Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 07, 1902, Sonntags-Blatt, Image 12

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Pension Malepartu5.
ci- sws smccktt Geschichte von Eukemts von Kdletskclds
Halleotretm
(6. Ioetfe ung.)
«Sind Sie das ugust Fuchs sche
Themer tief sie dem Maine und
seiner Frau mit mitbet, überschrieener
Stimme entgegen.
»Waij Fuchs- , zu dienen —- dies
ist meine Frauk erwiderte der Meion »
mit einem Gesichte, als müsse et etwas j
recht schlecht Schnieckcndez hinunter-i
Weg-m » (
.Sehr nnoer.e.ini,«· war die gnädige
Versicherung ch bin Täter angemel
—- — iii meiis Fin. mer teitF
deTMit wem habe ich das Vergnü
geni«
»Ach so —- Sie hawtve mich noch
nie g'. ehens Miß Anaconda Puthonf -
erwiderte die Engländetin mit dem
psäizet D: aie(t.
Ah, ja wohl. Ihre Ankunft war
aber fiik heick nicht angemeldet, sonst
wäre der Hausdicnet aus dem Bahn
hos genesen-«
»Nein, ’S paschte mir grad’ heut’
und da hab' ich mir denkt, ’s ver
schlägt Jhne am End nix, wenn ich
heut« schon kommt«
.Dutchaus nicht — das Zimmer ist
bereit-«
.E scheen’s großes Zimmer mit
eneee Pysche, gelte Se?«
»Auch-e — jowohi, d h. der Toilet
tescheonk yet einen großen Spiegel als
Thür. Jch denke, er wird die eigent
liche, drehbcre Vsyche ersetzen ,,
»Ich glaabs schon — met muß sich
bloß von owe noch unie b sehe könne«
UUNL Zimmer ifcht hibsch groß?«
.Jch denke, Sie werden zufrieden
seia.«
»Hu nu, s ischi eeecht so. Helfe Die
mit jetzt aus fellere Schäs ’naus un
dann könne mer ans Ablade gehe!«
Miß Anaeonda Pyihon hüpfte et
" ums fehnnkkfillia ans Um Mem-n nnd
begann, unbekümmert um die Zu
schauer auf der Veranda höchstselbft
das Abprotzen ihres Gepäckes zu inm
mandiren. Der Fuhrmann des Roll
wsagens wurde durch Verheißeng ei
nes Tritt-holdes zur Hülfe iin Otto
gewonnen und so wurden erst dies-kos
fer und dann die Huifchachteln nach
osben befördert.
»Jetzt bringe Sie mir ielle Kiicht
tauf,« kommanditte Miß Pyihon,
nachdem dies geschehen. »Schiebe Sie
sie such-P e Eckle vor und fasse Sie
dann beid zn gleicher Zeit an. Die
Mfchk dürfe Sie beileibe nicht schüttle
—- der Inhalt verträgt’s nit und
wenn was dran pafsikt,s«derllage ich
Sie auf Schadeersatil 's befcht wäre,
wenn noch zwei die Kischt in der Mitte
thäte auf die Achfle lade —- einer will
ich fein, wer hilft nachf«
Na, wer hale Der arme Major
natürlich, der als Pendant für seine
Xrbenpriichtige Gastin mit krummem
iicken, die Kiste auf der linten Schul
ter, die Treppe emporteuchte und sich
felbft dabei nach Jericho wünschte, wo
keine Katze ihm dergleichen zumutben
würde.
» Unten’wieder angelangt wurde er
von seinen anderen Gästen umringt.
«Sag:—n Sie mal bloß, Herr Ma
jor, wer ist denn diese drollige Per
son«-' Woher kommt sie? Was ist
stei«
»Ja, meine Herrschaften, wie kann
ich das wissen? Sie heißt oder schreibt
sich wenigstens Miß Anaconda Py
thon, kommt aus hamburg, von wo
sie sich angemeldet nnd nennt sich
«Dvmpteufe.« Meine Frau behauptet
aberö daß das»Schlai»miihe« bedeutet.«
h-- L--·-« —---c- Mo III-Fo
lachend, »eine Dornpteuse ist eine
ThierdändigerinR
,,,Ach machen Sie keine schlechten
Witze,« rief der Major im ersten
Schreck·
»Ja freilich, Herr Assessor hat ganz
recht,« bestätigte Excellenz Xanten und
herr Bachleitner lachte, daß er sich
setzen mußte. Eigentlich war auch das
Gesicht des Majors ein Tableau, als-er
Herrn Bachleitners Lachen brachte ihn
doch sehr auf; zum drittenmal am
heutigen Tage!
