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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 19, 1902)
ssrokrcmsgxsmsxexoulsity METILILTNXUNGTOATTOI IW « RAE-D DIESELBEN - s ALLE-DI- - « Yes Falk gsamliem Da: - s - vw (2. FortsehungJ , Max-by der den Arzt von dessen Zommeraufenthalt in Baden - Baden her kannte, bat, noch so lange bleiben zs därfem bis Küchenhoff seine Dia znose geäußert. Da Martha das tantenzitnmer nicht mit betrat, so beißen der junge Jurist ihr in Der Isiichenzeit Gesellschaft, so gut er’s vermochte, versuchen-, sie zu trösten· Die Confultation dauerte lange, Wafsiliew tarn einig-e Male zu den seiden herüber; wenn die Thür auf ging, hörte man dann stets den vol ttigen Ton des Mediztnalraths oder die matte, gequälte Stimme des Lei denderh Der Russe berichtete, daß Küchenhoff durchaus nicht zart mit Bein Kranken verfahre. Er bezw-ei felte, daß feine derbe, etwas brutale Art ten passiven Widerstand beseitiqu werde, den Justus allen Versuchen, ihn zu helfen, entgegenzubringen ge wohnt sei. Ziemlich aufgeregt und zualseich ab gesponnt verließ der alte Arzt schlief-, lich den Kranken, in Marthlss kleines Wohnzimmer sich begebend. um den dort Verfammelten zu erklären, was et von dem Fall hielt. »So was ist mir mein Lebtag noch nicht vorgekommen!«·hob er, an, sich den Schweiß von der Stirn wijchend. »Ein Mensch —- ketnaesund wie der — und macht Einem solche Fissema tenten!« »Gesund?« fragte Martba muster nitt. »Und«bie Lähmung?« «Et ist nicht gelähmt!« tief der Me bizinalratb. »Ich verstehe roch auch noch was davon, zum Henker! Jch habe die Glieder, die Gelenke, di Mnstelpactien genau untersucht. Es suntiionirt Alles tadellos. Das Erste wäre nämlich. baß z. B. die Knie nicht teagitten, wenn man oberhalb des Ge lents einen leichten Schlag gegen die Mustelpattie auf-führt. Aber es ist Alles in Ordnung wie bei einem Gre natiier, den man zun: Dienst ans hebt." »Und Herz, Lunge —- vie inneren Organe,« — wars Herr von Ectbatdt ein, ·sind ebensowenig assettioni!t?« «Ein bißchen schwach mag et sich fühlen, das gebe ich zu. Legen Sie eiwen gesunden Menschen siir ein paar Woche-n in’s Bett und geb-en Sie acht, in welchem Zustand er sich befinden wird, wenn et dann plötzlich aufstehen soll. Ein otganisches Leib-en liegt ab solut nicht vor.« »Aber was ist es denn, um Gottes Ioillen ?« rief Martha. »Es tann Doch nicht nur seine Absicht sein, uns zu ängstigen?« »Seit-e Absicht — nein. Seine Krankheit ist einzig und allein die, Ider-iß ihm der Wille fehlt, gesund zu m.« »Wie soll man das verstehen?« .Ei, et ist hysterisch. Das ist sonst; eine Krankheit von Frauen, die nichts « «- s«- Ins-II s» Jst-· us Ins-Is- Msssss DE «’ »·.. »W. » ..,.... »...».., -.... » » zu gut geht.'« : »Und Sie meinen, Herr Medizinab » rath, wenn er den festen Willen hätte, gesund zu werden, würde er sich aus diesem Iustand Der Schwäche losrei: fzen tönnen?« " · - »Nicht mit einem Schlage. Dert Körper ist geschmächi — so gesund die Organe sind.« »Und die Nerven?« »Ja, das ist es eben: diese Art von Menschen scheinen überhaupt nur aus Nerven zu bestehen. Dabei ist es durch aus ausgeschlossen, daß etwa eine Er krankung des Gehirns mitfaielte. Ein Mensch, der so tlar und logisch Rede zu stehen vermag, wie Jhr Bruder, ist geiftia durchaus ndkmal Es war ja ein wahrer Ringtampf, den ich mit ihm aufführte —- ein Ringtampf mit Worten, mit Vernunftgründenf »Hm-en Sie ihn wenigstens dazu gebracht, daß er sich einmal erhob, Herr Medizinalrath?