Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 19, 1902, Sonntags-Blatt, Image 11
Eine finge. Rohrllette von Hans Leonardi. I. Er war Ver unangenehmste Mensch. tder je an einem Kontortifch gesessen! darin war das ganze Personal der Firma Maybury Fc Son einig. Ab gesehen davon, daß unter seinen Kol legen das Gerücht zirkulirte, daß Stephan Westcotte im Arbeitshauie geboren und erzogen und seine Mutter dort gestorben sei, war er von ausfal lender Häßlichleit und ein düstern-, schweigsamer Mensch. Die leichtlebi gen jungen L :n behandelten ihn daher sehr nichtachtend und machten ihn mit Vorliebe zum Obiect ihrer keineswegs zarten Spähe. Und namentlich seit Frani La mont im Kontor der Firma angestellt war, hatten die Belastigungen über · band genommen. Dieser, in jeder Hinsicht das Gegentheil von West cotte, war ein schöner, stattlicher jun ger Mann mit lebhaften dunklen Au en, stets sehr patent gekleidet und sehr eigebig. Ueberdies besaß er ein hüb sches lleines Saus in Tottingham und eine noch hübschere tleine Frau. Eines Tages war Westcotte mit ei nem geschäftlichen Anftrage sorgesandt worden. Ein am Fenster sitzender Lehrling sah ihn zurücktomcnen. »Da kommt das Arbeitshaus«, sagte er. »Wie schiibig der Mensch aus sieht!" »Wollen wir wetten, daß er Montag in einem anderen Anzug erscheint?« rief Lamont. ,,Sagen Sie mir nur, wenn er zur Thiir hinein lomn:t, Tom.« »Jetzt kommt er.« Blitzschnell emporspringend, nahm Lamont ein großes bis zum Rande ge stilltes Tintensaß, össnete die Thiin etwa zollbreit und balancirte das Ge fäß nachliissig aus der Fingerspitze. Die Thiir ging auf und im selben Moment ergoß sich das schwarze Naß iiber den Eintretenden. « « Yclclllllllll Ilmglc ZU Illusclh WIUI West-muss Blick war mörderisch. Einen Augenblick stand er wie ver fieiniert im nächsten hatte er das Tin- I tensasz ergriffen und es Lamont an den Kopf geschleudert. Dann ent spaan sich ein wildes Handgemenge. Das Alles war so schnell vor sich gegangen, daß niemand Zeit gesun-( den zu intervenireo, als plöglich eine Seitenthiire ausging und Mr May burg aus der Schwelle erschien » »So also bringen Sie die Zeit hin ’ die ich Ihnen bezahle, meine Herren?« sagte der Chef rr ersigem Tone. ! »Ich bedaure sehr, Sir,« sagte La mont. »So! Bedauern Sie wirtlich2« unterbrach ihn Mayburn. »Ich meine, Sie müßten sich in tiefster Seele schlimm Reichen Sie einander die Hand zur Versöhnung und lassen Sie dies das letzte Mal sein, daß Sie sich derart binreißen lassen.« »Ich will Sie gerne um Verzeihung bitten, Sir,« entgegnete Lamont mit Unheirnlich slackernden Augen, »aber Sie werden -nir hoffentlich nicht zu muthen, einen Sträfling die Hand zu reichen.« »Sie hören, Westcotte?« wandte Mr. Maybury sich an den Gewinn ten. »Er will damit sagen, dasz ich für einen Diebstahl, an dem ich unschul dig war, sechs Monate im Gefängniß zugebracht habe«, versetzte Stephan. »und, das rennt man; unschuldig find sie alle,« höhnte Lamont. »Genti·a, sagte der Ches. »Unter die sen Umständen erlasse ich Ihnen die Entschuldigung Lamont.