Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 31, 1902, Sonntags-Blatt, Image 16

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    Will! mit dem Weltfchmerz.
W Nitsch Esq. beschreibt einige
Eigenthümlichleiten eines Be
kannten von ihm. «Weknmlh
Willy« oder »Der Seufzer-Sepp«.
Miflet Ediiet!
hawwe Sie eigentlich die Ehr, mit
Leim Frem, dem Wermutinilly,
sqniinted ze sei? Des is nämlich e
seht interesting Karäkteri Jch gleich
ihn, weil es- Mir
Totscht macht, zu
ihm ze lifiene.
Also for Jn
sienz. Jch frag
zum Beispiel de
WermuthsWillm
»Weil, Milly«
willst Du Eins
nehme an Mich?«
Da fegi er: »Ach,
was is der Juhgl
Mer werd doch
blos dorschtig
vun dem Trinke!«
Un km weh-i
l
schiebt et awwet
schun sei Glas
set juhst blos die
größere Sess)
hin, sor frisch ei
geschsskt se
verde.
Ra, da sag Jch verleicht: »Was is
der Matten Wetntuthillnss Was
stacht Dich so schlecht sühie? Hoscht
De verleicht kei Geld? Kann Ich Tit
Itit erer zehn oder zwanzig vum lange
Stüne ausbelse?«
»Oh, well,« segt er —- un oekbei
hält et schau die Hand Visor die Grün
biicks — »was is der Ruf-IF DJH helft
Itit doch nit. Es is halt emio e Elend.
Unser Einer kommt nie nit zu Nir."
CUn derbei steckt er die zwanzig Dol
lets ei un srägt, ob mer«-J nit Dreißig
mache wollt.)
Un wann mer dann noch en Zehner
zuletzt, da seufzt er ganz sörchterlich
dann steckt er be Zehner ei, seufzt noch
emol un segt: »Es isja doch kei Jufs
titl« Un dann fröqier, ob nitEiner
Inn der Kompeni noch Eins ausaekvwe
wollt, un wann des der Fall is, un er
werd gefragt, waset nemine that, das
segt et: »Ach, e Bier; des heißt e?
Schuäpsla wär Mit liederl« un wann j
et dann des Schnäpsle kriegt, da ;
seufzt et wieder, segt: »Ach, was is;
set Subs« un —- tkintt’s. i
Dann stägt met ihn verleicht, ob’å !
denn gar so schlecht mit ihm stehn ?
spät, un dann sagt er: »No, angeblich s
lich thät’s ihm eigentlich gar "nit !
chlecht gehn, awwet was wär dekJl
hö? Es könnt ja doch nit so bleibe. !
n es wär Alles Humans-s Des T
senschliche Lebe wär wie e hübneelei
ite, vnn owwe bis unne. Un dann
seufzt-et wieder un szägh o«b verleicht
M Einst txan vesteue wom, ocnn er .
Ost heim, es wär doch tei Jubs, im
Zauber erumzelzocke.
Bei der Zeit hamwe Alle, die es
sgehh des größte Mitleid mit dem
WermuthsWilly, un er werd gefragt,
was eigentlich der Mätter wär un was
Ihn so traurig mache thät. Dann segt
et: »O, well, die Trustg, un ihn-ver
upt. un die schlechte Zeite.« Un dann
szt er wieder, un os curse müßt
mer ja e Herz vun Stein hatt-we
Darm mer da nit triete thät. »Okt,
hell, was is der Juhs«« segt der Wer
sIKthWilly un seufzt un trinkt sei
ersple (Er fordert immer zeerft
e ier un erst, wann der Weiter weg
geht, for die Order ze stille, da seufzt
er ihm nach: »Des heißt, e Schnäpsle
wär mir lieber.«
»Hoschte Dann verleicht IeiKoble?«
two Ich
,,Oh, y:S. Ich ben noch ePaar
Ton-IX saat er. »An-wer, was is der
Jahr-IF Un dann seufzt er ieder so,
baß ganz schuhr Einer vun r Kom
peni en Drink ganz herum ordert, sor
de Win e bisle qufzumunterry wobei
der Willy of curse erst e Bier ordert
In dann tmit eme schwere Seufzer)
setzt, e Schnäpsle wär ihm eigentlich
Eber
Bann mer vmn Frühschoppe fort
ÄD du kann mer gar nit annerscht,
als de Win eizelade, Dinner mit
cis Je haromr. Dana, sowie Dinner
tschent werd, da seufzt der Willv
, daß mer eslåar nit tiwweA Herz
bringe könnt, a eenig zum Dinner ze
sehn. Mer segt also: »Mir-um Willy,
