T Eik- 2ui Var-a dek Siena « Von Beet harte. Jonnh Starleigh hatte sich wieder - auf dem Schulwe verspätet. Es irte immer. Es chien überhaupt - s meidlich beim Schulbesuch. Und« --- i war es nicht sein Fehler. Irgend , J begegnete ihm immer-irgend Las Besonderes in der Natur oder noch so wenig an Eichhörnchen fweht haben, und gerade die selten - und größten treuzten immer sei , Weg; er mochte gar nicht nach Ho gesucht haben, und trotzdem bot seinen Blicken ein Nest wilder Bie -n dar; er hatte ar nicht die Absicht Jbt, Vögel zu fangen, aber immer r eine Goldammer in erreichbarer -«he. Er hatte gehört, wie Erwachse immer die wunderbarsten Thiere hatten, und dies schien sein F-ehielsal gerade auf dem Schulwege Ia sein. Wenn die Natur Erwachsenen egeniiber so eigensinnig war. warum sollte man es sonderbar sinden wenn , so boshast gegen einen ileinen ; Knaben war? An besagtem Morgen war Jonny · durch die unvertennbaren Fußspuren .« —- den feinen so ähnlich — eines jungen Bären irregeführt worden. Welche Aussichten er hatte, ihn über haupt zu erreichen, oder was er ge than haben würde, wenn er ihn er reicht hätte, er wußte es nicht. Er wußte nur, dasz er sich nach andert halb Stunden zwei Meilen von der Schule befand, und daß es, nach dem Stand der Sonne zu urtheilen, min destens eine Stunde zu spät für die Schule war. Er wußte, daß Niemand ihm glauben würde. Die Strafe siir vollständiges Schulschwänzen war nicht viel schlimmer als die filr das Zufpätlommen. Er beschloß also, sie hinzunel)nien, da sie unvermeidlich war, und verbrannte die Schiffe bin ter sich, indem er fein Mittagessen ver zehrte. . So gestärkt, begann er, um sich zu blicken. Er befand sich auf einer dicht bewaldeten Anhöhe, auf deren einer Seite sich ein Felsrilcken hinzog, der beinahe fo hoch war wie die Tannen, welche dicht daran standen. Er hatte die Gegend nie vorher gesehen; sie war zwei oder drei Meilen von der Land straße entfernt und schien die reine Wildniß zu fein. Aber nach eingehen der Prüfung tonnte er mit dem schar fen Blick des in der Bergbaugegend aufgeioachfenen Knaben entdecken, daß der Felsriicten der Aufmertsaniteit des Bergbaudirettors nicht entgangen war. Jn jener Spalte des Quarzge Bei-es waren die Spuren seines Mei-? els zu sehen, und weiter, ein neugie riger Versuch, augenscheinlich von I mehreren Bergleuten angestellt, der4 Anfang eines Tunnels, der in eine » höble führte, und ein Haufen Schutt davor. Die höhle fchien schon vor längerer Zeit verlassen worden zu sein, da bereits Farren ihre grünen Wedel über die Steine breiteten, und wilde Weinranlen den Schutthaufen überwucherten. Aber des Knaben Blick wurde bald durch die Spuren eines eigenthiimlichen Umstandes ge fesselt. ein Umstand, der vielleicht den Fortschritt der Höhle aufgehalten hatte. Die Wurzeln einer großen Tanne waren, wie es schien, »durch die Höhlungsarbeiten gelockert, und der Baum war umgestiirzt, und zwar so daß eine feiner größten Wurzeln noch in derHötile stat und aus diese Weise den Eingang verdeckte. Die grosze Tanne bildete einen rechten Winkel, da sie mit ihrer Mitte aus einen eiwas niedriger-en Felsen gefallen war, der sich etwa fünfzehn Fuß von ihm ent fernt erhob. Nach Jonnhs kindlicher Ansicht schien der Baum so leicht aus den Felsen ausgelegt, daß er eine herr liche Wippschaukel abgegeben hätte. Das mußte er gleich untersuchen. Aber da wurde seine Ausmerksamteit durch etwas viel Wichtigeres til-gelenkt Sein» scharses Ohr, das wie das eines Thie res an alle Töne des Waldes gewöhnt war, vernahm in der Ferne das Knacken von Unterholz. Sein ebenso scharses Auge entdeckte bald