« OurTr Saß. Slizge von Paul Otlar Böcken Eine Schönheit war der Rittnieister watkrhaftig nicht. Zu Pserde und von Weitem, da ging er allenfalls noch an; aber in der Nähe wirkte seine Nase gerade verbitt-send Spott vdllige meinten, es sei wahrscheinlich überhaupt leine Nase, sondern das Modell einer überseeischen Ins-lim frucht, oie die Schöpfungsgeschichte ei gens- siir den Rittmeister Saß refer viri hatte. Heinrich Saß hatte von Kindheit aus darunter zn leiden gehabt. Die betrüblichste Folge seines allzu charakteristischen Gesichtsichmuaes war die: als er als Aoantageur in’s Heer eintreten wollte, sträubte sich das erste halbe Dutzend Regimentsloms mandeure ganz energisch, ihn einzu stellen. Der iebente, der sich seiner et barmte, atte die Wahl nicht zu be reuen. enn der Junker Saß ward ein schneidiger Reiter, ein kluger Os fizier und ein dorziiglicher Kamerad. Allmählich trug auch der erstaun liche Haarwuchs seines Schnurrbartes dazu bei, das Ungethiim von Nase zu daralysirem Dieser Schnurrbart war suchsroth, mächtig, ein Witzbold meinte ,.iiberle benscroß«. Saß hatte unbedingt etwas Mar tialisches durch seinen Schnurrbart bekommen. Nur seine Augen paßten nicht recht dazu. Es waren kleine, vergißmeinnichi blaue, fast wimperlose, gutmiithige Aeuglein. Eine ganze Seele lag darin. Ich saae: eine Seele. denn Saß war, schlecht und recht gesagt, ein Ju wel von einem Manne. Seitdem er beim Regiment stand, bewohnte er dasselbe kleine Quartier in der Schulftraßr. Es war eine stille Gegend, die Wohnung selbst, zwei Zimmer und Zubehöe tm Erd geschosi, recht altmodifch, aber aemiith: lich. Und elend einsam fühlte er sich doch manchmal in seiner stillen Junggesellenbude. eden Morgen kniete aber da seit eintaer Zeit einer der kleinen weib lichen A--B-C-Schiitzen vor ihm, die seit Michaelis die höhere Töchter-schale befuchten Es war ein pausbackiges Mädel von sieben Jahren in rothern Män telchen und rothem Häkchen. Sie sah von Weitem aus« wie ein kleiner Fliegenei-ih. Einmal kam sie in Begleitung einer eleganten Dame vorbei. Da fuhr er rasch in die Höhe und grüßte verbind lich, denn er erkannte die Frau des Landraths. Der Fliegenpilz war ihre kleine Poldi. · Als Poldi von Druhsen das nächste Mal knixte. bekam sie von Saß eine kleine Tüte mit Bonbonz zugeworfen, die sie in ihrem rothen Schätzchen aussanaen mußte. Er war auf einem Wohlthätigkeitshazar in den Besitz einer unendlichen Menge von Süßig keiten gelangt Die Bonbons schienen übriqens recht schmackhaft zu sein, denn Poldi kam anderen Taas von zwei gleichge kleideten, auffallend ähnlichen Mädels slankirt vorbei. Alle Drei tnixten und lächelten verschäml-erwartungsooll. »Das sind wohl Deine Freundin nen, PoldiWffragte er den Fliegen ilz. »Fa, das sind die Zwillinge.« »b, die Zwillinge. — Kann euch denn die Lehrerin voneinander unter scheiden, ihr Zwillinqu Sie lichertem »Aber Onkel Saß,« saate Poldi wichtia »das ist doch die Enimi und das die Luise.