L f I T I Howgkgsssiatt i . sz Beilage des » Ucbraslm Staats-: anrigkr und Ykrold«. mal — -«--r.·« . J P Wiudqtph, Herausgehen Grund Mand, Nebr» den 22.«211«gtif119()2. Jahrgang 22 No 51 E Va- Glück-schwein. gcrzöhlung von Luise Westtirch. - III ich ihn tennen lernte. war er ein wiirdiger alter Herr mit sehr gere lten Lebensgewohnheiten ja sogar einem Stich in's Philisterhaste und Spieszbilrgerlichr. Seine Bewegungen. sein Gang, waren feierlich und gemei , sen und die kleinen Leute seines Vier tels grüßten ihn mit besonderer Höf »lichieit. Ein piinitlicher Zahlen tein «Berschtvender, kein Knauseren muster haster Gatte, musterhasier Vater und -Großdater, dabei in allen Stücken «einer, der sich die Achtung, die er ver T dient, auch zu erzwingen weiß. Die Menschen hatten während seiner Ju gendjahre zu viel iiber ihn gelacht, ja, ;- einzig ihrem Lachen dankte er, was er E geworden war. Nun hegte er im Alter den Ehrgeiz, ernst genommen zu wer den. Auch sprach er nur äußerst selten von der Zeit, da er als Cirtusclown von Ort zu Ort gezogen war. Einmal fiel mir aus seinemSchrei b tisch zwischen den dunklen schweren Vorhängen der Fenster eine kleine Bronze aus, ein Schwein· »Das ist Bessie,« sagte mein Freund. . »Bessie? Ich hielt’s siir ein Glücks schwein.«' Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Gliicksschwein? Ja, das ist«B wohl wahrlich und in eigentlichereni Sinne als Sie denken. Jch lann die Geschichte erzählen, Fennimore. Kann ich nichi?« Die Frage war an seine Frau ge richtet, eine sehr korpulente, tleine Dame, die in ehrbarem, grauem Kleide aus dem Sosa saß. »Gewiß, Bod. Die jungen Leute don heutzutage können dadurch nur lernen·« Bob sah einen Augenblick vor sich hin. Dann begann er: »Ich war da .- LI. --- -:-..-h.---.3 —-(.«- -:... m . MWI . - Ists-III Illl Musik« VIII IIIIUIIUOIUIIICIR Jahren, äußerst streng erzogen, wir die meisten Künstlertinder zu meiner Zeit. Mein Vater war Parterrcgymnastiler und Jongleur. Er machte nicht viel Geld, eben genug, um mich und meine Schwester groß zu bringen« nachdem unsere Mutter im Dienst verunglückt war. Jn London begrub ich ihn. Aus mir hatte er gemacht, was man aus einem Burschen mit gesunden Gliedern machen kann, und ein wohl wollender Agent in London verschaffte mir einen Platz irn Cirtus Cooper. Das war ein Treffen der alte Cooper genoß damals Wetter-L Voll hochflie gender Hoffnungen reifte ich also nach Hamburg, wo er gerade Vorstellungen gab. Allein schon die erste Probe vor ihm war schrecklich. Jch that mein Be ftes, aber sein lithler durchdringenbet Blick hatte etwas Lähmendes, sein Schweigen wirkte schlimmer als Ta del. Die ganze Nacht zermarrterte ich mir den Kopf nach Variationen, Pointen, einem Schlagen der mich zu einem »Star«, einer ,«Attraltion« machen könnte. Mir fiel nichts ein. Niedergeschlagen tam ich am näch sten Morgen zum lieben in den Cir tus. Es war die Stunde fiir die Tra pez- und Parterre- Aktobaten, die Jongleure und Clown-s Von dem ganzen bunten Bild fah ich deutlich eigentlich nur eins das meinen Blick unwiderstehlich festhielt. Und das war ein ganz junges Mädchen, fasi noch ein Kind, das in einem losen, weißen Kleid auf einem schlasfen Drahifeil tniete, während eine Schaar weißer Tauben an ihrer Brust, ihren