sub Dinner mit Mir!« »Ach," segt er
Injensst »was ist-er JLVBI Du
eyst now tm cm en otutge ways-— un
ann seufzt et noch enwl un geht mit
un ißt un trinkt sor Zwei, un wann
et des Maul gemischt trot, da seufzt er
wieder un segt: »Was is Der Juhs ze
esse? Es is doch Alles Harnisro
heint den Ich den Wermutt - Willy
weder emol cigelabe zum Diana-,
nachdem er verschiedene Schnäpsle,
wo ihm lieber gewese sein wie die
Hiers, wo er erst geordert bot, mit
Mir getrunte gehst bot. Weil er wie
der so sökchterilch geseuszt hat, hen Jch
ihn gefragt, was eigentlich der Mätter
mit ihm wär. »Doscht verleicht kein
ZZW hetc Jcks gefragt
I« sag ich, »Ich will en Tschab
kriege. Jch kenn Männer,
ss Leut brauche, die willing sein ze
Itz;
, «segt et, »was is der Juhs?«
denn isee weggelaufe, mitanz sich
sent-te zum Sen z.te
Jst- de WetmntÆtsy besser
wie-Ich die sage- jett thöt Ich
vtei Wicht nimmer
Msmm Mit-»Ei
L
Tkggk
ans Chieago getroffe der ir gesagt
hot er hätt de Wermuthssilly schien
dor zwanzig Jahre ins. Weer unner
dein Rai-re Seufzer-Sep- getennt. E
Schnitt-sie wär ihw schun damals lie
ber getvese wie e Bier.
Its-e sue-Inten.
Während eines Ferienanfenthaltes
in E» iin Verner Oderland, — so
lesen wir in «Wild und Dand«——— —be
niertte ich jeden Morgen einen Raben,
der sich auf das Gitter des Hühner
hsoses Heim Pfarrhof schwang, einen »
langen Hals machte, sich tief herunter «
IM Jch hen heint Rats-tränken Frent
beugte und aussah, wie wenn er das
Jnnere des Hühnerhofes ganz beson
ders besichtith Das Manöver dauerte
einige Minuten. dann fing er an zu
ftriichzen und empfahl sich. Wie ge
fsagh erschien der schwarze VoLel alle
Morgen ungefähr zur gleichen Stunde,
nnd ich hatte ihn schwer im Verdachte
er beabsichtige, sich eines der fiinf
Küchlein zu bemächtigen, die sich, etwa
drei Wochen alt, irn Hühnerhof munter
berurntumnieltem Schließlich machte
ich den Deren Pfarrer auf die Ge
sschichte aufmerksam, worauf er mir
s trocken bemerkte: »Der wird wohl feine
jJungen begrüßen.« Auf diese Ant
wort war ich nicht aeiaszt, und fah
rnir den geistlichen Herrn denn doch
etwas oon der Seite an, im Innern
darüber nachdenkend, ob er wohl ge
sonnen sei, mich so nebenbei anschmiei
ten zu wollen. Dem schien aber nicht
so, und ich erlaubte mir daher die be
scheidene Frage, wie er das meine.
»Ja,« sagte er, «das.l«at eine lustige
Bewandtnis mit der Mutterfchait des
Raben zu meinen siinf Hüdnchen. Vor
etwa sechs Wochen saß ich mit meiner
Famiiie in der Laube und sah, daß
ein Rabenvaar in der Föhre ob dem
Hühnerhof nistete und brütete. Mein
Junge, ein aufgetoeciter, elfjähriger
Schlingel, meinte nun, er möchte gern
den Raben einen Streich spielen, in
dem er ihre Eier geaen Viitinereier
umtausche. Jch hatte nichts dageaen
einzuwenden, da ich das Diebesasesiw
del so wie so nicht leiden mag. Gesagt
—geihan. mein Jüngelchen tlettert
il
auf den Baum, holt die Itaveneisr
berunter und erseht sie durch sechs
Hiibnereier, die von der Rabenmutter,
nach einigem erstaunten hin-» und Her
ioenden, irsatjrscteintich weit ihr die
Geschichte etwas ,,tiöhe:« vorkam, ans
qenomiren und ausgebeutet wurden
Nach der vorgeschriebenen Zeit stieg
mein Franzel wieder aus den Baum
.iind brachte mir fünf frisch ausqesaL
ten-e Oiihnchen herunter, oie wir einfach
in den Hühnerbof setzten; sie wurden
von den anderen Hühnerii geduldet
nud auch gefiittert. Seit dem Tage
aber tommt die Nabenmutter tägtich
auf Besuch und sieht sich ibreBriit an."
