Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 26, 1902, Sonntags-Blatt, Image 9
Sonntags cBlatt Beilage des .,Ueb1aslka Staats-. Xmeign need ;)erold« . J P LVUIDOIPII, He mitsaehen Grund XIIan Nebe» Den Z; : ptemliei mit-z Xahkguug 23 No· I· Die Vurchbrennerin. Roselette von Il. Latr-Frlsberg. Absabrti Absabrtl« Der Expreßzug wollte sich eben in Bewegung jenen. Jn letter Stunde stürzte eine junge, sebr elegante Dame ans den Bahnsteia, hinter ihr ein Gepackträger mit einem kleinen, sebr schweren Jnchtenkosser. «Erste Klasse!« stöhnte sie athemlos. «Gottlob!« slitsterte sie, mit Erleich terung ansatbmend. »Das wäre uns gelungen«, dachte sie weiter· — Ein glückliches, balb trotziges, halb schelmischeö Lächeln zuckte um ihren jungen, rothen Mund. Unruhig blickte sie sich um. »Wo war er?'« Sie schritt jetzt den ganzen Zug ab· Die großen, strahlenden Augen blickten forschend in jedes Wintelchen und wurden immer größer, ängstli cher. bre junge, schlanke, biegsame Ge siat in dem tnappen, aranen Reise lleid, den keckem kleinen Filzhut auf dem Blondtops ties in die Stirn gezo gen, fiel sie allen Reisenden aus. Reiter wirbelten die Schnurrbärte ver jungen Eleaants sich in die höhe. »Ein seiner, kleiner Kerl!« »Donnerweter! Wen sucht sie?« Jn ihrem feinen, kleinen Krps wir belte es. h. Unheimlich schnell flog der Zug da in. Wo war er? Warum war er nicht pünktlich wie sie? War es ibm leid geworden? Unmöglich! Sie athmete unregelmäßig. Jhre Glieder zuckten neroös. Angstvoll blickten ihre Auaen ins Leere. Es war alles so gut verabredet, und nun kam er nicht. Jhre Gedanken wälzten sich von ei ner Frage znr anderen. , »Was nun?« fragte sie sich unaus bötlich. »Remdcmdem, Rembenidew raste der Znn vorwärts. Sie hörte eine andere Melodie ber aus. Durchgangerl Durchganger? Durch .«-J-;--'vsns.« .- qknmhfhfls. Inn sie Zen UL«51n:hi’enth-ifer an sich. Er barg ihr Vermögen —-- ihr eigen ftes Vermögen. Diamanten, Schmuck von höchstem Werth, wundervolle Perlen, von der Mutter Ererbtes. Mit kecker hand gab sie ihrem Schicksaler einen Stoß. Nun flog sie dahin. »Wohin?« klang es fragend durch ihr erregtes Dirn. «Potsdain! Potsdam!« Rathlos stand sie da am Fenster. Jett tönte ihr Name, laut gerufen an ihr Ohr. «Eine Depesche!« Sie meldete sich, riß das Blättechn auseinander. «Abreife verhindert, erwarte mich Potsdam irn bewußten Hotel.« Ein Griff nach dein Koffer, ein Aussicigen in fliegender Hast. Weiter raste der Zug. Eine Droschte brachte sie ins HoteL Sie nannte ihren Namen. Ein herr iviirde nach ihr fragen. Stunden vergingen. Stunden des Gartens, die unendlich dünken. Endlich klopfte es an die Thür. »Herein!« »Papa! Du —- DIE-« Ein Herr, kaum Ende Vierzig, wohlconservirt, elegant, modern, wie si , seine Tochter. Ein unnachahniliches, malitiösesz Lächeln auf die Lippen, trat er zu ihr »Nun, wie geht eg uns-? Zeit wann führt die Reife zu Deiner Freundin über Potsoant?« .-Papo, nicht diesen Hohn! Ich sehe, Du weißt — »Alles, mein Kind. Die Depesche larn von mir.« »Ah!« »Jawohl. Auch er hat seine De pesche erhalten mit dern Befehl nicht abzureifen.« »O --— wer hat uns verrathen?« »Das lornrnt später. Also Du wolltest nach London?« »Jawohl. Dort wollten wir uns trauen lassen.« Muthig sprach sie es und blickte dein Vater keck in sdie Augen. »Und dann? Weiter!« »Oh wir würden glücklich fein-— so wie —- wie Dut« »Ah » Du weißt?