« Heute betanien sie alle drei Bon bona Natiirlich sprach sichs in der IXb bald herum, welch’ generöse Bekannt chast die Poldi oon Druhsen besaß. nd auf dem Heimweg hatte sie fortan stets Bealeitung. Nachdem Saß aber eines Morgens erklärt hatte, daß sein Bonbonoor rath erschöpft sei, liesz die Schwär nierei silr Poldi von Druhsen etwas nach. Schließlich trippelte der Flie genpilz wieder allein zur Schule. Aber bei der hübschen Gewohnheit war es geblieben, daß sie ileinen Mädels ihn nun immer tnixend be grüßten, wenn er sich am Fenster ieiate. Er kannte sie bald alle bei Namen. Dag aing so jahrelang. Und als beinrich Saß den zweiten Stern bekam, hieß er auch schon in den Mittelllassen der Schulen »Onkel Saß«. Natürlich erhielt er die Freundschaft durch kleine Geschenke: Bonbons, Vildchen, Murmeln, Brief marten und Ebotoladencigarren. Die Beschaffuna all’ dieser Kinderherrlich seiten bildete nrit der Zeit einen se sten Posten tn seinem Monatsetat Bald hieß der Nittmeister im gan zen Neaiment nur noch »Oui« Saß«, auch bei den Wachtmeistern und den Leuten. nur beiden Liebetmiihlern wurde er aewaltia aeu t, aber er blieb in der Schulstraße wo n. III Inzwischen war der Rittrneister dem Schwabenalter nahegetommen. Aus dem ersten Jahrgana der«tleinen Mädels waren junge Damen expor den, einer der wilden Benaels, ie ihn seinerzeit hunderte von Bletsolbaten gekostet hatten, diente in seinerSchwas dron als Einiiilkriaeu Thedi von Loes ben, der Iortassessor, ein« repr Utchtsnut den er vorautiichtlich nicht i einmal befördern konnte wegen seiner Bumrneleien Die Freundschaft mik den Uebrigen hatte aber angehalten, und so Tab sieb. Onkel Satz« als fast achtunddreißigjrihriger Nittmeister in eine Rolle gebrangt, die zu spielen er sich als blutjunaer Leutnant (seiner unseligen Nase halber) niemals ver messen hätte: wo immer er in der Ge sellschaft auftauch:e, war er der ,,mai tre oe plaisir.« Natiirlich hatte er auch seine erklär ten Liebling-e. Der kleine Flieaenpilz z. B. war ein zu famoses Möbel geworden. Saß bekam sie zufällig ein Paar Mal hintereinander auf Gesellschaften als Tiichdams:. Sie plauderte so herz zig, so amijfant, Daß er jedesmal wie neu auflebte· Man lam vom Hun bertiten in’g Tausendste. Sie lachten Beide manchmal Thränen bei solchen Erinnerungen. Ueber die Zwillinge -—l über Thedi. den großen Schlin ge Mitten drin überlam ihn aber ein mal eine Verstimmung. Er war geradezu erschrocken, als er sich überlegte: wie alt er doch selbst in zwischen geworden war —- und daß Die tluae, frische junqe Dame, die da so appetitlich neben ihm saß. wirllich ver dkollige kleine Fliegenpilz sein solltet Was war nur in ihn gefahren? Warum lranlie ihn mit einem Mal der mächtige Alter-unterschied? War er denn etwa verlieth Er, der On kel Saß mit der schrecklichen Nase, in are niedliche kleine Polois Solana er iuna aeivefen war. hatte er an’s Heirathen nicht einmal zu denken aewagt, und jetzt, wo sich an seine Schläsen bereits die ersten Schneefloclen des Alters hervorstah len, ietzt wollte er sein-e Augen gleich so hoch erheben22 »He-inz, Heinz, altes Haus« warnte er sich, »dent’ an Deine Nase, Deine Jahre und — blamir’ Dich nicht!« Aber leugnen ließ sich’s nicht mehr: -:r war bis über beide Ohren in den Fliegenpili verliebt. Und seltsam: sie schien ihm gl: ichfalls ehrlich zugethan Auch als er dann und wann ernster mit ihr sprach. Ja es kam ihm neuerdings so vor, als suche sie seine Gesellschaft am meisten. «Das machte ihn wieder irre an sich, an ihr — neue Hoffnungen, neue Wünsche zogen in seine Brust. Auf einem Fest beim Landrath war’s da einmal im Wintergarten. Hier fand er's angenehm still und tii"hl. Jm Ballsaal herrschte eine enorme Hitze. Poldi kam erhitit heraus. Jhre Wanaen glühten. Sie tanzte im mer so leidenschaftlich. Er hatte sie schon öfters gewarnt. »Was ist das mit Jhnen, Fräulein Poldi? Sie sind ja wieder ’mal so unberechenbar heute?" Sie seufzte tief auf. »Ach, ich banne mich sol« »Sie, Fräulein Voll-is Wonach denn?