Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 17, 1902, Sonntags-Blatt, Image 12

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Pension Malepartu5.
Cqu wo Mckte Geschichte von Ente-me von Kdlersteld
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i(3. IortsetungJ
»Wenn ich recht verstanden habe.«
meinte die ältere Dame, »daß Sie
Frau Fuchs zugemuthett haben, täg
lich mit Jixnen zum Radfahtunterricht
zu gehen, fo dürfen Sie sich nicht
wundern, wenn Sie einen Korb erhal
ten haben. denn dazu dürfte Frau
Fuchs denn doch keine Zeit erübrigen.«
Margot Schramm machte ein paar
ganz große Augen.
»Ja, ich tin doch aber hier zu
Gaste,« behauptete fie trotzig.
»Mit gewissen Grenzen,a erwiderte
Frau von Moschelwitz lächelnd. »Die
Zeit von Frau Fuchs gehört ihren
Pensioniiren. Ader ich denke, wir
werden vielleicht auch einmal Zeit fin
den, Sie zu begleiten, nicht, Dora2«
»Gewiß,« nickte Fräulein Xanten
liebenswürdig. «Machen Sie nur erst
Ihren Anzug zurecht! Wenn Sie
fleißig sind, können Sie die Umarbei
tung gut in einem Tage vollendenl'«
»Ich-P rief Margot Schramm ers
ftauni. »Ich werde doch so was nicht
fekbfst machen, dazu muß ich eine
Schneiderin dabei-P
zJaK fragte die andere freundlich.
«Denken Sie, das mache ich mir alles
selbst. Frau von Moschelwitz, die
mich erzogen hat, ist der Ansicht, daß
man irgend etwas fiir alle Fälle ganz
gründich rolifsen iniisse und da mir
das Nähe-n immer viel Freude gemacht,
fo hat sie rnich die Schneiderei gründ
lich erlernen lassen.«
»Aber Sie sind doch eine Excellen
zeu-Tochier!« sagte Margot naiv.
»Ja, was thut denn dast« lachte
Dora Xanten belustigt. »Meinen Sie,
daß es mich geringer macht, daß ich
tüchtig zu schneidern verstehe?«
»Ich weifz nicht. Mama sagt, es
passe nicht fiir unseren Stand; sich
felbst etwas zu machen, das wäre nicht
vornehm.«
»Bestes Fräuleinchen,« fiel ihr Frau
von Muschelin ins Wort, zsagen Sie
das nicht so laut, denn die Beure, o. q.
ich meine die vernünftigen Leute,
lachen Sie nur aus mit diesen Ideen.
Jbre Frau Mutter ist —- d.b. ich
voll-je sagen, sie bat das jedenfalls
anders gemeini.«
Und mit freundlichem Kot-steigen
gingen die beiden Damen wieder nach
dem Frühsiüdszimmer.
Nach dem Frühstück aber klopfte
Frau von Moschelwitz diskret an die
Tbür zum Bureau, in welchem nach
vollen-dete- Morgsnpfeife der Major
bei seiner Korrespondenz saß.
»Pardon, wenn ich störe," sagte sie
eintretend. »Ich habe schon wieder
eine so große, große Bitte. Unser ge
striges Mbbelarrangement in unseren
Zimmern bat sich doch nicht als ganz
praktisch bewährt und wir möchten
gern noch einige Veränderungen vor
nehmen. Wäre Jhnen die Zeit dazu
ietzt gelegen, mein verehrter Herr
Majori«
»Mit tausend Freuden, meine gnä
digste Frau,« log der Major mit der
größten Verbindlichkeit »Nur —- der
hausdiener ist eben fort nach der
Bahn, um Excellenz von Wieland ab
zubolen. —Sobald et aber zurück
kommt —«
»Ach, es sind nur Kleinigkeiten, dir
wir ändern möchten! Es ist ja alles bei
Ihnen so reizend, daß esjankmerschadi
wäre, wollte man eg Ita- rnu Den ge
botenen Mitteln nicht so tomfortabel
wie möglich machen’ Wenn vdie zwei
Zimmermödchen helfen dürften, bräch
ten wir die Sache im Umseben allein
zustande. Erlauben Sie, daß ich di·
Mädchen aus ein Viertelstiindchen fiii
uns allein in Anspruch nehme?«
Was blieb übrig. als bereitwilligst4
«ja« zu saaen2 Mehr noch, der gerad(
schriftlich start beschäftigte Herr vor
Malepartus süblte sich moralisch ver
pflichtet, die Mädchen selbst zu cititer
und ihnen die Arbeit anzuweisen unt
droben harrte Excellenz Xanten schvr
im Stepprock und aestickter hausmiitzt
auf das Wert. Als er hörte, daß de1
Hausdiener nicht zur Stelle sei, war«
er in bester Laune das schwarzseidem
Gewand ab und erklärte jovial, ielbs
mit Heler zu wollen, und da bliel
dem armen Major gar nichts übrix
als desgleichen zu thun und so schaben
rückten und schleppten sie, bis keii
Möbel mehr aus seinem vorigen Platz
siand. Als nach einem guten Stünd
chen die Umwälzung endlich vollzoge!
