W Ein Testament. NoveIette von Jda Bau-TH. räulein Justine Pseilstiicker sagte es eh seden Tag. daß sie ganz genau wisse, ihr sei tetn langes Leben mehr beschieden Sie totettirte mit diesem Wissen u. traf die umständlichsten Vorbereitungen. iiber ihren Nachlaß. der sehr reich sein würde, angemessen zu verfügen. Diese Vorbereitungen aus ein bal diges Ende waren eine wichtige Un terhaltung. Sie gaben dem letzten Lebensjahr von Fräulein Justine mehr Inhalt, als ihre verflossenen siinsund vierzig Jahre jemals gehabt. Diese waren in einer stillen Erbitterung hin gegangen. Fräulein Justine war un liebeniwiirdrg geworden, weil sie sehr häßlich war oder vielleicht auch um gekehrt. Als sie jung war und sich in dem Wahn besand, einer reichen Erbin sei alles Gliia vorher bestimmt —- viel leicht tiiuslich zu haben —- hatte sie sich aus das hartnäckigste in den hüb schen Assessor Heuhenius verliebt und beut-Entschluß gefaßt, ihn zu heirathen. Aber dieser Entschluß war durchaus einseitig geblieben. Jhr Vater mochte den Assessor ein laden, so viel es nur irgend anging, sie selbst mochte so viel Blicke und An deutungen auswenden wie möglich — umsonst. Als Heuhenius bald den Grund des starken Wohlwollens von Vater und Tochter Pseilstiicker er kannte, zog er sich zurück. Dis-le Enttauschung beherrschte nur das gutze Seeienleben von Justine Pseilstiieter. Sie nannte ihn bei sich einen Undankbaren. Jhm zu verzeihen machte ihr ver Umstand unmöglich, dasz er glücklich verheirathet schien. Wie tonnte man glücklich sein mit einer solchen Pute von Frau, einem so schmalen Einkommen, siins Kindern und Schulden! Justine war überzeugt, dass »Schulden habe. Sie, die ,,Pute«, hatte auch tein Vermögen gehabt. Und das Gehalt des Bürgermeisters in dieser kleinen Stadt betrug vier tausend Mart nebst freier, Wohnung. Als Heuhenius den Posten bekam, sagten doch alle: das sei noch ein Gliickssall siir ihn. Er sollte an sie denken. lfr sollte bereuen, ihre Hand einst verschmäht zu haben. Er sollte sich alle Tage sagen: wie wäre mein Leben bequem gewesen, wenn ich Justine Pseilitücter gebeiratbet hätte. ' Zell-rauh jahrein zermarterte sie ihr Hirn mit Gedanken, aus welche Weise sie sich am gründlichsten in sein Leben drängen lönne, so daß er reueooll ihrer gedachte und sein Herz von der zPute" abwende. Und wie sie nun so balb angenehm, halb gruselig sich mit ibrem Testament beschäftigte, sand sie den Weg, sich an dem Mann und der Frau zuriichen Sie bestimmte die Hälfte ihres Vermö gens zu einer Stiftung« Von den Zin sen sollten begabte junge Söhne hiesi ger Bürger studiren. Der jeweilige Bürgermeister sollte diese Justine PseilstiickevSiistung verwalten. Nach menschlicher Berechnung blieb Henne nius hier als Bürgermeister sitzen. Die andere Hölste ihres Vermögens aber vermachte sie ibrem ,,Jugendsreund, dem jetzigen Bürgermeister Paul Heu herritt-, in trenerGesinnung aus selbst losem Herzen«. Daß sie mit dieser Handlungsweise das richtige getroffen, bestätigte ihr alsbald ihr Entwinden- Als sie aus subr, begegnete ihr Bürgermeister Heuhrnius. »Ak),« dachte sie gesättigt, »wenn du mußtest . . « Jm Grunde hoffte sie, dasz man ihns schon jetzt von ihrer Großmuth etwas zuflüsterr. Sie rechnete geradezu mit einem tleinen Buch «r-er Amtsverfchwie gen-heit seitens ihrer Notare. Ein andermal fah sie Frau Etna beuhenius. Es war ein schöner Früh lingstag, Frau Erna hatte offenbar einen neuen hat auf-— wahrscheinlich noch nicht bezahlt und wahrscheinlich noch die Ursache eines eheherrlichen Vetstirnmung —- unb sah frisch aus Justine aestand sich zum erstenmal, daß diese Erna nicht übel sei. Aber was half es ihr. Triumphirend dachte Justin« »Deine nette Larve hilft oir nichts. Meine Seelengrijße wiro Siegerin bleiben.