-——-———·
Die seit-ins tue date-halb
Trotzdem bei uns viele Zeitungen
qebalten werden, leiden wir nie an
Papieriibersluszx denn das Zeitums
papier ist ein sehr vietseitig brauch
bares Material, welch-es noch viel zu
wenig gewürdigt wird. Jn erster Linie
ist es ein schlechter Warmeieiter Ge
miise, Obst, turz alles, was man sich
im Winter frosisrei bewahren will,
umhülli man leicht mit Zeitung-S
papier; desgleichen Blumenstöcte. die
in ungeheizten Zimmern oder aus
einein zuciiqeii Fensterbrett stehen.
Die Druckerschwärze ist ferner der
Feind der Motten. Wollene Sachen,
Strümpfe, Filzschube tin-d Flanell
decken werden einzeln in Zeitungen
gewickelt und sind dann gesichert gegen
Mottenlöcher; desgleichen werden alle
Koffer und Truhen mit Zeitunge
papier durchschichtet; Pelztoaaren wer
den im Frühjahr getlopst, in Zeitun
qen gewirkt-It in eine reine Pappschach
tr! gelegt, deren Minder man mit
Streifenseitunqspapier vertlebt Man
kann sie in dieser Verpackung unbe
riidrt bis zum Winter lassen.
Zum Putzen der Fens-«er- und Spie
gelscheiben eignet sich Papier vorzüg
lich: nachdem sie naß mit dein Fen
sterieder abgewaschen wurden besorgt
ein Ballen weiches Papier ein rasches
Trocknen.
Das Reiniqen der Petroleumlaini
peii geschieht am besten mit Zeitungk s
papier; Cylinder und Glocke werden
rasch blank, der Lampensuß rein und
sauber, da das Papier alles Qetige
aufsaugt.
Rußige Töpfe befreit man durch
angeseuchtetes Papier und Sand vom
Schmiede, ehe man sie in die Spin
schiisfel giebt
Alle Metallgegenstiinde werden nach
dein Blantputzen mit weichem Zei
tungspapiee trocken gerieben. Letzteres
macht überhaupt eine Menge Lappen
und PutztiTcheD welche der Küche nicht
zur Zierde gereichen, überfluisiz
W
W
Cr: Weist Du, was Dein Vater
thun wird, wenn ich ihn iun Deine
dani- hinei«
Sie: »Nein. Ich weiß nur, was er
thun wird, wenn Du ihn nicht bald
darum bittest".«
Ist Dis-I.
Wdasihem M spielt denn stän
cis-Werk
W- yw MMU is D
.d«sbachte ich mir
sie Mist jedes —
n küßt.
Ameritanifche Humoresle von Rich.
Redfield.
»Du few-: der heutige Tag gehörte
zu den fchiinften meines Lebens. ich
fage, zu den schönsten Tagen meines
Ledensl Mein Schauspiel wurde auf
geführt Das Haus war zum Brechen
voll, und dasStiick gefiel außerordent
lich. Das Publikum raste förmltdji vor
Entzücken, spendete Kränze und Blu
men. alfo ein durchfchlagender Erfolg,
denn nicht jedes Publikum ift fo gütig.
vor Entziicken zu rafen und außerdem
noch Kränze und Blumen zu spenden.
Jch gestatte mir hierbei zu betonen,
daß diefe Kränze und Blumen nur fiir
mich allein, den geififpriihenden Ber
fasser des Stückes, bestimmt waren.