war, und der Major, purpurrvtb unl
schweißtriefend von der ungewohnta
haubtnechtsarbeit den schmerzendn
RW grade reckte, fuhr unten ei1
Wagen vor.
»Der-je —- Excellenz von Wielanl
ist gekommen!« rief er. »Verzeihens di
« betrieb-isten aber da muß ich leich
a, ja, geben Sie nur, lieb er Her
Ma ! Und noch tausend, tausen«
Mk sitt Jbre Sitte-.Run ist abe
ssei up so wunderschön und behag
den M hörte der arme Major a
lese
« IM Nik- denn er stTMU
FMM undeu- dem sausen Les
Arles-Z l te, de
— - UNDERme
e II »Warum
E Mk dachte der Arles-tatst
hausherr empört. »Der Kerl ist mir
satal — höchst satal!« J
Zum Glück hatte Frau Thufsi aber
die Gäste schon unten an der Treppe
empfangen und der Major tam noch
zurecht, um Frau von Wieland ritter
lich den Arm zu bieten. Die beiden
Paare haten sich lange, lange Jahre
nicht mehr gesehen und fanden sich ge
genseitig im stillen recht verändert.
Excellenz waren sebr gealtert und lit
ten an zunehmender Gedächtnißss
schiviiche und seine Frau war aus einer
kleinen, dürren, spitzen Erscheinung
gar in jenes Stadium getreten, in
welchem ihre Art aussieht, rvie eine ge
dörrte Holzhirnr. Nur ihre rückt-redis
lose Zunge war dieselbe geblieben.
»Gott, was sind Sie dick geworden,
liebe Frau Fuchs-X war ihr erstes
Wort. ,,Schir-ennir·gern Sie nur mal
okbentlich, sonst fetzt’s Schlag achte.
Und das ist Ihr Mann? Guten Tag.
lieber Major! Sie hiitte ich auch nicht
mehr wieder ertann ! Ja ja, so geht’si
Aus den schneidigsten Ossizieren wer
den im Civil alte Schneesieber und
Knacker. Jst meinem Mann nicht bes
ser gegangen!«
Major Zuchsens ganzes inneres Jch
lehnte sich gegen diese liebenswürdigen
Bezeichnungen »aus und seine Eitelkeit
iriimmte sich var dem Vergleich mit
dem greisenhaiten General. Und dazu
mußte er noch verbindlich lächeln!
»Wa: eine hübsche Zeit damals, als
Sie die Batterie in Dingsda hatten,
lieber Fuchs,« meinte erellenz mit
freundlichem Kopsnicken. »Kann mich
noch sehr gut erinnern. Auch auf
Ihre Verlobung mit — mit Fräulein
Klothilde Ganz. Garnison sang da
mals hinter Jhrem Rücken: Fuchs, du
hast die Gans gestohlen etc. Ra, wissen
schon: Leutnants, stets verbrecherlich,
finden alles lächerlich.«
»Aber lieber Wieland, Das wirist
du denn da wieder dur inander.«
-- s- --· -- «- ..----:t-.
