Aus dem Gekeife Øksädlmrq von Dietrich Thcoen. I. »Ist vielleicht Herr Emmersekd daf« .Emmerseld —? Der alte oder junge?« »Der Förster Johannes.« »- a. Der tanzt. Soll er was?« » leich nach dem Gute kommen. Jm Hüttenwohwer Revier knallt es am hchten Tage.« »Gott-est Na, der wird sich sreuen.« Der Förster trennte sich mit einem Fluche von seiner Tän rinund eilte im Sturm chritt dem orsthause zu. Dieser onntag war der erste Ruhetag, den er sich seit Wochen gön nen konnte. Und gerade den mußt-en sich der —- odet die — Hallunten aus suchen und ihm sein Vergnügen total verderben! — — Ah bah! Er biß die Zähne ausein ander, daß sie tnirschten. Es waren keine die, es war der —- der —, er rou te wer! ie Wilodieberei war auf dem großen Gute mit den ausgedehnteu Wäldern nie auszurotten gewesen. Aber so frech, wie seit dem letzten Ol tober hatte sie sich noch nicht vorges roagt. Seit dem Ottober —- haha — ausgerechnet seit der Rückkehr des wil den Lamms, der sich bis dahin in der Fremde herumgetrieben oder — oder —- irgendwo im Zucht ause gesessen hatte, und der dann pötzlich wieder ausgetaucht war, zur-Freude seiner sauberen Schwester. Bill, der schwarze Bill, der wilde Tamms, der Rattenfänger, der Mau f-t-fl-- ...-L m--t-cc-lk-Lfl I sssuubls' IDIU WIIIU.ISIUIU, »st noch hundert andere Spitznamen hatte der Volksmund fiir ihn erfunden. Bill Tamms der Wilderer — seine Schwester Ann-Len des Försiers Tän- » zerin im »Pfeisenlopf«l s Eine Dirn, Nun-Leu Tamms —j eine Dirn! Schön wie ein Bild-, mit» schwarzen Haaren und Augen, halb Taube und halbe Schlange, halb deut- J sches Gretchen und halb Zigeunerin Jmmer tändelnd und pliinlelnd, und wie eine Wiese verschwunden, wenn’s. Ernst werden sollte. Alle lockend und ; abstoßend: manchen Freund, vielen ’ Eind, den meiften ein Räthsel Eine — ufelsdirnI Was er ihretwegen schon hatt-.- onl den müssen! Mahnungen, Rügen, ernfte Vorhaltungen, die Andrahuna» der Entlassung; er tonnte aber vonl der Dirn nicht lassen, ließ sich weiterl i ausführen, gefährdete Zukunft, Ehre und Gesinnung. Der Weg zum Forfthaus dehnte· sich über eine Stunde aus. Atbeinlos langte der Förfier an. Die betagte Mutter, die ihm den Haushalt führte musterte ihn beftür t. »Der here war hien« sagte sie un ruhig. »Den von Büloiv selbst? Wa-« sagte er?" »Nichts Ungutes. Was soll er nie alten Frau den Kon warm machen. Aber ich fürchte, Jung, die Geduld, die geht ibtn mal zu End'.« Johannes Emmerseld umarmte Die belümmerte alte Frau. »Es soll anders werden, Mutter-, verlasz Dich darauf.« Er nickte ihr zärtlich zu, griff nach Tafche und Waffe und entfernte sich dng » r Förster schritt allein quer-bald ein. Das den Boden deckende Laub war feucht und dämpfte feinen Schritt zur Lautlosigleit. « Der För er spähte fcharf um sich. Die Reize tin-Lenz chienen verflo gen wie nach einem Ran ; nur die häßlichen Seiten ihres efens und Treibens traten vor seinen nüchternen Sinn und ftiefzen ihn ab. Emrnerfeld silhlte sich angewideth Der Dirn war er nach elauirn. Uer hatte er den Hof gema t. Von der glaubte er sich geliebt! Er setzte seinen Weg fort. Teufelsdirnt u End’ für immer und ewig! ie Sonne sani tiefer, die Schatten stiegen langsam bis zu den Wipseln empor. Je mehr sich Emmerseld seinem Ziele näherte, um so behutsamer ging er vor. Selbst das leichte Klirrem das durch das Streifen und Anschla gen des kahlen Buschwerlö an die Ge wehrliiuie hervorgerusen wurde, suchte