« Als Mr. Maybury das Zimmer ver lassen, trat Mestcotte aus Lamont zu. Alle Wirth hatte ihn verlassen; er war seht kalt wie Stein· »Feialing,« sagte er in leisem, vibri renbem Ton, »gemeiner, erbärmlicher Feiglingt Diese Schandthat soll Ihnen vergolten werden, und sollte ich swanzig Jahre daraus warten.« Nach Den Vorgängen dieses Tages glaubte Niemand, Westeotte wieder im Comptoir zu sehen; doch als der Mon tag tam, saß er wie gewöhnlich aus seinem Plahr. 2. Stephan Westcotte besand sich al lein im Comptoir. Da Lamont seit zwei Tag-In auf-geblieben war. war ihm eine doppelte Arbeitslast anheimgesal len, so baß er noch nach Schluß der Comptoirstunden beschäftigt war. So eben lm Begriff, sich zu erheben, ver nahm er ein Klopfen. Jus sein »Derein« trat die zarte Genuss einer jungen blonden Frau, nzit einem Kinde im Arm über die Schwelle Stein-an hatte sie schon sriihet ein mal gesslicn Es war LamonW Frau. Si: war tobtenblasz, ihre schönen Au gen waren von Thränen geröthet. Das schiasende Kind erwachte und ta-; Et. plan mit den großen blauen Aus en verwundert an »O, son häßlicher Mann, Mutti!« lispelte esktnit seinem zarten Stimm chSlephan schoß has Blut ins Ge Jst Mk. Mahburh hieri« fragte Mr- Lamont während sie das Kind, I um es zum Schweigen zu bringen, an ihre Brust driicktr. »Nein. Er speist seht wahrschein lich zu Mittag.« Die junge Frau brach in Thräneni aus« »Was fange ich an?« schluchzte ste. »Morgen friih um zehn finden Sie ihn hier,« sagte Stephan kurz. »Ich kann nicht wiederkommen. heute hat der Doktor mir angeboten, während meiner Abwesenheit bei Frani zu bleiben. doch morgen werde ich ihn nicht so lange verlassen tön nen.« »Der Doktor? Jst Lamont trauli« »Ja. Montag Abend ist ihm tin schwerer Unfall zugestoßen. Er stürzte mit seinem Rad und wurde dabei von einem Wagen überfahreit.« »Das ist schlimm," entgegnete Ste phan lalt. »Wenn Sie nicht wieder kommen lönnen, sollten Sie an Mr. Mayburn schreiben.« »Was ich ihm zu sagen habe, ver möchte ich ihm nicht zu schreiben,« sbebte es von den Lippen der blassen » Frau. Die Kleine, deren große Augen bis her unverwandt an Stephans Gesicht gehangen hatten, streckte ihm plötzlich die Aermchen entgegen. »Maisie will zu häßlichem Mann, « bat sie. Abermals flog heißes Noth über Stephans Züge. Er nahm das Kind aus den Arm, und dieses schmiegte sich an seine Brust. »Maiste ha viß lieb, duter, häßlicher Mann. Willst einen Tuß haben?« »Mo"chten Sie mir nicht helfen?« schluchzte die behende Frau. »Ich glaube, Sie müssen ein guter Mensch sein, weil die Kleine sich so zu Ihnen : hingethgeuiihii. MöchtenSie fiir mich s lllll Ucc- LUCUIJUUIIJ lcUcIlY »Wenn Sie es wiinschers will ich ihm Jhre Botschaft übermitteln. Was soll ich ihm sagen?« ,,Sagen Sie ihm, wie traurig es Frant erganaen ist, und bitten Sie ihn, ihm sein Gehalt nicht zu ent ziehen; denn wir haben nichts erspart, im Gegentheil, wir haben Schulden, und falls Mr. Mahburh sich unerbitt lich zeigen sollte, sind wir dem Verder ben vreisgegeben.« Die kleine Maisie trennte sich nur widerstrebend von ihrem neuen Freunde. »Aoe, liebe, dute Onkel! Maisie wird bald wiederkommen.« s. Am nächstenMotaen begab Stevhan Westrotte sich, zwecks Erlediaung sei nes Auftrages-, in Mr. Mahbury's Privatzimmer. »Das ist ja höchst satal,« sagte dieser verstimmt. »Gerade jetztszu Beginn der Geschäftssaison!