« »Mir ist s so schrecklich einsam zu muthe.« Sie sagte das sehr traurig »Liebster Herr Saß — ach, könnt’ ich Ihnen doch nur gestehen. . . . » »Was denn Fräulein Poldi2« Sie kämpfte mit sich. Jn ihren Augen leuchtete es ganz seltsam. — »Warum haben Sie sich eigentlich nicht verheirathet, Onkel Saß?« fragte sie plätilickk Er lächelte verwirrt Rennen Sie den Grund wirklich nicht, Fräulein Poldi?« fragte er zö gernd. »Oder wollen Sie ihn nicht kennen?'« Sie sah ihn mit großem, ehrlichem Blick an und schüttelte den Kopf. »Nun Fräulein Poldi, ein Mann von meinem» barbarisch wüsten Aus sehen. . . . WAch Onkel Saß, das? Sie zuckte leicht die Achsel. »Das vergißt man doch. Vielleicht ist es gut so, lieber Herr Saß. Da hab’i Sie jedt au noch. Doch einen Menchen iuhle mich oft so verlassen, Io rathlog, TO schuizlss, daß ich laut aufweinen möchte. . . .« »Poldi!« rief er erschrocken. Mit unsicherer Stimme sprach er ihr gu. »Liebe kleine Pokdii Glauben Sie, daß ich’s aut mit Jhnen meine? Ja? s— Jch — ich . . . ich hab’ Sie so lieb, Poldi . . . .« Schlucht-end preßte fie den Kon an seine Schulter-. Eine mächtige Rührung überkam ihn. Es waren ein paar selige Augen blicke für ihn. Konnte er ihr noch mehr gestehen? durfte er’s? Das Glück sprengte ihm fast die Brust. Er nahm ihren braunen Kopf, strich mit der ziiernden Hand über ihr haar, dann beuate er sich nieder und kiifzte sie leise auf die Stirn. »Liebe kleine Poldi!« flüsterte er noch einmal. Sie fchrak zusammen, denn in der Nähe hörte man Schritte. Ein Tän zer kam, der sie nach dem Ballsaal holte. - III In der folgenden Nacht schlief er kaum. Jmmerzu mußte er an Poldi denken. Liebte sie ihn iviederi Aber was würde ihr Vater sagen —- was würde das Reaiment, was würde die Stadt saaen? Eine zitternde Unruhe beherrfchte ihn den ganzen nächsten Tag über. Morgen war Sonntag. Am besten - — ivar's, er wart sich aleich um die Kitchzeit herum in Gala und trat beim alten Herrn von Druhsen an. Während er so im Dämmer sinnend durch seine stille Wohnung schritt, hörte er plötzlich hastige Schritte im nausflur — gleich daraus pochte es an seine Thür. S Er war wi-: dont Blitz qeriihrt, als er die Eintretende erkannte. Es war Poldi . . . »Bfchi nicht böse sein — ach lie ber, lieber guter Freund —- nein, hal ten Sie mir keine Strafpredigt Jch weiß ja, daß ich das nicht sollte, nicht durste . . . ,,Poldi -— Mädel! Wie konnten Sie nur! Wenn Sie Jemand gesehen hätte!« »Es ist mir alles eins. Jch mußte zu Ihnen. Sie sollen mir helfen. Und Sie werden’g. Jch weiß, daß Sie mich lieb haben. Jch hab' Sie ja auch so lieb Sie werden mich nicht zu Grunde gehen lassen.'« ,,LieBe, dofe, wilde, tleine Poldit Was sang’ ich nur mit Ihnen an »Kommen Sie. Bitte, bitte. Setzen sich sich daher. Und ich setze mich hnen gegenüber. Und dann sag’ ich hnen Alles « Es geschah wie sie s wünschte. »Papi: hat eine Partie für mich — das ists,« sagte sie erschöpft »Ich hat-Z ja schon lang gemerkt — ad er nie merken wollen. . . . »Herr don Laub —- der Divisions Adjutant?