ch ch Uclllc Alle Utäluc use-gesu»
»Da verwechselst du ja alles! Der
Majot Fuchs hier war damals Ritt
meister bei den Draaonern und längst
verheirathet mit Fräulein von Burg
feldl Jch habe dir doch ausdrücklich
gesagt, du sollst ihn nicht- etwa mit
dem Artilleristen Fuchs verwechseln,
der wegen seiner Verheirathung mit
der Tänzerin Ganz den Abschied neh
men mußte. Und nun grade thust
du’ö!«
»Ja, sa, sa ja« wehrte Exrellenz
ab. »Hättest du mich nicht aus den
Artilleristrn Fuchs gebracht, wäre ich
ja gar nicht darauf gekommen. Fräu
lein Ganz war auch blond und Sie,
meine gnädige Frau — oder trugen
Sie damals eine Perücke?«
Dem Major that der alte Mann
leid und er begann sich glücklich zu
schätzen, daß er hier stand mit seinen
gesunden Sinnen. und nicht um die
Welt hätte er getauschi mit diesem
einst so glänzenden Heerführer, der
nun einem so traurigen Ende entge
gengingl
«’B hat doch alles seine zwei Seiten,
T«hussi,« sagte er, nachdem die neuen
Gäste aus ihrem Zimmer waren. »da
sollte man denken, der Mann mit sei
ner riesigen Pension müßte sich nun in
der-Ruhe so recht sein-es Lebens nnd
seiner Freiheit freuenl So das Ges
dächtnisz zu verlieren! Ja, ja! Für
J den isi’s ietzt ein Glück, daß er noch
unge- skvv ----—..
ICIIIOIIOI
seine Ollsche hat, die so auf dem Fleck
ist. —Danmls, wie er noch im Dienst
war, da — hm — da war sie eher ein
Unglück sür ihn, weil sie so elend von
der Leber weg redete. Das hat sie
nicht verlernt. Thnssi!« -
Ehe der Major ein paar Stunden
älter war, hatte er einen neuen Beweis
für diese Beobachtung, denn als die
Gesellschaft sich zu Tisch setzte und
here Bachleitner vis-a-vis von Frau
von Wieland Platz nahm, rief diese
laut und vernehmlich: »Ah — sehr er
baut-! Jch habe Sie erst vorige
Woche in Berlin bewundert!«
«Mich?« stammelte here Bachleit
ner erstaunt. »Ja aber, ich —4"
«Farnos waren Sie, ganz samos,«
fuhr Excellenz sort, »das Stück ist
zwar nicht mein Geschmack, aber man
muß es gesehen haben, sonst gilt man
siir einen Kannibnlem Nur fand ich«
sahen Sie damals viel —na, wie soll
ich sagen —- viel unternehmender aus«
Freilich thut ja das Kostiim viel da
zu.«
»Excellenz, sollte da nicht eine Ver
wechslung vorliegen?« mischte sich des
Major in das Gespräch, da er Deren
Bachleitner ans dem Standpuntte
gänzlicher Fassungslosigkeit sah,
»Mrwechslung?« wiederholte Frar
von Wieland »Aber keine Spur
Wenn man herrn Kainz als Tyran
de Bergerae gesehen hat, kann mai
ihn, selbst in Eioih gar nicht verwech
seln. schon wegen —- pardom wege
der Nase nichtt«
Die Gesichter der Tischgesell chas
verschwanden zum Theil wie aus rn«
war-do hinter ihren Serviettery we
nigsteni mit ihrer unteren Seite, deni
alter Augen richteten sich aus den ar
seen kenn Bach-leiteten der ties be
nnd betrkbt sein mächtige-«
ers-an senkte.
»Ich bin ja aber gar nicht herr
Krian saate er tleinlauL »Ich habe
auch niemals den Cvrano spielt,
weil das gar nicht mein Berus st. Und
überdies: Joseph Kainz pappt sich site
die Rolle eine falsche Nase aus und
meine ist leidet echt!«
Frau von Wieland starrte entgeis
stert aus ibr Bisaois und ebe sie wie
der ein Wort sand, sagte ihr Gotte
triumphirendt »Siehfte, Alte, jeßt Hast
du mal den Salat gemischt! Wenn
jemand ein Theaterstiick auf eine Nase
schreibt, dann must sich, der sie spielt,
eine dazu aussetzen, und daraus folgt
noch lange nicht, daß e: zum Vergnü
gen damit spazieren geht!«
»Ach was,« ries Frau von Wieland,
»das kann jedem passiren, daß er mal
den Schein mit dem Sein oerwechselt!