« »Mrs. Lamont läßt Sie dringend bitten, Sir, ihres Mannes Gehalt nicht zu sistiren, da ihre ganze Existenz da raus beruht.« . ,,Wie?« rief der Chef. »Ist die Frau toll? Soll ich etwa einen Stellvertreter und ihn zugleich bezahlen? Bis zuEnde dieses Monats soll er sein Salair er halten, doch keinen Pfennig mehr.« Stevhan verneigte sich, nahm das Geld, das Mr. Mahbueh ihm eint-än digte, und kehrte zu seiner Arbeit zurück. 4. Vier Monate nach Frant Lamvnts Unsall hielt eines Tages ein Wagen vor der Tbür von Mahbury Fc Son. Auf zwei Stöcke gestützt, entftiea dem selben eine elende, gebrcchrne Gestalt und schwankte langsam oie Stufen em por. Es war Frank Lamont. »Ah, Lamont!« rief der Chef, »es freut mich, daß Sie wieder auf Tecl sind. Hoffentlich können Sie Jhre Arbeit jetzt wieder aufnehmen« ,,Leider hin ich dazu noch nicht im Stande, Sir. Jch kam heute nur« um iiber eine unangenehme Sache mit Ih nen zu reden und Ihnen zugleich fiir Jhre große Güte zu danten.« Mr. Mavburh konnte sich ieiner be sonderen Güte seinerseits entsinnen· »Es ist, wie gesagt, eine sehr unan genehme Sache,« fuhr Lamont fort. »Ich fürchte nämlich, Weftcotte hat mich bestohlen.« »Wie zum Kuckuck könnte Westcotte Sie bestehleni« »Er hat im letzten Monat einen Theil meines Salakrs unterfchlaaen; zwar nur ein paar Schillnge, die für mich jedoch sehr in Betracht lommen, da Arzt- und Avotheierrechnungen etc. bezahlt fein wollen« »Im letzten Monat, sagen Sie. Haben Sie denn bis dahin Jhr Gehalt regelmäßig erhalten?« »Ja-wohl, Sir, und ich bin Ihnen unendlich dankbar dafür. Jch weist nicht, was sonst aus uns geworden wäre. Wir hätten unbedingt verhun gern müssen.« Mr. Mahburn antwortete nicht, son dern zog die Glocke und befahl, West cotte herzufenden Dieser erschien gleich darauf. »Als Sie mir von Lamont’s Unfall Mittheiluna machten, hetraute ich Sie mit einer Botschaft für ihn. Welche Nachricht hat er Jhneu gebracht, La mont?« »Er sagte, es sei zwar gegen Jhre Prinzipien, Jhren Angestellten in der artigen Fällen ihr Gehalt zu belassen, doch wollten Sie zu meinen Gunsten eine Ausnahme machen, und zwar un ter der Bedingung, daß ich der Sache weder Ihnen noch einem Anderen ge genüber jemals Erwähnung thiite.« »Dann hat er Jhnen eine verdammte Lüge aufgetischt,« rief Mr. Mahburn emporspringend. ».i)ören Sie mich an, Lamont,« fuhr er. die Hand aus West coiie’s Schulter legend, fort: fwSie haben seit Oktober keinen Pfennig von mir erhalten, und wenn sie dem hun gertode entgangen sind, so verdanken Sie es nicht mir, sondern Westcotte’s s Hochherzigkeit." ; Wie unter der Wucht eines jähen : Schlag-es brach Lamont in seinem « Stuhl zusammen ,,Das habe ich nicht um Sie ver dient, Westcotie,« kam es dann ächzend über seine Lippen. ! »Das weiß ich," entgegnete Stephan irauh. »Aber ich habe es nicht für Sie Jgethanz mithin ist nichts mehr darüber Izu reden·« i »Aber Sie wissen nicht Alles," stam melte Lamont mühsam »O doch. Schweigen Sie lieber." »Ich meine das Geld... als wir zusammen bei Granling waren . . . Jch ———ich war es, der es genommen hat·" ,,Schweigen Sie, Mann, um Jhres Kindes willen. Jch weiß das alles, habe es immer gewußt, wenngleich ich es nicht beweisen konnte.