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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 5, 1902)
MNM . Iris-D- QMWIJ cksin Ysistokenschuß. KriminabRoman von Heinrich TFee-, ------0-MTM.I«I out-to Is v"---—--—-s — — — (9. Fortsetzuan I »Herr Hollfeld ift Proturist", entsz gegnete sie scharf und scherzt, uns in ; nicht mißzuversrehenver Absicht setzte sie hinzu: »und was sein rothes Haar betrifft, so kenne ich Manche, denen es ganz gut gefallen würde, wenn er sie blos haben möchte.« »Da meinen Sie wohl sich selbst,« fiel sofort »die Kreisphnsitus« mit ih rer belannten rücksichtslosen Schlag sertinleit ein. ilnselzldar wäre es auf dies-es Wort hin schon jetzt zu einem furchtbaren qurm nett-innrem wenn vie »Ohn stseuiersConlrolleurin« —- dasjenige Mitalied desskränzchenL bei dem heute »die Reihe war" —- in dem Schrecken, daß Ich dieses Unheil gerade in ihrem Kaufe zutragen könnte, nicht vie Gei stes.«s--enmart besessen hätte, in dem schen enxstanoenen Aufruhr eine neue Fleckin aufzuziehen. »Friiher hat’s doch immer geheißen,« warf sie ein, »es würde mit ihr und dem Rudolf etwas werden. Das soll sie sich doch auch so zu Herzen genom men haben. Jst es denn wahr-, daß et sie nicht bat haben wollen und pas-, er gn iZsserlin eine Millionörin gekriegt at s« Eine Miqionärin? Jn Berlin? Was war das? Was-dieser dumme Junge. den Herr Rosenau damal. weil er sich mit eines Fabritarbeiterin eingelas sen hatte, aus dem hause geworfen? Das war in dqs Allerneuejtg davon Isllc man Ia kllcUl DUO Unkkcscklllgslc gewußt! Die »Obersteuertontrolleurin« blieb dahei, daß sie es von ganz sicherer Seite gehört, nur konnte sie sich im Augenblick nicht gerade entnnen, wo und von wem. »Im habe ich aenua davon,« er klärte Tante Pinchen, bei welchem Ausruf man auch an oie drei großen Tassen Kassee und die oiversen Kuchen stiicke, die sie verzehrt hatte, hätte den ten tönnen. »Ihr Wort in Ihrem liebe Obersteuertontrolleuriwi Wo Sie aber Jhre Nachrichten herheziehem das möcht’ ich wirklich wissen. Eine Schlange hat sich mein Bruder — Gott hab’ ihn selig — an dem Men schen großgezogen Natürlichf er hat ja nie aus mich gehört, mich tiimmerte die Sache ja nichts. Ein einziges Glück ist’s noch, daß man den Menschen nicht mehr im Hause hat uno oasz sich meine Nichte noch zur rechten Zeit besonnen hat. Wer weist. wo er hingekommen ist. Wenn Sie Einem aber solche Ge schichten erzählen mit Berlin uno Mil lionärinnen, nehmen Sie-Z mir nicht übel. liebe Obersteuercontrolleurin, dann sa·a’ ich Jhnen aus den Kon zu: Das haben Sie sich aeraoenwegs aus den Fingern gesoaen!« »Was hah’ ich?« Die Ohersteuerkontrolleurin sank mit einem Schrei aus ihren Sessel, und in dem allgemeinen, seht rettungslos aushrechenden Tumult fiel ein noch halbgesiillts Rosenliaueurgläschen aus das neue roth und weisz gestreiste Da maftgedech das —- ein Geschenk ihres Mannes zu ihrem letzten Geburtstag —- heute zum erstenmale aus dem Ti sch parat-site Und-ak1erdings-, welche schwererepeschulziazmg konnte in die stlll streut uukegcsrukzm iu(rueu, urs daß eines der werthen Mitglieder sich beifallen ließ, sich irgend eine Behaup tuna aus den Fingern zu saugen. »Aus den Fingern gesogen haben Sie sich’s,« wiederholte Tante Pinchen noch einmal —- noch lauter. Jhre Aufregung — nämlich die noch nicht verrauchte Aufregung über die nichtswürdige Jnsinuation der Kreis physitus von vorhin —- rang nach ei nem Ventil, nach Luft. Es verstand sich von selbst, daß ein solcher Bruch des Friedens nicht mehr gutzumachen mar. Tante Pinchen war denn auch die Erste, die das ein sah und inmitten des allgemeinen Aus standes zuerst das Haus verließ· Und das hatte gerade derObersteuerlontrol teurin passiren müssen —- ganz abge sehen von dem neuen Damastgedeck. Noch dazu war der Rosenliqueur ge rade aus die weißen Streifen geflossen. Natürlich — aus den rothen hätte man den Fleck ja nicht so gesehen. »Trösten Sie sich! Wenigstens ist eine Blume mehr drin!