Eine perle von Köchin. hin s si d D o n n et. eilt von J Karte Schuld. sch In der t, nachdem Barbara und ich unser b bsches Haus am Flusse — es hieß Rinerside Lodge —- bezogen hatten, wurde die Glückseligkeit unserer junsen Ehe durch den Mangel eines geto ssen Etwas getrübt. welches in gut ausgezogenen jungen hausständen von gar keiner Wichtigkeit sein sollte — nämlich einer guten Küche. Wir gaben Beide mit einem Seufzer zu, daß schlecht gelochte Mahlzeiten niederdrückend seien, und daß kaltes hamrnelsleisch und ewig nichts als kaltes Hammelfleisch —- auch den blauesten himmel verdunkeln könne. Barbara selbst — das herzige Geschöpf —- war eine miserable Köchin; das stellte sie nie in Abrede, aber ich hatte auch nie beabsichtigt, daß sie kochen sollte, als ich sie heirathete. Jch habe manche Witze über das Thema gelesen, daf- junge Ehemänner sich auf die vorzüqtichen Mittagessen beriesen, die ihre Mutter bereitet hatte, aber ich konnte mich nicht erinnern, daß meine Mutter überhaupt je etwas ge lochi hätte, und konnte diesen Trumps daher gegen Barbara nicht ausspielen, selbst wenn ich das gewollt. Nein, die Sache ist die, daß Köchin nen, ioie Dichter, geboren und nicht herangebildet werden, und bis zu der Zeit, von der ich schreibe, war es uns nur gelungen, berangedildete·Exem plare unser eigen zu nennen. Aber das war vor der Ankunft von Frau Miser Rie werde ich das erste Mittagsmahl in Rinersrde Lodge vergessen, das diese Perle ihres Geschlechtes uns bereitete. Als ich nach einem arbeitsvollen Tage in der City —- einem Tage, an dem ein schneidender Ostwind wehte, der Hagelschlossen vor sich hertrieb — rniide und abqespannt nach Hause kam, fand ich Barbara in einem neuen Kleide, das ihr vorzüglich stand, mit einem Lächeln, wie es selten ihre Lip pen umspielt hatte, seitdem Dienstbo tensorgen angefangen, ihr junges Le ben zu trüben. Jch will gar nicht erst versuchen,das Essen zu beschreiben -— es war eine Reihenfolge freudiger Ueberraschun ge·n. Als es vorüber war, beglück wunschte ich mich selbst und Bari-arm und lii te diese. »Bi- «, sagte ich, »wenn dieses epi lurische Bantett in unserer Küche ge tocht worden ist, so sind wir gemachte Leute.' »Nun, das ist es,« erwiderte sie, »aber, ach, Robert, Du solltest sie nur sehen l« »LiebesKind,« sagte ich, »ich vergebe ihr ihre Fehler, ohne sie zu lennen.« »Oh, was das anbetrisst,« meinte Bab, so scheint sie eine anständige, durchaus refpettable Person zu sein-— ganz surchlbar resveltabeL Jhr Muße res aber ist so merkwürdig Jch habe sie nicht durch ein Vermiethungsbureau bekommen. Sie bewarb sich persönlich um die Stelle und hatte ein so gutes Zeugnis-» von ihrer letzten Herrschaft, daß ich wirklich nicht umhin konnte« es mit ihr zu versuchen.« »Wo hat sie zuletzt gedient?« fragte ich. »Sie war Haushalterin und Köchin in einer erson bei einer alten Dame in Shrop hire. die ihren Haushalt aus gelöst hat und zu Verwandten gezogen ist. Robert, sie ist ein Anblick siir Göt ter! Ebenso groß wie Du und sicherlich viel schwerer. Jch weiß wirklich nicht, wie ich sie nennen soll. Sie heißt Betst) Usher, aber Betsy klingt so vertraulich, daß ich sie gar nicht so zu rusen wage. Jch werde mich wohl entschließen müs sen, Frau Usher zu sagen.« «Nun, so thue das« in Gottes Ra men. Ein Frauenzimmer, das so kochen kann, ist ver grotzten Achtung werth.