Nicht nur darum, sondern über
haupt kam der Major um das erbosste
Nachmittagsschliifchem denn gerade
war er einer beabsichtigten Attacke des
Sachsen durch eine kühne Schwenkung
nach seinem Privatzimmer entgangen,
als ein lauter Schrei aus Fräulein
von Mardisss Kehle ihn veranlaßte
sich umsulehem
»Nein, was half ich mich erschro
cken,« zeterte die Dame weiter, der der
Schreck zum Glück nicht die Sprache
geraubt und in der That war es eine
sonderbare Gestalt, die urplöslickh wie
aus der Erde gewachsen m.tten in der
halle stand, die Gestalt eines Mannes
wes-wa uß Länge, bekleidet
, · : werden« schwarzen
, - Wen Kapuze er
. unten Tom O'
« Ek- krs ter: Kopf gezogen
el phautcfttlch
trägst-M eine bester-ten
« nqu Wi« a- u« diese-bit
- ; r es n -
"" M biett er einen mächti
· « - s W M Nimm
via-« Mein-ew
blasses, nichtm ehr ganz junges Ge
jicht mit lohlchwarzen Augen und noch
lodlschwiirzerem Mephistobart hervor.
Der Major selbst prallte beim An
blick dieser Erscheinung unwillkürlich
zurück —- aus das Zetergeschrei Fräu
lein von Mardiffs folgte eine Pause
mit Todtenstille und dann brach der
Sachsc den Bann.
«Weeß Knehbchen,« sagte er, «Sie
machen mich ganz neidisch mit ihrem
Gostimr. Für welche Gummiwaaren
fabrit reesen Sie denn als lebend’ge
Rellame?«
Da streckte der Fremde den Regen
schirm aus und pickte damit herrn
Frosch aus den Ma en. .
«Sind Sie der irth?" fragte er
langsam und schleppend. «
nlbeeren Sie, Sie, thun Sie mir
den eenzigen Gefallen —- ich bin Sie
nämlich schrecklich liylich,« schrie der
Sachse auf.
Da legte der Fremde die Spike sei
nes Regenschirms auf die Schulter des
herrn Frosch.
»Sind Sie der Wirtb?« wiederholte
»Der hin ich,« trat nun der Major
vor, der sich von seiner Ueberraschung
etwas erholt hatte.
»Ah —- sehr angemme sagte der
Fremde und gab Herrn Frosch mit sei
nem Regenschirm einen Klaps. »Wa
rum hab-en Si: nicht gleich gesagt, daf;
Sie der Wirth nicht sind.'«
»heeren Sie, dazu hamm’ Sie mich
ja überhaupt gar nicht grmmen las
sen« dem-bri- berr Imka auf doch
ck
die Regenfchirmspitze tlappfte noch ein
mal auf seine Schulter.
»Pscht! Da Sie der Wirth nicht
sind, warum reden Sie überhaupt?«
»Na, do hört sich doch überhaupt die
Naturgeschichte auf —- das geht Sie
schon egal über’s Bohnenlied,« tollerte
Herr Frosch empört. »Man wird
doch wohl hier noch’s Maul aufmachen
derfen!«
»Pfcht!« machte der Fremde noch
einmal und richtete dann seine Regen
schirmfpitze auf die Brust des Ma
iors. »Mir gefällt die Gegend, das
Haus und die Lage. Jch habe Lust,
hier einige Zeit zu bleiben. Wie sind
die tlimatischen Verhältnisse?«
.O. ich hoffe doch- tschi günstig-«
erwiderte der Major.
»Ich hoffe ist keine Antwort,« be
hauptete der Fremde. dem Regenschirm
eine treisförmiae Beweguna gebend.
«Zeigen Sie mir die Statistik der Re
gentage·«
«Bedaure, hab’ ich nicht," entgegne
te der Major. die Regenfchirmspitze.
festhaltend.
»Hab« ich nicht!« wiederholte der
Fremde. »Stetg die alte Leie , über
all dieselbe sträfliche Vernachlässigung «
dr Gemeininteressen! Prozentsatz der
Regentage in Waldgegenden mut-« doch
erheblich größer sein als an baumar
men Orten, wie?«
»Ich betenne meine Unwissenheit,«
erwiderte der Major ärgerlich im
Kampfe mit der Regenfchirmfpitze.
»Malepartus ist Fremde-spension und
keine meteorologiiche Station. We
nigstens bis heute nicht. Wenn Sie
sich aber hier des vernachlässigten Fa
ches annehmen wollen« so soll's mir
recht feint«
«Werde ich!« sagte der Fremde, den
Negenfchirm zur Ruhe fedend. »Zim
mer« nach Wetterfeite frei?'s«
Der Major zuckte mit den Achseln.