« fragte Both-) von Eckhardi. »Schtver genug hielt«L-!« seufzte der Arzt. »Wafsiliew hat wenigstens noch etwas Einfluß auf ihn. So setzten wiss also nach langem Hin und Her durch. daß er mit unserer Unter stüjung sich aufrichtetr. Er zitterte aber am ganzen Leib wie Espenlauh. Und als wir ihn losließem brach er haltlos zufammen. Hatten wir ihn nicht aufgefangem er würde sieh ein Lockbin den Kon geschlagen haben.« , em hie-einem klagte Marthe-. E , ,Zbek wie soll das nur wert-ent« Es Mai-os- einen Weg geben, um ihn , zu straften zn bringen?« »Warst-en Sie mir: ei liegt lediglich its thut W Der Arzt man-g da Mskchtt Wfiliew sagte Init, was tt MW habe. Elektrizität ist Ist-W ageebenfowei . H U : g -- Miit- »e- in ’ darin bereitet sich W, «« ba- sie-nimm - ’sein Körper nicht so erstaunlich wider standsfähig wäre. Aber gerade das birat eine doppelte Gefahr in sich: diese Kräfte ver-brauchten sich nur lang sam. und wenn der Unglück-mensc -dauerndern Suchtlgmn verfällt, dann stönnen ihn seine zwanzig, dreiseia TJahre an’s Bett-fesseln Weinen Sie nicht so herzzerdrechend, Fräulein Spuren gar so schlimm wird’S ja weht Znicht werden« Sie müssen eden selbst dazu beitragen dasz der Patient wie der Lust acn Leben sindet.« :,.Lust am Leben!« sagte Martln ;ditter. »Sie wissen doch, was er s durchaemacht hat-« « »Freilich, freilich. Die ganze Stadt war ja damals voll von dem schauer lichen Fall. Jch hab’ ihm doch noch selbst gerathen, aus Reisen zu gehen. jZersiveuuna, Anregung zu suchen · IStatt dessen bringen sie ihn nun in leinem solchen Zustand heim. Es ist kein Jammer. Ader unthötia dürfen tSie nicht bleiben. Denn das tann ich. ,Jhnen, so räthselhast der Fall mir fsonst ist« versichern — verharrt der Unglückliche in seiner Lethargie, dann lschrdinden seine Kräfte zusehends. ksakm wird es schließlich nicht mer Einbildung, iranthaster, thörichter Wahn sein, daß er sich nicht mehr er heben kann, sondern arausame Wirt lichteit. Und wenn er später einmal endlich den Willen, wieder gesund zu werden, wieder atn Leben Strudel zu nehmen, fände — dann ist er i wi I schen «thatsåcpliess · un·si»jl;ig. 'gen«)»drden, ""------sv-s---— chk Iemc Deuslcuh uorl Irmsr Acri-u zu gebieten-— dann ift er, mit einem Wort, wirklich gelähmt!« i Die beiden Herren nahmen an Der Verzweiflung der jungen Dame inni gen AntheiL Herr von Eckhardt b-: ltheuerte ihr, daß er zu jedem Opfer bereit fei, welches sie von ihm verlange, daß sie, um dem Unaliictlichen zu hel fen, iiber feine Zeit, wie immer sie wolle, verfügen sollte. Auch der Me dizinalratb erklärte, daß er trotz der barfchen Aufnahme, die ihm der Kranke zunächst bereitet, jederzeit ge neigt fei, ihr mit Rath und That bei feite zu stehen· Leider aber lönne ein Fremder — wie die Verhältnisse au genblicklich lägen —- feiner Ansicht nach gar nichts ausrichten. Sie felbft müsse, in Gemeinschaft mit Wafsi lieu-. auf dessen Wart der Patient noch am eheften zu hören scheine, dem Mith fel auf die Spur zu kommen suchen Stunden währte es nach dieser Confultation, bis Martha wieder ei nigermaßen ihre Fassung fand. Sie zermarterte ihr Hirn mit der Frage, wie sie auf den Bruder Einfluß aewinnsen könnte. Er war apathifch, hörte kaum zu, wenn sie irgend ein Thema anschlag, von dem sie ange nommen, daß es ihn interefsiren müßte. Ein inneres Leben verrieth fein Auge nur« wenn Sauf-II Name in ir gend einer Verbindung genannt wur de. Dann fah man feinen qequiilten Zügen an wie er sich in feine Erinne rungen vertiefte, bis ihn ein trampf