er sorglich u verhüten. Zwei S itte von dem Beamten ragte unter dem Buschwert ein breiter Baumstixrnps Er benutzte den Stab ben als bequemen Sitz, legte das Ge wehr über die Kniee und wartete. Er zog die Uhr. Bald acht. Jn einer tnappen Stunde würde es dunkel sein« und er tonnte nach Hause gehen. Der schwarze Bill auch. War er’s«t , harrte er mit dem Feuerrohr in dem Buschwert gleich ihm?v Oder hatte er das gefährliche Ter rain verlassen und tanzte und lau te in seiner wilden Art im «Pfeifentap «, wie die Dirn, die Anncktent Der Förster sah plötzli ausmac sam auf das Napsfelo. F ns —- sie ben Stück Wild jagten hon der she der Koppel dem Forste zu, den R cken oran ein stattlicher Bock. Die Weid usi erwachte in ihm, und er machte ; schußfertig, ohne seuerwzu wol . n- Er wollte den andern nicht war 6 wenn er da war. in kurzer, scharfer Knall durch " stüan sich, am sich wieder, tt das Alberti-schweigen Der Bock Sonntaggs CBlatt Beilage des »Urbraslka Staats-IX nzrigkr und HeroldC J P. Windolph, Herausgehen Grund Jstaukk Nebr, den 1.'.) August 1902 Jahrgng 22 No. 50 J r sliichtetednoch wenige Sprünge und brach zusammen. Der Förster verharrte regungslos Der Dieb hatte sicher gezielh Aber er wollte ihm Zeit lassen, sich dem Opfer zu nähern. Nach Minuten gzleiltt dcr Wilderer vom Wall aus das d. Der Beamte schlich gebückt, vom Buschwert dkrdeckt, nach dem Stande wes Diebes, setzte auf den Wall und sprang jenseits hinunter. Er riß die Waffe in Anschlag. »Sieh! Gewehr weg oder ich schieße!« s Der Wilderer zuckte zusammen und Jsab über die Schulter nach dem Ver »folger. Er spannte mit unauffälligem TDruck den Hahn zum noch geladenen Lauf seiner Doppelflinte, warf sich blihschnell aus die Erde und gab noch iim Niederwersen Feuer. Dem Gegenknall aus der Wa se des Försters solgte ein beiserer Au chrei. Der Beamte schwantte und schlug schwer zu Boden. »Tod und Teufel!« zischte der über raschte Dieb zwischen den Zähnen. »Du oder ich!« Er ließ das Wild im Stich und flüchtete ins Dunkel des Forstes. Beim Uebertlettern des Walles blieb seine schwarze Maske an einem Schlehdorn haften. Der Flüchtende nahm sich nicht einmal die Zeit, sie loszulösem er riß sie vom Gesicht und mit einem Ruck von dem Strauch, der inoeß so start war und so gut gefaßt hatte, daß ein Fetzen der schwarzen Hülle, oon dem Diebe nicht bemerkt, hängen blieb. — 2. Ann - Len Tatnms tanzte nicht mehr. ESie zog sich in eine Ecke des vonStauh und Tabatsdunst erfüllten Saales zurück und btiitete vor sich hin. Die Burschen ließen sie in Frieden. Als sie durch die niederen Saalfenster die Abnahme des Tages hemertte, ftand sie auf und ging hinaus. Sie kehrte nicht zurück. Das dicke Umschlagetuch über den Kon und die Schultern gezogen; trat sie den Heim weg an. Sie bog, als fern ihr Haus in Sicht kam, von dem zu diefetn führenden Fußfteig ad und schritt quer über die Felder nach dem Ostrand des Forftes. »Geh und halt den Griinrock fest,« hatte ihr der Bruder friih gesagt. Das freiherrliche Wild läßt sich den bäuers lichen Raps schmecken — ich will es ihm versalzen. Süßhol rafpeln, Ann-Len, und führ« den riinfchnas del am Narrenfeil -—-.