« sagte kalt die Kreisphhsilus dazu. Und diese Frau hatte den Streit an gefangen, sie war an dem ganzen Un gliick schuld. » t Was an dem Gerücht diesir Verlo bung Wahres war, das wußten also nur die beiden Betheiligten selbst. Der Platz am Fenster-, an dem Re nate an jenen-Spätherbst gesessen hatte, war ihr Liehli s laß geworden. In heute läg ge dart, sie hatte ein such n der hand, aber es war in ihnen Schopß gesunden, und sie starrte us is die kümmerliche Frühlangs dich-it M ging sie noch der Frühling ans . Und nach den- Iriihling lam der Jammer, der Fierhst . . . . der herbst! .«.i sie schauerte was-men- Si cause-Magst but-Jana siedas ask-me "d ask-at sm- tks m . « . Dann sollte ei bekannt « -,IMGI»» Die Leuteerzählten es sichs ganz richtig . . . . und dann würde ein Tag nahen . . . . ihr Hochzeitstag· Warum schauderte sie so davor — ivie der arme Sünder vor dem Augen blick, wo et zum Richiplatz geführt wird? Wie war es aekommen2 Mußte sie es doch kaum selbst. Gleichwie in einem Starrkrampf hatte sie sich befunden. Und so hatte er sie an sich gezogen — gerissen, wie eine Beute. Eine siumpse Gleichgiltigs keit mit sich selbst, mit der ganzen Welt hatte sie ergriffen, dazu die Pflicht der Dankbarkeit gegen ihn, die Stütze« die er ihr bot — ihr letzter schwacher Widerstand sank hin. Und er war klug, er erschwerte es ihr nicht. Er war äußerlich der Gleiche geaen sie geblieben — derselbe ergebene Diener wie früher. Er beanspruchte von ihr nichts. Auch dafür hatte sie ihm ia dankbar zu sein. Dankbarkeit und immer wieder Dankbarkeit Das war die Fessel, die er iiber sie geworfen hatte. Sie schreckte auf. Hörte sie ihn nicht kommen? Nein, es war nur wieder eine Täuschung ihrer krank gewordenen Nerven. Nur die Treppe, nur der Fußboden trennie sie von ihm. Dort unten im Zimmer saß er an seinem Tisch, dort bewachte er sie-. .. Und so verhielt es sich auch. Jn den Fabrikriiumen und thdss Z— onus-If fis-It III-III III GO schäftsführer und Un muthmaßlichsen künftigen Prinzipal nur noch selten. Wenn er Befehle zu ertheilen hatte, so gab die Nachricht dazu eine elettrische Klingeh welche die Betreffenden zu ihm in sein Prioatzimrner rief. Er tehrte eben schon den vornehmen Chef heraus, sagten sich die Leute, und im Grunde waren sie froh, wenn er sich so wenig wie möglich blicken ließ. Die wahre Ursache aber, daß er so gern in diesem Zimmer blieb, ahnte Niemand von ihnen. Wie wäre das auch mög lich gewesen? Ja, hier saß er, denn hier genoß er ihre Nähe. Fühlte er in seiner Leiden schaft nicht schon eine elende Befriedi gung, wenn er sich vorstellte, daß sie dort über ihm weilte? Lauschte er nicht, um nur ihren Tritt zu hören — lauschte er nicht auf das geringste Ge räusch, das ihm ein Zeichen von ihr gab? Und noch immer, auch jetzt noch, mußte er. knirschend, sich damit zu frieden geben! Jmmer gliihender brannte der Durst nach ihr in ihm, oor ihm rauschte der Quell und r durfte nicht seine Lippen daran net-en, nur tauschen durfte er ihn hören. Geduld und immer noch Geduld! Und das noch Wochen, noch Monate lang —- bis der Tag tam, der ihn zu ihrem rrn machte. Zu ihrem Herrn! Mo te sie dann in seinen Armen zittern, mochte sie schaudern. Es sollte ihm so noch eine größere Wonne fein. Jhr Ja nort hatte sie ihm gegeben. Endlich sah er sich am Ziel, der Traum seines Lebens —- er war erfüllt. Aber an eines