Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 17, 1902, Sonntags-Blatt, Image 11

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    Eigenartig regnlirt
Kavellette aus dem wilden Besten von
V Mendiii.
Ein einsamer Reiter tam tiber die
der Nachmittagesonne schlum
mernde Prairie direkt aus das inmit
ten derselben sich erhebende, kleine
Schulhnus zugetrabL Sein Gesicht
war gedunsen, seine Züge waren bru
tal. Er hatte ein rothes Tuch um den
hats geschlunaenz die Farbe desselben
ach greli von dem schmutzig-grauen
lanellhemde ab; der breittrempige
weiße hut sasr tief im Nacken.
Vor dem Schulhause hielt der Reiter
an. Er wars dem ermatteten, schweiß
triesenden Thiere die Zügel über den
Kopf, stieg ab und stieß die Thüre des
Hauses aus.
.Da bin ich« Schatzt« sagte er.
Kein einziges Wesen schien, außers
dem Eintretenden, in dem Raume zuz
sein, dennoch kam eine Antwort.
»Ich seh’s! Leider!« lautete sie.
Der Ankömmling lachte rauh.
»Ohn! So hast Du mich doch erwar
tet! Du mußtest, daß ich kommen wür
de, sobald mir die Papiere zugestellt
wurden. Nicht?"
»Ich fürchtete es!«
Der Mann schien das srostige Will- »
kommen, das man ihm bot, nicht zu
beachten. Er warf einen Blick durch
den anscheinend leeren Raum, über
zeugte sich, daß er keine Störung zu
befürchten, und trat näher. Sein
Gang war schwankend Er riß den
hut vom Kopf, schleuderte ihn von sich
und, einen bespornten Harten hinter
den anderen setzen-, stützte er sich mit
dem Ellbogen aus den Rand des Pul
tes, hinter welchen die zierliche Gestalt
der Schullchrerin saß.
»Bin seit einem Monat Dir auf der
Spur, Schatz«, sagte er, und seine
Stimme klang unsicher-; »hnd’ Dich
nun doch endlich erwischtt Du kommst
Mel mir: Sei-is
tDie Gestalt des jungen Weibes hin
ter dem Pulte til-erflog ein leises Zit
tern. Gewaltsam kämpfte es die
Angst, die es zu überwältigen drohte,
nieder.
»Du weißt, Bod«, erwiderte es,
»daß ich Dich nie verlassen hätte, wär’
es mir nur irgendwie knisglich gewesen,
mit Dir zu leben. Ich habe schier Un
menschliches erduldet, ehe ich mich srei
gemacht. Jetzt bin ich frei! Zurück zu
Dir? — Nimmer!«
Mit begehrlichen Blicken schaute er
ans das, in der Erregnng doppelt
«chöne Gesicht von ihm. Hiibsch war
ie, sast mädchenhast noch, sie —- sein
Weib. Sso guter es vermochte. zwang
er seine Stimme zu schmeichlerischem
Tone
»Komm’ rnit, lonim’!" bat er. »Sei
seine Spielveederberin, Nell! Du
weißt, Du bist meint Du gehörst
mir!«
»Ich war Dein, Bost« entgegnete
sie. »Ich gehörte Dir siins lange
Jahre, wie Dein Pferd Dir gehörte
und Dein hund, füns lange Jahre,
um von Dir von Platz zu Plan ge
zerrt, um von Dir mißhandelt zu
werden wie Dein Pferd und Dein
Hund!«
Unter der gebrannen Gesichtssatbe
des Mannes stieg es roth auf.
»Der Whisiey war schuld d’ran.
Nell«, sagte er, »und Du weißt es!
Du weißt das; ich habe nie Hand an
Dich aelegt, wenn ich nüchtern!'«
»Ich weiß es, und wie ich es weiß,
wußtest Du, daß der Whisley Dich
zum Lytete maryir. Yu sonsten sp,
und man darum, wenn immer Du
iibel nelnnnt oder eisersiichtig — und
Gott im Himmel weis-» ich and Dir nie
Veranlassung! « gingst Du, tranlst
Dich voll und toll und lamst nach
Oanse und prü,:»:liest mich! Du wuß
test damals-, Das-, Tu, sobald Dir der
Whisiey den Verstand geraubt, Bill
Harmon tödten würdest. Du mußtest
es, und grau darum gingst Du hin
und tr.tnlst Dich voll uno beninqst Den
Mord! Dann lnmst Du nach Hause
und ich mußte Deine blutbesudelten
Kleider verbrennen, und ich mußte
Dich verstecken, und ich mußte mit Tir
fliehen von Ort zu Ort, sobalo Du
nur immer alaubtest« daß die Verfol
ger Dir auf den Fersen!« Sie wars
den Kopf aus die aus dem Pulte ge
salleten Hände. »No! Jch will nicht
zurück zu Dir! Niemals, niemals
wieder die Qual! Ich habe genug!«
Ein böser Blick schoß aus den zu
sammengelnissenen Augen des Man
nes, aber er streckte seine nervös zit
ternde Rechte aus und legte sie aus den
Kopf des jungen Weibes. »Ich trink
seinen Tropfen Whisley mehr, Nell;
ich schwör’s«, sagte ers-und sie mußte,
daß er log! —- »n)enn Du mittominst
mit mir. Jch schtoör’s, hörst Tu!