Wohl dürften Sie daran auch ohne
dies nicht gezweifelt haben, findet sich
aber unter Ihnen trotzdem Jemand,
fo fordere ich ihn mit unerbittlicher
Strenge auf, feine Zweifel gefälligft
ohne weiteren Verzug aufgeben zu
wollen«
Einen Tag nach der Auffiihrung
meines edel erdachten Schauspieles
sprach bei mir eine Deputation der
fchönften Damen unserer Stadt dor.
»Dein Sir,«' begann die Rednerin,
»Sie find ein großer Mann.«
Jch verdeugte mich.
»Du iove,« Sie sind ein genialer
Mensch.«
»Stimmt,« brummte ich, und ver
beugte mich.
»Sie find die Zierde der Vereinig
ten Staatens« fuhr sie in ihrer geist
vollen Rede fort. Zufiimrnend ver
beugte ich mich neuer-Zickz.
Sie sind der Liebling aller Frauen
und wir erscheinen bei Ihnen, um un
serer Verehrung fiir den großen Mei
fter Ausdruck zu qeben.«
»Y(s,« lächelte ich gefehmeicheit und
derbeugte mich abermals.
»Wir wissen, daß Sie verheirathet
sind.«
Die Damen seufzten. Auch ich
stöhnte.
»Allein trotzdem, oder richtiger. ge
rade deshalb finden wir den Muth. an
Sie, größter Humorift der amerikani
fchen Staaten, die flehende Bitte zu
Wie man im Dunkel
richten, jede Einzelne von uns, zur
Erinneruna an diesen unvergeßlichen
Tag (hier schlug sie das Auge nieder)
mit je einem Kusse beehren zu wollen!««
Bei diesen Worten senkten sich die
Augen aller Damen schämig zur Erd-»
Nur ich allein hielt die meinigen weit
offen und fand, daß die Anwesenden
alle wie zum Küssen erschaffen schienen.
»Wenn's aber meine Frau erfährt?«
fragte ich mit behenden Lippen.
.,Vertrauen Sie der Schweigsamleit
der Frauen!« war rie beruhigendc
Antwort.
Nichts dero weniqer faßte ich den
eqoistischen Entschluß, den Wunsch der
Damen u erfüllen und fie durch meine
Küsse glncklich machen zu wollen.
Jch liebe zwar meine Frau ausser
ordentlich, fa, »du jove«, ich bete sie an,
trotzdem sie meine anaetraute Gattin
ist« allein der Mann ist noch nicht ge
boten, er ungeachtet seiner Verehrung
der eigenen Gattin gegenüber den feu
rigen Blicken und dem hinreißenden
auber von fünfundzwanziq wunder
chisnen Mädchen zu widerstehen ver
möchte . . .
»Ich thue e3,« tief ich mit dem
süßen Schauer der Begehrlichleit.
Die Mädchen brachen hierauf in ein
schallendes Gelächter aus. Was ist den
Mädchen nicht lächerlich?
»LassenSie die Vorhänge herunter,«
bat die Sprecherin der Deputation,
»denn schließlich sind wir ja doch nur
Mädchen.«
Auch diesem Wuniche entsprach ich.
Ein heißer feuriger Kuß war mein
Lohn. Dann tarn der zweite Engel
daran, der dritte, vierte und so fort . .
Nie war ich von Wein trunken, allein
— bei Gott —- von diesen Küssen ward
Irr ordentlich fchwindelig Der elfte
Was-, ch JIUUIIÄI · - . IJLJL MLIUJL( Uc;
reits meine Zurechnungösähigteii; ich
vermochte nicht mehr weiter zu zählen.
Mit der mir angesiammten glänzen
den Begabung stir poeiische Bilder
kann ich nur sagen: ich schwamm in
einem Meer der Seligkeit! Ach gebe ef
doch nur mehr solcher Meere!
Nach jedem Kuß öffnete sich die
Thiir und jedes Mal verließ ein Mäd
chen das Zimmer.
Vliißlich wird der Vorhang ausge
rissen, das Zimmer war wieder hell
und vor mir stand —- mii zitternden
Händen schreibe ich es nieder —- meine
Gattin, die Theate. .. »Br) jove«, ich
zitterte wie Espenlauh Niemals werde
ich diese Scrne vergessen.
Jch warf mich ihr zu Füßen und
küßte den Saum ihres Kleides-.