Wie war Jbr Name, Herr —- Dach
leiterZ O, Bachleitnert Nun. trösten
Sie sich iiber diese Gabe der Natur:
große Nase, großer Geist, heißt’g im
Sprichwort.«
Das war geschickt Heraus-geholfen
und der arme her-r Bachleitner mußte
sich vor dieser seinen Wendung noch
H geschmeichelt verbeugen und geehrt
Jaugsehern wollte er nicht tböricht er
scheinen!
»Jn meiner Juaend galt es siir un
ans—tiindig, von Rasen zu s—pre
chen,« sagte Frau Stalle in die sol
gsende Verleaenheitsrause hinein.
Frau von Wieland richtete die Glä
ser ihres Lorgnons umgebend aus die
Sprecherin.
»So?'« meinte sie dann trocken, »der
fällt Ihre Jugend weht in die Zeit
o o r der SündsluthT Jch bin ein paar
Jährchen iiltet wie Sie, aber in meiner
Jugend sprach man nicht nur von
Nasen, sondern man trug sie auch un
bedeclt, wie beut', ja man schneuzte
sie sogar.«
Und mir diesem Uljirnatum war
Frau Stolle, die heut’ ein halbes Kilo
Puder aus ihrem Angesicht zur Schau
trug und von Diamanten sunlelte,
eine erledigte Sache siir Ihre Gmel
lenz, die übrigens on Frau von Mo
schelwitz eine ebenbürtigc Stütze in
dem Punkte der geselligen Gewandt
beit sand.
Letztere war auch autmiitltig genua,
am Nachmittage Mai-got Schramrn
ins Schlevvtau zu nehmen-und mit
ihr eine Schneidern-. in der ecaor anr
zufuchen, die sich bereit eritiirte, der
bewußten Plisseerock nach Fräulein
Xaniens Anleitung in ein paar Blon
mers umzuarbeiien, und zwar bald
Auch der Radelpadagoge wurde auf
gefuchi, der das Lehr- bezw. Leib-Rad
zu ftellen versprach und feines Nach
bars große leere Tenne mit dem ge
ftarnpften Lehmboden als ein außer
ordentlich zweckentsprechendes Belo
droin pries. Und to schien denn alles
fiir Marqot Schramms künftige Mei
fterfchaft in Ordnung, und befriedigt
konnte fie an der Seite der freundli
chen Damen nach Maleparius zurück
kehren. Daß die ilkr bewiesene Gui
miiihigteii, zu der weder Frau von
Mofchelwitz noch auch Dora Xanten
irgend welchen Schimmer von Ver
pflichtunq hatten, einen Eindruck aus
Margot machte, darf man aber beileibe
nicht annehmen; das war für sie nur
ein fchuldiaer Tribut und ihre Ansicht
über die »Lurnpenbagage« wurde nicht
irn mindesten erfchiittert, denn von
ihrer Frofchperspekiive aus fiel der
Umstand, daß Fräulein Xanten der
Schneiderin fachmäfzige Anweisung
gab. sehr erschwerend ins Gewicht
ihrer Geringschätzung Sie hatte keine
Ahnung davon, folglich war’s nicht
»vornriirn". . .