Aber« — und er beugte sich tiefer über
das Pult — »wenn Du nicht
kommst —-« .
Sie suhr empor und streckte abweh
rend die Hände gegen ihn aus. Sie
tannte oen Ausdruck. der fest in sei
nem Gesichte emporstiegl So sah er
aus. wenn er sie zu priigeln pslegtr.
So sah er aus« wenn er, viehisch be
trunlen, nach hause gekommen, wenn
er alle Brutalitöt, deren er nur fähig,
an ihr atikätssen pslegtet
Jhre Blickte streiften durch das been
Pult gegenüber gelegene Fenster in's
stete. Die Prairie lag da, verlassen.
ein menschliches Wesen zeigte sich aus
see-selben. Sie war allein, allein und
set Mtalität dieses Mannes preisge
—’C
e.den Eine namenlose Angst begann
ach ihrer zu bemächtigen. Die Worte
tarnen stockend über ihre Lippen.
»Das-". sagte sie, »Du bis grad jeht
wiedr betrunken!«
Er lachte brntal. »Well, Schan,
was Anders kannst D·u erwarten?
Wenn Einem die eigene Frau auf und
davon lauft und obendrein Einem die
Scheidungspapiere zustellen läßtit ’s
treibt irgend Jemanden zum Trinken.
Denkst »Du nichti!«
Einen Augenblick starrte sie ihn an.
»Und warum willst Du mich nicht zu
frieden lassen?« fragte sie. »Warum
willst Du den Platz mir rauben, den
ich so mühsam mir erlämpft haheli
Jch halte Schule hier; ich bin zufrie
den. fast gliicklich!«
»Dich zufrieden lassen? Eh!? Wie
kommst Du mir vors! Bist ja ver
teufelt eigen geworden! Ich bin Dein
Mann, hab’ ein Recht, Dich zu besu
IN Jch thu’ Dir dgch nichts; thu’
I r.«
»Sie stellen keine verheiratheten
Frauen als Lehrerinnen in diesem
County an. Niemand weiß bisher, dasz
ich vrheirathet hin. Rauh’ mir den
Platz hier nicht, Bab! Jch verdiene
meinen Unterhalt hier. Jch weiß nicht,
wohin ich sonst soll!«
Ein Blick teuflischer Grausamkeit
tvaf aus den Augen des Mannes die
Flehende. »So —- ——-!? Also unter
falscher Flagge segelst Du. Schatz!
Spielst Dich auf als ledig!« höhnte er.
»Hast jeden Viehtreiber auf Meilen in
der Runde um Dich herumscharwiin
zeln! Der Teufel hol’ solch’ Weibs
bild, das es d’rauf absieht, den Män
nern die Köpfe zu derdrehen!«
»Wirft Du mich umbringen, Bod?«
Er hatte während der dergangenen
; fünf Jahre so ost, bei der geringsten
TGelegenheit, ihr mit dem Tode ge
i droht, daß die Schrecknisse einer der
artigen Möglichkeit sie nicht mehr er
ischiitteriem Jhre Stimme klang da
xher seltsam gefaßt. Der Mann vor
ihr schien gewaltsam sich in das Sta
i dium der Wuth, das ihm eine That,
wie er sie vielleicht plante, möglich
machen konnte, hineinzuarheilen. Die
se Muth in ihm stieg, als er aus der
io eubia an iim aeitellten Fraae sich
durchschnitt sah
»Weißt Du, wer Sherifs ist in die
sem verdammten County?« fragte er,
indem er das Weib rauh beim Hand
gelent packte. »
Sie nickte bejahend. I
»Dachte es mir doch!« höhnte er.
,,Wufit' doch, sobald ich Bud Meisters
Ranch gesunden, daß Du nicht weit
’von sein tonntesti«
Sie guckte die Achseln. »Ich kann
nichts dafür, daß Masters der einzige
Freund ist, den ich auf Erden besitze.