« Als ich diege berühmte Acquisition unseres hau standes sah, war ich allerdings betroffen von ihrem Aeußes ren. Sie war ein Gemisch von Frau äarley und einer Herzoginwittwe. ehr groß und stark, mit einer Fülle grauer Locken, die ihr in Büscheln über die Ohren hingen, trug sie eine Mütze aus dem Kopfe, die im vorigen Jahr hundert sicherlich bewundert worden wäre. Sie trug immer ein dunkelvio lettes Kleid, das in vollen majestiiti schen Falten an ibr niederwallte· Jhre Sprechweise war vie Sittsamleit selbst und ihre Stimme war tief und nicht unangenehm. »Eine Sache können wir jetzt endlich thun," sagte meine Frau eines Tages, als wir Frau Usbesz Vorzüge erör terten, und ich wußte, was kommen würde. »Und das wäret« »Beavourb zu Tische einladen.« »Ich wußte, daß Du das sagen würdest,« bemerkte ich; »ich kabe mich schon davor gefürchtet, se tdenr die Usher bei uns ist.« »Ich weiß gar nicht, warum Du sie eigentlich nicht leiden magst, es sind so nette Leute.« »Oh, sehr nett. Ich bin ein sol ’ "hartgesottener Sünder, daß ich te dasse, gerade weil sie so nett sind — sie sind der Typus der Auserwählten.« »Wie geiltreich Du Dich ausdrückstt Aus alle Fälle sollen sie mir meinen Erfolg als Wirtbin bestätigen helfen. Wenn Frau Beavour hier nichts aus susetzen findet, so brauche ich niemals - wieder roth zu werden, wenn von Mit tagsgesellschaften die Rede tst.« - »Ich weiß nicht, wes alb Du über qupt ie rotls geworden ist —- bei Kei nenr sieht die Tafel je biibscher aus« ol- bei uns.« lbscher!« wiederboite Bab mit trag scher Geberde, »ich weis-. nicht, wie die Früchte des todten Meeres, die Einem im Munde zu Staub und Asche zerfallen sollen, eigentlich beschaffen sind, aber bei den meisten Diners, die wir gegeben haben, ist mir so zu Muthe gewesen« als ob die Schüsseln nichts anketeö enthalten hötten." Jch hatte Bravours von jeher nicht ausstehen können. Herr Bevour ist ein wohlhabender Mann, der, wäh rend er dic Leut- von oben herab be handelt, den Meisten von ihnen die Ueberzeugung hinteriiißt, daß er nicht viel mehr als ein alberne-: Narr ist. Seine Frau macht das indessen wieder gut, denn eine iliigere Jntriguantin, die es versteht, ih:-n Salon mit vor nehmen Persönlichkeiten zu stillen, hat es wohl nie gegeben. Barbara wird zweifelsohne glauben, daß ich das sage-, weil Beavour ein großer, schsnee Mann ist, und ich das nicht bin, und auch weil Frau Beanour mich gelegent lich ablaufen läßt. Laß sie — ich sehe nicht ein, weshalb ich vor ihr schar wenzeln soll, um ein Lächeln von ihr zu erhaschen. Jch weis; sehe wohl, oafz ihr Lächeln mir unter keinen anderen Bedingung zu theil werden wird, — ich habe nicht Geld genug, um ihre Huld zu erringen. Bab setzte natürZich ihren Willen durch. Beavours wurden eingeladen, und zwar Beavours ganz allein. Wir wollten den Effekt dadurch nicht ver derben, daß wir eine Herde Leute zu sainmentromrnelten, die ein gutes Di ner nicht von einem schlechten Hätten unterscheiden können Verlaß Dich darauf —- Du han« Will Ullcqcl, Ulksk JJskllIWTu Gilboa laden,« sagte ich. »Ganz und gar nicht,« lautete Bab’s Antwort, ,,iiberlafz das nur mir. Wenn es nach Deinem Willen ginge, fo würdest Du nichts als Junggesellen einladen und bald unter die Füße kommen. Ihr sollt Euer blaues Wunder erleben über das Essen, was Frau Usher und ich Euch vorsetzen werden« Jhre Aufregung wirkte förmlich an steckenb. »Laß Frau Usher freie hand und sieh nicht auf die Kosten,« sprach ich. »Laß es so sein, daß Beavour sagen wird: red. Gray’s Dinners essen und sterben!