« Feuriae Kohlen s-— o ja, das ist die tiefste, oie seinfte Rache. Und Jastine sprach immer mehr und immer lieber von ihrem Tobe. Manchmal war eg ganz merkwürdig in ihrer Phantasie: sie starb, ward ungessiiihnlich ehrenvoll begraben nnd genoß doch als Mitschauenbe an's Mit lebente den Effett ihres TestamentH. Ja, sie hatte Momente, wo sie es nicht c fiir ausgeschlossen hielt, daß heuhe -. nius unter dem offenbaren-den Ein druck ihrer Treue nnd ihres Edel muthes sich Joch scheiden ließ . .. Aber eines Nachts wurde es doch llar, daß Gott bkessnat tein Wunder « thue. e’;rts’tine Pfeilstiiaer nahm an ihrer- Herzleiven rar- schnelle Ende, - das ier Dottor vorausgeiehew Der Bärgeemeister Heuheniug hiirte die Tobesnachricht unb waro von einer leisen Bewegung überrascht " Das ist die Kraft des Tooesr er chkiesst vie verborgensten Schreme ve sebschtnisses auf. , » » » »Das arme Fräulein Pfeilftucker, Wie heuhenius, «liebeleer durchs Dasein gegangen. Keine Freuden ge habt und gemacht. Tro all i ren: SO« d b · Unb er tam sich in all seinen Sorgen wie ern Krösus vor, mit seinen siinf prachtigen Kindern und seiner lieben Erna· Als er aber am Tage nach dem Tode seiner einstigen Verehrerin von ihrem Testament hörte-sie hatte die Eröffnung desselben aus vierund zwanzig Stunden nach ihrem Ableben bestimmt —- waret stumm und starr. So also hatte sie ihn geliebt? Jhr ganzes Leben treu die Neigung be wahrt, die er nicht hatte erwidern kön nen? Wie das beschämend war! Und wie falsch hatte er sie damals beurtheilt. Arme ststinet Arme Ju stinei Wer das gut machen dürstet Aber an Gräbern kann man nichts gut machen. Aber jetzt fiel es ihm ein: vor Jah ren, ais er hier Bürgermeister gewor den, hatteer erwogen, sich mit Fräu lein Pfeilstiicker auf einen freundlichen Fuß zu stellen. Aber Erna hatte ihn quehcltexn Auf einen dummen Klatseij rn. Er fühlte sich so renevoll, als hätten er nnb die Seinen eine Reihe von Ver brechen gegen die arme Justine be gangen. O, auch Erna würde ausser sich sein. Er ries seine Frau. Sie brach in Thränen aus, vie sich zu Weinlrämrfen steigertem Geerbt —— sie, die von niemand et was zu erwarten gehabt, erbten! Heuhenius stand ganz erschüttert. Jetzt erst erkannte er, wie sein Weib sich abgearbeitet hatte. Als vie Thränenflurh versiegt und das erste Delirium der Freude vorin war, wollte Erna aber wissen, wieso Justine Pseilstiicker dazu komme» heuhenius berichtete von Justinens Liebe und wie er diese und ihren Werth unterschiißL Es war ein Ton in seinem Vortrag, ver Erna nicht gefiel. »Dich reut’5 wohl, daß du sie das mais nicht genommen«, sagte sie hef tig und ging hinaus. Zu seinem Schrecken mußte Heuhes "nius nach wenia Taaen eriennen, daß seine Frau von einer wirklichen nach träglichen Eifersucht erfaßt war. Das Vermächtniß sei nur verständlich, wenn die alte Freundschaft in aller Stille weiter bestanden habe. Da Heuhenius sah, daß seine gute Frau aller Vernunft bar zu werden schien und sich jeder Phantasie und je der Einsliisterung hinaab, sprach er eines Tages, um den Frieden seiner Ehe wiederherzustellen, das große Wort aus, daß er die Erbschaft