« So wußte sie, wo Bill zu finden war; wo sie ihn suchen, wo jener ihn ertappen, wo sich ein Kampf auf Le ben und Tod entspinnen konnte. Während sie noch zwischen starken Hafelsträuchern halb eingetletnrnt war, erkannte sie ein Nudel Wild, das beunruhigt forttrabte. Sie sprang aus das Feld, und das erfchreckte Wild setzte flüchtend auf den Forst zu. Ein Knall — Eine athemraubende Angst fchniirte Man-Ihn die Kehle au. Dann —- ein Doppellnall.. — Sie stieß einen Schreckensruf aus und flog der Schußrichtung nach, so schnell ihre Füße sie tra en wollten« Jm Laufe erkannte te zwei dunkle Punlte. Sie flog auf den nächsten zu. —- —— Das erlegte Wild. Sie eilte weiter — und stand wiet angewurzeli. f Der Förfterl Kein Laut tam über ihre Lippen Mit gesenttem Haupte, mit laus uno thränenlofen Augen starrte sie auf den Todten. Jhre Arme hingen schlaff herab, ihr Athem ging pfeifend. Sie setzte sich neben die Leiche und fchlofz die Augen. Sie wußte nicht, daß Mitternacht vorbei war, als sie endlich des lähmen den Banneg Herr wurde. Sie raffte sich wankend auf, faßte die Waffe des Mannes und drückte den noch gefpannten Hahn ab. Sie mußte sich befreien von dem entschli chen Banne, in den das fchaurige Schweigen des Todes und der Nacht sie geschlagen hatte. Das Mädchen schleuderte die Waffe von sich. Sie nahm den erstarrten Körper des Todten auf ihre fchwachen Schultern, kletterte mit der schweren Laft mithfam den Wall hinüber und schritt schwantend durch den nacht duntlen Wald. Das Bufchtvert pettfchte ihr das Gesicht und zerfetzte ihr Kleid — fie achtete es nicht. Sie erreichte das weißgetiinchte, im Mondschein freundlich leuchtende daug eines Gutgtagliihnerg, das un weit des Forfthaufes dicht arn Wald gelegen war, ließ den Todten an der Pforte fanft auf den Boden gleiten, hufchte durch den tletnen Gemtife- und Blumengarten vor dem Qituschen und klopfte hart an das Fenster — zwei-, dreimal. »Was is, Hans-P« tönte oon drin nen eine weibliche Stimme. ,,Stine komm raus,·« scholl die Ani wokt; ausdem Ruf klang das Ent setzen. ,,Uns’ Förster — Herr Gott im Himmel!« — Amt-Lea war zitternd davon geeilt. Sie kroch in ihrem öden Heim aus den Heubodem sie konnte nicht mit dem Bruder denselben Raum theilen, in dieser Nacht nicht. Z. B«,l,1(«!iu’n Morgen, Ann-Len.« grüßte 1 . Sie schüttelte sich wie im Froste. »Wenn jemand kommt, Nun-Len, der Dich nach mir fragt: ich war zu Hause gestern Abend; Du kannst es bezeugen.« »Nein!'« Das llang scharsabweisend. Bill lachte auf. »Hast Du spionirt? Jst Dit’s leid um den Grünrock?« fragte er höhnisch. »Ich werd Dich nicht an den Gal gen bringen. Red Du selber, wenn sie kommen. Siehst Du das Blut an gieineräi Rock —- und da —- und a — « ,-s-« »chcc VAL. ,Wir haben getanzt, weißt Du, — um Mitternacht Der Mond leuchtete dazu, der Tanzboden war das Raps feld, und eine Eule machte die Musik: »Komm mit«. Wir sind durch den Wald getanzt. bis ihm —- der Athem ausgegangen ist — und die Liebe — und das Leben —.« Sie spie ihn an und drehte ihm den Rücken. Sie schloß die Stubenthiire hinter sich ab, kleidete sich um, tramte am Herd und verbrannte die zerfetzte, zertnitterte blutbefchmutzte »Fahne«. »Ann - Len, « rief er sie an, »ich tonnte nicht anders. Er oder ich « s »Wär um Dich nicht schad gewe en.'« ,,Wirst Du mich verrathen?« fragte er drohend Sie uctte verächtlich die Schultern. Bill Flammä saß auf der Diele und flocht an einem Korb als der Eingang plötzlich versdunteli wurde, zwei Gen darmen dicht vor ihm standen und ihn für oerbaftet erklärten. »So? Und weswegen?« ,,Wegen Wilderns —- und noch aus einem andern Grunde.