F Wölfe. Ins den Erlebnissen eines Irrgenieitrs. Von Karl Pauke. Das war ein Abend, wie ich ihn mit utem Herzen keinem meiner Groß fiadtsreunre wünschen konn. Der Schnee jagte durch dsie Fensterrißem ernv der Wind heute unheimlich um die baufällige unaarische Cxarvcu Von seit zu Zeit riit:elte ein Windstoß an den Ecken des Hauses, als wollte er es vom Erdboden weablosern Wir saßen. unser siins Ingenieure. um rsxn langen Tisch in der Nähe des Diens- Diesen Plan hatte man uns als den besten im Zimmer überlassen Wir war-en miirrisch und verdrossen, denn es ist keine angenehme Sache, oic Nacht aus einer holebank in einer elen den unaarisckven Schenkstube zuzuwin rn, und schimpft-In wie die Rohr payen aus die Wölfe. Diesen Bestien oerrankien wir nämlich unsere unan gen««hme Lasse. Wir Fiins waren von unserer Ge sellschaft nach Ungarn geschickt worden« um tie Ursache sestzus«-;llen, aus wel cher sich ver Pseiler einer noch unvol lendeten Eisenbahn-Brü««e ges-seit hatte. Das war keine leichte Arb-ik. besonders im Winter. Schrn die Rsiise durch die endlose Pußta war anstren gend oenua, der Weg war sch"echt, und wir kamen lanasamer vorwärts, als wir erspartet hatten. So batte uns d«nn, eie wir’S uns versahen, Der A«-«nd überrascht und wir waren nrcb weit vom List-: lind nun erklärte assck noch unser Kaki-ker. uns in der Fin s'ernis7. rkskt noch rem nä4««rn Städt cis-sit solt cn zu können. do Wölfe in der Mike seien. Wir Alle waren empört über Die Find-it des Menschen, bis aus einen von unk, einen Russen. Der zuckie tie Ackieln und sank-k: »Wenn es hier viel Wisse in der Geaend giebt, hat der Mann aam rechtl« «Giebt es biet wirklich so viele?« irae-»s- iner von uns den Kutscher. Dieser, ern älterer hochaewochsener Mann mii schneeweißem Haar und Schnurrbart. antwortete. den Kopf kein uno her wkeaend: »Es aiebt keine im Some-en aber im Winter kommen sie vtsn Bosnien herüber. und dann sind sie so mild und ausgebungert, daß einer silr sehn qilt.« »So schlimm wirW wohl nicht sein!« lachte einer Von uns. ein gebore ner Mienen »Ihr habt nur Angst, alter Trennt-X CI-, L-t« t-!.-- U--flls --t---l-s »Ju; Hut-( trust- cenglu uns-»san« ruhia der Bauer. »das wein hier Je der. Ich hab’ schon als snnaer Mensch einen Menschen-Jovis erschlaaen.« Er riclfitetse sich bei diesen Worten stolz au . »Menschenwolf?« fraate ich neuaies rin. »Was ist denn das fin ein Thier? Vielleicht ein Werwole« Der Gefraate schüttelte den Kopf »Nein, Herr,« saate er, »ein Wertooli ist ein Gespenst ader ein Menschenwolf ist ein wirklicher Wols!« »Und woher lommt der Name?« »Man nennt ihn so, weil er haupt sächlich Menschen anareift und tö:tet. das thun andere Wölfe nicht« »Und warum aerace er?« ergriff seht einer der bisher am Gespräch nn bsetheiliat Geblieben-en das Wort-. es war ein Belaier, ein sehr tüchtiaer Jn aeniseur. »Warum töctet ein solcher Wolf nur Menschen? 6est er etwa von einer besonderen Rasse? Von einem Menschenwolfe habe ich noch nie etwak gehört.« »Es lann schon fein, daf; man den Ausdruck nur hier kennt« vorkommen kann der Menschenwols überall," kam setzt der schon vorhin erwähnte Ssiusse, er hieß Po"oischeff, dem Bauern in Hülfe. »Der Menscktsenwolf ist ein ganz gewöhnlicher Wolf, der einmal durch iraend eine Ursache dazu getrie ben wurde, einen Menschen anauarei sen. Das thut im Allaemeinen lein Raubthier, nicht einmal ein Löwe oder der»Tiaer, ohne vom Hunaer da zu getrieben oder gereizt worden zu sein. Auch der Wolf nicht. Hat er es aber einmal waan müssen und sich dabei überzeuaL wie leicht ein Mensch zu beewinaen ist. dann soll er nur