« «Jawol)l. Jch weiß, daß Du eine zweite Gattin Dir erwählt. Jch will leine Stiefmutter.« Er lächelte überlegen. »Als-) Du ver-sagst rnir Deine Ein willigungisp »Jowohl. hast Du mir nicht auch die Deine versagt?« »Aus Princip, mein Kind. Mein Schwiegetsohn muß Großtaufmann sein. Dein Doktor medtcinae genügt mir nicht« »Aber mir genügt er. Für mich ist er mein Schicksal mein Alle-ist« »Dein Schicksal. So? —- ja —- das glaube ich.« «Papa«, tönte es bittend, »Sieh ihn mir.« »Du wolltest mich zwingen. Du staubsb ich würde Dir vergeben?« »Ist Its-Mc es Wsichtlkch«« »Und wenn nicht«-» »Dann, o dann, ich wäre nicht so vollkommen glücklich geworden." »So? Du hast Deinen Schmuck mit. Davon wolltet Jhr leben?« »Ja — bis er sich Praxis erworben in London.« »Wenn er keine Praxis erhält bis dahin?« »Dann -— dann sterben wir ge meinsam —« Mißbilligend schüttelte er den Kopf. »Und mich wolltest Du so bei Seite schieben?« »Du sagt-est, ich sollte wählen. Jch habe gewählt. Jch konnte nicht an ders —- so — so wie Du.« Nun zuckte es um den seingeschnit tenen, rothen Mund. »Wir wollen uns also gar nichts mehr sein. Du gehst nach London, heirathest gegen meinen Wunsch einen hoffnungsvollen Arzt, wirst glücklich mit ihm, im schlimmsten Falle stirbst Du mit ihm, —- und ich — ich -—— isiihre in mein einsames Haus ein Weib, edel und rein. bas- Dir ein Vorbild werden sollte, das Dich schon liebt, weil Du mein Kind bist, vor idem Du aber sliehst, ohne es zu ten nen.« »Bist-all »Klein» Kinbslops!« »Ich habe ihn so lieb, so über sqss « »Wenn er jetzt noch Kaufmann werden wollte.« »Er liebt seinen Beruf ebenso sehr, wie Du den Deinen.« Er zog die Uhr. » »Der nächste Zug geht in zwanzig i Minuten nach Berlin ab. Bitte!'« s Er bot ihr den Arm. Sie weigerte sich. Thränen traten lin ihre Augen. Mit fester, sanfter Gewalt zog er ihren Arm sdurch den seinen und griff nach dem Koffer. »O —- das ist mein Eigenthum —« . wehrte sie ihm. ) »Ich will Dir nur die Last abneh men —« lächelte er. .« Mit gebeugtem Köpfchen folgte sie ihm. « III sc ,,Eine Depesche, mein Junge!« Die alte Dame saate es mit einem ganz kleinen, feinen Lächeln. Er riß das Blatt aus. »Nicht abeeisen. Watte auf Weile res.« Keine Unterschrift. »Natürlich von ihr!" dachte er be treffen »Ich reife nicht, Man1a.« »So? Ah —— Sie hat sich eines An deren besonnen?« »Ein Aufschub, ein unvorhergesehe neg Hiitaerniß. Erregi schritt er umher. Er sah Das tleine feine Gesichtrhen vor sich mit den großen Augen. Zeine Pulse flogen, fein Herzschlag ging wie ein Hammerwert. Er hörte ihre fliisternde, lofenoe Stimme. Er fühlte ihre zarten Glie der in feinen Armen sich wiegen· Es ioar die erwachte Gluth, oer Les bengdurit eines Aste-ten in oer Liebe. » Sein dleiches, edle-H, schmaleg Ge i sicht, don Dunliem Haar beschattet, mit ktiesen, dunklen, hhvnoiisirenden Au sgen, wandte sich forschend seiner Mut zter zu, die ruhig am Tisch saß unter der rothverschleierten Lampe nnd einen ioesetten Strumpf niigbesserte. Welches ruhige Behagen von ihr ausging! Ihr Anblick besänftigie ihn. »Wie ist es denn geioinmen!« forsch te sie jetzt, ohne zu ihm hinüber zu sehen. Er erzählte ——- lange, lange. »ian dann?« »Wir suchten uns. Die Sehnsucht trieb uns einander zu. Wir —- wir können nicht mehr ohne einander sein.« »Daher Dein Fieberzustand?« lä chelte sie. ' »Du Verächter der Liebe.