Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 10, 1902, Sonntags-Blatt, Image 14

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    »m- ukkisksmi m Z
Mir sinkst-Ha g
OW
Ro. 21. Seit-s
dein mich der
Philipp, was
mein Hogdzno
is, so en Dritt
in den Zweit
tet gespielt hof,
do kann ich ihn
gar nit mehr
ddc Auge sehn.
WI- Dmkk Sk doch
nur emal die E t:juel;fchen, wo ich
drin gewese sind! Wei, das war ja
ganz schrecklich! Er tzot dff Keins
wunner gedohn wie sarrie er fielets
bebt awrder Ida-s könnt er delfe Er
legi, er dehi denke, er hätt e ther
dobs von fein Schnuff ackäckelt , sonst
hätt ihn das doch schuhk nit häppene
könne. Bieseidg dqg wäre nucii die
Lseit zu pertickeler gewisse un mer könnt
fascht deute, daß sie nie nit fchnieic
Delikt Ich den ihn ganz ruhia tauf
sdfje,»dwid·e«r er hdt doch aus qefunne
pas III muw gen-etc im uu ou »o. «
einiges gedahn sor mich zu pliebse. Er
bot sogar gesagt, wann ich widder in
den Schob gehn wollt, dann deht er
mich pramisse, daß er feine Schnuff
bocks beim deht lossc. Do ben ich sehn
könne, daß er schubr satrie gefieblt
bot; well ich hen ihn ennihau e Zeit
lang gar nit angeguckt un ben gedenkt,
ich ben mebbie e Tschebns uff e gute
Art mit ihn iewenzu wer’n. E Paar
Dag zurück is die Wedesweilern aanz
Issgedreßt zu mich komm-e. Well. wo
gebscht du bin? ben ich gefragt. Do
bot se esagt, ich sollt mich rettig mache
un so te msii se gehn. dann debt ich
ausfinnr. Das Ding hot mich keinder
Ieposselt un schubr genug ben ich schnell
mei Daar gefickst un ben mich gedreßi
In in e balwe Stand ben ich dd ge
sonne. als wann ich aus die Hutbacks
komme wär. Jch ben mei bestes Dreß
Insebabt un sell bot die Wedesweilern
gesuchsi, biiabs se dentt doch immer se
könnt mich biete. Mir sin also zu
samme fort un ich ben immer wisse
wolle, wo sie mich binnemme dubt,
III-wer se bot immer gesagt, ich sollt
sur warte, ich dehth schon noch aus
gnug Mer sin dorch alle mögliche
tritte gange un sin zuletzt in e Ellie
nat. Jch ben bei mich gedenkt, do
it ich mich awwer auch nit so oftm
se brauche. Jn Front von so e
schmales wonstobrie Häusche ,e rebaeb
Ier Schebntie, ben mer gestavpt un sin
knseit Sange. Jn e kleines Ruhm war
e Uummem wo geguckt bot, als wann
Uchon drei donnert Jobr alt wär.
. then ich ausaefunne, was aie We
sesiveilern gewollt bot. Die Wummen
war e Fortschentellser un die Wars
tvetlern bot sich ibr Fortschen iaae
volle lasse. Do ben ich awwer doch die
M kriegt. Wisse Se, ich sin ja
schon ost, wann mer e Febe aebabt
Ies, bei e Tschippsie Fortschenteller ge
wese. awwer siell is doch nur Fonn ge
wese, bei den schenjuein Abrtiiel iin ich
doch noch nit gewese. Die alte Frau
bot erscht hawwe wolle, ich sollt aut
seit gehn, awwer die Wedesweilern bot
gesagt, ich sollt stehn, ich wär ibre
Schwester. Wisse Se, am Liebste hätt
ich aeqliche aniseit zu gehn, awwer
mir ich ietzt fortaelause wär. das
Mir mich doch e wenig schenierlich ge
wese. Do ben ich denn mei Riibn zu
LamgegebijsemY hen mich hingesetzt
M Ifllllswclllcltcl list sann ( Lunte-l
geleit un bot e Paqu atra-steckt. das
bot en Schmolzt aemwe, Dai; Teb. iaicbt
nit mehr ben aavse könne. Tat-n bot
die Wedeg. Veilern en Dabler le Jhle
misse un dann es los 01n-:3e
bot, das me: nt Die alt- »r; i! alle
mögliche Stoff ges-tat un alle-J bot aitt
for die Wedeåweilern aeauckt. Ze bot
aesaat sie Hätt en aria qute Hof-band,
too zu sei Bißneß tenrx bebt un immer
heim wär un so fort un wie ich aebört
ben, daß alles so gut is ganae, do ben
ich auch en Dahler rang aebolt un ben
gesagt, Die Fortschentellser sollt mich
auch emal usfi.ckse Ich hen immer ihr
Zeiss aewatscht un hen gesehn, wie se
aria sieriug geguckt bot. Da bot se
soesaatt »O, mei Mäbsem mit Sehne
gucktz awwer bös. Sie hen en Hos
sand wo aar nicks um Jhne gewwe
saht wo alle Nacht fort is un wo lie
ver e junges Mehdche siebt, wie e alte
Frau. Sie ben Kinner, plentie, awwer
wann Sie nit ausaucke, dann rehse Se
Ich Toffs un do is niemand nit for zu
ilehme wie Jtme Jhrn alter Mann.