hatte er dabei nicht gedacht. Daß sie ihn nicht liebte, daß sie ihn niemals lieben würde. Ihre alte Furcht dor ihm war wieder in ihr erwacht, wie rie des Lammeg dor dem Wolf — wenn sie auch glaubte, ihn darüber täuschen zu können. " Warum gelang ei- ihm nicht, ihre Liebe zu gewinnen? Was- versperrte ihm den Weg zu ihrem Herzen? War es der Andere —- noch immer, noch jetzt, wo sre in ihm den Mörder ihres Vaters sah? Es war unmöglich Da für war vor-gebeugt und der Teufel selbst hatte seine Hand hilfreich dazu geboten. Der Andere —- und ein Gedanke trat wieder vor ihn hin. Wenn dieser Bursche eines Tages zurückkam, hier in dieses Haus« wenn sie sich Beide be gegneten —- er und frei Es war ein Gedanke, der ihm den Schweiß auf die Stirn trieb. Läg der Bursche mochte wer weiß wo in r Welt sein. Hätte er sonst nicht die Zeitungen aetesen? Wäre er sonst nicht längst zurückaetehrt? Mochte er tomment Wenn nur erst die Hochieit vorbei war. Wenn »sie« sein geworden wart Mochte der him mel dann usammenbrechen, die Welt aus ihren zagen gehen. Er hatte sie in seinen Armen gehalten. Ei klopfte. Er suhr zusammen und ries: »he:eint« Die Etntretende war Tante Pinchen. »Ach Gott, ich störe Sie wo l, herr Hollseld,« sagte sie in süßem one, »aber Renate iäszt Sie sitt heute Abend um Entschuldigung bitten. Sie möchten nicht kommen. Sie siihlt sich nicht ganz wohl." Ei war heute wieder Donnerstag der Tag, an dem er zum Thee kam. »Was sehlt ihrs» - »Sie klagt über Kopfschmerzen.« Er glaubte nicht daran. Sie wollte sich ihm siir den Abend jedenfalls nur entziehen. Ohnehin war er in dieser Woche ihrer nur sehr seiten ansichtig geworden und er brannte schon auf den utigen Abend. So bequem sollte sie ch seiner nicht entiedi en. » »Das bedauere ich ehr,« erwiderte er, »Den sten- bitte ich dann um die Erlaubn« ihr persönlich gute Beise runs wünschen zu dürfen ,·c·ch welke ihr ausrichteen herr AUTOR nieste die Takte mit einem sas göttlichen IM. «Msentlich wird sgee nichts dagegen einzuwenden her-I us »Das hosse ich auch.« Bald daraus schlu es Feierabend und hollseld ließ sich get Renate mel den. ; Jn der -That, sie hatte die Kaps schmerzen nur als einen Born-and ge braucht. Die Antwort, die ihr die Tante brachte, hatte sie aus sein Korn men schon vorbereitet. Wieder siihlte sie ihre Ohnmacht gegen ihn, sie brauchte seinen Besuch ja blos nicht an zunehmen, der Vorwand mit den-kopf schmerzen genügte dazu — und den noch wagte sie es nicht. Er trat ein. Sie empfing ihn al lein, die Tante wurde in der Küche durch die Buttersrau aufgehalten. Durch die Fenster zogen die schon tiefen Schatten der Dämmerung herein. »Ich höre zu meinem Bebauern,« begann er, »daß Sie nicht wohl sind, daß Sie Kopfschmerzen haben.« Aus seiner sonst immer gleichmiijzig bleibean Stimme glaubte sie dies-mal einen underhohlenen ironischen Klang heraus-zuhören der sie in ihrer stum men Angst vor ihm bestarktr. »Allerdings," kam es unsicher von ihren Lippen, »ich ließ Sie deshalb bitten, mich site heute zu entschuldi gen.·· Er sah sie vor sich stehen, von der grauen Dämmerung umflossen, aber leuchtend in aller ihrer von dem schwur en Kleide nur noch gehobenen Schön it. Die Augen hatte sie zu Boden geschlagen —- unb sie waren mit einander allein. «Renate, Sie liiaen,« iliisterte er ihr »in’«5 Ohr, sein heißer Athem berührte ihre Wange, sie subr zurück. Seine Leidenschaft war wie ein wil des Roß geworden, das er mit schier iibermenschlicher rKast bisher in ben 32—--.. --e.-«-.. s--«« .».d ds- Os ougcus Hexe-unu- qusu ------- u ; gel .