Er ist gut zu mir, ein Bruder, weiter
nichts. Er wars, der den Platz hier
mir verschasste, der—
»Der Dir Besseres versprach, sobakd
nur die Scheidung zwischen Dir und
mir vollzogen!« Unterbrach er sie wü
thend. Eh?« —- —
Jn sriiheren Jahren, damals als
Beide noch in San Saba wohnten,
Ftte Bob Sanders den weit jüngeren
ud Mastets grimmig gehaßt. Eifer
sucht, — grundlose Eifersucht, wie in
San Saba Jedermann wußte —- war.
die Veranlassung gewesen. Feige in
dessen, wie er war, hatte Sanders es
nie gewagt, in Masters Gegenwart
diesem Hasse Worte zu verleihen. Er
kannte Masters’ entfchlossenen Cha
rakter und fürchtete ihn. Anders war
es mit Bill Harmon gewesen. Jm strö
menden. Regen hatte dieser einst Nell
lll scillclil Dung Hut-U Hause grurelujh
er berste enthusiastisch sich über Nellg
Schnheit geäußert, es bedauert, daß
ihr kein besseres Loos beschieden, —
und hierfür hatte der junge Bursche
sein Leben lassen müssen. Bud
Masters erklärte Sanders ungescheut
für den größten hallunlien aus Got
tes grüner· Erde; er sagte es ihm in's
Gesicht, daß der Strick für seinen
Hals bereits gedreht, er schwur, ihn
windelweich zu prügeln, falls er je
mals wieder Hand an Nell, sein Weib,
lege, und Sanders hütete sich, Ma
stcrs, den er ebenso sehr fürchtete wie
er ihn haßte, in den Weg zu kommen.
Jener Muth, den ihr die Gegenwart
jenes Mannes einzuslöszen pflegte,
dessen Namen sie soeben genannt, kam:
ini selben Augenblick über Nell.
»Nun Masters hat bisher nie ge
fragt, ob ich sein Weib werden wolle,
wenn das es ist, was Du meinst!«
anze sie. »Wäre ich aber frei, und er
thät’s, —- i-h sage es Dir in’5 Gesicht,
ich s— —«
Ein Wuthschrei entfuhr den Lip
pen des Mannes. »Du, eine verhei
rathete Frau, —- Du sprichst von Hei
rathen? Jch will Dir’.s agaireibenh
Hab ich, Dein Gatte, kein Recht?! Du »
kommst mit mir, oder Pest und Ver-?
daunnniß — ich jage Dich zur —- —«j
Er risz den Revolver am- deri
Tasche. Jn Todesangst floh sie zur;
Thür. Jm Rahmen derselben wandtei
sie sich, —- da trachte der Schuß. Der J
Körper des jungen Weibes schwanktei
und schlug dröhnend auf nen Fuß
boden auf. —- — —- i
Er war für seineSchandthat schlecht;
sausgerüsieL Sein Magen befand»
sich in womöglich noch schlimmerer
Uerfassnn wie seine Nerven. Mit«
einem Oe ühl von Uebelteit starrte er« I
Ich gegen einen der Tische lehnend, auf
is leblos daliegende hüllt seines.
Opfers. Durch die offene Ihür strichl
—
der Siidwind, verfing sich in den Fal- i
ten des Mudlintleides nnd ließ das-s
selbe leise hin und her wehen. Feige
Schrecken packten den Mann; sein ko-l
lossaler Körper zitterte wie Espenq
laut-. Vor einem Augenblick nochs
hatte er getobt, gedroht und gewü-;
thei, jest schüttele die Angst ihn beil
dem Gedanken, daß er, urn in’s FreieI
zu gelangen, an dem in der Thiir lie
genden Körper vorbei müsse. ;
Gewaltsam raffte er sich endlich zu- i
sammenz von Schauern geschüttelt,s
schritt er nach der· Thür. Ein Luftzug
wehte im selben Augenblick einrn
Zipfel des Kleides, der bisher das
Gesicht der am Boden Liegenden be
deckt hatt-e, von demselben; zu gleicher
Zeit fiel die Thür in’5 Schloß. Dem
entnervten Feigling war es, als ob
die Hand seines Opfers die Thüre ge
schlossen. Mit einem Schrei sinnlo
set Angst sprang er, Gesicht und Hän
de sich an der Glasscheibe zuschnei
dend, durch das Fenster, lief um das
haus herum, sprang aus sein Pferd
und jagte in der Richtung, die das
Thier wählte, davon.
Der wilde Ritt, sowie die frische
Luft erniichterten ihn langsam, und er
begann, seine Gedanken zu sammeln.