« »Sie hat steh aerächi, Mutter, Du hast Recht, je später sie kommt, desto mächtiger ist sie. Jetzt verstehe ich, was mir sonst unbegreiflich war, wie Fürsten ans Throne verzichten, wie Menschen ihr Leben hinwersen können aus«Liebe!« Es tlang so weich, beinahe klagend. Die alte Dame nielte dazu verständ nißinnig. ·- « »Wohin bringst Du mich, Papa?« »An Deiner neuen Mutters« »O — nicht doch!« wehrte sie ab. »Bitte, steige aug.« Nur ganz zögernd verließ sie den Wagen. - »Ich will nicht« Papa, o, erlaß es mir —- ieh hasse stei« »Du solltest sie kennen lernen.« »Sieh mir ihn.« »Das wollen wir erst sehe-if Wieder zog er ihre canb durch sel Lf ; . ! nen Arm und schritt DieMarmortreppe hinauf Fürsten Des Geldes, zu ihnen zählte ihr Vater, zu ihnen zählie auch Die Frau, Die feine-i zxveite Gott in wuroe, zu il;-nen sollte auch sein Schwieger fohn zählen. Der kleine eigensinniae Blondiopi wollte es anders. Er suchte ihr Glück auf feine Art, kie auf vie ihre. ·h Die Kraft ihrer Liebe imponirte 1 m Eine große, schöne, elegante Frau trat ihnen entgegen: mit gewinnendet Freundlichkeit zog sie die Widerstre bede an sich »Dir wollen Freundinnen sein« recht gute « »Ich lasse Dich hier. Jn einer Stunde komme ich vielleicht mit —-!« esPapa!« Ein Jubellaut. Sie flog :n seinen Arm, an seine Brust »Du lieber lieberPapa!" Sie lachte und weinte in derEksiase. »Wenn er Deiner werth ist, wird er ihn Dir schon get-ein« sprach die große, seh-ins Trin »Du hast siir mich gesprochen?« »Wir Frauen müssen in allem lzu sammenhalten.« »O — Dul« Nun kiiszte sie die weiße Hand mit den kostbaren Diamanten. Sie trua nicht den kleinsten-Schmach sie wollte alles opsern sür ihn Nun sasi sie und beichtete. Die Aeltere hörte lächelnd zu, bei nahe neidvoll. Wie kühl, wie verständig ging sie ihre neue Ehe ein. Dankt kam er mit dem Vater. »Hier die Vermittlerin« seine Mut ter!« stellte er die alte Dame vor mit dem seinen, aeriihrten Lächeln ans dem auten Gesicht. ,,Seine Mutter!« Sie liißte inbrünstia die Hände, wieder und wieder, die Hände, die ihn gepfleat, die ihn gerettet, die ihn ihr zugeführt. »O Du Mutterl« i Nun standen sie zusammen, bleichJ strahlend, befangen. « »O Glück der Jugend!« sliisterte die arosze, schöne Frau und blickte in di Atmen ihres ziiliinstiaen Gatten. Die kleine Dttrchaiinaerin lächelte schelmisch zu ihnen hinüber. Mit dein Erpreß-Zua hatte sie nun Doch ihr Glück erreicht. i- —-—·-.-——— s« Das war ihr Gliickl Miliiiirsdntnoroste von Ednard Zchmidt Der Einjähriae Wachtel von«der 10· Kompagnie lag sozusagen noch in den Windeln seines militärischen Lebens-; er befand sich noch in einer Phase der strategischen Ausbildung, in der man auch den ultigsten Sachen eine tragi sche Seite abzugewinnen versteht. Von Hause aus keine Siegsriedsnatur, hat te er das ständiae Anastaesiihl, das den Ellöilitärnovizen auszeichnet, bei nahe zum Virtuosenthuin aus-gebildet Wie immer schritt er deshalb auch heute Morgen init erheblichen Herzass settionen zum Dienste. »Na, Wachtel, tommen Se blos-, man ’rin in sdie Bude, da können Se wat Jediegenes besehen«« rief ihm rich tia schon ans dem Kasernenhdse sein Konipaanielamerad, der Fiiselier Au: gust Hidetier zu. Und dabei grinste er auf das Jmpertinenteste mit dem gan zen instinktiven Haß des Ungebildeten gegen den Gebildeten »Wachtel, thenrer Freund und Bun degaenosse, was hast Du denn ange stellt?