« se se e Frani Lamont kehrte nicht mehr ins Comptoir von ManburycicSon zurück denn einen Monat nach seinem Besuche daselbst war er nicht mehr unter den Lebenden. Jahre sind seither vergangen. Ste phan Wesicotte ist nunmehr kein ein samer, gemiedener Mann. Er erfreut sich der Achiuna und des Vertrauens feiner Chefs, und sein liebes, blondes Weib hat an seinem treuen Herzen eine Zuflucht vor den Sorgen des Lebens qefunden. Welche Kinderarme strecken sich ihm entgegen und strahlende Au gen grüßen ihn bei seiner Heimlehn Doch Maisie scheint ihm am meisten ans- Herz gewachsen. - Ein geriebener Klient. Humoreöle von Fr· M. Advolaten galten schon von jeher als scharfsinnige und spitzpfindigeLeuth aber Dr. Hanal, der in C. feine Pra xis als Nechtsanwalt ausübte machte diesem Rufe ganz besondere Ehre. Denn er wu ,te nicht nur durch aller hand raffinirte Kniffe lritische Pro zesse in der Regel zu seinen Gunsten zu wenden, sondern war auch seiner fchlagfertigen Ueberlegenheit und Si tuationsgewandtheit wegen von der Gegenpartei beständig gefürchtet. Indessen, einmal sollte es auch die sem Manne blühen, von einein sogar minder begabten Geisteslinde schmäh lich überlistet und zum großen Gau dium feiner Gegner regelrecht »hinein gelegt« zu werden. Und das ging so zu. Etwa eine halbe Stunde von C. wohnte ein Mühlenbesitzer, Namens Schmidt, der nebenher auch eine lleine Oelonomie betrieb. Er galt als ein S intisierer, der von der fixen Jdee besessen war, fortwährend allerhand praktische Neuerungen zu erfinden und sie in seinem Wirthschaftgbctriebe ein zuführen. Daß er aber fast immer schlecht dabei wegkam, weil fich seine Erfindungen nicht bewährten und er allgemach zum Gefpött der Leute wur de, irritirte ihn nicht weiter. Wo im mer etwas Neues auftauchte, war er sicher dafür zu haben. So war er eines Tages auch unter Denieniacn welche auf ein verlockendes Angebot eines Getreidehiindlerg hin eine neue Art von Sommerriihsen be zogen hatten» der aanz unglaublich-: Ertriiae liefern sollte. Die Eigenschaften des Niibsens is schräntten sich indessen daraus, dass, er, obwohl regelrech: gesät, überhaupt nicht ansaina, da der Samen noch aar nicht leinisiihi,1 akzvcsen war. Wahl stellten die Geschädigtcn den Getrei:e händler zur Rede, aber der erklärte achselzuclend, das; er den Rübsen nicht gemacht habe, und ihn die Sache daher auch weiter nichts anaehe. Die Meisten aaben sich mit diesem Bescheide zufrie den uno bestellten ihre Aecten da eg noch Zeit war, mit einer anderen Frucht. Nur der Müller spielte sich aus den Siebengescheiten hinaus, ging zu sei nem Advotaten und trua ihm den Fall vor. Nachdem Dr. Hanat seinen Klim ten ruhig angehört hatte, sagte er zu» ihm: »Das ist recht von Jhnen, Herr z Schmidt, daß Sie zu mir gekommen; sind. Lassen Sie nur den Acker ruhig ’ brach liegen und berechnen Sie nach ; der Ernte, wieviel pro Morgen Siei hätten erzielen können. Dann stelleni Sie nach dem derzeitigen Preise des ! Rübsens Jhren Verlust sest und sor dern von dem Lieferanten Schadener saß. Weigert er sich zu zahlen, so mol len wir ihn schon sassen.