Wolle Se noch mehr wissen, odber hin
Se genagtW Plentie, hen ich gesagt, un
sin mit die Wedesweilern fort. We
beiweilern, hen ich gesagt, komm, un
' Hast uns iraendwo en Drinl nemme,
ich sin ko eckseitet un essen-ei daß ich
e Tanniet brauche. Mir den en Drint
kehabt un dann hen ich en diesente
aht mit die Wedesweilern gehst-D Jch
sen se gefragt ob sie an Fortschentel
Irr beliese bebt un ob se denke deht,
Idle alte Frau gesagt bot, wäre
Ei Amt Do bot se gesagt, sie
einiges alauwe, was sie sage del-t,
Dis Mk Echte M schon dran nohtisse
Basses seihr asei richtig gesagt
MM WMU Jlmgss e ich beu e
. Kak- bssiich tcham Liebste die
« -. U Mkkssk hätt Un den hi
a
II UI Ist assista- rigkplkot
M f M sitt zu
i
t;n Haus fort. Das Lekoe muß ans i
setscht werde. En oiesenter Mann ltot
tein Bisses Oioendj fort zu gehn un
ich ioill ernol ietin wer der Bade in
den Haus ie; spann ich emol dont sin.
un es werd ja auch nit mehr so lang
nein-ne, dann kannst ou mache wie ou
willst, niotrser so lang ich hier sin, ronn
ich das Bißnes Un dont iuh sorgett it.·
Wie ich Mit mein Spietsch durch war«
bot der Philipp gesagt: »ahlrecht« un
ho; sei Koht miooer ausgezer un is
heim qeblitoroe. Awioer oente Se nur
nit, daß ich ihn turirt hätt, am nöchite
Don is er instett Oroenos schon Mit
tags fort aange un is nit bis zum
nächste Daa widder heim komme. Ei
tell fuh, ich wer’n noch en schöneSchapp
mit den Feller den« answer ich gen-we
nit auf. Mit beste Riegards
Juhrs trulie
Lizzie Hansftengeb
W
Schere-fertige tot-ep- seines-.
Eine Anzahl Geschichten oon einer
fast wunderbaren Schnelligkeit der
iiinstleiifchen Produktion werden in
einer englischen Zeitschrift von großen
Musikern erzählt. Das Beispiel Mo
zart’5 steht durchaus nicht vereinzelt
on. Sie Arthur Sullivan hatte nur
24 Stunden Zeit, den Epitog zur
Golde-on Konrad-« In komm-nieste i
aber er wurde trotzdem mit der Arbeit
glänzend fertia und behielt noch Zeit
übrig. Er feste sich eines Abends urn
9 Ubr hin, um die Ouvertiire zu »Jo
lantbe« zu schreiben, und stand don
feinem Schreibtisch erst aus, als sie
fertig war — das war am folaenden
Morgen um 7 Ubrz und zur Quote
tiire zu »Ihr Yoeman os the Guard«
gebrauchte er 12 Stunden, um sie zu
componiren und instrumentiren. Von
Donizetti wird erzählt, daß er die
Jnftrumentation einer ganzen Oper in
dreißig Stunden schrieb, eine Zeit, die
man kaum sür genügend halten wür
de, um überhaupt nur die Noten aus
Papier zu bringen.
An dem Morgen, an dem Rossini’s
»Gazza Ladra« ausgeführt werden
sollte, war noch leine einzige Note der
Oudertiire geschrieben und der Direk
tor war in Verzweiflung Es war
wirklich ein Fall, der besondere Maß
regeln rechtsertigte. Der Direktor
schloß also den faulen Componisien
in ein Zimmer der Skala ein und er
klärte, er würde weder befreit werden,
noch etwas u essen bekommen, ehe die
Ouvertiire Zertigw äre. Rofsini setzte
sich nunmehr doch an die Arbeit und
die Musik war geschrieben und ge
nrobt, ehe die Zeit der Abenddorsiek
luna gekommen war.