noch Menschen an.fallen. Uebrigens faat man vom Löwen und Tiger dasselbe-« »Das weiss ich nicht —- das vom Lö. wen und Tiger« erwiderte der Bauer. »Aber das vom Wolfe stimmt auf ein Haar. Und einen solchen hatten wir etwa 6 Stunden von hier nahe der ser bischen Grenze, dort, wo ich zu hause bin. Jch zählte damals 20 Jahre. Der Wolf war der Schrecken der aanzenGe gen-o. Man fand nämlich ab und zu die zerrissen-: Leiche einer Frau, eines Mädchens oder eines jungen Burschen —- iiltere qeute schien das Thier nicht aneugreisen —— sah aber nie das Raub thier seibst. Die Spur, obwohl sie nie Letztlich Zu erkennen war, wies auf ei nen o fhin. Eines Iaaes, es war im Svskmcn so aeaon 7 Uhr Abends, qehe ich user Land. Als ich durch einen Hohlweg komme, sehe ich oben am Rand einenzotttamSchiiferhund schen, den Iton seitwärts geneigt, den Rachen offen und die Zunae berausbänaend. «Donnerwetter,« dense ich, »das lst ein Nerli« —- und gehe vorüber. Da fällt mir auf einmal ein: »Das ist sa qu lein Hund, das war sa ein Wolfs« und drehe mich schnell um. Da ist erschon keine fiins Schritte hinter mir. wie eine Katze war er rnir nachgeschlichen, um mir auf den Rücken zu springen und - mir das Genick durchzubeifzen — Wie ich mich umdrehe, stutzt er und wirst sie einen Blick su, als wollte er fa s:: .Verslucht, diesmal geht's schies!« nn seht er einen halben Schritt rtietwiirts, wendet sich zur Seite nd will den Abhang binaufrennen. a er da fauft ihm schon mein Fotol (Un garifcher Stock mit einer Art Hammer alb handgrifh nach, und im nächsten AugenM liegt er mit zerbrochenem Kreuz auf der Erde. Ein paar Schläge auf den Schädel halfen der Bestie über den letzten Augenblick hinweg. Jch hatte noch immer keine Ahnung, daf-, ich den Ett.enfch:nwolf erschlagen hatte, aber er war’s, denn von Stund anitörten die Ueberfälle auf Menschen ganz und gar auf. O, das war eine Freude! Ich wurdeim ganzen Komitat gefeiert, be lam von der Gemeinde ein Geldm fchent und von der Regierung eine Be tobigung, eine öffentliche Belobigungi Nun können Siesfelbft beurtheilen, ob ich Angst dabe. Aber meine Pferde möchte ich mir nicht gern zerreißen lassen.« . Stolz erhoben-en Hauptes fchritt der Alte hinaus. Wir faben uns ob der etwas eigen thümlichen Beweisführung einigerma fzen verblüfft an, doch verlor kein-er ein Wort über die Sache. Dagegen fragte der Belgier den Rassen: »Haben Sie auch fchon mit Wölfen zu thun gehabt, Podifcheff?« »Gewiß," antwortete der Gefragte ruhig. . «Oft?« rief ich neugierig. »Drei:ual!« entgegnete er. »Na los —- erzäblen!« drängte der Wiener. »Ich tann allerdings etwas erzäh len,« frigte der Russe, »wenn auch nicht fo viel, als ihr glaubt, denn ihr Deut fchen bildet euch ia ein« in Rußland kvimmeitsjn überall Nihilistcn und Wölfe nur so zu Hunderten herum. O ja, wir haben schon Wölfe, vieleWölfe, die groß-In Schaden anrichten unter dem Vieh, aber es giebt andeererseiis Gegenan in Nußland, wo die Wölfe fo selten gesehen werden, wie in Böh men oder Bayern. Jch selbst war fchon ein erwachsener Mann, als ich den er ften Wolf zu fetten betam.« ,,Wo war das?« fragte ich. »Im Gouvernement Kafom Mein Vater hatte damals im Kreise Sonst ein Gut getauft, Und wir verlebten im Sommer einige Wochen dort. Lange lann man nicht dableiben, denn der Sommer ift dort sehr tue-r. Jn jener Gegend lernte ich die Wölfe ten nen.'« »Und zwar —?