Inzwischen war der Nachmittag fiis
den Herrn von Malepartus durchaui
nicht ereignißloö verlaufen. Zwar, in
der frohen Aussicht auf einige recht
ungeftiirie Stunden hatte der gut(
Major, dem die Möbelräumerei be
Freellenz Xanten noch in allen Glie
-..--1-·v -s.-.. k.:..- Guts-»
v---k
Uclll tug, Heut-u etwa »un- · -------
muskeln schmerzhaft assizirte, sich zr
einer süßen Ruhe in seinem Privat
zimmer aus dem Sosa ausgestreckt
während Frau Thussi unter dem Vor
wande einer Handarbeit im Neben
raume sich »die Augen wärmte«. De1
Major hatte sich aus seiner Dienstzei
ins Civil hinüber den sogenannten be
rühmten Militiirschlas gerettet, d.h
die Fähigkeit an jedem Orte, zu few
Stunde und unter allen Umstäncer
schlummern zu können und vermöas
dieser beneidengwekiheu Eigenschas
Jvar er auch olgbcid in Morvheus
Arme gesunken und träumte höchst be
stiediqi. daß seine sämmtlichen Möbe
Flügel bekommen hätten und aus eir
bloßes Kommando wie wohlgevrillt
Mannschasten ihren Standpunkt gan
allein ändern könnten. Jn diese rei
zende Traumvorstellung schallte ers
der Ton der hausthiirtlingel gan
z harmonisch hinein, wurde aber schlirß
blieh so zudrin lich laut, daß der Träu
mer emporsusn sich rie Augen rie
undmit etwas blödem Ausdruck in
Licht blinzelte. Noch einmal rasselt
die Glocke draußen lortrssimo und a(
intimtum los und ihrem Klang folgt
dann ein mächtiger Sarastrobaß, de
mit voller Kraft die Worte in die hall
hinein dröhnte: »Schläst denn in de
ollen Kabache allez? Schockschtverenoi
Schnieske noch ein-, was ist denn da
hier sür ’ne verfluchte Wirthschasr
tvo die Gäste sich heiser brällen miis
sen, eh’ so’n Lümmel von Kellner ode
so ’ne koddrige Marjell sich heutka
u erscheinen! t hab' ich's abe
sottk Der- las war urplbhlit
z m be- Moior gereichen m·
Mo etc-er gewissen Schwere di
Auge-il der und mit großer Schnellik
.
leit begab er sich in die halle, in der
a rcmpo auch die beiden Fell-term
nen, die Zimmermiibchen, her Koch
unsv der Portier erschienen.
»Na. da hätt’ ich mich ja alle uf
eemal zusammenfetsommelt,« brühnte
der Baß von neuem los, als dessen
Inhaber sich eine hünenhafte Männer
gestalt mit lurzem Vollbart und sun
" lelnder Brille auf der liihnen Nase
herausstellte, einen sehr alten Filz hin
teniiber auf dem Kopfe, in einen bito
oerhrauchten Jiiaeranzug die mächti
gen Glieder gehüllt, ern Gewehr über
den Schultern und eine umfangreiche
Reiseiasche in der Hand, aus beten
Vorberseite in einem halblranz oon
Rosen und Vergißmeinnicht in Berli
ner Wolle auf Streian gestickt ver
freundliche Wunsch »Gliiclliche Reife!«
zu lesen war. »Das Malepartus
hier,« fuhr er mit ungesehn-schien
Stimmlriiften fort, »scheint ja wohl
’ne Herberge für Mutmelihiere zu
sein, die noch im Winterschlaf liegen.
Schockschwerenoth Schnieflei Nun
stehen sie und glotzen einen an! Fix!
ran, Hausknecht — hier ist die Rufe
iasche und wenn ihr Marjells nich:
taubstumm seid, dann macht man das
Obermurmeltbier von Wirth loclerl«
»Es ist schon zur Stelle,« sagte der
Major, den mehr das Lachen als die
Entrksslnng über diesen freiredender
Gast schirttelle. »Mein Name ist
Fuchs, Major Fuchs. Mit wem babe
ich die Ehre?«
»Na hören Sie, Männchen, das ist
hübsch von Ihnen, baß Sie auch noch
von Ehre reden,'· lachte der Große aus
vollem Halse. »Das isi aber mal mein
ureegenftes Pech, baß der Mensch, bem
ich einen Ehrentitel zu geben mich
hinreisen lasse, im selben Augenblick
auch an meinem Allenbkgen steht. Darf
ikb links-v Seit Maine daß Sie Moh
miith:a über das Obermurmelthier
zur Tagesordnung übergehen wer-—
den?'«
«Gern,« erwiderte der Major heiter,
»und zwar um so mehr, als der Eh
rentitel verdient war, denn thatsiichlieti
bat Jdre übrigens sehr schöne Stimme
mich aus meinem unqqualifizirbaren
Mittagsschlas geweckt, der, wie es
schein:, mein Personal angesteckt haben
muß. Also verzeihen Sie den talten
Empfang — der Koch soll ihn, falls
Sie es wünschen, alsbald in einen
warmen verwandeln!«
»Mehr kann man nicht verlangen,«
sagte der Fremde erfreut. »Ich bin
nämlkch weinen Anmaldeschreeben di
rett nachjereest auf gut Glück, Unter
tunft in Malepartiks zu finden. Ne
benbei, ausjezrechnet iuter Name für’n
Hans, dessen Besitzer Fuchs heeßt. Da
bei fällt mir ein: mein Name ift
Draizbarg, Assassor Draszbarg aus
Rönigsbarg!« .