« redete ihn im Kasernenportal auch sein Freund, der Einjähriae Stoppeltops an, »der Olle hat ja schon einen Mordstrach iiber Dich geschla gen!« Mit dieser respettttoidrigen Ve zeichnuna meinte er keinen Geringeren, als den Kompagnieseldtvebel Ronimei selbst. Dem armen Wachtel sträubte sich, obschon dies durchaus dienstwidrig ist, das eben erst sorgfältig srisirte Haupt haar. Krampfhast suchte er in seinem Kommiszaewissen nach dunklen Punk ten herum. Aber ohne Erfolg. »Na, Einjähriger Wachtei, Sie Un glückswurn:, wollen Sie sich auch ein mal das Arrestlotal von innen be gucken?« Dies war die dritte freundli che Begriißung, als er, bereits in ei nem Stadium hochgradiger nerviiser Spannung, die Stube seiner Korpo ralschast betrat. Aber noch immer tramte er vergebens sämmtliche Schubladen seines militärischen Ge wissens von unten nach oben. Da stürzte sich, wie der Stier aus das rothe Tuch, sein Korporalschastösühss ret. der Unterossizter Schmalzbrot ans ihn. - —I »Ja, Wachtel,« brüllte er ihn an, ,,mit so ’m Prachteniplnr von Ein jährigen, mie"Sie, muß einen nur der Himmel fegneni Da is es schon besser, man fährt gleich in die Grube! So ’ne Zucht, fo ’ne Asfenschande!« »Aber, Herr Unteroffizier,« stam ntelte Wachtel, von diesem offensichtli chen Unwillen feines Vorgesetzten be reits halb aufgelöst, »ich weiß nicht —« »Rese, Sie wissen natürlich nifcht! Sie hab-en natürlich nischt verbrochen, Sie Unfchuldslamm! Holen Sie mal Jbr Gewehr her, aber ’n bischen plötz lich!« Der Einjiihrige gehorchte zitternd, ohne zu begreifen. Glücklicherweise ift dies zum Gehorchen auch nicht unbe-« d .nqt erforderlich —- fonft wäre es um die Disziplin im Heere trauria bestellt »Gncien Sie mal durch den Laqu« lommandirte Schmalzbrot weiter. E« Jachtel beqriff wieder nicht, aber er aehorchte abermals. Er nahm behut sam den Mündunasoeckel vom Ge wehr, zog fein fiiuoserlich die Kammer herausk, wie er es aelernt hatte, und smckte so eifrig durch den Lauf, wie ein alter Ballethaoitue durch das Opern nikrä Nin-r » frmnip nihbtä Ansstel lenkes entdecken. Das Lausinnere war nach seiner Ueberzeugung, wie immer, tadellos aereinigt. »Na, ist nun so ’ne Sauerei schon mal dagewesen?« fuhr der Unterofsi iier in beinahe triumphirendem Tone fort, »in Arrest flieaen Sie oder ich will Hans heißen!" Das letztere hielt Schmalzbrot, da er wirklich den Vor namen Hans siihrte. stets siir einen seiner gelungensten Witze Jn diesem Augenblick betrat der Seraeant Lange, im Gegensatz zu sei nem Namen ein kleines tuaelrundess Männchen, das die wichtige Funktion des Schiefiunterossiziers der Kompag nie versah. die Stube. »Na, Sie samose Spinatwachtel!« rief er mit wuthrollenden Augen. aber mit einer stets fett und urgeiniitblich tlingenden Stimme, »machen Sie sich nur aus acht Tage Kasten gesaßtt So ’ne Wirthschait ist mir in meiner Praxis noch nicht voraetommen. Gu cken Sie ma! durch den Lauf!« Der Einjähriae beariss nicht« aber er gehorchte. Er guckte durch den Lauf· auckte so anaestrenat, daß er sörmlich sch;vit3te, aber er konnte nichts Beson viere-J entdecken. »Das hat mir blos aesehli,« fuhr Lanae fort; »ich aebe Ihnen das beste Gewehr in der Kompagnie, und Sie lass-In mir’s aanz einfach verschwem zen. Kommen Sie mal mit zum Feld wehrl, Sie Zierde und Stolz der Bri gade. Marsch!