Die Rekrutenoorstellung MilltiirsHumoreste von E. Recker. Womit habe ich et nur verdient, daß ich dazu ausersehen bin, Euch verna gelte Quadratschiidel zu anständigen Soldaten Seiner Majestiit auszubili den —- Spiitztet Sie Schwob, grin sen Sie nichtt Jrn Gesangbuch heißt es: »Unser Wissen und Verstand ist mit Finsternisz umhiillet« —- der das gedichtet hat« muß Sie ganz genau gekannt haben, sonst hätte er’s nicht so getroffen. Na —- Riibrt Eucht« Eine so lange Rede hatte SergeantMaier in seinem Leben noch nicht gehalten, und sauer war sie ihm auch geworden; denn er wisch:e sich mit dem bunten Taschentuch den perlenden Schweiß von der schon etwas hoben Stirn. »Morgen also ist Vorstellung vor dem Herrn Obersten. Mit den Grissen und dem Exerzieren wirW ja wohl gehen, das klappt, dasiir bin ich nicht umsonst seit zehn Jahren Rekruten Dresseur, aber die Jnstruition —- daß Gott erbarmt Was wird da für Blöd sinn bei Euch herausbratern Und da raus legt der Herr Oberst gerade be sonderen Werth. Vor Allem die mitt tiirischen Hennenrsl Na, wir wollen das jetzt in derJnstruttionsstunde noch mal durchmachen. Jn zehn Minuten seid Jhr wieder hier« Anzug Drillich: Jacke-— Stillxestandem weggetretenl« Eenfiend ging Sergeant Maier von der Königlichen ersten Kompagnie des Xten JnfanteriesRicgiments zu St. in dem aresken Kasernenzirnmer aus nnd ab. Jssrn arauke vor moraen. Solche Dickschädel hat:e er noch nie gehabt. Besonders die paar Polacken, zu aller: erst der Stanislans von Poblotz ansJ dem Kreise Kattbans in der edlen Kassubei. auch »blanes LändLLoM ge nannt. Und dabei konnte er den ant miithizen Kerls nicht einmal böse fein. Sie gaben sich alle Mühe, aber der Verstand war einmal nicht länger-, als ihre Nasenspitze Die tebn Minuten waren um und alle Netruten wieder zur Stelle. »Na, nun setzt Euch hin, aber an ständig. Wen ich frage, der stebt aus, aber etwas plößlich Wir wollen uns also nochmals iiber die mililärischen bonneurs unterhalten. Was ist ein Honnetm Lkhsnanni —— Aber hören Sie mal, so riirlxlt sich vielleicht ein MIsrmkltbier nach seinem Wintersriilas ans, aber nicht ein Soldat von der Königliche-n Ersten, das muß geber wie ein geölter Blitzt Sehen Sie sich nochmal bin. Also Lehmann « so, das ging schon besser. So wünsche ich es. Was ist ein honneur?« »Ein honneur ist, wenn ich die Lichte Hand an die Kopsbedeetung ge.« »Na, aanz richtig ist’s nicht, aber auch nicht aanz salich. Ein Honneur ist die Ehrenerweisung, die ich jedem Vorgesetzten, z. V. dein Herrn Leut nant, schuldig bin. Ezibuczti, sag« es noch mal." »henneur iit, was Leitnant meini ges schuldig ist." »Na, da schlag’ einer lang bin! Wenn man sich noch darum tiimntern sollte, was die HerrenLentnants scknli dia sind — dann tönnte man lieber Nachtwächter in Schrimm oder Schro da werden. —- Svätzle, Sie arinien schon wieder. Zur Strafe nehmen Sie sich heute Abend den Wasserdolaclen ror nnd laisen ibn so lanae sagen, was ein Honneur ist, bis er’s kann. Webe anen, wenn er’s morgen verkehrt sa«t. —- I.siiiller, welche militiirischen Ksnnenrs aibt es? ·- Lehmann hat schon eins gesagt Also weiter!« Andern man das Gewehr präsen tirt.