Ein Mann, eine Gestalt war es, die
vornehmlich sich var seinen wirren
Geist drängte: Bud Mastersl Als er
Bellville, aus seinem Wege zu ihr, pas
sirte, hatte er den großen Grauschim
mel des Sherisz inmitten der langen
Reihe Ponies bemerkt, die, an dem
das Gerichtsgebiiude umgebenden
Zaune angebunden, dastanden. Jetzt
ließ jedes Wölkchen am Horizont, je
der durch das Gras der Prairie
schlüpsende Hase ihn wähnen, jenen
Grauschimmel zu erblicken, jeder
Seufzer des Windes verwandelte sich
ihm in den Hufschlag des ihn verfol
genden Thieres, die Stimme des Rei
ters.
»Eh’ ich Bud Masters’ Hand an
mich leg-en lassen,« murmelte er, scheu
sich im Sattel umwendend, »jage ich
mir eine Kugel durch den Kops!«
Seine Hand fuhr suchend in die Hüf
tenlsasche seiner Legains. Die Tasche
war leer. Er ntsann sich, daß er den
c
m«...r«.. z— -!-·.c...rr.- . e»«. n-»
».»... »Hm» «» ·,.....
lassen Wie stets, war er auch dies
mal ein Stümper gewesen
In seinem Kopf summte es wie in
einem Binenkorbr. Bei jedem Satze,
den das Thier unter ihm machte,
sprangen Grauschimmel vor seinen
Blicken ans; bei jedem folgenden Satze
schwanden sie und lamen dann wieder.
Das Anstauchen dreier Reiter in ei
niger Entfernung, Reiter und Thiere,
die zweiselsohne Wesen von Fleisch
s und Blut, verscheuchte endlich die
Phantasiegebikde, die spukhaft vor
Sandeks auf und nieder tauchten· Er
versuchte, den Reitern auszuweichen,
!bezweckte indessen damit nur, daß
diese, aufmerksam aus ihn werdend«
i plötzlich von der von ihnen inne gehal
,tenen Richtung abwichen und direkt
. auf ihn zu galoppirten.
Eine Vereinigung jener »Gentle
men«, die in dem, nordlich vom Texas
Panbandle gelegenen und unter dem
Namen »Na Man s Land« bekannten
Landstreisen dem eigenartigen Gewer
be der »R·ustlers" —- oom prosaischen
Volke gemeiniglich ,,Viehdiebe'« ge
nannt —- nachgingen, hatte nämlich
Ursache gehabt, an den redlichen Ab
sichten sowie der Zuverlässigkeit ihres-,
nahe der Grenze im Panhandle-Gebiet
Gebiet stationirten »Agenten«, dessen
Thätialeit darin bestand, gestohlenes
Viel- ilmen nnutreiben mehr oder
minder gelinde Zweifel zu hegen, und
eine Abordnung dieser »Gentlemen«
war daher auf der Suche nach dem
bewußten Agenten gesandt worden«
um die Angelegenheit mit diesem nach
bestem Ermessen zu adjustiren, und
jegliche Ursache zu sernerem Verdacht
und Beunruhigung radikal zu beseiti
gen, in dürren Worten gesagt, ihn zu
finden und tunerhand aufzuiniipfen
Diese, aus drei Mitgliedern beste
hende und von der Wichtigkeit ihrer
Aufgabe völlig durchdrungene Abordi
nug jener Gentlemen war es, die nun
in gestrecktem Galopp aufSanders zu
gejagt kam. Die Persönlichkeit des be
wußten und ihrer speziellen Aufmerk
samkeit dringend empfohlenen Agenten
war ihr unbekannt; sie wie die übrigen
Gentlemen in »Na Man’g Land« hat
ten keine unmittelbare Geschäfsveebin
dung mit diesem gepflogen, um to
mehr Grund fiir sie, jedes-, ihr jetzt in
den Weg kommende und nur einiger
maßen derdächtige Individuum, einer
möglichst eingehenden Examination zu
unterwerfen.
Als sie den Flüchtling erreicht, warf
dieser, von der Fruchtlosigkeit irgend
welches Widerstandes überzeugt und
zum Zeichen, daß er unbewaffnet und
völlig harmlos, die Hände in die Höh’.
Dem graubärtigen, an derSpitze der
kleinen Kavalkade reitenden Manne
schien die Zuvorkommenhseit des Ver
diichtigen zu gefallen. ,,’recht so!««'
schrie er. ,,’schernt wenigstens zu wis
sen, was sich gehört! Haben Euch er
wischtt Was, Matt Bascom!«
Der Mörder ließ schwerfällig sich
vom Sattel gleiten. Jm nächsten Mo
mente hatten ihn die Mitglieder des
Dreier-Komite5 umringt.