« Bei der Erwähnuna der gefürchte ten Kompagniemutter« die wegen ihres Menschenstesseraussebens nicht nur Den Unteraebenen sondern soaar den Vorasesetzten ein unbearenzteg Unbeha aen verursachte, schlotterten dem un aliicklichen Einiiihriaen dermaßen die Kniee, daß er sie allen Ernstes beim Paradeinarsch nie meur ordentlich durchzriieten Zu können fürchtete. Wie ein beaossener Pudel folgte er seinem Unterossizier und seinem Korporal schastssiiliser auf das Bureau, in dem Feldwebel Rommel hauste. Dieser hohe Vorgesetzte hatte die Anaewohns heit, im Zustande der höchsten Wuth die zartestcn Ausdrücke zu aebrauchen. Das ijt ja wirklich niedlich!« schrie er Wachtel mit einer Stimme an, die von der eines Elepbanien weder in der Tonstärte noch in der Klangfarbe sehr verschieden war. »Das ist ja, hol mich der Deibel aanz allerliebst! Das ist . x.- f 2.(..-.1 f« .--k... L-- CI- ch UlIJ — UV l".s.slllllll«.f !,..1’LIll.l-ll U Abs-U «s..-« in dem das Oberdiichfenmacherrben bei der qestriaen Waffenrevision lltnstflerte tonsfstirt hat! Gluten Sie mal durchka Läuse-leben, Sie zuckersiifzeg Macht« chenps Wachtel begriff nicht. aber er ne horchte. ltir qnctte durch den Lauf, das-, ihm fast die Augen aus« dem Gesicht qnollen. Aber er fah nichts Auf-erge wöhnliches. »Na, Wachtelchen, sehen Sie nichts, mein Engelchen?« brüllte ihn Der Feld webel an. »Nein, Herr Feldwebel.« »Nicht? Schmalzbrötchem queten Sie mal durch und sagen Sie dieser Perle von Einiährigent, wo sich die Flecke besinden.« Der Korporaltchastsfiihrer machte ein Gesicht, als sollte er ein römisches Dampfbad nehmen, und sah aufmerk sam in den Lauf. Dann setzte er ein paar-mal zum Sprechen an, aber es wurde nichts vernommen. »Auch blind,« knurrte der Feldwe bel: »Lange, gucken Sie mal durch, mein Häschen.« Der Schießunteroffuier machte ein Gesicht, als hätte er sich aug Verseben auf einen Jgel qesetzt und blickte sei nerseits aufmerksam in den Laus. »Nun-oben dicht an der Mündung zwei Ventliche Roftflecken,« sagte er Dann nach einem tiefen Athemzuge. Der Felotoebel nickte befriedigt und hielt oag Gewehr selbst vor das Ange. »Entziiokend, himmlisch!« sagte er in dem Tone, mit Dem eine späte Jung frau die Aussicht auf dem Rigi bewun oert, ,,wirklich bildschön! Wie haben Sieg nur fertig gebracht, mein zucker siiszes Wachtelchen, das Dingelchen Dermaßen . . .« Hier fuhr die ganze illustre Gesell schaft zusammen und stand stramin, ivie die Siegesallee. Der Hauptmann und Kompagniechef von Brozlotvski hatte das Zimmer in höchst eigener Person betreten. Wie gewöhnlich begann er, um ja keine Zeit zu verlieren, sofort zu rä sonniren. »Was ist das fiir eine unglaubliche Geschichte, FeldtvebelCZ Soeben theilt mir der Herr Majo: mit, daß eines meiner Gewehre beim Bataillon als total verrostet gemeldet wird; das ist ja absolut unerhört, ganz total abso lut un-er-bört!« Sein Blick fiel aus Die angstvekzerc ten Züge Wachtels, uno mit dem ihm eiaenen feinen Instinkt hatte er die Situation sofort durchschaut. »Natürlich ein Einjähriger,« sagte er in einem Tone, der diesem seoen sie-sit hnn Opbonämnib benahm eine-km I Sie mal durch den Lauf!« I Wachiel begriff nicht, aber er ge horchte. Er guckte durch den Lauf, guckte, daß er ganz braunroth im Ge sicht wurde. Aber ervermochte nichts Bemerkens- » werthes zu entdecken. »Na, sehen Sie nichts?" herrschte ibn der Hauptmann unter Verzicht auf alle Höflichkeitsphrasen an. »An Befehl, nein, Herr Haupt mann.