« »Richtig —- aber immer in ganzen Sätzen an:wort-:n. Litzlowy, was ma chen Sie aber, wenn Sie tein Gewehr babeni« »Dann zishe ich Seitengewehr ’raus Und vriisentir’ damit.« »Na, dann kannst Du Dich man da ea"i qesaitt machen, daß Du weaen Kikbtanchs einer Königlich preußi sel-.-·n DT«.-7«stwafse mindestens drei IV in den Kasten slieast, Schmele laws cie es dem wendischen Dick trpr «« « was-, Front machen.« »Es-Ein Vor wem mußt Du denn Irrt-i wachem-edler Prbiktz?«« »Wer alle Voraesctkten.« »Ni, kenn würdest Du wohl in die sen! L-« n nicht fertig werd-cui Vor welchsn Voraesetiteni« «"cr dir·.slten Vorarsetzten.« »L-«,·tt, Poblrtz, ich betomme Hoch EIN-« ver Ihnen. Czibulcsti, wer sind ue direlten Boraesetiteni« .s «' fiel- Herr Leutnant, Herr .«’«.-««« ann, here Major, het Oi ·«t i-—« »Mit » et —- ich sehe, Du weißt Be se--·’d. Vor wem mußt Du aber sonst ne-« Tront mach-rni« »Ist allergniidialtes Kaiser, vor fsm Krisen vor höchste Prinzen und P:·i««««slinren.« »Stimmt. Pol-loh, schlas’ nicht. T-! Pult Du also, wenn Ihrem-nig (---. exists-ji« die Frau Prinzegin H.:!«.-i.b, bei Dir vorbeisiibrt«t« »Dann leg' ich rechte hand anstopss bet·s««!na.« »Na, Juna’chen, denn lönntst Du wert erleben. Einhalten, ’rauö aus dem LIM. Dir ein paar hinter Deine langen Löffel geben, ’rin in den Wa gen, und fort wär’ sie.— Ree, Podlotz, Front mußt Du machen. sonst holt Dich der Deubei. Mert Dir das. Na, es ging ja noch besser, ais ich dachte. Nehmt Euch nur morgen gut zusam men. Der Herr Oberst frißtEuch nicht. Antwortet. wie Euch der Schnabel ge wachsen, und nicht stottern und zau dern, das kann der here Oberst nicht leiden. Nun seht Eure Sachen noch ordentlich nach, damit ich morgen nichts zu tadeln finde. Und, daß nicht etwa einer denkt, er kann einen Knopf, statt anzuniihen, mit einem Streich holz feststeclenl So einen alten Unter ossizier wie mich führt Jhr nicht an. —- Ja. Spanie, Sie Knopfleschwob— grinsen schon wieder —- glauben Sie denn, daß ich nicht gesehen hatte, daß ein Knopf bei Jhnen ein Zehntel-Mil Iimeter nach Rechts aus der Richtung ist? Sie brauchen gar nicht erst hin zusassen, es ist der dritte don oben. Jch will gar nicht nachsehen, wie’s damit ist, denn sonst müßte ich Sie melden —- Stillgeftanden ·- weggetreten!« Nach Ererzieren und Jnstrultions stunde hatte es gewaltigen Appetit ge geben. Jeder holte aus seinem Schrank das Komtnisbrot und dazu vom Kan tinenwirth, was Geschmack und Geld beutel heranb. Käse und Wurst, But ter und Schmalz, auch saure Gurken waren sehr beliebt. — Poblotz hatte vor einigen Tagen ein Pack-et vonhans bekommen mit Schmalz und Wurst. Ihm war also geholfen, nur zu trinken hatte er nichts. Das Geld war alle, erst morgen aab’s wieder Löhnuna. Sehnsüchtig sah er nach Spätzle, der eine Flasche mit Nordhäuser vor sich liatte, un) ab und zu einen Schluck zu seinem trockenen Brot nahm- Der chiwabe merkte die sehnsüchkiaenBlieke rnohl und baute darauf seinen Plan, ««k:vas non der Wurst zu ergattern, die ihm lrckcnd in die Auaen stach. »Da Pcblotz, willst Du Schnapz trinken?« »Man ich aern Schnaps, Sch:vnb.« »Na, dann wollen wir wetten, ich setze die Flasche Zckxiiaps und Du die halbe Wurst hier mi:ten auf den Tisch. Kannst Du rathen, wie alt ich bin, kann trieast Du den Schnauz, kannst Dn’s nicht rath:n, krieg« ich die Wurst. Bist Du einverstanden?