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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 26, 1902)
Viscretion—Ehrensochei Ein lustiges cefchichtchen von Hans Reis Grete Lehmann ftand am Fenster des eleganten Schweizer hotels und beobachtete mit lebhaftem Interesse die vor diesem aus- und abwogende Menge. Was war das fiir ein buntes, lu stiges Treiben hier! So etwas hatte fie sich in ihrem kleinen Landstiidtchen kaum träumen lassen. Sie öffnete das Fenster, lehnte sich weit hinaus und athmete mit Entzücken die frische, wiirzige Gebirgsigift ein. Eifrig späh ten dabei ihre Augen nach rechts Und links. Erwartete sie doch keinen Ge ringereu als ihren Bruder Frid, der heute mit dem Nachmittagsschnellzuge eintreffen sollte. Die Blicke des jungen Mädchens wurden plöhlich durch einen eleganten Landauer gefesselt, der vor dem Hotel vorsuhr, und dem ein Herr entstieg Sie beobachtete dies mit Interesse. Dann bog sie sich plötzlich hastig vor und unterdrückte nur mit Mühe einen Freudenrus. Mein Gott, wo hatte sie nur ihre Augen gehabt? Der große, schlanke, bionde Herr, der soeben angekommen, das war ja Fritz —- ihr Bruder Fritz! Sie stürmte zur Thür, den Entri dor entlang und die Treppe hinab· Der Bruder kam ihr schon entgegen, immer ein paar Stufen zugleich neh mend. Athemlos blieb Grete stehen, so das-, das Licht des Treppensenster voll auf ihre reizende Gestalt fiel. Sie breitete die Arme aus und jubelte: ,,Fritz, Fritz! Liebsten einziger Frist« Der junge Mann ftutzte einen An genblick und faßte sie fester ins Auge, dann aber breitete auch er die Arme aus« nahm den Rest der Treppe mit wenigen Sätzen, und —- zwei junge, heiße Lippenpaare fanden sich in inni gem Kasse. Plötzlich jedoch richtete sich Grete erschreckt auf. Sie wußte eigentlich selbst nicht« warum; aber —- der Kuß des Bruders war so eigen gewesen, so —- sonderbar. Noch nie zuvor hatte Fritz sie »fo« geküßt. Das junge Mädchen starrte dem vermeintlichen Bruder ins lachende Antlitz Mein Gott —- was war denn dasil Das war ja zwar auch ein gro ßer, schlanter, blonder Herr, der auch mit dem Erwarteten einige Aehnlich keit hatte; aber —- ihr Bruder Fritz war das nicht! Mit einem heftigen Ruck befreite sich Grete aus den noch immer sie um schlingenden Armen, nnd Thriinen des Zornes funkelten in ihren Augen, als sie in höchster Empörung hervorstieß: »Aber, mein herr — das ist ja un erhörtt Das ist —— eine beispiellofe Frechheit!« Jm Davoneilen hörte sie dann noch, wie ihr der falfche Fritz lachend nach rief »Aber, mein gnädiges Fräulein, »Sie« hatten doch die große Güte, mir diesen äußerst liebenswürdigen Em pfang zu bereiten, und. . ." «Oht« - Krachend warf Grete die Thür ih res Zimmers hinter sich in’s Schlaf-» Das mußte sie sich sagen lassen —- sie — die stolze, trotzige Grete Lohmannl Als der Ersehnte dann eine Vier telstunde später thatsiichlich eintraf, da war der Empfang, den sie ihm berei tete, bei Weitem nicht so enthusiastisch, wie er es von der kleinen, lebhaften Schwester sonst gewohnt war. Die de Flnllcllc Olllllllcullg« lll Usc si( »Is schreckliche Mensch versetzt hatte, war Schuld daran. hoffentlich reiste er noch heute ab, und sie