artiger Anfall erfaßte und ihn in fchmerzliches Weinen ausbrechen ließ -S1e vermied eg don- nun an ak— stissentiich ten Kranken auch nur rnit einer Silbe an Sonja zu erinnern. Was sie aber nicht verhindern kannte, war dies, daß Wassiliew mit ihm über die Todte sprach. Lange kämpfte sie mit sich. Sollte sie vor den Freund ihres Brucerg hin treten und ihn darum bitten, die Ver aanaenheit nicht mehr zu berühren? Hatte sie ein Recht dazu? Und war eg nicht grausam? Jnnig hatte Gabriel Wafsiliew seine Schwester geliebt. Sei n Schmerz um ihren jähen Tod war-Zaum gerin ger gewesen als der des Bräutigams, wenn er auch in feiner verschlossenen, in sich getehrten Art es nicht so nach außen zu erkennen gegeben hatte, wie der damals so exaltirte Justus Zwei Seelen wohnten in ihrer Brust Sie hatte Mitleid mit dem Russen, und Etwas wie daß erfüllte sie trotzdem mehr und mehr gegen ihn. Er hatte aus der aanzen Welt Nie manden besessen als die Schwester, von der er sich geliebt wußte. Und die Erinnerung an dies unglückliche We sen wollte sie ihm rauben? War sie nicht so schon seine Schuldnerini Mit wie aufopferungsvoller Treue nahm er sich ustuk an! Und noch nie hatte siei m ein wirklich herzliches Wort gesagt — all seine stummen, stehenden Werk-ringen hatte sie taro-riet. Aber gerade die Macht, die er mit der Zeit til-er den Kranken gewonnen, war ei, die ihr Furcht einiagth und die sie Um Widerspruch herausspr derte. Eines Tages, als sie Justuj wieder in Thränen ausgelöst antraf, saßte sie sich ein ez nnd siihrte eine Aus sprache m dem Nu en herbei. Sie erinnerte i an die ernsten Worte-, die deris dizinalrath gesagt hatte- MM mit dem Leidenden zu Gleichgewicht wie Tie- its-m legte sie schtivrnrer und Ists-W WITH-M anßiiew hörte fie unenhig nn. »Seit-en Sie wirtlich nicht die Em piindnng«« begann et, nachdem sie in Ende gesprechen in sichtlicher Vernim mnngx »daß es mein einzi i Sinnen nnd Trachten ist, Iehrenä ruhet dem Leben wiederzuichentenf Bei ist mir denn geblieben als feine Freundschaft? Was ich geliebt hatte, ist vom gean figen Tod hinweggerafft worden. Und was ich sieben möchte. hleiht talt und unerbittlich." Gequält wich Marthe vor ihm zu riiet. Sie konnte den flackernden Blick fein-er Augen« hie von einer inner lichen thth Zeugnis gaben, nicht er tragen. Fräulein Marthn,« fuhr er leiser, dringlich und in behendem Tone fort, »Sie hassen michs« Sie machte eine unbestimmte Be wegung. Er that ihr in dieser Mi nute wieder unsaghar leih. und doch brachte sie’s nicht iiber sich. das Wort, das er da, in ihrer Seele lesend. aus gesprochen· zuciickzuweiiern »Ich hin der festen Ueberzeugung. Wafsiliewf tagte sie, noch immer mit sich ringend indem sie ihm auswich, «"d-nß Sie es gut mit meinem Bruder meinen —- nun ja denn, und auch mit mir -—, oder ich habe das quälende Gefühl, das-, Sie Dsem Kranken gegen iiber nicht die rechte Akt haben. Er mag selbst glauben daß es ihm Lin Perung und Trost bringt, mit Jhnen äher die arme Sonja zu sprechen, sich in tausend- Erinnerungen zu vertiefen, um ihr Bild immer von Neuem wies Pu- nsrs III- okccshsn »- inssss END-« hat der Kranke denn eine klar-e Vot stelluna von dem. was ihm gut ist? Sie sind Arzt — Sie sind mit K« then hofi derselben Ansicht, hasz ein seeli schea. tein körperlich-es Leid-en bei ihm vorliegt — also seien Sie auch Seelen arzt. Dulden Sie nicht, daß Justus immer und immer roter-er jener Epoche nachhiingt. Diese fortgesetzten seeli schen Aufregungen sind Gift siir ihn Ich fühle es — ich weiß es. Darum beschwöre ich Sie. bieten Sie Ihren ganzen Einfluß aus, im Justug mit Gewalt davon loszureißeu.