In dieser männlichen Pose'erwar
tete ich mein Todesurtheii.
j Meine Frau dagegen lachte wie be
j leisem sie hielt sich buchstäblich die sei
ten vor Lachen«
Reingesallerh dear Sir,« rief sie
haltend vor Lachen, griindlich ausge
sessen, dear Richard«
Jch weiß nicht, ob ich gewöhnlich ein
geistreicheö Gesicht mache, allein daß
meine Augen damals wie hochgradig
blödsinnig in die Welt blickten, da
riiber will ich gern einen Eid leisten
»Wir sind schmählich ausgeiessen,
lieber herr,« wiederholte meine Frau
noch immer lachend.
«Uiessf« srug ich.
DaDas Ganze war nur ein. .Trick
Daich weiß, da Du ein eingebildeier
Mitipinfel b st, lud ich die Mäd
chen zu rni- ein. Alster derserhang
gebissen war, schlich ich mich aus den
vkBetst-he n tin-sc nunrr und während
a
dschen einzeln sich entfernten,
war ich ei, die Dir die KiiIe oersehte
jawohl, Du, Du Ungeheuer...«
sem- nron sales- Mit
Es giebt gewisse Namen, die man
getrost «Samtrs:lnamen« nennen
könnte. weil eine Unzahl Menschen
mit ihnen benannt oder, wenn man
will, behaftet ist. Zu diesen Sammel
namen zählt. neben den Müller,
Schwarz, Weiß u. s. w. auch der am
weitesten verbreitete Maier mit seinen
zahlreichen ais-, ei- und eh-Barianten.
Der Besitz eines solchen Sammel
namens bedeutet siir dessen Eigenthü
mer manchmal geradezu eine Kata
strophe, denn er provozirt nicht selten
die ärgerlichsten Berwechsrlungen und
Mißverständnisse. Eine solche «Maier
iade« bereitete tiirzlich auch einer jun
gen Dame im 2. Wiener Bezirk eine
höchst peinliche Viertelstunde. DieBe
treffende ist verlobt und unterhält mit
ihrem Bräutigam, wie das bei Braut
paaren meistens Brauch ist, einen recht
lebhaften BrieswechseL Um dem Er
lorenen —- er heißt Franz Maiet —
das Ersteigen ihrer im vierten Stock
werle gelegenen Wohnung möglichst
zu ersparen, bestimmt sie ihm gewöhn
lich brieflich eine Stunde, in der er sie
an der benachbarten Straßenecke er
warten kann. Auch neulich wurde
auf diesem Wege ein Rendezvous ver
einbart, dem ein gemeinsamer Spa
ziergang folgen sollte. Die Braut iit
pünktlich zur Stelle, der Bräutigam
nicht« Sie wartet neduldig und geht
auf und ab, Schritt für Schritt mit
ihr, aber weder bemerkt noch beachtet,
promenirt auf der anderen Seite der
Straße eine kornnlente ältere Dame.
Sie ist ersichtlich sehr auiaereai. ver
folgt gespannt jeden Blick der Warten
den, schreitet endlkch energisch iiber den
Fahrweg, pflanzt sich breitspurig vor
dein erschreckten Mädchen auf und
fragt schließlich karsch und mit sun
telnden Augen: »Fräulein Camilla?«
Die Anaesprochene bejaht. »Sie et
warten hier einen herrn . .. sagen Sie
nichts, ich weiß es. .. einen herrn
Franz Maier... X.-Strasze 54. . .«
»Ja. aber . . . ." »Woh» ich das weißt
Daher aus diesem Brief. Jst der
von Jhnen oder nicht?« Zornig hielt
sie dem Mädchen den Brief hin, den
dieses geschrieben. Fräulein Camilla
errätbet unwillkürlich und stammelt
dann: «Jch... werde doch an meinen
Bräutigam schreiben dürfen . ..«
Bräutigam? Schändlich. Sie unter
stehen sich, einen verheiratheten Mann
mit drei Kindern als Ihren Verlobten
auszugeben?« Das Fräulein wandelt
eine Ohnmacht an. Jhr Franz sollte
Familienvater . . . Unsinn. Sie rafft
sich auf und will nun ihrerseits mit
erhobener Stimme replizireru Aber
die Gegnerin läßt sie nicht zu Worte
kommen. »Aha,« ruft sie, Sie sind
blaß geworden, Sie sind schuldig. Aber
ich werde es Ihnen schon zeigen! Sie
sollen nicht ungestraft einen fast Sech
zigsäbrtgen in Ihre Netze locken. Au
genblicklich kommen Sie mit mir!« Sie
faßt das zitternde Mädchen am Amt
und will es mit sich zerren. Ta, im
kritischen Moment, erscheint der Bräu
tigam an der Straf-note «Franz!«
treischt Fräulein Camilla, reißt sich
los, durchbricht den Kreis der Neugie
rigen, der sich natürtich um die beiden
Frauen gesammelt hatte, und stiirrnt
ihrem Verlobten entoegen. Jhr nach
die seindliche Dame und ein Theil des
Publikums. Endlich ist der wirre
Knäuel bei herrn Maier angelangt,
die Braut-fliegt in seine Arme, ihre
Verfolgerin prallt überrascht zurück.