brauchte ihn niemals wiederzusehen. Ein tückisches Schicksal hatte es aber doch anders beschlossen; denn als sie sich mit Vater und Bruder zum Abendessen auf der Terrasse einfand, war diese noch ziemlich menschenleer, und unter den Wenigen saß Jener, dem sie nie wieder im Leben zu be gegnen hoffte, nur einige Tische von ihnen entfernt. Beim Anblick des jungen Mädchens überflog ein schmunzelndes Lächeln sein hübsches und angenehmes Gesicht. Grete erröthete vor Zorn und setzte sich so, daß sie den Verhaßten den Rücken zutehrte. Ein lebhafter Ausruf ihres Bruders bewog sie dann aber, sich wi der Willen umzukehren »Was seh« ichs O, ihr guten Gei ster! Mein Roderich!« hatte Fritz ver gnügt cttirt und war -—- Grete traute ihren Augen nicht mit allen Zeichen des Entzückens aus den blonden Herrn zugestiirzt. Dieser erhob sich » lebhaft, eilte dem Bruder entgegen und ’ umarmte und küßte ihn herzlich. Mein Gott, das war ja ein Men schenfreund in des Wortes verwegen ster Bedeutung! Bei dem schien es Princip zu sein«-Alles, was ihm in den Weg kam, einerlei, ob Mönnäin oder Weiblein, in harmloser Fröhlich teit abzutiissen Diesen schmählichen Verdacht mußte sie ihm indeß in Gedanken gleich wie der abbitten; denn der Bruder stellte the diesen als seinen-liebsten Freund aus der Studien-eit,"als den Assessor sei stchstiidt, vor. Uf Ue liebenswürdige Aufforde rung des Lasdgeriehtirathi nahm dann der junge Assessor an GreteT Seite Plai, ohne sich durch das kalte Wesen des jungen Mädchens abschw cken zu lassen. Zwischen den drei herren entspann sich bald eine lebhaste Unterhaltung. »Wissen Sie auch, liebster Eich städt,« sagte der Landgerichtsraih in dereni Verlauf, »daß Sie mit meinem Sohn Aehnlichkeit haben. Es fiel mir gleich aus." »Oh, das haben schon mehr Leute gesunden«, lachte der Assessor und warf einen Blick auf seine Nachbarin. »Ja, wahrhaftig«, bestätigte Fritz. »Jn Jena wurden mir immer seine unbezahlien Rechnungen zugeschickt. und ich sollte absolut siik den Bruder Leichtsuß blechen.«' »Na, na, untergrabe Du hier nicht meinen guten Rus«, wehrte der Asses sor. «Uebrigens —- habe ich sogar auch in letzter Zeit ein ganz reizendes Beispiel sitt diese Aehnlichkeit erlebt.« »Jn letzter Zeit? Ranu? Wie ist denn das möglich? Erzähle doch«, « drängte Iris neugierig. « Grete warf dem Assessor einen wü Lthenden Blick zu. Um Gottes willen, er würde doch nicht... Der aber lehnte sich behaglich-— in seinen Stuhl zurück, blies »den Rauch seiner Cigarre in tunstvollen Ringen ; in die Luft und meinte dann gelassen: ; »Ja, das war in der That dass rei szendste kleine Abenteuer, das ich je: I nials erlebt habe, und ich möchte es uin s die Welt nicht missen! Erzählen frei z lich U erzählen läßt sich die Geschichte l leider nicht. Es heißt hier: Diskretion l Ehrensache!