« Sie hatte sich in große Erreauna gesprochen Wassiliew senkte seine Blicke, selbst mehr unt- mehr bewegt, in die ihren. »Als-) sprechen Sie es ruhig aus,« sagte er ties ausathmenh, »Sie haben tein Vertrauen zu mir.« - Sie antwortete nicht. Sein Blick. der aus slammendem Antliß tam zwang sie, die Lider niederzuschlagen »Martha,« hob er, die Stimme sen lenh, wieder an, »ich will Sie in Alles einweihen, will Jhnen darlegen, wie und mit welchen Hülssmitteln ich Ih ren armen Bruder dem Leben, der vol len Gesundheit wiederzugeben hoffe. hören Sie mich an. Dann werden Sie erst verstehen-» Und ich ver traae Jhr Mißtrauen nicht. Es liihmt mich, macht mich selbst traul. Denn ich —- lassen Sie’s mich doch endlich. endlich Ihnen gestehen . .. ich liebe . .« Es was ihr heiß und kalt ist-ergehn lausen. Ihr erregtes, trohiges Verbot hatte ihn gezwungen, abzubrechen. Sie streckte ahwehrenh die hände nach ihm aus. »Nicht, nicht —- ich oulde es nicht, daß Sie so zu mir reden! hö ren Sie, Wassiliew?« Mitten im Zimmer war er stehen ge blihem .Matt liess er die Arme herab sinken. Nun schien er sich zu schämen. daß er sich von der Leidenschaft der art hatte hinreiszen lassen. Draußen näherten sich Schritte. Das Stubenmädchen pochte an; es hatte ein-e Meldung für hie junge her- s rin. . . Ei Mit-»- in- smssswu »r-« mer ab -— kenn der Gedanke. sich nach dein Vorgefallenen obre weitere Ans sprache von Martha trennen zu sollen, war ibrn veinvoll und deinkjthigend —, und dann tani er bittend wieder aus sie zu· »Sie haben recht, Martha, ich ver gaß mich. Und ich will Sie doch nicht beänastigen. Sie sollen das unbe dingteste Vertrauen zu rnir haben. Jch gelobe Ihnen, Martha, daß ich Ihren Bruder heilen werde. Aber geben Sie » mir Zeit. Jch habe seit vielen Mo naten mich mit Studien beschäftigt, vdn denen Küchenhoss und die Anderen nichts ahnen. Jn den letzten Tagen tst es mir nun ganz tlar geworden, welchen Weg ich einzuschlagen habe. Justus bat seineWillenstrast verloren. Lassen wir ihn so weitervegetiren, so ist er unrettbar verloren. Deshalb » muß er unter den Willen eines Andern » gezwungen werden — er muß gehor- i chen lernen. Und ich werde ihm beseh- ! len, das zu thun, was zu seiner Gene sung beitragen wird.« · Wieder war es der sinnende, mnsti- . sche Ausdruck seiner blauen Schwär- J meraugetn der sie in einen seltsamen’ Bann hielt. Sie verstand nicht recht. was er da sagte, wie er das meinte, es i erschien ihr zuerst wirr —- siewollte; lächeln, aber das Lächeln erstarb sofort i wieder aus ihren Lippen, als sie den ? diisteren, irn Augenblick sast sanati-, schen Zug seines Angesichts sah. s »Wie —- soll ich das —- verstean« fragte sie betreten, sast stammelnd. ( Er wies nach der Krantenstubr. t .Sie wissen, daß ich seit Jahr und Tag an einein grossen Wert arbeite. Wenn Justuö meiner nicht bedurfte, war ich immer mit Studien sehr ern- s ne- erki bescheinigt Ich sieh- nkkz pp: t der Lösung eines tat-lernt mit dein » sich seraDe in den ehten Jahkeu schon s Mache Herste, manche Philpsppäeens equölt haben, ohne hinter die - . , nMe en Ismene-n die die gewaltiae i - - r» m are-Mars Menschenmist dern bisher auf effort hat. Wissen Sie, mai Mut- e Sie Eiserhdlte des Wort zögernd »Gewiß. Eine Art titnftlich erzeugten Schlaer rsusiand dieer Schlafe-s ist nur die nuhere Form fiir ein nni fd intensiveres Jnnenleben«« fuhr der Rasse fort. .Ueber das Befen der Hypndfe ist ichdn diel hin- und her geftritten worden. Blei in dem einen Punkte sind Alle einig, die überhaupt unter dWiäuhigen zählen: daß in der thndse der Wille des Meikrs auf das in deå Schlaf verfentte Medium til-ergeht dafi dieses gewissermaßen das Instrument des Wisens feines Meisters wird. " Wieder hefchlich Martha jenes un heimliche Grauen ddr dem Rassen. Schritt fiir Schritt wich fee ddr ihm zurück. »Und Sie wollen sich alsd.