die Ge stalten zweier näherkommenden Män ner. Aber als er das Gesicht des ei nen erkannte, suhr er klovsenden Her zens zuriick und verbarg sich rasch im Gebüsch. Denn jenen Menschen hatte er schon einmal gesehen, vor der Polizei fliehend, und hatte ihn nie mals wieder vergessen. Es war der Spanische Peter- ein beriichtigter See räuber. Da der Knabe nicht bemerkt worden war, faßte er wieder Muth, und sein geringes Dentvermiigen wurde leben T dig. Die beiden Männer kamen vor « sichtig näher, und in geringer Ent sernnng trennte sich der Mann, den Jonny nicht kannte, von seinem Be gleiter und begann, aus und ab zu schlendern, dabei umher-spähend als sei er eine Schildwache siir den Räu ber. der direkt aus den gefallenen Baum zuging. Plötzlich stieß die Schildwache einen Rus aus, und der Spanische Peter hielt inne. Die Schildwache untersuchte den Boden in der Nähe des Schutthaufens »Das ist loss« brummte der Räu « ,Wy s Ists-MI »Is . i . «Fußspuren! Waren ersi nicht da! Und noch dazu srischei« Jonnhs Oerz stand still. Es war da, wo er eben gegangen war. Der Spanische Peter ging rasch zu seinem Begleiter. »Fuszspuren! Verdammt!« sagte er wiiihend. »Welcher Dummtops sollte hier barfuß umhergelausen sein? Es wird ein junger Bär gewesen sein!« Jonnh wußte, daß die Fußspuren seine eigenen waren. Er mußte jedoch die Wahrheit der Aehnlichkeit zugeben; es war zwar nicht schmeichelhast, aber er fühlte sich doch erleichtert. Der Räuber ging weiter- und zu des Kna ben Ueberraschung begann er. die schmale Felswand zu erklimmen, bis er den gefallenen Baum erreichte. Jonnn sah, daß er einen schweren Stein trug. »Was will der Narr thun?« dachte er; des Mannes augen scheinliche Unwissenheit in Bezug auf Fnßspuren hatte des Knaben Furcht vor ihm verringert. Aber des Frem den nächste That ließ Jonnhs Athem stocken. Aus dem gesallenen Baum siamni stehend, dessen Achse auf dem Felsen lag, begann er, leicht zu wid pen. Zu Jonnhs größter Ueber raschung sing der Baum an, sich zu regen. Das obere Ende senkte sich langsam, die Wurzel hob sich in dem Loch und mit ihr eine Menge Geröll, und dahinter wurde eine Höhle sicht bar, die groß genug war, einen Mann zu bergen. Jonnh athmeie schwer. Der Räuber legte ruhig den schweren Stein aus dem Baum hinter dessen Achse, so daß dieser in seiner Lage blieb- sprang dann aus den Felsen und von da rasch herunter. Hier ge sellte sich der andere Mann zu ihm, der zwei schwere Gemsledersäcke trug. Beide schritten zu dem aus so wunder bare Weise enthüllten Eingang und verschwanden darin. s Jo nny saß athemlos neugierig, er i wartungsvoll da, aber wagte nicht, sich zu rühren. Die Männer konnt en je den Augenblick herauskommen Er datte genug gesehen, um zu wissen, daß " ihr Unternehmen ebenso wie ihre Höhle ein Geheimniß war, und dafz die Räuber jeden Zeugen, so unschul dig und unfreiwillig er auch sein moch te, einer schrecklichen Strafe unterwer fen würden. Die Zeit verstrich lang sam; er hörte jeden Schlag eines Spechles auf einem entfernten Baum; ein blauer Eichelhäher flog auf einen Zweig dicht neben ihm, aber er wagte nicht, die band danach auszustrecken; feine Beine wurden von Ameisen ge quält, er glaubte sogar das Geräusch einer Klapperschlange kaum einen Meter weit von sich zu vernehmen. Plötzlich verdunkelte sich der Eingang ter Höhle- und die zwei Männer er schienen wieder. Jonnh starrte sie an. Er würde sich die Augen gerieben haben, wenn er es gewagt hätte. Sie waren nicht diesel ben Menschen. Barg die höhle An dere, welche die ganze Zeit über in dem » dunklen Schlupfwinlel eingeschlossen gewesen waren? War da eine ganze