« entfuhr es ihm sofort in zitterndem Ton. Sie nicke »Und ich — mag ihn doch nicht . . . Ach, ich bin so un glücklich, so unaltirklichi« Sie preßte das Antlitz in dit Hände und weinte. l Miit-UT ihn ist-i mehr-mi- fie nn fis-b zu reißen, sie zu küssen —- sie gegen alle Welt zu vertheidigenl Poldi. « sagte er leise und bittend, ,,wollen Sie denn, daß ich Jhnen helfe?« Sie weinte immer erschütternder. »Sie sind doch der einzige, der mir helfen kann. Und wenn Sie mit Papa sprechen, dann — dann . . . « Ein tiefer, tiefer, wohliger Seufzer kam aus seiner Brust. Sie erhob den Kopf, blickte ihn mit ihren thränenoerschleierten Auan verzweiflunasvoll bittend an. »Denn Sie wissen doch . . . Oder Sie haben doch aemertt. ?" cheQ gemerkt hatte er schon so Man ,,Liebste Voldi," saate er, stam melnd vor Erregung, »ich —- ich hab’ ja teinen sehnlicheren Wunsch, als Sie glücklich zu machen.« » Da sprang sie auf und flog ihm mit einem schluchzenden oder jauchzend-en Aufschrei an die Brust. Und els’ er sichs versah, hatte er einen Kuß von ihr, einen hastiaen, heißen, leiden schaftlichen Kuß. Jn der nächsten Se kunde war sie wieder draußen — blitzschnell —- und da iisel auchD schon die Hausthiir in’s Schloß. Er blieb eine geraume Weile unbe weglich stehen — wie ein Traum — wagte kaum zu atbmen. Auf seinen Lippen fühlte er noch die ihren . . . Ist-f Er war so ergriffen von diesem Er- ; lebnisz das; er beinahe das Kriegsspiel « versäumt hätte, das Abends im Ka sind stattfinden sollte. Der Bursche erinnerte ihn noch in letzter Minute. Nach dem Dienst nahm ihn der Oberstleutnant bei Seite »Vorhin war Herr von Druhsen bei mir der Landratb. Dem Rittmeister suhr das so in die Knochen, daß der Vorgesetzte lächelnd die Hand auf seine Schulter leote. »Bitte, bitte, lieber Saß, was halb Außerdienstliches. Es handelt sich um seine Tochter. Na, Distretion natür lich vorausgesetzt, lieber Rittmeister. Oder sind Sie bereits unterrichtet?« »Theil«weise, Herr Oberstleutnant.« Saß glaubte Poldi’s Besuch der ratben. »Also Fräulein von Druhsen hat einem Kameraden — Name thut nichts zur Sache — einen Korb er theilt. Ziemlich schlankweg. Grund: es schwebt da schon seit längerer Tit 'ne andere Geschichte. Von der r Landrath aber neuerdings nichts mehr wissen will.« Dem Rittmeister bildeten sich Kreise vor den Augen. Er konnte kein Wort sagen. Jn fieberhafter Span nung wartete, lauschte er. »Sie haben den jungen Mann in Jhrer Schwadron. Er ist der junge von Loeben. Sie wissen: der hätte Aussicht zu den Neitenden Feldjäaern zu lommenz aber dazu wäre sedie Qualitfitation zumReseroeoffizier un umgiinalich nothwendig. Nun hat de Landrath erfahren, daß Lorben niijt befördert werden soll —— na, nno on meint er denn, ihn gleichfalls fallen lassen zu sollen. Er erbat von mir aber zuvor eine definitive Auskunft. Seiner Tochter wegen Und da mbcht’ ich Sie denn fragen. . . « Noch ein paar Sätze halt-dienstlichen und privaten Inhalts —- dann war der Nittmeister entlassen Er verließ das Kalino ungesäumt. s s if Die betten vom Reaiment hatten sich sehr darüber gewundert, daß Saß heute Abend an »der ofiisiellen