« ,,,.Ja, kann ich gut rathen.« »Na, denn man los." »Bist Du Schnaps los. —- Vorigen Betst bist Du einaeioaen, warst ein Fahr ziiriickaestellt, bist Du also zwei undzwanzig Jahre alt!" »Fehlgeschlrssen, die Wurst ist mei L..« s.»»:« ...:rr case-« hat«-»Hei ·"s ""«"" H··Il Vk"9"’ IUIUUUWJP nach Flasche und Wurfi, »ich bin zwei und zwanzigeinhalb Jahre alt.'« »Gilt sich das nicht,« rief Poblotz aufgeregt und wollte nach feinerWurfi greifen. aber Spätzle war ihm viel zu flink, und die Andern, denen Sache Spaß machte, qaben Spätzle Recht. Podlotz fah febr beiriibt drein. Nun war die halbe schöne Bratwurst weg, und Schnaps hatte er noch nicht. Das ieben war doch fehr schwer. Spätzle, ein autmiithiger Würtiem bergen fah das wsehleidige Gesicht, und der arsne Ciaschube that ihm leid. Er schob ihm die Schnapsflafche hin und sagte: ,,Na.Pcblot-» aenir’ Dich nicht, trinl ordentlich, es war Ia nur Spaß. Du haft mir Wurst gerieben, ich geb’ Dir Schnauz, haben wir Beide was.« Voblnh strahlte wieder üver’s ganze Gesicht und nahm einen tüchtigen Schluck. Ach, das Leben war doch schön. ,,Schlan mußt Du fein, Poblotzi Wenn einer Dein Alter rathen foll, muß er immer verlieren. Wie alt bist Du?« »Bin ich dreiundzwanzig Jahr und dreieinbalb Monat.« »Siehst Du, rathet er dreiundzwan zig Jahr , hast sDu gewonnen, und ra thet er vierundzwanzig, hat er verlo ren. Wenn Dich Jemand fragt, wie alt Du bist, mußt Du gleich fagent ,,Wollen wir wetten? Raihft Du’6, trieaft Du eine Mari, rathii ·Du’z nicht, irieg’ ich eine Mart.« Verstan den?« »Hab’ ich verstanden, werd’ ich viel Geld gewinnen, viele Mart, und trin len viele, viele Schnaps.« Da tönte der Zapfenstteich, und Alle ainaen in die Klappe. Poblotz aber träumte vie ganze Nacht von dem vie len Geld und dem vielen Schnaps, den er durch feine Weiten gewinnen wollte d I O »Ich bin sehr zufrieden mit den Leistungen der Rekruten, Herr Haupt mann. Die Ausbildung entspricht aanz meinen Intentionen; ich danke Ihnen. Sergeant Maier, auch Jhnen lann ich nur meine volle Zufriedenheit aussprechen. hoffentlich llappi’s mit der Jnftruiiion auch so. Fragen Sie die Leute, Seraeant, ab und zu werfe ich dann auch einmal eine Frage da zwischen.'« Sergeant Maier befahl seine Seele dem Himmel; aber ein preußischer lin terofftiier fürchtet sich nicht einmal vor rein Teufel, und fo bkgann er denn mutbia. «Lehmann, was muß der Soldat thun, wenn er einem Vorgefegten be gegnei?« »Er muß honneur machen.« »Oui« —- Und is aiua es denn wei ter. und wirklich tlapyie es. »Nun will ich noch einige Fragen stellen," meinte der HerrOderst, »dann wollen wir schließen. Da ist noch ei ner, der gar nicht gesraat worden ist. Sie da, der dritte Mann im zweiten Gliede, wie heißen Sie-Z« «Pohloß, Herrrr Oberst.« Der Sergeant schickte ein Stoßgehet zum Himmel. »Als-) Pol-laß Sie haben gehört, daß der Soldat honneur vor seinen militärischenVorgesetzten machen muß. i Etat-; geschieht nun, wenn er das nicht ! u « »Wirk) sich Soldat bestraft.« »Richtig. Denken Sie mal, Sie ge hen Sonntags aus der Straße, da kommt ein hoswagem drin sitzt eine! Prinzessim Sie kümmern sich nichts darum, machen tein honneur. Was wird die Folge sein?