Einer der schnellsten Comdonisien
der Gegenwart ist sicherlich Dr. Jo
sepb Pan-in von dem folgende Ge
schichte erzählt wird. Als er dor ei
niger Zeit eine Probe in Briton Ferry
leitete, meinte Jemand. er solle ein
aeistliches Tonstück componiren und es
Briton Ferry nennen. . Dr. Parrh
schrieb noch an demselben Abend das
Lied, schickte es zum Drucken nachCar
diss; ej wurde am folgenden Taae ge
probt, Abends ausgeführt und sehr be
geistert ausgenommen.
Ebenso werden von Sängern er
staunliche Leistungen erzählt. Der be
lannte Sänger Campanini hatte arn
Abend oor der Ausführung der «Llsri
tanerin«, in der er zum ersten Mal
als Basco da Garna austreten sollte,
den dritetn Alt noch nicht angesehen
Da besuchte ihn ein Freund und blie
bis nach MitetrnachL Nachdem Cam
panini einige Stunden geschlafen hat
te, nahm er den dritten Ali vor, und
zwar mit solchem Erfolg, daf; er am
Abend nicht nur die Roten beberrfchte,
sondern so frei dramatisch und doll
endet fang, daß der Diriaent Arditi
erklärte, nie etwas Aehnliches gehört
zu haben. Stehrnann soll die ganze
Partie des Wanderers in «Siegsried«
in sechs Stunden gelernt baden, und
als einst Kraus, der die Hauptrolle in
Scharwenla’s »Mataöwinta« fingen
sollte, plöhlich erkrankte. bemeiftertr
Stebrnann, der die Rolle nie aefehen
hatte, sie zwischen der Nachmittags
probe, in der er mit der Partitur in
der Hand fang, uärd der Aussiihrun
»Im IS'-h I- huan Las-ds- h-- -- :
..». s.--..- ,- ------------ »von Je tu
Worten unv Musik volltommen war.
W
ctu Ortes en Seil-el.
In dem Nachlasse Emanuel Geibels
hatte sich folgender Schülerories ge
funden: »He!rn Dichter Emanuel
Geißel hier, Kuhhera Nr. 15. Lübect,
den 11. Februar 1882 Hochgeehrter
Her Geile Wir haben heut-e Jhr
Gedicht »Friihlin35hossnung« zuEnde
gelernt. Vor acht Tagen haben 5
nachsitzen müssen, ioeil sie’ö nicht
konnten, und heute haben 2 was mit
dem Stock hetvmmen, weil sie’ö noch
nicht konnten. Daran haben Sie wohl
nicht gedacht, als Sie das Gedicht
machten? Sie sind noch einer von den
kurzen Dichtern, Schiller ist am läng
» sten, der ist aber in der l. Klasse. Der
Lehrer sagt, das Gedicht sei sehr
schön: es giebt aber so viele und schöne
Schichte, nnd wir müssen sie alle ler
nen. Wir möchten Sie darum bitten,
! machen Sie nicht noch mehr Gedichiel
; Kriege gi eht es auch immer mehr, und
wir müssen die Schlachten lernen.
!Geographie ist besser, da kann man
immer ’mal nach »der Karte sehen, aber
Tdie Gedichte und die Schlachten sind
inm schlimmsten. Und dann hat jeder
« Dichter auch noch eine swgrephie mit
sehn-Mehr nnd Todeijahri Bei
: I- hre-schen wir IN kein Todes
1 In lernen. Wir ns n Ihnen
kein recht I Lebenl Gunst
Dis nnd its nstrnse Karl nn,
Ic. II. Mang: Nikel-ruhe str.
Ern
Der Kronprinz ais Student
Der neue Fuch. Der Kaiser beim
Kommer5.«1iauierei dei den
Boruffen. Lufiige Streiche-J
Es war am Morgen nach dein gro
ßen Commerfe, auf dem der Kaiser
den Kronprinzen perfsniich in die
Banner Studentenfchaft eingeführt
hatte, als ich die Bude eines Freundes
betrat. Jch war noch in der Thür, da
rief er schon begeistert, obwohl etwas
heiser: »Das war der großartigste
Sommers, der möglich ift. Was!
Grvßartig!« Jch bestätigte das und
griff nach einem Biertruge. der auf
dern Tisch stand. »Hast Du den Bier
trug mitgenommen?«
Jawohl, er war fo bezechi gewesen,
daß er ihn als Andenken mitgenom:
men hatte. Das war zwar DiebftahL
aber ihm egal. Er machte eine groß
artjge Handbewegung. Er würde dem
Manne drei Mart schicken.