« Worauf Barbara lachte —- sie sieht die Dinge immer im verkehrten Lichte. Nun, die Mittagsgefellschaft fiel glänzend aus. Jch habe mich niemals an eine elegantere Tafel gesetzt, und wäre ich Gast gewesen« so hätte ich nich mehr Vergnügen daran haben können. Beavour war sichtlich überrascht nnd strahlte förmlich vorBefrieoigung. lJtch hatte auf den ersten Blick gesehen, daß er gegen seinen Willen gekommen war.) Frau Bravour war entschieden auch überrascht, aber sie lächelte nicht viel. Nein, sie überlegte, wie sie uns die Uslier absvenftig machen könnte. Alles ging ganz vorzüglich von stat ten. Bab war im siebenten Himmel vor Entzücken, und ich hatte das Ge fühl, ich möchte unserer Perle von Kö chin wohl ein Geschenk machen. Es thut mir leid. sagen zu müssen, daß, obwohl ich ein ungewöhnltch hübsches Frauchen besitze, ein ebenso anständi ges Haus, wie die meisten meiner Nachbarn, und eine ziemlich geachtete Stellung in der Gesellschaft inne habe, dies —- glaube ich —- die erste Gelegen heit war, wo ich wirklich Neid in der Brust meiner Mitmenschen erregte Was sind wir doch eigentlich für arm selige Gefchiipfet Als ich in heiterster Stimmung an sjenem Abend zu Bett ging, glaubte rel »einen brenzlichen Geruch wahrzuneh smen. Jch ging»wieder hinunter und lUlllclstlwllt Mc Jllulllct — uueruu luuc Yes dunkel uni- alles schien in bester Ordnung zu sein. Jch begab mich wieder nach oben: der Geruch war stärker denn je. Ich sagte es Bab, und sie kam aus den Vorplasz hinaus iund schnüfselte umher. Aus einmal Ischlich sie aus den Zehen an Frau ’Usher’s Schlafstubentbiir und blieb seiner- Augcnbiick stehen« »Es but seine Nichtigkeit,« meinte sie lachend, »Susanne sagt, Die Usher raucht eine Æt Ciqarretten, ehe sie in’s Bett geht, weaen ihres Asthmas. Sonst kann sie nicht schlafen« ,,6iaarretten?« fragte ich. Jch hatte den Geruch jetzt erkannt-Rolltabak. Jch setzte Bab auseinander, daß Ei garretten aus Rolltabak ungewöhnlich sein und daß die Usher, aller Wahr scheinlichkeit nach, eine Pseise tauchte. Sie war entsetzt, aber meinerseits habe ich nichts dagegen, daß Damen rauchen, wenn sie es mögen, besonders alte Damen. Nur hielt ich es besser, Frau Usher mitzutheilen, daß sie sehr gern in der Küche tauchen könne, wenn sie Lust habe, aber das-, ich es verzöge, wenn die Schlaszimmer von Tabaks qualm sreiblieben. »Gewiß,« stimmte Barbara mir bei, »willst Du es ihr sagen-» »Nein, liebes Kind,« erwiderte ich, »das könnte sie iibel nehmen. Du weißt, es ist Deines Amtes, mit den Dienstboten zu reden.« »Oh, dann wird Frau Usher das Rauchen in ihrem Schlaszimmer sicher lich nicht ausgeben. Sie hat Susnne die Geschichte mit ihrem Asthkna na türlich nur ausgebunden, um mich von der wirklichen Fährte abzubringen.« »Na, den Tabak würde man auch It tdem hefti Befchsåtgschthken rig n " murme . ro n no beim Einschlend Die nächste Ueberraschung, welche Frau Ufher uns bereitete, war die, daß Briags, der rotlzbackige und wohl beleibte Sicherheitswächter unserer Vorstadt, ein Opfer ihrer Reize wurde. Briags —- der schwerfällige, langsame Briags, der für äufzere Eindrücke nicht leicht empfänglich zu sein schien — tvurde von den Düften unserer Küche bezwungen und im Triumph du ;ch fei dene Bande und kaltes Geflügel; zu den Füßen der alorreiclen Usher gesübrt Jch selbst entdeckte diese Liebesidylle. Eines Tages brachte ich einen jungen Hund mit beim und-als ich sah, daß er uns im Hause allzu lästig