« fragte der Wiener, als jener schwieg. »Und zwar,« wiederholte dieser, »den ersten an einem fchwiilen August tlbend. Ich ging mit meinem Vater ein-en Feldweg entlang, ais ich auf einmal in einem Gebüsch zwei neben einanderitebende runde. atün Pliss vhoreszierende Punkte bemerkte. Mein Vater, der sie auch gesehen, streckte die Hand danach aus und sagte: »Ein Wolf-« Und huschi Da war’s weg. yltichts mehr zu sehen. Das war das erste Man »Und das zweite Mal?« fragte der Belgier, von der ersten Erzählunget dass enttäusch »Das zweite Mal,« erwiderte Podi icheff ,,war ebenfalls im August und ebenfalls gegen Abend. Ich kam von der Jagd zurück. Als ich aus- dem Walde trete, sehe ich einen aus etwa sechd Fuixriverden bestehenten Wagen eug die Straße entlang fahren und Dicht hinter demselben tralu ein Hund, die Nase aus der Erde und die Nute gesenkt. Jch beachtete das Thier taum. Da sehe ich auf einmal, wie mein Türk, mein Jagd-hund, die Zähne fletscht und die Ritckbaare sträubt. — Das und da drüben war ein Wolf. Jnr nächsten Auaenblict liegt mein Ge wehr an der Backe, aber so schnell das ging, es war doch zu langsam, noch ehe ich vzum Logdriicten lomme, macht der Wolf einen Satz und ist ver schwunden." — »Wenn Jhre druitte Geschichte keine interessante Pointe bat, verzichte ich darauf!« rief der Belgiee, von dem zweiten Abenteur noch mehr enttäuscht, als vom ersten. »O, bitte sehr,« entgegnete ihm der Wiener, »die beiden Erlebnisse sind wenn auch nicht ungeheuer aufregend, doch sehr charakteristisch und bezeich nen. und wenn die dritte Erzählung ebenso —« ,,Berubigen Sie sich. meine Herren!« unterbrach ihn Podischess, »die dritte Geschichte ist eine Wolfsgeschichte, wie sie im Buche steht. Höruen Sie. Es ist noch nicht lange her, nur dre«iJahre, da machte eine wichtige Angelegenheit auf dem Gut die Anwesenheit mein-es Vaters mitten im Winter dort drin aend nothwendig. Mein Vater, der in seinem Alter die Reise scheute, bat mich, den Auftrag zu übernehmen, und trotzdem ich nicht eben sehr erfreut war, sagte ich zu. Jn der lf)offnung, die Geschäfte so rasch wie möalich zu erledigen, reiste ich ab, bemerkte aber, an Ort und Stelle angekommen, bald, dafz ich mich bitter getäuscht hatte. Die Sache zog sich sebr in die Länae, und ich hatte viel Umstände und Wege, vor allen Dingen jeden zweiten, dritten Tag nach der achtundzwanzig Werft entfernten Kreisstadt tu fahren, was bei einer Kälte von 20 bis 25 Grad nicht eben zu den Annehmlichkeiten des Lebens gehört. ; Eines Abends war es recht spät ge worden, als ich aus der Stadt nach lhause zurückkehrte Vielleicht wäre es mir gelungen, noch vor einbrechender Dämmerung fortiukommem erenn der Kutscher vernünftiger oder aeborsamer gewesen wäre. Er weigerte sich aber, zu fahren, beschwor mich, den Plan aus ugebem die Wölfe seien in diesem ·en gefährlicher all se. sta, er besann Ich auch nicht« als ich m r zu unserer Sicherheit ein Gewehr bei dem Gast hofsbesißer auslieh Der Bursche war der Sahn unseres alten, seit vierzig Jahren im Dienst stehenden lOberw fchers. Ich wendete daher nur un gern Gewalt an, schließlich aber blieb mir nichts anderes iibria, als hand greifliche Mittel anzuwenden. Das bals zwar. aber eine Stunde war doch vertrödeli. Die Fahrt war unangenehm, der Weg schlecht und rserweht, der Wind blies uns enta-:ce:«. Den-oh kamen wir nach hiesian Begriffen ziemlich schnell vorwkirts Deckt hatte mich in meinen Pelz gehüllt und war einge n«idt. Da weckt nsich lautes Sprecher Es war mein Kutscher, der betend und fluchend aui die Pferde einhieb. »Was ist los?« schrie ich ihn« an. »Die Wölfe!« ruft er, ,,dke Wölsel Ich hab’s gesagt, ich habe dich gewarnt, Väterchen, nun rette uns, oder wir sind verloren! —- Heiliae Mutter von Kasanl Heilige Mutter Gottes von Czenstochau, rette uns, rette uns! — Versluchte Bestie!