« begann fie stockend, »zum Herrn des Willens meines Bruders machen —- oder die l inehr ihn durch die Hydnofe zwingen Ihrem Willen zu folgen» FestenAuaes blickteWafsiliew sie un. »Ja. Marthe-, ich will ihm den Wil len zu leben übertragen, will ihn durch die Suggeftion zwingen, Alles zu thun, was zu feiner Genesung bei trägt.« «Durch die Suageftidn —- in der Hypnofe?« fragte Martha atbemlo5. Dir Rasse bejahte kurz und ernst. Eine Pause entstand. Martha fühlte ihre Kniee zittern. Es fröftelte fie. Sie ftreclte die Hand nach einem Sei fel auf-. »Was ift Jhnen ?« fragte Wale jem. »Ich —- -- fürchte mich!'« gestand Martha ein. »Daß ich die Macht« die ich über Juftus gewonnen, anwenden werde, um feine Heilung herbeizuführen, -—— das könnte Sie fürchten machen?« Ein schmerzliches. bitteres Lächeln zeiate sich aus seinem bleichen Antlin. »Alio genieße ich Jhr Vertrauen doch nicht!« setzte er leise, fast nur flüsternd hinzu. Martha tömpste mit sich. »Sie sind ein Mann der-Wissenschaft —, ich habe nur das instinktive Bangen des Laien oor geheimen Naturkrästen, die Ihnen vielleicht keine Geheimnitse mehr sind. Jch kann mich Jhnen nicht so recht er klären. Vielleicht ist es thöricht, lä cherlich von mir. Aber ich siible talte Schauer iiber mich tommen, wenn ich Imir vorstelle, daß Justus so das wil lenlose Werkzeug eines fremden Wil lens —- wie Sie vorhin sagten — werden soll. .Und wenn Küchen hoss davon hörte « »Er da rf es nicht erfahren!« rief Gabriel Waisilieto sast heftig. »Auch Justus selbst soll es nicht wissen. Jch will nichts weiter als Jhr Vertrauen Marthen « »Mein Gott,« sagte sie beunrubint, »wie diirste ich allein eine solche Ber antwortung iiber mich nehmen!« »Es ist keine Verantwortung da bei. Aüchenhoss hat Ihnen eingestan den, er sei unfähig, Ihren Bruder zu retten. Nun woh, aber ich sichere thnen zu, daß ich ihn rette. Zu ver klieren ist also Nichts —- blos zu ge .winnen. Willigen Sie eini« « Sie preßte die hände in einander, blickte sich angstvoll um. »Ich — weiß nicht« «Jch setze mehr ein als wissenschaft liche Ehre,« sagte Waslilieto, seinen Ton dämvsend, »ich setze Alles ein, was mir überhaupt noch zu verlieren und zu gewinnen bleibt in meinem Le ben: die Freundschaft Jhres Bruders und. « Wieder entwand sie sich seiner Wer bung. »Sie sollen nicht so zu mir sprechen!« ries sie voller Verzweif lang. »Schonen Sie mich, ich stehe Sie an." »Aber« Sie glauben an michm Er stand zitternd vor ihr. Sie fürchtete sich vor der Leidentcheft, die in ihm tobte. »An Jhren ehrlichen Willen — nun ja, ich will es versuchen . . . ." Abermals qab’s eine Störung. Das Mävchen kam fragen, ob der Besuch denn nicht empfangen werden sollte. Sie hatte ihn in das Wohnzimmer der jungen Dame geführt. Mißmuthig nahm der Nusse die Karte auf, die er vorhin ’oem Mädchen abgenommen und achtlos auf einen Tisch geworfen hatte, und reichte sie Martha hin Jnt selben Augenblick, in vem Mar stlja den Namen gelesen, entrang sich ihr-en Lippen ein freudiger Ausruf· st,,::zalpanne"v — Johannes Brate i 'B.