»Der Hausdcener wird Jhnen die
Raume zeigen,« sagte er. Bis dahin
hatte er sich fiir verpflichtet gehalten,
seinen Gästen selbst ihre Zimmer zu
ssdm »K» wksm dies-Z Ersten-lett
setzte sich der Gentleman in ihm zur
Wehr.
»Gut, werde sehen,« meinte der
Fremde und schickte sich an, dem aus
ein Klingelsignal derbeistiirzendenOtto i
zu solgen, doch am Fuß der Treppe
wurde er von Fräulein von Mardiss
ausgesangen, die schon durch allerlei t
stumme Zeichen kund gethan, daß sie !
etwas aus dem Herzen hatte. »
»Mein Herr,« sagte sie, »ich darss
nicht länger schweigen, es wäre ein.
Verbrechen, wenn ich Jhnen nicht saa- «
te, was ich saaen musi! Diese Sachen,
die Sie hier tragen, sind ja so schreck
lich ungseund. Denken Sie doch nur,
dasi der Gummi die dem Körper so
nothwendige Ausdünstung verhindert,
die Transpiration schlägt zurück und
tödtet den Menschen. Jm Namen der
Menschlichkeit slekge ich Sie an: legen
Sie wenigstens diesen Mantel abt«
Der Fremde sah mit gesenktem Ko
pse und über dem Regenschirm ge
kreuzten Händen aus Fräulein von
Marviss herab, die in edlem Eifer
glühte.
»Madame,« sagte er nach einer lan
gen Pause, »Sie haben Ihre Taille
schief zugeknöost!«
Sprach’t nnd folgte dem voraus
schreitenden Otto in wittdeoollem
Tempo die Treppe hinaus, einen inten
siven Gnmmrgeruch zurüetlassend
Fräuiein von Mardisks stige aber
wäan eine Studte site einen Physiog
nokncter gewesen —- nicht wes-n der
schtes zugetnöpsten Taillee, denn diese
war eine sehsteliende Institution ihres
.—-,--.---..-·--sp-.«.-.---sp.-.- -—-—- -. .- — --- -«.--»
Dasein-: sie war einfach nicht im»
Stande, die Reihenfolge von Haien
sund Oefen, Knispfen und Knopflochern
einzuhalten und hatte die Versuche Zur
Reinedur dieser Charaktereigenthiim
lichteit längst ausgegeben. Dazu sam,
das-; die meisten Leute aus wohlwollen
den oder hoehaften Gründen es sich
» nicht versagen konnten, sie auf den De
sett aufmerksam zu machen. Folglich
war es nicht die Wirkung, sondern die
Ursache ihrer verfehlten humanen At
:tacke, die sie sozusaaen aus den Pfro
; psen setzte, und das Nächste war, daß
; sie sich verpflichtet fiihite, Ertliirunxjen s
iabzuaedem Da aber der Major, den
! sie als den hausherrn dazu erkor, sich
mit der Schnelliaieit eines Ast-italiä
- fees in fein Bureau rettete. so stürzte
sie sich auf Herrn Frosch.
Der Maer aber schan zunächst im
Bureau ärgerlich nach einem Drum
tner, der dieses Lokal zu seinem musi
talischen Uebungen ausertoren hatte,
und setzte sich dann seufzend an seinen
Schreibtisch. auf dem ein vor vierund
zwanzig Stunden hegonnener Ge
schöftsbrief lag, der eigentlich seit
achtundvierzig Stunden in den Hän
den des Adrefsaten fein sollte, aber
wegen ständiger Behinderung des
Schreibers leider über-Datum und
Anrede noch nicht weit gediehen war.
Das Pflichtgefühl trieb also den Ma
jor dazu, erst den Brief fertig zu ma
chen, und nachdem er die Feder gäh
; nend dazu in die Tinte aetaucht, dachte
;er über den gestern abgerissenen An
schluß nach. Aber er hatte die Rech
»nung ohne den Brummer gemacht, in
itvelchem sich alle die diaholischen Ei
igenschaften seiner Sivve vereint zu
shaden schienen. denn taum war der
; Faden des Brieer wiedergefunden,
Hals das satanifche Jnseit auch seinel
IiAttacken beaann und mit höchst ner- J
denbeunruhiaendem Summen seine s
EKreife um den Kon des Majors zog ;
und durch rhythmisch wiederholtes i
Anpraßen an Stirn-, Vase und Wan- I
ae des Schreibers, denen Hufrano zu
einem unerträglichen machte. Jhnen
t zunerufene Jnjurien aeben betanntlich
x an Brummern spurlos vorüber, direk
jten Angriffen wissen sie sich mit ge
fradezu erftaunlicher Gewandtheit zu
tentziehem um, wenn sie ihr Opfer to
tal demoralisirt haben, an der Zim
merdecke ihr Concert mit Ungefchwäch
ten Kräften fortzusetzen. bis sich Ge
legenheit zu erneuten Attacken bietet.
