette ichter und dichter zusammen — und bald ab es fiir ihn in der Erforschung des hatbesiandes, seines pfhchologischen Susarntnenhanges und der äukeren Feuer lge der Ereignisse iiber aupt eine iicke mehr. »Ich habe mich länger aufgehalten als ch ursprünglich beabsichtigte Nun heißt es eilen, um noch den Zug zu erteichen·« »Und ich bekomme bald Nachricht, Sen von Eckhardts Wenn Sie Fräu in Spener treffen -.- Sie thun mir die Liebe an, ihr in Werg tvie großen Intheil ich nehme. , wenn ch ihr dåch wenigßens ein paar Zeilen schrei toerI ioa stock te J r re r « a, noc scht W Sie ihr « sagte er sit kurie- cntschlnh »Mir nicht depeschiren, Frau Brate. Hören Sief Was auch lomrnen sollte —- tein Wort depeschiren!« Er hatte, unbemerkt von der fas sungslosen Alten —- roie in der Zer streuung —- die Briefbogen eingesteckt, die von Marthas hand beschrieben waren. hastig empfahl er sich nun. » Wenige Augenblicke saß er wieder im Wagen, der inzwischen bis zur Dorfftraße herangekommen war. « Jn Karriere ging es zur Lohnsta tron zurück. Die Einwohnerschaft von Karls ruhe gerieth in nicht geringe"Aufre gung, als in den frühen Nachmittage stunden an allen Ecken der Stadt Plalate mit einer vom Staatsanwalt stellvertreter unterzeichneten Bekannt rnachung prangten, in der dein schon gestern in weiten Kreisen bestehenden Verdacht nunmehr öffentlich Ausdruck gegeben und alle Behörden und Pri vatpersonen zur Festhaltung und Ein lieferung des muthmasrlichen Thiikers —— des flüchtig gewordenen Lehrers a. D. und Kunststudirenden Johannes Brate aus Neßlingen — aufgefordert wurden. Und die Abendzeitungen brachten dann ohne Ausnahme den Text des Steckbrieses, den der Telegraph in zwischen in alle Kreisstädte Badens und Vororte der Schweiz hatte gelan gen lassen. Achtee Kapitel. Von feinem Plane, sofort selbst nach Gens zu reisen, um die erste Verneh mung des Fräulein Spener persönlich zu leiten, stand Freiher von Eckhardt ab. Zum Landaericht zurückgekehrt, erfuhr er, daß Dr. Dierftiitter, der Erste Staatsanwalt, in den Abend ftunden dieses Tages von seinem Ur laub bereits zurückerwartet wurde. Er beauftragte also den Eriminal commissarius Benecke, unverzüglich die Riese dabin anzutreten, Fräulein Spe ner aufrusuchen und zu ermitteln, ad sie eine Auskunft über den Verbleid des Jliichtlinas zu geben im Stande fei. Durch Anrufung des Beiftandes der bereits drahtlich unterrichtete-i zu ftiindjaen Yehiirde solltle Benecke eine — k-— II— gcmlsscllysflc ucsclluuusullg Ue um gebuna des Sanatoriums Mvnrepos arganisiren. Dr. Dierstiitter hatte die Bekannt machuna seines Zubstituts schon auf der Heimreise in einem Karlsruher Abendblatt gelesen, das er ein paar Stationen vor seinemBestimmungerrt in’s Couve hatte reichen lassen. Er schickte gleich vom Bahnhof ans einen Dienstmann zu dem hinausstei herrn, um ihm anzuliindigen« daß er ihn noch denselben Abend in seiner Wohnung aussuchen werde. Nachdem er, daheim angelangt, feine Familie beariiszt und die Reise tleider rasch gewechselt hatte, machte er sich sofort auf den Wen. Dierstatter war sonst ein sehr ern ster, gewissenhafter, sast zu schwer ver anlagterBeamter; diesmal aber konnte er sich’s nicht versagen, mit einem lei sen Lächeln den jungen Collegen zu zu apoitrovhirent »Sie haben Glück, bester Freiherr. Solange Sie hier mit mir gemeinsam am Landaericht thätig sind, gab’3 nichts Anderes als langweilige Ur tundenfiilschungen und verwickelte Hy pothekenbanlschiehungen zu verfolgen —- und kaum ich fort bin, können Sie sich die Sporen bei einer solchen Haupt- und Staatsaktion verdienen. Run, lassen Sie einmal hören, wie die Sache sich entwickelt hat.'