« Gottlobl Greie atlimete erleichtert aus. Jn dieser Beziehung wenigstens l l i " schien er ja anständige Gesinnunqen zu ; haben· " Da der Assessor schon gut in der ? Umgegend Bescheid wußte und sich als Z vorzüglicher Cicerone erwies, so unter Hnahm man von jetzt ab täglich Aus l flüge. Nur Grete blieb häufig der tPartie fern. Sie litt merkwürdig oft z an Kopfschmerzen ? So harmonisch überhaupt, wie sich sdas junge Mädchen diese Wochen in ider Schweiz gedacht hatte, sollten sie Isich nicht gestalten; denn in einem IPunlte konnte sie sich absolut nicht mit ; Vater und Bruder einigen. Beide wa » ren ganz entzückt von der Liebensiviir ; digteii des org und nannten ihn seinen charnia en, reisenden Menschen. Grete aber ieb hartnäckig dabei, ihr sei er nun einmal unsympathisch, und daß sie gezwungen fei, so häufig mit ihm zusammen zu treffen, verderbe ihr eigentlich die ganze Reise. Vierzehn Tage waren auf diese Weise vergangen, als unsere kleine Heldin an einem wunderbar schönen sNachmittag ihr Malgeräth zusam smenpackte und sich aus ihr Lieblings : plätzchen begab, in der Absicht, eine an i gefangene Slizze zu vollenden » Um mit dem sinnstgenufz auch einen Hleiblichen zu verbinden, steckte sie eine ; riesige Tüte Pralincg, die ihr der As ) sessor gestern verehrt hatte, zu sich. . Sie hatte bei Annahme dieser Lie: besgabe freilich nur kühl gelächelt und gemeint, sie äße niemals Pralines. » Anfangs hatte sie denn in Folge dessen fauch beschlossen, edle Entsagung zu iiibenz aber später als praltisches Mädchen doch bei sich erwogen, daf; »die friedlichen Pralines ja eigentlich » nichts direct mit dem Assessor zu thun hatten. Ueberhaupi war es entschie den am besten, wenn sie jedes sichtbare Zeichen, das sie an ihn erinnerte, so schnell wie möglich vernichtete. OO llckltylc Ilk Its-V Ucllll lllll clllclli wahren Feuereiser ans Werk und hatte schon einen recht schönen Erfolg zu verzeichnen, als sie das bekannte Dichterwort: »De"g Lebens unge mischte Freude ward keinem erischen zu Theil«, auch an sich erfahren sollte. Wan plötzlich —- sicher war er ihr heimlich gefolgt —— brach der Assessor wie seiner Zeit Ziethen aus dem Busch, aus der kleinen Tannenschonung her vor. Mit der ihm eigenen Unverfroren heit setzte er sich neben Grete auf den bemosten Felgboch schob die bedenklich geleerte Pralinediite bei Seite, lächelte beim Anblick derselben wieder sein mokantes Lächeln und begann dann harmlos ihre Skizze zu kritisiren. Sie antwortete ihm, wie stets, sehr kühl und förmlich »Aber, gnädiges Fräulein«, sagte er da, und sah sie so recht bittend an, »deshalb sind Sie denn immer so un freundlich zu mir? Jch kann doch ei gentlich nichts dafür, daß unsere Be kanntschaft damals aus eine etwas — hm « — ungewöhnliche Weise vermittelt tvurde.'· »Na, und ich kann doch nichts dafür, daß ich turzsichtig bin,'« grollte Grete. »Ein edel denkender Mann hätte die Situation damals entschieden nicht qui-genaht Man pflegt doch nicht ei ne beliebige Dame so sanö sacon...« Sie brach verwirrt ab. »Aber, mein gnädiges Fräulein, da kennen Sie mich denn doch noch schlechtl« vertheidigte sich der Assessor sehr energisch. »Jede beliebige Dame hätte ich wahrhaftig nicht so behan delt. Ja, ich schwbre es Ihnen sogar zu, wenn net-r zum Beispiel die dicke, alte Tommerzlenriithtn von Nummer 7, oder vielleicht auch Nummer 15, die langnasige, dürre Engländerin, so... liebevoll begegnet wäre, ich hätte met-« nen äußeren Menschen ängstlich in Si cherheit gebracht und schleunigst einen geordneten Rückzug angetreten. Bei anen