« »Prinzessin läßt Wagen ihriaes halten. Raus aus dem Wagen, mir ein Paar an Ohren me;.. rein in dersWagem fort ist sie!« Um den Mund des Obersten zuckte es, während die jüngeren Ossiziere kaum das Lachen verbeißen konnten. Nur Sergeant Mater stand Höllen qualen aus. Ader der Oberst war ein verständiger Mann und sagte nur: »So schlimm würde es wohl nicht werden, aber drei Tage Mittelarrest wären Jhnen sicher, das merken Sie sich. Wie alt sind Sie eigentlich, Po bloß?« Und nun geschah das Unerhörte. Pol-loy, einaedent dessen, was Spät-le ihm gestern eingetrichtert, plattte heraus: ,,.siannst Du rathen, Herr Oberst, wenn Du rathst, dezahle ich Mart, sonst mußt Du bezahlen!« Das ging dem alten Herrn nun doch über die Hutschnur. Er sah wohl ein, daß der dumme Pobloß das nicht aus sich selbst hatte, und so fragte er denn: »Poblot3, wer hat Ihnen denn das eingehlasen?« »Der Späßle, Herr Oberst!« ,,Sdatile!" Der Gerusene trat vor. »Ertliiren Sie mir mal die Ge schichte, Späßle.« Diesem zitterten die Beine, er sah sich schon aus der Festung. »Nun aber ein wenig plötzlich!« drängte der Oberst. Das hals nichts, nun mußte er beichten und erzählte dem Oberst die gestrige Assaire. Natürlich habe er nicht q-:ahnt, daß der Pohlotz so dumm sein würde, dem Herrn Oberst eine Wette anzubieten. »Na, so ähnlich hatte ich mir die Sache doraestellt. —- Da ich im gan zen mit der Ausbildung recht zufrie den bin, to will ich ein Auge zudriicten. Aber Strafe muß sein. Herr Haupt mann —- ich Liberlasse Ihnen dag. Ich dente aber, einige Straswagen dürften für Späßle genügen. Und nun zu Ihnen Podloßi Für Jhre Dummheit können ASieyja nichts-, aber, daß Sie Ihren Oberst »Du-- genannt, verdient empfindliche Strafe.« Poblotz zitterte —- vier Wochen »strammen« schwebten ihm vor den Augen. »Sergeant Maier, Sie nehmen sich den Poblotz acht Tage lang täglich eine Stunde vor, und instruiren über Ti tulaturen und Ehrenerweisungen. Und bezüglich der Königlichen Prinzessim nen —- ———hm — hm — ersuche ich, et was weniger drastisch zu sein. Jch danle Jhnen.« Da hatte auch der Zergeant sein Fett weg Jm Offizierkasmo ging es diesen Abend recht heiter zu, und wenn in der folgenden Zeit sich Jemand ein mal harmlog nach dem Alter irgend einer Persönlichkeit erkundigte, bekam er unfehlbar die Antwort: ,,Kannst Du rathen, Herr Oberst?« --—— « - —— — Der RiipeL Auskdem Leben eines Katers von Jeanne Bertha Semmig. Jn dem großen Hofe des Spedi tionsgeschäfts wurde ein Möbelwagen beladen. Plötzlich hielten die Männer im Packen ein« denn aus der Einfahtt lam ein weißhaariger Mann ist-Schlaf rock und Filzpantosfeln Er ging et was vorniibergebeugt und blickte nach Art der Kurzsichtigen zu Boden. Su chend sah er sich im Hofe um. »Hm niemand meine kleine Katze gesehen?« fragte er. Kein-er lachte über den alten Mann Der oberste Puder, ein Htine mit gut müthigem Gessicht, gab Bescheid. »Herr Doktro, der Riipel ist schon seit acht Tagen nicht mehr im Schup pen gewesen« « Ein anderer fiel ein: »Wenn wir ihn finden, wird er Ihnen gleich ge bracht, Herr Doktor.« ; »Das weiß ich,« nickte der Alte« »aber Rüpel ist noch so jung und uns- i erfahren — sie werden ihn draußen; schön zurichten.