Armen, ihren Schultern sich feftneftelte, wie ein phantaftifcher Kopfschmuck s oben auf ihrem gelösten Blondbaar haftete. Damals war der Trick neu Fennimore Blanc ist die erste ,,Taubeu lUOllglll »Es Gll HLlWIIsIso Die lleine Künstlerin fah wohl die Bewunderuna in meinem Blick — Fennimoke, Dearl ich bleibe dabei, du hast sie aesehen. Frauen sind fcharf in solchen Dingen. Sie verneigte sich wie vor dem-Publikum Undsdann sehte ssie sich behaglich auf das Seil und fragte mich aus der höhe herunter: »Was arbeiten Sie, Sit?« Jch wies auf den Kasten mit Ge wichtstiicken. ,,Kommen Sie von weit her?« »Ich lornkne von London-" Sie schan in vie Hände. »D, Lon don lenn’ ich. London ist fein.« Jch sagte ihr, daß ich hingereist sei zum Begräbniß meines Vaters. Da wurde sie plötzlich sehr ernst. Sie glitt von-. Seil herunter, trat zu mir. »Sie haben teinen Vater mehr?« Wie leid thut inir das! Jch — ich hab« auch leine Eltern, wissen Sie.« »Ich hin ganz allein," faate ich. Meine Schwester war vor einem Jahr in Paris gestorben. Sie reichte mir die Hand ohne ein Wort. Aber ei lag eine so innige Theilnahme in der Gebärde, in dem Blick," daß ich wie unsinnig die festen Fingetchen drückte. So wohl war mir in meinem ganzen Leben nicht ge wesen. Leider stand Fennimore aber doch nicht so allein in der Welt, wie ich Ini« vorqeftellt hatte. Aus»det Stall thiit tain eine Tante gestutzt. Ich wußte ohne Vorstellung, Daß es eine war, denn fie schimpfte in fünf Spra Zen und aus ihrem sehr· ichlechten nalisch entnahm ich ungefähr so viel, daß sie es fitr »shoeting« erklärte. wenn eine junge Laby, der vie Auswth»zwi schen Derzögen und Petnzen freiftande, sich durch ern Geplapper mit eoeryhodc gemein mache Dahei hüllte sie tie Nichte ir Bär-UT zerrte sie mit sich zur Garbe ro . . Mit ihrem lieben Lächeln ließ Fens nimore sie gewähren. Jhre Augen blie ben bis zur Garoerobenthiir auf mick gerichtet. Meine Seele nahm sie mit. Jch ge hörte ihr von Dem Augenblick an. Um Fennirnore zu gewinnen, mußte ich, oa ich tein Herzog und tein Pring war, wenigstens ein »Stat« werden Wirklich lam mir ein Einfall. Dir Gewichte, mil denen ich jonglirte, wa ren so schwer, wie irgend ein Atrohal sie handhabte. Wenn es mir gelang. zehn bis fünfzehn Pfund zuzulegen war ich einzig. Jch versuchte es mit flinf Pfund Meine leidenschaftliche Erregung aal mir Kraft. Es gelang. Sogar bei Alte sah jetzt freundlicher aus. Er engagirte mich fest auf vierzehn Tage-. »Vielleicht wiro doch noch ian aus Ihnen, junger Mensch.« Am Abend nahm ich, was kein Ar tist je thun sollte, einen Schlud Whisty zur Stärkung. Jch hatte einigen Applaus. Bei meiner schiniichtigen Statur verblüfft( die Zahl Der gehobenen Pfunde. Zwischen den Nummern sprach ich in einem Stallwintelchen mit Fennimore uno was sie mir sagte, und wie sie es mir sagte —« Die Frau im Zofa räuiverie sich Sogleich brach er ab. »Nun, was sie sagte, das gehört wohl nicht hierher-" Das Schlimme war, daß ich mich an die Verstärtte Last nicht gewohnte Jch wollte es zwingen. Jch legte noch zwei Pfund zu. Es war ein Sonntag. Sonntags aat der Alte zwei Vorstellungen Mir war nicht gut. Aber das Sonntags-Publi kum ist anspruchsvolL Jch durste tein Pfund zurückstecken. Etwas anderer verwirrte mich. Jeden Abend