nicht antreten wollte. Aber da ward aus dem murrenden Unsrieden ossener Zank unter völligem Irontwechsel der Anschauungen Frau rna’s. Sie war nie eifersiichtig ge wesen. Keinen Augenblick. Aus etne so häßliche alte Jungfer! Aber die edle That Iustinens verdiene nicbt den Un dant, dasz man ihr Erbe ablehne. Er war wohl toll. So ein Mann! Un ter Kuratel müsse man ihn stellen! . Der Friede blieb dahin. Nur die Tonart des Zanles hatte gewechselt. Die verwünschte Erbschaft! Heu henius klagte sich einmal zu seinem Freund, dem Rechtsanwalt Miiller, aus, demselben, der Justinens Testa ment hatte aussetzen müssen. Und als er davon sprach, daß Justine doch habe Segen stiften wollen, und daß sie bis jetzt mehr Unsegen gestistet, sah ihn Möller so seltsam an. So durch dringend, so warnend, so vieldeutia. cSäer Blick ging heuhenius sörmlich na . Noch am selben Tage gina er, sei nen munteren Jüngsten an der Hand, —--k- L-— O-:-hQ-I Iluuf »Lu- Ishskquso Er dachte mit ganzer Sammlung der Verstorbenen, wie er sie gekannt, wie nachher die ganze Stadt sie ge kannt. « Das Bild war sehr einheitlich: ego istisch, geldstolz, unliebenswiirdig, menschenseindlich. Nur ein Zug paßte nicht hinein: eben ihr Testament. Wenn sie ihn treu und selbstlos ge liebt, weshalb sand sie dann nicht Mitel und Wege, seine Kinder an sich zu ziehen, diesen Freuden zu machen? Aber vielleicht hate sie etwas ro mantisch und verschämt sich gelegent lich heimlich seinen Kindern genähert Er neigte sich zu seinem Jungen herab »Kanntesi du Fräulein Pfeil stücker?« »Nee", sagte der Junge und wars seine Mütze nach einem Kohlweißling, der ihm ooraus im Sonnenschein flat terte »hat dich wohl mal eine Dame an gesprochen und getiißt oder gestrei chelt, eine Dame mit schwarzen Haa ren, einer aoloenen Brille nnd ein paar großen Warzen aus der Backe die Dame hintte ein bischen. . .« Der Junge rief erfreut; »Ach, die Altsche, die neben Pastarö wohnte? Nec. Die inacht’ mich nich leiden. Als ich mal bei Bastard Heini war, sagte sie: »Das ist ja woll ein heuheniusscher Bengel -—« ganz so häßlich wie seine Matten« Da hab’ ich ihr ’ne lange Nase gemacht. Und Deini auch. Und die Zunge haben wir auch ausgestreckt.« Sie standen gerade schon am Grabe. deuhenius war ein Mann von nüch tern-ein Verstand. Doch aber schieii's ihm, als tichere ein leises hiihnisches Lachen in sein Ohr » Und er war ein Mann, siir den sansi nur Staatsa chen sprechen. Aber seit hatte er eine Eingebung, nnd dte bewies ihm mehr all alle geschriebenen und beglaubig ten Worte. Er begriff, daß Instine Pfeilftiicker sich an ihm habe rächen wolle und da sein Freund, der Rechts nwalt, die e ihre Absicht auch erkannt. »Ur-me Justine«, dachte er, »noch viel ärmer, als ich geglaubt« Als er mit festen Schritten heim ging, wußte er, was er wollte und mußte. Der Kampf mit seiner Erna war nicht leicht. Sie wollte nichts von ei ner Ablehnung der Erbschaft hören, mochte er ihr immer beredter vorstel len, daß man bisher glücklich, frei, stolz, satt und gesund gewesen, und daß es ihren prächtigen Fünsen im Le ben nicht an autem Fortkommen feh len werde. Erna war gerührt, aber nicht besiegt. Da sprach Heuhenius bitter und traurig: »So soll denn Justine Pfeilstiicker ihren Zweck erreichen. Sie hat ihre Rache ..... ich kann nicht mehr so groß von dir denken toie bisher, und unsere Ehe bleibt getriibt«. ,,Nein,« rief Frau Erna und fiel ih rem Mann um den Hals, »ihren Wil len