»Hier, Shorty," sagte der Graubär
tige, augenschoeinlich der Führer der
Anderen, zu einem jungen, blondhaa
ri n und neben ihm haltenden Bur
s n, »nirnm den Strick. lutipf’ eine
Schlin en, besestige das End’ um ei
nen A des Cottonwood’i dort und
—- rnach’ schnell. Wir haben unseren
Mann und müssen, so bald wie mög
lich, uns drücken!«
»Shorty« rührte sich indessen nicht.
»Kerl paßt nicht aus die Beschreibung,
die Kelly uns von Bascom gegeben!«
sagte er phlegmatisch
»Aber er ist’s!« bebarrte der Grau
bänrtige. «’hat bisher nicht gesagt, daß
er’s nicht wär’! He, Jhr da,« wandte
er sich an den Gefangenen, »ist Euer
Name nicht Matt Baseom? Besorgt
Jhr nicht Geschäfte fiir ’n«en Unter
händler drüben, im Strip?!«
Die schreckliche Szene im Schul-:
haus, der scharfe Ritt sowie die nun
ihm in’s Gesicht starrende völlig uner
wartete Gefahr hatten Sanbers voll- i
kommen erniichtert. Jede Spur des
durch Fusel geziichteten Muthes hatte
längst ihn verlassen. Jeder Nerv in
ihm bebte; dennoch bezwang er sich. Er
wußte, was auf dem Spiele stand. Jn
früheren Jahren, damals als der
Whisiey ihn noch nicht vollständig be
herrscht, hatte er als schlau und ver
schlagen gegolten. Ein geringer
Bruchtheil dieser Berschlagenheit war
l ihm gemieden
»Ihr irrt Euch, Gentlemen!« sagte
’er, ,,ienne nicht ’mal ’nen Mann Na
mens Bascom. Bin fremd hier. Mein
Name ist Sanders — Robert San
ders —, bin von San Saba. Jch
glaube, ich hab’ ’nen Brief hier, der
mir erst vor ein paar Tagen übersandt
wurde. Jch denke, ein derartiger
Ausweis sollte genügen. Da hier,
überzeugt Euch!«
Er durchsuchte seine Taschen und
produzirte das Vorladungsschreiben
zu der, wider ihn von seiner Gattin
eingeleiteten Scheidungstlage, das er
zögernd dem Graubärtigen darreichte.
,,Ueberzeugt Euch!« wiederholte er.
I Der Graubärtige überflvg den Jn
halt des Schreibens. »Hmml« grun·z
ter er, ,,Robert Sanders von Sau
Sabai Wenn Ihr auch nicht der von
uns Gefuchte, scheint Jhr dennoch
nicht viel besser als Jener zu sein.
Mißhandelt Eure Frau! Prügelt sie!
Chi«
Er warf Sanderg einen verächtli
chen Blick zu. »Wozu aber seid Jhr
vorhin da wie wahnsinnig über die
.m...-.;-;. «·;«.-m« c»»t- » in thblnE
W ······ vsspvss s--:1-- s— vsskksq
neu aufsteigendem Verdachte. »Je
gendwas habt Jbr auf dem Kerbholz!
’raus damit! Was ist’s?«
Sandets stieß ein heiseres Lachen
aus. »Nichts von Bedeutung, Gentle
men!« versicherte er. »Hatte vorhin
da« —- er deutete gen Süden —- »eine
lleine Abrechnung mit einem ganz
speziellen Freunde! Glaubte, Ihr
seiet mir deswegen auf den Fersen.
Wie Jbr seht, bin ich unbewafsnet!«—
Der Graubärtige wandte sich seinen
Begleitern zu. »Well, Boys?« fragte
er. »Sicher ist sichert« erwiderte
Shorty. »Ich denke, wir beehren ihn
mit unserer Gesellschaft, bis der Kap’
tän tommtt Sauber ist der Vogel
nicht!« .
»Bes, laßt uns warten, bis der
Kap’t·cin lommt!« warf der andere ein.
»Er tennt Matt Bascomt Mister
Sanders von San Saba,« fiigte er
hhnisch hinzu, ,,wird aus keinen Fall
etwas gegen das Arrangement ha
benl«
Die drei Reiter stiegen ab und
machten es sich, den Gefangenen zwi
schen sich nehmend, unter dem Cat
tvnwoodbaucne bequem. Mit der, die
ser Menschentlasse eigenen Nonchal
ance offerirten sie Sand-ers Tabal
und Whisley, von welch’ letzterem die
ser einen gewaltigen Schluck nahm.
-.- m..'«---.,
qu Uclli uugculu zweie-Lust usw«-ru
che der Drei erfuhr er, daß Kelly der
«Kap’tän«, und dafz dieser waghalsig
sich nach Vellville begeben, um da
selbst, unter der Nase des Sherifss,
Bascom womöglich anfzufuchen uno
ihn unter irgend einem Vorivande
heraus in die Prairie zu locken. Die
Verabredung war, daß mittlerweile
das zurückgeblieben Trio außerhalb
der Stadt nach dem Gewünschten
Umschau halten und, falls es ihn nicht
erwischte, an einem bestimmten Platze
auf die Rückkehr des Kap’tän warten
soll.