Bande? Würden sie alle nach ihm ausziehen? Sollte er fortlaufen, um sein Leben zu retten? Aber die Täu schung war nur eine momentane· Eine genaue Prüfun überzeugle ihn, daß sie dieselben Männer in anderen Klei dern waren, und als einer auf den Felsblock stieg, erkannte Jonnhs schar fes Auge in ihm den Spanischen Pe ter. Er stieß nun den Stein herunter, die Wurzel senlle sich wieder vor die Oeffnung und der Baum bot wieder seinen früheren Anblick dar. Die Bei den eilten fort, aber Jonnh sah, daß ibte Hände leer waren- Die Säcke ma ren zurückgelassen worden. Der Knabe wartete geduldig mit dem leyten Rascheln des Farrntrautecs und Knacken des Unterholzes lau schend, und dann richtete er sich auf und sprang aus seinem Versteck. Aber er dachte nicht länger an Flucht· Neu gierde und Ehrgeiz brannten in seinen kleinen Adern. Rasch ertlomm er den Felsen, nahm den herabgeworsenen Stein aus und hob ihn trotz seiner Last auf den liegenden Baum. Hier hielt er inne, und von seiner günstigen Stellung aus spähte und horchte er umher. Die Stille war ties. Dann ging er aus dem Baum entlang und indem er hinter der Achse stehen blieb, versuchte er, zu schauleln, wie der An derees gethan hatte. Acht Jonnhs rz war start- sein Muth grenzenlos, ein Ehrgeiz riesengroß; aber sein momen tanes Gewicht war nur das eines zehnjährigen Knaben. Der Baum regte sich nicht. Aber Jonnh hatte schon ost Wippschauteln gespielt und ging vorsichtig bis an das andere Ende des Baumes. Dieser senkte sich jetzt langsam unter dem veränderten Schwerpunkt, und die Wurzel hob sich wie vorhin, die Oeffnung sreigebend. Nun hielt der tleine held abermals inne und wartete, die Augen aus die Oessnung der höhle gerichtet, bereit, aus den Felsen zu springen, salls Je mand in der Höhle verborgen sein sollte. Dann legte er den Stein hin. sprang hinunter und lies nach dem Eingang. Der Wechsel aus dem blendenden Sonnenlicht in die Dunkelheit verwirrte ihn Ausweg-, und er konnte nichts sehen. Beim Eintreten stolperte er tiber etwa-. das eine Fla sche zu sein schien, in die ein Licht ein f s gesteckt war, und eine Schachtel Streichhölzer, wahrscheinlich von der beiden Männern benutzt. Nachdem ei »das Licht angezündet hatte, tonnte er wahrnehmen, daß die Höhle nur we nige Meter tief war, —- der Anfang eines Tunnels, den der Unsall mit den1 Baum unterbrochen hatte. Jn einer Ecke lagen die Kleider, welche vie-Man ner zurückgelassen hatten, und die für den ersten Moment alles zu fein schie nen, was die Höhle enthielt; aber als Jonnh sie aufhob, sah er, daß sie eine Büchse, einen Revolver und die beiden Gernslederfäcke verdeckten, welche die Männer hereingeschleppt hatten. Die Säcke waren so schwer, daß der Knabe sie taum aufheben konnte. Sein Ge sicht röthete sich, feine Hände zitterten vor Aufregung. Als ein thige, def sen mäßiges Umherstreifen ihm schöne Kenntnisse des Bergbaus eingebracht hatte- wußte er, daß dies Gewicht nur eine Deutung zuließ: Gold! Schnell öffnete er den zunächst liegenden Sack« aber es war nicht das Gold des Tun nelgesteins, des »Höhlenfelsens«, es war »Blatigold«, »Flußgold«. Es war von den Seeräubern aus fernen Strö men gestohlen worden. Die Säcke vor ihm enthielten die Beute der Räuber, Beute, die in dieser Gegend nicht ber tauft, nicht «einmal ohne Gefahr ge zeigt werden konnte, — Beute, die hier verwahrt wurde, bis sie in Marysville oder, Sacramento abgesetzt werden konnte. Alles dies würde jedem ande ren Knaben eingefallen fein, aber in Jonnhs Phantasie entstand eine be-· sondere Idee. Dies hier war eine Häh le wie die »der »vierzig Räuber« in dem Märchenbuch, und er war der »Al"i Baba«, der das Geheimniß derselben kannte. Er brauchte nicht zu sagen: ,,Sefam, öffne Dich!