-ersprang. Sie fühlte ihre Hände von ihm e packt, mit eisernem Druck, eine unsi t »bare Gewalt hielt ihr den Mund zu-, teiner Regung und Bewegung war sie « mächtig. hätte er sie nicht festgehal ten wie in einem Schraubstock, sie wäre, weil ihr die Sinne zu vergehen droh ten, umarsunlen. »Renate, ich habe Ihr Wort,« teuchte er»Sie sind mein-" Er beugte sich über ihre Lippen. ,.Lassen Sie mich, lassen Sie mich!« stöhnte sie. An der Thiir wurde ein Geräusch dernehmbar. Er gab die schon wider ftandglos werdende Gestalt in seinen Armen frei und taumelte zurück. Es war Anna, die den Kopf durch die Thür steckte und nach irgend einer häuslichen Angelegenheit staate. Sie detam teine Antwort. Sie sah nur den Schatten ihrer Herrin in das Nebenzimmer gleiten, worauf man den Riegel hinter ihr sich zuschieben hörte. »Das Fräulein ist nicht ganz wohl," sprach here Hollfeld zu ihr, und seine Stimme tam dem alten Mädchen meet wiirdia verändert vor, «sie wünscht un gestört zu sein.« Er aing die Treppe hinunter und verließ das haus. Längst war er wie-: der zur Besinnung getommen. War er toll gewesen? . . .. Wie wollte er ihr noch serner gegenübertreten?. . .. Pah .·..Und sein Grimm mit sich selbst, seine Furcht wandelte sich in eine wilde Zufriedenheit. Mochte sie doch nun er fahren haben, daß er tein frommer Knecht Fridolin war und daß er den Willen hatte, die Rechte, die sie ihm iiiher sich eingeräumt, auch durchzu «ieaen. Uc. Der Frühling verging — der Zorn-. mer. Es- war wieder einmal Herbst geworden. Die Verlobung von Hollfeld und Renate hatte in der Zeitung gestanden. Die Vermuthunqenund Prophezeiuni gen darüber hattensp mithin ihre Nich tigleit gehabt. Eine aroße Erbitterung rief es in den betreffean gesellschaft lichen Kreisen der Stadt berdor, daß Nenate auch etzt noch als »gliicklijche Braut« auf ihrer Zurückgezogenheit beharrte· Weder wurden oon dem Paare —- und zwar, wie Tante Pin chen den ihr aebliebenen Freunden er zählte, auf Renatens ausdrücklichen Wunsch —- Brautvisiten gemacht, noch au« Gratulationsbesuche von ihr an genommen. Kaum, daß sie sich herbei gelafsen hatte, die alte Frau, die Holl W Mutter war und die ihr fast mit Scheu und Furcht wie einer fremden vornehmen Prinzessin entgegengetreten war, kennen zu lernen. Auch ging sie noch immer-, obwohl das Trauerjahr abaelaufen war, in Schwarz, und da bei fah sie blaß und leidend aus-. Auch der Bräutigam bot nicht gerade das Bild, wie man es sonst doneeinem so bealückten Menschen gewohnt ist. Er fah unzufrieden und finster aus, und aeaen feine Leute in der Fabrik war er noch strenger als je. Die Trauung follte auch nicht in der Kirche stattfin den, weil die Braut sich keinem Auf sehen aussetzen wollte, fondern eö hieß, das-. sich das Paar mit dem Standes- i amt begnüaen würde, daß unter fol chen Umständen auch die ganze Feier nur auf das Allernpthwendialte be fchrtinkt bleiben follte, verstand sich von selbst. Immerhin aab es in dem( rothen Haufe, wo künftig das Paar zufammenleben follte, noch genua zu thun, und hätte sich nicht Tante Pin chen hDrum aetiimmert —- Renate tele .te es acwiß nicht aethan· Sle las nur immer theilnasmllpg an« ihrem Fenster und that, als gingen sie 4 diese Vorbei-stumm und überhaupt v die same hoch-it nichts an. ( Loch merkt-re Taae, und derjenige: der hoch-seit war da. s — An einem dieser Tage war et, als wie gewöhnlich auf dem Bahnhos der Berliner Frühzug einlief. »Herrnstadt! HerrnitadtS Alles aus steigen!