saß aui dem ersten Platz ein junger Mensch der meine Taubentoniain in ausfällt ger Weise anschrnachtete, ein reicher Kausmannsfohn schien’s, sehr reich. und nicht einmal häßlich. Die Esset sucht machte rnich toll. Und gerade bei meiner Glanz- und Zchlußnummer, Jls ich das schwerste Gewichtsstüct hebe, webt die Zuglust n Vorbanq vor dem Stalleingang beiseite und ich sehe unter einer Lampe ! den Kaufmannsiiingling, den die Tante eben aeschmeidtg, lächelnd Fen I nimore oorfiihrt. Es war ein Blitz, eine Vision. Jm Schreck versagen die überangestrengten Muskeln. Das Gewichtstiick entgleitet vorschnell meinen Fingern und trisst, in falscher Flugbabn hinsausend, mich. Als ich wieder zu mir tarn, lag ich in der Garderobe. Ein Arzt beugte sich über mich. »Gebrochen?!« schrie ich mit einem Blick auf meinen unbervealichen Arm. »Seien Sie froh, daß das Ding nur Ihre Schulter getroffen hat und nicht Ihren Schädel.« Jch war nicht froh. Je klarer mir die Befinnuna wiederkam, um so wil der raste, todte ich. Ein Atrobat mit doppelt gebrochsenent Armtnochent Es war der Ruin, das Ende der Carriere und meiner Liebe. Der Alte ließ niich in s Spital schaf ts- «--- sc--J - — . ZW Hu. us tut-u spiqu uns sue-. Use-usu besuchte mich Fennimore dort — zum Abschiednehmen. Si- weinte. Wir weinten beide. »Ich werde dich nie oergessen,« sagte fie. Die Tante kam ihr nach, riß sie foit Zie hatte ein Engagement in einem großen Cirtus in Bari-. Es war die Trennung für immer. Als mein Arm nothdiirftig geheilt war, ging ich aufs Land. Bei einem holsteinischen Bauern miethete ich mich ein. Sollte ich Ackerknecht werden oder Schiffer? Oder mit der Orgel aufdem Rücken auf die Märkte ziehen? Die Melancholie der Verzweiflung befiel mich. Als eine zufällig in meinem Zufluchtsort verschlagene Zeitung die Notiz brachte, daß die berühmte Tau benkönigin Fennimore Blanc sich dem nächst in Paris mit einem russifchen Fürsten vermählen werde, ging ich nach einer durchwachten Nacht an den Ka ;nal, uin die Arbeit zu vollenden, die jdas abirrende Gewichtstiia nur halb ! gethan hatte. Während ich am Rand des Kanals umherirrte, brach die Sonne durch den rosigen Himmelsstrich im Osten. Die grauen Wasser des Kanals särbten sich und auf der purpurnen Fläche sah ich plöt; ch etwas Helles, Glattes trei ben. E war kein Stück Holz, es war kein Kadaver. Es zappelte, rang um sein Leben mit wilder, zäher Energie. War’s ein Kind? Jch streifte den Rock mit den stein beschwerten Taschen ab, ich zog die Stiefel aus Nein, sicher kein Kind! Etwas viel kleineres, iraend ein Thier, jedenfalls etwa-, das leben wollte. Jetzt erkannte ich auch, was ich ret ten wollte. Ein kleines Ferkel war’6, durch irgend einen Zufall von der Mutter weg in den Kanal gerathen« Jch erwifchte es eben noch an feinem Ringelfchmänzchem warf es die hohe Böfchung hinauf ins Gras und schwang mich nach Da lag s nun fchlaff und keuchend, sterbend. Aber nur wenige Augen blicke. Dann hoben sich die Oehrchen, dä kleinen Aeugelchen blinzelten unter den weißen Wimpern hervor. Plötzlich ftand’g ftramm auf feinen Füßen, stock ftill zunächst. Es überlegte sich feinen Fall wie ein Mensch. Ein lustiger Sei tensprung, ein kurzer, rafender Galopp drückten alsdann feine Freude iiber die glückliche