« Der Müller schmunrelie und that, wie ihm der Anwalt gerathen hatte. Als die Zeit der sittiven Ernte heran lam, stellte er den ihm erwachsenen Schaden sest und ließ den Getrenn händler durch Dr. Hanat aussvrdern, Ersatz zu leisten. Dieser verhielt sich, wie zu erwarten, ablehnend, und nun unterzeichnete der Müller das Mandat und Dr. Hanat klagte los Als Anwalt, der in allen Sätteln gerecht ist, verlangte er von seinem Mandanten den iiblichen Vorschuß; als es sich aber herausstellte, daß der Müller nicht genügend Geld bei sich hatte, sagte Dr. Hanat als alter Be kannten »Na, so lassen Sie es bis zum Schluß. Sie sind mir sicher und ich kann die Auslaan einstwet en über nehmen.« Mit der Versicheruan das der Prozeß unverlierbar sei, trennten sich Anwalt und Klient. Um ein wenig zu plaudern und sich gleichzeitig von dem Stande des Pro zesses zu unterrichten, ging jetzt Schmidt des Oesteren Sonntags nach der Kanzlei des Anwialts. Bei einer dieser Gelegenheiten sah er einmal, wie sich aus dem Hofe Dr. Hanats ein Paar muntere Ziegenböcke tummelten, und als Fachmann in solchen Dingen brachte er das Gespräch sofort aus diese beiden ausgelassenen Viersiißler. »Alle Wetter, Herr Dottor,« sagte er, »Sie haben ja da ein Paar Pracht böcke!« ,,Leider,«« erwiderte dieser, ,,habe ich mich verleiten lassen, meinen Jungen den Willen zu thun und ihnen das Zie gcngespann zu laufen. Aber auch sonst habe ich mit diesen Thieren Aerger über Angel-. Es vergeht fast kein Tag, ohne daß mir Beschwerden zukommen, wenn die Jungens sich mit ihnen auf der Straße tummeln. Und im Hause selbst lann man sich ihrer kaum erweh ren. Was sie mir allein schon in der Riiche für Schaden angerichtet haben! Außerdem zerlnabbern sie mit beson derer Vorliebe das Kutschgeschirr und Riemenzeug der Pferde, so daß der Kutscher vom Sattler gar nicht mehr «vegtommt.« »Flegelzeit!« gab der Müller zurück. »Wenn sie erst einmal älter geworden sind, gibt sich das Von sel«ber.« Während sie noch so sprachen, ließ sich von der Treppe her ein heftiges Getrappel hören. »Sehen Sie,« sagte der Anwalt, ,,da hat wieder einmal Jemand die Haus thür offen gelassen und nun tollen sie im Hause herum wie die wilde-Jagd und tin-o nicht mehr hinauszubringen Wissen Sie was, mein lieber Herr Schmidt: Sie haben einen großen Hof, da iiinnen sich die Beester austoben.« »Das ist wohl wahr,« erwiderte die ser, sie können auch bei mir weiter kei nen Schaden anrichten.« »Dann soll Ihnen der Kutscher die Unglücksthiere heute noch hinausbrin gen.« Und so geschah es auch, und die bei den Buben des Müllers hatten ihre helle Freude an dem unerwarteten Zu wachs des Biehhoses. Die Vöcke wur oen vor einen Handwagen gespannt und damit Alles nach der Mühle hi naus und herein qesahren. Unterdessen nahm der Prozeß seinen Fortgang und an dem Tage, wo nach mehreren Terminen das Erkenntnis-, urtheil gefällt werden sollte, eilte der Müller voll freudig-er Hoffnung zu sei nem Anwalt, um zu hören, wie die Sache stünde. Doch Dr. Hanak trat ihm schon an der Thür entgegen. ,,Schmidt,« sagte er, »wir haben verloren! Man hat die se und jene Einwände gemacht. Aber das thut nichts, wir klagen weiter, ge winnen müssen wirt« Der Müller