»Seht erfreut,« behauptete der Ma
jor. »Dort-, Sie finden noch Platz
und zwar :n Auswahl, denn die ersten
Gäste sind« wie die ersten Maikäfer im
Frühling, nicht in Massen, sondern
erst ir. Patrouillen erschienen. Jch zeige
Ihnen die Zimmer gleich, wenn es
Jhnen recht ist«
»Sehr.« keiräitigte der Assessor.
»G.mze Nacht jereestl Hundemüde und
waschbe«diiritig. Damen im Haus,
Herr Maior? Jch frage deshalb, ob
ich mich umziehen muß. Jepäet liegt
auf der Babnt«
»Wir lassen es durch den haust-ie
ner gleich holen. Damen? Ei freilich
und sogar junge Damen und solche,
die es noch sein wollen!«
»Schockfchwerenoth Schnieftel Muß
ich mich sein machenl Was zu knallen
hier, Herr Majori«
,,Seh:rerlich. Jnies man könnte
versuchen, einen Jagdschein fiir Sie zu
erbalten —- unmöglich ist’s vielleicht
nicht."
»J das wäre famos! Dann schieße
ich anen das ianze Wiid sür Jkre
« Bude rucamnren!«
Also, der Asseffor wurde unterge
bracht und Otto wandelte mit dem
l Stoßtarren zur Bahn, um den Koffer
zu holen. Frau Thuffi hatte die ganze
lärmende Steue, isn hinterzirmier
sitzend, glücklich derdräfelt und wachte
erst bei der Rückkehr ihres Gatten auf,
dessen Bericht aber fchon bei den ersten
Worten durch ein Telegrainm unter
brochen wurde rnit Lein anfangs etwas
verwirrenden anal«
»Wald bin ich da.
»Tante Nardini.«
»Da hätt sich doch verschiedenes
auf,« proteftirte der Major. »Meine
Tante ist das nicht, we::n’s nicht deine
Tante ift ——"
Aber Frau Tbufyi wehrte sich auch
eneraisch gegen diefe Sante, die doch
verkündete, bald dr- zu fein. Dann
tain ihr ein rettender Gedanke und sie
fragte, ob der Narr-e des Italieners,
der sich gestern in recht mäßige-n Fran
zäsifch anaemeldet, nicht Nardini lau
tete? Dann wäre es doch wahrschein
lich, daß dies dessen Tante wäre und
fie, Fuchfens, demgemäß einen weite
ren Gast zu erwarten hätten. Das
leuchtete dem Major ein, aber den
Brief des Italieners hervorfuchent
stellte sich’r’- beraus, daß Signore Nar
dini mit Vornamen Das-te hieß, wat
der expedirende Beamte in das geläu
figere Tante verwandelt hatte.
»Na « fagte der enttäufchte Herr
von Malepartui balb lachend, halt
ärgerlich, »bald bin ich dat« lft jaeim
äußerst llar gefaßtepotfchaftz Dei
Kucku- soll diese Konfusionjtanti
Herde-rie, da bin ich allemal da
bei,« tagte eine« fremde Stimme unt
gch umwendeud fah der Mater einer
rundlich lächelnden tleiuen deren
Amerika
Von Hans Dei-roth.
Es haben And’re, Bess're schon gesungen
Mit seeud’gem Stolz und liebentbrannt,
Jn hehren Flammenworten ist erklungen
Ihr Lob aus unser neues Vaterland.