»Und der Kroitprinz, was, das ist
noch ein Fuchs, aber noch trasser
Fuchs.«
Das war nicht zu bestreiten. Er
sprach ja feinen Dank fiir den Em
pfang so schüchtern aus »wir ein
Mödel«.
- - -«. . «
Aocc Illuscllo Olllsclllcllllllgkll AM
teten sich lächelnd aus den neuen Fuchs,
als der Salamander auf den Kron-«
prinzen gerieben wurde. Alles erbob
sich natürlich. Aber der Kronprinzs
erhob sich auch, und obwohl der erstes
Chargierte der Preußen, von Alt-ens-!
leben, verzweifelt um sich sah, so wagte l
doch teiner, den laiserlichen Prinzen
Kronprinz Wilhelm im Preußen
Stürmer, aus seinen Verstoß ausmerls
sam zu machen, und er rieb tapfer den
Salamander aus sich selbst mit. Es
war tlar, der Kronprinz hatte teine
Ahnung vom Comment.
Als am Abend des 751iihrigen
Stiftungsfestes der Borussen die Beet
hovenhalle abermals einen Commerg
von unerbörter Pracht sah, da hiirte
man plöhlich den Schläger dreimal
scharf niederfallen, und die helle
Commandostimme des Kaisers:
.Silentiurn! Jch ernenne den Kron
prinzen zum Fuchsmaior!«
Mit großer Heiterkeit nahmen das
die alten herren der Preußen auf, aber
der Kronprinz erhob sich, dankte, und(
sogleich scholl seine junge Stimme
durch den Raum und lommandirte mit
großem Schneid einen Salamander
aus seine Mutter, die Kaiserin. Der
Unterschied zwischen beiden Sala
mandern war groß. Man sah, er
kannte jetzt den Komment.
Man war gespannt, ob der M
prinz zu den Mensuren kommen wür
de. Jn dem Korpshause der Sachsen,
in dem der Sc ficht, schob und drängte
man sich. Aber er kam, zugleich mit
ihm der Großherzog von Marienburg
An dem Tage tonnte man auch den
echten Zug eines Granbleigneurs be
obachten. Der Kronprinz trug eine
der modernen, um den Kragen laufen
den Uhrletben von wunderbarer Ar
beit. Der Großherzog betrachtete sie
und sagte: »Die Kette ist fchön.« So
sort nahm der Kronprinz sie ab und
reichte sie ihm mit den Worten: »Im
dest Du? Hier, bitte nimm sie.«
M» sum Orche- Wab sie-I- Moos-Fen
sieht, findet durchschnittlich baß es
ein blutiger Sport ist, besonders wenn
zehn oder noch melir Mensuren »stei
gen«. Die Blutlachen aus dem Fuß
boden werden immer größer und zu
weilen treten die Pxiutanten zur Seite,
um nicht auszuqleiten
Der Kranprinz sieiit mit kaltem
Auge, wie die Quanten und Terzen
fallen und wie ein »Blutiger« nach
dein anderen »tonstatirt« wird bis zur
Absuhr. Bei einer Mensur steht man,
wie ihn der Verlauf besonders spannt.
Für einen Preußensuchs ist der erite
Chargirte von Bentivegni eingetreten.
Er ist ein Liniser und schlägt eine ge
fährliche Terz« Der Pauiraum ist
etwas eng, und der Kronprinz sucht
sich jeyt den besten Plan Er beobach
tet gespannt die ersten, kurzen, resul
tatlosen Gänge, bis der Preuße blitz
schnell das Tempo wechselt, und schon
»Halt«. Dem Gegenpauianten hängt
der halbe Sialp zur Seite des Kopfes
herunter. Der Kronprinz ist offen
bar hoch befriedigt. Alles ist begeistert.
Das ist eine Absuhr, Donnerwettert
Man hört zuweilen, daß der Kaiser
bei seierlichen Gelegenheiten den gebo
tenen Ehrenpotal aus einen Zug leert.
Sein Sohn soll bas allmählich auch
gelernt haben, und es geht hie Sage,
baß der erste Spih seinem militärifchen
Begleiter einen starken Schrecken einne
iagt habe. Und der Kronprinz findet
auch Geschmack an allerhand Stuben
tenult. Eines Nachts begleiteten ib
rnehrepe Gott-weichen wie rnan be
hauptet, nicht allzu nüchtern, nach sei
ner Billet Man wollte sich eben ver
abschiedete, ba fiel der Blick des Prin
zen auf den Posten vor dem Thore.