war etwas nachdenklich geworden, doch Dr. Hanai verstand es, alle seine Bedenken zu zerstreuen, in dem er ihm die bestimmte Versiche rung gab, der Prozeß sei vor anderen Richtern nicht zu verlieren. »Nun, wenn Sie meinen, daß wir Recht kriegen, Herr Doktor, dann bin ich natürlich einverstanden,« erklärte SchmidL Die Klage ging darauf durch alle Instanzen; es dauerte ein Langes und » Breites, und endlich kam der Bescheid: I die Klage sei abgewiesen mit der Be gründung, daß bei einem erst künftig zu eryomnoen Gewinn, oer Posmo nicht festzustellen sei, die Richter nicht in der Lage sein, dem Filäger ein Recht auf Schadenersatz znzuertennen Als der Müller schon bald nicht mehr an die ganze Sache dachte, bekam er eines Tages dieses Ertenniniß nebst einerKostenrechnung iiber dreihundert achtunddreiszig Mark von Dr. Hanal zugeschicti. Der ohnehin nicht in glänzenden Verhältnissen lebende Müller war wie vom Donner gerührt, als er diese« Hiobspost zu Gesicht bekam, dann aber packte ihn der Zorn. Er sagte sich, der Anwalt habe ihn mit dem festen Ver sprechen, den Prozeß zu gewinnen, aus T den Leim gelockt, um ibn dann in aller Gemütbsruhe zu rubfen. Und jetzt sollte er zu dem Verdruß und der Bla mage auch noch den Schaden haben? Wo sollte er denn überhaupt eine solche Summe hernehmen? So dick tain’ s bei ihm nicht ein! Wie er so über diesen fatalen Ge genstand nachsiinulirte, kam ihm plötz lich ein rettender Gedanke. Die beiden Ziegenböcle waren ihm zwar geschenkt worden, aber er hatte sie s: iner Kinder wegen noch nicht schlachten lassen, sie waren noch da. Wie wäre es, dachte er, wenn du be haupten würdest, die Bücte seien dir einstweilen nur in Pflege gegeben? Die Worte, mit denen sie mir übergeben worden, lassen sich recht gut so deuten. Gedacht, gethan! DenTag derUeber nahme wußte er noch ganz genau, wenn er die Futtertosten siir die beiden Böcke nur mit fünfzig Pfennig pro Tag berechnete, so gab das eine Summe von dreihundertneunundsech zig Mart. Der Miller hatte jetzt nichts Eilige1 res zu thun, als nächsten Sonntag niit den beiden Rechnungen in der Tasche zu dem Anwalt zu gehen. Dieser em pfing ihn mit einer langen Auseinaw dersetzung und beklagte sich bitter und in den schärfsten Ausdrücken über die Richter und ihr einfäitlges Urtheil. »Doch es läßt sich da weiter nichts machens setzte er hinzu. »Wir haben zwei gleichlautende Erkenntnisse und müssen uns sit-ein« www thxss NO Dame aus der Stadt: »Der Aufeni halt bei Jhnen bekommt mir wirklich vortrefflich.« Der Bauer: »Nicht wahr, gnä'Ftäulein, hier bei uns vergehn Einem die Nerven bald. Mein Schweinderlund ich haben auch keine.« »Sie haben Jhr Mäglichstes gethan, Herr Doktor und läßt sich an der Sache nichts mehr ändern,« sagte der Müller. »So wollen wir denn unsere Sachen in’s Reine bringen. Ihre Rechnung Beträgt dreihundertachtunddreißig arl.« »Jawohl,« erwiderte Dr. Hanak. »Dann können wir wohl auch gleich die Angelegenheit mit den Böcken erle digen. Jhr Ungestüm hat sich jetzt völlig gelegt, sie sind ganz zahm ge worden und werden keinen Schaden mehr anrichten.« »Die Bäcke?