dagegen, mein gnädiges Fräu lein, da war das natürlich etwas An- s deresl Jch habe, bei Gott, in meinem! Leben schon viele hübsche Mädchen ge- ! sehen; aber -—- wie Sie damals ausj der Treppe standen, mit den ausge breiteten Armen und dem strahlendem Gesichtchen -— so etwas Resendes war ! mir in meiner Praxis noch nicht vor-s gekommen! Und da sollte ich thaten- ’ los und gefühllos bleiben, wie ein Säulenheiliger, oder Jhnen vielleicht noch gar ein energisches ,,halt! Vor-» sicht!« zurufen? Nein, mein gnädigesi Fräulein, eine so schwierige Aufgabe iiiset selbst ein königlicher Assessori nicht!« Grete mußte wider Willen lachen. »Ah! Sie lachen!« trinmphirtH der Assessor. ,,Also. bitte, bitte, schlie- z ßen wir Frieden miteinander. Ja?"1 Grete überlegte. Eigentlich war es’ ja ihr sehnlichfter Wunsch, was er dai von ihr verlangte; aber natürlich? durfte sie ihn das nicht merken lassen. I So wappnete sie sich denn mit der! ganzen Würde ihrer achtzehn Jahre und sagte sehr gemessen: »Gut « ich will nicht unverzeihlich sein. Jch verzeihe anen also Jhre Keckheitx aber Sie miissen mir auch fest versprechen, daß so etwas nie wie der vortommen sollt« O weh! Das hätte sie nicht sagen sollen. Natürlich da spielte schon Ins-ists fasse-L nnrinRTp vons»n4- CHOR-In .- --.»- --.-- ss , --- -.»-- -, um seine Lippen, und er ertheilte ihr die verblüffende Antwort: »Nein, mein gnädiaes Fräulein, das tann ich Jhnen nicht versprechen. Jst es doch mein heißester Wunsch, daß so etwas noch recht oft vorkommen möge! Grete!« seine tiefe Stimme klang plötzlich sehr innig, ,,fiihlst Du denn nicht, daß ich Dich sehr -—— sehr lieh habe?.... Und daß ich der glücklichste aller Sterblichen wäre, wenn Du rei zendee, trotzige5, kleines Mädchen Dich entschließen könntest, eine ebenso rei zende »Frau Assessor« zu werden?« Jn idiesem kritischen Augenblick er schienen plötzlich einige lärmende Tou risten auf dem sonst so einsamen Wege. Die aus«-s Höchste verwirrte Grete benutzte die Gelegenheit und eilte, Malgeräth und Liebeserllärung. Alles schnöde im Stich lassend, wie ein ge scheuchtes Reh flüchtig von dannen Eine halbe Stunde später ließ ihr Vater sie in sein Zimmer rufen. »Nun, Maus«, fragte er mit einer bei ihm sonst ungewöhnlichen Rüh rung, »wir ist’s? Willst Du Deinen alten Vater verlassen?« Statt der Antwort sank Grete ihm an die Brust und stammelte nur: »Ach, ich bin ja so glücklich — so aliicklich!« »Na, Mädel, dann richtest Du Deine Zärtlichkeit aber an eine falsche Adresse«, neckte sie der alte Herr. »Sieh’ mal, da steht Jemand, der Dir sicher dankbarer dafür sein wird. Also, Kinder, genirt Euch mei netwegen nicht, sondern gebt Euch »den ersten Kuß«!« »Den »ersten Ruf-It Ein blitzar tiger Austaufch von Blicken erfolgte. Die reizende Braut war heftig errö thet, und der Affesfor lächelte so eigen thijmlich verschmitzt. daß der neuge baclene Schwiegervater erstaunt von Einem zum Anderen sah. ,,Nanu, Kinder, was habt Jhr denn?« »Ja, lieber Vater, Discretion ist Ehrensachet" sagte übermüthig der Bräutigam. »Vielleicht, cdas heißt, wenn Grete nichts dagegen hat, er fährst Du es noch einmal, aber frühe stens — an unserem Polterabend!