« riefen die SchafsneH eilig die Coupethüren aufreibend. Schnausend hielt der Zug in der halle still Aus dem Giebelfenster des Bahnhofgebiiu des steckten sich weibliche Gesichter her aus, die Angrtommenen u mustern, vor der Eingangsbarriere anden mit ihren hetreßten Mühen die sechs oder acht Vertreter ver herrnftadter Hotels zusammen und riefen den Passagieren die Namen ihrer häutet entgegen, und draußen auf dem lleinen Platz, wo die alkmodischen Omnibufse und die weni gen Drotchlen standen, blühten in den herumgezogenen Anlagen tm hellsten Herbstsonnenschein die wohlgepflegten Rosenbeete und in rien alten Rasta nienbäumen, welche die nach der Staat führende staubiae Chaussee umsäum ten, hingen die stachlichten grünen Knollen und warteten darauf, von der lieben Jugend hetunteraefchlagen zu werden. Es war ein Herbsttag, ein Reisewetter, wie man es sich nicht schö ner wünschen konnte. Unter den Ausgestiegenen befand sich auch ein gut aetleideker, schlank ge .vachsener junger Mann· Niemand von den Leuten auf Dem Bahnfteiae begrüßte sich mit ihm. Er schien hier fremd zu fein oder, wenn er ei nicht war, sp doch in seiner jetzian Erschei nung von Niemand mehr erkannt zu —----- III- kas fes-Oe so nen- psy ..»..-..·. .«- Op-- .,..... .. .. kleine Handtasche Dei sich. Sein Auf enthalt in der Stadt schiert also nur für eine ganz kurze Dauer berechnet. Um zu dem Ziel seiner Reise zu gelan gen, der Nosenauschen Fabrik, deren rothes Gebäude schon bei dem Aus tritt aus dem Bahnhossgebiiude jen seits der Felder deutlich herüberblickte, hatte er —- das war der kürzeste Weg —- dieselben nur zu überschreiten brau chen, aber noch standen die Spuren der letzten Ueberfchwemmung darauf, die der nahe Strom herbeigeführt hatte So stieg er in einen Wagen, der nun in die Kastanienallee ein og. Das Vers-hatte dem jungen Manne bei dem Anblick des rothen Gebäudes drüben höher gepocht. Nun fuhr der Wagen, weil der Weg erst rechts ab durch die Stadt ging, in der entgegen gesetzten Richtung und das r the Ge bäude entschwand oor ihm. Order sein Herz klopfte in dem lebhaften Schlage, erfüllt von der Erwartung dessen, wag schon die nächste halbe Stunde bringen mußte, weiter.8 Es klopfte freier — viel, viel freier und auch viel, viel fro her als noch gestern um diese Zeit, da er mit dem von herrn Hühner erbete nen Urlaub — wenn es nicht ein Ur laub würde, der sich zu fahren dehnte und dem keine Rücktehr olgte —- noch auf der Reise nach der Reichshauptstaot war. Was hatten diese vierundzwan zig Stunden von gestern zu heute ihm nicht gebracht. Ein heißes Dank ebet dafür hatte er zum Himmel ges ickt. Von der goldenen Herbstsonne, die rings um ihn leuchtete und auf dic arauen spitzen Schieferdächer der vor ihm liegenden Stadt blitzte, fiel ein warmer heller Strahl, wie er er- sich niemals mehr erhoift, auch in feine eigene Brust, wenn auch noch dunkle Trauer genug darin zurückblieb, die Trauer um das unwiederbringlich Verlorene, Renatens Liebe. Und wie er an sie-dachte, so dachte er jetzt auch an Ellen zurück. Ellen! Die Gluth auf ihren Wangen, der feuchte Schim mer in ihren Augen« als er oon ihr Abschied nahm, als sie ihn fragte, wann er wiederkommen würde, als er ihr sagte, er wisse es nicht, als es wie ein trauerndes Ahnen über ihr liebes Gesicht zog ——- dieser Augenblick hatte es ihm verrathen. Sie hatte ihn lieb. Und doch —- in seinem Herzen war kein Platz für eine Andere mehr. «Der Wagen hatte die Stadt er reicht. Er fuhr jetzt iiber das holpriqe Pflaster. Die lanae schmale Haupt ftrafze mit den engen Nebengaffen, die alten, unverändert gebliebenen Häuser, das Poftgebiiude mit dem hochurn mauerten, qroßen, geheimnißdollen Garten dahinter und an dem Platze davor der zu den Bleichwiefen hinun terfiihrende Abhang, auf dem die Kin derschaaren imWinter mit den-. Schlit ten herabfaustem am Haufe des Ku pferfchmieds der blankgeputzte Kupfer kessel, das alterthümliche und düstere Ghmnasium mit den oergitterten Fen