« »Nein? Glauben Sie, der Ober büchfenmacher stellt nur zu feinem Prioatveraniigen Roftflecke fest? Feld mebel, zeigen Sie dem Jüngling die Dinger mal!« Der Feldtvebel machte ein Gesicht, als ob er mit einem stampfen Messer rasirt würde und guckte aufmerksam in den Lauf. »Unien rechts am Patronenlagcr zwei deutlicheRoftflecke,« sagte er dann nach einem tiefem Athemzuge. Der Hauptmann von Brozlowsli nickie befriedigt und hielt selbst dar Gewebr vor das Auge. ,,Absolut verrostet, ganz total abso lut verroftet! Jch werde mir eine eremplarifrbc Strafe fiir Sie ausdens ken. Jetzt stellen Sie mir das Gewehr in fünf Bierminuten ohne Roftfleete wieder Vorl« Wachtel machte im Innersten aebroi eben linlsum lehrt uno begab sich auf seine Korporalftube, um ·--— gxrr nichis zu thun. Wie hätte er Rostflectc ent fernen sollen, von denen er tveoer was-. te, wie er sie herausbrinaen sollte, nrcb rvo sie waren. lHätte er die geschulten JAngen des Oberbiichsenmacherg unI feiner Voraesetzten gehabt, dann hätte er sie freilich auf den ersten Blick ent decken müssen! Aber so — Viintttich nach fünf Minuten stand er, das Gewehr ftramm beis Fuß, wie der vor seinem Hauptmann ’ ,,Vorzeiaen!« befahl dieser law- ! nisch. I Wachtel wünschte sich in den Mittel pnnlt der Erd-e. Er wartete noch einen Moment, ob dieser Wunsch nicht er füllt werden würde, und hielt dann dem Koinpaanieches das derrosteie Gr tuehr hin. Aber der Hauptmann sah plötzlich sehr interessirt ans den Raser nenhos hinaus und wies auf den Felds webt-L Wachtel wollte dem Feld-Uebel das-« - Gewehr hinhalt-3n. Der aber wandte sich zum Schreibtisch und deuåete dis tret ans Lanae. Der Schießiinterosfizier machte ein Gesicht, alg hätte er statt Kirschwasser Schwefelsäure getrunken und wandte sich nach dem Unterossizier Schmalz brot um. Aber Schmalzbrot war spur los verschwunden. So nahm denn Lanae die ruinirte Waise in die linke Hand und sah mit dem rechten Aug-: aespannt durch den Lauf. Der Feld-— ivebel sab aespannt aus Lange und der Einiähriae noch acspannter aus Beide. ,,Na,« sagte der Schießunterofsizier endlich, »das war Jhr Glück!« Er reichte die Wasse etwas unsicher dem FelowebeL Der Feldwebel nickte befriedigt nnd sah selbst gespannt durch den Laus. Der Hautmann sah aespannt aus den FeldwebeL Lange noch acspannter aus Beide und Wachtel am aespanniesten auf alle Drei. »Na, « saate der Feldwebel endlich, . »das war Ihr Gliick!« Nun nickte der Hauptmann befrie diat nnd sah selbst aespannt in den Laus während alle Anderen in höch l itet Spannung auf den Hauptmann blickten. »Gucken Sie mal durchi« befahl er dem Einjäbrigen. Wachtet begriss "uicht. aber ergeht-echte er sw. sie- - ein Astronom, der unter asen EW den einen neuen Fixstern entdecesj will. Aber er konnte nichts besonders entdecken. »Na, sehen Sie noch wass« fragt-r der Hauptmann etwas wohlwollender. »Nein, Herr Hauptmann.« »Das war Jhr Glück, daß Seiss ’raushetommen haben! Feldwebel, schreiben Sie für den Einjähtigen nur eine Stunde Strasexerziren auf.