Rettung aus. So erfrifchend, fo befreiend wirkte der Anblick feiner naiven Lebensfreude auf mein zerriittetes Gemüth, daß rnir der Vorsatz, mit dem ich gekommen war, plötzlich ganz unaugfiihrbar wurde. Jch raffte mein Ferkelchen vom Bo den auf und trug es heim. Als der Bauer Muihmafzungen an ftellte, auf welchen Hof das Ferkel ge höre, wurde ich heftig. Mir gehörte es, keinem fonft! Ich hatte ihm ein Lager in meiner Kammer zurecht gemacht. Den ganzen Jan befckikiftiake ich mieb mit ihm. Befsie lehrte mich wieder lachen. Halb spielend lehrte ich Bessie auch allerlei: auf zwei Beinen gehen, sich auf Kom tnanvo todt stellen, Tafchentiicher av portiren, über Stöcke und durch Reifen springen Bessie begriff alles, lernte alles. Sie war ein kleines Wunder. Eines Sonntags führte ich sie der Familie meines Wirthe-s und einigen Nachbarn vor, aus Scherz. Der Er-» folg übertraf alle Erwartungen. »Wa rum ich das nicht auf dem Kieler Um schlag sehen lasse?« schrieen sie mir zu. Jch ftutzte. Bis jetzt hatte ich Bes sie’s Dressur nur zu meinem Vergnü gen betrieben. Bon nun an ging ich methodifch dor. Jch kaufte mir noch( ein zweites Ferkelchen, dessenBegabunq mir Gutes zu versprechen schien, Bes: sie's Genie hat Peter freilich nie er reicht. Dann schaffte ich mir ein Clownloftüm an und übte tleine Zce nen mit meinen Zöglittgen zusammen ern. Jm Dezember schrieb ich an cfoopen der wieder nach Hamburg kam: irr; hätte ein paar Schweine. die dasselbe leifteten, wie gut dressirte Pferde. Ob ich ihm meine Künstler vorführe-· dürfe? Es war etwas ganz Originel les. Niemand hatte noch von dresfirten Schweinen gehört. Die Antwort lam: »Ioiort kom · men!« Gleich nach der Probe engagirte mich der Alte auf sechs Monate fest mit dem Gehalt eines ersten Schulrei ters. Diese Gage wurde nach den ersten sechs Vorstellungen schon verdoppelt Das Publikum raste. Alle Zeitungen brachten Berichte über Befsie. Täglich erhielt ich neue Engagementsaitgebote. Jn London, Wien, Petersburg, spiel ten wir Abend fiir Avend vor ausoer tattften Häusern Jn Petersburq erreichte mich eirs Briefchen von Fennimore, die mir zu meinem Erfolg Glück wünschte. Sie war noch immer Fennimore Blanc. der Fürst eine Nella-ne und eiannsch der Tante. An dent Abend hab’ ich Bessie geküßt vor Dankbarkeit una l Minu Jn Paris haben ivir ung- Dann ivie dergesunden, und Sie sehen, wir sind Mann und Frau geworden. Aber hab ich nun nicht recht, Bessie ein Glücks schivein zu nenneni - Cop Ein Pessimisn Tochter: »Du kannst mir’5 glauben, Vater. der Moritz ist verliebt in mich bis über die Ohren!«—-— Vater: »Dum. mes Zeug —- verliebt bis über die Ob ren·——— in Schulden wird er stecken bis über die Ohren.« Ein Leibchen. Herr: »Man sagt gewöhnlich, die Kaisirer wären iiberreizt und grob, Sie sind dies nicht·«—Kassirer: »Aber ich bitte Sie, da kommt manchmal sol ches Gesindel hierher, daß man grob sein muß.« Eine traute Familie. A.: Waben Sie den Rath Wichtig schon mal wiedergesehen? Wie geht es dorti« ——B.: »Wie in einem Laza reth. Er leidet an Größenwahn und da er taub und blind gegen seine Um gebung ist, hinten seine Ansichten be denklich. Die Frau bat sich neulich beim Klatschen den Mund verbrannt, der älteste Sohn schielt nach dem Dienstmädchen die Tochter phantasirt sottmährend am Klavier und die Inn gen bitten nicht so daß jeder Besucher verschnupst sortbleibt. « Feige. C inc Erzählung ern-J den Bergen rson GnstavLöHeL Jn dem Gasthof von St. Pierre, am Fuße des Aufganges des großen St. Bernhard, hatte sich eine muntere lleine Touristenschaar zusammenge fanden. »Hier, Kinder, nehmen wir die letzte Wegsehruea.