« Er folgte den Beamten äußerlich ge lassen. Kurz nach seiner Absiihrung fand sich eine Gerichts - Commission im Waldhause ein, die die Schwester des Verhafteten verhörte und eine Durch suchung des Hauses vornahm. Ann-Len antwortete auf die an sie gerichteten Fragen talt und bestimmt. »War Jhr Bruder gestern Abend zu Hause?« »Nein.« ,,Wo war er?« »Das hab’ ich nicht gefragt.« «Wissen Sie, weshalb er oerhaftet ists-« »Wegen Wiiderns- sagten die, die» Iß- ia-lO-- « sssssssssss »Und Mordes!« fügte der Beamte schth hian s Sie schwieg. s »Wußten Sie davon?« »Nein.« »Wußten Sie um das Wildern Jh . res Bruders?« »Nein.« »Der Förfter Emmerfeld ift erfchofs sen worden. Er wurde weit von der Mordstell aufgefunden. Daß er sich selbst dorthin geschleppt haben sollte, ist ausgeschlossen. Der Schuß, der ihn niederstrerkte, war auf der Stelle tödt lich. Daß der Mörder sich seines Opfers erbarmend angenommen ha ben sollte, ist ebenso unwahrfcheinlich Es wird vermuthet, daf; neben dem Mörder eine dritte Person die band im Spiele hatte, daß der Mörder Jhr Bruder und die dritte Person im Bunde Sie waren.« »Nein.« »Sie waren die Geliebte des För stets?« »Nein.« »Aber er bewarb sich um SM« »An-bete auch.« »Sie liebten ihn nicht?« »Ich kenne keine Liebe.« »Sie spielten mit ihm?« »Wie die Katz mit der Maus —!« ,,Antworten Sie, wie es sich ge bührt! — Sie erfreuen sich keines gu ten Rufes. Es wird Jhnen dienlich sein, wenn wir uns mit Jhrer Person nicht näher zu befassen haben.« »Sol! ich in’s Zuchthausis Jch habe nichts gethan, was mich dahin bringen könnt. Vielleicht tommt’s noch.« Die Durchführung des Hauses nahm ihren Anfang und dauerte durch Stunden. Die Kleidungsstiicke Bill Tamtns’, die Doppelfijnte —- noch ein Vorlader — Pulverhorn und Schroibeuiel wur den mit Befchlag belegt. Ein schwerer Seidenrock im Spinde Nun-Zeus fiel den Beamten auf. Sie durchsuchten das dünne Seidenfutter und fanden an einer Stelle ein Stück » unregelmäßig herausgefchnitten " Der führende Beamte fah feine Be ! gleitet verftändnißvoll an, ließ sich ei nen kleinen, schwarzen, im Schleifen - büfch an der Mordftelle gefundenen Jeden reichen, verglich und nickte be friedigt. « ,,Woher haben Sie dies werthvolle »- Kleidungsftiick?« »Von Frau von Bülow.« ,,Geschentt erhalten?« »Ja.« · Haben Sie diefe Zerstörung ange richtet?« Amt-Leu entfann sich, daß sie vor Wochen das Stück herausgefchnitten und dem Bruder eine Maske daraus gefertigt hatte. »Nein-« antwortete sie kalt . . . . Die Beamten entfernten sich. —- —— Die Verhandlung vor dem Schwur gericht verlief sensaiionell. Der Angeklagte leugnete hartnäckig und setzte seine Hoffnung aus die Schwester, als ihm durch den Fund des Seidenfetzens an der—Mordstelle und die Behauptung, der Fund sei ein Theil der Bermummung gewesen, arg zugesetzt wurde. Der Präsident ließ die Zeugin Anna Magdalene Tamms Vorführen und belehrte sie: »Ich mache Sie daraus aufmerk sam, daß Sie Antworten, mit denen Sie sich selbst oder Jhren Bruder be lasten könnten, abzulehnen das Recht haben.« Dann fragte er: «Stamnrt der Ausschnitt in dem Kleide von Ihrer Hands« Jhr taltes Auge streifte selunden » lang den Bruder-, der den Blick wer bend und drohend erwiderte. »Nein!« antwortete sie schroff. »Waren Sie am Abend des Mordes oder vor her an dem Thatorte?« Wieder klang es einsilbig und deut lich: »Nein« »Sie können also den Stofffetzen nicht an den Thatott des Verbrechens vertragen haben?« » »Nein.