Bei dem armen Maer hatte der
’Brummer aber oorwea gewonnenes
Spiel, denn schon nach den erften fiinf
Minuten sprang er auf und begann
unter Entfaltung eines höchft ansehn
lichen Reaifters erlesener Schirm-fre
den dem Störer feiner Ruh-: nachzu
ftellen, natürlich ohne Erfolg, dennsein
zorniaer Mensch iit einem in Seelen
ruhe einberfumrnenden Brummer nie
überlegn. Und während nun der Ma
jor zornroth wie ein Zinshahn in fei
nem Zimmer einherfprana und mit
dem Tafchentuche nach diefem Aus
wuchs der Schöpfuna schluck, klopfte es
an der Thür, was der Maior in der
hitze der Verfolauna feines Feindes
aber nicht hörte. Nachdem es noch
einmal aellooft. fteckte dann der Affefi
for den Kon zur Ihiir herein.
«Entfchuldigen Sie,« begann er,
»ich habe mal fraaen wollen, ob Sie
vielleicht Briefmarlen haben —- nee
doch, was treiben Sie denn da?« un
terbrach er sich, feinen erhitzten Wirth
erstaunt betrachtend.
»Ach, nichts —- habe bloß fo ’nen
elenden Brummer aejaat. der mich im
Schreiben siörte,'« mußte der Maior zu
feinem innerlichen Grimm auch die
unwiirdiae Situation erklären·
»Brummer?« fraate der Assessor
interefsirt· »Aber Mannchen, aegen
fo ’n Bieft richten Sie mit ’m bloßen
Schnupftuch doch jar nifcht aus —-«
»Herrrr —- daZ fehe ich!« schrie der
Major, tnirfchensd vor Muth
»Jar nifcht aus,« fuhr der Affessor
unbeirrt fort. »Den Brummer muß
man fchiefzen, eher aiebt’3 keine Bub'
vor den Satanaffen. Warten Sie
man —- ich hole mir blon meinen Te
fchin — die Plaae fallen Sie bald los
ieini«
Und ehe der-Major, den dies unge
wöhnliche Mittel gegen einen Drum
m Mk den Moment sprachlos ges
macht hatte, den Mund zur Abwehr
austhun lonnte, war der Assessor auch
schon draußen und in unglaublich tur
zee Zeit, gefolgt von Schnieste, wieder
zurück, bewassnet mit seinem Mithin-.
gewebt. .
»Aber —- Sie werden doch nicht im
Ernst —« begann der Majot nun
wirklich beuneubiat
»Bewäbrtes Mittel —- ,schon ost
probitt,« entgegnete der Assessot im
schönsten Jäaereiser. »Niedere Jaqd
’ö ist wahr. aber wenn man keine bö
here hat — »Besser wie nichiS,« sagte
Schnabel, als er nach siundenlangem
Angeln einen Frosch sung. Wo ist
denn das Satansvieb? Dort aus dem
Bilde? Fortjagen aus günstigere
Jagdgriinde —- Zimmetdecle, Jordine,
Fensterscheibr. Fensterscheibe ist das
besie, günstiaste Zielterrain Nun
treiben Sie mal an. here Majori«
«Aber, womit —«
«Schnupstuch!« -
»Nein, ich meine, womit Sie schie- »
sen wollen?« — !
»Joti, ’n Teschinpatriinchen genügt ;
site so ’n Vieh. Treiben Sie, herr:
Major, treiben Sie das Wild, lappen -
SIA ein fiir ’n «uten Vlattschuß!«
drängte der Asse or, neben dem »
Schnieste mit hechelnber Zunge und
glühenden Augen stand, bereit, das
erle te Wild zu apporiiren oder es zu »
ver llen. » «
Der Mater »,,teieb« wirklich dass
Bin-. Auge-vorsprich- Situation-pl
lwirken etseischend der längst in ihm v
eingeschla ene Jäger erwachte in ihm. .
das eigent iiinliche Wild reiste ihn und
das Bissel us roch höchstens schlecht.