« scherzte der joviale, alte Justizrath Bemer, »denn nun geht es in das Todtenthal, am Todtenberge vorbei nach der Todtenlapelle. Wenn wir dann auf diesem Dornen-been das Hospiz erreichen, werden wir uns wie im Himmel fühlen. Ade, Du schnöde Welt! Proft Doktor!« Er trank und blinzelte einem jünge, ren Mitgliede der Gesellschaft zu. Die Gegenbewezqung des in solcher Weise Ausaezeichneten war wenig comment mäszia. Doktor Sontheim war iiber seine Jahre ernst und aemessen, gerade das, was Frieda Berner reizte, dieser Reisebelanntschaft näher zu treten· Jn einem Punkte waren sie Gegner. Sie fand dieses Emporsteigen aus ausaetretenen Pfaden aräulich und hätte selbst am liebsten die Wege der Gemsjäqer gewählt. Sontheim war der Ansicht, daß nur dem sicher Fu ßenoen die aanze Größe und Schön heit der ewiaen Betge sich offenbare, Das-. Der Ktrmnf mit non Hohn-meisten Riesen lächerlich, zwecklos und fiir Den Menschen« toobringend sei. War Doktor Sontheim feige? Frieda Berner haßte nichts so sehr, wie einen seigen Mann. Sonst hatte er ja alle Einenschaftem die einen Mann auszeichnen und liebenHwerth machen. vSie sann aus ein Mittel, um seinen Muth zu erproben; versagte ber, dann schlug ihre heimlich erwachte Bewunderung in Verachtung um. Alleg, nur teinen seinen Mann! Sie waren weiter newcrnderi. Die bisher begangene bequeme Fahrftrasse endete in St. Vierte, auf rauhem Pfade ging eH aufwärtH Al Jcs Leben erstarb in der eisernen Um klammernna der Felsen und Fim Das muntere Geplauber verstumtnie. Nur Eine fiihlte sich frei und froh uno wie ium Jauchzen gestimmt —-— Frieda Berner. Neben ihr schritt Doktor Sontheim, still und in sich gelehrt. Sie neckte ihn mit seiner Schweigsamteit. Er gab einsilbiqe Antworten. Das ärgerte sie. War sie ihm so qleichaithtg? Vorbei an der Todtenwandl Vor-: bei an ver Tobtenlapelle mit ihren mumienhaft ,iusammenqeschru1npsten Leichen. Endlich wieder ein Lebens zeichenl »O, Das herrliche Eoelweiß da oben noischen oen Felsent« ruft sie mit leuchtenden Augen. »Wer mir baH brächte!« Sie haben Rast gemacht unI sind; deren beoiirstig Es ist ein wunoer » barer Augsichthunlt l Frieda sieht nur Die Blumen anj schwindelnver Felsenwand, nach denen - sie vergebens Verlanan trägt. Aller ! Augen haben sich den winzigen weißen ; Pünktchen zugewandt, Die dort oben ; in Der schwarzen Felsenöbe daH Lebxu g bedeuten. Auch Doktor Sonlheim j blickt hinauf. Er scheint Die Entfer ; nung abzuwägem Die Gefahr. Wird er eH wagen, seinen Muth bewähren O, wenn er eH thäte! Sie wollte zum Lohne ihm Alles aeben, Herz und Hand, sich selbst. Jhr Herz pocht wild l ,... » ... »..»........,.. » Doktor Suntheiin wendet sich ad. ! Ihre Blicke beaeanen sich. Stahlhart i und schars slieat der ihriae hiiiiider.j »Feiatina!