lame radschaftlichen Vereiniguna nicht theil nahm. Als die Stimmung seh-In ziemlich vorgeschritten war, stellte er sich aber doch noch ein. Und da war er der Ausgelassenlten einer . . . Wer bis dahin noch geglaubt hatte, daß man Saß beleidiate, wenn man auf fein Monstrum von Riechorgan an spielte, der ward heute eines Besseren belehrt. Er ttua sein Mißgeschick mit lachendem —- iiberwältigendem bu mor! O If s Andern Tages beim Frühapvell theilte der Wachtmeifter dem Einiäh rig-Freiroilliaen von Loebien mit, daß er um zwölf Uhr im Dienstanzug beim Osrrn Schwadronschef anzutre ien habe. Klopfenden Herzens begab sich ,,Tl)edi« zur Wohnung des Rittmei stets. Er war ein hübscher, floiter, iunaer Mensch —— im Augenblick aber ziem lich blaß. . »Na, treten Sie schon näher, von Loeben. und lassen Sie die Armesiin dermiene. Jch wette, daß Sie gestern wieder was ausaefressen haben. Jn Civil gewesen« he? Uebern Zapfen ge strichen?« Der Einjähriae schwieg. ,,Einmal haben Sie schon vier Wo chen zur Strafe dafür in der Kaserne quartirt —- ein andermal haben Sie den Festurlaub entzogen bekommen — das nächste Mal müßten Sie in Ar rest. Und das wäre doch ein Jam mer, wie?« »Zu Befehl, Herr Riltmeister." Saß blieb plötzlich hart vor dem jungen Mann stehen und sah ihm scharf ins Gesicht ,,Poyschwe-rebreti! Wollen Sie sich denn Ihre ganze Carrierse verpsufchen?« Und mehr als das-Ihr ganzes Le lrnsgliick9——S-.tzen Sile sich mal da ans Fenstern Lachen« Ja, ans den Fauienil da. Und dann sehen Sie mir mal ins Auge. So. — Wissen Sie, Loerem wer gestern aus dem Fauteuu nesessen hat? ——Fräulein von Druhi Ien.« Der junate Soldat zuckte zufam msm. — »Ja. Fräulein Poldi. Die kennen Zie doch noch, wie? Von früher ber? Wo Sie sie in den dummen Kinder schtlachtten da draußen auf der Schul straße vertheidigt haben, was-? Ja, dasmals war der Thedi ein tapferer, rittterlicher kleiner Bengel. He, ist das nanz aus Ihre-m . Gedächtniß ver schwanden?« »Nein, Herr Nittmseistser.« »Na also. Und ietzt kommt die kleine Poldi siir ihn bitten. Wohl aus alter Dankbarkeit. Aber der Thedi ver dient’s gar nicht — denn es ist ein langer, bummliger Ginjähriaer aus dem Tbedi geworden, der keinen Re spekt vor dem königlichen Dienst hat.« »Ach, Herr Rittmeister . . .« Und der Thedi zeigte nun aller dings, wie wenig Soldatkischses in ihm steckte. Jn ein-er lan»en, langen, ganz unnrilitäriscken Rede legte er los: er habe doch lesinse Ahnuina davon gehabt, dhsz Fräulein Poldi ihm wirklich noch aut sei, denn da habe es mai eine Eifersucht zwischen ihnen gegeben — « wegen Herrn von Laub —- und da hätt-en sie sich oerzantt und er sei zu dem ersten Winderball nicht eingeladen werde-n. Aber es habe ihn daheim nicht geduldet — er liebe Fräulein Poldti doch so wahnsinnig — und da sei er Hals iiber Kopf in Civil fort gelauiem ins Landrathshaus, um sie heimlich zu sprechen, wenn auch nur siir eine Sekunde. .. Sassens Pseise ging immer wieder aus. »Hm. Ja Und da sah Sie der Waschtmeisten —- Und weil Sie die erste Sttrafe nun mal weghatten, glaubten Sie, es käme doch nicht mehr drauf an?« »Ja,« sagt-e Thedi trotzig, »es lag niir an meiner ganzen Carrieve nichts mehr. Denn Poldi— Poldi sollte sich doch —- nIit Herrn von Laub ver loben.