« Sie eilte nach der Thür, frohbe wegt, mit einem Schlage wie ver jüngt. Wassiliew sah sie ganz verstört an. »Was ist’s mit dem Fremden?« fragte er, vieAugenbrauen zusammenzichenv. Ali sie sich nmwandte und in sein vergriimtei, oiiteres Antlitz sah, wich ihr Frohmuth vfort wieder, und ein leichtes Frösteln überlief sie «Der Bildhauer —- der junge Leh rer —- aus Reßlingem dem Schwarz walvdorf — von dem ich Ihnen voch schon sprach« Sie brachte das sehr verwirrt vor und rollte sich selbst, daß sie sich nicht zu an en vermochte. ,, O,l) Ihr — — Freunv!« sagte der Ru sie. Ei lag kein Spott in feinem Ton, ali er dieses Wort vorbrachte —- eher Ver toeiflung. artha hatte bereits die Thür ge fonet. Sie hörte Zog-eines mit feiner . treu txan Stimme en WRamen anirusem S sie sich im RI- Mxåtnitbet ohne sich wei ter nach Besitle ums-sehen, nnd hielt dein wnrzroiilder ihre beiden dönde hin. er herzhaft brüste. Also hohen Sie doch Dort gehal ten, schon-reit« sagte sie Stahle-M he wegt —- und dabei traten ihr bit hellen Thrsrsen in die Augen. Die Thiir hinter ihr war in's Schloß gesellen. Mitten irn Zimmer, das sie verlas sen, stand Gabriel Wassiliew und starrte die Thiir an, durch die sie ent schwunden, —- als ob er das Gesche hene nicht fassen könne. 3. K a p i t e l. Während der herzlichen Begriißung. des fröhlichen Plaudernz, der hundert Fragen, die Marthe dem hinsank-Einst ler stellte —- iiber sein Schwarzwald dors, seine Mutter-, seine Arbeiten — vergag sie beinahe ihretltngebung. Wie ein Sonnenstrahl trübe Nebel ver scheucht, so brachte ihr die Antunst des Munde-h glückstrahlenben, warrnhers zigen Menschen eine Art innerer har monie, die sie so lange, so lange schon schmerzlich vermißt hatte. «Aber rnie Frage des Bei-cis nach « ustus zerriß dann schnell die rosigen Schleier, Durch die sie in den paar Au genblicken des Vergessens Die Welt ge sehen hatte. Erschrocken entfann sie sich, Daß es in diesem Hause du«-Trauer tein fröhliches Antlitz geben durfte. Sie sant wieder ganz in sich zusam-: men. Bekümmert offenbarte sie dem Freunde, wag- sie fjtr grausaan Zeiten durchgemacht hatte, seitdem sie sich an jenem wundervollen Sommermorgen getrennt hatten. Staunen-, voll Schreck und Theil nahme, in wachsender Erregung c-.-k-c.e- I-L«--«H . « , ————— ·U"IW D FI· «W » Ein Luftschlofz das er in seinen tühnften Phantasien erbaut, brach da in sich zufammen! Er brauchte lange, bis er seine Fassung einigerma ßen wiederfand. Dann aber sagte er traurig: »Und Sie haben mich die ganze Zeit über in oetwegener Hfonung ge lassen, ohne mir mit einem einzigen Wort zu verrathen, wie die Sachen hier standen! Wollten Sie mich nicht in’s Vertrauen ziehen —- oder hatten Sie mich ganz vergesseni·' Sie konnte ihn nicht so gedrückt sprechen hören. Rasch gab sie ihm ihre band und sagte herzlich, wieder einen Aufschwung nehmend aus ihrer eige nen Niedergeschlagenheit: »Sie sollen mich nicht mißberstehen. Ich habe oft an Sie gedacht und in alter Herz lichkeit. Manchmal wollt’ ich Ihnen auch schon schreiben. Aber-, ehrlich ge sagt, ich fand den Muth nicht« Die grausamen Prüfungen, die ich hier zu bestehen hatte, entfernten mich so weit von der wundervollen thlle, die der Sommer mir geschenkt hat, daß es mir wie ein Frevel vorkam, all’ mein Leid mit iiber aie Menschen zu bringen, an deren sonniger Stimmung ich mich selbst so erwärmt, so erhoben hatte. »Berstehen Sie mich? Die Erinnerung «an Jht liebes Schmarzwalddorf war fiir mich eine Oase in der Wüste-« Das waren offene, herzliche Worte, die den einfachen Menschen rühren und zu Dank bewegen mußten. »Aber nun ich da bin," sagte er dann herzlich und in bittendem Ton, ..werden Sie mir doch auch wieder Antheil an der Gegenwart geben — nicht nur an der Vergangenheit?