soll sie nicht haben. Deine Liebe soll sie mir nicht nehmen« Lehne die Erbschaft abe« Und mit Erstaunen fah die Stadt ihren armen Büraermeister Hundert Itausenoe ablehnen. Aber sie sah auch die Familie sieh noch lustiger und glücklicher als bisher erfolgreich durchs Leben schlagen. -»--——-·. — — ; Endlich. Humoreste von Hercnann Ritter. Das ift ja famds, here Assefsor, ;dasz Sie gerade heute gekommen sind, versicherte ver Rentner Vierwea sei nein Gaste « Dabei leuchtete fein von einein buschiaen, erarauten Barte ein-— Igesaszteö rothes Gesicht auf wie ein Freudenfeuer, und seine kindlich gut cniithigen Aeuglein blickten fast väter lich-tödlich zu dem jungen Manne hinüber. Jch habe da Entdeckungen gemacht in den letzten Tagen, fuhr er » fortz Sachen gesunden-, großartig, sage ;ich Zonen vsie vestanaen mir aueg, »was ich bisher aus Grund meiner physiologischen und phrenologischen Studien vermuthete. Aus allen Pa »pieren hab-e ich da charakteristische Ei genschaften gefunden an Personen, die ich schon längst zum Ggenstand meiner Studien machte. Ah, ich sage Jhnn, es- gibt Hallunlen in der Welt. JSachen kommen vor, unglaublich! Aber verurtheilen tann man doch Nie smand, jeder ist eben ein Produtt von "Geburt und Erziehung. Er machte eine Pause und sah den jungen Mann an, als wolle er an des sen Gesicht die Wirtung seines letzten Ausspruches studiren. Der Assessor Schlebusch erwiderte mit verbindlich besahendern Lächeln diesen Blick, ob wohl sein Jnneres aufstöhnte in ver zweifeltem Jammer. Er war heute, wie schon verschiedenemal, an's der Stadt zu der am Waldrand liegenden Villa Vier-weg hinaufgestiegen, unt die Tochter des Hauses endlich einmal allein zu treffen nnd eine Erklärung herbeizuführen nach der sein Herz lechztr. Aber es war ihm heute ergan gen, wie jedesmal bisher. Er war gleich dem Vater in die Hände gefal len, saß ihm wieder wie festgenagelt ge niiber und mußte sich von dessen S udienweisheit einer etwas lonfusen Mischung aus Anthropologie und Philantrophie überschwemmen lassen. Der Alte hielt ihn wegen der Geduld, mit der er stets seinen Betrachtungen standgsehalten hatte, leider nun einmal siir den aleichgestimmten, seltenen Geistesvsrwandtem nach dem seine inittheilungsbediirftige Seele schon lange veraeblich suchte. Den wahren Zweck der häuiiaen Besuche ahnte der harmlose Vater Viernrca nicht. Die Gattin war ihm schon seit Jahren aestorben, und so entbelsrte er gänzlich des weiblichen Beratung, den Väter beiratbssälsiger Töchter so dringend bedürfen. Sehen Sie, lieber Freund, schwatzte der Alte vergnünat weiter, ich bin stets glücklich über Jbren Besuch. Sie sind mir ein Beweis, daß der Jdealigmus noch nicht ganz ausaestorben ist, daß da unten in dem Neste noch Menschen leben können, die sür die Wissenschaft schwärmen. Wissenschaft! Du lieber Gott, trer dentt heute daran! Fach tudien, weiter gibt es ja nichts. Weis beit, gut aenua eben, um das tägliche Brot möglichst reichlich zu verdienen und es, wenn thunlich, seinem lieben Mitmenschen vor der Nase weazu schnavven. Die Jugend wuchs srüber auch anders aus wie beutzutaar. Sie wurde nicht vollgepfropft mit That sachen, sondern zu moralischen, ver anügten und aesunden Menschen er ioaetn Glauben Sie mir, lieber Freund, es gab damals glücklichere Menschen« als man noch sang: »Freut euch des Lebens« und «Ueb immer Treu und Redlichkeit«. Man lebte mehr mit der Natur und war deshalb aemüthvoller. Ein