Er faßte einen seiner Begleiter bei der
Schulter.
Mhasien Sie diesen Mann!«
Der Pssten hatte ne Jule
mceteatausdea weist-schwan
kend-s spwssen DI- Mist-te ihn
Was-www »s
l
f
I
)
Was werden Sie thun wenn die
ser Mann davonliiustHm
Es spat ja klar. daß der Borutse
nicht lange das Schilderhaus zieren
wollte.
»Ich werde ihn nnrusen, und wenn
er nicht steht, aus ihn schießen. Kaiser
liche hohert.«
»Na, na.«
Der Preuße schien das siir ein Sig
nnl zum Dooonlausen zu halten und
machte sich im großen Bogen aus dem
Staube. Als der Posten aber nun
seinige bedenklich aussehende Grisse an
seinem Gewehr machte, driictte der
-Kronprinz es herunter und forderte
ihn aus« dcch lieber zu präsentiren, das
-mache entschieden einen besseren Ein
» druck
» seine Institutionen
Der arme Posten hatte aber wieder
Er machte Mel
dung, daß ihm ein Verhafteter ent
sprungen sei, und die Meldung ging
seltsamerweise weiter. Eines Tages
las man, der Kranprinz sei leicht er
krankt und müsse acht Tage das Zim
mer hüten.
Die Eingeweihten meinten aber, die
Krankheit sei unter dem Namen Zim
merarrest bekannt, und Papa habe sie
hervorgezauberL
Der Kronprinz ist so ost in der
Universität und in den Hörsalen zu
finden und mit solcher Ausdauer, daß
manche guten Bürger sogar treuherzig s
meinen, er solle sich doch lieber jent
noch aniiiliren. solange er es lönnr. I
Man weiß, daß der Kronprinz herz
getoinnend liebenswürdig ist und selbst
kleine Belastigungen mit der besten
Laune von der Welt erträgt. So ritt
er am Martinsabend mit einem Be
gleiter durch einen Bonner Vorort, als
ihn die tleinen Fackelträger erkannten,
die unter Absingen des belannten
Martinliedeö von haus zu haus zo
gen und Gaben sammelten. Flugs
umzingelten ihn die kleinen Bengel,
und dann erscholl der nichts weniger
als melodisch Sang:
Dieser ist ein reicher Mann,
Der uns wohl was geben tannr
Viel soll er uns geben,
Lang soll er leben
Der Kronprinz lachte höchst ergöht
über diesen Wint, und gab den Jungen
einen harten Thaler, woraus ein be
geistertes hurrah erschallte, gefolgt
von einem wilden Jndianergeheul des
Entzückens«
Wie ganz anders sich die Verehrung
der kleinen Mädchen äußert, zeigte ihm
bald ein hübsches Erlebnis Wenn er
Mittags um die bestimmte Stunde zur
Borussenlneipe ging, waren ihm schon
länger einige tleine Mädel ausgesallen,
die anscheinend auf ihn warteten. Wa
rum, war nicht zu errathen. Da, ei
nes Tages faßte sich eine Kleine mit
einem zierlichen Zöpfchen ein herz. Sie
trat aus ihn zu, machte einen graziös
sen Knix und fragte, ob er wohl so
gütig sein wolle und seinen Namen
unter die Ansichtsposttarte sehen.
»Warum nicht siir ein so nettes Mä
del!« Er drehte seinen Begleiter her
um und benuhte dessen Rücken als
Pult. Da kamen auch die anderen,
und alle hatten Karten und machten
ihre zierlichen Knixe, und alle bete-sen
ihre Ansichtstarten mit dem Namen
der taiserlichen hoheii. Das sind na
türlich alles heilige Andenken.
- Wie man weiß, nahm der Kronprinz
an den Tennisroettspielen unter dem
Protettorate der Prinzessin Schaum
burg theil. Als er in d- ersten
Stunde des Doppelspiels mit seiner
Begleiterin den Play betrat, stagte
mich eine alte Dame —-— es ist merk
würdig, wie sehr alte Damen sich da
siir interessiien -—-—: »Wer ist denn das
junge Madchen?«
Jch sah sie erstaunt an. Es war
llar, daß sie eine Fremde war. »Das
ist Fräulein Lilly Schuchard.« »Ach
so,« und das Lvrgnon trat in rührige
Tbätigleit. Jn »der ersten Runde sieg
ten sie, und die blauen Augen der gra
ziösen blonden Dame strahlten. Jn
der zweiten Runde wurden sie geschla
gen. Der Kronprinz lachte beide Male
mit der Nonchalance des Grandseig
neurs, dem Gewinnen oder Verlieren
nichts bedeutet, nur der Sport. Seine
Partnerin schien ein wenig getränkt.