« »Waren Sie es nicht, die den Er mordeten vom Thatort nach dem Ar beiterhause trug, vor dem er von den aus dem Schlaf geweckien Bewohnern gefunden wur·de?« Sie zögerte nicht einen Augenblick. »Nein!« klang es trotzig. »Sie lügt! Laßt sie schwören!« rief der Bruder heiser. Der Gerichtshof beschloß nachsichtig die Nichtvereidigung. Ann - Len trat ab. Ein Dutzend Belastunaszeugen wurden nach ihr vorgerufen. Gutes war von Bill Tamms wenig zu sagen. Der Faltenblick des öffentlichen Anllägers ruhte am Schluß seines Plaidohers durchdringend auf dem Mädchen. »Verwaist, verwahrloft,« sagte et irr in dem Unterscheiden von Recht und Frevel —— und doch nicht — doch nicht ganz ohne Kern. Der, an dem sie gehangen hat, mehr als ihre irrege leitete Seele zugestehen will, hat eine letzte Wohlthat von ihr empfangen, die selbst das lügnerische Und verbreche rische Weib noch adelt. Das Mitleid mag ihr folgen- das dem andern aus dem Geleis Gerathenen versagt wer den muß, der zu dier Blutthat an dem Fremden den Verrath an der eigenen Schwester gesellen, der sie mit sich hin abreißen wollte. Jch habe fiir meine Entriistung tein Pfui, ich habe nur das Bedauern, daß ich nicht die Strafe des Todes beantragen darf fiir einen Menschen« der auch der letzten und ge ringsten Spur von Ehre bar ist.« Das Urtheil lautete auf fünfzehn Jahre Zuchthaus. »Katze, Dich werd’ ich ersäufen. wenn ich wieder raus hinl« zischte der Verurtheilte der Schwester wild zu. Arm-Leu lam ihm zuvor. Ihre Leiche wurde aus einem Feld teich gezogen, der sich in der Nähe ihres öden Heims befand. »Aus dem Geleise!« Durch Zufall gab auch der Gutsherr von Biilow, der als Amtsvorsteher auf die Un glücksstiitte gerufen worden war, sei nen Empfindungen mit dem Worte des Staatsanwalts Ausdruck. ,,——Aus dem Gleis »die Alten —- die Jungen. I Die hier -— —— hat sich zurückgefunden, s und der, den sie liebte mit ihrem ver j irrten Herzen, ist ehrcnd gefallen Im Dienste der Pflicht, das — ver söhnt ———« ---———-..—-——- « ’S giebt doch noch ehrliche Leut" Eine lustige Geschichte von Friedrich Herni. Daß unsere schöne Mutter Erde jetzt voll ist von den krassesten Besit misten, wird niemand leugnen. Um so wohler thut es uns- wenn wir ein mal auf einen unverwüstlichen Opti misten treffen. Ein solcher war der biedere Hirschenwirth — Gott hab' ihn selig! —- Jtnmer war er lustig und sidel, nichts konnte ihn aus der Fassung bringen. Darum gedieh auch der sterbliche Theil seines werthen Jchs von Tag zu Tag mehr, so daß er, um seine Kniee.einer Okularinspek tion unterziehen zu können, schon seit Jahren in den hohen Wandspiegel blicken mußte. Eines Abends trat ein seiner Herr in oas Wirthshaus. Der Hirschen wirth empfing ihn mit aller Grazie, über die er verfügen konnte, und der Herr that ihm die Ehre an, nicht nur seinen Saftbraten mit Schmortartof feln und seinen Wein ausgezeichnet zu finden — er vertilgte von beiden tüch tige Portionen —, so dern auch die Nacht unter seinem bes eidenen Dache zu verbringen. Der Hirschentvirth schwebte im siebenten Himmel über die neue, noble Kundschaft. Der feine Gast hatte den Wunsch ausgesprochen, am anderen Morgen nicht geweckt zu werden« So ward es denn 11 Uhr und der Herr hatte noch immer kein Frühstück verlangt. Der Mittag kam heran, ohne daß ider Gast sich rührte. Als aber der Nachmittag verging und trotz allem Lauschen kein Geräusch im Zimmer zu vernehmen, wurde doch das runde Gesicht des Hirschenwirs thes etwas länglich und feine kleinen Augen