« Cop L diese Männer-! »Mein Mann kommt schon wieder nicht nach Hause. Ein rechtes Kreuz mit den Männern. Zuerst hat man fchlaflose Nächte, daß man einen be kommt, und dann wieder, daß man ihn nicht verliektt« l= Die Unverbesserlichen Hmnoreskc von A. Steingrube-L Der berühmte Pshchiater Hofrath Professor Dr. Kern - Many eine im Banntreise der Residenz ziemlich all gemein bekannte Persönlichkeit, wurde seitens feiner Frau zeitweilig mit der Durchführung einiger ihr läftiger Commissionen betraut, deren er sich gelegentlich feiner Nachmittags-prom naden recht und schlecht zu entledigen e. Für ihn pflegte die Erfüllung die fer Liebespslichten jedesmal zu einer wahren Tortur zu werden, denn nichts konnte den Geiftesheroen mehr in Harnisch bringen, als unt feinen Namen, respektive seine Adresse be fragt zu werden. Obgleich in gewissen Fällen diese Fragestellung ganz berechtigt scheinen mußte, witterte er in jeder derselben ein Attentat auf seine perfönliche Freiheit. Eines Tages —- er war durch vor hergegangene Ere: gnisse ohnehin in nicht gerade rosiger Laune —- führte sein erster Weg unglücklichertveise in ein ihm bisher unbekanntes Geschäft, wo er sich eines umfangreichen Auf trages entledigen sollte. Da einzelne Waaren erst verfertigt werden mußten und deren Zustellung ins Haus nöthig schien, war die Frage nach seiner Adresse ganz nahe« liegend; aber obgleich er das Unheil voraus-gesehm traf eg ihn doch ziem lich fassungelog. Er versuchte zu pattiren, ob er den ganzen Kram nicht gleich selbst mitnehrnen könnte, ja, er wollte sogar eher eine Wagen c--— -I«- t-:. qutl lll puuus cis-»unte, us- ruin Adresse angeben. Erst als man ihm » klar legte, daß die Vornahme eineri Probe unerläßlich wäre, seine Istan aber, weil unpäßlich, sich unmöglichs selbst herbemijhen konnte, liefz er sich dazu herbei, seinen Wohnort anzu geben. Dieses Ausweichsdiel nützte ihn aber nichts, denn man wollte a tout prix auch den Namen wissen. »Ja, zum Kuckuck,« ließ er nun die Jerlöuferin recht unsanst an, »was hat denn mein Name mit dein Corset meiner Frau zu schaffen?« s »Aber entschuldigen Sie, es mußt doch wegen Eintraguna in die Biicher ; sein!« »Ach sol« und nothaedrungen gab er nun auch seinen Namen an; dor sichtghalber nannte er sich aber bloß Dr. Karl Kern. Sein eigenthijinliches Manöver hatte die Neugierde des Geschäftsbe sitzers wachgerusen und dieser schlug rasch in dein Wohnungsleriton nach. Aha, da stand er ja, der Herr Dr. Kern. Vermuthlich fürchtete er als Hosrath theuerer zu bezahlen — fehl geschossen! Das brauchte er hier nicht zu befürchten, aber beweisen mußte ,nian es dem Herrn Hosrath daß man sei- zu würdigen verstand, einen so ausgezeichneten Mann als Kunden zu besitzen. Und schon im nächsten Au genblicl stürmten auf den armen Pro fessor alle nur erdenklichen Titel und Lobeshymnen für dessen herrliche Wissenschaft und inenschensreundliche Kunst ein. Und dies alles in Gegenwart zahl reichen Kunden, überdies zumeist Da- s men, die ihn natürlich sofort mit gro: » szen, neugierigen Auan röntgenstrah lenartig zu durchleuchten versuchten. Es war einsach um rasend zu werden. s Zum größten Glück war das La densräulein mit der Rechnung zu