« fuhr der Anwalt auf Die sind Jhnen doch geschenkt. Haben Sie die kenn noch? Ich dachte, Sie hätten sie längst schlachten lassen. Nun, wenn Sie die Thiere nicht«-haben mö gen, so schielen Sie sie mir tot-den« »Wir essen tein Bockfleisch,« sagte Schmidt. »Kann auch sonst keine Böcke gebrauchen. Als geschenkt würde ich sie nicht genommen haben. Bloß um Ih nen gefällig zu sein und Sie vor wei terem Schaden zu bewahren, habe ich die Bärte zu mir genommen, in der Meinung, daß Sie diese später wieder abholen lassen würden. Jch werde sie Jhnen heute noch hereinschiclen.« »Gut, thun Sie dast« sagte der Doktor unwirsch. »Jhre Kostenrechnung beträgt drei hundertachtunddreißg Mark, nicht wahr? Nun, ich habe da auch eine Ge genrechnung.« ,,Wofür denn?« brauste Dr. Hanal auf. »Die Bärte haben doch gefressen und sind gut abgemattet worden,« gab der Müller Phleamatisch zurück. »Ich habe snicht unverschämt gerechnet.« »Was können denn die Viecher ge fressen haben?« polterte Dr. Hanak »Geben Sie her!« Als er fab. dafi die Rechnuna des Müllers noch höher war, als die sei nige, gerieth er in Wuth Unter Flu chen imo Schimpf en zerknitterte und zerriß er die beiden Rechnungen und warf dein Müller die Fetzen oor die Füße. Dieser machte sich schleunigst aus dem Staube, und damit war die Sache erledigt, keiner hat mehr von dem andern Zahlung verlangt. «——--k.«.--— Soldateuhumon Merkwürdigerweise sind vom »alien Wrangel« mehr »bürgerliche« Anekdo ten bekannt aus seiner a. D.- -Zeil als solche aus seiner Soldatenzeit Es! seien daher hier einige Scherze vom Feldmarschall Wrangel aus seinen mi litiirischen Dienstjahren erzählt, die gut beglaubigt sind: Wrangel inspH zirte Trupepn in Ruppin, und die Ruppiner hatten ihre weißgekleideten Ehrenjungsrauen in drei Gliedern aufgestellt, die hübschesten natürlich in der Front. Wrangel küßte die ganze Frontreihe durch und sagte dann, auf den Rest deutend, zu seinem Aojutan ten, dem Grasen Philipp zu Eulen burg: »Eule, küß weiter.« Jn der Re gel indeß war der Adjuiant nur Au gen- und Ohrenzeuge dessen, was vor siel. So bei folgender Gelegenheit aus einer Jnspektiom Ein Bataillon ge nügte nicht, Und Wrangel bemerkte dem Major, der es oorsiihrte, spöttisch ingrimmig: »Das nächste Jahr, Herr Major, werd’ ich Jhnen woll nich wie dersehn«'. »Aber Excellenz sind ja noch so rüstig,« antwortete dieser. Und Wrangel, der Geistesgegenloart liebte, drohte nur lächelnd mit dem Finger. Aus derselben Jnspeltionsreise sah der Alte, das-; ein junger Ofsizier unvor schristsmäßige Sporen trug, und gab ihm ohne weiteres 24 Stunden Arrest »Aber Excellenz tragen ja eben solche.« »Jut, mein Sohn, da kannst Du gleich noch 24 Stunden vor mir mit absitzen.« Jm Jahre 1864 bei Beginn des Krie ges berief Wrangel seinen Adjntantrn in’.-3 Hauptguartier und unternahm später in seiner Begleitung eine Reise nach Schweden, um die dortige Vetter schast zu begrüßen und den großen Erinnerungen aus der Zeit des schwe dischen Feldmarschalls nachzugehen. Einer seiner ersten Besuche galt dem s ehemaligen Wrangel-Schlosse Skotlos i ster am Mölarsee. Die derzeitige Be sitzerin, eine Gräsin Brahe, übernahm selbst die Führung ihres berühmten ’ Gasteö. Jn allen Bilder- und Waf ? senkammern waren die Schätze gesam ; melt und ausgethürmt, die der Wrans » gel vom »BlauenRegiment Södermani s land« seinerzeit in Deutschland hatte I mitgeben heißen, und immer-, wenn die Gräsin Brahe sagte: »Sehen Herr Graf, ein wie schönes Tableau!