Außerdem giedt’j eine Sorte von
Blödsinn. die selbst den Ernstesten zum
Mitthung reizt —- turz, der Mast
that mit. Er trieb den derurtheilten
Brumtnee mit Taschentuchwedeln und
Hollarusen im ganzen Zimmer umher,
von Platz zu Platz, von Gegenstand
zu Gegenstand, lang-e obne Resultat,
bis er endlich mit einem dumpsen
Knall on die Fensterscheibe anvralltr.
In diesem erhabenen Moment drückte »
der Assessor los, Schniesle stieß ein oh
renzetreißendeö Geheul aus und stütz
te sich aus das Fenster-, dessen Scheibe
llirkend nach außen in’s grüne Gras
fiel, denn Schüsse sind nicht nur gut
gegen Brumkner, sondern auch gegen
Glasscheibem die ihnen gar nicht wi
derstehen können.
»Na, den hätten wir,«' sagte der
Assessor zufrieden. »Man tann sa;
nicht constatiren, daß das Wild erlegt
ist, aber es doch anzunehmen Jeden
sulls ist der Brummer ’eaus und wenn
Sie jetzt die Güte haben wollen, mir
l
l
lJ
sür sünf Dittchen Bkiesmarten zu ver- »
tausen, dann will ich mich auch wieder ;
drücken.«
lhochroth von det Anstrengung im
Gesicht, pustend und schnaubend von
der eigenartigen Bewegung gab der
Major dein glücklichen Jäger die der
langten Briesmatlen, woraus der As
l
;
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l
l
!
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!
sessot dem vergeblich nacht dem ge-:
su ten Wild winselnd schnüsselnden
S niifte energisch psiss und der Herr
von Matepartus war wieder auein und
betrachtete sich consternirt seine zer
triimmerte Fenster-scheide. Maus war
der Brummer —- so viel war richtig.
Das war ja schon etwas, aber trotz
dem blieb die Geschichte doch so un
glaublich thöticht Natürlich von dem
Assessor, denn was blieb ihm, dem
Major, denn andres übrig, als freund
lich lächelnd zuzusetzen, wenn seine
Gäste nach Brummern schossen, und
er mußte noch dantbar sein, wenn
dabei nicht Spiegel, Lampen und an
dere Dinge den Weg alles erischen
gingen. Und während er so stand
und die Trümmer seiner Scheibe be
trachtete, erschien Frau Thussi. die
den nsiall gehört und ihrem Gatten
ihre Bedenken mittheilen wolle über
die Zuläsiiateit oder Unrulässiateit
schießender Gäste. »Na, hin ist hin,«
hörte sie ihn in seiner durch künst
liche Entrüstung schlecht mastirten
Verlegenheit über seinen Antheil an
der schwarzen That. »Ich werde Otto
gleich zum Glaser schicken, und du,
August, leg’ dich dann ein bissel schla
fen, ja? DenBries da werde ich
schon selber schreiben. Du siehst ja
ganz abrabietscht aust«
Der Major sah seine bessere hälste
dankbar an und wollte eben ihrem ver
nünftigen Rath solaen, als der Frem
de itkt Gurnmi im Bureau erschien,
plötzlich, unversehens, wie aus der
Erde gewachsen, genau wie vorhin in
der halle. Er deutete mit seinem Re
genschirtn aus den Major.
»Was baden Sie da aemachti Wa
rum sind Sie so erbitrt?« fragte er
strena. - "
Der Meior sshnavpte nach Luft,
denn die Grenze seiner Fähigkeit des
Ertragens schien erreicht. Frau
Thussi aber erarifs die Spitze des Re
genschirms und dir·airte sie nach der
Nicht-ins der zertrümmerten Fenster
scheide.
»Amt« saate der Fremde, diese
stumme Sprache verstehend. »Thut
nichts. Passirt in besten Familien !'·
»Den s—« rana es iich von den Liv
ven des Maiors. ..Wollen 7Sie mir
seht saaen s—'
.Ob ich Zimmer aesehen? Ja. No.
24 pasit mir. Mansarde. Aber einziges
Lokal nach Wetterseite. Beareisen?«
»Nee,« sagte derMajot plötzlich ganz
ruhig. »Aber das thut nichts zur Sa
che. Jch sehe ein« daß man als Pen
sionshalter mit tolotsal geringem Be
grisssvermögen austomrnen kann. Also
Ro. 24. haben Sie Gepäck bei sich
oder soll Otto es von der Bahn abho
len?"
»Im »Baren«, torriairte der Frem
de. »Hal« dort qenächtiat und mir
Malepartus erst angesehen. Bleibe
gleich dier.«
»Schön.« erwiderte der Major.
»Wean Namen darf ich der Polizei
melden?"