« steht darin. Seine Ab « ivehr ist ein niilves:«, dedauerndeg Lä cheln. Und Aller Augen gingen von den Blumen zu ihm. Du elender Feialinal strömt es ihr heiß vorn Herzen. Sie verachtet ihn. Eine nllaemeine Unterhaltung und erneute Lustigkeit areist Platz, die nur bei Frieda etwas gequält erscheint. Aus einmal tönt von der Felswand her ein jäher Aufschrei, der Alle der stummen macht· Ein dunkler Körper sauft in die Tiefe. Ein Mensch ist abgestiirzU Wer? Keiner weiß es. Keiner ivagt es, sich umzublieken, aus Furcht, eine liebe Gestalt zu vermissen. Doktor Sontheil ist der Erste, der sich aus seiner Erstarrung reißt. »Es ist der Gamsbub!« ruft er. »Er hat die Blumen herabholen wol len und ist abgestiirzt.« Aufs Neue von Grauen durch schauert und doch auch erleichtert blickt Einerden Anderen an. Ja. der Gamsbub ist’s, den sie von St. Vierte mitaenomrnen, um sie zum bospiz hinaufiusiihrenl Niemand bat aus ihn Acht aehabt. Jugend übermuth, Ehrgeiz, vielleicht auch die Aussicht auf ein Trinkgeld, haben ihn »aetrieben. die Felsen zu erklimmen l und zu thun, was Niemand wagt, das » Edeln-ein fiir die schöne junge Dame zu pflücken. Doktor Sontheim ist aufgesprun aen· Rettung ist sein erster Gedanke. Er läuft nach den Felsen und beugt sich über den Abgrund. . Erneute Rufe des Ent"etzens, des Schreckens, der Angst wer n laut. ,,Zuriick!« schallt es mehrstimmig von seinem Rücken her. Er achtet des sen nicht« »Da hängt er! Er lebt! Gamshuh, halt sestt Jch tomme!« Er tritt zurück. ,,Schnell einen Strick!« ruft er den Anderen zu. Dann läuft er um die isolirt am Abgrund aufragenden Fel sen herum und verschwindet hinter ihnen. Frieda stößt einen gellenden Schrei aus. Sie sinkt, mit einer Ohnmacht ringend, zu Boden. Jhre Mutter und Geschwister bemühen sich um sie. Die Anderen stürmen fort, um irgendwo einen Platz zu finden, von dein aus sie nun mit eigenen Augen das Schreck liche werden schauen können. Sinn: lose Aufregung hat sich Aller bemäch tigt. Der Justizrath hat das für Ret tungszwecke rnitgesiihrte Seil er griffen. »Mir nacht« schreit er den Herren zu. Er allein hat sooiel Geistesgegew ; wart, dem Doktor unaufgefordert zu « t«f—... ! i ’ »Alsle Doktor Sontheim hat ihr Kommen nicht abgemattet. Er ist nicht mehr hinter den Felsen. » Sie beugen sich vor. Ein Grauen: wandelt sie an. l Wohl verhüllt der Wolkenriebeli mitleidig die schwindlige Tiefe. Aber I da unten an dem tnorrigen Baum-I stnmm hängt, mit beiden Händen sichs sefthaltend, ein Mensch, der Gamsbub s aus St. Pierre. Er schwebt iiber der Tiefe. Kein Hilferuf, kein Laut dringt! von ihm heraus. Die Todesangst schnürt ihm die Kehle zu. Jetzt heißt es festhalten fürs Lebens « , Kein Anderer hier könnte das-. Aber er ist der Gamsbub, der es im Klettern mit der Gemse aufnimmt. s Sein Körper ist sung und sehnig Und ! l leicht. Er hat Musteln von Stahl. Er hat sich oft schon in verztverselten Lagen befunden; ihm schwindelt nicht, wenn er in die schaurige Tiefe blickt. Die hier oben wissen das Alles-. Man kennt seine Geschichte. Er hat sie selbst erzählt· Aber nun dieser Mann, der schmächtige. worttarge Doktor, der tein geübter Bergsteiarr ist, und jetzt unter ihnen längs der schrecklichen Steilwand hinabstrebt nach dem Spalt, aus dem der nur mäßig starke Stamm hinausragtt Er hat nur einen Gedanken, nur ein Ziel vor Augen: Rettung, Hilfe für einen Menschen in Lebensgesahr. Kein Anderer hier hätte