blinzelten unstiitt umher-e Wer weiß, was dem armen Herrn zuge stoßen! Als nun auch alles Klopfen und Ruer nichts half, ließ er den Schlosser holen und bald öffnete sich die Thür. Der weichherzige Wirth kniff schon die Augen zu, um das schreckliche- was sich den Eintreten den darbieten werde, nicht zu sehen, als der Ruf: Durchgebranntl ihn schnell in die Lage einweihte. Trotzdem die Sache tlar auf der Hand lag, konnte doch der Hirschen wirth die Möglichkeit einer solchen Schandthat nicht fassen. »Wer wird denn nur immer gleich das Schlimmste denken!« entgegnete er den Stammgäften, die ihn tüchtig auszo gen. »Der Herr ist vielleicht sehr lzer streut uno wird mir, sobald er sich darauf besinnt, gewiß den kleinen Be trag senden. Wir werden ja sehen, wer recht behält!« Monate vergingen, ohne das; der be wußte Herr auch nur ein Sterbens tvörtchen von sich hören ließ. Selbst der Hirfchenwirth schwieg jetzt klein laut. So waren fast zwei Jahre verstri chen. Es war Sommer und das Wirthshaus zum Hirsch-en von oben bis unten mit Sommerfrischlern be setzt. Jm wastzimmer herrschte ein reges Treiben, und so fiel es nicht auf, daß auch ein einzelner Herr Platz genommen hatte. Er ließ sich reichlich zu essen und zu trinken gehen und fragte schließlich, ob er den Herrn Wirth sprechen könne. Der Hirsch-Ins wirth kam und der Fremde begann: »Sie weredn mich nicht« mehr tennen. Es ist ziemlich zwei Jahre her, da lehrte ich auch in Ihrem Gasthaus ein. Jch befand mich damals in einer schrecklichen Geldverlegenheit nnd, ich aestehe es zu meiner Schande, ging Iliorgsens heimlich fort, ohne meine Rechnung zu hegleichen. Jch kam nie wieder in diese Gegend und konnte meine Schuld deshalb nicht tilgen. Das Gewissen nöthigte mich aber Von Tag zu Tag mehr, diesen Makel von meinem Namen zu wifchen, und so bin ich denn heute deshalb hergekommen, zugleich auch um Sie reumiithigst um Verzeihung zu bitten!« Der Hirschenwirth hatte, als der Herr zu reden anfing, seine kleinen Augen ausgerissen, soweiteskging Je weiter dieser sprach, umsomehr lief ein Schmunzeln iiher fein Gesicht, und als er geendet und wie ein zerknirsch ter Sünder vor ihm stand, da flog er jenem an den Hals und rief: ,,’s gibt doch noch ehrliche Leut’! Jch 1Vnßt’s, das-, Sie kommen würden!« Und hin aus stiirzte er ins Herrensiiibeh wo so mancher Spötter saf-« und erzählte die Geschichte, durch die es wie ein Re frain klang: ’s gibt doch noch ehrliche Leut’! Da lief er wieder zu dem be — wußten Herrn und wollte diean berech auö in die Herrengefellfchaft einschen, was dieser bescheiden ablehnte. Er bitte nur um ein Nachtlager, da er sehr müde sei. —Ein Nachtlager! — Da war guter Rath theuert Das Haus war bis in die kleinsten Winkelchen oermiethet. Doch halt! Da mußte Hilfe geschafft werden. Noch war ja im ersten Stock das Staatszimmet des Wirthes leer. Da konnte man f on sin einen io noblen und ehrenwert n Gast ein Bett aufschlagen. Eis dies geschehen, nahm der Bewußte wieder wie einft ein ausgezeichnetes Nacht mahl zu sich und dann bgleitete der Wirth ihn selbst hinauf. Oben ange kommen, zog jener eine Brieftafche und bat um die alte und neue Rech nung, die er gleich abmachen wollte damit er endlich einmal ruhig schlafen könne. Damit war aber der Hirfchenwirth nicht einverstanden Die Kieinigteit habe bis morgen früh Zeit. Nach eini gem Drangen gab der Fremde nach. Am andern Morgen fchon beizeiten wußte der ganze