jammervolles Ge schlecht wächst heute auf, aber man dars lich nicht darüber wundern, der Mensch ist eben ein Produtt aus Ge burt und Erziehung. Die Anthropo logie . . . . Der Assessor wand sich in innerli chen Schmerzen Das Stichwort, aus das sein Gastgeber immer zurückkam aus allen Irraänaen seiner Betrach tungen, stachelte ibn aus zu einem ver zweifelten Versuche, diesen von dem wildwserdenoen Steckenpserd herunter zu bringen. Sie baben sich auch eine reizende Gegend bier ausgesucht, um der Ruhe und dem Naturaenuß zu leben, unter- » brach er eifrig. Gewiß, antwortete der Alte begei stert. Es ift ja wunderschön hier. Morgens, wenn ich erwache, habe ich die herrlichen Wälder vor mir, sehe die Sonne iiber die Berge steigen, höre das Vogellonzert hinter dem Hause. Dann spaziere ich durch meinen Garten uud bin der gliicklichsteMensch von der Welt. Aber die Fähigkeit, so still zu trieben zu genießen, habe ich mir doch nur durch meine Studien erworben. Die Anthropologie . . . . Der Assessor guckte zusammen. Da saß der gute Alte ja schon wieder bei einem Leitmotiv, wie die ausge scheuchte Fliege aus dem Honigtopf. Jhr schönes Gartenreich bietet Ih nen gewiß allein schon reichen Natur genuß, fuhr er mit lrampfhaftem Mutbe dazwischen. Der Garten ist meine Welt, mehr brauche ich nicht, versicherte strahlend der Rentner. Da grabe, s·cie, pflanze ich. Das ist gesund und gibt ver niinstiae Gedanken. Sehen Sie, mein lieber Herr Assessor, die ganze Mensch heit wäre unstreitig besser, wenn sie mehr auf dein Lande arbeitete. Jhre Erziehung wäre vernünftiger, sie hätte natiirlichsere Eindrücke. Das Produit von Geburt . . . . Fräulein Elfriede hilft gewiß flei ßig im Garten? meinte der Assessor. Gewiß hilft sie. Sie ist ein gute Kind. Aber der Jugend ist doch ein Garten auf die Dauer zu eng. Sie muß zuweilen hinaus-. Friedchen Tst heute Nachmitaa Drüben in den Bu chenwalo zum Erdbeepfliieten gegan gen. Dem Assessor stieg siedendheisz ein Entschluß aus. Die Gelegenheit mußte wahrgenommen werden, selbst auf Die Gefahr hin, den Schwiegerva ter in spe etwas zu dergriimen. Er erhob sieb plötzlich wie von einer Feder aufgefchnellt. Sie verzeihen gewiß, Herr Vierweg, saate er mit menschen möglichster Verbindlichkeit Jch beab sichtigte eben, nur im Vorbeigehen Ihn-en guten Tag zu wünschen, und wollte, da ich den ganzen Tag im Bu reau saß, noch einen kleinen Spazier gang unternehmen Sie beurlauben III-b --»-ZI. «-·c-;·- Its --Z«Z. » III-us Liebes-D gu- ktu Vduusujs st I dem Heimwege werde ich mir erlauben, nochmals vor-zusprechen um die in teressanten Dotumente anzusehen. Sie wissen ja, wie ich die Ergebnisse Jhrer Studien bewundere. So und mehr redete im Galopptempo der Assessor bis zur Stubenthiir und ließ den Phi lanthropen in einigem Erstaunen zu rück. — Draußen strebte er in schnellen Schritt dem Buchenwald zu. In eini gen Minuten hatte er ibn erreicht und stieg eilig nach dem bekannten Erd beerfundvlatz, einer steilen Waldwiese, hin. Er sah nichts von der Schönheit de Sommertages, von den Licht-sit t , die durch das Laubdach auf den Waldpfad fielen. Sein Geist war mit nichts anderm als mit feiner Wer bung beschäftigt Jn den letzten Ta gen hatte sich ein niederträchtiger Forstmenfch auffallend viel in der Nähe oer Villa Vierweg zu thun ge macht. Gepeinigt von dem Gedanken, er könne diese gunstige Gelegenheit für eine Erklärung doch noch vielleicht ver säumen, rannte er