« — Alg am anderen Morgen der Haupt mann und Kompagniechef von Bros lowsti das Bureau betritt, fängt er, um ja keine Zeit zu verlieren, sofort zu räsonniren an: Absolut unerhört, ganz total ab solut unerhört das-! Drei Tage Arrest für den Unterossizier, der bei der vor gestriaen Waffenrevision das Protokoll geführt hatt Dieser absolut tota! un fahiae Mensch notirt mir beim Gewehr 52 Rostilecte, und wie mir der Ober bijchsenmacher soeben mittheilt, ist das Gewehr 53 das verrostete! Uner hört!. . . . Mittags beim Appell ruft der Hauptmann und Kompagniechef den Einjäbriqen Wachket vor. Dieser sucht schon wieder in seinem Gewissen krampfhast nach dunklen Punkten, aber der Gestrenge redet derhältniß mäßia zahm: · »Ihr ParademgFJQ war heute aus nahm-come ein soc-wen ansianoiger, als gewöhnlich, Wachtel. Mit Rück sicht darauf werde ich Jhnen das Strafexerziren noch einmal schenken. Aber machen Sie mir noch einmal so total absolut unerhörte Geschichten, wie mit dem Gewehr 52, dann sind wir geschiedene Leute! Berstanden?« —- ,,Geschiedene Leute?« denkt Wach tel, »wenn’s doch bloß so wäret« Hop- »i-— Geld Und Blut LDlls Graf Chamboid den Versuch machte, sich auf ben französischen Thron zu schwingen, bemühten sich seine Anhänger, zwanzig Millionen auf dem Wege der Substription aus zubringen, die zu- propagandistischen Zwecken benutzt werden sollten. Unter Den Anhängern des- Grafen befand sich auch ein sehr reicher aber auch sehr geizig-e r Edelmann, der stets seine tiefste Ergebenheit betheuerte Als der Abgesandte des Grafen erschien und seine Bitte, eine größere Summe bei zusteuerm aussprach erklärte der Edelmann pathetisch: »Mein Blut steht Seiner Majestät stets zu Dien sten!« »Sehr schön,« versetzte der Abge sandte, »aber wir haben nicht die Ab sicht, eine Wurstfabrit zu errichten.« » ——-.--.-——— Uebersetzung-sinnst. Vor einiger Zeit erregte edie Fahrt eines junan Dänen als sogenannter ,,blinder Passagier« auf dem Orient Erpreßzua von stonstantinopel nach Berlin berechtigteg Aussehen. Der Be treffende hatte die ganze Reise unter einem der Eisenbahnwagen hockend mitgemacht und wurde völlig erschövst und nahezu verhunaert aus dank-Fried richstrasicn : Bahnhof in Berlin ent deckt· Diese Geschichte brachte nun auch die englische Zeitschrift ,,Tits Bitg«, und zwar theilte Dieses Blatt seinen Lesern mit, daß ein total blinder junaer Mann der Held dec« Vorsallg sei. Der Uebersetzer hatte nämlich die deutsche Redensart ,,blinaer Passagier« wörtlich genom n:en. CO— -- Fäulniss-: Schiddclreime. Hir r),rjel wag schmeckt de Gase scheen, erschch ’H nich, laß de Schose gehn. Er Enchscns armen sin Freien-weiß, Manch Jüngling goinnit daher wie’n Greis. Es plagt doch nichts so sehr wie Dorfcht, Fir’n Hunger half noch schtets die W.orscht Hi sZ ichs c bussierde, dnn nannde ich se Nil-Z immer de ländliche Scheue, Gaum wolld ich se gissen, Ida shodd ich eens weg —— War dass nich ne schändliche Lene?! Hort-endet Betrug. Dinrnist: »Ich bitte, Herr Direktor, nm einen Vorschuß von siinf Mari.« Finnzleicbcst »Fünf Mark! Gewiß wollen Sie i)eirnthen!?« Naschlälzchcm Lehrerin: »Versiel)st Du den Unter schied zwischen lieben und lieb haben, Hiingchen2« »Ja, Fräulein Maina und Papa lniben sich lieb, und Apfelmus lieb ich!« Gut abgerichtet 1. Köchin: »Mein Korpora( erzählte mir, die blonde Leni heirathe dem nächst.« 2. Köchin: »So, was ist denn ihr Verlobier?«« 1. Köchin: »Nichts, ein Civilisi.« Protest. Künstler feinen Wechsel unterschrei bend): »So, da haben Sie von mir ein Aniogramrn « GeldVerleiher: »Ne, ne, ich will, daß Sie den Wechsel einlösen.« Feiner Unterschied Mutter (in’s Zimmer iretend, wo ihr Söhnchen Fritz und ihr Pavaaei einen ohrenbeiäubenden Lärm vollfüh ren): Willst Du Deinen Mund, Lorai Unddu Fris, halte gesät ligst Deinen Schnabell«