Waben eigentlich verteufelt wenig
Ursache, in diesem, für unsere Kon
stitution besonders ungesunoen Klima
’ne Art Picknick adzuhaltenl« bemer»
nach einer, in der Konversationsplök
lich eingetretenen Pause der Graubär
tige. ,,.5ienn’ den Sheriff dieses mi
serabligen Coisnty’s! Bud Masterst
’n Kerl, schnell wie ’n geölter Blitz
und giftig wie ’ne Klapperschlange!«
Der Name Bud Meisters genügte«
um über den Körper Vob Sanders
von Neuem Schauer zu jagen. Wohl
wußte er, daß seine Wächter Ursache
hatten, alle Bekanntschaft mit dem
Gefürchteten zu meiden, doch, was
war deren Beforgniß im Vergleiche
zu der entsetzlichen Angst, die ihn fol
terte?! Um fte zu beschwichtigen,
mischte er sich, wenn immer ihm Gele
genheit gegeben, in die Unterhaltung;
doch. plötzlich, mitten im Satze, brach
er jäh ab.
In einer Entfernung von Meilen,
in der klaren Luft jedoch deutlich sicht
bar, tauchte die Gestalt eines Reiters
auf. Das Thier unter ihm bewegte
sich in langgestreckten Sätzen über die
Prairir. Diesmal war’s tein Phan
tom, kein Spukgebilde einer überreiz
ten Phantasie! Thier und Reiter wa
ren Wesen von Fleisch und Blut! Das
Pferd war ein Graufchimmelt Der
Reiter? —- Wer anders konnte er sein
—
als Meisters, Bud Mastersis Bud
Masters, der ihn, den Mörder, den
Flüchtling, suchte, der da kam, Ber
geltung zu üben! —
Wie ein gehetztes und umstelltes
Wild fuhr Sanders in die höhe. Hät
te er es vermocht, er wär« zu Fuß aus
und davon, hinaus in die Peairie ge
laufen, er hätte in sinnloser Angst ver
sucht, seinen berittenen Häschern zu
entkommen, er hätte von ihnen sich
nieder-schießen lassen wie ein tollge
wordener Hund: seine Füße versagten
jedoch den Dienst; er starrte wie ge
bannt auf den Reiter, den Grauschim
mel! —«
Alles Andere, jeder Tod, jedes-, noch
so schimpfliche Ende lieber! — Nur
nicht Masters, Bud Masters in die
Hände fallen! —- !
i
,,Hölle und Teufel über Euch Allei«
plötzlich emporspringend. »Hängt»
mich, Jhr Narren!« Die Männer!
statrten ihn an. »Hängt mich!«k
brüllte er von Neuem. »Ich bin Matt »
Bascomt Hängt mich und packt Euch« j
Jhr Hunde!« z
Wie im Jrrsinn legte er mit zittern
den Fingern die Schlinge des neben
ihm liegenden Strickes sich selbst um
de Hals-; er zerrte sie zu; und Shorty,
an Gehorsam gewöhnt, —- that das
Uebrige, that ihm den Gefallen, wäh
rend die anderen hilfreich sich bethei
ligten. —- ’
Etwa zehn Minuten später spreng
te ein Reiter unter die um den Cotton
woodbaum gruppirten Männer. Es
» war Kellh, der Kap’tän, —- aus dem
; Grauschimmel des Sherissst
’ Wenn habt Jhr denn da befördert,
Both« fragte er lordial, indem er
den von einem der Aeste hängenden
Körper eingehend betrachtete.
»Well, Käp’,« begann der Graubiirs
tige, ,,wen anders« —
,,’s ist Busen-m, Matt Bascom!«
unterbrach ihn Shorth. »Hat’s selbst
gesagt! Mußten ihm glauben!«
»Der hier? Matt Baseom!? Great
Scott! Bascom ist mindestens ’nen
Fuß kleiner!« Der Kap’t·cin starrte
wie aus den Wolken gefallen, die Leute
an.
»Aber er selbst hat gesagt, er wär’
Bascom!« beharrte Syort y
Kelly s Genftcht verzog sich zu Grin
sen ,,Todte, sagt man, pflegen nicht
zu lügeåkund Der hier fcheint todt ge
nug! uf keinen Fall kann man mit
ihm diskutiren!«
,,Denn, —- warum hat er hartnäckig
und in nem Gentleman total ungezw
menden, unser Aller Gefühl tief belei
digenden Ausdrücken unter Anwen
dung ner Unmasse von Verbalinjurien
d’rauf bestanden, Matt Bascom zu
fein und als Matt Bascom gehängt zu
werden?« fragte der Graubärtige, von
den Dreien augenfcheinl ich der chro
nifche Norgler.