Flecken die Wunder mär, daß der einst durchgebrannte Herr nun doch zurückgekehrt sei. So gegen 9 Uhr ging derselbe mit dem Frühstück selbst hinauf. Er klopfte —- teine Antwort! Er rief alles still! Wiederum versammeln sich Leute — endlich wird die Thiir mit einem zweiten Schlüssel geöffnet — wer beschreibt den Schreck —- alles leer! Und nicht nur der edelmüthige Herr tvar davon, nein, er hatte auch noch fiir gut befunden, das in einem Glasfchrank aufbewahrte Gold- und Silberzeug der Familie mitzunehmen. Der Hirschenwirth fiel in eine tiefe Ohnmacht. So eine Niederlage hatte fein Optimismus in feinem ganzen Leben noch nicht erlitten. Vier Wochen lang ließ er sich gar nicht sehen, um dem Spott auszuweichen Den Gauner hat man nicht erwifcht. Es war dem Hirschenwirth im Grunde genommen auch recht lieb. So oft ihm aber jemand zurief: »Nicht wahr, Hir fchenwirth, «’H gibt doch noch ehrliche Leut’!« da schoß ihm das Blut in den Kopf. —Aber Optimift ist er geblie an kir- ne kais-»an- iybkyn Dieb«-muss --.. -.- » ........ W» »..,-...»--,. —- ws- — Schonend vorbereitet. Der Herr Olivengrün hat im Case haus Franzefuß gespielt und mitten im Spiel hat ihn der Schlag gerührt. Sei nem Freunde, dein Herrn Scherbel, wird die Aufgabe zu Theil, der Gattin des so plötzlich Dahingeschiedenen scho nende Mittheilung von dem Unglücke zu machen. Er geht also in deren Wohnung und tlingelt. Frau Oliven griin öffnet. »Guten Tag, Herr Scherbel, wie geht’s?« Wie soll’s mir gehen? Gut gehPs mir!« ,,Haben Sie meinen Mann nicht ge sehnt-« »Jawohl, den hab' ich geseh’n!« »Gewiß hat er wieder Franzefuß ge gesessen?« ,,Jawohi, im Cafehaus hat er ge sessen.« »Gewiß ha ter wieder Franzefuß ge , spielt.« » »Jawohl, Franzefuß hat er auch gespielt.« - »Da hat er gewiß wieder verloren?« Jawohl, verloren bat er auch; viel Geld hat er verloren.« " »Viel Geld? Der Schlag soll ihn treffen!« »Sei-en Sie, Frau Olivengriin- ge rade wegen dem lomni’ ich zu Jhnen!« —-—— Gitter Rath. Herr litn Direktionsbureau der Lebensversicherungsgesellschaft): Hier ist die Police und die letzte Prämien quittung meines Onkels, ves Profes sors Schnüfler. Ich bitte, mir die Summe auszuzahlen, für die er ver sichert war: er ist todt. Direktor-: Es fehlt aber der Todten schein! Herr: Den kann ich leider nicht bei bringen, denn mein armerOntel wurde auf einer Forschunasreise im inneren Afrika von den Wilden gefressen. Direktor: Thut mir leid, ohne Tod-. tenschein kann ich nichts aus-bezahlen. Aber reisen Sie doch nach Afr.la und lassen Sie sich von den Wilden beschei gigem daß sie Ihren Onkel gefressen aben. Unbctcchtigt. Herr lan Krücken und einen Ver band iiber dem Auge): Guten Tag! Jch komme nun, die Unfallversicherung zu erheben. Jch hin vor acht Tagen vie Treppe hinuntergefallen und werde einen Monat arbeitsunfähig sein. Direktor der Versicherungsgesell schaft: Junger Mann, wir haben uns nach Ihnen erkundigt und müssen be dauern, Jhre Forderung zurückzuwei sen, da Sie an dem Unsalle selbst schuld waren. Sie wußten doch, daß der Vater der jungen Dame zu Hause war. Post-alte Kritik. ,,Zwar wies die Musik der Oper, die gestern hier ihre Premiere erlebte, viele Entlehnungen aus den alten Meistern auf, dafür setzte sich jedoch das Textbuch nur aus neueren Dich tungen zusammen.« Unnolseb »Gott, wie unnobel mein Freund, der Kommerzienrath Golvheimer ist! Der weiß, wie viele Bilder er in sei ner Gallerie hängen hat.«