« Eine lange Pause. »Nun will ich Ihnen mal was sagen, Soeben Zu morgen wünscht das Regiment die Beförderungsvor schlage Da sollen Sie meinethalben auch mit zum Gesteitsen ernannt wer den« um«-i Si- s m Kind-»oer rant werden« Worauf sich der Land rlash nun mal saprsizirt Ruhe, sein Wor«t. Und Sie werben künftiahin Ihre Pflicht thun, hoff ich. Als jun aer Bursch’ habe-n Sie siir die lleine Poldi den Ritter gespielt. Nun denken Sie dran, daß Sie als Mann dlas Schicksal der aroßen Poldi an das Jhre aeschmictdet haben. Und nun mit Gott. Escadron kehrt schwenkt Tr-ab!« «- « ie Der Rittsmdister irat daraus einen längeren Urlaub an. Vom der Bahn aus schickte er ein vaur Blumen an den ,,"klie»a«enpilz ««mit eine-m kleinen Billet. Das Nisus-sie solaendermafzem »Liebes Fräulein Poldi! Mit mei nen Abschiedsariifxen sende ich Ihnen im voraus meinen herzlichen Glück wunsch. Wenn ich zurücks-hre, sind Sie wohl schon »Thedis« Braut — und ich will partout der allererste sein, der Ihnen dazu arasulirL Behalten Sie mich in freundlichem Andenken. Ich werde Ihrer auch nicht so bald vergessen, liebes Fräulein Voldi. Sie sind nämlich, nanz im Vertrauen ne saat,- das erste weibliche Lebewesen seit meiner auten Mutter, das mir trotz meiner barbarisch greulichen Nase einen Kuß aeaeben hat. Es war ja dunkel im Zimmer. Und es war ein Kuß, der nicht dem Manne, sondern ledialich dem alten Bertrauien. dem väterlichen Freund aus der Schul ssraske galt. Immerhin bat er un bändia aliicklich gemacht Ihren alten Onkel Saß.'« Die verstorbene Königin. Ein Charakterbilv der verstorbenen Königin der Belgier entwirft der »Gaulois«: Die Königin Marie Hen riette war die Güte und Einfachheit selbst. Die Regeln der hösischen Eif lette miszsielen ihr, und daraus machte sie gar keinen Hehl. »Ich bin eine Bürgerin«, sagte sie eines Tages zu Mar. Doutreloux, der damals Bischof von Liittich war. ,,Erschrecken Sie nicht, Herr Bischof: sagen wir: die erste Bürgerin des Königreichs.« Die Köni ain war in der That nur dann glück lich, wenn sie sich in Briissel oder in Spa, in Laeten oder in Ostende ihren getreuen Belgiern als »erste Bürgerin« zeigen konnte; sie war eine vornehme Dame, aber niemals eine von den Her ren und Damen ihres Hofstaates es lortirte Königin. Sie liebte vor allem allein oder mit ihrer Tochter, der Prin zessin Clementine, in ihrem kleinen Ponywagen spazieren zu fahren. Es vassirten ihr dann nicht selten anni sante Abenteuer. So machten einmal vor fünf Jahren die Königin und die Prinzessin Clementine bei einer ihrer Spazierfahrien vor einem Bauern hause in der Nähe von Spa Halt, um eine Tasse Milch zu trinken. Die Leute waren aber alle auf dem Felde nnd in der nrofzen Stube des Hauses befand sich nsur eine alte tranke Bäue rin, die beim Eintritt der königlich-en Besucherinnen sich nicht vom Stuhl er heben konnte. Aus eine Frage der Kö nigin antwortete dieGreisin halb fran zösisch, halb wallonisch: ,,Jn den Krü gen ist keine Milch und ich kann leider nicht auf die Wiese gehen, um eine Kuh zu mellen . . . Meine armen Beine wollen mich nicht mehr tragen.« »Wenn es nur das ist,« sagte die Kö nigin, ,,werde ich selbst auf die Wiese gehen; sagen Sie mir nur, wo Sie Jhre Krüge haben.