Ende gelangt und er lonnte seines Weges ziehen. Schon mit einer gewissen reizbaren Voreingenommenheit behaftet, trat er in den nächsten Laden, wo man ihn kannte, und weil man ihn eben kannte, srug man ihn nie viel, wenig stens nicht mehr als nöthig war, ddr allem aber nicht um feinen Namen. Der Laden war zur Zeit ausneh mend dicht besetzt, nnd als endlich ei ner der Vertäufer frei wurde, war es nngliicllicherweise ein neu Angestellter, der, in die Musterien des Geschäftes uneingeweiht, die Frage wagte, wohin die Sachen zuzustellen wären. »Aber zum Kuckuck, das weiß doch jeder Mensch, wozu fragen Sie denn noch?« »Entschuldigen Sie vielmals, ich bin hier neu,« ftotterte der junge Mann. »Na, dann fragen Sie nur mal Herrn Seidl!« Dieser, gerade nebenan beschäftigt, blickte bei der Nennung seines Namens herüber und Kern - Mahr erkennend, begrüßte er denselben höchst ehr furchtsvoll. Dann verrieth er laut ge nug, daß die Nächststehenden es Ver nehmen tonnten, des Räthsels Ge heimniß: ,,Schillerstraße 72. Hosrath Kern Smaer «Pro — Professor Kern-Mayr!« wiederholte der junge Verläufer mit freudigem Erstaunen und starrte den Gewaltigen einige Seiunden sprachlos an. Dann aber überschüttete er sein bedauernswerthes Opfer, das sich da runter wand wie ein getretener Regen wurm, mit einer Fluth oon Glückse ligkeitspreisunaen dieses unvergeßli chen Tages, an dem es ihm vergönnt war, den Wohlthäter seines Bruders kennen zu lernen. Doch mit des Geschickes Mächten ist nicht zu rechten, denn das Unglück schreitet bekanntlich schnell, und noch ehe der sturzbachartige Redefluß des Jiintgltngs sein Opfer völlig vernich ten onnte, alarniirte ein marterfchüv ——————J ternder Schrei den ganzen Laden. Un mittelbar darauf ertlanaen roirre Rufe nach Hilfe und Wasser, und diese Rufe, insonderlich jene nach Wasser wurden im rückwärts gelegenen Theile des Geschäfts irrig aufgefaßt und mit dem Rufe »Feuer, Feuerl« erwidert. Nun stürzte alles in mildestetn Chaos durcheinander: Telephongellin gel! —Rettungsgesellschaft!— Feuer alarmsignall — Kurz Bewegung über Bewegung Erst allmählich legte sich der Tumult und die Ursache der Erre gung wurde in einem kleinen Mädchen agnoscirt, welches umringt von einer Schaar besorgter Frauen bewußtlos am Boden lag und durch dessen blas ses Gesichtchen ei n lrnmpfhastes Zucken ging. Natürlich hatte die Mutter des Kindes, welche den Namen des Hofrathes früher nennen gehört, nichts Eiligeres zu thun, als die größte Capacitiit der Neuzeit lniesäl lig um Hilfe anzu flehen und ihn hei Himmel, Hölle und allen Geistern zu beschwören, ihr Kind zu retten. Von einem unheilbaren Rededacillus befal len, leierte sie Kern - Mayr, der sich keinen Augoenbliek besann, hilfreich beizustehen, im Verlaufe von nicht ganz drei Minuten nicht nur die ganze Lebensgeschichte des Kindes-, sondern auch ihre eigene Leidensgeschichte so wie diejenige fünf vergangener Gene rationen ihrer fluchbeladenen Familie herunter und endete bei dem Bericht, Daß das Mädchen blaß, dlässer und immer btässer, schließlich grün, grau, gelb, blau und oiolett geworden, um endlich unter einem Llusschrei zusam menzustiirzem »Was das- Kind Mittags genossen - bat, will ich wissen!