« E Oben im dritten Stock wurde klir- ; rend ein Fenster geöffnet. s »Sein Sie nur ruhig, here Dok- i tor. er wird schon wiederkommen — i und das Fräulein sieht raus, s-— tcer i Herr Doktor wird sich erkalten i a,so ja so.« Freundlich nickendi wan te sich der Greis uns- und schritt i nach dem Vorhaus Langsam stieg der alte Doktor Nan mann die Treppen hinauf. Er mußte ! manchmal stehen bleiben, um Athem i zu holen. Ab und zu schüttelte er mit ! dxm Kopfe. — ,,Du«nmer, kleienr Rit- i pel,« sagte et für sich, und er dachteI daran, wie er vor einem halben Jabte zum erstenmale seiner Tochter einen kleinen, schwarzen, zappelnden Knäuel gebracht hatte, der nun ein stattlicher Kater geworden war. Seit dieser Zeit war der Herr Doktor gar nicht mehr so oerstimmt wie sonst, toenn in der Wirthschast etwas nicht in sto nung war. Er meinte dann nur: ,,Daran ist der kleine schwarze Kerl schuld, er sieht aus wie ein Schorn steinse er, der richtige Rüpel.« —- Das war iipels Namensgebung und oon dem Tage an war er ständiger Gast bei Dottors —- und ein sehr geehrier Gast! Und damit war Rüpels gesell schastliche Stellung im ganzen Hause gemacht. Aber nun war der schwarze Junker aus Reisen, und allein kam der Doktor vor seiner Thüre an. Ein junges Mädchen mit trausein Blond haar und schüchternen Rehaugen kam ihm entgegen. »Komm nur rasch in die Wärme,« sagte sie sorglich und zog ihn in die . altmodische Stube mit dem bescheide nen hausrath einer Gelehrtenwoh nung. Bald saßen sie an dem alten, rund-en Eßtisch, und Gertrud waltete mit ernstem Gesicht ihrer Hausfrau-In pflicht. So saßen sie schon acht Jahre einander gegenüber, seit die Mutter an einer zehrenden Krankheit gestor ben war. Ach ja, leicht war Geride Leben nicht, und von Freuden blieb nicht viel übrig. Eine große, stille Freude hatte sie gehabt: schon als kleines Mädchen hatte sie aus die Ränder ihrer Hefte Blumen gezeichnet — und Gesichter — und Thiere —-, so viel nur darauf ging. Wer ein liebevolles Auge hat:e, konnte in den kindlichen Linien das kommende Talent sehen. Aber Ger trud verbarg schüchtern ihre Kritte leien, und erst der alte Zeichenlehrer entdeckte ihre Gabe. Er entdeckte sie i bei der einzigen Unart ihrer Schul zeit, als sie seine hagere Gestalt mit dein slünstlermantel tarikirte —- und der alte Mann verzieh dem Kinde und wurde sein bester Freund, dem es all seine Bilderchen und Märchengestalten zeigte. Als Gertrud aus der Schule -tain, hatte er dem Doktor gesagt: sie müsse sich sortbilden, die Kunstalade . mie der Stadt besuchen. Aber, o weh! Von ziünstlerblut in seinem Kinde T wollte Doktor Jiaumann nichts wissen. —- ,,Sie soll werden wie ihre Mutter, Hoon der Malerei will ich fiir mein sKind nichts hören.