« aber tonnte es sagen, wenn er Lust dazu hatte- wenn er sie Jemandem zeigen wollte. DIE-se sit-III scv nur«-s- nor-CI Kscq II - -.«-, V- ---U - -- s-» s-» -- » ein Geheimnis; war, das er siir sich be »halten mußte Er hatte Niemanden dem er es anvertrauen konnte. Sein Vater war ein armer Kohlenbrenner, ein Wittwer mit zwei Kindern, Jonnv und sein älterer Bruder Sam. Der Letztere, ein unverbesserlicher Tauge nichts von zweiundzwanzig Jahren mit einem Hangz ur Liederlichkeit und schlechter Gesellschaft, hatte kürzlich das Haus seines Vaters verlassen, um nur zeitweise sinnlos berauscht wieder zutehren. Er war Jonny immer als warnendes Beispiel vorgehalten wor den mit der traurigen Hinzusiigung, dasz er, Jonny, bereits in denselben Fußstaper ginge. Selbst wenn Sam hier wäre, würde er nicht als Vertrau ter zu gebrauchen sein. Noch weniger ’ konnte er es seinem Vater mittheilen, der das Geheimniß sicherlich der Po lizei preisgeben und schließlich die Rache der Bande aus die ganze Familie laden würde. Was ihn selbst betraf, so tonnte er ja nicht über das Gold verfügen, wenn er es nähme. Das Zeigen eines einzigen Blättchens davon wiirde bei jedem Erwachsenen Ver dacht erregen, und da es Jvnnhs har tes Schicksal war, immer angezweifelt zu werden, würde er vielleicht als zu der Bande gehörig verurtheilt werden. Als ein Faullenzer, der er war, besaß er keinerlei Wissen, aber er hatte die Ueberzeugung —- ganz charakteristisch siir seine Kindlichteit —- daß er, im Besitz ihres Geheimnisses, ihr Mit schul·diger war. Und da kam ihm eine andere Idee. Er legte sorgsam Alles an seinen Platz zurück, genau, wie er es vorgefunden hatte, verlöschte das Licht, verließ die Höhle, kletterte wieder aus den Baum und verschloß den Eingang wieder, mi- » es die tmisinner hatte thun seh-n. indem er murmelnd hinzufügte: »Se sam, schließe dicht« Und dann rannte er fort, so rasch seine kurzen Beine ihn zu tragen vermochten Nachdem er ungefähr eine Meile weit gelaufen war, lanr er an einen niedrigen weißen Zaun, der ein ge pflegtes Gärtchen und ein hübsches kleines Häuschen umgab. Hier hielt er an, lauerte sich hinter den Zaun und stieß mit eigenthiirnlichen Gesichtsver-s zerrungen einen Schrei aus, ähnlich wie der eines Eichelhähers. Nachdem er ihn in Pausen mehrmals wiederholt hatte, war er sichtlich erfreut über das Erscheinen eines gelbenStrohhutes, der ein rosiges kleines Gesicht beschattete, das aus einer Seite dicker war als aus der anderen; der Hals war in ein gro ßes Tuch dick eingepackt. Es war »Mielh« (Amelia) Striter. eine Schul gesährtin, die wegen »Mumms« zu hause blieb, was Jonny genau wußte. Mit der berühmten Unvvrsichtigteit anderer großen Helden wollte er sein Ge imnisz Einer von dem schwächeren Ge chlecht anvertrauen. Und was tam es dabei auf die geringe Möglichkeit einer Anstcckung ans «Wieder Verstecken gespielt?« fragte die junge Dame mit vergnügtem Lä cheln, wobei sich ihr Mund nur nach der einen Seite hin verzog. »Vin, hättest Du vielleicht gethan, wenn Du da gewesen wärst, wo ich wart« sagte er geheimniszvoll. »Nein? — Sagetf rief Mier leb haft. Worauf Jonnh, sich am Zaun« hal tend, ohne eine Pause seine Geschichte erzählte. Aber nicht Alles. Mit dem feinenGesiihl eines tünstlerischen Dich ters verschwieg er die Art, wie die Höhle geöffnet wurde, sagte nichts von dem Baum, aber —- leider muß es ge . sagt werden-—fiigte die Worte »Sei « sam, öffne Dicht« hinzu, als den wich tigsten Faktor des Ganzen. Ebenso wenig erwähnte er den Namen del Spanischen Peters. Alles Dinge, wo rüber er später sehr froh war. ,,Erwarte mich heute um vier Uhr bei der vertrockneten Tanne am Kreuz wegl« sagt-e er zum Schluß. »Und ick will es Dir z·:igen.