weiter. - »Willy, Willn, der Herr Asssessor,« schrie da plötzlich eine Kinderstimme vor ihm. Der Assessor stand wie angewurzelt auf dem Waldpfade und ein ärgerli ches, halblautes Donnerwetier! flog über seine Lippen. Da waren ja Willv und Lilly, die gräßlichen Zwil linge, auch im Walde und bei ihrer Schwester Elstiede. Er hätte sich das ja denken können, aber er hatte neben der bealiickenden Vorstellung von ei nem Alleinsein mit der Geliebten kei rbiem anderen Gedanken Raum gege en. Da kamen beide schon mit dem Heiegsruf »Der .5·Jkrr««21sselsor!·«»den dDdllg ylnlllilck gchUIL Jjchl Poclk nackten brauner und viekfacb zerschun dener Beine polterten abwärts durch Laub und Fallholz, zwei hell-e Kinder-« lleider flatterten auf und dann hing rechts und links je einer der zehnjähri aen Frechlinae am Arm des Assessors, zu beiden Seiten blickten ein Paar Taugenichtsauqen zärtlich aus und zwei beerenbeschmierte Mänlchen stag trn: »Haben Sie uns auch etwas mit gebracht?« »Nein, Kinder, nein,« versicherte der Assessor mit schmerzlichem Lächeln und blickte auf die Aermel seines hel len Sommeranzuaes, den die nicht all zu reinlichen Hände umllammerten. »Ich konnte euch nichts mitbringen, wußte ich doch nicht, daß ich euch auf meinem Spazieraanae traf.« Links und rechts verzog sich schmol lend ein Mäulchen· Dann fragte Willn leck: ,,Wus3ten Sie denn auch nicht, daß Frieda im Walde ist?« »Woh« sollte ich das denn tvissen," J sprach wzhmiithiq der junge Mann. Willy sab Lilly, Lilly iah Willn an. Dann lnusften sie sich hinter desAsseF - sors Rücken und brachen in ein toll-s ! Gelächter aus. Dieser zwana sein empöries Ge miiih zur Ruhe. «Wo ist denn Fräu lein Elstiede2« fraate er harmlos. »Allo. Sie wollen sie doch einmal besuchen « meinte Lillv mit einem Ver such, aus ihrer Heiterkeit in seltsamen Ernst überzugehen. »Die wird sich sicher freuen.« «Glaubst du?« »Gewiß, ich weiß, daß sie sich sreui,« versicherten beide, dann zuckte es wie der in ihren Schelmengesichtern, und ohne ersichtlichen Grund begann noch mals ihr beleidigendes Lachen. El iriedse hatte sich von dem Rasen am Waldrand erhoben, wo sie Becken in ein Körbchen ordnete, und war auf lden Lärm hin einiae Schritte den Kommenden entgegen· angen. »Irieda, der Herr gekeift-»Triin ten die «-Z;oillinge und schleppten den Freier im Geschwindschritt heran. »Kinder, schämt ihr euch denn nicht?« zürnte Elftiede. Dann schritt sie aus den jungen Mann zu und reichte ihm erröthend die Hand. »Welches Glück, Sie hier zu tref sen,« sprach strahlend der Assessor. »Er iit ganz zufällig in den Wald getornnien,« rief Lilln, und Willh setzte hinzu: »Er hat uns deshalb auch nichts mitgebracht.'· »Aber Kinder, ihr seid ja unver schämt,« schalt Elfriede. »Verzeihen Sie, Herr Assessor, die Kinder wach sen, seit wir hier auf dein Lande woh nen, wirklich auf ioie die Witten. Papa ist zu nachsichtig, und Sie ten nen ja seine Schtoärmerei jiir natür liche Erziehung« Der junge Mann machte ein Gesicht, als sei er imstande, alle Ungezogen heiten der lieben Jugend in einein ver llärenden Lichte zu sehen. Ein guter Gedanke war ihm gekommen. Er zog ein Geldsstiicl hervor und sagte lächelnd u den Kindern: »Ich muß mich ent fchuldigem dasj ich die übliche Düte vergessen habe, aber ihr habt flinle Beine und seid gewiß in zehn Minu ten big zum Konditor am Markte ge laufen. »Dort lauft ihr euch etwas Leckereg.