dag gewagt. Um den Gamsbub durch die eigene Todesoerachtung zu ermuthigen, auch weil sein Leben an Sekunden hängt, hat er gar nicht erst abgewartet, bis seine Mitreisenden das Seit herbei brachten, das er sich selbst um den Leib hätte binden müssen. Er ist hin abgestiegen im blinden Rettung-H drange. Und während er weiter hinunter klettert, spricht er nach oben, seine An weisungen gebend, ohne sich von deren Ausführung zu überzeugen. Von der anderen Felsenseite her ertönen Jam mern und Schreckensrufe aus Frauen mund· Er weifs Friede dort, die er sieht in seiner stillen Art, deren Stimme ab und zu In einem jähen Aufschrei, dann wieder betend oder seinen Vornamen rufend zu ihm her aborängt. Jn ihrer sinnlofen Angst verräth sie ihm und Allen hier das lange behütete Geheimniß ihres Her Fens. Das leiht ihm Flügel, das ist ihm ein Sporn. Festhalten fürs Leben muß auch er; denn da oben bangt uno zittert noch ein Herz um das Gelingen seines todesmuthigen Rettungswer les. . »Gamsbub, ich bin bat« Jetzt sitzt er reitend auf dem Stamm. · Das oben seinen Anordnungen ge mäß befestiate Seil schwebt herab. Er erfaßt es mit den Zähnen, beugt sich nach vorn und bewegt sich liegend dem cnde des Baumstumpfes zu. Wird er die doppelte Last tragen können? Der Gamsbub sift hilflos· Er kann nichts thun als festhalten, und eben kommt es ihm leuchtend von den Lippen: »Herr Doktor machts schnell ich . kann nicht mehr.« Der Baumstatnm senkt sich ein wenig. Es knistert und knarrt an sei nem Wurzelende Erneute Aufschreie, Weinen und Beten von oben. Man ruft ihm zu, sjauf feine eigene Rettung bedacht zu ein. H Auch das darf ihn nicht erschiittern, in seinem Vorhaben nicht wankend machen. Jeht liegt er ganz flach auf. Er greift unter fiel-, befestigt das Seil und ruft: »An !« Der Gamsbub, der sest in der Schlinge sitzt, fällt gegen die Felsen wand. Die Gewißheit seiner Rettung giebt ihm seine Besonnenheit und Kraft zurück. Er kann die Bemühun gen der Anderen unterstiihem Geist sicher wieder gelandet. Dann wird das Seil rasch noch )einmal hinabgelassen und mit seiner iHilfe gewinnt auch Sontheim wieder t den sicheren Boden. ’ Es ist ein freuden- und thriinenrei Hches Wiedersehen, das sie da oben feiern. Jm Hospiz gab es dann später zur ) nicht geringen Verwunderung der ehr würdigen Augustiner ein recht lustiges ;Beisammensein, eine Verlobung: wie : der Justizrath launig tonstatirte, die ’erste in der lustigen Höhe von 2472 Metern über dem MeeresspiegeL »Und,« siigte mit breitem Lächeln der Vrior hinzu, »die erste auf dem St. Bernhard.« Der stramme Kaiser-. Aus dem Leben Kaiser Wilhelm-s des Ersten wird von einem Augenzeu gen, der zur näheren Umgebung des Monarchen gehörte, folgende bisher nicht bekannt gewordene Geschichte mitgetheilt: Kaiser Wilhelm der Er ste bemerkte eines Morgens von dem historisch gewordenen Ecksenster seines Palais aus, wie Unter den Linden ein Mann in bürgerlicher Tracht und hohen, bis zum Knie reichenden Stie feln auf und ab ging und forschende Blicke nach dem Fenster wars. Der Kaiser glaubte, es handele sich uin ein Gnadengesuch und befahl seinem Ad jutanten, dem GrasenLehndorss, nach zuforschem was der Mann wolle. Die ser erzählte, er sei ein Bauer aus dem Magdeburgischen und wolle nichts weiter, als den Kaiser sehen, der frü her sein Oberst bei den Gardes du Corps gewesen sei. Kaiser Wilhelm trat in den Vorraum, die Waffenhalle genannt, und befahl, den Mann her beizuführen. Eine Eigenthümlichkeit des Kaisers war, daß er dor Soldaten stets in zugelnöpfter Unisorm er schien. Obgleich er bei dieser Gelegen heit einen Civilaniug trug, knüpfte er den Rock dennoch sorgfältig bis auf den letzten Knon zu und erwartete so den Mann. »Sie wollen mich sehen?