ftern, die katholische Kirche mit dem alten stillen Friedhofe herum, der oou I»auben umgebene Marktplan mit dem grünen Rathhausthurme und den bei den steinernen Brunnen davor —- es war noch Alles wie in seiner Kinder zeit. Auch die Menschen schienen die selben geblieben zu fein. Dort auf dem Trottoir lief, den noch immer blonden Kopf kerzengeradeaue gerich tet, nicht links und nicht rechts sehend, mit seinen kurzen Beinen, das schwarze Lederfutteral unter dem Arm, Barbier Weudt, der die Honorntioren rasirte und der sich felbst deshalb fiir eine derselben hielt —- da, vor fei nem Spezereiladen, die Hände in den hofentalchs:n, stand der Junge Cohn«, und dort wieder kam mit ihrem Milchmagen Mutter Bartsch angezogen, die das Pfeian nicht vertragen konnte, weshalb nach Schulschluß alle Kinder hinter ihr her liefen. Als wäre fein Leben, das er in der ferne verbracht, nur ein Traum aewe en. Wedmuth zog in ihm ein, und er wünschte es noch einmal be ainnen zu können, noch einmal unter den Kinrcrn ein Kind zu lein. Das Pilafter biirre auf. mit einer Biegusa nach links fing die Chauffee wieder an. Brn Neuem tauchte da rothe Gebäude auf. Etwa hundert — Schritt davor tiefe er den Wer n gal ten. Er wollte den Rest zu Fu ge n. Ob sie an ihrenr lZenner sisen wiler Rein, das Fen r war ver hängt, und es war gut so. Nicht noch einmal wollte er sie rnit seinem Un hlick erschrecken. Jn dem Suchen wipfet zwitseherte das Staatenpaar. Das hatte es gut. Das lonnte sich, wenn sie anr Fenster faß, an ihrem An blick weiden. das erfchreettesfre nicht, das belarn Brosarnen von ihrer Hand. Er konnte die Thierchen um ihr Glück beneiden. Nun stand er still. Welchen Weg wählte er? Den durch das Hofthor nach dem Kontor? Nein. Der verlo rene Sohn brauchte auch jetzt noch, wenn er auch nicht mehr als Bettler kam, sich leinen unberufenen Augen auszuseyem nicht einmal denen Schmiedeckes. Er wollte denselben Wen einschlaaen wie damals, nnd als hätte ein unsicht barer hilfreicher Geist feine Absicht er ratben, io stand Die Thüre. die durch das Gärtchen in das Wohnaebiiude führte, bereite offen. Sie war nur leicht angelehnL Das war früher nicht. Waren neue Gewohnheiten in Zizfecs Haus aezoaeM Entschlossenen Schrittes aina er ten Garten hinritrch, itiea zu rsm Haufe disk vier Stufen hinauf, isfinrte die Thür und trat in den leer-m Flur. Dort pie zweit-e Tritt rechts- fiihr:-: ä-: Tag bekannte Zimmer. Er klopfte-. »Herein!« rief eine Stimme Es war nicht die Stimme, die er erwartet hatte, es war die Stimme Er trat ein Ein etwas ungewohnter Anblick bot sich ihm dar. An dem Tisch, an dein sonst nur immer Herr Nosenau geset sen hatte, saß jetzt Hollfeld. Er schriebt Ohne sich durch sein Eintreten stören zu lassen, ja, ohne auch nur den Rom nach ihm zu wenden —- er mußte wohl denken, es sei nur Jemand aus der Fabrik — schrieb er ruhig weiter. »Was giht’s?« fragte er, so, ohne auf-Zusehen Es wehte Rudolf talt an, daß es gerade Der sein mußte, dem er zuerst begegnete Zwischen ihnen Beiden be stand eine Kiuft. Zwar war Hollfeb gegen den angenommenen Sohn des Hauses immer höflich genug gewesen« aber versteckt hinter der äußeren Form hatte Rudolf doch immer etwas wie Geringschätzung sund eine eisige stille Abneigung gegen sich von ihm her-aus gespiirt. Dazu kam itzt noch jener andere Grund — der organg, als er das letzte Mal in diesem Zimmer ge: standen. tFortsetzung folgt.) W Qualm-se Tetefhsutr. Erst-Odems eines deutschen Techutterh Die großen Hoffnungen, die alle Ælt auf die Marconische Telegraphie ohne Draht gesetzt hat, scheinen sich nicht so schnell zu erfüllen, roie die mit großer Regelmiifzigteit eintreffenden Nachrichten