« Di: Zwillinge erhoben ein Freuden gehseul Ian rannten mit dem Geldstück davon. während der Assessor mit- der lbealiictten Miene eines Mannes, der »alle Hindernisse vor seinem Ziele be— seitigt sieht, sich wieder an Elfriede wandte nnd abermals begann, in de .redteu Worten dan Glück diese-Z Ztt - sainnientreffsens in Preisen. Jedoch die Zwillinge blieben nach hundert Schritten schon stehen und dertiejten fidi in einen erregten Flü ster-Disput. Dann schlenderte Willy « zurück und Lillh folgte mit verdrosse ner Miene. »Lillh will nicht aehen,« schmolltc « Wälle »"Willh meint, ich müsse alle Wege laufen,« sagte Lilly. »Aber ihr konntet doch zusammen gehen,« meinte Elfriede mit einer Ver-— drossenheit. die den Afsessor entzückte. Es ist doch nicht nöthig, daß wir beide durch die Hitze rennen, erklärten die Zwillinge entrüstet. »Dann war ten wir lieber bis heute Adend.« Sie nahmen eine tugendhastaleichziiltige sMiene an und ließen sich hinter dein sPaare im Grase nieder. Bald aber begann wieder ihr Getuschel nnd Ge kicher, das jeder Blick, den die Schme ster oder der Assessor ihnen zuwarsen, zu einem unerrtiirlichen Lachen mit zusammengesteckten Köpfien steigerte· l l Jn dem jungen Manne kochte der Acr- « ger, aber er bezwang sich« nnd nach . einem von allgemeinen Rede.oendun sähen ausgefüllten Gespräch mit seiner J achbetrin, fragte er freundlich zu den Zwillingen hingewendet: »Wald ihr mir denn nicht einige tirdheeren pslil cken?« Sie waren beide sosort bereit, der gestalt ihre Dankbarkeit auszudrücken Aber sie entfernten sich nicht weit von dern Paare, das sie nicht aus den Aus gen ließen. Bald kam Willy zurück mit der bedauernden Erklärung: »Ich sinde kein Eerdbeeren mehr!« »Ich habe etwa-Z- schkie Liny inm laut. Sie rannte herbei und hielt Willh die ansaestredte Hand hin, aus der ein braune-s Grasfröschchen sprang. »Pfui! So ein etligsxs Thier," kreischte diese; sie sprang zu rück nnd stieß dabei undermuthei den vor ihr sitzenden Vlsfessor derart an, daß dessen heller Strohhut abfiel und wie eine Scheibe den Wiesenhana hin unter tollerte. »Der Hut, der Hutt« janchzten die W:fl! ,Oluculllti«c UllU sUsllclc Ullltcc MIU Flüchtling her wie junge Dachghnnoe hinter einein rollenden Garnkniiuel »Die Ungezoaenheit ist wirklich iu arg," sagte Elsriede, entrüstet aus stehend Aber der Assessor sprach mit fliegen den, stockenden Worten! »Endlich ein Augenblick des Alleinseins, theure El friede! Seit Wochen sehne ich mich danach, Jhnen endlich einmal sagen zu können, wie sehr ich Sie liebe, Sie zu fragen« --« Mehr war nicht nöthig. Ein glü hendeg Noth stieg in das Gesicht El srieden5. Berschiimt hob sie ihre Au gen und sank dann an die Brust des jungen Mannes, der einen Kuß aus ihre frischen Lippen drückte. Da erschallten auch schon wieder die Stimmen der Zwillinge »Lillh, Lilly,« schrie Willen »er bat sie endlich geküßt, ich habe es- aesehen!« Eilig rannten die Tauaenichtse mit dem H it herauf zu dein Paare, das sie, eng umschlungen, erwartete. thhemlos fragte Willht »Habt ihr euch wirklich einmal gekiißt?« Lillh setzte obr tvurfsvoll hinzu: »Warum habt ihr es nicht aethan, als wir dabei waren. all die Zeit haben wir schon daraus gewartetli« Man stieg abwärts- der Villa u, die Zwillinae voraus in tollem «agen, bald Willh vor Lillt), bald Lillh vor Willy. »Papa, Papa,« hörte das Liebeöpaar, das ihnen langsam und mit häufigen Kuhunterbrechnngen folgte, sie bald unten im Garten rn sen, »Papa, Frieden der Herr Assessosrk Sicher, wir haben es gesehen!