« schnitt Hiern ins .k, In- »-C-- --»—- --s »Hu-s- euuc set-c Jetucqqur.ee kurz-»H. Und im Verlauf der nächsten Minute « konnte Kern - Mayr constatiren, daß die Kleine ihren Magen durch über mäßigen Genuß unreifen Obstes ver dorben hatte, -im übrigen aber lange sund war trotz genossener Redeströme. Den Kopf zwischen beide Hände ge drückt, floh er von dieser unheil fchwangeren Stätte, verfolgt von dem dank- und lobstammelnden Chor ver Erinnyen, welche alle — gewesene, ge-: 4 genwärtige und zukünftige Mütter —- i mit dieser einen Mutter gefühlt und gelitten. Doch harrte seiner neues Grauen vor dein Thore, denn mit nn- t alauhlicher Raschheit verbreiteten sich die unglaublichsten Getünchte Als Kern-Meint aus der Schwellel erschien, wurde er mit lebhaften Hoch- . und Bravorusen empfangen. Aberj ehe er sich dieser unwillkommenen Lic- T clamation entziehen konnte, war er ’ von einein Dutzend Reporter umringt, "welche ihn in vampyrartiaer Weise interbiewten. Einer erlaubte sich die Frage, ob es wahr fei, daß Kern Mayr einen eben im Laden entstande nen Brand mit einem von ihm erfun venen Taschenlöschapparat gelöscht hatte. Ein Zweiter wolle gehört ha ben, daß Kern-Mahr ein von Starrs lrampf besallenes Mädchen durch Suggestion augenblicklich geheilt habe u. f. w. Schweißgebadet langte er endlich in dem letzten Geschäfte an, welches zu absolbiren ihm noch bevorstand. Es war dies eines der vornehmften Schreibmaterialiengefchäste, in wel chem er persönlich unbekannt war, also ein rettender Hafen seinem sturmaepeitschten Lebensschiff »Womit habe ich die Ehre, dienen zu können?« »Ich — ich möchte ———« dann hielt cr einen Augenblick inne und sah sich den Menschen mit einem seiner durch bahrendften Blicke an. »Ich möchte fiir meine Frau Visitentarten befiel len, moderneks Format.« »Seht wohl, werde sofort YJiufter buch vorlegeu, fo, bitte, hier sind alle erdenklichen Formate und Schriftaat tunaen.« Kern-Wahr war nicht der Mann, der sich viel mit Mode befaßt, nnd überließ daher die Wahl dem Ge schäftsmanm »Dann empfehle ich diese Sorte, es ist das Modernste.« »Gut, aut!« ,,Uebermorgen sind die Karten fer tiggestellt, werden selbst kommen oder —?« »Selbst, selbstl« siel Kern-Mahr gleich ein. Der Vertiiufer machte auf einem Zettel einige Vormctrunaen und schob, nicht ahnend, welches Unheil er damit heraufbeschwor, denselben vor Kern Mayr. ,,Diirfte ich um den werthen Namen bitten!«· »Na- --Namen!?« stottertc der Hof rath mit wildrollenden Auaoen. Jetzt war es ihm aber zu viel geworden. »Ja zum Dreiteufel, sind sie denn heute alle darauf verfessen, mich lzum Narren zu halten, jetzt ist’g mir ader zu dumm. So eine unalaubliche Neu-« gierde — in jedem Laden dieselbe Frage Jshr Geschäftsleute seid un derbesfetlich —— wag kümmert Sie denn mein Name?« polterte er mit ganz heiserer Stimme. Der Bertäufer war einen Augen blick betroffen, faßte sich jedoch gleich. Mit der größten Seelenruhe erwiderte er: »Oh bite, bitte, durchaus nicht, ich wollte ia blos den Namen der Frau Gemahlin —- ——« ,,Meiner Frau?« unterbrach ihn der osrath, und dabei hellte sich sein Ge cht so freudig auf, wie wenn nach schwerem Gewitter erster Sonnen strahl sich durch grauendes Dunstge wölt wieder Bahn bricht. »Ach so — na ja — das ist ganz tvas anderes.'