fiel, be schloß ich, ihn auf dem Hofe unterzu brinaen. Da ich teine Lust hatte, vor den Fenstern meiner Nachbarn eine to mifcbe Figur abzugeben indem ich das widerspenstige kleine Vieh nach der äußeren Hoftbür zerrte, wagte ich es, in Frau Usher’s Reich einzudringen, in der Absicht, Tomier durch die Küche an die Luft zu befördern. Jch fand die holde Wittwe auf einem Lehnstuhl am Herde thronend, ange tban mit dein gewohnten bioletten Kleide und Manschetten und Halstu aen aus feinem Leinen, ein Stricxzeug in der Hand. Jbr geaenüber, einen Teller auf den Knien, saß der tapfere Briags. Beide erhoben sich, als ich eintrat, Briggs in einiqer Verlegenheit, und Frau Uslser völlig gelassen und gefaßt. »Guten Abend, Briqu « sagte ich leutselia, »ich wußte nicht, daß Sie auf Besuchsfuß bei uns stünden. « »Gnäd iaer Herr,« antwortete die Dame, ebe Briggs etwas sagen konnte, »nur Mißverständnissen über Persön lichkeiten, die mich in meiner Küche be siichem zu vermeiden, möchte ich Jhnen mirtheilen, dasz Herr Briggs mein Konsin is .« . CAin Ida-Cz III-Init? Miit-H- orn-I- sts-U ’ sucht haben, erfreuten Antheil übers diese verwandtschastlichen Beziehungen l zu bekunden, hätte nicht Towser jedet weitere Unterhaltung unmöglich ge-I J macht. l " Briggs half mir, ihn auf den Hof szu bringen, und ich überließ das ro mantische Paar wieder einem unge störten ,,tete a tete«. Barbara konnte sich mii dem Gedanken, daß Briggs in der Küche wie zu Hause sei, nicht recht begeunden —- sie meinte, es schicke sich ni t. »Es schickt sich nicht!« sagte ich, »in Frau llsher’s Alter schickt sich Alles. Außerdem ist Briaas in äußerst respek tabler Wittwer. Laß uns eine roman tische Liebesafsiire nicht dadurch im Keime ersticken, daß wir zu prüde sind. Schließlich ist er ihr ,,Kousin«. »Unsinn«, sprach Bab, »Kousins«' sind sie alle. Jch mag nicht, daß Su sanne etwas Derartiaes sieht.« »Verlaß Dich darauf, Susanne sieht es nicht, dafür wird die Ufher schon sorgen. Heute hat Susanne ihren Ausaehabend, nicht wahr?« Das gab Barbara zu, wollte mir aber durchaus kein Lob wegen meines Scharfsinnes ertheilem Jch fing an zu fürchten, , daß die gute Meinung, die sie von unserer Köchin hatte, erschüt tert zu werden begann und ich sah die unseliqen Folgen solcher Zweifel vor aus. Etwas so Unheilvolles wie eine Rückkehr zu unseren Tagen des kalten Hammelfleisches mußte um jedenPreis verm ieden werden, falls das ohne einen wirklichen Skandal möglich war. Jch war entschlossen, Brigas —- ja, mehr als einen Briggs, wenn es daraus an kam — zu dulden. Wenn ein Ueber fluß an Briagsen unserer erhabenen Köchin das Leben anaenehmer machte, so sollte sie sie haben. Barbara war geradezu entsetzt über mich. »Ich hätte nie qeglaubt, daß Du Dir so viel aus Essen und Trinken machen könntest, « bemerkte sie verächt lich »und wenn ich mehr als den ae wöhnten Briggs in der Küche abfajfe, ' so fliegt Frau Usher hinaus —- mit oder ohne Vettern. Ja, und wenn auch kaltes Hammelfleisch unsere ein zige Nahrung ist, bis der Tod uns fcheidet.