»Genu ! Uebetgenug, Ranfom!«
unterbra ihn diet Kap tän. »Wenn
Jhr sagt, er sei Bascom, und er gesagt
hat, er sei Bgåcom.if ft er Bas kam ac
nug für mich! Jm Uebrigena nn ich
Euch nur sagen daß Basconn der
Bascom, den ich kenne, von unserem
Plane Wind erhalten hat und plötzlich
nach Mexito verduftet ist! Kam
nur hierher, um’S Euch mitzutheilen!"
Die Männer waren bei der unver
hofften Antiindiquna im Nu im Sat
tel. ,,Denl’ auch, H ist s Beste, Ihr,
Bank-, macht, daf; Jhr fortlommt!«
fuhr Kelly fort. »Jeder von Euch weiß
seinen eigenen Weg. Jch selbft hang
schlau eingefiidelt. ,,Hab’ dem Stie
riff Sand in die Augen aeftreut. ’O"cilt
mich fiir ’nen alten Bekannten! Jm
Seh-Maus km insban — Kann htm
tete in der Nichtnna desselben-— ,,l1at
irgend n feiger Hallunke’ ne Lady as
schossen. Der Sherisf ist rein’ weg wie
wild. Gab mir Den Grauschimmel da,
um den Doktor zu holen. Macht Euch
so schnell als möalich davon. Meisters
ist vorläufig nicht zu fürchten, doch
lana’ wirdks nicht dauern! Sie ist
nicht schwer verletzt, kaum werib der
Rede. Jetzt macht, das; Jhr fort
tommt. Jch komme nach, moraen!«
»Der Kerl hier?«-— Kelln deute te
auf den Leichnam —- »Las-».t den nur
hängen! Die Nacht luft kann ibn nichts
schaden! Hab’ so ne eia ne Idee über
die Affaire, irreauliir, wie sie sich ab
aespielt haben maat Denk’, ich reit’
riiber und bericht« sie dem Sberisf·
Glanb’ mit Bestimmtheit er kennt den
Burschen hiser!« —- — —
Jm kleinen Schulhause sraate mitt
lerweile Bud Meisters zum zwölften
Male den Doktor, ob er auch aant ac
wiß keine Verletzuna oder Wunde über
sehen. Er hatte Nell sanft auf das
mit lHeu belegte Bett ein«-es Zimmerma
gens, in welchem sie zu dem Platze, aus
welchem sie wohnte, tiberaesiibrt wer
den sollte, gebettet, und Nell selbst war
gliictselia in dem Gedanken, dasi er, in
dessen Nähe sie sich stets aseboraen wiss-,
te, neben dem Farmer auf dem Sitze
des Wagens saf-»
,,Und glaubt Ihr, dasz sie in zwei
Wochen soweit ist, mit mir vor den
Friedensrichter zu treten, ich mein’
frisch und getund, um mein Wsåb zu
werdan hörte sie seine volltönende
Stimme fragen.
»Sie ist all right!« erroiederte der
Doktor. »Der Heirath steht, wenn’s
gerade sein muß, morgen sogar gewiß
nichts im Wegel«
»So schnell wirW nicht aehen«,
fuhr Masters fort, indem er gedanken
voll in die Ferne blickte. »Ich habe lei
der vorerst eine kleine Privatafsaire zu
reguliren. ’H kann sein, sie ist in ’n
paar Tagen abgethan; Lacc aber lie
ber: zwei Wochen. Ich ge ’ gerne sicher.
Bekanntlich wollten wie erst itn hetss
heirathen, indessen« —
Ein großer, starktnochig gehustet
Mann mit listig - gutmütbigetn Oe
sichtsausdruck kam in diesem Augen
blick aus des Shserifs eigenem Gran
schimmel an den Wagen herangekttteen
Masters brach mitten im Gase ni,
sprang vom Sitz und trat aus des
Reiter zu. Während Jener, vom St
tel gebeugt, leise aus Masters ein
sprach, stand dieser. die eine Hand tu
die Mähne des Thieres vergraben, und
hörte, die Augen unverwandt aus den
Sprecher gerichtet, hier und da leicht
mit dem Kopf nickend und augenschein
lich Befriedigcnd außerd, zu. All
der Reiter geendet, nahm der Sheriss
schweigend wieder seinen Sitz aus dein
Wagen ein. Jm Schweigen bei-harrte
er auch, bis das Fuhrwerk die Matas
dor-Ranch, die Nell beherbergte, er
reicht und bis er Nell selbst ans seinen
Armen in’s Haus getragen hatte. Erst
dann sprach er, abwechselnd Nell und
den Arzt anblickend.