Binnen wenigen Minuten ist derBräu
tigam iiber die tragitomische Situation
seiner Verlobten aufgetlärt, hat der
erregten älteren Frau einige scharfe
Worte gesagt, dann aber lächelnd ihre
de- und webmiitbigenEntschuldiguns
gen und den Brief iemer Braut ent
gegengenommen. Dieser Brief war
irrtbürnlicher Wesse in die hände der
Eisersiicbiigen gerathen, denn ihr
Gaiie beiszt just so wie der Bräuti
gam, Franz Maier. und beide herren
wohnen in demselben Hause. Da
konnte leicht ein Mißverständnis vor
kommen. Ja, wenn man Maier heißt!
--—-—-·s-.s-————
seewüedise same-.
Anläßlich der Ereignisse aus haiti
erinnert der »Gai:lois« daran daß die
Jnsel einst einen »Kaiser«, den unsägi
lichen Saul-mun hatte, der in seiner
haupistadt einen genau nach den ento
piiischen Hösen topirien hos einrichtete,
mit dem einzigen Unterschied, daß hier
alle Würdenträaer natürlich Neger
waren; es gab Herzöge, Fürsten,Mar
auis und Grafen mit Titeln, von de
nen einer immer merlwiirdiger war
als der andere, so gab es z.B. einen
herzog de la Marmelsade, der in Eu
ropa damals die größte heiterieit er
regte. Vorher hatte Vaiti nur einen
limplen König, Christopbe, der unter
dem Namen heinrich der Erste regierte.
Chrisi·-pl)e hatte einen Minister des
Aeußern, den er um Grasen de la
Limonade machte. ieser große Mann
war gleichzeitig: Minister, General
leutnant des königlichen heeres Ober
beselilöbaber des Staatsrath u.s.w.
Damals waren die Bewohner vonhaiti
große Kinder. Ob sie seitdem wobl
anders geworden sinds
Casentin-Im
Delinqnent (a.ns dem Wege zum
Zchasfot): ,Schwerebrett, hab' ich en
Lampensiebert«
W
i
Istesveeetetneeueegeet. (
Das «Corriger la nature« im östhts (
tischen Sinne gehört auch zu den Aus- s
gaben eines modernen Arztes. Jn der s
»Verl. Klin. Wochenschr·« berichtet der
orthopädische Chirurg Dr. Jacgues
Joseph iiber einige operative Nasen
vertleinerungen, die er an Patienten
der verschiedensten Beriisstlassen aus
nghri hat. So ersreute sich ein junger
nn eines Riechorgans, das mit
einem Entenschnabel überragiände
Aehnlichkeit hatte. Ruh der ra
tion wurde dem ominiisen Gesichts
oorsprung das Komische seines An
sehens genommen. Die kolbenartig
verdiate Nase einer jungen Dame er
hielt eine natiirliche Prosilbreite. Die
Nase eines Leutnants erinnerte sriiher
an hiiszliche thierische Verhältnisse, mit
einem Worte an eine Schweinsnase;
jetzt erscheint sie ganz normal. Ein
Jngenieur besaß eine sogenannte
Hanswurstnase, so daß die Untergebe
nen sich iiber ihn lustig machten; durch
eine Operation wurde die Nase kleiner
und gerade. Eine ähnliche hübsche
Form erhielt die lange, mit einem Hit
ter verzierte Nase einer jungen Frau.