« »Warum nicht gleich?« fragte Mielt «ungeduldig. »Kann nicht. Wahrhaftig nicht Muß Wache halten! Du kommst um Vier!« Und mit überzeugendem Nicken rich tete er sich auf und trabte fort. Vor sichtig kehrte er nach der Höhle zurück; er war keineswegs sicher, daß die Räu ber nicht noch am selben Tage zurück lehrten, und das geheimnißvolle Ren dsezvous mit Miely weckte eine gewisse Schlauheit in ihm. Und das war gut. Denn als er verstohlen, von Far renlraut gedeckt, um den Felsen schlich. merkte er an der veränderten Stellung des Baumes, daß die Höhle geöffnet war. Er verhielt sich regungslos mit angehaltenem Athem. Dann ver nahm er den Klang gedämpfter Stim men aus der Höhle, und eine Gestalt erschien in der Oeffnung. Jonny griff lrampfhaft in die Farrenlräuter, um den Schreckensruf zu unterdrücken, der ihm bei ihrem Anblick auf die Lippen lam. Denn diese Gestalt war sein eigener Bruder. Er konnte sich nicht irren in diesem schlaffen, bösen, selbst jetzt vom Branntwein gerötheten Gesicht. Jonnh hatte es zu oft so gesehen. Aber nie vorher als das eines Diebes. Er holte tief Athem und verfiel dann in jene eigenthiimliche Apathie und Schweig samt-eit, in welcher Kinder fähig sind, ihre Gefühle in solchen Augenblicken vor uns zu verbergen. Er beobach tete regungslos die zwei anderen Män ner, die nach seinem Bruder aus der Höhle traten, um ihm einen kleinen Sack und einige Jnstruttionen zu geben, und dann in die Höhle zurück kehrten, während sein Bruder eilig fortging. Er sah ihm nach, bis er verschwunden war, aber auch jetzt riihrte er sich nicht, denn selbst wenn er ihm nachgelaufen wäre, hätte er ihm doch nicht in das schamlose Ge sicht sehen mögen. Und dann stieg aus seiner finsteren Verzweiflung der Ge danke an Rache in ihm auf. Jene beiden Männer waren es, die seinen Bruder zum Dieb gemacht hatten. Er befand sich ganz in der Nähe des Baumes und kroch vorsichtig aus seinen Händen und Knien vorwärtsl kletterte unhörbar auf den Felsen und lief dann wie eine wilde Katze den Baum entlang. Mit unglaublichet Behendigteit warf er den Stein hinal und sprang vom Felsen, während der Baum mit lautem Krach vor vie Oeff nung fiel. Und dann lief er eiligst davon, so schnell, daß er die Gestalt, die er überholt hatte, gar nicht be merkte. Diese sah ihn erstaunt an und verschwand dann im Walde. Es war die letzte Begegnung der beiden Brüder, die sich niemals wiedersahen. Aber seltsamerweife kam fiir ihn erst jetzt der schrecklichste und verzweifeltste Augenblick des ganzen Erlebnisses-. Er mußte Miselh Striker unter der ver trockneten Tanne gegenübertreten und konnte doch sein Versprechen nicht hal ten und mußte ihr sagen, daß er sie belogen hätte. Es war dies ja nur der einzige Weg, seinen Bruder zu retten. Sein mangelhafter Verstand und, ach, seine noch viel mangelhafte ren, Manieren waren der schwierigen Aufgabe nicht gewachsen. Sobald er sie wartend unter dem Baume stehen sah, fing er an, zu springen und zu tanzen mit ein-er Ausgelassenheit, die -.. Ehre-J- -.......«.. M-«-c.·;i.-« cis-. uu usw-sie net-um« W Hy gesührtt Angesiihrt und ausgelacht!« lachte er gellend. Das Mädchen sah ihn mit Staunen an, das sich nach und nach in Spott und dann in Aerger verwandelte. Jonnys Muth sank, aber er verdop Pelte seine Possen. »Wer ist angeführt?« sagte sie ver ächtlich. »Du bist es! Du glaubtest all den Unsinn über Ali Babat Du wolltest gern »Morgn Anna« sein! Ha, ha! Und ich habe Dich zum Besten gehabt!