« schrie er in dem selben Athem dem Handpferde zu, »willst du laufen! « Jch sah mich rückwärts, aber ich entdeckte nichts als weit hinten am Horizont eine aelriimmte dunkle Li nie, die sich zu bewean schien. Das waren also die Wölfe. Jahr zu!« ries ich lachend, »die sind ja weit hinten, die holen uns ihr Lebtag nicht ein, aber iahr zut« Wer Rußland kennt, der weiß, daf; fahren dort jagen heißt, und schnell fahren fliegen. Jch glaube, die Pier de berührten mit den Hufen die Erde taum. Ich lehnt-e mich wieder zurück und schloß aufs neue die Auaen als ein langilaaendes Hei-im mein Herz erbeben machte und mir die Haare zu Berae steigen ließ. Nie sterbe ich die sen Ton bemessen, so entsetzlich schnitt er in mein Obr. Jiun ioar’"5 mit mer ner Ruhe vorbei. Ich erhub mich und wendete mich abermais um. Zu meniem Schrecken nahm ich wahr, daf; uns die Beitien ein aut Theil näher actommen waren. Ich machte das Gewehr schußbereit Es war ein Centralseueraewehr, in der Tasche befanden sich etwa 20 Pa tronen. »Wie weit haben wir noch Jwan?« fragte ich den Kutscher. ,.3ehn Werft, Väterchen!« antwor tete dieser und hieb auf die drei Pferde os. Jch sah wieder nach den Wölfen, jetzt konnte ich sie schon zählen. Ich fing damit an und bis zwanzig tasn ich aut, dann aab ich es auf, es waren sicherlich mehr wi: noch einmal so viel. Der Schlitten floa iiber den harten Schnee, aber auch die Bestjen schienen Flügel zuhabem Jetzt tauchten« links vom sen-litten schon weichen-up oen Kopf nach uns gewendet, die Zunge berateshänaeno, hielten sie nie dem Zchliten gleiche Schnelle . Jch hob das- Gewehr. Trotz des Timmerlichtes konnte ei auf zielen. sirach — ein-er wälzt sich im Schnee, die anderen stutzen und blieben kuriirt Bon ferne kann ich seben, wie fse über Den Gefallenen sich bewachen Im Lin ist er zerrissen und er's-ich darauf Eft das ganze Rudel wiedrwaui Schuf-. weike herangetomrten Jst: nehme rni: fest vor, nur auf die Wölfe zu schifften oie aanz nahe am Schlitten oder d:e Pferde ansprinaen. Jeszt kann isb schon dise Gesichter der Istslsen nntcr scheiden, das offenftehende Maul eie weinen Löhne. Pscssneilen hebt einer oen Kopf in die DIE-e und stbfrt ein Jrauenvolleå Kerlen k« dann folaidn alle feinem Beispiel nnd ors ganze Ruhe-l heult, raf; mir das Blut in oen Jloern erst-irrt. Jwan ist aufaestandem in der einen Hand hält er die ZiiaeL in der anderen fchminat er die Pritsche-. Er bat sie nicht nöthig, die Pferde fliegen dahin, aeiagt von dem entsetzlichen Hunger aebeul der Wölfe. Jent haben Iie Verfolaer uns fast erreicht, schon tau chen die Köpfe mit den ariin gliszerns den Augen rechts und links neben dem Schlitten auf. Ich aebe Schuß auf Schuß ab — alleroinas vergeblich! — Sie kommen näher und näher. Da fährt mir ein rettender Gedanke Durch den Kopf. ,,Löse das Hand pferd, Jwan, und lasse es laufen!« rufe ich, »vielleick«t, daß die Wölfe dann von uns ailafsen!« Aber ich erblicke Jwan nicht, wenig stens steht er nicht mehr ins Schlitten, und als ich näher binsehe. bemerke ich, das-, er am Boden kauert. Eben will ich ibn fragen, was er thut, da wird mir sein Varhaben klar. Der Elende hat den NaaeL der die Deichsel mit dem Schlitten verbindet, herausgezogen; die Deichsel ist los-, der Wicht schwingt sieh vom Schlitten, stellt sich mit einem Fuß auf die Deichsel, legt beide Arme auf die Pferde, zwischen denen er ftebt,—. und fort rasen die ledigen Nosfe gick dem Unaetreuen. mich meinem « icksal überlassend. »Alle Wetter, ietzt wird’s fpannend,« unterbrach der Wiener den Erzähter, und sah den Belaier heraussordernd an. »Und was machten Sie nun. Pvdifcheff?