« —- Aber meine liebe Dame, Sie sind doch aus der Stadt! Wie wollen Sie dann eine Kuh melkent« Die alte Bäuerin irrte sich. Die Königin verstand das sehr gut und kam bald darauf mit einer mit frischer Milch gefüllten Kanne in die Stube. Die Prinzessin Clemen tine hate inzwischen den Schrank ge öffnet und drei Milchschalen, ein gro ßes Brod und Messer herausgenom men. Das kleine »Diner« fand statt, und die Bäuerin wurde dabei von der Prinzessin Clementine bedient. Eine große Liebe hegte die Königin für die Thiere, und wer ein Thier miß handelte, hatte es fiir immer mit ihr verdorben. Eines Tages —- es war im vorigen Jahre — fuhr die Königin auf ihren kleinen Wagen, den sie selbst lenkte, nach Juslenville, als sie zwei Lumpensarnmler traf, die aus einem von einem schwachen Hunde gezogenen Karten hockten. Das arme Thier lonnte laum noch weiter gehen, und die rohen Lumpensammler peitschten es, um es anzutreiben. Die Königin liesz ihren Wagen halten und befahl den Lumpensammlern, abzusteigen und von der schlechten Behandlung eines so braven Thieres abzulassen. Aber die Worte der Königin wurden schlecht ausgenommen. ,,Kümn1ern Sie sich um Jhre Angelegenheiten; das geht Sie gar nichts an!« antworteten ihr diZ Lumpensginrnler. Die Königin war so entrüstet, daß sie mit ihrem Wagen im Galopp nach dem nahe ge legenen Theur zurückfuhr, um die Gendarmerie zu benachrichtigen, dsie denn auch die Lumpensammler wegen Thierquälerei zur Anzeige brachte. Die Königin war sehr liebreich. Ihre Um gebung konnte tausend Züge von ihrer großen Güte erzählen. Eines Tages fuhr die Königin in Laeken spazieren. Plötzlich kam ein-Platzregen und durch näßte eine arme alte Frau, die sich unter einer Bürde Holz kaum weiter k.r.i«...- t--..l- k-— K-kc M- -» k fullkpp Us-« Its-unt L, UUI · IesV-. »s- ou Füßen Die Königin ließ ihren Wa aen halten und befahl ihrem Kam tier diener, der alten Frau ihren eiqenen Mantel zu geben, den sie von den Schultern genommen hatte. Jn Laeten hatte die Königin eine telephonische Verbindung mit dem Brüsseler Monnaie-Tbcater herstellen lassen, um von ihrem Schlosse aus den Ausführungen folgen zu können. Eines Tages war etwas an der Lei tung nicht in Ordnung. Jm Direk tionsbureau des Monnaie befand sich ein Anrufsiapparat, und dort war ein Televlionarbeiter mit der Repamtur der Leitung beschäftigt. Als er feine Arbeit beendigt zu haben glaubte, rief der brave Mann. der die Geheimnisse der Elektrizität besser kannte als die Feinkeiten der französischen Sprache, die Könign mit folaenden Worten an: »Allo! Allo! Hörst Du, Majestiit?« Und die Königin antwortete sofort: »Ich höre sehr aut, lieber Freundl« Die Königin, die feit drei Jahren Spa fast nie mehr verließ, war eine sehr intelligente Frau. Sie beschäftigte sich viel mit den Künsten, besonders mit der Musik und der Malerei. Früher wohnte sie fast allen Neuaus fiibrunaen im Monnaie-Th«eater bei und oft auch den Generalproben. Dem Schauspiel und Lustspiel im Pate und im Wollen-Theater blieb sie auch nicht fern und ließ sich manchmal her vorragende Künstler vorstellen. Noch mehr aber als das Theater interessirte sie der Zirtus· weil sie selbst eine Rei terin ersten Ranges war. Der Schul reiterin Elisa vom Zirkus Renz schenkte sie einmal ein prächtigesistferd Elisa tam in das Laetener Schloß, wo sie zu ihrer großen Ueberraschung sah, daß die Königin gleich-falls eine