« »Du häßlicher, abscheulicher Lüg ner!« Jonny nahm feineStrase gutmüthig hin —- im Herzen dankbar. »Ich glaubte, Du würdest lachen und nicht wiithend werden,« sagte er unter würfig. Das Mädchen wandte sich ab, Thränen des Zornes und Aergers in den Augen, und ging fort. Jonny folgte in bescheidener Entfernung Bielleicht war etwas unbewußt Rüh rendes in der Reue des Knaben, denn sie waren ausgesöhnt, noch ehe sie ihren Zaun erreicht hatten. Trotzdem ging Jonny traurig und bekümmert nach Hause. Glücklicher weise war sein Vater auf einer Ber sammlung, die einberufen war, um von den letzten Flußdiebstiihlen Kennt niß zu nehmen, was erstens zur Folge hatte, daß Jonnys Müßiggang eine Zeit lang ungestraft blieb, und daß ihm zweitens keine Gelegenheit geboten ward, sein Abenteuer auszuplaudern Er lag die ganze Nacht wach und überlegte, wie viel Zeit die Räuber wohl gebrauchen würden, sich aus der Höhle herauszuarbeiten, und ob sie annahmen, daß ihr-e Gefangenschaft das Wert eines Feind-es oder nur ein Unglückssall sei. Mehrere Tage hin durch vermied er den Ort und fürch tete sogar, daß der spanische Peter eines Nachts in das Haus feines Ba ters kommen könnte, um Rache zu neh men. Erst nach Verlauf von vierzchn Tagen hatte er den Muth, die Stelle wieder aufzusuchem Der Baum war in feiner gewöhnlichen Lage, aber un beweglich und eine Menge frischer Trümmer its-erzeugte ihn, daß die Räuber, nachdem sie sich befreit hatten, die Höhle als zu unsicher aufgegeben hatten. Sein Bruder lehrte nicht zu rück, und entweder schien die Thätigieit der Wachen oder der Mangel eines neuen günstigen Zufammentunftsories die Räuber aus der Gegend getrieben zu haben, denn man hat nie mehr von ihnen gehört.« Die nächsten zehn Jahre hatten Herrn Starleighs Vermögens-verhält nisse gebessert. Jonny Starleigh, zu jener Zeit Student in San Jose. fand eines Morgens in einem Brief von Fräulein Amelia Striker einen Zeitungsausschnitt folgenden Inhalts: »Die Erdarbeiter in dem neuen Tunnel Heavhftone Ridge entdeckten vor Kur zem die Skelette zweier unbekannter Männer, welche offenbar vor einigen Jahren durch das Fallen eines großen Baumes vor die Oeffnung ihres zeit weiligen Zufluchtsortes erdrückt und begraben worden sind Da man Flußgold bei ihnen vorgefunden hat, nimmt man an, daß sie Mitglieder der Seeräuberbande gewesen sind, welche die Umgegend vor einigen Jah ren unsicher machte.« Während einiger Tage war Jonnh Starleigh nachdenklich und verschlos sen, und bei Beantwortung des Brie fes erwähnte er die Angelegenheit nicht. Er beschloß, sich die Sache fiir spätere vertrauliche Miitheilungen vorzubehalten, wenn Fräulein Striier Frau Starleigh geworden sein würde. .—— Straßburg und seine Leute. Von Emil Granichstädten. Wie einer in Straßburg den Bahn hofsplatz betritt, hat er trotz der deut schen Straßennamen und Firmenschil der das Gefühl. in eine ——— halbfran zösische Stadt zu kommen. Kind-er mädchen und junge Arbeiter begrüßen einander, scherzen mit einander viel fach in französischer Sprache. Vor den großen Hotselrsestaurants sind ganz nach Art der Pariser Boulevard-Cafes etliche Reihen Tische auf den Bürger steig gestellt. Wer nicht durch Hut forinen, wie sie nur in Deutschland ge tragen werden, sofort als Deutscher er kennbar ist, wird in Kaufläden und Restaurants zunächst mit dem üblichen »Von jour, Monsieur« bewillkommt. Sinnsälliger noch als die Sprachlaute —- es wird ja doch weitaus überwie gend »dütsch« gesprochen —- sind Aus sehen und Gehaben der Leute. Nichts von der geschlossenen Strammheit des Norddeutschen, von der breiten Behä bigtteit des Süddeutschen, Haltung, Bewegung