Doch, wie stets Liede neue Worte leiht,
Die tausendfach aus Herzensgrunde steigen,
Zei dieses Lied der neuen Welt geweiht,
Von Lieb’ und Treu ein neues Chrenzeichen.
Wo gäb’ es aus dem ganzen Erdenrunde
Ein zweites Land, das täm’ Dir gleich?
Das, wie mit überird’scher Macht im Bunde,
Emporgebliiht, wie Du, so stolz, so reich?
Mit ganzer Seele halten wir umschlossen
Dich Land, das Washington so sehr geliebt,
Das tausend Segensquellen uns erschlossen,
Mit vollen Händen Allen —- Alles giebt.
Du gabst den Reichthum Deiner mächt’gen Wälder,
Der weiten Praikie stolze Riesenpracht,
Zu säen und zu ernten Deine Felder,
Und Gold ignd Silber in der Berge Schacht.
Durch sinstre Schluchten, grüne Thaler wölzen
Zieh Flüsse, Ströme, See’n in schnellem Laus,
Und hoch aus Deiner Berge steilen Felsen
Strahlt hell der F r e i he it goldne Sonne auf.
Und, wo im Purpurschein die Firnen glühen,
Der Ocean an die Felsentlippen spiilt,
. Wo hell der riisz’gen Esse Funten sprühen
Und ties im Boden man nach Schätku Mühlk
Wo Rauch und Dampf aus hohen Schloten steigen,
Und still der Farmer seine Pflugschaar zieht,
Zeiht Alle, Alle man die Hände reichen
Und hört der B ii r ger s re iheit stolzes Lied.
Hier lernt man nicht den ftolzen Nacken biegen,
Man fesselt nicht den Geist mit Schloß und Strick,
tluch lernt man nicht die Worte ängstlich wiegen
lind feig erzittern dor Despotenblich
Hier trägt ein Jeder ftolz die Bürgerkrone,
Zchreibt fein Gesetzbuch sich mit eigner Hand,
llnd Niemand kargt mit ehrenvollem Lohne,
Wenn’s dein Verdienst gilt um das Vaterland
Von solche-n Geist, den Washington erzogen,
Wuchs auf dies stolze Land so riesengroß.
Und tausende bedrängte Herzen flogen
Dir zu und fanden Schutz in Deinem Schooß.
Er hat die Geister wuchtig aufgeriittelt,
Wie ein Gewittersturm in dunkler Nacht,
Die Stlavenfeffeln tlirrend abgeschiittelt,
lind blutend W frei die neue Welt gemacht.
lan Klio schrieb in’5 Buch der Weltgeschichte
Mit ehr’nem Griffel alle Helden auf,
Und d’raus erftrahlt weithin in goldnern Lichte
Der Deutsch-Amerikaner Siegeslausi
Auf Schritt und Tritt auf Deinen grünen Fluren
Zieht man der wa ckren Deutschen steiß’ge Hand,
Für alle Zeiten sichtbar sind die Spuren
Der Liebe für ihr neues Vaterland.
Doch, weil sie ihre deutschen Sitten tragen,
Die d e u t sch e Sprache in dies Land hinein,
Für alles Edle ihre Herzen schlagen,
Das deutsche Lied ertlingt beim deutschen Wein,
Weil sie, ftatt Ma ch t, des Landes Wohlfahrt schaben
llnd E h r e höher, als der D o l l a r gilt,
Zucht man den deutschen Werth herabzusetzen,
Und in den Staub zu ziehn den Ehrenschild
Toch fiirchtet nichts-! Es ist noch nicht geschwunden
Der Geist, der diese-I Land so groß gemacht,
Unsichtbar fchirmt auch Euch in dunllen Stunden
Des edlen Washington getreue Wacht.
itteicht Alle, Alle Euch die Brüderhiinde,
Zeid Eu’ren: Zchwnre treu und wantei nicht,
Blickt aus zur Sonne, die am Firmainente
Jm Strahlenglanz durch finstre Wollen bricht!
Liebt dieses Land! Doch jubelnd soll auch klingen
Die deutsche Sprache und das deutsche Lied,
llm Aller Herzen soll sich innia schlingen -
Die deutsche auberblumc—— das Ge m ii t h.