« — Vater Viertvea war außer sich vor Erstaunen, Glück und Zärtlichkeit. »Mein lieber Herr Assessor,« sagte er, ..liebe lMicha, ihr habt meinen reich sten Sen-en. Ihr habt beide gut ge wählt, ihr werdet glücklich sein. Na türliche Menschen zeigen-stets ein rich tiges Eint-sinken fühlen sich zueina ber hingezogen.« Er betca tete sie getiikrh sein gn tes Antlitz kablte. We in Mäg Selbstvetaessenbeit murmeiie et: « tiiriiche Menschen sind giste Menschen« werben glückliche Menschen. Und ie det Mensch ist nichts als ein Produtt z von Geburt und Erziehung.« Bissine Kritik. » Kritiker: »Ja, ja, zwischen Ihnen · und Homer giebt es nur einen Unter schied.« « Dichter: »Und der isttM Kritiker: ,,Homer schrieb ins Schlafe und Sie schlafen. wenn Sie schreiben.« Gut geschmeichelt. Herr: »Ach, Fräulein, Sie sind der reinste Moses-»F Fräulein: »Wie so?« Herr: »Nun, Sie schweben so.« Falsch ansqesaßt Dame: »Was muß ich sehen, Auns, Sie haben einen Schatz?« Dienstmädchen: »Ja, gnädige Fran, zwei sind mir zu viel.'« Erklärt »Wa9 ist eigentlich der Vater von Deinem Schatz?« ,,Chemiker.« »Drum sagtest Du auch, sie wäre ein ätberischeg Wiesen« Druckfehler-. Der Schlächtermeister lag, als die Frkunoe ihn abholen wollten, noch in seinem Tfett (Veti) und schnarchte Tic praktische Frau. kirrt. »Aber liebe Frau, schon wie oer einen neuen Hut. Dein Vorigek ist noch ganz gut erhalten« Sie: »Den tannst Du ja süt Dich nmändern lassen!« Selbstbewußt Bseriihmter Dichter: »Wollen Sie die Meine sein« Ema? . . . O sagen Sie ja, und Sie machen mich zu Giiieiiichsien ver —— Unsterblichen!« Darum. - As »Mit dem Lehrer, der meinen Sohn unterrichtet, bin ich sehr zufrie den« B.: »Ihr Sohn ist doch beim Exa men durchs efallen?!« Au »Wohl, aber der Lehrer hei rathe: meine Tochterf Unverfroren. »Das ist doch nein zum Verzweisels mit ihnen, Lisette! Ich warte jesl dereitge ine volle Stunde auf Sie!« »Ja, ja gnädige Frau; man glaubt gar nicht, wie lang einem die Zeif wird, wenn man tvartet.« Rahmen »Frau, ich hade Dir hier das Werk von Nanssen, »Jn der Nacht und Eis-« , mitgebracht Wenn Du das in· den iiisschrank ieqst, ersparst Du das Lsis « Mißversnindnifs. »Was hattet Jhr denn heute in det Erhnleksp »Wir haben Sätze iiber den Tisch gemacht« »Ja, war denn Turnstunde?« Zweit-entity Lehrerin (in der Geographiesinns de: »Zaan Sie mir, Ella, wodurch ist siiifznacht beoeutungsdoll?« Zehiileritn »Es ist das Ziel vieler Hochzeitsreisender.« tssin maanetischeg Experiment Wenn man bei trockenem Wetter über ein dünne-Es Blatt Papier mit einer Bürste oder mit der Handsliiche verschiedene Male auf- und abstteicht, so Tvird man finden, daß das Papier in ganz kurzer Zeit in so hohem Grade magnetisch geworden ist, daß es M der band oder am Zeug festhält. Di ckereg Papier, z. vB· eine Posttarte« l J wenn in derselben Weise magnetiich gemacht, lviro kleine Sachen wie Kot-k theilchen u. s. w. anziehen. Wenn man z. B. einen Spazisrlflock ans der Lehne eines Stuhles b au (-irt, so sviro der Stock herunterhlley ohne das-, man itin anfofzt, ihn it end tvie bewent oder an den Stuhl r htt. Alles-, was Inan zu thun braucht, ist, eine Posttarte iiber ein Licht oder eine Lampe zu halten, bis sie ganz warm oder trocten «ft; dann reibt man sie auf kam Noelånnet und hält die Karte annz dicht an Den Stock, welcher der Karte folgen wiw, gerade wie eine Ida-del einem Maaneten. bis der Stock von selbst zur Erde fällt.