sind getentigier, nachlässig«er, aber nicht etwa schloddrig; es steckt eine tanzende Grazie im Gange der Men schen, wie man sie in Frankreich zu’ sehen gewohnt ist. Frauen und Mäd chen aus dem Volke gehen im Gegen satz zu deutscher Sitte fast durchweg ohne Kopfbedeckung auf die Straße und in einerHaartracht, die uns fremd- ’ artig, etwas wild anmuthet, die aber eine launifche Anmuth an sich hat. ! Kleine Mädchen und Backfische tragen nicht wie in Deutschland die Haare in zierlich-sittsame Zöpfe geflochten; das meist dunkle Lockenhaar umwallt als rechte Mähne die Köpfe mit den Stumpfnasen und den blitzsenden Au gen. Auch die guten Toiletten «sitzen« nicht so korrekt, wie wir’s gewöhnt sind, sie überlassen der Trägerin mehr Freiheit, durch eigene Grazie die Wir tung ihrer Erscheinung zu heben, durch c -- kk -lt-;) m--h h »--I.( Uchlls cui sUJILI HEFT-aus«- Uuu», sue-us ein Paar ganz stilwidrige Blumen auf» dem Hute dem Ganzen eine persönliche Eigenart zu geben. Jeder und jede will ,,selbs « sein. Alles widerstrebt der Einförmigkeit Selbst die Bäue rinnen mit den breitfliigeligen schwar zen Elsässer Hauben tragen jede ihrer Hauben nach eigener Art in vielfachen Varianten. Und dann gar die Frauen und Mädchen selbst! Die Franzosen haben lange und gründlich im Elsaß gehaust, sie haben viele, deutlich erkennbare Spuren ihrer Rasse im Lande und ganz besonders in Straßburg zurückgelassen. Die fröh liche Galanterie Galliens bekundet sich bei der ganz-en Straßburger Weiblich keit in ihrem Betrag-en als überaus angenehme und vergnüglich zu schau ende erbliche Belastung. Jn den leb haften Augen ein schelmischer, kampf froher Ausdruck, um den Mund ein zum Spott und zu schlagssertiger Ge genrede bereites Lächeln, weniger Nai vetät als ein sichtbarliches Bewußtsein, was jede dem werdenden Mann werth ist. Richtige Kußlippenl Die Figuren sind kleiner, zierlicher als die erliner - Normalfigur, dazu schlanke, feinge-; formte, etwas nervöse Hände. Nur ein gesunder Einschlag deutscher Derbheit erzählt deutlich, daß die Straßburge rin trotz ihrer sonstigen Qualitäten nsoch lange keine Französin geworden it. Auch das architektonische Straßen bild zeigt in der Altstadt und in vie len Prioathäusern der Neustadt viel fach französischen Charakter. Da findet man Formen der französischen Re naissance und des Barocks bei den alten Palästen, wie dem von Kardinal Rohan erbauten Schloß, das nach der Belagerung in den alten Formen aus dem 18. Jahrhundert wieder alsStatt haltet-Residenz aufgerichtet wurde. Französisch und ganz mit den alten Pariser Häusern zusammensiimtsend sind die weißen holsläden an den - stern der Privathäuser, die nicht los dein Straßenbilde einen behaglichen Charakter geben, sondern auch ge die Sommerhiye vorzüglichen S u gewähren. Das neue Prunlvierte der Stadt um den Kaiserpalast rückt nun allerdings dem Besucher die deut sche Reichsherrlichkeit mächtig und er freulich vor die Augen und bildet den Mittelpunkt der neu ersiandenen Gar tenstadt Straßburg mit ihren schönen Billen und eleganten Wohnhäusern. Zu den vielen Kunststücken, die das herrliche Straßburger Münster spielt, gehört auch ein recht weltliches. n L- seiner Nähe befinden sich etliche a te gute Weinstuben, in denen die leichten siifsigen Bogsesenweine in den edelsten Qualitäten geschenkt werden. Alt modische Lotale, in denen sich’s aber urbehaglich sitzen, trinken und plan dern läßt. Jn einer dieser Weinstuben führte mich ein glücklicher Zufall mit : einem alten Freunde aus dem Rhein lande zusammen, der seit zwanzig Jahren in Straßburg am politischen und sozialen Leben regen