« knurrte der Feldmartchall: »Wissen, Frau Gräsin, alles gestohlen.« Aber die Gräsin als Dame von Welt lächelte nur, und man trennte sich in aller Freundschaft, wobei seitens Wrangelz aus eine Bitte der Gräsin die Zusaae erfolgte, daß er seinen Küraß ihr sitt die Rüstkammer schicken werde. Als der Feldmarschall wieder in seinem Hatel war, wandte er sich an Eulen burg und sagte: »Schick ihr meinen Kürasz.« ,,Excellenz, Jhren Kürasi haben wir gar nicht mitgenommen.« »Dann schick ihr Deinen.« Und so tam der Eulenburg-Kiiraß als Wrans aeliKiirasz in’«g alte Wtungel-Schloß. Denn Graf Eulenburg gehörte seit " 1 38 dem .'-3. (Ostpreußischen) Küns ’ sir-Reaiment an, den späteren Wun gel-Kiirassiren. s ——-——.-—--——— Wie Billet Grat- Schuhe putzte. William Grah, der einer der ersten Söhne der nordameritanischen Redu blik war, die es zum Millionär brach ten, hinterließ eine Sammlung von Auszeichnungen, die nach seinem Tode unter dem Titel ,,Sayinas and doings of William Gran« veröffentlicht wur den. Jn dieser Sammlung wird auch von einem Handwerker erzählt, mit dem Billh Gray eines Tages sehr grob« wurde, weiter eine Arbeit schlecht ge macht hatte. Endlich wurden dem Mann der groben Worte doch zu viel und er brauste auch auf. »,,»Von Ih nen, Herr wra1), lag rcq mir oas nich gesallen,« sagte er. »Ich weiß recht aut, daß Sie noch weniger waren al ich. Was sind Sie denn gewesens Schuhputzer sind Sie gewesen!« Bei diesen Worten gewann Gray seine Ruhe wieder und zustimmend llopfte er dem Mann auf die Schulter. »Ganz« r«ichtia,«« erwiderte er. »Schuhpuher bin ich gewesen. Aber fragen Sie mal die Leute, die sich an die Zeiten erin nern, wie ich die Schuhe geputzt habe! Da steckte der ganze Kerl drin! Jn Jhrer Arbeit steckt kein Kerl! Sie wer den nie Millioan werden, mein Lie ber, und wenn Sie eine Million im Spiel gewinnen, werden Sie sie wieder verlieren!« WH» -s——--·..—— Hereingefallem Berliner (im Gebirge, schreibend): ,,Niebenstehenden Berg habe ich mit den Er ist 5000 Fuß hoch. Wenigen nur ist dieses Wagstücl aealiickt.« Mach dem er die Karte abaeschickt): »Geben Sie mal’ noch eine Karte her, Herr Wirth. Was stellen die eigentlich dar?« Wirth: ,,Des wiß’ ma halt selber nit. Mir habe hier gar kei eiaene Karte, mir lasse se uns alle aus Ber lins schicke. Steht’s nit dadrauf, was is « Berliner: -»Himmel, das ist ja der Berliner Kreuzberg!« Ahnung. Tochter: »Weißt Du, Mama, ich glaube, Georg wird sich bald erklä ren.« Mama: »Und woran ariindet sich Dein-e Hossnuna, Mateljc« Tochter: ,,Ges7exn waren wir in einer Bicycle Niederlage, nnd da schien er sich nur siir Tau-sama zu interes siren.« Tic irline siindliriL Die Bonne (welcl;e ca» Uns wegen unlcidlicher Grobheit ocrlassen Inus;, beim Fortgehcn): »Mir ;:--.1rt’, Du nnartigeri Rind, ixti weite e-; allen Bannen sagen, daß Du so nnaztig bist, damit keine wieder zu Dir tonnnt.« Die siebenjiihria-: III-allh: »Ach! Thun Sie es doch ja, Fräuleinl Jch mochte mich auch ’mal etwas etholen.«