glauben machen wollen. Darum ist eLi wohl besser, wenn man an eine ähnliche Erfindung, die auf deutschem Boden gegenwärtig erprobt wird, nicht von vor-herein allzu große Hoffnungen tniipft. Es handelt sich um die Versuche, ohne Draht zu telrphoniren, die in die sen Tagen Von dem Techtaiter Ernst Rahmen-Berlin auf dem Wannsce an geneur ivoroen nnd unv, wie gieicy vorweg gesagt sein mir-g, sehr befriedi gende Resultate ergeben haben. Wac das bedeuten würde, wenn das Fern sprechen von der lästigen und kostspie ligenFessel der Drahtleitunn beseeit würde, braucht nicht erst auseinander geseyt zu werden. Es wäre die Ei siillung eines geradezu idealen Zustan des, wenn man oon jedem Ort überall hin sernsprechen könnte, ohne erst eine Drahtleitnng herzustellen Auch in petuniärer Bezielzuna wäre dir Lösung rules-I Problems oon gro ßer Tragweite, denn Kupferdmht ist tlseuer, und dsr Preis wirt- noch iveiter steigen, weil die Produktion den Bei dars nicht deckt· Ein eunlischscmeris tatstscher Trnst thut noch das Sxinine dazu, das bisher unentbehrlich-: Ma terial zu oertheuerm Das Wesen der drislztlosen Telepho nie beruht aus einer Entd:ckung, aus der zunächst die findende und spre chenoe Bogenlampe hervorginn. Der elektrische Gleichstrom ist sehr em sindlieh, rr wechselt sein-. Stärte schon unter dem Einslu tun-n er tennbarer Störungen. anz gering fügige Veränderungen des Leitung-Z niderstandeo genügen, um ihn wesent lich zu beeinflussen. Derselden Reiz barteit wie der Gleichstrom unterliegt der elektrische Lichtbogen, was man ja noch immer an seinen Zuckungen beobachten kann. Daraus beruht im wesentlichen das Princip der sing-Juden Bogenlamve, deren Entdeckung dadurch erfolgte, daß sich nahe an einem ihrer Strom-zufüh rungsdrähte das Kabel eines start dissereigzierten anderen, ocn einem Funkeninduttor kommenden Strom-Z besond. Und da eletxrische Ströme auseinander einwirten, wobei ein schwankender oder wechselnder stets den Gleichstrom unniinstia beeinflußt, so wurden in diesesnOFall durch den veränderten Strom auch oie Schwin gungen des Lichtbogens Veränderun aen und Jnterrnittierungen unterwor fen und dadurch in der Lust Schall wellen hervorgerufen, die dem Kniftern und Prasseln des Funkenstromes ent sprachen. « Da nun eine Telephonleitung in der Zeit der Gesprächsoermtttlung oon x — -—- —-— einem den Schallschwingnngen der Membrane entsprechend differensierten Strom durchflossen wird, so genügt es schon, sie parallel mit den Dreilsten der Lampe zu führen, um diese zur Wie dergabe der Gespräche zu veranlassen. Durch eine sinnreiche Boreichtung hat man diese Beeinflussung soweit der bessert, daß die singende und spre chende Bogenlampe jeden ihr übermit telten Ton und Laut tadellos wieder giebt. Die Techniler hatten dnld erkannt. daß die singende Bogenlnmpe als Ge berftation einer drahtlosen Telephon anlage dienen könnte. Es galt nun, eine Empfangsstation herzustellen, die im Stande ist, die ausgefondten Licht-: schtvingnngen aufzufangen und in Membranfchwingungen zurück-inner manoeln. Das war fiir die Fachlente nicht schwer, seitdem mnn erkannt hatte, daß der Lichtbogen nicht nur in der Luft Schnllwellen errekiks spu dern daß auch does von ihm ausge hende Licht ausz- Wellen von intermitg tierenden und Verschieden langen und verschieden schnellen Schwingungen bestand. Durch diese Entdeckung war die Anregung gegeben« das Seien fitr sie Empinnggsstntion zu Knude Dieser chemisch einfache Körper, der die a « andern Metalloide Electricität nicht ite«., ist bereits 1817 non Ber zciins entdeckt worden. Aber erst viel später hat man heraus-gesundem daß dan Seien, wenn man eO zum Schmei zen dringt