Antheil nimmt, wie es seine Stellung erfor dert. Wir besprachen feucht-fröhliche Erinnerungen und kamen dann auf . Politik und die Aufhebung des Diltas turparagraphen zu reden. Mit dem Ausdruck reinster Befrie digung sagte der Getreue: »Ja, den Angliederungsprozeß hat das Reich voll und sraglos gewonnen. Der El sässer denkt nüchtern und praktisch, und er sieht zu deutlich die Bortheile, die ihm die deutsche Reichsangehörigs keit eingebracht hat. Industrie und Handel nehm-en regsten Antheil an der Weltstellung, die sich Deutschland er obert hat, und die Leut-e sind sehr t--e. k—r. re. -:.:r.r —:«.:s.-- ..-.4-- h-— Hut-, sub Il( neu-» use-usw« use-we wu Riickgange in Frankreichs wirthschaft licher Lage. Alle Erwerbsvserhältnisse haben sich in ungeahnter Weise gebes sert, und seitdem das Deutsche Reich in ein vertrauensvolleres Verhältniß zur römischen Kurie gekommen ist, seitdem in Frankreich gegen die geist lich-en Kongregationen ein Feldng ge führt wird, ist auch der tleritale Wi derstand gegen das Reich beinahe ge schwunden. Noch bestehen tausendfache ’ Familienbande, welche die Elsässer mit Vettern und Onkeln in Frankreich verbinden, und diese Beziehungen näh ren noch Empfindsamteiten, die aber längst nicht mehr bedenklich sind. Den Elfässern geht es gut, und sie wissen, sie sehen es deutlich, daß Deutschland der Stärkere ist, stärker und-redlich verwaltet. Die Elsässer, die in Frank reich leben, machen uns Deutschen die beste Propaganda. Sie wissen es, sie erzählen es, daß in Frankreich in allen Lagen dieFveundschaft und Fürsprache eines mächtigen Gönners das Entschei dende, das wirkliche Verdienst beinahe Nebensache ist, zumal in der Beamten schaft, ja auch im Offizierskorps. Wir Reichsdeutsche, die wir hier Wa t halten« haben die stolze Befried - gung von diesen Errungenschaften, weniger eigentliches Behagen. Lassen Sie die zweite Generation alt, die dritte reif werden, dann werden die Reichslande ihre eigenen Beamten und Offiziere stellen, werden selber ihre reichstreuen Zeitungen redigiren, und jeder Deutsche wird seiner eigenen, en geren Heimath froh werden. Auf dem Wege dahin sind wir, und in 30 Jahren sind die Reichslande ein Bundesstaat, wie jeder andere im deut schen Reiche.« Die Gläser klangen; wir sahen einander mit den blauen Aug-en in die grauen Bärte. Sollen kvg t?ünschen, diese delle noch zu er e n« -————-·—.«--—— Platz - Wechsel. »Dein Bruder sagte, er möge seine Frau nimmer anschauen, und jetzt fährt er schon wieder mit ihr Tan dem!« ——,,Ja, aber jetzt sitzt sie hin ten.« Mißverständniss. Dienerin (nieldend): »Meine Her rin, die Frau Rober, läßt sich entschul-« digen, sie kann heute nicht kommen, sie ist verschnupft.« —Dame (boshaft): »So, über was ist sie denn ver schnupft?« Trinkers - Monotog. « ,,Soll ich noch trinken? MeinMagen fagt ja, mein Verstand sagt nein; mein Verstand ist aber der Klügere, und der Klügere giebt nacht Also trin ken wir noch eins!« Noch nicrwttrdtger. Gatte: ,,Mertwiirdig, Du fürchtest Dich sogar vor einer Maus!« —- Gat tin: »Was ist denn da Mut-würdiges daran, Du fürchtest Dich sogar vor dieser Frau, die sich vor der Maus fürchtet.« Naiv. Richter: ,,Wegen der Ohrfeige haben Sie 10 Dollars Strafe zu zahlen.«— Hausknecht: »J’ bitt, der here ist ja in der Accidenzversicherung eing’schrie ben, der kriegt ja doch dort den Scha den wieder ersetzt.« Bettchlimmerunq. Weitreifender (erzählend): »Und so kam ich denn auch zu einem wilden Ziege-stamm, welcher die üble Gewohn heit hat« Menschen zu fressen ———-—« Aesthetisch veranlagte Dame: ,,-Pfui, wie häßlich! Aber hoffentlich doch wenigstens nicht roh!«