»Erwin Prinz von Söllingen,« war
die promvte Antwort.
Der Major verbeugte sich.
»Seht angenehm. »Aber wollen
Durchlgucht nicht doch vielleicht ein bef
feres Zimmer —«
»No. 24 einziges Lokal nach Wetter
seite,« erwiderte der in jeder Beziehung
»hode« Gast, den Reaenlchirm hoch he
bend. »Meteoroloailche Beobachtun
gen. Eriorlchuna des Waldranons we
gen Prozentsaß der Regentage u. l. w.
Werde jetzt Kassee trinken. Guten
Morgen·«
Sprach's und aina. Als er heraus
war, laden sich Maiorz an.
»hm,« nahm Frau Thulsi das
Wort. »Ein Prin« wäre ja sonst eine
ganz nette Empfehlung für unlere
Pension. Aber die den meisten fürli
lichen Perlönlichteiten eigene verbind
liche Liebenswiirdiateit der Formen
hat d e e eigentlich nun nicht —«
«Doch,« erklärte der Major. »Er hat
eben zum erstenmal »Guten Morgen«
gesagt. Das ilt in Anbetracht der vier
ten Nachmittaaiftnnde allei, was man
verlangen tann.« ,
Das Abendlsrod des heutiaen Tages
wurde zum Ereigniß durch dte Anwe
senheit der Dompteuse, die zu einem
weißen Wolltleide eine rosaleidene
Bluse angelegt hatte. welche mit ihren
veangeaelben Haaren eine eigenthiimi
liche Farhenorgie bildete. Im übrigen
verhielt sich die gar nicht häßliche Per
sönlichkeit sehr still und antwortete auf
einige Anreden dee Asiessors nur iebr
einsilbi ; entschieden zum Vortheil
ihres sammteindrucls. wie der Ma
jor dachte, der doch schon Proben ihrer
Redelunst hatte, vor deren Wiederho
lung ihm eine Gönsehaut überlief. Die
zweite Attraltion war der Grimmi
Iriße, wie der Maer in seinem Jn
nern den Pein-ten respektlos nannte.
Dieser interessante Mensch mit dem
blassen Gesichte und dem Mephisto
barte hatte zum Gliiel seine Grimmi
hiille abgelegt und war vaiiir in einem
weißen Ilanellanzuae erschienen, den
ein rosa Hund rnit vitu Kragen und
Manichetten —- ein Triumph der
Glanzplötterei —- anmuthig belebte,
welcher Effekt entschieden noch durch
rothe Saffianpantvifeln, die er anzu
legen siir gut befunden hatte, erhöht
wurde.
»Mit-e in meinem ganzen Leben
nicht gehört, daß es Prinzen vvn Söl
lingen giebt,'« tuschelte Frau von Wie
land Frau von Moschelioitz zu. »Mus;
irgend eine Seitenlinie einer sitt-deut
schen Jürsienfamilie zweiter Ordnung
etn.«
»Bitte,« fiel hier Frau Stolle ein«
»der Prinz hat sich eine halbe Stunde
vor de»m Abendbrvd mit mir unterhal
l(ll- TUI IclJl sclllcl Ucllå
»Na. ich danle -—— dann muß er sa
ein netter Rüpel sein,« brummte Frau
von Wieland ziemlich deutlich vor sich
hin, und, merkwürdig! sie ging gar
mit dieser Aussassung schlafen, denn
der Prinz hatte sich ihr nicht vorstellen
lassen und sich ihrer Ansicht nach mehr
als selbst siir einen Löwen der Gesell
schaft heutzutage erlaubt ist, nach dem
Souper im Salon berumgerätelt und
nur immerzu Dora Xanten mit seinen
Blicken »verschlungen«. Die Art und
Weise, wie er das that, wurde von den
Damen Wieland und Moschelwitz
unisono und main-ais Kam-c erklärt
und vonMargot Schramm auch, aber
von einem andern, eaoistischeren
Standpunkt aus, denn diese liebe inn
ge Dame war sehr empört, daß der
Prinz s«.e unbeachtet liest und nur Au
gen siir die »lumpige Excellenztochter«
hatte, oie »ihre Kleider selbst machte«.
Daß besagte lumpiae Errellenzentoch
ter aber den halben Nachmittag ge
duldig dabeigestanden und ihren,Mar
gots, ersten Radelversuchen zugeschaut
und am Vormittag schon persönlich
die Bloomerg vollendet, mit denen die
Schneiderin, die solches Kleidungöstiick
noch nie in den Fingern gehabt. nicht
zustande lam, das siel bei diesem hol
den Wesen gar nicht ins Gewicht. weil
um Margot Schramm ia doch siir die
Welt Verpflichtung war.