Ein junger Künstler ließ seinen gewal
tigen höcker durch die Operation ent
fernen und erfreut sich seht einer tadel
losen, vollkommen geraden Nase. Was
die Motive anlangt, welche die er
wähnten Personen zur Operation ver
anlaßt haben, so liegt es silr den
Uneingeweihten sehr nahe, Eitelkeit als
die alleinige oder vorwiegend-e Trieb
feder zu dem Entschlusse, sich overiren
zu lassen, anzunehmen. Das ist jedoch
bei den von Dr. Jacques Joseph Ope
rirten keineswegs der Fall gewesen.
Vielmehr war es der innige Wunsch,
unbelästigt des Weges zu gehen und
unbefangen mit den Menschen zu ver
kehren· Sbr deutlich trat das zum
Beispiel bei einer 38iäbrigen Dame in
die Erscheinung. Als sie am elsten
Tage nach der Operation von ihrem
ersten Ausgang zurückkehrte, ergriss
sie glückstrahlend beide Hände des
Arztes und sagte: »Herr Doktor, ich
kann Jhnen nur sagen, kein Mensch
hat mich angesehen.«
—- «-.-—
Its verschwand-nee- Jesus-.
Wo einst Herkules die schwere siinste
sArbeit verrichtete, die stymphalischen
T Vögel mit den ebernen Krallen und
J Federn von der Erde zu vertilgen, da
gehen heute noch wunderbare Dinge
vor. Der Abslusz des größeren der
stytnphalischen Seen ist schon einmal
»in! Jahre 1832 verschwunden. Der
; See verdantt seine Entstehung ver
fschiedenen Bächen und dem Fluß-»den
Phoniatito, die ihre Wasser in die
Et:ne ergießen und hier, da durch die
sogenannte Katnwothra (unterirdi
scher Ahsiuß) nur ebenso viel Wasser
absließt als zufließt, den See bilden.
Das unterirdische Wasser tornmt süd
lich von dern Berge Guiosa wieder zu
Tage und bildet das Fiiißchen Rupbia,
im Atterthum Ladon geheißen. Dieses
Wasser ist verschwunden, und da die
Regierung nichts that, mn das siir die
Landleute so kostbare Wasser auszu
sinden, beschlossen die Bauern, der
Katawothra nachzugehen, unt den ver
stopsten Absluß, wenn möglich, wie
der zu Zssnen. Sie steigen in den von
unten sast trockenen unterirdischen
Laus hinein, fanden ihn nirgends
verschlossen. entdeckten aber ein Laby
rinth von Abgrunden und Schlünden
und in ziemlicher Entfernung einen
großen unterirdischen See. Dieser
wahrscheinlich durch eine seismische
Bewegung ihren Laus geändert haben.
Da der unterirdische See tein Wach
sen des Wasserstandes zeigt, so muß er
irgend einen noch unbekannten Abstusz
haben, durch den ebenso viel Wasser
absiießt wie zufließt Die hohlen und
angeblich von Schlangen.
Ins Mietsver
wird durch die absiieszenden Wasser .
deg oberirdischen Sees gebildet, die»
Schlünde um den neuen See wimmeln
Haupirn mann: »Herr Leutnanr, ron
nen Sie wohl in Jhrer jetzigen Stel
lung die Entfernung vorn herrn
Oberst schätzen?«
Leutnant: »Ja Befehl, Herr haupt
tnann, je weiter, desta besser!«
Widerstande-.
haussrau (zu einem sich vorstellen
den Dienstmädchen): »Sie können doch
die Wäsche besorgen Z«
Dienstmädchen: »Gewiß, wenn Sie
mir die genaue Adresse Jhrer Wäsche
rin sagen.«
herausseholiem
Kunde Czum Uhrmacher): »Ich haiie
Ihnen gesagt, daß meine Uhr täglich
eine halbe Stunde zurückbleibt, und
jeht geht sie, nachdem ich sie bei Ihnen
zur Reparatur hatte, täglich um eine
halbe Stunde voraus. Was soll das
heißeni«
Uhrmacher: S,ie geht schon richtig,
denn sie bemüht sich jetzi, das früher
Versäumte einzuholenf
Gen-sittlich.