nnd bei der Abliihlnng ei nine Zeit auf der Temperatur von 210 Grad Celsiug hält, sich zu einem blei: grauen, metallische Eigenschaften ani :veifenden Stoff verdichtet, der im Ditntlen Electricität noch immer schlecht, unter der Einwirkung-des Lichtes aber iiemlicb nnt leitet. Wenn man nun ein Plättchen aus Selen in die Telphonanlage der Em pfangsftation einfchaltet und mit Hilfe eines Hohlfpiegelo den durch einen Re fleltor darauf geworfenen Strahlen des Lichtbogens aussetzt, dann beein flußt das Seien den im Apparat fließenden Gleichftrom und ruft in ihm Schwankungen hervor. die genau mit den im Lichtftrom der Oel-ersta tion auftretenden Schwankungen über einftimmen. Das Membran der Ern pfangsftation gieft infolge dessen ge nau wieder, was in das Mikrodhon der Geberftation hineingefprochen wurde. Die Versuche mit den nach diefem Princip conftruirten Addaraten sind noch nicht völlig abgeschlossen, sie ha ben aber bereits fo zufriedenstellende Resultate ergeben, daß man das Problem der drahtlofen Telephonie als gelöft betrachten kann. Jn der jetzigen Form wird sich die neue Er findung bereits für die Marine der toerthen lassen, deren Schiffe ja alle mit elektrischen Scheinwerfern ausge riiftet sind. Jn gleicher Lage befinden sich auch die meiften Leuchtthiitme. Man fagt also nicht zu viel, wenn man die Verständigung der Schiffe untereinander und mit den Leucht thiirmern auf dem Wette-des Fern sprechens ohne Draht als eine in na her Zutunft liegende Möglichkeit be zeichnet. Ja, man kann fogar die Hoffnung aussprechen, daß die Tech nil auf diefem ieften Boden bald zu einer Vereinfachung der Erfindung ge langt, die unter den gegebenen Por ousfehungen das Fernfprechen ohne Draht auch auf dem Lande ermöglicht. Domesstheseeeeluh Die fafhionable Welt der ewigen Stadt hat es zu einer neuen Extensit citiit gebracht, zu Damenclubs, die in den-Bogen der Theater tagen; ' Es ge hörte zwar fchon liingft zum guten Ton, nicht des Schauspiels halber in’s Schauspiel zu gehen, fondeen um ge fehen L werden. Aber eine fo erla s--A :k--xl---- «--- III-Lai- ssnh M , lxlllss IIIDIWOUIIH UIS was-st- ut-« »v Acteure, wie jetzt die vornehmen Be sucher der Logen in Rom zur Schau tragen, tvar doch noch nicht erlebt wor den. Die Mitglieder der Damen Tbeaterclubs halten dort regelrechte Verhandlungen ab, oeranftalten Ern pfiinge, tvie in ihren eigenen Satans. Die Einladung-n hierzu, in denen ein bestimmter Abend in einein bestimm ten Theater angegeben wurde, hatten sie vorher ergehen lassen. Man küm rnert sich nicht im geringsten um das, was auf der Bühne vorgeht. Die Da men lachen und schwatzen, lassen sich Eis und Früchte serviren und thun in jeder Weise, als ob ste zu Haus mä ren. Die Ehemänner dieser atnen werden zuweilen zugelassen, wenn sie Willens sind, für die schönen Gub rnitalieder Gänge tu thun und Er irischunaen zu holen. Bei den Schau spielern, sowie bei den übrigen Thea terbefuelern sind diese Clubs begreif lichertveiie höchst unpovutiir. Das e"n-iiae Mittel, sie aus der Welt zu tchnfsen wäre, dieses- Publikum der Abwechslung tvezen einmal durch die Schanspieler auszischen zu lassen. Z ——-·O.-— « - sit spät. Detan Sinith von der Yale Medi eat Schoot fragte einmal einen Stu denten bei der Befprechung eines htt nothetischen Falles, wie viel oon einer gewissen Medizin er einein Kranken einflößen würde. »Einen Theelösfel ooll,' antwortete der junge Mann. Nach ettoa einer Minute meldete er sich jedoch und sag te: »Herr Professor, ich möchte meine Antwort out diese Frage abiindern.« Der etan zog feine Uhr hervor. »Wie n junger Freuno,« bemerkte er, »Ihr Batient ist bereits seit 40 Se tunden todt.« f