« »Der Schlitten blieb nicht stehen," fuhr der Rasse fort. »Da er noch im Schwung der Fahrt war, alitt er ein Stück fort, wendete sich nach links und schoß pfeilschnell einen Abhang hinab. Währenddessen überlegte ich, ob ich oem schurtischen Kutscher eine Labung Schrot nachsendsen sollte, oder ob es oerniinstiaser wäre. mir sie selbst in den Schädel zu jagen, als mich ein un erwartetes Ereigniß an der Ausfüh rung beider Ideen hinderte. Der Schlitten stürzte nämlich am Fuße des Abbanges um, und zwar mit solcher Plötzlichleit und Gewalt, daß das Ue terste zu oberst, und ich aerade unter seinen Kasten zu liegen lam. Das alles ging so schnell, dasz ich launt einen klaren Gedanken fassen konnte, nur die eine bestimmte Empfindung drängte sich mir auf, daß ich jetzt ret tungslos verloren sei, denn es war bei der Jntelligenz der Wölfe für diese ein Leichtes, den Schlitten umzukehren oder mich unter denselben hervorzu zerren. Und nicht einmal zur Wehr konnte ich mich seiten, da ich während des Falles Gewehr und Patronen ver loren hatte und außerdem so fest ein gellemmt iaa, daß ich mich nicht riib: ren konnte. . ch war einem entsetzlichen Tode verfallen, so glaubte ich. Wenig stens noch ein Glück, das-. ich nicht lange aus die Erfüllung meines grauenhaften Schicksals zu warten brauchte, denn laum war ich mir einiaermaßen iiber meine Lage klar geworden, als auch schon die Wölfe mit wiitbendem Geheul über »den Schlitten hersielen. Sie sprangen auf den-selben, über denselben hinweg, sie zerrten an den Decken und Kusen, sie wühlten den Schnee an den Seiten aus, und ich fühlte, wie ibre Krallen meine Kleider streiften. Sie zerrissen das Korbgeflecht, aus dem der Kasten des Schlittens bestand und steckten ihr-e spitzen Schnauzen durch die entstandenen Löcher. Hätte ich noch eine Hoffnung gebeat, jetzt wäre sie vorbei gewesen. Jch schloß die Almen und erwartete, im nächsten Augenblick zersleischt zu werden. Da aus einmal aseht’s tackt tackt — tacktacltael — Schüsse, erst vereinzelt, dann ganze Salvent Kugeln schlaaen um mich herum ein, in den Schnee, in das Schlittenaestell, eine sogar in mei nen Stiefelabsatz. Will man mich vor den Wölfen retten, um mich zu erschie szeni Nun .besser wäre es auf alle Fälle« Das Wutbaebeul der Wölfe verwandelt sich in ein Schmerzens und Angstgewinsel. Jch hörte, wie das Rudel auseinanderstiebt. was nicht verwundet oder todt ist, flieht. Noch immer schallen Schmerzgeheul und Schüsse an mein Ohr, aber die Kuaeln schlagen nicht mehr bei mir ein, endlich wird das Feuer aanz eingestellt, und ich bäte menschliche Stimmen. Jch rufe; niemand achtet darauf. Jch ver suche, mich zu erbeben, zuerst gelinat es nicht, dann aber arbeite ich mich doch unter dem Schlitten heraus. Mein Erscheinen erreate großes Er staunen unter meinen Rettern. Nie mand hatte einen Menschen unter dem Schlitten dermutbet. Nun lernte ich auch meine Befreier kennen. Es waren Soldaten, Schützen, die zur Wolfs iagd kommandiert word-en waren. Der . III-Is- hok fi- ciifqvla sen-ts- miv s hätte den Kutscher mit den Pferden fliehen sehen unsd geglaubt, dies sei der einzige Jnsasse des Schlittens sterne sen, deshalb habe er ohne weitere Rück sicht Feuer au die Thiere aehen las sen. Hätte er eine Ahnuna Hieb-abt, daf; ich unt-er dem Schlitten aelseaen, hätte er natürlich aani andere Disha sitionen getroffen. Er healiictwiinfchte mich zu mein-er Rettuna,es sei ein wahres Wunder, das-i ich nicht aetrof sen worden, sondern zweimal auf wunderbare Weise dem sicheren Tode sentaanaen sei. Jch lud den Osfiiier ein« mit fei nen Leuten auf unserem Gut Quar tier zu nehmen, was er auch that, und sie säuberten die Geaend ariindlich von dem Raubaesindei. Die Jäaertrunven werden nämlich in Nufiland jeden Winter aus Wolfsiaaden tommandiert. —So, meine Herren, das ist menie dritte Wolfsaeschichte. Ich hoffe, daf; sie Ihre Erwartunan nicht abermals getäuscht hat.