· Eckhardt gab einen erschöpfenden, sachlichen Bericht. Der ältere Beamte schien sehr befriedigt von den Maß nahmen seines Collegen· Der letzte Rest seines jovialen Gönnerlächelns verschwand aber, als er vernahm, in welchem Hause das Verbrechen ge schehen war. Ueber den Namen Spe ner batte er in der ersten Betanntma chuna· die ihm zu Gesicht gekommen war, binweggelesen. Nun rief er ge radezu entsetzt: »Svener — Spner —- das sind die Kinder vom alten Soener aus dem Ministerium? hören Sie, das ist ja eine furchtbare Sache. Jch kenne die Familie. Der iunae Manan ist ge lähmt. Sie erzählten mir damals noch von seiner Krankheit. Ja, rich tig, richtig, nun entsinne ich mich mit einem Male an Alles wieder. Und dieser Brate — wie tommt der in Berbinduna mit dem hause? Ein Seminarlehrer, sagten Sie? Stiener Senior hätte denn doch etwas höher hinausgewollt, denl’ ich mir, mit sei ner Tochter. Das ist ja eine ganz abenteuerliche Geschichte.« Der Freiherr verließ nun den Boden der altenmäfeiaen Daritelluna und gab dem Staatsanwalt einen Einblick in seine persönlichen Wahrnehmun aen —- svrach über das Verlöbnis; der Beiden, Brale’s künstlerisches Stre ben, die Iwischen diesem und dem Bus sen entstandene eifersiichtige Span nung —- und schlose mit dem Bericht iiher seinen Besuch in Reszlinaem dem älteren Collegen den Brief Marthcke zur Leltiire einhändigend. »Gut — hm — das unglückliche jun e Weil-P brummte der Beamte, neiva er zu Ende gelesen, vor sich hin. Und aufseufzend fuhr er fort: Ach entsinne mich ihrer noch, als sie so ein junges Mädchen von zehn, zwölf Jahren war. Sie war immer ein stilles, liebes, träumerisches Ding. OerfMtiVerlu der Futter haitfte e g ern gema , gere t· iunfdttebstnsitzt-»des- Fäudört Uer ene o n n 'u ang,en selcks miserahlee Abschluß ihres her — generdmans.« Er aing unrnht ern paar Mal aus und nieder. »F bin ja mit Allem einverstanden, was Sie in der Angelegenheit unternommen und angeordnet baden —- aber ich met ne, humaner wäre es denn doch gewe- « sen, Sie hätten der junaen Dame nicht gerade unsern Beneele auf den hats geschickt. Wohl verstanden — ich schatze unsern Commissariue als einen tüch tigen. energischen Beamten —- ader er hat siir meinen Geschmack etwas zu Schneidiaes so ein gewisses Yerliners thum, wissen Sie. Na, nun laßt sich’s ia nicht mehr ändern.« Eckharbt gestand dem Borgesentem daß er schon drauf und dran gewesen sei, selbst nach Gens zu reisen, um Fräulein Spener zu vernehmen« und nannte ibm die Ursache seiner Ent schlußänderung Den Dr. Dierstiitter fesselte die Verfolgung dieser sensatio nellen Angelegenheit derart daß er dem jüngeren Collegen erklärte, die Bear beitung persönlich leiten zu wollen. »Es bleibt siir Sie dabei aber trotz dem genu» zu thun übrig!