Es wäre ja auch zu reizend gewesen
Der Prinz spielt gern und viel Ten
nis. Anfangs ging ein Raunen und
Flüstern im Kreise, wenn er ost war
tend an der Schranke lehnte, bis ein
gewisses helles Kleid und weißer
Schluppltut zwischen den dunklen Tan
nen sichtbar wurde. Jeht hat man sich
daran gewöhnt. Sie scheint auch ein
tapseres, kleines Mädchen zu sein;
denn kürzlich lag man von der Ver
leihung der Rettungsmedaillr.
Ein anderes Bild. Jn einer Früh
lingsnacht wird in einem herrenhause
eine mächtige Von-le getrunken. Ein
Kranz junger Mädchen- Ein sehnsüch
tigei Lied tönt über die Terrasse bin
aui, da stillt draußen ein Char, wie
der bslle entstiegen, ein. Ein Mädel
tritt hinaus aus die Ierrasse, Preu
henstilrmer, der Kronprinz mitten un
ter ihnen. Und mit der Sicherheit ei
ner en lischen Schloßherrin bittet sie
Aber-n tbi die reen zu einein Glase
sont-. Zu oaptius ils im Be
, das Abenteuer willkommen zu
da slsfett ihm ein Begleiter
, M en. ce Inst, pslliai aus
W
dern Vorgarten einige dunkelrathe No
sen und wirft sie der Dante zu, die sich
lächelnd dankend neigt. Es zieht dor
iider wie ein Spuk der Fritblingsnachtc
und zweifelnd werden die Entel einst
lauschen, daß solches geschah zwischen
dem mächtigen deutschen Kaiser und
der Großmutter
—-·O
Zunderi
Berliner Morgensaffee in früherer Leit.
k So ein gänzlich derreaneter Sonn
j tag hat auch seine Poesie. Man muss
" sie nur auffinden können.
Wenn der heulende Wind Regen
und Hagel an die Scheiben peitscht.
» dann gehe ich am liebsten spazieren —
! in Gedanken der Erinnerung nämlich.
? Erinnerung haftet oft an Dingen,
; die längst bei Seite geschoben. Treten
die Dinge wieder dass Auge —- gleich
steht die Erinnerung, wie von Mond
schein mild umflossen, daneben nnd
staat: »Weißt Du noch?«
So sin’ ich heute. Nur stoßweise
dringt das Lauten der Sonntagsglo
cten zu rnir herüber. Der scharfe Wind
vermischt es gar zu oft. Der Hagel
tnistert gegen die Fenster. der Kana
rienvoael hält sein Köpfchen in den
aufgeplufterten Federn versteckt, und
irn Ofen flackert das Feuer.
Vor mir meine alte Kiste mit
Schutt-Murr
Nichts von Werth ist darin.. Kein
Gold, kein Silber, tein Kunstwerk
Alte Bänder-, Kästchen, Griffel, un
scheinbare Cigartentaichen, ein gestick
tes Lesezeichem eine alte, alte Zeredi5
Izu-« mit sann- «sf«nnf-mrsm OIfI«I«
— da liegt auch eine länglichr, einst
roth lackirte Blechdose.
An einer ihrer Längsseiten ist ein
Feuerschlosz mit Flintenstein angenies
tet, das einst, wie Großvater sagt, bei
Leipzia während der Völkerschlacht
dem Sensenmann sein Handwerk er
leichtert hat —- schön ist das Ding
nicht, sogar recht ungeschickt.
Und inwendig erst. da sieht es noch .
häßlicher aus. Ganz schmaler Inn-z
der ist darin, der von den Fingern nur
mit Mühe sich entfernen laßt. J
Du altes Ding! Jch kenne Dich,
Du bist ja Großvaters Zunderbiichsei
Jch sah Dich eines frühen Morgens
—- lang. lang ist es her! — in der
band der «Karline« am Herde. Konn
te taum hinaussehen, war noch so
klein.
Sie wirthschastete mit dem Dinge
herum. Der Hahn knactte — ei, wie
schöne Funken svrangen daraus her
vor! Immer wieder knackte es, immer
neue Funtent Jch klats te in die
Händchen undjubeltr. a — sing
»Karline« an zu weinen.
Warum? Mir wurde so ban !