« Wir alle safzsen ein Weile schweiaend da, endlich sraate der Belaier: »Was ist denn aus Iwan, dem Kutscher, ge worden?« »Den hat sein eiaener Vater mit der Axt erschlaaen, weil er den Sohn seines Herrn in der Noth feiae ver lassen und ihn den Wölfen veeisaeae ben hat. Man versteht in solchen Din gen in Nußland keinen Shaß.s Jeder mann faate, der Alte habe recht ae handelt, jeder Vater würde dasselbe thun, was aber den Mann nicht vor dem Schicksal bewahrte, drei Jahre nach Sibirien zu vandern.« Jn diesem Auaenblick wurde die Thür ausgerissen, unser unaarifcher Kutscher erschien im Rahmen dersel ben. Mit der einen Hand hielt er die weit zurückaeschlaaene Tl«iire fest, mit der anderen deutete er hinaus in die winterliche Landschaft. Der Sturm hatt-e sich aeleat, der aliinzende Schnee erhellte die Winternacht, hie und da blitzte ein Stern am Himmel. Ohne zu sprechen, blickten wir alle erwartunasvcll aus den Alten. der wie eine Bildsäule dastand. »Besten Sie,« rief er, nach dem fer nsen horizont deutend » Wir hielten den Athem an, es war nicht nöthia, denn aleich darauf biirten wir aus weiter Ferne ein unheimliches, lanaaezoaenes. tlaaend - drohendes Heulen. Die meisten spranan auf und eilten nach der Thür, einiae blie ben sitzen, unter ihnen Podischeff. Er war ganz bleich geworden. »Ich lann’s nicht hören, ich tann’s ! nicht mehr hören!« rief er. Schließen Sie die Thür!« » Die Thitr wurde zuaemacht, der Kutlcher trat an den Tisch ,,Nun,« saate er, »hab’ ich recht ge habt, als ich nicht fahren wolltes« Von draußen her tönte wieder das unheimliche heulen. diesmal näher, drängen-den drohender-. Wir nickten alle schweigend dem Alten zu. W Die polnische Gouvernante. Humoreöte von P." Stein m a n n. Holde Jugendzeit, kehre noch einmal zurück mit deinem Leichtsinn und dei nen Thorheiient Jn ein sunielnagelneues Jagdtostiim gehüllt, die Büchs: über der Schulter, wanderte ich am Nil entlang dem Sit den zu. Die englische Brücksenbau-Ge sellfchaft, in deren Diensten ich stand —-—datr.als wurde bei Fum-el-Bagger die große Karawanenbriicte über den Nil geschlagen — hatte mir sechs Wo chen Ferien gegeben und ich wollte sie benutzen, um am Wüftsensee Birken-el Kerun, noch zur Oase Fayum gehö ren-d, meiner Jagdlust zu stöhnen. Jn Uasta gab ich die zweitägige Fußwanderung auf. Von hier aus zweigt sich ein Schienenftrsang der Ei senbahn von der Hauptlmie aib nach Medinet-el-Fanum, es sind nur sechs Wegestundem doch es geht dabei durch einen ununterbrochenen Engpaß — das ist das Bett des alten Jakobs tanals —- und in diesem brütet die Sonne mit höllenaluth Eigentlich fährt in Egypten kein an ständiger Europäer dritter Klasse. Doch was tiimmerte das mich, ich wollte mein Geld in der Tasche behal ten, löste das obsture Billet, Und als der abzweigende Zug kam, stieg ich in einen Wagen dritter Klasse —- richtig, angefüllt mit auf den Bänken kauern den Araherjiinglingen, zwiebelschmatz end, schnatternd, tichernd, seixend und schlechte Witze reißend. Wem diese galten, merkte ichssofort. Dort in der Ecke saß eine jung-e, nobel aelleidete Dame, hilflos und verlassen, sie verschlang mich gleich mit verzwei felten Blicken. Sie mußte die Ver hältnisse gar nicht kennen. daß sie sich in die dritte