« Sie lächelke trübe. »Wenn die Ge genwart nur nicht fo unfagbar trau rig wär-e.« Eine Weile blickte sie fin nend vor sich nieder· »Aber es ist mir doch wie eine Fügung des himmels, daß Sie gerade jetzt gekommen sind — gerade heute.« Es beunruhigte ihn Etwas in ihrem Ausdruck. »Sie haben noch andere Sorgen als die um den Kranken?« fragte er zögernd. Eine Weile blieb es still. Sie seufzte nur leife auf und erhob die Hände zu den Schläfen. Johannes war ausgestanden. Er deutete nach der Thür. «Wassiliew ist mitgelommeni —- Um ihn handelt sich-si« » Es kam zu keiner weiteren Ausspra che, denn der Russe stellte sich, nachdem er das Mädchen mit einer höflichen Anfrage hereingeschickt hatte, selbst ein. Nichts verrieth die gewaltige Aufre gang, die in ihm tobte, als er »seinem Nebenbuhler geaeniibertrat, sichJ freundlich vernergenb, wankend Mar tha die Vorstellung besorgte. »Justus empfängt sonst keinen Be such,« sagte sie dabei zu dem jungen Künstler, »aber mit Ihnen wird er eine Ausnahme machen. Laffen Sie mich nur zuerst bei ihm ansragen. Er ist ein bischen eigensinnig, wie ich Ihnen schon fagte.« Während sie beim Kranken weilte, gab es zwischen ben beiden Zurückge biiebenon nur eine ftoctende, froftige Unterhaltung. Der Russe war dem jungen Schmarzwäiber sofort unsym pathisch. Johannes sagte sich fa. baß es blos bie Eifersucht war, die ihn den Anbeter Marthcks so kritisch betrach ten machte, aber die kühle, böslich glatte Art des Andern mißsiel ihm durchaus-. Inzwischen hatteMaeiha keine leich te Aufgabe dem einensinnigen Bruder gegenüber durchzuführen Sie mußte ihn daran erinnern, das; Johannes Brate ihr das Leben gerettet, daß sie ohne-dessen Aufopferung elendiglich im brennenden Schulbaus zu Mßlingen umgekommen, im Rauch erstickt wäre. Jusius willigte endlich ein, denbars renden zu empfangen. Aber Martha merkte Mi, wie schwer et ihm ward, seine Abneigung gegen neue Bege nun gen in überwinden Aengftlich arrie iki er nach der Thin — der Mk perlte auf feinersrusi. Oerubiat schien er erst, als er hinter dem Sckttvartwsls der feinen Freund Gabriel eintreten sah. - Der junge Kitnstler war der ethi chen Bewunderung sttr das Tatent M so rasch berühmt gewordenen Justvs Spener voll, sin ein Talent. das nun brach lag, nachdem es so Schönes gie ichaiiea. - » Es waren also keine Durchschnitte pbrasen, die er oern Kranken ilber setz ne, von ihm oft bewunderte Gruppe im Schloßgarten sagte. Wie er dorti ber sprach, was er hervorheb, bewies, hager ein zielsicheres Urtheil besass. ustus tbat die warme»Ilnerten nuna, die ihn an längst, Wulst Mk aanaene Zeiten erinnert-, wohl — gteichzeitig schien sie etwas BUNTER des, Aufreizendes für ibn zu haben. »Meine Schwester sagte nur« daß Sie zu Schwartzlopfs wollen« brachte er nervös und ungeduldig hervor. »Da werden Sie böse Dinge über mich »du hören bekommen. Der Professor schrieb mir einmal — baha —- es war schM eine Lust, sich vorzustellen« wie er dabei wittbete, außer sich war, mir nicht sein Bossirbolz an den Kopf wer sen zu können. Er ist inaleos erbittert gegen mich — arn liebsten brächte er mich um. Er tann es nicht überwin den, daß ich sein Atelier verlassen ba be. Und wie ungerecht er sriiber meine Arbeiten beurtheitt hat!