Vor ihnen werden alle Schatten fliehen,
Und sefter knüpfen sich das Bürgerband,
Weithin in alle Lande wird dann ziehen
Das Lied vorn ein’gen, freien Vaterland.
graumelirt aetleidet und glattrasirt
von Angesicht in der Thlir des Bu
reauö stehen. »Ich habe Sie nämlich
ooch so ’ne Dante, ber’s ganz gut
thäte, wenn Se sich mal umsähe, wo
der Pfeffer wächst. Uffgesordert hab’
ich le daderzu ost qenug, aber se geht
nich. Ihre scheint mer von derselben
zähen Sorte zu sein!«
»Pardon,« erwiserte der Major,
»ich habe Jbr Kommen überhört. Mit
wem habe ich das Vergnügen«-«w
»Ob’5 grade e Vertniechen is, das
können Sie in voraus nich wissen,«
behauptete der lleine, freundlicheherr«
indem er versuchte, seine viel zu kurzen
Jnexpressibels länger zu ziehen. »Mein
Name ist Frosch, Rentier Frosch aus
Grimma in Sachsen. Aber am
Stammtisch nennen se mich Unte.
hibsch, was?«
,,Wenn’s Ihnen nur Spaß macht —
ich bal)’ nichts dagegen,« erklärte der
Major. »Und darf ich fragen, Herr
Frosch —- — ? ?«
»Radierlich deran Se fragen. ’s
wär rech komisch, wenn ich »nee« sagen
wollte, in Anbedracht dessen, daß die
ses haus meerschtendeelc Jhnen ge
heert,« meinte here Frosch gemiitlilich
Jetzt fing der Maior an, die Geduld
zu verlieren. »
»Seht cittig,« —- ries er -«-it rotbem
Kopf. · »
«Geene Ursache,« beeilte sich ver»
sächsische Landsmann etnzuwersen (
»Na, Zum Schockvonnerwetter, was
wollen-Sie denn hieri« fuhr es nun
dem Major unaufhaltsam über die
Lippen.
Aber der kleine Graumelitte erhob
nur freundlich drohend den « eigena
aer mit einein mächtigen Siegelrlna
darauf.
i
. --.,—-—..--»,
»F nee doch, mei iutestez herrchen
nur nich gleih ,,l)upp in die höh,«
meinte er lopsschütteln’d, »wenn Se
gleich so loölegen wieeBerserter müs
sen sie sich ja die Gäste verscheechen.
Wenigstens die zartbesaideten egal!
Jch bin Sie ja zum Glücke nich so em
pfindlich, aber wen-US Ihnen nich recht
its-»nu, 's mus-, ja nich sein —da
geh« ich Sie wieder un wünsche Ihnen
eenen rechten scheenen guten Tag —«
Jetzt legte sich FrauThussi ins Mit
tel. Ihrem Gatten, der eben zornrotls
von neuem lossabren wollte, die runde
Hand besänstigend aus den Arm le
gen-d, nickte sie Herrn Frosch aus
Grimma freundlich zu
,,Mein Mann meint es nicht so
schlimm,« unterbrach sie ihn besänsti«
geno. »Bitte Redensarten! Erfreut
sich im Gegentheil sehr —- und ich auch
—- denn Sie wollen doch bei uns blei
ben, nicht«-w
(Fortsehung solgt.)
« -—-·..s-——
eDer Romanabschnitt in Nr. 2053 der
Lippeschen Landes-seg. berichtete von
dem Helden: »kliecht ermüdet war er in
seine elegant gekleidete Junggesellen
wohnuna heimgelehrt.« Dort entle
digte er sich oermuthlich des gut ge
beizten Ueberzielsers und seiner zwei
scnstrigen Stiefel.
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Bist Du genöthigt, Jemanden zu
belehren, so mache ihn glauben, dass er
die Sache eigentlich besser verstehe, als
Du selbst.
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Eine Frau in Louisville ist Wittwr
ppu vier pensionsberechtiaten Veteras
neu und soll bereits nach dem sjiniten
angeln. Die oerskeht iizr Grschair.