(Fortsetzung solgt.)
— W
faeisee Proletariat-new
Marcelle Perrin, das junge Mäd
chen, welches kürzlich in Paris von
ihrem Verehrer aus Eifersucht getöd
tet und mit einer Bisitentarte aus
dem durchschnittenen Halse in der
Avenue de Clichh gesunden wurde,
war ein »Mannequin«, wie die Pa
riser sagen, ein Gelbstern, wie es im
Berliner Dialett heißt. Jhr tragi
sches Ende hat in der Rue de la Pair,
dem Garten der Pariser Eleganz, eine
tiese Erregung hervorgerufen. Es
giebt Probirmamsellen aus der gan
zen Welt, nirgends aber hat sich die
ser Stand so eigenartig entwickelt,
wie in Paris-. Gleichgiltig, sast wie
ein lebloses Wesen betrachtet man ost
in anderen Städten diese hübschen
Dämchen, welche ein Stück moderner
Aesthetit repräsentiren. Jn Paris
gelten die Mannequins als die Miste
iratie in der Conseciionsbranche, und
die schönsten unter ihnen sind Be
rühmtheiten, von denen man ebenso
viel spricht, wie von den Sternen des
Ballets. Jhre Kunst erscheint aus den
ersten Blick evan sehe kinfnehs sie be
steht darin, Costiime anzulegen nnd
rvrzusiihren. Und doch ist es eine
heiile und schwierige Sache, die nur
wenigen gelingt. Erlernen läßt sie
sich überhaupt nicht: man muß zum
Mannequin geboren sein, wie man
als Dichter oder Maler zur Welt
kommt.
Fast immer weist sie einen interes
santen Typus aus. Man sragi sie
nicht nach ihrem Uriprnnge; die Da
men, die sie bewundern, wissen es,
dasz diese lebende Siaiue eines Mor
gens vom Gipfel des Montmartre
herabgestieaen sei, um im Tempel der
Rue de la Pair den Plan einzuneh
men, der ihr gehühri. Das einsachste
Kleid erscheint aus ihr wie eine fürst
liche Toiletie; jedem Stoff, der, noch
nichi zugeschnitten, aus ihr drapirt
wird, haucht sie Leben und Grazie
ein. Die Ausnahmestellung des
Mannequins fällt jedem Besucher der
roszen Pariser Consectionsgeschiisie
fosort aus.
Jn ergötlicher Weise schildert ein
Pariser Jnierviewer die Feierlichieit
und das Selbstbewnßtsein der Man
nequins. Er hatte die Absicht, einen
der herren der Pariser Mode iiher
den amerilanischen Tolletten - Trust
zu besteigen. Man siihrte ihn in ei
nen großen, hlantapezirten Satan.
Nach einer Weile erschienen drei Da
men von überraschender Schönheit
Noch iiherraschender aber war die
Verschieden it ihres Ausputzet
Während de eine ein seideneö Mor
aennegligoe trug, prangte die zweite
in einer deevlletirten Balltpilette, die
dritte in einem Phantasiecostilm aus
..-—.-»-.—«-. »I——-. ..H —,— L-. - .—
Sammet. Ohne ein Wort zu spre
chen, stellten sich die Damen wie drei
Grazien oor dem erstaunten Journa
listen aus und blickten ihn stolz an
Der Jnterviewer, welcher nicht wußte,
was diese stolzen Schönen in dem
merkwürdigen Auszug beabsichtigten,
bat die Damen — da ein Journalist «
bekanntlich niemals in Berlegenheit
kommt — sreundlichst, Plop zu neh
men. Veriichtlich erwiderten sie ihm
daraus, dasz sie sich niemals senten!
Erst das Eintreten des Chess machte
diesem Mißverständnis ein Ende.
»Wissen Sie denn nicht, meine Do
men«, — ries dieser ihnen zu -—— »daß
die Fürstin Sie im rothen Solon er
wartet?«
—-—-.--.—-—
Boten der Lust.