« Aber zu Frau Ufhers Ehre sei es hier berichtet, wir fanden in der Küche niemals irgend einen Anderen, als den einen und einzigen Briggs. Dies Beavour’sche Dinner toar Barbaras häuslicber Triumph geme sen, nun aber wollte ich auch meinen haben. Dobbs sollte einen Abend bei uns speisen. Dobbs ist ein ganz famoser Kerl. Seine Gesellschaft ist überall gesucht. Er ist gereist; er kann sich unterhalten; er kann Gedichte lesen, er kann Banjo spielen, und er kann essen. Das klingt nun vielleicht so, als sei Dobbs ein gemeiner Schlemmer. Aber Dobbs hat nichts Gemeines an sich. Für ihn ist das Essen eine vornehme Kunst, und wenn er bei einem Dinner sitzt, das ihm mundet, so kann Nie mand umhin, ihn zu bewundern. Jn der That, ich habe Jemand von seinem Gefühl, der ihn bei einem auserlesenen Mahle gesehen hat« das von einem Millioan gegeben wurde, der Lucul lus leicht hätte beschämen können, die Aenßerung thun hören, er sei ein ,,lebendeö Gedicht«. Jch gab Frau Usher einen Wink, den besten Fuß vorzusehen, und ohne Zagen lud ich Dobe ganz beiläufig ein, en samille mit mir zu speisen und mich durch seinen Beifall unfterblich zu machen. , Zu meiner Verwunderung nahm Dobbö die Einladung ohne Ausflii te an. Anfangs konnte ich seine bete t willige Zusage nicht recht begreifen, aber hinterher fiel mir ein, daß er ,, -- ziemlich häufig mit Beavour zu ver kehren pflegte. Wahr ist es, daß ich mehr Geld für den Wein ausgab, als ich hätte thun sollen, aber ich wollte einen Eindruck .an Dobbs machen und schlug alle Vorsicht in den Wind. Dobbö em pfing einen tiefen Eindruck. »Grah, alter Junge« sagte er mit Thränen in den Augen, als wir bei unseren Cigarren saßen, »ich gratulire Dir. Wie hast Du das fertig ge brachi?«» Mit wenigen Worten erzählte ich ihm die Geschichte unseres Schatzes von Köchin. »Sie ist eine Kochkiinstlerin, eine wahre Künstlerin," sagte er. »Halte sie warm. Jch kenne nur noch einen Menschen, der solche tulinarifchen Ge niisse zu bereiten versteht, und der war Chef de Cuisine bei Gaster. Du haft doch natürlich von Gaster gehört? Ich habe einmal in einem Palaste in New ) York bei ihm gespeist, und obgleich die «Speisefolge reichhaltiger war, so wa ren die Gerichte tein Bischen raffinir ter, als die Deinen. Unaliicklicher itveise verschwand der Küchenchef kurz darauf mit einem beträchtlichen Ber miigen, in Gestalt von Frau Gaster’s Juwelen und hat seitdem nichts wie der von sich hören lassen. Eure Frau Ufher könnte jedes beliebige Gehalt be kommen, das sie fordern würde, wenn sie sich um solchen Platz bemühte.« ;,Wohl snöglich,« erwiderte ich, »aber Frau Usher sagt, daß sie»eine ruhige »aus-nassen umziehe- Oic ist uuus keine von der alten Schule, und sie und Barbara kommen sehr gut miteinander aus.« ·»Nun,« sagte Dobbs, »wenn sie je eine andere Stelle suchen sollte, so ver weise sie nur an mich, willst DU?« »Danke,« lautete meine Antwort »aber hoffentlich werd-en wir uns fiir’s Erste nicht von ihr zu trennen braitkben.« Aber die Stunde der Trennung war näher, als ich dacht-e. Jn derselben Nacht erwachte ich ge gen Zwölf und konnte nicht wieder einschlafen. Als ich mit weit offenen Augen dalag un) die schwachen Um risse des Schlafstubenfensters an starrte, gewahrte ich, daß das Rou leaux sich blähte. »Das Fenster ist zu weit offen,« dachte ich, »deshalb sann ich nicht schlafen. Ve-·wiinscht! Jch werde aufstehen und es zumachen müssen?« Jch erhob mich sehr sachte, um Bar «bara nicht zu stören, und gerade als ich im Begriffe war, das Rouleaux in die Höhe zu ziehen, hörte ich einen leisen, anhaltenden Pfiff unter dem Fenster. Jch hielt inne und horchte. Dann vernahm ich, wie das Fenster im Nebenzimnier, das Frau Usher inne hatte, behutsam geöffnet wurde. . »Aha!« dachte ich, ,,wieder mal Briggs. Auf einmal hörte ich eine heisere Stimme in leisem Tone fragen: »Bist Du da, Slosher!