Jetzt aina die Thiir aus. « nten
Morgen, Großmama!«
.Guten Morgen, lieber Junge! Du
bist heute schon herausgekrochenfDas
ist ’mal hübsch oon Dir! Siehst Du
—- aber Karline. was ist denn? Meß
halb weinst Dut«
»Ach, Madame! Der Zunder sängs
nich, un, un, ist krieae kein Feier nich
an! Un —- un —— hu. hu! wenn der
herr keen’ Kassee nich hat, dann jieth
wat abt«
»Gieb her die Büchse,« sagte die
Großmama milde, aber sehr ernst.
»Ich will’t versuchen. hast Du den
Schweselsaden bei der sandi«
»Wer liegt er!«
»So-f Nun achte daraus: wenn die
Funken vom Feuerstein aus den Zun
der sollen und er u glimmen anfängt,
dann hätst Du osort den Schwefel
saden darauf. Jch werde seht das
Schloß abdriicken!«
M--Q---- h-;--IL- ush Fuss-JO« RI
UIUVOIOUUUII Dis-III- IUIU UOUUII, Ue
Funken flogen auf den Hunden doch
— teiner faßte, denn ver Zunoer war
feucht.
Da tam oer Großvater in vie Küche
und rief oergniiqr: »Aber, Konra
dine, wo steckst Du denn-«
Großmama machte ein erschrockenes
Gesicht, Karlone machte ein erschreckt-s
Gesicht, ich natürlich machte ein dum
mes Gesicht.
Dann erzählte Großmama die Ge
schichte oon der soeben ourchtehten ver
lorenen Liebesmiihe mit der Zank-er
biichse und schloß ihre Rede verzwei
felt: »Wann wirst Du heute Deinen
Kaisee belomment«
»Der Qitohrjen is ooch alle!'« stöhnte
Karline naio.
Großmama warf ihr einen strafen
ven Blick zu. Was brauchte Großva
ter zu ioisfen, daß ihre Sparsamkeit
solche Beimischung iiir qui betont-?
Jn ihrem liraienoen Blick lag schlicht
und einfach das Wort »Ganst«
Großvater hatte Karlinen’s Bemer
kung sicherlich nicht gehört. Er stand
in Sinnen versunken, lächelte taum
merklich uno sagte endlich: »Karoline,
aeh' doch mal in mein Studirzimmen
Diese Nacht war mir zu talt heim
Arbeiten ich habe noch zwei Stiick
Buchenholz in den Kachelofen elegt,
vielleicht alimmt es noch. Bla e hi
neitn Nimm oen Schweselfaden gleich
mi ."
Karline voran, wir langsam hin
terdrein durch die ganie Stubenreihe.
Als wir in's Stuoirzimmer traten,
hockte Karline chon aui den«-knien
und blies ihre acken dick auf. Gan
roth war sie vor Eifer, und wenn ich
käute Zog .voin einetm Pätaigeiirslsnözel
re, e mr , na « a
ren, Kartines Gjeeæcht vor Augen. J
i »F? Mr Ri« RAE NR P«
en aegoa eoache
herautsloen Darüber rang roh
Mma vie hänve in Kummer Mana
Os been-it« sent-te coeli-V end
M Lj
lich tief auf und fudr mit Arm und
Schwefelfaden in den Ofen. «
Nun brannte das blaue Licht des
Schwefelfaoeni. Langia-n nnd de
hutfam in feierlichem Kuge, Karline
voran, ginaen wir zur Küche.
Endlich war das Holz unter dem
Dreifufr auf dem mit Feuerheedsroth
geftrichenen Feuerderde ans Vackfteis
nen in Brand gefest, endlich Aussicht
auf den Morgeniaffeet
Sämmtliche Stuven rochen nach
Schwefel.
»Das ift gefundY meinte Groß
mama. Sie deckte den Kaeretifckn
während Großvater ftch an letdete.
Dann kam oie dampfxnde Kanne und
die Milchbrvde und ie « pen",
jenes längliche Nationasexctp der
Berliner, auf den Tisch.
Zucker war nicht nöthig. Die Sinne
ent ielt ja schon außer Kaffee Luft
Zichvrien). Milch und —- etwas en
rup.
Zucker got-'s nur, wenn Gäfte la
men, dann aber natürlich mit silberner
Zuckerzanaet Dann gab’s auch Bitt
ter zum Weißbrvd, fonft wurde »ein
» gefiivpt" beim täglichen Frühstück
’ Das Fkähftiick an jenem Morgen
fteht mir heute noch vor der Seele.