Wenn man Von den Briestauben
als den Boten der Luft spricht, so
llingt das ein wenig gesucht und nach
Romanphrase, indessen bezeichnet ge
rade dieser Ausdruck am besten die
Thätigteit dieser Hilsswertzeuge, mit
denen man wichtige Verbindungen
herstellen kann. Wir brauchen nur an
die oorjährigen Versuche mit Brief
tauben aus den transatlantischen
Dampsern zu erinnern, die ausge
zeichnete Resultate ergaben. Ein noch
weiter gehendes Unternehmen wird
jetzt seitens der wissenschaftlichen Ge
sellschaften in Algier und Marseille
mit Unterstützung des algeriichen
Gouvernements und der Milliarde
hörden geplant. Es handelt sich da
bei um nichts weniger, als mittels
Briestauben regelmäßige Verbindun
gen zwischen Timbnttu Jnschalah,
tckltcth Wunsch uns Lug-Un Unzu
stellen. Die Taubenziichxervereine
Frankreichs und besonders von Mar
Ieille werden sich dabei betheiligen
Die Tauben werden abgerichtet,
und der ganze Dienst ist dem Starter
der genannten Vereine, Raubin, un
terstellt. Der zririictzuleaende Weg
beträgt in der Lustlinie von Tim
buttu bis Alaier 1500 Meilen, der
von Algier bis Marseille 500 Mei
len. Jm Durchschnitt variirt die Ge
schwindiateit der Briestauben zwi
schen Its-M Meilen in der Stunde,
indessen kann sie bei günstigem Wet
ter, wenn der Wind nicht entgegen
steht, oder wenn er gar von hinten
tornint, auf mehr alt-« GO Meilen in
der Stunde ansteiaen Die längste
Strecke, welche bisher, soweit bekannt,
eine Brieftaube zuriictlegie, war die
vom Charlesste in Louisiana nach
Philadelphia; sie beträgt cirea 1200
Meilen und wurde in 16Tagen durch
slogen Den schnellsten Flug führte
eine Taube des Mr. Whatten vor
zwei Jahren aus, als sie siir lot-Mei
len nur 1 Stunde und 29 Minuten
brauchte; das ist schon Sturmge
schwindigteit.
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Alles schon vasewefem
Die inhtenifche Dochcultur, die in
Kreta zwischen 1500 und 1000 vor
Christus blühte, tannte bereits Stier
fechterinnen. Mr. anns bat im Juni
dieses Jahres im Palast von Knosos
ein Wandaemälde reconstruiren tön
nen, aus dem ein Stieraesecht mit
weiblichen Toreadors fiaurirt. Also
»Alles schon daaeivesen!« Die Stier
fechterinnen haben dernenalischen Ge
lehrten auch noch einen neuen Beweis
für seine Jdentificiruna des Palastes
von Knosos mit dem faaenhasten tre
tischen Labyrinth der Theseussaae ac
liesert. Nicht allein, dasi das unge
heure Gebäude, in dem Saal auf
Saal, Zimmer auf Zimmer, Gana auf
Gang über unzählian unterirdischen
Räumen sieh hinzoaem die Vorstellung
eines unentrinnbaren »Labhrinths« er
wecken tonnte, daß die Gemmen und
Sieael aus Knosos den in seiner
oberen Hälfte als Stier gebildeten
Minotaurus aufweisen. nicht allein
daß man in der letzten Kampaane
Wanddetorationen ausgedeckt hat, die,
aus Jeraänaen und eomdlicirten Mä
andern bestehend, die Protothpe zu den
»Labhrinthen« auf den späteren Mün
zen von Knosos bilden, sondern es ist
auch nicht zu bezweifeln, daß die zahl
reichen Stierbilder an den Wänden
und die Seenen, die den Kampf männ
licher und, wie die neuesten Funde zei
gen, auch weiblicher Toreadors mit
dem Stier schildern, der Saae von den
aefangenen und dem Minotaurus
überlieferten athenischen Jünalinaen
und Jungfrauen zur dramatischen
Entwickelung verholfen haben
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Die Stimmen der Tod-eu.
Unter den vielen Raritiiten. die im
Besitze des amerilaniichen Ersinders
Edison sind, ist vielleicht die merk
würdigste und seltenste eine Scha:ulle,
.deren Jnhalt eine Anzahl Wachs-sy
linder bildet, auf denen die Stimmen
von vielen todten, einst hervorragen
den Petiönlichteiten eingegraben sind.
Diese interessante Sammlung ver
dankt Edison seinem Freunde Gou
raud, der mit dem damals neuersuni
denen Phonoaraphen eine Tour um
die Erde unternahm und viele der da
maligen großen Leute veranlaßte,
ihre Stimme unsterblich zu machen.
Nach seiner Rücktehr verehrte er die
unbezahlbare Sammlung seinem
Freunde Edison. Kaiserin Friedrich,
Gladstone, Kadinal Manning, die
englischen Dichter Browning und
Vnnnsom sowie König dumbert und
General Boulanger sprechen aus die
sen Cylindern wiedr zu uns, als be
siitzen sie noch ihre volle Lebensluft