« in der That, ein hübscher Kosename für eine Daniel »; a,« erklang die Antwort von Frau Ushers Fenster, ,und bin dieser ganzen Komödie verdammt müde. Kannst Du es noch immer nicht be werkstelligen?« »Oh! Frau Ufher!« »Ja, wirf sie ’runter. Jch bin in der ’ »Weizengarbe« und da sollst Du mor gen zu mir stoßen.« »Was, in diesem Aiifzuge?« »Ja, da kannst Du etwas von mei nem Zeug anziehen. Mach' schnell — schmeiß’ sie ’raus, aber sei vorsichtig!« ,,Unbesorgt. Ich werd’ sie morgen früh mitbringen.« »Gebt nicht. Der Alte will sie jetzt haben, und das Geld fiir Dich liegt schon bereit. Sei kein Narr.« »Bist selbst ’n Narr. Jch rücke mii nichts heraus, ehe ich Baargeld sehe. Jch kenne Euch zu gut.'· Dann folgte eine Fluth von geflü sterten Kraftausdriicken, die ich nicht hierher setzen werde. Frau Ufhers Fenster schlos-, sich wieder, und ich this verstohlene Schritte, als ginge Jemand schnell den wartenweg mnunrer. sur-J ich mich vom Fenster abwandte, sah ich Barbara aufrecht im Bett sitzen. «Sch!« machte ich, »gieb leinen Laut von Dir!« »Was ist los?« flüsterte sie. »Es ist Frau Usher,« erwiderte ich. »Sie ist ein Mann!«' »Oh—h-h!«« » Ich begann mich so leise wie möglich anzutleiden. »Jetzt gehe ich nach der Polizei station, und während ich fort bin, mußt Du die Thüre dieses Zimmers abfchließen und nicht aufmachen, bis ich wiederkomme.« »Gut,« «sliisterte Bab, »ich ängstige« mich nicht.·' Jch fchmeichle mir, daß ich fn sachte und mit so viel Geschicklichkeit wie ein geübter Einbrecher aus dem Hause kam. Jch ging durch die Hin terthiir und freute mich, daß der Hund nicht auf dem Hofe war. Das arme Vieh war vor zwei Tagen ver giftet worden und ich hatte damals einen boöhaften Nachbar im Verdacht gehabt. Jetzt richtete sich mein Arg wohn auf Jemand im Hause. Zum Glück konnte ich, wenn ich lies, die Polizeistation in etwa zehn Minu ten erreichen, und ich langte oort teu- J chend und außer Athem an. Jch fand zwei Konstabler vor einem J großen Feuer sitzen. Der eine war Briggs. ch erzählte ihnen hastig, um was es si handelte, und ich muß sagen, daß Brig s mehr Bereitwillig keit zeigte, als tits-s unter solch’ erschwe renden Umständen erwartet hätte. ,,Wer wiirde das gedacht habeni« fragte er, als wir meinem hause zu strebten. »Ich dachte allerdings immer, daß das Frauenzimmer etwas Son derbates an sich hatte. Deshalb be hielt iciy sie- isism Auge.« Jch sagte nichts vors dem anderen Auge, das er aus die Speisetammer geworfen hatte, aber ich fühlte sogar in dem Augenblicke, daß meine Ansich ten über die menschliche Natur sich er weitert-en. Alles war still, als wir das haus erreichten. Jch ließ die bei den Schutzleute ein, und wir schlichen leise die Treppe hinaus. Barbara öff nete aus mein Pochen die Schlafstuben thiir nnd kam in ihrem Schlafrock, Pantosseln an den Füßen, heraus-! Jn der Hand hielt sie einer- alten Revol ver — ungeladen natürlich. Sie legte den Finger aus die Lippen, ging sachte an Frau Usher’s Thür und klopfte. »Sind Sie wach, Frau Usher?« fragte sie. »Bitte, machen Sie die Thiir ’mal aus —- es riecht, als brennte etwas.