« »O nein, Herr Spener,« wider sprach Johannes, »der Professor sagte mir noch heute sriib, Sie seien sein ta lentoollster Schüler. Er war nur außer sich. baß Sie sich garnicht wie der bei ibm blicken ließen. Das-, Sie tranl seien, wußte er aiso wohl gar nicht.« »Ich wollte nicht, Daß er’s erfährt. Jch wollte ihn mit Absicht traute-n Weil ich die Kunst hasse —- ja basset" Er regte sich derart auf, daß Was siliew zu ihm treten mußte, ibn zu be set-wichtigenn Martba war überrascht, zu hören, daß Johannes bereits beim Professor aeiveten war. Um das Gespräch von Juftus abzulentem fragte sie ihn nun gleich, wie er dort aufgenommen wor den fei, und wie sich Schwartztopff fei nen weiteren Lehrgang denke. Frei-nöthig fchilderte der junge Künstler feine Erlebnisse. Eine ar beitsreiche Zeit lag hinter ihm. Sein Münstermodell war fertig. Das wa ren aber Feierstunden für ihn gewesen, während deren er an diefem schwieri gen Wert gearbeitet hatte. Seine hauptbefchäftigung war gröberer Na tur gewesen. Er hatte nur mit Zu hiilfenahme vieler Nachtstunden die Schnißereien fiir die Möbeliabrit noch zum gefordertenTermin abliefern tön nen. »Aber jetzt aihme ich frei auf,'« sagte erzu den Gefchwiftern, während es fröhlich in seinem Antlitz ausleuchtete, »ich bin für ein paar Monate sicher geftellt, braishe vorläufig nicht wieder zum handwert zu greifen, um mich durchzufchlagem lann mich oEillia der Kunft widmen, und der Professor will sogar feinen Einfluß aufbieten, dafz das Kunstgewserbemufeum mein Mün stermodell antriqu Dann wäre ich auch der letzten Sorge für die Zutunft ledig.« Es lag eine folche Frifche in feiner ganzen Erscheinung« eine folche Le benstraft in feinen Anschauungen, daß ein größerer Gegenfafz als der zwi fchen ihm und den beiden Männern, die das Zimmer mit ihm in dieser Minute theilten, nicht wohl denkbar war. Seltsamerweise fand Juftus mehr und mehr Gefallen an ihm, nach dem die erfte Fremdheit aewichen. So energifch er immer erklärte, daß er jedes Interesse fiir die Kunst ver loren habe, insgeheim befchiiftigte ihn doch noch manchmal diefe und iene Frage, die er in früheren Zeiten mit dem originellen Professor erörtert hat te, und über die es zwischen ihnen zum Streit gekommen war. Und fo brachte die Anregung, die Johannes dem Kranken gab, es denn dahin, daß Ju stus -—-— zu Marthckg nicht geringer Verwunderung aber heimlicher Freu de sich alsbald in ein fachmänni fcheg Gespräch mit dem Besuch ver senkt-: Als Johannes dann endlich aus brach, begleitete ihn Martha selbst bis in’s Treppenharrs. Dantersiillt preßle sie beim Abschied immer wieder seine hand. »Oh. ich ahnte es ja,« sagte sie, wie erlöst ausathrnend, »daß Ihr Einfluß von Segen sein würde siir den Un glücklichen. So lebhast habe ich ihn überhaupt noch nicht gesehen, seitdem er von der Reise zurück ist. Sie kom men bald bald wieder, nicht wahr? Und das nächste Mal wiro Justus mit Ihnen übers Atelier sprechen. Dann werden wir Sie immer in der Nähe baben.... Ach, ich bin ja so glück lich Auch Johannes siihlte sich erhoben. Er war in ziemlich gedrückter Stim mung hergekommen. So überraschenb Æniidig die Ausnahme von Seiten des rofessorz gewesen war —- die lange Trennung von Martha hatte eine ge wisse Bangigkeit in ihm gezeitigt Viel leicht war er mitlornrnt den glückseli gen SommersPlauderftunden längst oergessent Von neuen hossnungen belebt, ging er nun heim. Er hatte sich in der Bahnhosvorttadt eingemiethei. Es war ein sauberes aber sast Widriges-Quar tier bei einer armen Bahnbeaintens tMv . w . Gortsesnug solgtj - «