« sagte der Kaiser freundlich. Der Bauer maß den »Herrn in Cioil« mit erstauntem Blick don oben nach unten und don unten nach oben. Dann schien er überzeugt zu sein, wirklich seinen ehemaligen Oberst vor sich zu haben und erwiderte: »Ja, Majestät. Da rum bin ich aus meiner Heimath nach Berlin gekommen. Sie sehen als Kaiser eben so stramm und schmuck aug, als wie Sie noch mein Oberst waren.« Der Kaiser fragte: »Wie hieß denn Jhr Rittmeister2« Auch diesen nannte der Bauer und fügte aleich Einzelheiten hinzu, wie der ,.itramtne Herr Oberst« die Schwa dron »abgemuckt« habe, als es nicht recht ging. — »Kann ich Jhnen in ir gend einer Weise dienen?« fragte der Kaiser weiter. —- ,.Mit nichts, Ma jestiit!« war die Antwort. »Meine beiden Söhne haben den Feldng mit gemacht; einer ist sogar mit dem eiser nen Kreuze heimgetehrt. Beide sind glücklich verheirathet und auch gut ver sorgt. Auch ich habe mein Auskom men.« —— »Aber,« fuhr der Kaiser fort, »in etwas werde ich Jhnen doch dienen können?« — ,,Jn nichts, Mase stät!« entgegnete treuherzig der Bauer. »Ich habe nur noch einen Wunsch auf Erden gehabt, daß ich meinen alten Oberst wiedersehen möchte. Nun kann ich mich ruhig zum Sterben hinlegen.« —— Dem Kaiser liefen die hellen Thra nen iiber die Wangen und auch seine Umgebung war tief gerührt. Der gut herzige Monarch trat zu dem Bauer und umarmte ihn. ,,Masest·cit,« rief dieser sreudestrahlend, »heute Abend neb" ickt nackt dem Dorffrnae nnn » zählc Allen, daß der Kaisers mein al ter strammer Oberst, mich umarmt hat.« Zum Andenken schenkte ihm der Kaiser sein Bild nebst eigenhändi aer Unterschrift Der Bauer schüttelte herzlich die ihm zum Abschied aereichte Hand und schied mit dem Wunsche, das-, der Kaiser immer so »stramm« bleiben möge-, wie er als Oberst ge wesen. s-s———-.-- O-———-— Männer-stolz vor Königs-thronen. Gean Ende der achtziger Jahre kam Großherzog Friedrich von Baden, der sich auch im Elsaß großer Beliebtheit erfreut, in seiner Eigenschaft als Ar mee : Jnspetteur nach der Festung Bitsch Jhm zu Ehren wurde ein Festessen veranstaltet, zu dem neben anderen Spitzen auch der wohllöbliche Stadtrath erscheinen sollte. Alle wei sen Stadtväter kamen denn auch feier lichsi angeriickt, nur Alexander E. fehl te, ein großer, reicher, selbstbewußter Bauer, mit dem nicht gut Kirschen zu essen war. Schon war die seierliche Vorstellung beendet und man wollte eben anfangen zu taseln, da trat er gravitätisch in den Saal, qing aus den Großherzog zu und redete ihn an: »Ihr sin der Großherzog vu Bade? Eh bien, ich sm der Alexander E.« Und damit reichte er dem lächelnden Fürsten die derbe Rechte. . - ,«-.·-.-.-.- . Bakteriologe (ein Sonntaasjiiger, der soeben wieder vorbeigeschossen): »Ein Glück, daß die Bazilleniagd nicht auch mit dem Gewehr ausgeübt wird.«