« Und dabei blieb Ies. Er liebte sein Kind aus seine Weise, aber es sollte sich auch ganz und gar ihm siigen und nur für ihn da sein. Die Zeit war vergangen, der alte Doktor war immer älter und schwieriger geworden. Da klopfte eines Taged ein guter Engel an, und dieser Engel legte ihm sen tleinen schwarzen stater oor die Fitße. Was er bis dahin kaum gekannt, unschul dige Freude, harmlosen Scherz, das wurde ihm durch das kleine Geschöpf gegeben. Und was seit dem Tode der Mutter selten geschehen war, man hörte in der stillen Wohnung Vater und Tochter ost herzlich lachen. Menn ieb nur wüßte« wie es dem Jungen gehi,« sagte der Doitor. Der Junge war natürlich Rädel. »Aber Rüpel ist so llug, der läßt sich nicht wegsangen, Vater-. Du hast doch selbst immer gesagt, er würde wie Kater Murr aus Abenteuer gehen« »Hm. Ja! Dummheiten macht in der Jugend jeder. Und es ist die schöne Zeit im Februar — und die Nächte sind bell. Na, da wird er aus die Mensur gehen, unser dummer Kater. —- Aber mir sehlt er, wenn er nlcht »aus dein Sosa sitzt, wenn ich meinen Kassee trinte.« Eine unerschöpfliche Quelle zu Ge sprächen hatte sich erschlossen —- die sonst so scheue Gertruo wurde selbst ganz geiptächig. »Er ist gerade wie der gestieselte Kater —- man könnte j:«den Augen blick denken, er fängt an zu reden — in Siieselchen müßte er zu drollig aussehen.« Ueber Gertruds blasses Gesicht ging es wie ein beller Schein — beute Abend, wenn sie allein war, mußte sie den Rüpel so zeichnen. Al lein! Ach nein, lieber nicht zeichnen und den Vater dabehalten. Es war ia so schneidend lalt. »Du bleibst heute da, Vater! Nicht wahr?« klang es bittend. «Dableiben9 —- Warum denn? Das Wetter ist ganz schön. — Nein, nein, laß nur, das thut mir nur gut.« Wer weiß, es war vielleicht ein Er- ; innerungstag, denn der al.e D.l.eri hatte ein treues Gedächtnisz. So rauh, I so verschlossen er sein mochte, in ; seinem Herzen lebte er immer nrch in » der seligen Brautzcit seiner Jug.nd-- ; jahre. An besonderen Erinnerungstagen ging er —- und war es noch so we.t — oie alten Wege, welche dietSrinnerung belebte, uno neben ihm schritten un hörbar im Schatten die Gxiiier dcrI vorigen Jahre. Jn seinem Arm I schmiegte sich eine junge Gestalt, mit ! den Augen, die ihn nun so eigen aus i dem Gesicht seines Kindes anb.ickten. i Aber noch nie hatte er dabei ernitrich ; dieses Kindes ges-acht und der Psiich- « ten, die es ihm auserlegiet —- s Heute nun erging es dem Herrn Dottor gar eigen. Als er sich aus rer ; ersten Treppenstuse noch einmal um drehte, sah er sie plötzlich so blond und schlank im Rahmen der Thür, iiih.te er den zärtlichem verlassenen Ausdruck in ihrem Blick. Und das Bild wollte ihn nicht verlassen, wie er die drei hohen Stiegen hinabschritt, sa drau ßen aus der einsamen Straße sah er immer ihre jugendliche Silhouette vor sich. Langsam, mit vorsichtig tasten oem Schritte wanderte er in die Nacht hinein. Was wird einst aus Deinem Kinde? Das war die große quälende Frage, die in ihm emporgestiegen war. Wie, —- um die Zukunft des kleinen Katerö· hatte er sich tagelang den Kopf zer arochen, und nicht einmal in so vielen Jahren hatte sein selbftisches herz an sein Kind gedacht. — Der alte Doltor sah nach den himmlischen Wegweisern, ihm war, als käme auf dem lichten Pfade sein Weib ihm entgegen und strecke die band nach ihm aus. »Elisabeth, Elisabeth, vergieb mir, daß ich nur an mich dachte. Du hät test es anders gemacht, hättest gedarot und gerungen, um das Kind vorwärts zu bringen —- wenn ich Dir gestorben wäre. Aber ich will’s wieder gut machen, ja gewiß, ich will.