vortreffliche Schulreiterin war. Vor M— einem besonders geladenen Publikum führte die Köingin in früheren obern ost ihre in Freiheit dussirten serde vor, oder ritt auch die hohe S Itle. Die Einladungen zu diesem tön li chen Zirtusvorstellungen waren eht slustchsriintt und natürlich auch seht Ie u t. Im Vertrauen. Gast: »Dieses Schnitzel ist das zäheste Stück, das ich in meinem Leben gegessen habet« Kellneu »O, mein Herr, da sollten Sie mal bei uns junges Hahn essenl« Seine Wiege. Dame: ,,Di-eg ist wohl das Haus« in dem Jhre Wiege gestanden?« Alter Bauer: »Na, eigentlich net, denn meine Mutter hat uns merschtens in den Komodlasten g’legt.« Auch ein Grund. Richter: »Was bezwecken Sie da mit, daß Sie in der Brauhausstraße sämmtliche Laternen auslöschten?« Student: »Wir wollten den Beweis liefern, daß wir noch nicht so bezecht waren, um Licht zum Heimsinoen zu gebrauchen!« Falsch verstanden. Bewerber: »Ich erlaube mir also nochmals die Frage —- kann ich Ihre Tochter als Frau erhalten?« Vater: »Ja, lieber Herr, das müs sen Sie doch selbst am besten wissen, ob Sie eine Frau erhalten können oder nipßisp "." «IliWWWWHMWWWWWWWWiIWitiIIMMMitwiMnMWwisw sinkewspww H« «MH»-.»..« ""«"»:Ls" -W-»-WIWWNWWMWMW»H-« -».»n-Wus«:«."» « Er kennt sich. »Hu gehst heute schon heim, Kra tzer.« «Ia—« »Warum so bald? Das ist man » doch von Dir nicht gewöhnt. « : »Weil ich einen neuen Ueberzieher anhab’ und weil der lange Hausgang frisch mit Oelsarbe g ’strichen ist. « Unter-m Pantoffel. »Es ist eine bekannte Thatsache, daß in der Freiheit manche Thiere die Farbe ihrer Umgebung annehmen, um sich vor Entdeckung zu schützen« ,,,Oh das giebt s beim Menschen auch; sobald Kiesewetters Eduard seine Frau in die Schenke tritt um ihn —- abzubolem wird oer so weiß, wie die Wände ringsherum« Daher-. Trudchen l die gegen ihveMama seht ungezogen gewesen, zur Tante): »Tante Clara, bitte, bitte, geh’ noch nicht sort!« Tante (geschmeichelt): »Ich hätte ; gar nicht gedacht, daß Du mich so lieb » hast, TrudchenK I Truochem »Ach, Tante Clara, ’S i ist nicht deswegen, aber Mama hat sagt, wenn Du erst fort bist, krieg rek; Schlage!« Ideale Mitgift Braut eines Schriftstellers: »Baare Mitgift lann ich Dir nicht mitbringen, Rudolf, aber acht herrliche Roman Jdeen.« Treffender Vergleich. Unteroffizier: »Kerl, schießen Sie miserabel! Dagegen ist ja ein Sonn taggjäger noch der reinste Tellt« Vom Kasmtenbos. Unteroffizier: »Na, Meter, sind Sie ein dummer Mensch! Jch glaube, in Jhren dämlichen Augen ist eine Schusterrechnsung ein —- ·Wißsbl«att!« Merkwürdiae Schüchternheit. ,,-Bedaure, aber aus der Heirath zwischen mir und Jhrem Fräulein ITochter kann nichts werden. Vorher ? bat ich sie um einen Kuß, sie gab mir teine Ohrfeige!« ! »Ach, verzeihen Sie ihr das! Das Mädel ist so furchtbar schüchtern!« i Widerspruch. s Chef: »Ihr gesunder Menschenver stanrxt müßte Jhnen ja das sagen, Sie E el « i ! i Im Automobil. ! i »Ach, Fräulein Paitline, könnte ich immer so an Jhrer Seite durch’s Le ben schnauferln!« Im Eifer. A. fim Gespräch): »Also schön, Sie habeln recht und ich bin ein Schafs t kopr « B.: »Werk-» Sienicht persönliche Ärmchen-ask . . Js- WMM i s- r-, W »So! Jn diesem Aufzng verpflichte ich mich, die hartgefotienfien Weiber feinde zum Friedensfchluß zu zwin gen.«