« »Einen Augenblick, gnädige Frau,« antwortete die wohlbekannte Stimme« und in außerordentlich kurzer Zeit stand Frau Usher, mit Mütze und Locken, vor uns. Briggs und sein Ge sährte hatten sie in einer Sekunde bei den Armen gepackt, und ein erstaunte res Frauenzimmer habe ich selten ge sehen. Sie setzte sich Anfangs heftig zur Wehr, und ihre Kopfbedeckung fiel ab, worauf vieles, kurz geschorenes schwar zes Haar sichtbar wurde, aber sobald sie ihr die Handschellen angelegt hat ten, stand sie gelassen da und lehnie sich an die Wand. Bring-Z betrachtete sie ein paar Au genblicke schweigend, dann sagte er: »Nun, ich laß mich hängen, wenn wir nicht endlich den Yankee Pelikan ge fangen hoben. Nun, mein Herr, — oder Madame-, was Sie nun sein mö gen —- kommen Sie mit. Je mehr Lärm Sie machen, je mehr werden Sie malträtirt werden und vergessen Sie nicht, daß jedes WortÅwas Sie sagen, vor Gericht wiederholt wird.« »Lassen Sie’s gut sein,« sagte Frau Usher, »ich komme mit." Die meisten der abhanden gekomme nen Gaster’schen« Juwelen wurden in Frau Usher’s Koffer gesunden, und einige trug sie bei sich, und eine Zeit lang hatte ich die Ehre, daß man mit Fingern auf» mich deutete, als auf den Mann, der nicht nur eine kurze Zeit lang sich des Besitzes eines der besten Köche des Weltalls erfreut hatte. son dern der auch, ohne selbst etwas davon zzu ahnen, einen der berühmtesten Diebe beherbergt hatte. Der Mann, der be hauptet hatte, in der »Weizengarbe« zu sein« wurde niemals aufgefunden, obwohl überall nach ihm gesucht wurde. Kurz nach dieser aufregenden Zeit ! kam Barbara eines Nachmittags strah lend nach Hause und forderte mich aus, zu errathen, wo sie gewesen sei. Na tiitlich rieth ich jedesmal verkehrt. ,»,Nun«, sagte sie, »ich bin im Koch tursus gewesen.« , ————(--.s-———« Rother Mohn. Eine Erntegeschirhic von V a l e n t in T r a u dt (Rau1chenbcrg) . Ein herrlicher Sommertag! Jn weiten wogenden Wellen wiegt sich das Korn. Von den Hecken und Rainen herüber dringt ein Duftmeer von süßem Labkraut und nickendem Honigilee. Und über aller der Pracht die lachende Sonne des Hochsom mers. Durch die große Stille des Sonn tagsmorgens schreitet die junge Witt we aus dem Hallerhof mit dem Niko laus Bergler, dem armen Taglöhner, nach den drei Linden auf der Höhe vor dem Dorfe. Ueberall ein heimliches» Zirpen und Knistern zwischen den Hal-( men, überall Lerchenilang. Sie gehen stumm durch den Morgen, jedes seinen eigenen Gedanken na-chhängend. Unter den mächtigen Linden bleibt die Bäue rin endlich stehen, schaut nach den säu selnden Kronen und zieht den Dust der letzten Blätter ein. Dann blickt sie den schlankem kraftvollen Burschen an und zeigt mit der Hand nach einem Acker. ,,Niklsas, meinst Du, das mer das schneide kann? —- Das da, wo der Mohnsleck drin is?« Der Taglöhner räusperte sich verle gen und antwortete mit einem kurzen: »Ich denl’!« »Du hast mer im Klee so gut gehol se’, ich deni’, Du hilfst mer auch jetzt wieder? — Was?« Die warmen Worte machten ihn ganz zum Kinde. ,,Ei ja, gewiß!« Und er nahm seinen breiten Stroh hut ab. Aus dem Thal tam der Klang einer Morgenglocle. Er riß die Augen aus und das ganze Kornfeld kam ihm ver ändert vor, es hatte eine neue, glän zende Farbe. »Wie schön doch!« Dies sie. —- »Es steht gut! — Aber so ein Hof ist siir ein Weibsmensch doch zu viel,« setzte sie dann noch mit Nachdruck hinzu. Und ihr vielsagender Blick streifte ihn. »Ihr mißt Euch ’n Knecht nehme’. Der Mohnsleck da dürst’ nett sein.« »O mei, gewiß nett; aber die frem de’ LeuM Sie seufzte tief. »Ich mein, Niklas, mein Seliger wär’ Dir nett gut geartet —- M nati« Er rieb sich mit dein rauhen W die kleinen Schweißtropfen-von der Stirn und erwiderte dann tleinlaute »Ach, das war also!« »Wie dann?