Großvater nnd Großmama besprachen
aar hochgelehrte, wichtiae, mir nicht
verftändliche Sachen! Großpapa
meinte, verbrannte Leinwand wäre der
beite Kunden Großmama erklärte sich
für verbrannten »Nanling«.
Jch schütterte den Kopf.
»Nun"i« fragte Großvater lächelnd.
’-Weif-t Du Knirps es besser? Was
giebt denn den besten Zunder?« «
»Das weiß ich nicht,« sagte ich klein
laut.
»Nun. Du weißt doch gewiß schon.
was verbrannte Leinwand nnd was
verbrannter «Nanting" ist?«
»Ja!« Mir war das Weinen sehr
nahe.
»Nun, wie nennt man das also?«
«Dreck!«
Die versteinerten Gesichter der
Großeltern stehen wieder vor mir. -—·
Was dann lam, weise ich nicht mehr
Mir ist dunkel in der Erinnerung, das
Wort »unalaublich dumm« aehört zu
baben, dann erinnere ich mich nur des
von den Großeltern gefaßten Ent
s lusseg: »Ja Zunder soll Karline
le ne Lappen mehr verbrennen, son
dern die «Schnuvden« gebrauchen.
Ja wohl, die Schnitt-dem verehrter
Leser!
In jeder in unseren fünf Stube-I
stand auf dem Tisch ein blidblani po
lirter Messingleuchter. Jn der Röhre
desselben steckte »das« Talglicht, und
auf dem breiten Rande lag die »Acht
pudscheete«.
Und Abends wurde beim Tal licht
gegessen und qelesen. Wurde der « äu
ber« des Lichtes zu lana, dann lam
die Lichtvutzscheere in Thätigteit und
schnitt den »Räuber«, d. h. das ver
tolIlte Ende des Dochtes, ab.
Und diese vertodlten Neste in den
Lichtpusscheeren hatte von jeßt un
Karline Abends vor dem Zubettgeben
in die Zunderbiichse zu thun, damit
dieser Zunder am anderen Morgen
noch nicht seucht geworden fei.
i s Jst
Und Du alte Zunderbiichse, da er
zöblst Du mir mit Deinem schwarzen
Inhalt von Großvaters Feueranmas
chen! Wie haben sich doch die Zei
ten —
«Na, da bört aber Alles anfi«
schrillt es mir in die Ohren.
Wer steht vor mir? Meine Frau
mit der Küchenschiirzr.
Na, da hört aber Alles aufl« be
ginnt sie von Neuem. »Da sißt Du
und tritzelst, Gott weiß welches Blechl
Eins, zwei, drei, vier — es ist kaum
zu glauben —»- fünf, sechs, sieben, acht
—- natürlich in aetödtetet Seelenrube
aus den Teppich geioorienl —- neun,
zehne lf, zwölf, dreizehn —- dreizehn
Streichbölzer zu einem Cigareensiumi
mell«
Und dabei ist der schon wieder aus
gegangen!
»Sage ’mal, Mann, was denlst Du
Dir denn eigentlich, ivoran dentst Du
überhaupt bei dieser sündigen Ver
schwenduna?! Wie sollen wir denn
da zurecht kommen?
Sollen die Kinder etioa einmai
hungern?!
Das ist Deine abscheuliche gedan
lenloie Bequemlichkeit! Du meiszt es
gar nicht einmal! Siiist da, nimmst
mechanisch das Hölichen, streichst es
an, hälsi es an die Cigarre — ob sie
brennt, siehst Du aar nicht bei Deiner
Schreiberei, —- bliist das hölzchen
aus, wirsst es aus den schönen Teppich
— eint-, zwei, drei —«
»Vin, küns, sechb!« ruse ich, ganz
aus dem höuschen.
»Ja, Gretbe, Du basi recht! Drei
zelin Streichbölzer verschwendet in
zwölf Minuten! Störe mich doch
nicht bei der Arbeit!«
Schmollend aan sie hinaus.
Du alte Zunderbiichse daran bist
du Schuld! F. Tunpr -.
—-«--OO-.---——
höchst sinnig schließt in det Blicke
burger Zeitung ein Romanabschniit
wie folgt: «Schesser und Mis; Jack
son rissen die Teleaeamme aus und
anden zu ibrem höchsten Erstaunen.
asz die Anfange beider gleich lauteteii
und zwar: Gortsesiing seist-)
III
Obin seligen seine Memoiren dic
tirend: «Da iain ein Teleqeiimm aus
Qesrllziis das lautehtäsb das lautete
«s,mi ’ ’Ideree
da mit Ich doch ’miil in serlnfliizik
li
. Do vie s v i i
Wit- wen-« akti- M iiiegh