« dertröstete er den Freiherrn. »Bor Allem kommt es mir daraus an, daß der Ueberwa chunasdienst in Genf tadellos sunttios nirt. Sie werden mir morden die Alten neben, ich werde mich möglichst schnell einzuarbeiten suchen —- dann tönnen Sie übermorgen oder in zwei Tagen Benecke nach der Schweiz sol gen, um die Sache dort in die Hand zu nehmen« Eine Einsprache gab es siir Eck bardt hiergegen nicht; er war aber roch etwas enttäuscht. daß er in der Bearbeitung dieses Falles, der durch seinen Eiter sd schnell in eine grelle und scharfe Beleuchtung gerückt wor den war, nun plötzlich an zweite Stelle rücken sollte. Mit so brennendem Interesse sich Dr. Dierstätter des »Falles Wassis liew« aber auch annahm, er tonnte es nicht verhindern, daß in den folgenden Tagen eine gewisse Stagnation in der Yersdlgung der sensationellen Assaire cllllllll. Ein sehr verwieleltes Wiederauf nahme-Verfahren in einem langjähri gen Strafprozefz, dessen Ausarbeitung dem Freiherrn übertragen ward, ver hinderte diesen, mehr als sein persön liches Interesse am Schicksal der Spe nerschen Geschwister und des Flücht lings geltend zu machen; amtlich war ihm der Fall plötzlich ganz entrückt. Er erfuhr nur, daß Martha Spener ein langes Telegramm an die Staats anwaltschaft geschickt hatte, in dem sie um Aufklärung über die Sendung bei Kriminallonirnissarius bat. Beneete schien sich ihr gegeniiber noch nicht präzis geäußert zu haben über den ganzen Umfang des Berbrechens, we gen dessen man auf ihren Bräutigam fahndete. Am fünften Tag nach sei ner Ankunft in Karlsruhe erhielt Dr. Dierstätter dann endlich einen Bericht vom Kriminallommissarius. Die Spur des Flüchtlings hatte er schon zu wiederholten Malen entdeckt — Brales selbst aber war er noch nicht habhaft geworden· Bei der letzten Ber nehmung des Fräulein Spener, das noch fortgesetzt in Abrede stellte, vom Verbleib des Flüchtlinge irgend eine Ahnung zu haben, hatte er ihr darin auch lutz und bündig erklärt, um was für eine grauendolle That es sich handelte. Gleichzeitig mit dem Bericht Be neckes an die vorgesetzte Behörde traf bei Eckhardi und auch beim Medizi nalrath Küchenhoff je ein Schreiben der verzweifelnden jungen Dame ein. Der Jnhalt war wirr, der Ton aber heizzerreißend Küchenhoff hatte mit dem Brief der Unglücklichen den Frei herrn ausgesucht: der begab sich darauf sofort zu Dr. Dierstätter. (Fortset3ung folgt.) HO-— steten Dies als Zeichnung. Von Duiuit, der der Stadt Paris testamentarisch feine großen Kunst sammlungen vermochte, wird folgende Anetdote erzählt: Alle Medaillen der Sammlung hatte Dutuii vor einigen Jahren feinem Freunde Fenardent anvertraut, der einer der berühmtesten französischen Miirxzensammler ist. Eines Tages nun fand Fenardent die Glasschriinte seines Münzenmuseums erbrochen; ohne sich um die eigenen Verluste zu kümmern, lief er zur Sammlung Dutuit . . . Sie war merkwürdiger Weise unversehrt. Die Diebe waren wahrscheinlich bei der Arbeit gestört worden, und es fehlte auch nicht eine Medaille von der Sammlung Dutuit. Ein Geheimpo lizist, der die Verfolgung der Einbres cher ausnahm, lam auch nach Rom und theilte Dutuit mil, daß seine Sammlung unbeschädigt sei. Dutuit war halb toll vor Freude und fragte den Geheimen, was ee thun könnte, um ihm für diese gute Nachricht zu danten. Dann überlegte er einen Augenblick und gab dem Polizisten schließlich einen — Kuß. Dieser Kuß war die einzige Belohnung, die derGes gein von dem geizigen Dutuit er ie — Nach dem Stettiner Generalanzeis r werden dort »wenn Whandottem Führ-e beste Winterleger« von einein utsbesiher zum Verkauf ais-geboten. Liegende Zahne hat man bisher noch ni t beobachtet, oder find auch jene nur Legendeiihiihnet Irobheitr eine eiserne Keule; - Mtchteitk ein stilhlernes Schild. i