Herr: »W- waren Sie so lang,
Jean7«
Diener: .Ach ich habe nur eben mit
dein Gläubiger, den ich vorhin hinaus
aeschniissen habe, nebenan ein Glas
Bier getrunken.«
Ernmyt »daß DW schon aehiirt,
die Ulrna hat sich gestern aus dem
Journaiistenball verlobt. «
Min- .,,Na die Jtpei haben ihr Glück
Jasiw —- er ifi yrischer Dichter und
auch
M eine- sein«-tieris.
Gesietn fand die Entlasiung der ge
heilten ssglinse aus dee hiesige-Spot
ierheilanftait statt. Die von ihrem
Leiden befreiten Zöglinge waren so ge
rührt. daß sie dern Direktor ihren
Dant nur stammelnd abtragen konn
ten. . . .
HERR-.
Richter (zn einein wegen Betteinl
Ankeilagteny »Der Derr Staatsan
wat hat eine Woche haft gegen Sie
beantragt; haben Sie noch etwas zu
bemerken?«
Angeklagten »Ich mischte tun eine
geringere Strafe bitten!'
Richter: ,,Fangen Sie schon wieder
an zu bettean«
sitt dek guten allen Zeit.
Hauptmann (zum Posten, der die
Wache herauskiesp »Sag’ a mai, Hu
bet, warum hast denn alleweil a Mantis
selln kriegt von der Tulchingerin?«
Haber: »Sie hat g’nwant, i konnM
a wen’g ruhiger abknachen, sie thiit ihra
Finder net zum Vergnügen einschlä
ern.«
sslich Ins-einst
Frau: »Du Mann· das Kind
schreit, geh’, wieg« es doch ein Bis
chen.«
Mann stammt schnell zurück).
Frau: »Nun, das Kind schreit noch.«
Mann: »Aber ich habe es gewogen,
es wiegt achtzehn Pfund!«
Cisdissus seid.
IRS-JOH
Studiosus (am Bette seines schla
senden Brüderchens): «Beneidenöiver·
ther Bengel — lann sogar im Schlafe
sausen.«
Beim Morgens-tin
Gelehrter (die Frühstückstasse in der
Hand): »Ein herrlicher Tranlt Weißt
Du, Lenchen, nun sind es gerade 240
Jahre, daß der Kaisee nach Deutsch
land gekommen!«
Frau (nachdenllich): »Nein, wie
doch die Zeit vergeht!'
Gut semeinte Warmen-.
Bauer: »Sie, liebe herr, was hat
denn der Angeklagte verbrochen?«
Stadtherr: »Der hat srknede Hand
schristen nachgemacht!«
Bauer (zu seinem Sohn): »Siehst,
Toffel, was es mit dem Lesen und
Schreiben site ’ne gefährliche Sach’n
is.«
Vornehm.
Herr: »Warum habt Jhr denn den
Fabritbesißer Schulze nicht in Eurem
Club ausgenommen? Er ist doch aus
senier Familie und auch sehr reicht«
Millioniirssohm »Ist richtig, seht
richtig, aber äh, hat sich sein Geld selbst
verdient!«
Lust-heis
Banliersgatiin szu ihrem Manne):
,·Du, der Baron hat Anspielungen ge
macht: er mischte gern wissen, wieviel
unsere Tochter mitlriegt?«
Gatte: »Sag’ö ihm nicht — sonst
macht er noch mehr Schutdent«
Pech.
Leutnant Schulz: »Warum so nie
dergeschlagen, Kanten-d'i«
Leutnant von Bersewitz: »Schau
derhastes Pech gehabt. Gedicht an
Amalie gemacht. Tolles Weib nichts
gesagt, aber Gedicht genommen, an
Wthdlatt geschickt und unter Diebes
poesie eines modernen Leutnanis" er
« scheinen lassen. Scheußlich, tot-OT«
strich-bles- - Kultur.
Erster Buchhiindleu »Sie haben
sich inzwischen oerheirathet seit tote
uns vor einem Jahre sahen? Wo haben
Sie Jhre Frau denn kennen gelernts«
Zweiter Buchhändler: »Nun, beim
H traum- - Fest aus vek Leipzig-s Mes
Erster Buchhandlerx »So, sot Also
gewissermaßen eine — Mess-Alliance!«
bestes-nd
—
Wo ist vie dtim Wall-trink s