« Und nun, in seinem guten, unprak -tifchen Kopfe dachte er nach, wie er Gertrud versorgen könnte. Wenn er starb, fiel ja seine Pension weg, und eigenes Vermögen besaß er wenig, sehr wenig. Am besten war’s doch, Ger trud heirathete! Aber, —- nsa ja, dazu mußte sie sich doch erst verlieben. — Wie sehr sich Doktor Naumann nun auch die Sache überlegte, das ward ihm tlar: in die stille Gelehrtenwoh nung konnte er, der Weltsremde, ker nen Freier hinaufzaubern. —- Es war gewiß am besten, wenn er sie selbst fragte: »Liebstes Kind, was willst Du? Wir wollen’s uns überlegen-—, sollst nicht denken, daß Dein alter Va ter so ganz thöricht ist.« Jetzt schlief Gertrusd gewiß schon in ihrem Kämmerleim aber morgen früh, ganz friih wollte er ihr’s sagen. Nun stand er im dunklen Hausflur und tastete seinen Weg nach der Treppe. Als er die erste Stufe fand, stieß sein Fuß an etwas Weiches und ein feines »Miau« drang von unten herauf. Er bückte sich, seine Hände berührten ein weiches Fellchen. Lupus in fabula, der Rüpel, wirklich der Rü pel war es, den er nun in Händen hielt. Und den Fiater im Arme, stieg er die Treppen hinauf und philoso phirte im Still-en weiter, während Rü pel sein Wohlbehagen durch Schnur ren kundgab. Jetzt öffnete der Doktor die Wohn stube und blieb erstaunt stehen« Die Lampe brannte noch, und im Lehn stuhl am Tisch saß schlafend sein Töch terlein. Vor ihr aber lagen zerstreut Skizzenblätter und Bletstifte. Der Doktor kam langsam näher. Sie schlief so fest, daß sie nicht merkte, wie er die Blätter wegnahm —- aber das war ja Rüpel, wie er leibte und lebte, -— nur etwas seister und vergnügter als jetzt. Und da faß er als gestiefel ter Kater vor dem Müllerburschen, und mit seinem gutmiirhigen Ausdruck versprach er ihm zu helfen —- auf Katcrehre und mit Pfotendruck. s Ursprungliches Talent sprach aus 2 jeder Slizzr. Da fiel es dem Vater plötzlich wie Schuppen von den Augen —- das war der Weg, um den er draußen im Felde gebeten hatte. Er wollte behutsam das Madchen werten, avser jemand wart ihm schon zuvorgekommen Riipel war trotz seines Katzenjammers von dem Arm des Herrn Doktors herunterge klettert und suchte auf dem Schoße Gertruds sein altes Ruheplätzchen. Das junge Mädchen schrak zusammen, rieb sich die Augen und traute ihnen kaum. Da saß das gute, schwarze Hausthrer, und vor ihr stand der Va ter ——— und hielt ihre Zeichnungen in den Nin-en »Das hast Du wirklich gut gemacht, sehr aut. Du haft doch entschieden Talent. Du hast wohl noch Lust — » weiter zu ternenst« Sie sah ihn grosz und erstaunt an, sollte ihr Ledengwunsch sich wirklich erfüllen? »Du sollst etwas Ordentliches wer den, Kind, so das-. sich auch die Mutter aroben freut. Morgen geh-en wir zu Deinem alten Lehrer. Pack nur all Deine Skizzen zusammen." Gertrud sah ihn mit lachenden Augen an. »Vater, wie ist’s denn nur so ge kommen-? Das hätte ich nie gedacht!" Der Alt-e nickte stillveraniigt: »Wie das gekommen ist? Das will ich Dir später erzählen. Und hier der Rädel, hat auch sein Theil dabei aethan. Darfst ihn nicht vergessen iiöer Deinem gestieselten Kater.« -——--· - Erklärung. »Was heißt denn das eigentlich: terrespondirenres Mitgiied der Ara Iexnie der Wissenschaften?« »Na, die werden halt einander An sichtstaeten schicken." Ansehnfo Student: »Mein Ai.ek hat mir das Geld mit einem ganz wii.