« Es war ordentlich beschämend sinnst ,,Geben Sie her,« siigte ee ganz I laut hinzu. »Hätten Sie’s doch sie gesagt!« Und sichtlich been i t sch er mit fester Hand: Leopo ne Kern Mayr, geb. Baronin Froschrnaul, hof rathsgattin »So, na, fest sind Sis hoffentlich befriedigtW »Volltommen!" entgegnete der Vet käuser, welcher dem Schreibenden rnit feinem Lächeln gefolgt war. »Aha-« dochte et für sich, »hab’ ich Dich. Hof rath! oS wag, na wart! kostet n drei Kronen tnehr!« W Annsner. Wer sich bei mir zwölf Mal tasim läßt, erhält einen Bogen Hesipslastrt gratis. Tölpel, Barbier. Unnersroren. Schneider: »Herr Süffle, ich kamt nicht länger warte-til« Student: »Es ist wahr, Sie könnten doch schon längst fort sein.« Erinndtgnng. »Papa, kann es auch bei einem Wohnungslosen in seinem Oder-stäh chen nicht ganz richtig sein?« Eine Worttlanberin. Junger Mann: »Mein Fräulein, fiir Sie wäre ich bereit, stündlich zu sterben.« Fräulein: »Wie würden Sie ro an stellen, jede Stunde zu sterben’.’« Ein Empfindsnmer. Bauer: »Au! Kruzitiirkeni Der Hei nersepp, der Lump, der miserable, hat nii ’naufa’ichossell!« Heinersepp: »Bleib do dohoam, Du Mondlalb, ioenn’st ’S net vertragen kannst!« Anziialich. Lebeinann (renomrnirend): »Versi verfolgte ich auf· der Jagd einen same sen Hirsch! Es ist mir gelungen, ihn zur Strecke zu bringen!" Freund: »Wieviel hat er Jhnes vorgestreckt?« Zimmfishild. Köchin: »Sieh ’n1-al, Juste, diese Medaille erhielt ik als Belohnung.« Stubenmädchem ,,«·’for roat?« Köchin: »Nami, sor Ausdauer ins Dienste, ik bin ja schon zwei Monate bei meiner Herrschaft!« Erstaunt Richter: »Sie sind zu drei Jahren Zuchlhanes und zum Verlust der bür gerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren verurtheilt.« Alter Gauner: »Was, ich hatte bis her noch immer Ehrenrechte?« Schöne Gelegenheit Pantoffelheld: »So, alle Straßen sind überschtoeinth Fantosl Dann kann man ja endlich mal einen Abend in der Kneipe bleiben, und die Alte kann nicht mal darüber schiinpfen.« Minnen-. Assessor ider bei einer Verhandlung gegen einen Hoehsiapler sungirt): »Sie haben sich Baron genannt!« , Angeklagter: »Ich bitte, Herr Ge richtsrath, eg- ist eine menschliche Schwäche, wenn man für mehr gelten will, als man is.« Assessor: »Ja aber Sie hatten kein Recht dazu, sich Baron zu nennen.« Angeklagter: »Gewiß, Herr Ge richtsrath aber ich habe dag nur aus Eitelkeit getl)an.« Assessorz »Sie wollten dadurch ihr schwindelhaftes Gebahren unter stiitzen.« Angeklagtert »Aber ich bitt Sie, Herr Gerichts-rath, fassen Sie was nicht so strenge auf. Sehen Sie, ich habe Sie ja jetzt auch schon dreimal Ge richtsrath genannt, ohne daß Sie da gegen protestirten Und Sie sind doch nur —— Assessor!« Schnippisch. ,,Jhre Zeugnisse gefallen mir soweit ganz gut; auch Sie selbst machen einen guten Eindruck, aber sagen Sie, ha ben Sie irgend welchen Anhang?« »Ja, glauben Sie vielleicht. Ma dame, Sie sind die einzige Person, der ich gesalle?« Sein Grund. .. tatst-A rA »Warum heirathen Sie nicht, Den Meier?« »Wie tomm’ ich dazu, ano’rer Lenkt Töchter zu unterhalten?«