Klasse gewagt hatte — ja, ich konnte ihr nicht helfen, und ge fressen wurde sie auch nicht, sie würde schon noch die eine Stunde aushalten. So setzte ich mich auf den ersten freien Platz, durch den ganzen Magen von ihr getrennt. Es vergingen zehn Minuten. Das Kichern wurde immer dreister, die Witze immer unverschämter, ihre Blicke immer hilseslehender —- und endlich hatte ich genug, stand auf, begab mich nach der anderen Seite, schob die edlen Araber mit dem Gewehrtolben zusam men und setzte mich ihr gegenüber. Ach, zu welcher Tolltixhnheit hatte mich mein mild-es Herz verleitet! Sie war jung und hübsch! Und ich Anm ster saß ihr allein gegenüber! Denn ich war damals ein Jüngling hnn nenne-km Peinen ifä aiebt neun apbnikibri;-« kaifx svplckip«« die Liebe I schon als überwundene Thorheit hinter sich haben; es giebt auch neunzehniäh rige Knaben, welche noch nicht einsehen, wozu das schwache Weib denn über haupt auf der Erde eristiri. Was nun meinen damaligen Standpunkt dem schöneren Geschlechte geaeniiber anbe traf, so war dies folgender: wenn mir die Wahl aestellt worden wäre, ent weder eineStunde allein mit einer jun aen Dante zu sein oder eine Schwimm tour durch den Warum-Strudel ma chen zu müssen, ich hätte unebdinat den Strudel voraetoaem Ich war damals ein schrecklicher Anasthase. Und sie war soaar hübsch! O Gott, oGotti Was sollte ich denn nur an fangen? Sie sah mich immer fragend an, und ich hätte meine Augen am liebsten in die Tasche stecken niöaen.. Sie räusperte sich, ich räusperte mich auch. Sie hustete, ich hustetie auch. Sie seufzte, und mir blieb der Seufzer in der Kehle stecken. Gnädiaer Gott, schicke doch ein Eisenbahnunaliich Ach, wie wohl wäre es mir unter brennenden Waaentriim mern gewesen! Aber nein, die furchtbare Wirklich leit blieb, ich saf; einer jungen, hübschen Dame allein aeaeniiber. Na, so kann es nicht weitere-eben Robert, sei ein Mann! Lischerlicht Du Xählst einfach bis drei, und dann schießt du los. Also: eins, zwei, drei . . .und ich schofi nicht los. Ich iiililte bis sieben, ich zählte die Schisenenrucke, ich zählte mein-en Puls-, ich zählte ihre Kleiderknöpfe, ich Iäblte überhaupt alles — aber herausb«knmmen that ich nichts, und ich brauchte doch nur einen Ansana, um dann wie ein Buch reden zu können. Da ein heftiaer Ruck des Waaens, und schnell, eh’ die Brandung wieder kehrt . . . »Speak English?« platzte ich mit Löwenstimme heraus. Nach und nach erholte sie sich von ihrem Schreck, sie hatte starke Nerven. ,,No Sir. Parla italiano?« »Ro. Taraf arabi?« fragte ich wie r. »No. Mowitsche popolsku?« fragte sie nun wieder. ,No· Parlezsvous francais?« fraate ich nun wieder. »Oui, monsieur.« Es war wieder sehr kühn von mir aewesen, sie zu fragen, ob sie franzö sisch könne. Denn ich konnte es selbst nicht. Das heißt, ich hatte französisch in der Schule gelernt, aber wie!, und zwei Drittel davon hab’ ich wieder Ver .en. Und sie konnte es auch nicht, sprach schauderhaft französisch, wenn auch nicht so schön schauderhast wie ich. Nun, wir .kauberwelschten los, wir unterhielten uns köstlich, klaaten über die Hitze, sprachen über das Wet ter, über Sonne, Mond und Sterne. Die Unterhaltung wurde auch geist reich. So fragte sie mich —doch dies erfuhr ich erst später —-wer der Er bauer des Labyrinthes fei, dessen Nut — nen noch in der Oase Fayum zu hen sein sollten, und ich glaubte imfkney sie frage, oh es wahr sei, daß der . neu-man dem gähnenden Motodile n den Rachen trdche, um ihm die Einge weide auszufressen, und ich verneinte dies ganz entschieden. Weiter erfuhr ich, daß sie eine polnische