-.,enden B-; gleitfchreiden zuaehen lassen!« B.: »Alle quasi Stachetdraht!« Er kennt sie. Mann (im Mocseioaarengseschäft. nach der Uhr sehend): »Du, Lucie, wenn Du noch in Ohnmacht fallen willst, beeile Dich . . . in lzehn Minu ten muß ieb aus dem Bureau seini« Ver-lockend. Tour-ist (zum Reisegefährten): »Du, ietat ist's aber Zeit, daß wir an ein Wirthshause kommen . . . . seitdem wir durch die Hopfenfelder gegangen sind, kann ich’s vor Durst nimmer aushalten! Zu genan. »Auf der Hochzeitsreise habt Ihr kvgthel recht zärtlich miteinander ge e « Junge Frau: »O, denke Dir-« Mama, wir haben sogar nie etwas gndleres gegessen, als gebratene Tau n.« stache. OssiziersburschU «Also die Tos ter der Herrschaft meiner Köchin M meinem Herrn Qeutnant einen Korb gegeben; na, in deren Speisetammee willI ich aber eine Verwüstung anrich ten." Immer Fachmann. Photograph (zu einer jungen Dame« die bei einem nur sehr schwachen Son nenschein ihren Schirm ausgespannt hält): »Gniidiaes Fräulein find aber heut-e aanz außerordentlich lich-tem pfindiich.« Neugierig. »Was studiren Sie denn da so eifrig auf der Karte?« »Ach, mir ist gestern mein Sstrohhui in den Fluß geflogen, und da rechne its mir einmal aus« wo der jetzt wohl un gefähr sein kannt« Beim Protzen. Kommerzienrath: »Wer weiß es denn, daß Sie insgesammt sechshunv derttausend Mart Schulden haben?· Freier: »Nie1nand! Kommerzienrath: »Soooo! . . . . Kommen Sie wieder, wenn es jeder weiß!!" Aufmunternnw Fräulein: »Ich muß schnell Mann etwas sragen... soll ich siir Sie etwas mit fragen?« Vielsagende Auskunft. »So, so, Herr Pirikeleg, Ihre Braut ist also steinreich —- aber ihr Gesichts« »E Gesicht hat se auch.« Ver-schnappt. » Fremder ider von dem Diener einer befreundeten Familie an der Bahn ab geholt wird): »Sie suchten ja solange . . . . hat Jhnen Ihr Herr teine Be schreibuna von mir geaelsen?« Diener loerleaen): »O doch. . . . aber es sind halt mehrere Herren mit rothen Nasen angeioinmen.« Nu also. A.: »Sie sollen non mir behanptes haben, ich wäre ein Joiot ersten Ran ges-I« B.: »Bitte sehr; von erstem Rang war gar teine Rece!« Lin-J dem Bericht eines Dorfvorftandet »Der Peter Schnitz ist hier nicht nä her bekannt. Anih die Magd, Augusts .ttr»ruse, die ihn annehtich tennen soll, tann sich nur ini Duntein nn ihn et imisrrn.«« Vorsirhtig. Kunke: ,,Atso das ist die Photo arnphie der steinreichen Dame, die i heirathen soll; warum halten Sie den oie Hand darauf?« Heirathgverniittien »Ich werv’ sit Ihnen nnsrh und nach zeigen!« Auch etwas-. »Wer hat denn hei Euch den Haus schliissel, TriinzchenW »Die Manni!« »Und den Zenssnschliissel?« »Auch die Maniei!« ,,Hat denn Dein Papa gar keines Echtiissel?« »O ja, seinen ilhrschliissel!« , Auf Utnwencm »Warum meinst Du denn, mei Junan« »Mein Pa—Pa hängt oie Bilder us in der Stube!« »Und des-halb meinst Dii?« »Nein, er hat sirh mit Dem Dammes auf Den Finger neid«.tnaen!« »Und da hast Du Mitleid- mit dem Vater, Du bist ein braver Jnngel« »Ach nein, ich meine, weil ich gelachi habet« Im AkospitnL »Dort der strnnte seine Portio Wsein auch erhalten?« Wärterim ,,J«ttvohl, er hat sogui einen Vorschuß siir acht Tage Damqu O