,,Dottor«, sagte er, »ich half Euch
beim Wort, daß Nell morgen schon
Hochzeit mit mir zu feiern im Stande
ist. Jch -—— verreise nicht. Die Ord
nung der bewußten Angelegenheit ist
meinerseits nicht mehr vonnöthen. An
dere haben bereits siir mich die Assaire
—- wenn auch irregulär —- regulirtt«
W
Aus der Jnsttuktionssstnndr.
»Wenn Einer sein Seitengewehr
verliert, was thut er dann? — Na
das weiß wieder Keiner von End
Keris, dann thut er ,,drei Tage« trie
gen.«
Der hilfreiche Hausknecht
Gast (der Vom Hausknecht hin-aus
zgeworsen wird): »Schmeißen’s mich
; nöt ’naus, Sie Lump, ich kann allein
? gehsn!«
’ Hausknecht: ,,Ge«h’n, dös glaub’ i,
aber sliag’n koanst nöt alloan, da
inuaß i helfen!«
Sehr wahr.
Tochter: »Ich glaube, der junge
Arzt hat Absichten aus mich!«
Vater: »Ich bitte Dich, der hat sa
noch gar keine Praxis-i«
Tochter: »Ja, Papa, wenn er erst
Praxis hat, dann heirathet er erst recht
»H» «
« neinan
Ein neues Fremdwort.
Herr (den ein Barbierlehrling ta
siert): ,,Junae. ich finde, daß Du mti
Deinem Messer recht lratziös in mei
nem Gesichte herumhaniierst!«
Ein neues Wort.
Hausfrau (zu ihrerMagd): ,,Maric.
Sie waschen sich den aanzen lieben
Tag und verthun die Seife, der reinste
Seifenwahnsinn!«
Kluge Folgerung. «
Fräulein X.: »Die Männer sind
wahre Teufel, Scheusale-, falsche listige
Geschöpfe!«
Fräulein Y.: »Gewiß, alle zusam
men, aber was kommt d·a aus Eine-ni«
Etrttiiufcht. «
Dichter: ,,Hal:en Sie mein Trauer
spiel schon gelesen, Herr Direktor-W
Direktor: ,,Jawohl, schon dreimal.«
Dichter (ersreut): »Jsi’s möglich!«
Direktor: »Gewiß, ich kann es eben
nicht verstehen.«
Gut gegeben.
A.: »Ich werde mich der Schrift
stellerei widmen und Erinnerun en
aus meinem Leben niederschreiben.'
B.: »Dann würde ich Dir rathen,
absolute Ananymirät zu bewahren.«
link-liesqu
,,- Was saqen Cie, ich hätte teineBil
bimg wissen E e, daß mein Vater ein
Vermöaen siir mich ausgegeben hat,
Damit ich ierne.«
»Nun, we hal b haben Sie es bem
nicht gethan?«
Freundlichcs Bedentcn.
Wirth: »Mein Herr, Sie werden
mir vrin Tag zu Tun mehr schuldig.
Von morgen on schreibe ich Ihnen
nichts mehr aus«
Gast: »Ist mir schon recht; aber
werden Sie sich denn das alles merken
können?«
Schnell lieraudgclsolfen
Pantoffelhelo singt: »Ich bin ein
freier Mann nnd sinne«
Seine Frau ans der Nebenthsiir tre
teno: »Was grölst Du siir unanstän
diges Zuqu
»Wenn nichts, Atte, als das schöne
Lieb: Ich bin ein Leiermann Und
singe.«
»Ach so, nn ich dachte etwa.«
An!
Junae Dame- »Jcb kann mir nichts
Poetiicheres denken, als- so im Herbst
an einein Teich zu stehen und zuzu
schauen, wie die gelben Blätter dort
hinein fallen nnd von den Wellen fort
getrieben werden. Tiefe Wehmuth über
die Vergänglichkeit alles erischen
pslent mich dann zu ergreifen.«
Referendar: »Ja, ja, es giebt viele
junge Damen, die site —- ,,Blättek
teich« schwärmen!« .
Im Gegenst-etc
Zwei Stotterer gerathen aneinan
der: Feuertoth im Gesichte, ruft bep
eine seinem Gegner zu: ,,sS-— s-—lt
s—s——-«sinb ein insamer Ver-Ver
Verläumber!" woraus der Andtte ent
gegnet: »Wo—w——tvollen Sie Pdas
gleich zurücknehmen?«
,.,«R-—n—-nein sagt ber kreist
iz:«——t-—ich bin fMIs baß ist