Kunstreiteriu sei, gewahrte aber meinen Jrrthumz keine Kunstreiterin, sondern eine Gou vernante. Wir kauderwelschten eine ganze Stunde zusammen. Ein Glück nur, daß mein französischer Lehrer nicht dabei war, er hätte sich zu Tode ge weint. Die pfeifende Lokomotive zeigt die Nähe von Medinet an, ein furchtbares Riitteln und Schättelm sämmtliche auf den Bänken tauernden Araber tugeln auf den Boden. »Herrcheses!" schreit meine Nach barin auf. »Donnerwettert« entfährt es mir gleichzeitig. Und dann sehen wir uns beide mit großen Augen an. »Donnerwetter?« wiederholt sie, und ,,Herrcheses?« ich in demselben Tone. »Sie sind doch nicht etwa ein Deut scher?« fährt sie auf deutsch fort. »Jawohi. Und Sie sind doch nicht etwa aus Sachsen?« »Nu allemal. Aus Leipzig.« »Und ich bin ja auch aus Leipzig!« ,,Herrcheses!« s Dieser charakteristische Ausruf, be gleitet von einem entsprechenden Au genausfchlag zum Himmel, war ihr letztes Wort gewesen, der Zug hielt, ein Kampf mit Koffern Und Hutschach teln, ein Herr empfing sie, sie fuhr mit ihren Hutschachteln in einer Ewi paqe davon, und ich schqu mich seit wärts in das nächste Haus, wo etwas Trintbares verzapst wurde. Vier Wochen später kehrte ich von den Ufern des Wüstensees nach dem vier Stunden entfernten Medinet zu rück, vor mir her einen Esel treibend, bepackt mit den Fellen meiner Jagd beste. Es war ein schönes, romantisches Jägerleben gewesen. Aber ach, ich war iein eleganter Sportsmonn mehr irn funkelniagelneuen Jagdtosiiim. Jch sgh herrlich aus: schwarzgebranni wie ein Neaer, zerlumpt wie ein Zigeuner, am Kinn lange Haare, und außerdem schläft man nicht ungestraft einmal eine Nacht unt-er einem Beduinenzelte. Wie ich in die tultivirte Gegend komme und die ersten Hütten des h-.k«-sts«-Lduslm-2 kni- misi Aieffnesrkon »up,-H·u-.»H,s·-« hole ich eine Dame ein, welche an jeder Hand ein Kind führt. Aha, das war ja meine polnische Gouvernantel Jch will mir einen Scherz machen, gebe meinem klugen Eselsithrer einen Wink, sich nicht hineinzurnischen, nähere mich leise von hinten und frage: ,,Speak Eiialisch?«« Sie dreht sich um und erkennt den verwitterten Esettreiber nicht wieder. »No·« —- ,.«liarla italiano?" ——,,No.« —- »Moivitsche popolsku?« »No.« -- ,,«1iarlez-voussrancais? Oder sind Sie vielleicht aus Leipzig?« »Herrcheses, das find Sie ja!« Nun war dec« Lachens kein Ende. Jch begleitete sie bis an die Grenze des europiiischen Viertels; wir sprachen iiber die Heimathstadt, kommentirten unsere frühere Unterhaltung. Jch er suhr, daß sie Gouvernante in Polen und in Italien gewesen sei und sich jetzt in Stellung bei ein-er italienischen Familie in IJZediiiet:el-Fahnin bsesände —— dann haben wir uns nie wieder gesehen. --s --.----,-», Jedem das Seine. Vater tzu seinen ach: stindern, bei einer Lanopartie): »So, Minder, jetzt genießt hier die frische-, gesunde Land lust! Ich aenieß’ indessen a paar Maß Bier un a Leberidurst!« In der Schule. Lehrer: »Nun, Fritz. wie sagt man denn, wenn Jemand zu Besuch tomint!« Fritz (schweigt). Lehrer: »Nun, ioenn Jemand zu Deinem Papa tomint, wag sagt denn da Dein Papa?« Fritz (fchnell): »Der sagt allemal: ich bin heute nicht bei Kasse-, kommen I« Sie ein andermal toieder«. Beweis »Meine Frau ist eine sehr kluge Frau.« »Wirtlich?« »Ja, ich niaa behaupten Und sagen, was ich mill, immer behält sie recht.« Basis-ist Frau A.: »Ich prediiae meiner Toch ter immer wieder nur das eine: Be scheidenheit ist eine Zier.« Frau B.: »Ja, darum ist sie auch gar so .ae«3iert.« Die billige Coptrpresse, « «.« Eine Schwiegermutter-: die einen gutes Eindruck macht. s