« Ein, zwei Schritte tam die Bäuerin mit dieser Frage näher an ihn zu und stand nun dicht vor ihm, von strahlen dem Golde übergossen. »Laßi das doch!« sagte er barsch. ,,Niklas!« »No, es war a so! — Heuk iß Sonntag!« Da wandte sich die Bäuerin mit ihm dem Dorfe zu und besprach noch dieses und jenes unterwegs. Der Himmel wölbte sich am nächsten Morgen in mildem Blau. Das ganze Feld war lebendig und zwischen den goldenen Aehren stachen die rothen Röcke der Weiber und die weißen Hemdärmel der Männer malerifch hervor. Ueberall tauchten arbeitende Gruppen auf und nieder, die Sensen klangen und die Sicheln blinlten. Mit wuchtigem Aus-holen mähtc Niklas schon von dem ersten Lerchen triller an. Er achteie nicht auf die Sonnengluth. Mit einer wahren Wuth l schritt er vorwärts, der rothe Mohn, »der ihm so grell in die Augen stach, Äsollte vor dem Mittagessen, das die Bäuerin nun bald bringen würde, noch weg. Dabei dachte er immer an die Worte von gestern. Ja, was harre er, der arme Bursche, bloß mit den Hallerbauer vorhaben können? Beide hatten sie ein Mädchen geliebt und der Reiche hatte gesiegt wie überall. Er dachte schon lange nicht mehr daran. Nun schnauste er und ließ die Sense ruhen und seine Augen starrten thal eintvärts. Er überlegte, ob er die Magd nicht erst noch einmal an den Born schicken sollte, Wasser zu holen. . Daß ihnen die Bäuerin nichts heraus gebracht hatte, kalten Kaffee, Milch oder so etwas? Sonst geschah das doch? Er verschmachtete bald, trotz des Grashalmes, den er beständig kaute» »Anngert, hol’ Wasser. « Die Magd ließ sich das nicht noch einmal sagen, zudem sie schon lange zum Umfallen müde war. Nitlas sah ihr nach bis sie zwischen den nächsten Feldhecken verschwand und ließ sich dabei den Wind über die breite braune Brust blasen. »Ei, ei!« Er erschrak. Die Bäuerin sind hin ter ihm, ohne daß er gehört hätte, wie sie iiber das Kleeseld gekommen war. Niklas verzog sein Gesicht zum Lö cheln, daß sein weißes Gebiß blitzte. Die Hallerhöferin stellte den Korb hin. »Sei weit schon?« Er nickte. Ueberall lag es wie schimmerndes Gold über dem Gefilde. »Man könnte auch bei die Linden gehe’,« sagte sie trocken. »Hier brennt ’s ja schrecklich« Und der stramme Bursche in seinem groben Hemde wandte ihr sein gutmü thiges Gesicht zu und ging dann neben ihr durch die Stoppeln. Ueberall die große Stille. Da sdurchschauerte es ihn, er ließ sich nieder. «Mer wird so schlecht!« ,,Nitlas, Nitlas!« rief die Bäuerin angstvoll. Der Arbeiter fuhr sich über die Stirn und stöhnte: »Wasser, Wasser!« Sie setzte sich zu ihm und fächelte ihm Lust zu und als dann Anngert ge kommen war, kühlte sie ihm Stirn und Schläfe mit Wasser. Plötzlich fuhr die Hallerhöferin aus ihrer Bersunienheit auf; denn Niklaz öffnete die Augen und sah tief, tief in die ihren »Wie iß?« fragte sie jauchzend. »O, besser«. —— Er trank nun MDer Mohn aber, der rothe Mohn· —- Er ärqert mich! — Jch wollte ihn fort haben bis Ihr kamt. — »Und da hast Du Dich überschafft.« Sie strich ihm iiber die Stirn. Dann sah sie in ihren Schoof; und stammt te: »Weißt, mit dem Mohnfleck das dürft« nett sei, nett? —-— D thätest ’s nett leide, nett? — Niklas, wenn Du auf den Hallerhof kämst?« Sie war feuerroth geworden?« »Ich vermieth’ mich nett!« stieß er muli hervor. »So auch nett, Niklas — —« Da hatte er sie Verftanden und drückte einen langen Kuß auf ihre Lip pen. Ringum fluthender Glanz und vor ihm der rothe, flammende Mohn. Wo ist Rothkäppchens Großmutterf